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Nr. 154 34. Jahrgang

2. Seilage ües vorwärts

Vonnerstag, 17. Mai 1417

Parteinachrichten. Der Wiederaufbau der Partei. In einer KreiS-Generalverfammlung des Sozialdemokratischen AcreinS Solingen, die vor einigen Wochen tagte, wurde, wie wir damals berichtet baben, der Beschluh gefaht, die Wahlkreis- organisation in eine solche der Unabhängigen Partei um- »wandeln. Damit wurden die Anhänger der Parteimehrheit im Kreise außerhalb der Organisation gestellt und die Sozialdemo- kratische Partei Deutschlands hatte im Wahlkreise Solingen keine Organisation mehr. Die Anhänger der Parteimehrheit haben deS- balb sofort alle Schritte unternommen, um der Sozialdemokratie auch im Wahlkreise Solingen wieder zu der ihr gebührenden Stellung zu verhelfen. Für den letzten Sonntag hatte man zu dem Zwecke der Gründung eines Sozialdemokratischen Vereins nach dem etwa im Mittelpunkte de» Kreises gelegenen Ohligs eine Versammlung der Anhänger der Sozialdemokratischen Partei einberufen, die die Schwenkung in die unabhängige Partei nicht mitmachen wollen. Ob- wohl gleichzeitig die Arbeiter der großen Eisenbahnwerk- stätten eine gewerkschaftliche Besprechung hatten und da» wundervolle FrühlingSwetter viele Arbeiter bei ihren durch den langen Winter arg verzögerten Garten- und Feldarbeiten festhielt, war der Besuch doch gut, jedenfalls bester als der jener Versammlung, die den unbesonnenen Entschluß zum Anschluß an die Unabhängigen angenommen hatte. Genosse D r ä u e r- Elberfeld referierte über die. S i t u a t i o n in der Partei'. Er er- örterte die bekannten Ereignisse, die zur Spaltung geführt haben, und verteidigte die Politik der FrakrionSmebrheit. Angesichts der Tatsache, daß das Parteiblatt des Kreises, die.Bergische Arbeiterstimme', bei der Information der Genosten außer- ordentlich einseitig verfährt, mußte Genoste Dräuer alle die Streitfragen der Reihe nach behandeln und in dem .unabhängigen' Schlagwörter-Lexikon gehörig nach dem Rechten sehen,«eine Auseinandersetzungen über den.Vorwärts- raub' und über das angebliche Hinausdrängen der Opposition auS der Partei sowie seine Behandlung der au die Spaltung sich knüpfenden Schuldfrag« machten tiefen Eindruck. Die Versammlungsbesucher, die meist aus älteren, erprob- ten Parteigenossen sich zusammensetzten, zolltem dem Redner leb- haften Beifall. Der Scheu vor der Wiederkehr des.ParteistankS' im Wahlkreise gab nach dem Referate der Vorsitzende der Versamm« lung, Genosse S ch a a l- Solingen, beredten und treffenden Aus- druck. Genosse Schaal nahm auch die Parteizersplitterer im Wahl- kreise unter die Lupe. Es hat lange gedauert, so führte er aus, bis man im Kreise Solingen etwas von der Verwerflichkeit der MchrheitSpolitik gehört hat. In der letzten, vor dem Kriege ab- gehaltenen Volksversammlung hat der Abgeordnete Dittmann, das jetzige Vorstandsmitglied der.Unabhängigen', ausgeführt, daß uns gar nichts anderes übrig bliebe, als im Falle des Kriegsausbruches die Kriegskredite zu bewilligen. Und die zum größten Teile aus Sozialdemokraten zusammen- gesetzte Versammlung stimmte ihm damals zu. Nachdem Dittmann dann dreimal die Kredite bewilligt hat, ist er der Führer der Gegner der Bewilligung im Bergischen Lande geworden. Wie geht das zu? Vielleicht könnte man darüber näheres im Kreise Remscheid erfahren. Ein weiterer Diskussionsredner, Genoste S e e g e r t- Solingen, crinilerte an die Absplitterungen der.Jungen' oder.Unabhängigen' im Jahre 1891. Was ist aus dieser Bewegung geworden? Wo sind diese.Unabhängigen' geblieben? Nun, sie haben zum großen Teil den Weg in die Partei zurückgefunden. Die Fuhrer dieser Bewegung sind allerdings mehrfach Renegaten geworden. Im gleichen Sinne äußerten sich mehrere Redner. Darauf wurde zum Wiederaufbau der alten Parteiorganisation geschritten. Das war eine einfache Sache, weil alles so bleibt, wie es in der alten Organisation war. Der Vornahme dieser Rekonstruktion stimmte die Versammlung mit über hundert gegen zwei Stimmen zu.(Ter Beschluß, die Organisation den.Unabhängigen' auSzu- liefern, war mit 80 Stimmen gefaßt worden.) In den provisorischen Vorstand wurden gewählt: Schaal- Solingen, Linder- Ohligs und Klein. Es wurde dann noch beschlosten, ungesäumt mit einer groß- zügigen Agitation für die.neue alte' Organisation zu beginnen. In allen Distrikten werden Versammlungen abgehalten werden. Man hofft, daß sich die neue Organisation bald diejenige Stellung erobert hat, die dem Stimmenverhältnis und dem früheren Stande der Dinge entspricht. Konserenz für den Agitationsbezirk Fraokfnrt a. M. Am Sonntag tagte in Frankfurt a. M. eine außerordent- lichc, gut besuchte Konserenz für den Agitationsbezirk Frankfurt a. M., die durch die Parteispaltung notwendig geworden war. Aus den Wahlkreisen Frankfurt a. M., Wiesbaden , Höchst-Usingen, Hanau , Marburg und Wetzlar waren 8g Delegierte anwesend. Ferner nahmen an der Tagung teil die Reichstagsabgeordneten B r ü h n e, Hoch und Dr. Ouarck, der provisorische Bezirksvorstand und Vertreter der.Volksltunme. zusammen öS sttmmberechtigte Ge- nosseu. Der Parteivorstand war durch den Genossen WelS vertreten.

in der Frage der EroberungSpolttik rn ihrer Unklarheit beharre. Sie müsse klipp und klar Stellung nehmen und zwar in einer Sprache, die das Volk verstehe. Davon werde die Hallung der Partei zur Regierung abhängig sein. Die Parteileitung habe versucht, auch während des Krieges international« Verbindungen anfrecht zu er« halten. Die Kriegsziele der deutschen und der russischen Sozial- demolraten seien bekannt, sie forderten«inen Frieden ohne Annexionen und ohne Kriegsentschädigungen. Die englischen und französischen Sozialisten seien aber daran, diese klaren Forderungen zu verwirren. Die Hoffnungen der Sozialdemokratie seien auf Stockholm gerichtet. An das Referat schloß sich eine ausgedehnte D i S k u s s t o n. Redakteur Wittrich- Frankfurt a. M. brachte eine Resolution ein, die das Bekenntnis zur-Landesverteidigung bekräftigte, vom Reichs- kanzler Klarheit in den Kriegszielen verlangte und bei der Fort- dauer seiner Vieldeutigkeit seine schärfste Bekämpfung forderte, was auch in der Haltung zu den kommenden Kreditforderungen sich ausdrücken müßte. Reichstagsabzeordneter Hoch sprach in ähnlichem Sinne. Wenn die Regierung sich dennoch iveigere, unserem Verlangen zu entsprechen, was dann? Dann müsse die Fraktion die Kredite ab- lehnen. Jetzt sei die� Swnde für eine klare Entscheidung ge- kommen. Die Gegensätze in der Partei seien gar nicht so groß. Von anderer Seite, Ouarck und D e i d n e r- Frankfurt am Main, wurde eS für bedenklich erklärt, die Fraktion auf die Ab- lehnung der Kriegskredite festzulegen. Auch Genosse Wels wandte sich entschieden gegen diesen Passus in der Resolution. Nach weiterer Aussprache wurde der Satz, die Konferenz habe die Auffassung, daß die Reichstagsfroktion die Kriegskredite ablehne, falls die Reichs- leltung unserem Verlangen nicht befriedigend nachkomme, mit großer Mehrheit abgelehnt und dann die Resolution WittrichS einstimmig angenommen. Ueber die Organisation und die Agitation im Bezirk referierte hierauf Landessekretär N e u m a n n- Offenbach a. M., der in der letzten Zeit die Agitation im Lezirl leitete.- Zil der Mehrzahl der

Kreise seien die Beziehungen zur alten Partei wieder hergestellt, die Mehrheit der Genossen im Bezirk ständen treu zu ihr. Eine intensive Agitation müßte einsetzen, um den Treibereien der.Unabhängigen' ein Paroli zu bieten. In der Aussprache wurde die Anstellung eines neuen Bezirksekretär« als dringend notwendig bezeichnet. Bei der Wahl des neuen Bezirksvorstande« wurde der früher« Vorsitzende, Genosse Eduard Gräf , wieder al« Vorsitzender gewählt. In einer Zuschrift an die.Lltenburger VolkSzeitung' wird die Gründung einer neuen Organisation der deutschen Sozialdemokratie in Gotha mitgeteilt und gegen die der gemeinsamen Sache so sckäd« liche Schreibweise des dortigen.Generalanzeigers' lebhaftester Ein« spruch erhoben._ Mißlungene Maßregelung. In Braunschweig sind die Spartakufle auf die Entlastung der bereits zwanzig Jahr« im Dienst ihrer Genostenschaft stehen- den Lagerhalter Gelpke und Ohlendorf versessen, weil diese sich an den Ausbrüchen des Wortradikalismus nicht beteiligten. Die Verwaltung der Konsumvereine kündigte aber nicht, weil die auf Seite der Parteimehrheit stehende Minderheft der AufsichtSrats- Mitglieder eine Beschlußfassung über die geplante Entlastung verhinderte. Di« in ihrer kleinlichen Rachsucht unermüdlichen Spartakusse setzten nun eine Mitgliederversammlung durch, um die fünf widerspenstigen Aufsichtsratsmitglieder aus dem Vor- stand zu drängen. Für diese liebenswürdige Anregung stimmten aber nur 504 Mitglieder, dagegen 242. Da die Dveiviertelmehr- heit nicht erreicht war, so galt der Antrag als abgelehnt.

Verschwunden? Die Bremer.Bürgerzeiiung' teilt mit, daß Knies, der Her- auSgebcr der.Arbeiterpolitik", mit einer sehr schnellen Abreise seine engeren Parteifreunde überrascht habe. Ein Jvgendtag deS Bezirk» Niederrhein wird Pfingsten in Duisburg stattfinden. Die proletarische Jugend, die sich nicht in den Parteistreit hineinziehen lasten und die sich nicht außerhalb des Rahmen« der bisherigen bewährten Jugendorganisation stellen will, wird hierzu eingeladen. GroßSerlln Gegen die Schließung der städtische« vadeanstalte«. Die städtische Badedeputation gab kürzlich durch Anschlag bekannt, daß nächsten» sämtliche Badeanstalten geschlossen werden. Der immer fühlbarer werdende Mangel an Kohlen und an Personal, heißt eS da, hatte bereit» im Januar dazu geführt, den Betrieb der Schwimm- hallen einzustellen. Man hoffte damals, wenigsten» den Betrieb der Wannen- und Brausebäder dauernd ausrecht erhalten zu können; doch auch dies sei jetzt nicht mehr möglich. Aber es mutz möglich sein in einer Zeit, in der die Reinlich- keit das Gebot der Stunde ist. Jetzt, an der Schwelle des Sommers, werden die Badeanstalten geschloffen! ES gibt keine Unvernunft, wenn das nicht eine ist. Noch ist eS nicht so warm, daß man in einem Fluß oder einem See baden könnte; noch kann niemand wissen, ob das Sommerwetter so sein wird, daß man häufig im Freien wird baden können, und schließlich ist e» doch nicht jeder- manns Sache, sich in einem Freibad einer Reinigung zu unterziehen. Nicht jeder ist in der angenehme» Lage, ein« Badestuve zu be- sitzen, ja sehr vielen ist nicht einmal die Möglichkeit geboten, sich zu Hause gründlich waschen zu können, namentlich jetzt, wo einem statt Seife Ton und Säbelputzpaste zur Verfügung stehen, ersetzt eine Waschung uiemalS ein Bad, Ein Arbeiter, der sechs Tage in einer Bude schwitzen und Dreck schlucken muß, hat am Wochenende kein größeres Verlangen, als zu baden, seinen Körper gründlich zu reinigen. DaS ist ihm ein Bedürfnis, fast wie Esten und Schlasen, Die Stadt Berlin aber schließt kurzerhand alle ihre Badeanstalten. Bedenkt sie denn gar nicht, daß sie dadurch der Volksgesundheit einen schweren Schaden zufügt und der Ausbreitung der Pocken, die doch im wesentlichen eine Schmutzkrankheit find, Borschub leistet? Gewiß ist der Mangel an Kohlen und Heizpersonal groß, aber für die Stadt, für ihre Badeanstalten muß einfach beides vorhanden sein,

Enorme Preissteigerung für Krähen. Die volkswirtschaftliche Abteilung deS KriegSernährungSamt? hat folgende Richtpreise für 5irähen für angemeffen erachtet und den Preisprüfungsstellen und Kriegswucherämtern als Unterlage für Ahn- dung übermäßiger Preissteigerungen übermittelt: 60 Pf. bis 1 M. als Jägerrichtpreis am Versandort und 1,16 M. bis 1,50 M, als Kleinhandelsrichtpreis bei Abgabe an den Verbraucher. Soweit Jäger oder deren Beauftragte unmittelbar nach Städten über 106 666 Einwohnern liefern, kann der Jägerrichtpreis bis zu 20 Pf. überschritten werden und dementsprechend der Klein- Handelspreis um den gleichen Betrag. Im vorigen Jahre wurden den Städten Krähen für 25 Pf. das Stück angeboten. Nach den obigen Richtpreisen können die Jäger bis 1.26 M. nehmen. Das ist eine Preissteigerung von 486 Prozent. Wodurch rechtfertigt sich diese? Sind etwa auch hier.die Produktionskosten' so sehr gestiegen? Oder befinden sich nur die Richtpreise in unabänderlicher Aufwärtsbewegung? Tie Kartoffeln der Laubenkolonisten. Um bestehende Zweifel zu zerstreuen, weisen wir darauf hin, daß die Reichskartoffelstelle erklärt hat, daß die im Wege des Klein- gartenanbaues gezogenen Kartoffeln von einer Fläche in Größe bis zu 266 Quadratmetern den Kleinanbauern belasten bleiben werden, auch wenn nach den dann bestehenden Voischristen über die VerbrauchSregelung die geernteten Mengen größer als die ihnen zustehenden Mengen sein sollten, und daß die etwa erforder- lich werdenden Genehmigungen zur Ausfuhr derartiger Kartoffeln für den eigenen Bedarf in Zukunft anstandslos den Kleinanbauern erteilt werden._ Der TtadtverordneteneuSfchuß zur Vorberatung der Magistrats- Vorlage über den Erwerb von Kuxen der Gewerkschaft Trier I bis III hat sich am Mitlwoch nach längerer Beratung vertagt. TerVorwärts" erscheint auch am Tage«ach Himmelfahrt in der gewohnten Weise. Die Zahlung der KriegSunterstützungen erfolgt, wie uni der Magistrat Berlin sSreibt, laut Gesetz in halbmonatlichen Raten im voraus. Die UnterstützungSbureauS leisten die Zahlungen in den dafür festgesetzten Zahltagen, welche drei bis vier Tage vor dem Monatöerften oder der Monatsmitte liegen. Sie sind bei ihrer sonstigen großen Arbeitslast außerstande, die Wahl deS Zahl­tages in das Belieben der Empsänger zu stellen. Würde jedem Empfänger es überlassen, sich seinen ZahlungStag nach Gutdünken zu wählen, so würde kehr zum Schaden der Gesamtheit der KriegSuiitcrstützungsempfänger das Zahlungsgeschäft sich sehr wesentlich verlangsame». Es ist daher im Allgemein- interesse dringend geboten, daß die Unterstützlen an denjenigen Tagen die Unlerstützung abheben, die für sie festgesetzt worden find. Wenn auch selbstverständlich aus dringenden Gründen hiervon

einmal abgewichen werden kann, so dürfen doch solche Abweichungen nicht grundlos wie da« letzthin öfters beansprucht wurde der« langt werden. Dir Kleider-BerwerwngS-Gesellschaft, Konnnandantenstr. 86/81, der die Bearbeitung der vom Wirft Atstsbezirk Groß-Berlin für Kleiderverwertung entgeltlich und unentgeltlich erworbenen getragenen Kleidungsstücke, Wäsche und Schuhwaren übertragen ist, wird in nächster Zeit mit dem Verkauf beginnen können. Hierbei werden die Bewohner der zum Wirtschaftsbezirk gehörigen Gemeinden in- sofern bevorzugt werden, als ihnen eine Ermäßigung von 10 Proz. bewilligt werden wird. Von den Gemeinden Groß-BerlinS gehören bekanntlich außer Berlin die Städte Chdrlottcnburg, Schöneberg . Wilmersdorf sowie die Landkreise Teltow und Niederbarnim zum Wirtschaftsbezirk. Die Verkaufspreise für die Sachen, welche sämt- lich desinfiziert und aufgearbeitet sind, werden, wie uns der Magistrat Berlin mitteilt, äußerst mäßig sein. Die Transportzentrale des Oberkommandos in de« Marken ist am Mittwoch, den 16. Mai, nach dem Hanfe Am Karlsbad 12/13 übergesiedelt. Alle Anträge auf Gestellung von militärischen TranS« Portmitteln, Gespannen und Mannschaften sind fortan dorthin zw richten. Der bisher in den Ränmen der Handelskammer zu Berlin . Dorotheenstr. 8, geführte Geschäftsbetrieb der Transportzentrale wird vollständig eingestellt. Telephonisch ist die Transportzenftale fortan unter folgenden Nummern au erreichen: Zentrum 161, 168, 1244112446, 12483/84, 6738-6742, 16836-16837, 16874/7S, 16898, 4969. Die österreichischen und ungarischen MusterungSpslichttge« haben in Abänderung der früheren Kundmachung bei der jetzt stattfindenden Musterung statt zwischen 8 und 11 Uhr pünktlich um 8 Uhr in der Landwehrinspektion, General-Pape-Straße , zur Konskription zu er- scheinen. Landaufenthalt für Stadtkinder in den Bundesstaate». Auf An- regung des Präsidenten des Kriegsernährungsamts ist in den meisten Bundesstaaten eine dem Muster Preußens ent- sprechende Organisation zur Vermittelung von Landaufemhalt für Stadtkinder geschaffen worden. Der Verein.Landaufenthalt für Stadtkinder' in Berlin bildet die Vermittelungsstelle für die Rege« lung von Angebot und Nachfrage der Bundesstaaten untereinander, so weit ein solche« Ausgleichsbedürfnis besteht. Die neuen Rcisebrotmarken. Von jetzt ab gelten nur»och die neuen Reisebrotmarken mit Wertpapierunterdruck in Gestalt eines im grauen Felde stehenden weißen Reichsadlers. Die neuen Reisebrotmarken müssen nach der Anordnung der Reichs- getreidestelle ordnungsmäßig entwertet werden. Sie find auf der rechten Seile in senkrechter Richtung, etwa einen Zentimeter vom Rande entfernt, durchlocht. Bei der Verabfolgung von Gebäck baben Bäcker, Gast- und Schankwirtschaften usw. sofort nach Empfang« nähme der Reisebrotmarken den rechts von der Durchlochung be- findlichen Teil von der Marke abzutrennen. In Gast« und Schank- wirtschaften hat die Abtrennung nicht durch die Bedienung, sondern durch eine Person zu erfolgen, die das Gebäck an die Bedienung abgibt. Gast- und Schankwirtschaften haben also ihrem Bäcker die Marken schon in entwertetem Zustande abzugeben. Weitere neue v-Züge Berlin Köln . Zwei weitere neue TageSzüge zwischen Berlin und Köln sind jetzt nachträglich in den Sommer- fahrplan vom 1. Juni aufgenommen worden. Nachdem wir schon die Wiederaufnahme der Nachmittagsschnellzüge Berlin Köln von der Stadtbahn ankündigen konnten, ist jetzt auch der MittagSzug vom Potsdamer Bahnhof über Magdeburg und Braunschweig wieder in Aussicht genommen. Dieser V-Zug geht von Berlin 12.35, von Potsdam 1.64, von Magdeburg 2.57 und ist in Braun- schweig 4.26. Sein Gegenzug geht von Braunschweig 2.33, von Magdeburg 4.16 und kommt 6.26 nachmittags nach Berlin . Nach dem früheren Fahrplan würde der Zug aus Berlin in Köln 11.46 eintreffen, sein Gegenzug von dort 3.34 vormittags abgehen. Die genauen Zeiten teilen wir noch mit. Tie Freibäder in Wannsee und in Grünau werden heute er- öffnet. Das Bad in Friedrichshagen ist bereits am Sonntag eröffnet worden. Der Botanische Garten in Dahlem ist am Himmelfahrtstage und am 1. Psingstfeiertage unentgeltlich von 27 Uhr nachmittag» geöffnet. Das Botanische Museum am 1. Psingstfeiertage von 112 Uhr. Kinder unter 16 Jahren haben auch in Begleitung Er- wachsener keinen Zutritt. Am 2. Feiertage lueiben Garten und Museum geschlossen. Wintergarten. Da« gegenwärtige Programm, da» au« nicht weniger als 15 Nummern besteht, wird nur noch zwei Wochen zu sehen sein, da der Wintergarten am 1. Juni mit Rücksicht auf die besonderen Lugustvorbereitungen zunächst seine Spielzeit unter- bricht. Im ZirknS Busch finden heute zwei Vorstellungen statt s»'/, und 7'/z Uhr), bei welchen das Maiprogramm ungekürzt zur Aufführung gelangt. Im Sportpark Treptow gelangt da? Goldene Rad. Deutsch- lands vornehmstes Radrennen, am HimmelfahrtStage und nächsten Sonntag, 20. Mai, zur Entscheidung. Acht Fahrer werden an dem Rennen teilnehmen, welche zu je vier am Donnerstag die Vorläufe bestreiten. Von diesen kommen sechs Fahrer in die beiden Zwischen- ISufe zu je drei, welche am Sonnlag stattfinden, an welchem Tage auch der Endlaus entschieden wird. An Dauerfahrern starten Schipke. Bauer. Krupat, Pawke, AppelhanS, Przyrembel, Kuschkow und Rudel. Alle Läufe gehen über 56 Kilometer. Außer- dem findet am Donnerstag ein Halbstunden-Prämien- fahren für Flieger statt, an dem auch Rütt und Lorenz teil- nehmen. Bei einem Sturz auS einem fahrenden Eisenbahnzuge ist auf der Strecke Berlin Rathenow der Pionier Heinrich Sie in Horn schwer verunglückt. Zwischen den Stationen Bamme und Rathenow ging plötzlich die Abieiltür auf und St., der zum Fenster hinaussah, stürzte kopfüber aus dem fahrenden Zuge. Durch Notsignal wurde der Zug sofort zum Halten gebracht und beim Absuchen der Strecke fand man den Soldaren schwerverletzt und besinnungslos auf. Der Berunglückte wurde mit demselben Zuge nach Rathenow befördert und nach dem städtischen Krankenhause gebracht, wo ein schwerer Schädelbruch und innere Verletzungen bei ihm festgestellt wurden. Ein Opfer seines Berufes ist der bei der Spandau -Bötzower Kleinbahn angestellte Bremser Ernst S ch a a l e aus Kotzür geworden. Als Sch. dabei war, die Wagen eines NsberführungSzuge« der Bötzower Bahn zu rangieren, geriet er zwischen die Puffer zweier Waggons und erlitt schwere Brustquetschungen. Man schaffte den Verunglückten nach dem Spandauer städtischen Krankenhause, wo er bald seinen schweren Verletzungen erlag. Ein gefährlicher Brand kam auf dem Hamburg -Lehrter Güter- bahnhof zum Ausbruch. Arbeiter des Güterbodens bemerkten, wie au« einer Kiste, die, wie sich herausstellte, Flaschen mit Säuren enthielt, giftige Dämpfe entströmten. Die alarmierte Feuerwehr war schnell zur Stelle. Mit Sauerstoffapparaten wurde vorgegangen und dann die Gefahr beseitigt, die für die Personen und Güter groß war. Von den Flaschen waren mehrere geplatzt. Selbstmordversuch eines Bierjchnjährigc». In der Abwesenheit seines Lehrherrn versuchte sich der 14 Jahre alte Friseurlehrling Walter H. ans Neukölln das Leben zu nehmen, weil er mit der Lebrstelle unzufrieden war. Er entfernte aus dem Gasrohr den Stöpsel und setzte sich auf einen Stuhl, um den Tod zu erwarten. Rechtzeitig aber kam ein Gehilfe hinzu, der sostni Hilsc holte. E«