Nr. 137.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplag, Nr. 151 90-151 97.
Montag, den 21. Mai 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97
Neue Kämpfe bei Arras Monchh und und Quéant
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Angriffe bei Wachsendes
Artilleriefener in der Westchampagne Die bei Braye genommene Stellung behauptet Vergebliche feindliche Angriffe östlich der Cerna.
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Amtlich. Großes Hauptquartier, ben 20. Mai 1917.( W. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
Bei Arras hat die Kampftätigkeit wieder zugenommen. Beiderseits von Monchy griffen die Engländer abends nach kurzer heftiger Feuervorbereitung mit starken Kräften an; fie wurden restlos abgewiesen. Während der Nacht war die Artillerietätigkeit zwischen Acheville und Quéant außerordentlich lebhaft. Mit Tagesanbruch setzte in dieser Linie stärkstes Trommelfeuer ein, dem südlich der Scarpe englische Angriffe folgten.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Während an der Aisne in der Stärke des Feuers teine wesentliche Aenderung eingetreten ist, nimmt mt in der WeftChampagne die Heftigkeit des Artilleriekampfes zu. Die von uns am 18. 5. genommene Stellung bei Braye wurde gegen einen starken französischen Angriff restlos behauptet.
Jm Luftkampf und durch Abwehrfeuer, büßte der Feind gestern 8 Flugzeuge ein.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Keine besonderen Ereignisse.
Mazedonische Front.
Mehrere feindliche Angriffe gegen die Höhenftellung von Kravica( öftlich der Gerna) wurden unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen.
Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Englands Wunsch nach Sonderfrieden.
Enthüllte Absichten.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 20. Mai abends.
Die heute morgen gemeldeten Angriffe der Engländer südlich der Scarpe sind unter schweren Verlusten für den Feind abgeschlagen. Bei Laffaux blieben französische Teil. borstöße erfolglos.
verlautbart:
Amtlich wird
Deftlicher und südöstlicher Kriegsschauplah.
Unverändert.
Italienischer Kriegsschauplak.
Die zehnte Isonzoschlacht nimmt ihren Fortgang. Die italienische Infanterie berhielt sich gestern bis in die Nachmittagsstunden ziemlich untätig, um so heftiger war namentlich im Raum zwifchen& vim ein un und Görz der Artillerickampf. Am Nordflügel dieses Abschnittes zwang die zusammengefaßte Wirkung unserer Geschütze den bei Auzza noch am linken Flußufer angeklammerten Feind, über den Isonzo zurückzuweichen. Nach 3 Uhr nachmittags schritt bei Vodice feindliche Infanterie abermals zu einem außerordentlich starken Angriff. Es kam zu wütenden Kämpfen, aus denen schließlich nach stundenlangem Ringen Mann gegen Mann unsere tapferen Truppen als Sieger hervorgingen. Der Feind wurde im Gegenangriff unter schwersten Verlusten die Höhen hinabgeworfen. Gleicherweise scheiterte östlich von Görz ein beiderseits des Rosentals angesezter Vorstoß der Italiener.
Auf der Karst hochfläche holte eine Sturmtruppe brei Offiziere und dreißig Mann aus den feindlichen Berschanzungen.
Der Chef des Generalstabes.
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Der Scheidemannfrieden" als Sicherungsfrieden.
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In der Hetze der alldeutschen Blätter und Broschüren gegen den Scheidemannfrieden", d. h. den Frieden ohne Annerionen und Entschädigungen, wie ihn die Sozialdemofratie fordert, findet man an erster Stelle immer wiederkehrend den Sag, daß Deutschland Gebietszuwachs und Entschädigung als Sicherung gegen einen fünftigen Weltkrieg brauche. Man rechnet uns vor, wie schön es gewesen wäre, wenn wir in diesem Kriege nicht erst hätten durch Belgien zu marschieren brauchen, wenn die MemelNarew- Linie bereits in unserer Hand gewesen wäre, welchen Machtzuwachs das französische Erz, die polnische Kohle und anderes für uns bedeute usf. uff.
Wir sind mit den Alldeutschen wenigstens in dem einen Bunfte einig, daß uns der abzuschließende Friede vor tünftigen Ereignissen, wie den jezigen unbedingt schützen muß. Aber um zu dieser Sicherung zu gelangen, ist ihr Weg ebenso verfehlt, wie der unsere richtig ist. Nun erhebt sich ja bei jedem Vorschlag bon internationalen Garantien sofort ein alldeutsches Hohngelächter: Man habe ja gesehen, was internationale Verträge wert seien, auf die fönne man sich feinen Deut verlassen. Die Sache ist zwar keineswegs lächerlich und selbst die deutsche Regierung hat ja in diesem Punkte erheblich umgelernt. Aber wir wollen heute über diesen Punkt gar nicht diskutieren. Es soll hier der Beweis erbracht werden, daß der verpönte Scheidemannfrieden", se I b st wenn man den Schutz internationaler Friedensgarantien ganz außer acht läßt, immer noch eine zehnmal bessere Vorkehrung gegen fünftige Weltfriege ist, als der Gewaltfrieden der Röside, Reventlow Genossen.
und
Die alldeutsche Argumentation geht von der Grundlage aus, daß Deutschland ohne Gebietszuwachs usw. in einem fünftigen Kriege gegen das gleiche Mächtebündnis wie heute, vor den gleichen oder noch größeren Schwierigkeiten stände wie heute. Aber eben diese Voraussetzung ist schon schief. Gerade die Möglichkeit einer nochmaligen Einkreisung Deutschaus gemeinen Beweggründen handelnden Uebeltäter verübt wird. lands ist undenkbar, wenn unsere Diplomatie sie nicht provoZumal in Fällen, in denen es sich um Todesurteile handelt, pflegt ziert, und gerade der verpönte Scheidemanndie Strenge, die der Wortlaut des Gesetzes vorschreibt, im Be- frieden ist es, der die Wiederkehr des heutigen Bündgnadigungsrecht der Krone ihr Korrektiv zu finden.
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nisses zu einer politischen Undentbarkeit macht. In der Urteils begründung wird ausgeführt, daß der Möglich wird eine Erneuerung der heutigen Koalition gegen Im Unterhause ersuchte Bryce am 14. Mai die Regierung Grund der Zeugenaussagen und des Gutachtens der Fakultät zu die uns heute die Feindschaft fast der ganzen Welt eingeIm Unterhause ersuchte Bryce am 14. Mai die Regierung Gerichtshof auf Grund des Geständnisses des Angeklagten, auf Deutschland nur durch eine Hervorkehrung jener Momente, um die Erklärung, daß sie nicht beabsichtige, mit Desterreich- der Ueberzeugung von der Schuld des Angeklagten gelangt ist. Was tragen haben, in erster Linie durch den alldeutschen Ungarn , Bulgarien und der Türkei einen Sonderfrieden zu den Beweggrund zur Tat anlange, so habe der Gerichtshof die von Gewaltfrieden. schließen. Bryce betonte dabei, Oesterreich sei in erster Linie dem Angeklagten angegebenen Angaben als richtig angenommen. Die alldeutsche Auffassung ist nichts als die ödeste für den Krieg verantwortlich, es habe die Serben auf das grauen- Das Urteil der Fakultät ließe feinen Zweifel an der zurechnungs- mechanische Zahlen- und Rechenspielerei: 30 000 000 Ginhafteste behandelt. Bonar Law lehnte mit der Begründung fähigkeit des Angeklagten aufkommen. Das Moment der wohner mehr ergeben ein Plus von 3 000 000 Soldaten, so ab, kein Schlag würde die Feinde Englands, die sich vergeblich Tüde sehe der Gerichtshof nicht als gegeben an, und soviel Erzbergwerke ein Plus von 10 000 Geschützen, bemühten, die Alliierten zu entzweien, schwerer treffen, als wenn weil der Angeklagte feine List angewandt habe, um das Opfer in eine besonders schwierige Lage zu bringen. Der Verteidiger erklärte, er behalte sich Bedenfzeit vor.
einer ihrer Bundesgenossen abtrünnig gemacht würde. Man wird die Erklärung Bonar Laws als ein den Verbündeten Deutschlands gemachtes Anerbieten bewerten müssen. So wenig dieses Anerbieten nach den Presseäuße rungen der beteiligten Länder Aussicht auf Erfolg hat, so zeigt es doch, welche Bedeutung im gegenwärtigen Stadium des Krieges die Mitspieler gewonnen haben.
Weder Rußland noch Oesterreich wollen den SonderfrieAber beide wollen den allgemeinen Frieden, sie wollen ihn bald, und sie haben starke Trümpfe in der Hand, um ihn durchzusetzen.
Budapest , 19. Mai. Die ungarische sozialdemokratische Partei ernannte für die Stockholmer Zusammenkunft Desidor Bekanhi, Ernst Garami, Sigmund Kunfi, Emanuel Buchinger , Samuel Jaszai und Jakob Weltner zu ihren Vertretern. Sie haben heute ihre Pässe bekommen.
diese oder jene Festungslinie ein Plus von so und soviel Tagen bei einem strategischen Vormarsch. Dabei werden mit fühner Naivität und Selbstverständlichkeit, die auch gar nichts von historischem Denfen an sich hat, die heutigen staatlichen Freundschafts- und Feindschaftsverhältnisse als Ewigteitswerte eingesetzt.
an,
Ein einziger Blick in die Geschichte zeigt uns, daß nichts furzlebiger ist als kriegerische Koalitionen. Kaum jemals Bern , 19. Mai. In der„ Humanité" vertritt der Abgesehen wir irgendein kriegerisches Mächtebündnis, eine feindordnete Mistral nochmals den Standpunkt der Minderheit liche Staatengruppierung sich ein zweitesmal wiederholen. über die Beteiligung an der Stockholmer Konferenz und er- Um in der jüngsten Zeit zu bleiben, denken wir einmal an klärt, der französische Einwand, daß man sich in Stockholm den Balkan : 1912 schlossen Bulgarien , Serbien , Griechenland mit Scheidemann treffen werde, könne die Minderheit und Montenegro den Balkanbund, der die Türkei niederwarf. nicht von einer Beteiligung abhalten. Rumänien blieb neutral. Tagesjournalisten erklärten den neuen Balkanbund bereits für die siebente europäische Ein Kenner der österreichischen Justizverhältnisse schreibt uns: In wenigen Monaten war er zerfallen! Großmacht. Nach dem Verlauf der Verhandlung und dem Fakultätsgutachten Serbien und Griechenland griffen Bulgarien über den Geisteszustand des Angeklagten war ein anderes Urteil Rumänien fam ihnen zu Hilfe und die Türkei als das gefällte nicht zu erwarten. Das allgemeine Interesse Heute im wendet sich jetzt der Frage zu, ob das Todesurteil auch vollholte sich von Bulgurien Adrianopel wieder. Weltkrieg ist die Konstellation abermals völlig verändert: streckt wird. Dies ist aber nach der bisherigen Praxis der öster= Die Türkei und Bulgarien sind Verbündete, Serbien und reichischen Justiz kaum anzunehmen. Wenn auch das FakultätsRumänien ihre Feinde, während Griechenland sich hartnäckig gutachten zu dem Schluß kommt, daß sich der Angeklagte bei Ver= Stockholm , 19. Mai. Das Sekretariat der internationalen weigert, sich aus seiner Neutralität zu Ungunsten seiner übung seiner Tat im Besitz seiner Willensfreiheit befunden habe. sozialistischen Konferenz zu Stockholm hat vom Vorstand der ukrais Feinde in den beiden ersten Balkankriegen herausdrängen zu so sprechen doch alle sonstigen Ausführungen dafür, daß er im nischen sozialistischen Partei in Oesterreich die Mittei- lassen. Kann man sich einen kaleidoskopartigeren Wechsel Zustande verminderter zurechnungsfähigkeit gehandelt hat. lung erhalten, daß die Partei an der Konferenz teilnehmen wird und vorstellen?! Ein Verbrechen, das von einem„ erblich schwer belasteten", an zu ihren Vertretern die Genossen Wladimir Temnyskyj und Nikolaus Und mit den Großmächten ist es fein Haar anders. zirkularer Neurose leidenden Mann, und nicht aus ehrlosen Moti Dantewytsch ausersehen hat. Auch die südslawische Partei Japan und Rußland , die sich 1905 befriegten, sind heute ben begangen worden ist, verdient naturgemäß eine mildere Beteilt mit, daß fie vertreten sein wird und daß ihr Delegierter Bundesgenossen. Amerita fühlt sich mit England auf Gedeih urteilung als eine Tat, die von einem geistig zweifellos gefunden, Dr. Henrit Tuma bereits aus Wien abgereist ist. und Verderb verbunden, das vor gar nicht langem vielen
Ukrainer und Südslaven.