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2. Beilage zum Vorwärts" Berliner Volksblatt.

Nr. 123.

Donnerstag, den 31. Mai 1894.

11. Jahrg.

Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!

Sozialbild ans Italien  .

3wei große Prozesse außer mehreren, fleineren ähnlicher oder gleicher Natur- spielen sich in diesem Augenblick vor den öffentlichen Gerichtsschranken Italiens   ab; der eine, der Prozeß Tanlongo, die Korruption und die Skandale der Nationalbant, der Banca Romana enthüllend in der Hauptstadt Rom  , der andere, der Prozeß De Felice und Genossen vor dem Kriegsgericht in Palermo  . Beide kennzeichnen die Herrschaft des Kapitalismus   und der Willkür, den Staat des Moloch und Mammon und des modernen Bourbonenthums. Beide Prozesse sind noch nicht abgeschloffen und wir können eine Uebersicht und eine Würdigung ihres Ver­laufs und Bedeutung erst nach der Urtheilsfällung bringen; aber in den bisher davon fundgegebenen Einzelfällen spiegelt sich flar ihr ganzes Wesen wieder. Der Prozeß Tanlongo ist bis zu feinem Höhepunkte, der öffentlichen Vernehmung des mitbetheiligten Dittators von Italien   und Wechselfabrikanten Crispi nebst seiner frommen Gemahlin Madame Lina Crispi noch nicht gelangt wer weiß, ob diese Vernehmung überhaupt stattfindet, und ob sie nicht unterdrückt, unterschlagen wird. Aber eine töftlich be zeichnende Szene ist die folgende kleine Stizze aus dem Prozeß, die der Don Quixote von Rom   mit leichter satyrischer Färbung aus den Verhandlungen vom 20. Mai bringt:

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Tanlongo, durch die Fragen des Staatsanwalts erbittert, ruft plöglich aus: Aber Herr Präsident, weshalb stehe ich denn allein hier? Wo sind denn alle die anderen Angeklagten und Betheiligten? Bertheidiger Tanlongo'3( antwortet für den Prä fidenten): Die sind alle jetzt beschäftigt. Die sind alle in der Kammerfihung im Parlament.

Zanlongo: Crispi auch? Vertheidiger: Crispi auch.

Ein republikanisches Blatt ruft nach Wiedergabe dieser Szene aus: Welch' ein Bordell ist unter dem Königthum Italien   und mit seinem letzten Beschützer Crispi das öffentliche hohe Ge­richtsgebäude des Landes geworden!!

zu Mailand   Ende April. Die Vereinigung wurde mit großer Majorität in folgender Tagesordnung beschlossen:

In Erwägung, daß alle Eisenbahnarbeiter Italiens  , da sie eine einzige große Gemeinschaft bilden, auch nur gemeinsame Be dürfnisse und gemeinsame Bestrebungen haben können, und daß, um jene zu befriedigen, diese zu verwirklichen, eine gemeinsame gleiche Taktik unumgänglich nothwendig ist;

In Erwägung, daß jenes Ziel nur dann erreicht wird, wenn die Mahnung von Karl Mary: Proletarier aller Länder, ver­einigt Euch", befolgt wird; in Erwägung, daß gerade auch für die gegenseitige Hilfeleistung eine rationelle einheitliche Organi­fation vor allem nothwendig ist, von der die verschiedenen Kategorien der Eisenbahnarbeiter Vortheil ziehen können, wobei sehr wohl die bisher wirkenden, einzelnen Hilfsvereine als solche weiterbestehen und ihre eigene Verwaltung haben können, wird beschlossen:

Zum Ziel der moralischen und materiellen Hebung der Klasse verschmelzen sich die versammelten Vereinigungen zu einer neuen einzigen Körperschaft, die den Namen führen soll: Bund der italienischen Eisenbahnarbeiter( ,, Lego dei ferrovieri italiani").

sozialistische Arbeiterbewegung in diesem letzten Jahre, ja in ben legten sechs Monaten in Italien   trog oder vielmehr mit Beihilfe der Crispinischen Bourbonenwirthschaft gemacht hat, ben Hörenden durch Thatsachen und Beispiele vorführte. Begeistert stimmten zum Schluß die Anwesenden die Arbeiterhymne an, jenes Lied, das gegenwärtig an verschiedenen Gerichtshöfen Italiens   unter Anklage steht, von den Einen freigesprochen, von den Andern echt Crispinischer Wirthschaft mit harten Strafen gebüßt wird.

Gerichts- Beitung.

Gewerbegericht.

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Rammer VI. Vorsitzender Assessor Leo. Sigung vom 25. Mai. Der Buffetier fein Gewerbegehilfe. Der Buffetier Alt hatte das Buffet im Restaurant des Gastwirths Otte übernommen. Und zwar in der allgemein üblichen Weise, daß er für das zum Ausschant gelangende Bier, sowie für die Die Versammlung erklärt und beschließt den Beitritt dieser sonstigen Getränke Herrn D. einen bestimmten Preis zahlte; die neuen Vereinigung des Bundes der Eisenbahnarbeiter zur Differenz zwischen diesem und dem Erlös beim Ausschant sozialistischen Arbeiterpartei Italiens   in der Erwägung der That bildete, wie üblich, den Verdienst des Buffetiers. Es sache, daß die Mailänder Unione ferrovieri, sowie der Ge- fam zu Differenzen zwischen A. und D., deren letzte werkverein der Maschinisten Italiens   bereits der sozia- Folge eine Klage war. A. ersuchte das Gewerbegericht, D. zu listischen Partei angehören und daß die Emanzipation verurtheilen, daß er ihm, Kläger  , 96 M. für Getränke heraus­der Eisenbahnarbeiter ebenso wie die aller übrigen Arbeiter nur zahle, die D. bei der Lösung ihrer Beziehungen verblieben, von auf dem von der sozialistischen   Arbeiterpartei vorgezeichneten ihm demselben aber baar bezahlt worden seien. Da der Wege des Klassentampfes erfolgen kann. Kompetenzeinwand votlag, mußte das Gericht sich hier­über erst schlüssig machen. Es wies den Kläger mit folgender Begründung ab: Das Gericht sei für die Klage unzuständig; es sehe den Kläger nicht als Gewerbegehilfen an. Der Buffetier sei Käufer und Wiederverkäufer von Bier 2c. und somit Händler, er habe sich an das Amtsgericht zu wenden. Diese Auffassung können wir nicht theilen. Unserer Meinung nach stellen die Beziehungen zwischen A. und D. eine besondere Form des Arbeitsverhältnisses dar und darin, daß der Verdienst A.'s in der Differenz zwischen dem Selbstfosten- und Verkaufspreis der fraglichen Getränke liegt, sehen wir eine besondere Form der Lohnzahlung. Diese Ansicht stimmt überein mit der Auf­fassung, welche sehr viel, wohl die meisten, Büffetiers Berlins  von ihrer Stellung haben. Die Koryphäen des Berliner Gastwirthsstandes scheinen dieselbe allerdings nicht zu theilen, Denn zwei derselben, die Herren Wiese und Theodor Müller, halfen die vorstehende Entscheidung mit fällen. Zwischen Buffetiers und Gastwirthen besteht ein ähnliches Berhältniß, wie zwischen vielen Droschkentutschern und ihren Brotherren". Der Kutscher erhält von dem Fuhrherrn die Droschte, sucht Fahrgäste zu bekommen, befördert dieselben und liefert Abends einen bestimmten, beim Engagement vereinbarten Betrag ab. Das Uebrige des Engesverdienftes ist sein. Gegen die Erledigung von Klagen so gelohnter Kutscher durch das Gewerbegericht wurde seiner Zeit auch der Einwand der Unzu­ständigkeit erhoben, indem die betreffenden Fuhrherren von einem Pachtverhältniß zwischen sich und den Klägern sprachen. Das Gericht aber sah darin eine bestimmte Form des Arbeits  - bezw.

Der zweite Provinzialtongreß der sozia listischen Arbeiterpartei Venezien 3 wird am zweiten und dritten Juli in Venedig   eröffnet werden. Die Beschickung durch ungewöhnlich zahlreiche Vertreter aus allen Orten auch Landgemeinden Veneziens   ist bereits sicher und das Organisations Komitee in Venedig   ist seit Wochen in In dem Prozeß zu Palermo   haben die Hauptangeklagten reger Thätigkeit. Aus der Tagesordnung heben mir her De Felice, Bosco, Barbato und Verro ergreifende Bertheidigungs- vor: Regelung und finanzielle Sicherstellung des sozia reden gehalten, die auch von den gegnerischen Blättern ausführ- liftischen Wochenjournals" La Nuova idea", Agitation und Aus­lich wiedergegeben wurden. Sie haben die himmelschreienden breitung auf die Landgemeinden. Allwöchentlich soll am Sonntag Zustände auf Sizilien, die Lage der Bauern, Berg- und Stadt- an den Orten der fürchterlichsten Ausbeutung durch die Reis­arbeiter geschildert, dazu die brutalen, wahnsinnig ungerechten fultur Veneziens den Landarbeitern in Reden und Broschüren Lebensmittelstenern, die die Ausbrüche der Hungerrevolution ganz ihre Zustände und deren Verbesserung und Heilung durch regel spontan nothwendig und von selbst hervorrufen mußten, mäßig angestellte Agitatoren vorgeführt werden. und sie haben vor allem die erbärmlichen Lügengewebe Am 13. Mai wurde in der Stadt Sampierdarena   in der zerrissen, die ein ganzes Heer von Lockspizeln, von, bezahlten Provinz Genua   der ligurische sozialistische Provinzialfongreß er: Bolizeibeamten um die Handlungen der Angeklagten gewoben öffnet. Der Genosse Chiefa begrüßte die zahlreich erschienenen hatte, Handlungen, die allein in der Organisation der Fasci be- Vertreter, darunter den anwesenden Andrea Costa   und gab einen standen. Was ist bisher der Erfolg dieser für die Anklage durch Ueberblick der eigenthümlichen Entwickelung des Sozialismus Crispi geradezu niederschmetternden Vertheidigung gewesen? in Ligurien  . Aus den Beschlüssen des Kongresses heben wir her­Der Erfolg war, daß der Staatsanwalt vom Gerichtshof als vor die mit Einstimmigkeit angenommene Resolution, Urtheil verlangte: Für De Felice zweiundzwanzig die es jedem Genossen zur dringenden Pflicht macht, an den poli­Jahre Gefängniß. Außerdem polizeiliche Ueberwachung auf tischen und kommunalen Wahlen theilzunehmen, um endlich eine noch drei Jahre und Aberkennung seines Mandats als Abge: politische Macht zu erringen und zum Wohle der unterdrückten ordneter, und ausgebeuteten Arbeiterklasse auszuüben. Das Beispiel der für Bosco, für Barbato und für Verro je achtzehn Stadt Imola   zeigt, mit wie glänzendem Erfolg bei Hingebung Jahre Gefängniß und außerdem drei Jahre polizeiliche Ueber- und Energie der Arbeitergenossen dies Ziel erreicht werden kann. wachung, Ferner wurde die Erklärung der bereits bestehenden und vorzüg- Lohnverhältnisses. für andere vier Angeklagte( Petrina, Montalto, Bico und lich wirkenden sozialistischen   Wochenschrift Era Nuova in Genua   Gegen die Lohnentschädigungs- Klage eines Rellners Cassina) für jeden vierzehn Jahre Gefängniß und zwei Jahre zum offiziellen Organ des ligurischen Verbandes der Arbeiter wandte der Beklagte ein, derselbe habe unter anderem einen Gast Polizeiaufficht, beschlossen, eines Blattes, das durch die opfervollen Beiträge durch den Ausdruck" Sie Dhse!" beleidigt. Der Gerichtshof er­endlich für die letzten Angeklagten( Benzi, Guli und Ciralli) nur von Arbeitern als Aktienunternehmen gegründet wurde. blickte hierin, sich auf die Gewerbe- Ordnung ftüßend, feinen acht Jahre Einsperrung. Ferner wurde die Organisirung der Landagitation, die Beitrags- Grund zur fofortigen Entlassung. Grobe Beleidigungen geben Inzwischen macht die Organisation der arbeitenden Klassen verpflichtung für jedes Mitglied und die Begründung einer Pro- nach§ 128 der Gewerbe- Ordnung nur dann einen solchen ab, in Italien   in der Richtung zum ernsten, sich ihres Zieles bewußten vinzialkasse mit Sicherung einer Kontrollkommission beschlossen. wenn sie gegen den Arbeitgeber oder seine Vertreter oder gegen Sozialismus erfreuliche Fortschritte. Den Kongreß, an deisen Sitzungen zum ersten Mal in der Pro- die Familienangehörigen des Arbeitgebers oder seiner Vertreter Ein hoch bedeutsames Ergebnis ist das Zustandekommen der vinz Genua   auch Mädchen und Frauen aus der Arbeiterklasse fich richteten. Die Beleidigungen von Mitarbeitern oder dritten feit einem Jahre vergeblich geplanten Vereinigung der theilnahmen, schloß Andrea Costa   selbst mit einer glänzenden Personen führe die Gewerbe- Ordnung nicht unter den Gründen italienischen Eisenbahnarbeiter auf ihrem Kongreß Rede, worin er die sichtbaren Fortschritte, die die zur sofortigen Entlassung auf. Da das Gericht andere Ein­

Die Berliner Kunst- Ausstellung. Stampfesmith und der Retellentroß, der in den Adern jedes die Geſellſchaft legt ihm nicht so vielerlei Berpflichtungen auf

Wozu das alte klagelied nochmals anstimmen? So wird der nicht so sehr um die Gunst der sogenannten Gesellschaft zu buhlen; echten Künstlers, wie jeder frajtvollen Judividualität lebt, all- feine Lebensführung wird dadurch für ihn erträglicher auch bei Berlin   hat wenig Glück mit seinen Bestrebungen auf dem mälig mürber und müder und schlaffer, und aus dem Manne, verhältnißmäßig geringem materiellen Aufwand. Es wird bei Gebiete der bildenden Kunst. Es ist ihm bisher immer versagt der ursprünglich nach Originalität rang, ist ein harmloser Mit ihm nicht soviel Zeit und Kraft unnüß aufgesaugt; er steht in geblieben, im Wettkampf künstlerisch schaffender Geister eine läufer geworden, der sich wohl davor hütet, unvorsichtig seine innigerer Beziehung zum weiten eine reiche Fülle von Motiven führende Rolle zu übernehmen. Wenn einmal fich Frühlings faufträftigen Herren zu verlegen. gewährenden Volksleben, das ihm überall ungezwungener ente drang in den Gemüthern der Berlinischen Künstlerschaft regt, es Dazu kommt, daß seine Gebieter, die es einem Kant nicht gegentritt, als im fastens und ständegegliederten Berlin  . Das hält nicht lange vor und es kommt nicht zur fruchtreifen Ent- vergeben würden, wenn er in einer Troschke zweiter Güte bei Wichtigste aber bleibt: Das kaufende Publikum auf den Kunst­faltung. Das hat seine wirthschaftlichen und seine ideell- geistigen ihnen vorführe von ihrem Künstler ein gewisses Maß bürger ausstellungen Münchens   trägt ein mehr internationales Gepräge Gründe. Berlin   wird gerne der Parvenu, der Emportömmling licher Wohlanständigkeit verlangen; und mancher Künstler muß als in Berlin  ; die internationalen künstlerischen Wechselbeziehungen unter den Großstädten genannt. Das Wort hat an sich seine sehr wider seinen Willen in einer Fülle von gleichgiltigen Gesell puliren fräftig, von Frankreich  , von England her wird das gute und seine schlechte Bedeutung. Der Künstler indessen erfährt schaften, ein ewig Eingeladener, feine Zeit und ein tüchtiges Münchener Kunstleben bereichert und befruchtet. Jede neue an seinem Leibe zumeist die schlimmen Seiten des Parvenu- Theil seiner Arbeitsenergie tootschlagen, will er sich eine an- fünstlerische Erkenntniß wird in München   rasch mitempfunden, wesens. Er ist auf eine faufträftige Gesellschaft angewiesen, der genehme Position" schaffen. Der arme Schlucker wird über die der künstlerische Ehrgeiz wird im Wettbewerb in lebhafteré reine künstlerische Pflege nicht an die Seele gewachsen ist. Der Achsel angesehen; schlimm steht's um ibn, wenn er nicht in Schwingung versezt, die Gemüther der Schaffenden werden in Parvenu, der Emporkömmling nach dem Geiste der bürger- Berlin W. leben und verkehren kann. Um Alles in der Welt Aufregung erhalten und leichter revolutionirt. lichen Gesellschaft, hat in der Jagd nach Gewinn kaum möchten die Meisten nicht gerne ein Zigeunerdasein fristen; und Nun hat man leider, was im Vorjahre hier in Berlin   an­Sinn und Muße für edle Beschaulichkeit, für verfeinerten wer davor zurückschreckt, ein Narr auf eigene Faust" gescholten gebahnt war, nicht recht fortzuführen verstanden. Die innige Kunstgenuß. Das Großprogige, das Prahlhansenthum wird zu werden, der wird am Ende zum Klown und Liebediener der Verbindung mit der fezessionistischen Künstlerschaar Münchens  , die feinen Zwecken und Anschauungen willkommener sein, als das Allzuvielen. Darum drängt sich die Künstlerschaft Berlins   im fich in begreiflicher Ungeduld gegen den konservativeren Senat der Vertiefte, Verinnerlichte in der Kunst. Wenn er seine Räume Westen zusammen. Sie wird aus dem Volksboden künstlich los- Münchener Akademie kehrte, ist heute in Berlin   gelöst worden. mit Kunstgebilden schmückt, so wird er schwerlich Arbeiten gelöst, sie wird förmlich zu einer Kastengemeinschaft zusammen- Was den internationalen fünstlerischen Sinn bewegt, fand wählen, in denen der Schaffende mit tiefbewegtem Gemüth ge- gefchweißt und zu einer Lebenshaltung genöthigt, die dem Widerhall bei den Sezessionisten Münchens   und selbst wo sie tlagt hat, was er leidet, in denen er ganz besondere individuelle schaffenden Künstler immerhin beträchtliche materielle Opfer auf irrten oder in gesuchte Sensation verfielen, war doch der Drang Formen sucht, um auszudrücken, was auf ibn allein anftürmt, erlegt. So entsteht dann die Maffenproduktion der Kauf- und nach neuer Kunstentwickelung fühlbar. Diese Münchener Künstler wie ihm und nur ihm, seinem Auge, seiner Phantasie die Er Marktwaare, wie sie charakteristisch ist für die diesjährige große nun und deren internationalen Anhang ließ man diesmal in scheinung der Dinge sich darstellt; er wird vielmehr zunächst Berliner Kunstausstellung. Der umworbene Künstler wird zur Berlin   links liegen. Der wohlbestallte Professor der Akademie, Werte aussuchen, die nach dem Geschmack von Hans Jedermann Spezialität" gedrängt. Der eine malt empfindsame Mondschein Herr Brausewetter, fuhr mit seinem Machtwort dazwischen, man find. Wenn sie ein Mittelmaß von Empfindungen wachrufen, landschaften im ewigen Einerlei, der andere glatte, idealisirende" wollte durch gefährliche Konkurrenz den Kunstmarkt Berlins   nicht werden sie ihm am willkommensten sein. Er wird vielleicht Portraits von zahlungsfähigen Leuten, deren holdes Antlig ihm schmälern, neugierige Augen sollten nicht erspäben, was außer sich auch verführen lassen, ernsthaste Werke schwererer Bedeutung selber so gar feine Anregung giebt, ein dritter erzählt anekdotische halb der schwarz- weißen Welt gährt, und so hat man es erreicht, anzuschaffen, aber nur dann, wenn sie von einem fertigen, an- Schnurren aus dem Soldatenleben oder er malt luftige Mönche daß Berlins   Ausstellung troß so manchem tüchtigen Wert erkannten Künstler herrühren, mit deffen Namen er prunken oder er erfinnt Dorfnovellen aus dem Bauerndasein, das zu füß in Ganzen wie eine Ausstellung der Zurückgebliebenen er fann. Dem werdenden Künstler steht er verständnißlos licher Koketterie verfälscht wird. Kurz, das Kleinlich- Nette, das scheint. gegenüber. Zierlich Gefällige, das Weibische in der Kunst wird zur Haupt- Es ist heute natürlich nicht mehr denkbar, eine Künstlerschaft Wo soll nun das junge Talent Kraft und Widerstandsfähig fache. Männlicher Ernst, wuchtige Arbeit und Tiefe der Lebens irgendwo vollständig zu isoliren. Das kann auch dem Maler feit hernehmen? Wie soll es von der Luft erfüllt werden, beobachtung fommen schwer zu Ehren. Schüchtern nur wagt der patriotischen Historien, Herrn Brausewetter, der auf der sich an neue künstlerische Aufgaben zu wagen, wenn es weiß, sein man an Zeitprobleme zu rühren, und die Sehnsucht unserer Ausstellung mit einem Gemälde aus den Befreiungskriegen" emfiges Mühen wird wahrscheinlich banaufisch gehässigem Spott Tage, das sozialistische Ideal, das dem modernen Kunstschaffen paradirt, und dem höfifchen Anton v. Werner, der eine geschickt begegnen? Heldenhaftes Ausharren ist nur seltenen Charakteren so werthvolle Anregungen gegeben hat und fürderhin geben gemachte Anekdote aus dem deutschen Lagerleben vor Paris   aus gegeben; und ein Martyrium auf sich zu nehmen, das vielleicht tönnte, fommt nur in vereinzelten Kunstwerken, und dann nicht gestellt hat, nicht gelingen. Die Beiden üben einen großen Ein­unnüt bleiben tann, das vermögen nur die Allerwenigsten. Wer herb- realistisch, sondern wie in verschwimmender Melancholie oder fluß auf das Berliner Ausstellungswesen. So tam es, daß der will auch, wie ein Don Quixote, belächelt werden? Daß die in Allegorien verkleidet zu geistigem Ausdruck. Hang zur symbolistischen Darstellung, zum Phantastisch- Bisionären, Machhaber im Staat und bei den Behörden nicht allzuviel für Weitaus fruchtbarer für die deutsche Kunstentwickelung er zum Märchenhaft- Träumerischen, der die internationale Künstlers die Kunst übrig haben, daß sie künstlerische Aufträge fast nur weist sich der Münchener Boden. Dort ist der künstlerischen gemeinde gegenwärtig, wohl als Rückschlag gegen das natura­aus Gründen der Nüglichkeit ertheilen und pädagogische Biele Jugend dank besseren sozialwirthschaftlichen Vorbedingungen im liftische Gytrem lebhaft bewegt, auch in Berlin   deutlich wurde. im Geist und im Interesse der herrschenden Gewalt verfolgen, Allgemeinen das Aufstreben und das zähere Ausharren leichter Im Saal VIII findet man die deutliche Bestätigung hierfür. den Künstler also seiner Freiheit berauben, ist längst bekannt. gemacht. Der Kunstmaler, wie man in München   sagt, braucht Selbst das dreigetheilte große Gemälde Ludwig Dettmann's  

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