Nr.141. 34. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Moritplag, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 25. Mai 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Aunt Meritplas, Nr. 151 90-151 97.

Die Friedensziele der Gewerkschaften

Internationale Gewerkschafts- falle, Invalidität, Alters- und Arbeitslosigkeit einge- flärte fich für die Vereinigung aller Zeile des bulgari­

konferenz:

Stockholm  , 8. Juni.

Ränder, die noch keine Versicherung gegen Krankheit, Be- sim besonderen. Die sozialistische Vertretung Bulgariens   er rufsunfälle, um dadurch stabile und dauernde Zu führt haben, sollten verpflichtet werden, dies in fürzester Zeit ichen Volles, um nachzuholen. Die eingewanderten Arbeiter sollen unter allen stände auf dem Balkan   zu schaffen, die auch eine Annäherung Umständen in der Sozialversicherung den einheimischen Ar- der Ballanvölker untereinander ermöglichten. Die Delegation Serbiens  , beitern gleichgestellt sein. Ueber Rentenzahlung ins Ausland forderte die Wiederherstellung Belgiens  , Die Gewerkschafts- Internationale ist durch den Weltkrieg und die Gleichstellung der Berufskrankheiten mit den Berufs- tumäniens und Montenegro s. Sie unterstützte die Aus­nicht in gleichem Maße zerrissen worden wie die politische unfällen sollen zwischenstaatliche Verträge auf Gegenseitigkeit dehnung des Grundfages des nationalen Selbstbestimmungsrechts Internationale der Arbeiterklasse. Einige internationale Ge- abgeschlossen werden. auf alle Völker, die wie Armenier und Bolen, ihr Geschick werkschaftssekretariate, wie die der Steinarbeiter, Maler und Die tägliche Arbeitszeit soll für alle Arbeiter auf felbst bestimmen wollen. Weiter gab sie der Hoffnung Ausdruck, Schuhmacher, haben trotz des Weltkrieges ihre Tätigkeit fast höchstens zehn Stunden beschränkt und nach Ablauf verein- daß auch die Frage von Elsaß- Lothringen   auf Grund unverändert fortgesezt. Nur um den Sitz des Internatio- barter Fristen allmählich auf acht Stunden verkürzt werden. diefer Prinzipien und der in der letzten Zeit belamt gewordenen nalen Gewerkschaftssekretariats und Gewerkschaftsbundes, der Die Arbeitszeit in Bergwerfen, umumterbrochenen Betrieben Aeußerungen der deutschen   Sozialdemokratie befriedigend gelöst bisher bekanntlich in Berlin   war, ist ein bisher noch unaus- und besonders gesundheitsschädlichen Industrien soll von vorn- werden könne. getragener Streit entstanden. Die Versuche, eine internatio- herein acht Stunden nicht übersteigen dürfen, Nachtarbeit und nale Gewerkschaftskonferenz zusammen zu berufen, haben Ausnahmen von der 36stündigen Sonntagsruhe sollen nur in mehrfach vertagt werden müssen. Jetzt lädt nun die für die wenigen ganz bestimmten Ausnahmefällen gestattet sein. Kriegszeit in Amsterdam   eingerichtete Zweigstelle des Zum Schutz der Gesundheit der Arbeiter sollen Internationalen Gewerkschaftsbundes   zu einheitliche Vorschriften erlassen, insbesondere die industriellen einer internationalen Gewerkschaftsfonfe- Gifte und besonders gesundheitsgefährdende Produktions­renz für den 8. Juni 1917 nach Stocholm ein. methoden international verboten werden. Auf der Tagesordnung der Konferenz soll als einziger Punkt Alle Geseze und Verordnungen des Arbeiterschußes sollen nahme aller der Internationalen angeschlossenen Parteien für die stehen:„ Gewerkschaftliche Forderungen zum sinngemäß auch auf die Heimindustrie angewendet Erzwingung des Friedens. Friedensvertrag." werden; auch die Sozialversicherung ist auf sie auszudehnen.

Die Delegation dringt auf Abschluß eines sofortigen Friedens und empfiehlt deshalb vereinbarte energische Aktionen in den Parlamenten aller Kriegsländer mit dem Ziel: Dauernden Frieden, völlige Demokratisierung Europas  , Ab­rüstung, Schiedsgerichte und eine mit Zwangsmitteln ausgestattete internationale Rechtsordnung. Die bulgarische Delegation billigt schließlich die Einberufung einer allgemeinen Konferenz unter Teil­

Zunächst den Krieg liquidieren.

Die Vertreter der Gewerkschaften der Ententeländer Für Lebens- und Genußmittelerzeugung sowie für Arbeiten, Die Vereinigten Staaten verweigern Pässe. haben im Juli 1916 in Leeds   eine Konferenz abgehalten und bei denen Vergiftungen und andere schwere Gesundheits- Aus Washington meldet das Bureau Reuter: Staatssekretär dort u. a. ein Programm für die Klassenforderungen der ge- schädigungen vorkommen können, ist die Heimarbeit voll- Lansing teilte mit, daß Personen, die die sozialistische Friedens­werkschaftlich organisierten Arbeiter entwickelt, welche der ständig zu verbieten. Für die Minderjährigen in der Heim- tonferenz in Stockholm   besuchen wollen, feine Bässe erhalten würden. Konferenz zu unterbreiten wären. Hierzu hat nun der Inter- industrie ist dauernde ärztliche Ueberwachung einzuführen. Gleichwohl werden amerikanische Sozialisten in Stockholm   an nationale Gewerkschaftsbund, meist übereinstimmend, in Für alle Heimarbeiter soll die Führung von Lohnlisten und wesend sein, denn eben jezt veröffentlicht Socialdemokraten" ein einigen Punkten auch abweichend, Stellung genommen; er die Aushändigung von Lohnbüchern sowie die Errichtung Gespräch mit dem in Stockholm   eingetroffenen amerita­nischen Sozialdemokraten Dr. James Eade How. glaubt aber, daß die endgültige Beschlußfassung über die paritätischer Lohnämter Zwangsvorschrift sein. dem Forderungen der Arbeiter an die Friedenskonferenz, welche Kindern unter 15 Jahren soll jede Erwerbs. Dieser erklärt, daß die amerikanischen   Sozialisten in diesen großen Weltkrieg abschließen soll, nur von einer inter- tätigkeit international verboten werden. Jugendliche im Krieg nichts anderes erblidten als eine Aeuße rung des Handelswettbewerbes. Der Krieg der nationalen Gewerkschaftskonferenz vorgenommen werden Alter von 15 bis 18 Jahren sollen täglich höchstens acht Stum- Vereinigten Staaten mit Deutschland   lasse sich nach ihrer fann. den beschäftigt werden und nach höchstens vierstündiger un- Meinung nicht durch den Vortvand rechtfertigen, daß er der Wah­Einstweilen wird im„ Correspondenzblatt der General- unterbrochener Arbeitszeit eine eineinhalbstündige Ruhepause rung von Amerikas   Recht und Ehre gelte. Der Krieg bringe nur Kommission der Gewerkschaften Deutschlands  " der Entwurf haben. Nacht-, Sonntags- und Untertagsarbeit der Jugend- den herrschenden Klassen mehr Macht und Reichtum, während er veröffentlicht, den der Vorstand des Internatio. lichen ist zu verbieten. Für den auszubauenden Fach- und die arbeitenden Klassen demoralisiere. Gewisse Gruppen von ameri nalen Gewerkschaftsbundes durch den Genossen Fortbildungsschulunterricht soll in allen Ländern den Jugend- kanischen Kapitalisten benußten die Gelegenheit, um aus der Lage Vorteil zu ziehen. Auf einem Kongreß der Sozialisten Regien dieser internationalen Gewerkschaftskonferenz in lichen genügende Zeit zur Verfügung gestellt werden. Stockholm   vorzulegen gedenkt. Der Entwurf wird durch fol- Die Arbeitszeit für alle Arbeiterinnen und weib. partei in St. Louis Mitte April habe sich eine große Mehrheit gende Betrachtungen eingeleitet: lichen Angestellten soll gleichfalls international begrenzt gegen den Strieg ausgesprochen. Dieser sei überhaupt wie How offen zugibt, nicht gegen den deutschen   Militarismus gerichtet, denn den Die volksverwüstenden Wirkungen des Krieges machen mehr werden und Sonnabend mittags um 12 Uhr endigen. Nacht- Militarismus tönne man nie durch Militarismus abschaffen. Aus­denn je die tatkräftige Förderung des Arbeiterschutes in allen arbeit und Mitgabe von Arbeit nach Hause nach beendeter fchlaggebend für das Ende des Krieges sei nicht das Eingreifen Ländern notwendig, um die Volfskraft wiederherzustellen und Arbeitszeit ist zu verbieten. Die Beschäftigung von Frauen in Ameritas, sondern der zunehmende Lebensmittelmangel und der die Zukunft der Völker zu sichern. Die Erfahrungen haben ge- besonders gesundheitsschädlichen Betrieben und in Bergwerfen Hunger. Auch in den Vereinigten Staaten   werde man wohl bald lehrt, daß die soziale Reformarbeit in den fortgeschritteneren unter und über Tage soll allgemein untersagt werden. Vor die Senappheit spüren, denn übermäßige Ausfuhr habe dort die Ländern vor dem Kriege gelähmt wurde durch die Rückständig und nach der Niederkunft sollen Frauen während mindestens eigenen Vorräte erschöpft, die hohen Lebensmittelpreise hätten schon keit der sozialen Einrichtungen in anderen Ländern. Die Ver- zehn Wochen, davon mindestens sechs Wochen nach der Ent. 3u größeren Kundgebungen in New York   und Chicago   Anlaß ge­geben. treter der Industrie in den erstgenannten Ländern erhoben gegen bindung, nicht gewerblich beschäftigt werden dürfen. Die Ein­neue sozialpolitische Forderungen den Einwand, daß ihnen die führung einer ausreichenden Mutterschaftsunter. Konkurrenz auf dem Weltmarkt erschwert werde durch die sozial- st üßung aus der staatlichen Versicherung ist allen Staaten politische Rückständigkeit anderer Länder, die nicht die gleichen zur Pflicht zu machen. Nach einer Petersburger Drahtung des Corriere della fozialen Lasten zu tragen hätten. Dieser Einwand führte zu Als letter Punkt endlich werden internationale Richt- Sera" erklärte der Minister Tscheretelli, daß man die einem gemeinsamen Vorgehen der europäischen   Regierungen in linien für die Durchführung des Arbeiterschutes ent- Krisis, die infolge des Gegensabes zwischen der imperialisti­einigen, leider nur wenigen Fragen des Arbeiterschußes. Es ist worfen. In allen Ländern soll eine wirksame Gewerbeaufsicht schen Bourgeoisie und den Sozialdemokraten entstanden war, notwendig, aus den eingangs erwähnten Gründen, den Ausbau junter Hinzuziehung der Arbeiter und Verleihung des Voll- als gelöst betrachten kann. Das neue Kabinett ist sich einig, des internationalen Arbeiterschutzes in einem schnelleren Tempo zugsrechts auch an die weiblichen Beamten eingeführt werden. alle Aufmerksamkeit auf die innere Politik zu konzentrieren, zu betreiben. Der Friedensvertrag, der den Weltkrieg einmal Die Berufsverbände sind zur wirksamen Durchführung und auf die imperialistische äußere Politik der früheren pro­beenden wird, ist der geeignete Ausgangspunkt für ein tatkräf- des Arbeiterschußes überall heranzuziehen. Wo in einem Be- visorischen Regierung zu verzichten. tiges Zusammenwirken der Völker auf dem Gebiete der sozialen trieb mehr als fünf fremdsprachige Arbeiter beschäftigt sind, Minister Skobelew   erklärte, daß vor dem weiteren sollen die Unternehmer gesetzlich verpflichtet werden, auf Ausbau der Ergebnisse der Revolution im Innern zunächst Die Forderungen der Gewerkschaften für die internatio- eigene Kosten und unter öffentlicher Kontrolle Unterrichts der Krieg liquidiert werden müsse. nale Sozialreform werden in neun Hauptkapiteln entwidelt. furſe einzurichten, in denen die Arbeiter die Sprache des An der Spize steht die Forderung der Freizügigkeit. Landes lernen, damit sie die Arbeiterschutzbestimmungen ver­Allgemeine Auswanderungsverbote und ebenso allgemeine stehen können. Als Organe für die Durchführung und Förde­Einwanderungsverbote sollen im Friedensvertrag für unzu- rung des internationalen Arbeiterschutzes sollen die Inter­lässig erklärt werden. Hingegen sollen die Staaten das Recht nationale Vereinigung für gefeßlichen Arbeiterschutz( Sitz behalten, bei schlechter Wirtschaftslage die Einwanderung Basel  ) und ihr Internationales Arbeitsamt aus zeitweilig zu beschränken und gewisse Mindestforderungen an drücklich anerkannt werden. Der Internationale Gewerk­die Kultur der Einwandernden zu stellen, z. B. von ihnen schaftsbund soll eine Vertretung in diesem Amt erhalten. Das sind, kurz wiedergegeben, die Friedensziele der Ge- Der Ausstand hat also gesiegt. Die weitere Angabe der Kenntnis des Lesens und Schreibens zu fordern. Die An­werbung und Zulassung von Kontraktarbeitern soll verboten werkschaften. Ueber ihre endgültige Formulierung soll die Tidningen", in den letzten Tagen hätten sich die Uebergriffe sein. Die Staaten sollen ihre Arbeitsmarktstatistik ausbauen Stockholmer   Gewerkschaftskonferenz Beschluß faffen. Sie sind der Ausständigen gehäuft, scheint andeuten zu sollen, daß die und untereinander austauschen, sowie den Gewerkschaften ein wahrhaftiges Programm der Sühne und Wieder- Obrigkeit von Raumo nur vor heftiger Erbitterung des Volkes mitteilen, damit die Arbeiter jedes Bandes eine Uebersicht gut ma chung" für das, was der Krieg an den Völkern ge- zurückgewichen ist. Mit dem Abschluß der Bewegung in Raumo hat Finnland   noch keineswegs einen Zustand der Ruhe über die Arbeitsverhältnisse auch in anderen Ländern ge- fündigt hat. erreicht. Das Stockholmer   Blatt teilt nämlich noch mit: Die winnen fönnen. Ausstände der finnischen   Landarbeiter greifen täglich weiter um sich.

Reform.

An zweiter Stelle stehen die Forderungen für den Aus­bau des Koalitionsrechts. Das freie Roalitions­recht soll allen Arbeitern, inländischen wie ausländischen, Ge­währ leisten und die Verhinderung der Ausübung des Rechts unter Strafe gestellt sein. Auch die ausländischen Arbeiter sollen Anspruch auf die tariflich festgesetzten Arbeitsbedin­gungen, oder falls solche fehlen, auf die ortsüblichen Löhne haben.

Sehr umfangreich ist dann die Liste der Forderungen der Gewerkschaften an die soziale Versicherung.

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Stockholm  .

Der Standpunkt der Bulgaren  .

Volkssieg in Raumo.

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Stockholm  , 24. Mai. Stockholms Tidningen" erfährt aus Haparanda  , daß der Ausschuß der Ausständigen in Raumo einen Vermittlungsversuch des Senates gutheiße, nach welchem die Sozialisten zwölf neue Pläze im

Gemeinderat erhalten sollen.

Linkskongresse in Rußland  .

Stockholm  , 24. Mai.  ( Eigen. Drahtbericht des Petersburg, 23. Mai.  ( Meldung der Petersburger Tele­Vorwärts".) Das holländisch skandinavische Komitee graphen- Agentur; Bericht des Arbeiter- und Soldatenrats.) teilt über seine Beratungen mit der sozialistischen   Vertretung Der Vollzugsausschuß des Arbeiter- und Soldatenrats hat Bulgariens   offiziell folgendes mit: beschlossen, auf den 1. Juni einen Kongreß von Vertretern Den Mittelpunkt der Verhandlungen bildete das Balkander Arbeiter- und Soldatenräte ganz Rußlands   und der problem im allgemeinen und die mazedonische& rage Organisationen der Front- Armeen einzuberufen.