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1. Beilage zumVorwärts" Berliner Volksblatt. Nr. 124. Freitag, den 1. Juni 1894. 11. Jahrg. VorzKokkirk Und: 1. LctmUKeiss-Lraukrel, Mien- Gesellschaft, Berlin  (und Tivoli). 2. Brauerei F. Happoldt. 3. Böhmisches Brauhaus, Kommandit-Gesell- schaft auf Aktien, A. Knoblauch. 4. Brauerei �ar! vregory, Berlin  (Adler- Brauerei). 5. Vereius-Brauerei Rixdorf. 6. Spandauer Berg-Brauerei, vorm. C. Bech- mann, Westend   bei Charlottenburg  . 7. Aktien- Gesellschaft Schloss Brauerei Schöneherg. Vounttunnles. Stadtverordneten-Versammlung. Oeffentliche Sitzung vom Donnerstag. 31. Mai, Nachmittags 5 Uhr. Der neugewnhlte Stadtv. B a u m a n n wird in sein Amt eingeführt und auf die Städte-Ordnung verpflichtet. In die gemischte Deputation zur Berathung der Angelegen- heit wegen Neu-Ordnung der Gemeinde st euer» entsendet der Magistrat 10, die Versammlung 20 Mitglieder. Letztere sind vor der heutigen Sitzung gewählt worden; es be- finden sich unter den Gewählten u. a. auch die Stadtv. Singer und Stadthagen  . In den Ausschuß zur Berathung der Vorlage wegen Ab- änderung des Vertrages mit der Uraniasäulen- Gesellschaft ist auch der Stadtv. Stadthagen   deputirt. Zur Verhandlung steht zunächst folgender Antrag der Stadt- verordneten Kyllmann und Genossen:Die Versammlung wolle beschließen, den Magistrat zu ersuchen, mit ihr in gemischter Depuiation in Berathung darüber zu treten, ob von der Aktien- GesellschaftBerliner Elektrizitätswerke" die Uebertragung des Eigenthums(Z26 des Vertrages vom 25. August 18S8) verlangt werden soll." Stadtv. K y l l m a n n: Der Vertrag mit den Elektrizitäts- werken stellt dem Magistrat die Ueberuahme des Eigenthums der Gesellschaft vom I. Oktober 1895 ab frei, sdoch muß 6 Monate vorher der Gesellschaft davon Anzeige gemacht werden. Da der Vertrag ohne Zeitgrenze vereinbart ist, so kann nur an diesem Punkte die Frage der Eigenthumsübertragung in Angriff genommen werden. Da die Materie eine sehr komplizirte ist und die meisten Mitglieder der Versammlung in derselben Laien sind, so erscheint es opportun, diesen Antrag schon jetzt einzubringen, damit die Sache in aller Ruhe und gründlich studirt werden kann, und uns nicht etwa im nächsten Winter plötzlich über den Hals kommt. Es wird zu erörtern sein, ob die Werke schon am 1. Oktober 1895 oder später oder gar nicht in das Eigenthum der Stadt übernommen werden sollen. Vor 3 bis 10 Jahren konnte die Stadt noch auf eigene Rechnung die Verwerthung der Elektrizität in die Hand nehmen; sie hat mit Recht es der Privat-Unternehmungslust überlassen, auf diesem Gebiete die Kinderkrankheiten durchzumachen. Aber seit 1886 haben sich bis 1392/93 die Glühlampen von 10 000 auf 190 000 vermehrt, dem entsprechend ist die Zahl der Brennstunden von 5 auf 88 Millionen gestiegen. Demnächst hat die Gesellschaft auch noch große Akkumulatoren- Stationen errichtet, ebenfalls ein bedeutsamer Fortschritt in der Entwickelung. In demselben Verhältniß sind die Einnahmen gestiegen, der Gewinn beträgt jährlich über 2 Millionen. Die Gesellschaft hat trotz der durch- gemachten Kinderkrankheiten also jetzt eine sehr günstige Situation. Die Gebäude der Gesellschaft sind unter guten Bedingungen er- »vorben; in dem Kabelnetz stecken 3l/S Millionen. Ganz besonders aber wird die gemischte Deputation die Frage der elektrischen Bahnen zu prüfen haben, welche die Gesellschaft ja überhaupt noch nicht in Angriff genommen hat. Stadtrath M a r g g r a f f: Ter Magistrat ist sich sehr wohl bewußt, daß er berechtigt ist, am 1. Oktober 1895 die Werke zu übernehmen und hat auch schon die nöthigen Erhebungen an- gestellt. So einfach aber wie der Antragsteller schildert, ist die Sache nicht. Ueber die Frage z. B. ob die Kabel in der Erde sich nicht abnutzen, sind die Gelehrten noch lange nicht einig. Dieser Punkt kann aber bei einer etwaigen Taxe ein sehr schlimmer Faktor werden. In nächster Zeit würde also der Magistrat das erforderliche Material noch nicht liefern können, er wird aber dafür sorgen, daß rechtzeitig, vor dem 1. April 1895, die Ver- fammlung mit der Angelegenheil befaßt iverden wird. Stadtv. Meyer 1: Nur um der Ansicht zu widersprechen, als ob die städtischen Behörden geneigt sind, schon jetzt das Eigenthum der Werke zu übernehmen. ergreife ich das Wort. Wir werden dem Antrage zustimmen, aber nur um die Möglich- keit zu gewähre», daß gründliche Informationen gewonnen werde» können. Wir halten uns»och garnicht überzeugt, daß die Kinderkrankheiten bei den Werken schon ganz überwunden sind. Der Magistratskommissar versichert uns nun allerdings, daß wir rechtzeitig mit der Sache befaßt werden sollen. Gewiß ist das die feste Absicht des Magistrats, aber unsere Erfahrungen find auf diesem Gebiete keine glänzenden, das Wortrecht- zeitig" wird beim Magistrat anders aufgefaßt als bei uns. In diesem Sinne können wir Herrn Kyllmann für seilten Antrag nur dankbar sein.(Beifall.) Stadtv. Singer: Daß wir uns mit der Zustimmung zum Antrage Kyllmaun in der Sache selbst nicht die Hände binden, brauchte doch kaum noch betont zu werden. Was aber hat in der Sache die Versammlung eigentlich zu thun? Der Magistrat hat uns wiederholt schon gesagt, die Stadtverordnete» hätten sich»in dies oder jenes garnicht zu kümmern, sondern abzuwarten, bis der Magistrat die Beschlüsse der Versammlung vorbereitet hat. Ich erhebe dagegen wiederholt den energischesten Widerspruch; diese Auffassung ist der Versammlung nicht würdig, die Ver- fammlung ist ebenso, ja, noch viel mehr als der Magistrat be- rufen, die städtischen Angelegenheiten zu erörtern, denn sie wird zu allererst von der Bürgerschaft für die Beschlüsse der städti- scheu Behörden verantwortlich gemacht. Im übrigen ist der Magistrat in dieser Auffassung durchaus nicht konsequent. Bei de» Fragen der Einverleibung der Vororte und der Errichtung von Hochbahnen hat der Magistrat unsere Meinung getheilt. Wir wünschen auch in diesem Punkte etwas mehr Konsequenz. In der Sache selbst freue ich mich außerordentlich der Bundcsgenoffenschafl, welche meinen Freunden und mir durch Herrn Kyllmann zu Theil wird. Bei der Berathung des Vor- träges haben wir allein die Ansicht vertreten, daß die Stadt ein solches Unternehmen von Ansang an in die Hand hätte nehmen müssen. Ich bedauere, daß nun mehrere Jahre lang die großen Erträge den Aktionären in die Tasche geflossen sind, anstatt in den Stadtsäckel, in den sie gehörten. Aber Geschehenes ist nicht zu ändern. Das Bedenken, daß man bei der Ueberuahme etwa zu viel zahlen müßte, wiegt für mich nicht zu schwer, daß ich darum das zu thun unterließe, was allein richtig und zweck- mäßig ist, nämlich die Werke in den Besitz der Stadt über- zuführen. Die Frage der Errichtung elektrischer Hochbahnen brennt außerordentlich. Wir thun gut, den Antrag anzunehmen, um prinzipiell festzustellen, ob die Stadt den Zeitpunkt zur Uebernahme für gekommen erachtet. Das muß aber bald ge- schehen; denn die Unsicherheit auf diesem Gebiete ist recht groß und die schleunige Herbeiführung einer Entscheidung sehr er- 'vünscht. Ob die Kabel von Herrn Kyllmann zu hoch taxirt sind, kann doch dabei nicht besonders ins Gewicht fallen. Je früher die Stadt die Werke übernimmt, desto billiger wird sich die Sache stellen; sind aber die Werke erst abgenutzt, dann brauchte man sie überhaupt nicht anzukaufen, sondern thäte besser. neue Anlagen selbständig von Stadt wegen zu errichten. Die Bürgerschaft ist größtentheils freudig davon überrascht, daß man endlich in der Versammlung einzusehen scheint, daß solche Be- triebe, welche auf Kosten der städtischen Einrichtungen ertrag- reich werden, in die städtische Verwaltung gehören und daß wir nicht dazu da sind, den Aktionären reiche Erträge in die Taschen zu arbeiten. Stadtv. H e n t i g ist mit den Vorrednern sachlich einver- standen, protestirt aber dagegen, daß nur die sozialdemokratische Partei für die Uebernahme solcher Anlage» in die städtische Verwaltung sich stets erklärt haben soll. Die Bürgerpartei habe stets aus demselben Standpunkte gestanden. Man habe den- selben beschämenden Vorgang bei den Wasserwerken und bei der englischen Gasgesellschaft gehabt. Was eine Privatgesellschaft könne, könne eine große städtische Verwaltung schon lange (Zuruf: Dicker Jrrthum!); vor Schwierigkeiten dürfe man nicht zurückschrecken. Die Gefellschaft und das Publikum müßten baldigst die Sicherheit des Willens der städtischen Verwaltung erkennen. Stadtv. Spinola: Wir haben 1834 sehr gut daran ge- than, die Sache privaten Händen zu überlassen. Wir stimmen für den Antrag, behalten uns aber vollständig freie Hand vor, und ich widerspreche der Annahme, als ob die Versammlung ohne weiteres bereit wäre, die Eigenthumsüberlragung zu be- schließen. Damit schließt die Debatte. Persönlich wendet sich Stadtv. Heutig gegen einen während seiner Ausführungen von den Bänken der Sozialdemokraten ge- fallenen Zwischenruf. Er verlangt den Schutz des Vor- stehers gegen solche seine Würde antastenden Unterbrechungen. Stadtv. V o g t h e r r meldet sich zum Wort. Vorsteher Langerhans: Wir haben hier am Vorstands- tische nichts von Zwischenrufen vernommen. Der Name des Stadtv. Vogtherr ist von Herrn Hentig gar nicht genannt worden. Stadtv. Hentig: Der Stadtv. Vogtherr hat vorhin ganz laut durch den Saal gerufen:Sie können ja nicht einmal richtig zuhören!" Vorsteher Langerhans: Aber das ist doch keine Be- leidigung!(Stürmische Heiterkeit.) Der Antrag Kyllmann wird einstimmig angenommen. Unterm 8. Mai c. haben die Stadlvv. Ullstein und Genossen den Magistrat um Auskunft darüber ersucht, ob und wann die von der Versammlung durch Beschluß vom 22. Februar ge- wünschte schleunige Vorlage betr. die Beschaffung einer Müll- Ausladestelle am Stralauer Anger zu erwarten sei. Vor Jahresfrist am 12. Mai 1693 hatte die Ver- sammlung den Magistratsantrag wegen Errichtung eines Einlade- Platzes auf den an der Stralauer Chaussee belegenen städtischen Parzellen 4, 5 und 5 a. für das nach Spreenhagen   zu verschiffende t ausmüll abgelehnt und den Magistrat gleichzeitig ersucht, als inladestelle ein geeigneteres Grundstück in Vorschlag zu bringen. Wie der Magistrat nunmehr in einer neuen Vorlage vom 25. Mai mittheilt, habe» die Schritte, die nach dieser Richtung gethan worden sind, zu einem günstigen Ergebniß nicht geführt; der Magistrat kommt daher auf das ursprüngliche Projekt zurück und ersucht die Versammlung, sich mit der Errichtung der Ein- ladestelle auf diesem Grundstücke einverstanden zu erklären und die veranschlagten Baukosten ini Betrage von 67 000 M. zu ge- nehmigen. Die Bedenken, die gegen die Wahl dieses Terrains aus der Nähe der Schöpfstelle der Stralauer Wasserwerke und aus dem Mangel einer Kanalisirung der Stralauer Chaussee früher hergeleitet wurde», erachtet der Magistrat durch die in- zwischen erfolgte Vollendung der ersten Hälfte der Müggelwerke und den Beschluß, die Chaussee vom Stralauer Thor bis zur Straße 45 im Laufe des Etatsjahres 1895/96 zu pflastern und zu kanalisiren, im wesentlichen für beseitigt. Stadtv. Gerstenberg fragt an, in welcher Weise man denn die Einrichtungen gleicher Art für die übrigen Sladtlheile zu schaffen gedenke. Stadtv. Zadel  : Wenn auch die Wasserwerks am Stralauer Thor kaum wieder geöffnet werden, so kommt es doch nicht blos auf die Verunreinigung des Trinkwassers an; ich erinnere nur an die Verbreitung von Epidemien durch die Verunreinigung der Flußlänfe. In der früheren Verhandlung, iin März 1893, wurde vom Magistrate versprochen, daß die Kanalisation der Chaussee in 23 Monaten durchgeführt sein würde; jetzt wird sie erst für 1895/96 in Aussicht gestellt. Stimmen wir dieser Vorlage zu, so vertagen wir außerdem die Frage der Müllverbrennung wieder auf unbestimmte Zeit. Schon ein halbes Jahr ist ver- gangen, seit die Sache zum letzten Male erörtert wurde. Ich schlage vor, die Frage in einem Ausschusse weiter zu verhandeln. Stadtrath B e e l i tz meint, an einem Punkte der Stadt müsse doch mit der Einrichtung begonnen werden, und bestreitet, daß die Verschiffung des Mülls die VerbrennungSfrage irgendwie beeinflußt. Selbst wenn das Müll verbrannt werden kann, werden mindestens 50 pCt. Rückstand verbleiben, die weggeschafft werden müssen. Stadtv. Dinse: Die Verseuchung des Grundwassers kann hier nicht in Betracht kommen; dieses Bedenken des Kollegen Zadel   tritt hier nicht au die richtige Stelle. Nach der Begründung kann eine solche Gefahr für den größten Theil des Jahres überhaupt nicht eintreten; denn nur bei strengem Frost soll überhaupt das Müll im Freien gelagert werden. Sladlv. I a c o b i: Unsere Studien in England haben er- geben, daß wir in Berlin   nicht so leicht das Müll verbrennen können wie in England. Das Londoner   Müll enthält 20 bis 30 pCt. Kohle und verbrennt ausgezeichnet. Das ist mit unserem Müll nicht der Fall. Immerhin sind aber 5 Oefen bestellt, und es wird sich ja zeigen, ob sie zweckmäßig funktioniren oder nicht. Stadtv. Zadel  : Ich habe mich keineswegs prinzipiell gegen die Vorlage ausgesprochen. Ich wünschte, daß die Thätigkeit des Magistrats in Sachen der Müllverbrennnngssrage allmälig etwas reger würde. In der Vorlage rechnet doch der Magistrat thatsächlich mit der Möglichkeit, daß der Müll auf dem Platze im Freien gelagert wird und die Abwässer wegen mangelnder Abflußgelegenheit in den Boden dringen können; er hält das nur nicht für wahrscheinlich. Hierauf aber gründen sich gerade meine Bedenken. Die Vorlage wird angenommen. Ter Magistrat ersucht die Versammlung, sich mit der kosten- losen Ueberlassnng des F e st s a a l e s im Berlinischen Ralhhanse und der dazu gehörigen Räume an die Deutsche   Land wirths chafts gefellschaft für den 5. Juni zur Ab- Haltung eines Empfangsabendes anläßlich der Eröffnung der landwirthschaftlichen Ausstellung im Treptower Park einverstanden zu erklären. Stadtv. U l l st e i n erklärt, daß seine Partei die Vorlage ablehnen wird. Er sieht keine Veranlassung, der Gesellschaft eine Ausnahmestellung insofern einzuräumen, als bei diesem Empfangsabend Essen und Trinken stattfinden soll. In dieser Beziehung sei der Magistrat bisher anderer Meinung gewesen. Stadlrath B o r ch a r d t: Der Magistrat hat dasselbe ge- wollt und das Gesuch abgelehnt. Der Vorstand hat aber ge- antwortet, daß er zu dem Empfangsabend höchste Herrschaften eingeladen hat, daß das Essen nur ganz kurze Zeit dauern würde und daß er durch die Ablehnung des Gesuchs in große Schwierig- leite» käme. Bewilligen Sie wenigstens diesmal das Gesuch! Stadtv. Meyer I bezeichnet den Stadtpunkt des Stadtv. Ullstein als einen engherzigen. Die Landwirthschafls-Gesellschast strebe Gutes an und man solle ihr entgegenkommen. Stadtv. Ullstein: Ob eine Gesellschaft Gutes anstrebt. darüber ist doch nur eine subjektive Ansicht möglich. Der Maginratsantrag wird genehmigt. Der Magistrat legt das Pro>ekl für die Errichtung einer f e st e n B r ü ck e im Zuge der S ch l e s i s ch e n Straße als Ersatz der über den Landwehrkanal führenden, zum Abbruch be- stimmten Schlesischen Brücke und ersucht die Versammlung zur Ausführung desselben die Summe von L74 000 M. zur Verfügung zu stellen. Die Vorlage wird angenommen. An Mehrkosten für den Erweiterungs- und Um- bau des Hauses Poststraße 16 sind in dem Etat pro 1394/95, vorbehaltlich der späteren Einreichung eines Nach- anschlages, 63 000 M. vorgesehen worden. Diesen Nachtrags- Kostenanschlag hat der Magistrat der Versammlung unterbreitet. Infolge des Wegfalles der Figurengruppe auf dem Dache über dem Haupteingange ermäßigt sich die Ueberschreitung aus 60 000 M. Stadtv. Matterne rügt, daß, wie so vielfach, auch hier wieder eine Ueberschreitung zu decken sei, die in dem Verfahren der städtischen Bauverwaltung ihren Grund habe. Bei dem Hause Poststr. 16 habe zuerst alles in schönster Verfassung sich befunden, Balkon, Treppenaufgänge. Fenster u. f. w.; so wenigstens wer- sicherte die Bauverwaltung durch Herrn Stadtrath Blanckenstein, der heute am Magistraistlsche fehlt. Nachher habe sich alles als unbrauchbar und werthlos herausgestellt, und nun müsse die Versammlung B sagen, nachdem sie A gesagt. Für die Zukunft müßte aber entschieden sowohl in der Bauvenwallung wie in der Versammlung ein strengeres Verfahren platzgreifen. Stadtv. E s m a n n ist der Meinung, daß das Odium für solche Vorkommnisse nicht die Bauverwaltuug, sondern die Ver- sammlung, die die Vorschläge jener angenommen habe, treffe. (Lebhafter Widerspruch.) Bürgermeister K i r s ch n e r: Stadtrath Blanckenstein ist durch Krankheit verhindert, an der Sitzung theilzunehmen. In Fällen, wie dem vorliegenden, wird es wahrscheinlich nie mög- lich sein, Ueberschreitungen zu verhindern. Stadtv. Cassel protestirt gegen die Auffassung des Stadtv. Esmann; der Versammlung stände jederzeit das Recht zu, auch nach der Annahme einer Vorlage Einspruch gegen die Art der Ausführung zu erheben, wenn diese Tadel verdiene. Stadtv. Singer: Es scheint mir, daß der Stadtbanrath Blanckenstein seine Pflicht der Vertretung dieser Vorlage auf terrn Esmann dclegirt hat.(Heiterkeit.) Wenn Herr lanckenstein krank ist, hätten doch andere Herren im Magistrats- Kollegium genauer informirt werden sollen. Denn es handelt sich nicht um eine bloße Ueberschreitung des Anschlages. Gerade der Umbau in der Poststraße ist hier derart erörtert worden, daß man zu der Meinung kommen kann, daß eine genügende Vorprüfung für die hier nothwendigen Aus- gaben in der Bauverwaltung nicht stattgefunden hat. Die Nach- forderung ist jedenfalls nicht genügend motivirt. Gerade auf dem Gebiete der Bauverwaltung kommen derartige Nachforderungen in solcher Fülle, daß die größte Vorsicht geboten erscheint. Die Stachsorderung wird darauf genehmigt. Schluß nach 7»/- Uhr. Lokales. Ter Bettelbrief des Herrn Happoldt hat die edle Kollegenschaft dieses Herrn zu rührsamer Nacheifcrung erweckt. Dem Kampf ist ein weites Feld gegeben worden, denn während der Vorsitzende des Vereins Rösicke die gesammte Unternehmer- schafr ergebenst bat, mit der Hungerpeitsche die Arbeiter zum Trinken seines Bieres zu zwingen, hat eine andere Ringbrauerei, von der wir ein vertrauliches Dokument zu veröffent- lichen in der Lage sind, dem Fabrikanten sozusagen die Pistole aus die Brust geseht und mit entsprechender Ver- geltung für den Fall gedroht, daß dieser sich nicht eines uner» hörten Uebergriffs an seinen Arbeitern schuldig machen wolle. Das erwähnte Dokument von unserer Zeiten Größe lautet: Allgemeine Elektrizitäts-Gesellschast hier Ackerstrabe 76. Unser Bierfahrer bringt uns heute die Mittheilung, daß Sie bis auf Weiteres unsere Bierlieserung sistirl haben, da Ihre Leute unser Bier wegen der augeublick- lichen Bewegung gegen die hiesigen Brauereien nicht trinken wollen. Sollte die Wiederaufnahme Ihrer Bestellungen noch weiter ausbleiben, so würden wir uns leider genörbigt sehen, auch die bei uns nothwendig werdenden elektrischen Arbeiten und Lieferungen von Beleuchtungsmaterial ander- weitig zu bestellen. Wir hoffen jedoch im beiderseitigen Interesse, daß uns die Veranlassung hierzu Ihrerseits nicht gegeben wird. Hochachtungsvoll Berliner   Uuionsbrauerei. Soweit wir in Erfahrung bringen konnten, hat die Direktion der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft bis jetzt den hoch- achtungsvollen Wink mir dem Zaunpsahl keiner Beachtung ge- würdigt. Zum Bier-Botzkott. Tie in der Gastwirthsversammlung vom 29. Mai gewählte Zwölfer-Kommission hat bereits am 30. Mai ihre erste Sitzung abgehalten. In derselben wurde das erfreuliche Ergebniß zu Tage gefördert, daß sich bereits eine Anzahl leistungsfähiger Brauereien von außer- halb gemeldet haben, welche gutes Bier zu sehr soliden Preisen liesern können Die Bierproben, welche von der Kommission vorgenommen worden sind, haben Hinsicht- lich der Qualität ein durchaus günstiges Resultat er- geben. Auch wurde bekannt gegeben, daß einige dieser Brauereien bereit sind, etwaige Verpflichtungen zu regeln. Die Kommission richtet hinsichtlich dieser Resultate an die Wirthe, welche kein Ringbier niehr schenken wollen, das Ersuchen, sich sofort an eines der nachstehend bekannt gegebenen Kommissione- Mitglieder zu wenden. Desgleichen ersucht die Kommission diejenigen hiesigen Brauereien,' welche mit der Boykott-