Nr. 147.

34. Jahr.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin "..

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 1. Juni 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Die öfterreichische Chronrede.

Stockholm .

Auch die englischen Sozialisten nehmen teil. Stockholm , 30. Mai. ( Schwedisches Telegramm- Bureau.) Der holländisch- skandinavische Ausschuß hat von dem englischen Minister Henderson auf seiner Durchreise in Stockholm die Mitteilung erhalten, daß die Arbeiter- und Sozialistenorganisatio­nen Großbritanniens sich der Konferenz von Stockholm angeschlossen haben. Die Mehrheitsabordnung wird Unterstaatssekre­tür Roberts, Mitglied des Unterhauses, führen, die Minder heitsabordnung Ramsay Macdonald , Mitglied des Unterhauses.

1. Daß fie einen Friedensschluß ohne Annegio T nen fordern. 2. Daß sie die bürgerlichen Regierungen und bie

Demokratie und Frieden.

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herrschenden Bourgeoisien in gleicher Weise für Die Thronrede, mit der der junge Kaiser Karl gestern den Krieg objektiv verantwortlich halten und auch den österreichischen Reichsrat eröffnet hat, interessiert uns darum für einen allgemeinen Frieden ohne Entschä= von zwei Gesichtspunkten aus. Was bedeutet sie für die digung eintreten. Aus diesem Grunde sind sie der Meinung, Friedens frage und was bedeutet sie für die innere frei­daß die Beantwortung der Schuldfrage abgelehnt werden muß. heitliche Neuordnung Oesterreichs ? Was die einzelnen Rationen betrifft, so erklärten sich die Abge­Was die Thronrede über den Frieden sagt, ist ein sicheres ordneten gegen die Annegion von Belgien , für die staatliche Sie streckt dem Osten Selbständigkeit des serbischen Volkes und für einen durch Fortschreiten auf betretener Bahn. Vereinigung mit Montenegro herzustellenden freien 3ugang weit die Hand entgegen und spricht zugleich den Verdacht den Wunsch aus, Serbiens zum Meer. Die Balkanstaaten mögen ihre ſonderfriedlicher Intrigen vermeidend staatlichen Beziehungen im Einvernehmen regeln und durch ein daß sich der in Rußland erwachte Geist bald auch den anderen Bündnis alle Forderungen der Balkanvölker selbst verwirk- Gegnern der Mittelmächte mitteilen möge. Sie selbst sucht Amsterdam , 30. Mai.„ Nieuws van den Dag" sagt, daß der lichen. Beschluß der französischen Sozialisten, doch nach Stockholm zu 3. Die füdslawischen Nationen und Kronländer und findet die richtige Friedensformel" in den Worten: gehen, von großer Bedeutung sei. Die Haltung, die die franzö- Desterreich- Ungarns samt Bosnien sollen im Verband des gegenseitige Anerkennung einer ruhmvoll verteidigten Macht. sischen Sozialisten seit Beginn des Krieges eingenommen haben, ist Reiches bleiben, aber die Abordnung verpflichtet sich, die Bestre- stellung". Sie spricht sich damit klarer und offener aus, als es die deutschen Regierungserklärungen bisher getan nun verändert, und gegen den Willen der Führer zwingt die Masse bungen dieser Völker nach Autonomie jederzeit zu fördern. der Partei den Vorstand, fich nicht länger gegen die Stimmung der Polens soll gesichert werden. Die Polen in Galizien 4. Die Selbständigkeit Finnlands und Russisch haben. Neutralen und Bundesgenossen zu verschließen, die da hoffen, daß und in Preußen sollen zunächst volle Autonomie im Rahmen wenigstens über eine mögliche Wiederherstellung der internatio- der beiden Staaten erhalten, wie auch volle nationale Autonomie nalen Beziehungen zwischen den Sozialisten aller Länder ge- für die österreichischen Ruthenen gefordert wird. Die Abgeordne­sprochen werden soll, die dann wieder zu einer Vorbereitung des ten erwarten von zukünftigen freien Vereinbarungen zwischen dem Friedens führen kann. Parallel mit diesem Beschlusse laufen die wiedererstandenen Staate Kongrespolen und den Mittelmächten Versuche der russischen Regierung, eine Abände- dauernde Ordnung der polnischen Frage. rung der gemeinschaftlichen Entente Kriegs- 5. Gegenüber gewissen Vorwänden, als handle es sich in ziele herbeizuführen. Das Blatt glaubt, daß die Entsendung des englischen Arbeiterführers Henderson mit diesen Unter­handlungen in Verbindung steht, und vermutlich auch die Be­sprechungen, die in den letzten Tagen in London zwischen dem englischen Kriegskabinett und Ribot, Cambon, Painlevé und Joch abgehalten wurden.

Die Zuversicht der. Dänen. Kopenhagen , 31. Mai. ( Gig. Drahtbericht des„ Borwärts".) Vor ihrer Abreise nach Stockholm hatte die deutsche Delegation eine Konferenz mit den dänischen Genoffen. Borgbjerg er stattete Bericht über seine Verhandlungen mit den Russen und hob dabei hervor, wenn von einer Seite beabsichtigt gewesen wäre, die Stockholmer Arbeiten von Petersburg aus zu durchkreuzen, so sei das gerade Gegenteil davon eingetreten. Denn die Initiative des Arbeiter- und Soldatencats hat dazu beigetragen, daß die Fran­zosen und die Engländer an der Friedenskonferenz teilnehmen. Ebert sprach Borgbjerg den Dank der Deutschen für seine erfolg reiche Friedensarbeit aus. Stauning machte dann nähere Mit­teilungen über die Vorarbeiten zur Konferenz. Die letzten Nach­richten, sagte er, berechtigen zu der Hoffnung, daß sich die hollän­disch- skandinavische und die russische Initiative zur Veranstaltung cines internationalen sozialistischen Frieden 3- tongresses vereinigen würden.

Moutet über den Pariser Beschluß.

Kopenhagen, 31. Mai.

deven Verlauf er sagte:

Machtstellung ruhmvoll verteidigt hat, sondern daß auch den Wenn man anerkennt, daß man nicht nur selbst eina Gegnern dasselbe gelungen ist, und wenn man bereit ist, auf Grundlage dieser gegenseitigen Anerkennung Frieden zu schließen, dann fann man von den Gegnern nicht die Hergabe von Land und Geld verlangen. Wären die Gegner zu solcher Hergabe genötigt und ohne Not tut man doch so etwas diesem Kriege um die Befreiung der kleinen Völker Desterreichs nicht!-dann hätten sie eben ihre Machtstellung nicht ruhm. stellen die Abgeordneten fest, daß der österreichische Staat voll verteidigt, sondern diese Verteidigung wäre ihnen miß­die kleinen Nationen erhält. Als wesentlichen Bestand- lumgen. Die öftereichische Thronrede spricht mit kühler Offen­teil des Friedensvertrages bezeichneten die Abgeordneten wirtheit aus, daß von einem solchen Mißlingen nicht die Rede fchaftliche und völkerrechtliche Fragen. Gefordert heit aus, daß von einem solchen Mißlingen nicht die Rede werden die Wiederherstellung der Verkehrsfreiheit zu Lande und sein kann. zu Meere, Abbau der Hochschutzzollsysteme, offene Tür in allen Diese Offenheit wird einer bekannten Richtung in Kolonialgebieten, Einrichtung einer gemeinsamen internationalen Deutschland schmerzlich sein, aber man muß hoffen, daß sie Verwaltung sämtlicher Seehandelsstraßen, interozeanische Kanäle, heilsam sein wird. Die Wahrheit, einmal ausgesprochen, Schaffung von neuen Welteisenbahnstraßen unter Beteiligung und Mitverwaltung aller Mächte. Die Abgeordneten erheben Ein­spruch gegen den wirtschaftlichen Krieg, wie er durch die Pariser Konferenz 1916 in ein System gebracht wurde. Sie find der Ansicht, daß Zollvereinigungen nur dann ein Fort schritt sind, wenn sie auf die Erweiterung des freien Verkehrs ab­zielen. In dem Friedensvorschlag sind auch gemeinsame Bestim­mungen im Sinne der von den internationalen Gewerkschaftskon­gressen festgestellten Forderungen zu treffen.

eingerichteten

bricht sich unwiderstehlich Bahn. Wir wissen jetzt, wenn wir es nicht schon vorher wußten, wie der stärkste Verbündete Deutschlands die Weltlage auffaßt und welche Schlüsse er daraus für die Notwendigkeit des Friedens zieht. Damit daraus für die Notwendigkeit des Friedens zieht. Damit ist auch der Weg bestimmt, den die deutsche Politik gehen muß und den sie nun endlich ohne jedes Schwanken und ohne jede Zweideutigkeit betreten möge! Nur auf diesem Wege wird es möglich sein, das weitere 6. Der Krieg hat alle Bürgschaften des bisherigen See Ziel der Thronrede zu erreichen, nämlich den kommenden friegsrechts vernichtet. Die Rechtsentwicklung, die im Bariser Bertrag von 1856 angebahnt ist, muß weitergeführt Frieden für Generationen haltbar zu machen. Leider sagt werden. Dazu gehören das Verbot der Kaperei und der Bewaff- die Thronrede nicht, wie eine solche Friedenssicherung erreicht nung der Handelsschiffe, Abschaffung des Seebeuterechts, Be- werden kann, aber ihr Inhalt läßt nicht vermuten, daß sich die schränkung des Begriffs der Konterbande, von dem mindestens alle österreichische Regierung einer obligatorischen internationalen Rohstoffe der Bekleidung und Ernährung ausgeschlossen werden Schiedsgerichtsbarkeit und einer allgemeinen Ab­müssen, Zurüdführung des Blockaderechts auf seinen alten Umrüstung widersetzen würde. Der kommende Frieden wird fang, ein Berbot der Erklärung eines Teiles des offenen Meeres allen Völkern eine vollwertige Kriegsentschädigung" als Kriegsgebiet, Einschränkung der im Sec- und Luftkampf zu bringen, wenn er nicht mehr unter dem Druck ständiger lässigen Kriegsmittel. Die Abordnung trat weiter ein für die Fortführung Kriegsfurcht und eines durch sie hervorgerufenen Rüstungs­( Eig. Drahtbericht des„ Borwäris".) bes Friedenswerts bei der Haager Konferenz, wettrennens steht. Alle übrigen Fragen eines Verständi­Socialdemokraten" gibt eine Unterredung mit Moutet wieder, in für vertragsmäßige Einschränkung der Rüstungungsfriedens werden leicht, wenn diese erste aller Fragen ge­gen zu Wasser und zu Lande bis zur völligen Abrüstung der regelt ist. Eine dauernde Friedenssicherung enthebt die Re­Mein Entschluß, für Stockholm zu stimmen, war das Ergebnis stehenden Heere, für die Bildung eines lediglich auf gierungen bei den weiteren Verhandlungen der Sorge, um reiflicher Ueberlegung. Vor meiner Reise nach Rußland war ich Landesverteidigung wieviel Lot auf Grund des Ergebnisses ihre Macht im Fall ein Gegner der Wiederaufnahme der internationalen Beziehungen; beeres. Soweit Rüstungen noch erforderlich sind, ist die eines neuen Krieges leichter oder schwerer sein würde. jetzt ist aber die Lage verändert, weil die Initiative dazu von den Rüstungsindustrie zu verstaatlichen. Die österreichi­Es ist dringend zu wünschen, daß die Mittelmächte auch Russen ausgegangen ist. Nun konnten wir die Teilnahme nicht sche Sozialdemokratie ist ohne Vorbehalt und Vorbedingung zur in dieser entscheidenden Frage sich nicht widerwillig mitziehen mehr verweigern, ohne uns zu Gegnern der russischen Revolution Ginberufung von Sozialistenkongressen bereit und hält die Teil- lassen, sondern selbst die Initiative ergreifen mögen. zu erklären. Die Russen hatten beschlossen, nachnahme für eine Pflicht jeder Sektion der Internationale. Die Auch in bezug auf die inneren Verhältnisse Desterreichs Stockholm zu gehen, auch wenn wir uns fern- Delegierten erwarten, daß alle angeschlossenen Sektionen in ist die Thronrede in erster Reihe eine mit guten Wünschen hielten. Wäre es flug gewesen, sie mit den Deutschen allein gleichem Geist in die Verhandlungen eintreten, und halten Ber- reichlich geschmückte Feststellung des Tatsächlichen. Die öfter zu lassen? Wenn jetzt die Deutschen auf der Konferenz eine un- treter aller nationalen Sektionen sowohl der Mehrheit wie der reichische Monarchie ist von der preußisch- deutschen im Wesen klare oder ausweichende Antwort geben(?), wissen wir, wer für Minderheit für notwendig. grundverschieden. Sie verdankt ihre Stärke nicht ihrer ge­die Fortsetzung des Krieges die Verantwortung trägt. Die tcheschischen, polnischen und bosnischen Ab- schichtlichen Selbstbehauptung gegenüber den andrängenden Bern, 31. Mai." Progres de Lyon" meldet aus Paris: Die ordnungen werden ihren Standpunkt genau festlegen nach Be- Kräften der Demokratie, sie gibt sich nur mit innerem Wider­beiden Parteien des Senats Union Republicaine und ratung mit den anderen Organisationen, welche von ihrer Sektion streben absolutistisch, wo ihr nichts anderes übrig bleibt, denn Gauche Democratique beschlossen in getrennten Sizungen, die durch abhängig sind und mit denen sie spezielle Probleme zu erörtern als Lückenbüßer einzuspringen, was angesichts der österreichi­die geplante internationale Besprechung in Stockholm gesch a f= haben. schen Verhältnisse niemals eine beneidenswerte Aufgabe war. fene Lage einer neuen Prüfung zu unterziehen. Kaiser Franz Josef hat dem allgemeinen, gleichen Wahlrecht Es wurde eine Abordnung von je vier Mitgliedern ernannt, welche Anseele in Stockholm erwartet. zum Durchbruch verholfen in der Hoffnung, daß das reorgani­von Ribot Aufklärungen über die allgemeine Lage, besonders be= Anseele, Mitglied des Exekutivkomitees des Sozialistischen sierte Parlament ihm die faum lösbare Aufgabe des Re­züglich der Stockholmer Besprechung einfordern soll. Die sozia- Bureaus, wird nun auch in Stockholm erwartet. Anseele ist be- gierens erleichtern würde. Sein junger Nachfolger hat jetzt listische Kammergruppe ließ sich von Moutet und Cachin kanntlich in Gent auf seinem Posten geblieben und hat für seine aus dem gleichen Grunde das Parlament wieder einberufen. gestern vormittag eingehenden Bericht über die russische Reise er- Landsleute eine heilsame praktische Tätigkeit entfaltet. Die deutsche Desterreich wird also nach dem Kriege ohne weiteres so ftalten. Beide Deputierten verlasen im Laufe ihrer Erklärungen Partei hat sich bemüht, ihm eine Reiſeerlaubnis zu verschaffen, und konstitutionell und so demokratisch regiert sein, wie es regiert zahlreiche Schriftstüde. Die Kammergruppe wird einen Be- man hofft jetzt in Stockholm, ihn dort bald begrüßen zu können. sein will, und die Krone will es nicht daran hindern, sondern schluß über ein politisches Vorgehen fassen, das durch die neue Sachlage, besonders durch die Erklärungen Moutets und Die belgischen Sozialdemokraten in Holland sie will im Gegenteil ihm dabei- unter Wahrung ihrer

Cachins vorbereitet worden ist.

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repräsentativen Stellung helfen. Es gibt in Desterreich haben auf einer Pfingsttagung in Rotterdam sich mit der Stock- auch keine Schutztruppe des Thrones, die ihre Aufgabe darin holmer Konferenz befaßt. Sie erhoffen von ihr die Wiederherstel- sieht, zum eigenen Vorteil Volk und Krone gegeneinander Das Programm der Oesterreicher. lung der zerrissenen internationalen Bande und die Herbeiführung auszuspielen. So konnte der junge Kaiser unter Verant­Stocholm, 30. Mai .( Schwedisches Telegramm- Bureau.) In des Friedens. Die Versammlung ernannte auch einen Delegierten wortung seines gräflichen Ministerpräsidenten von dem ihrer Erklärung sagten die österreichischen sozialdemokratischen Ab- für Stockholm und sprach dem Internationalen Bureau ihr Ver- Geist der wahren Demokratie sprechen, in dem er geordneten im besonderen: regieren wolle, ohne daß deshalb auch nur ein einziges Blätt­

trauen aus.