Nr. 91.
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Vorwärts
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Redaktion: Beuth- Straße 2.
Ein neues Stück „ Sozialpolitik
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Sonntag, den 19. April 1891.
Expedition: Beuth- Straße 3.
Lösung dieses Rententheiles versteht sich die Regierung erst befizer nicht durch Anlegung vieler größerer Rentengüter dann, wenn nach ihrer Meinung die Beibehaltung des auf seinen Gute sein Wirthschaftsgebiet zerstückeln wird. Rententheils für die Erhaltung des Rentenguts nicht mehr Schon in den Verhandlungen des königl. Landes- Dekonomienothwendig ist." kollegiums von 1885 über das Rentengüterprojekt, bemerkte der liberal- konservative Professor von Miaskowski, daß die Besitzer der großen Allodialgüter von diesem Projekte kaum großen Gebrauch machen würden, weil bei ihnen mehr die Tendenz besteht, sich abzurunden, als die Tendenz, Theile ihrer Güter zu Bauernstellen abzugeben."
Die Rentenschuld ist ferner unkündbar. Unsere Zeit schwitzt aus allen Boren sozialpolitische Gesetzentwürfe. Leider stellt sich nur zu oft der neue Gesetz Kommt jedoch der Besitzer des Gutes seinen Verentwurf als ein wahrer Angstschweiß der armen, von der pflichtungen in Bezug auf die ordnungsmäßige UnterSozialdemokratie so schwer bedrohten Zeit dar. Vor wenigen haltung der Gebäude" nicht nach, so kann die RentenTagen tauchte nun eine neue sozialpolitische Vorlage auf, bank sofort den ungetilgten Rest der Zahlungen zurückderen Grundsätze schon 1885 in den Verhandlungen des könig fordern. Die freie Beweglichkeit des Rentengutes ist nun viel lichen Landes- Dekonomie- Kollegiums als ein festes Bollwerk gegen die Umsturzbestrebungen" der Sozialdemokratie be- fach eingeschränkt. Der Parzellirung, der Verpachtung, der trachtet wurden. Es ist dies die Vorlage eines Gesetzes, be- Beräußerung des Gutes sind ganz andere Grenzen gesteckt, treffend die Beförderung der Errichtung von Rentengütern." als der Parzellirung 2c. 2c. der übrigen Güter. Man Hier mag zunächst eine kurze Auseinandersetzung über den schafft durch die Rentengüter einen vielfach gebundenen Begriff des Rentengutes am Plaße sein. Die ländlichen Grundbesit. Arbeiter und Kleinbauern sind meist außer Stande, sich Und weshalb schränkt man die Beweglichkeit des Grund größere ländliche Stellen von den Großgrundbefizern zu und Bodens ein? Nun um Güter mittleren und kleineren kaufen. Um diese Arbeiter nun dennoch in Besizer der Stellen Umfangs entstehen zu lassen, deren Existenzbedingungen in verwandeln zu können, will fie der Staat die Kaufsumme einer Beit, die den Großbetrieb zur typischen Betriebsform des Gutes sowie deren Zinsen durch langjährige Renten- erhoben hat, mehr und mehr schwinden. Selbst ein konservativer Gelehrter wie Schmoller gestand schon vor Jahren zahlungen aufbringen lassen. einmal in seinem Jahrbuch für Gesetzgebung, Statistik 2c. ein, daß der mittlere und kleinere bäuerliche Betrieb unvollkommen" fei, daß er iur langsam die Fortschritte der rationellen Landwirthschaft mitmachen", ja sie sogar mit unter garnicht ausführen könne. Ja nach Schmoller ist es möglich", vielleicht wahrscheinlich", daß der kleinere und mittlere Betrieb sich in der heutigen Form doch nicht auf die Dauer halten kann und daß andere soziale und rechtliche Formen des Betriebes und der Bodennutzung sich mit der Zeit entwickeln müssen."
Man verzinst z. B. die Schuldsumme jährlich mit 4 pCt. Nun läßt man jedoch den Arbeiter 4 pet. entrichten, und häuft die Geldbeträge, die das halbe Prozent abwirft, so lange aufeinander, bis die ganze Summe zurück erstattet ist. Ein Gut, welches so allmälig durch Renten zahlungen erworben wird, nennt man ein Rentengut. In vielen Fällen wird nun der Gutsbesitzer," wie die Begründung zum Gefeßentwurfe sagt, nur dann zur Vildung eines Rentengutes schreiten, wenn er nicht auf den dauernden Bezug der Rente angewiesen, sondern ihm die Möglichkeit gegeben ist, für den ganzen Bes trag der Rente oder für den größten Theil derselben ein entsprechendes Kapital zu erhalten, um damit betriebsform! entweder Schulden abzustoßen oder das Betriebskapital zu vermehren 2c. 2c."
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Mir wenigstens, sagte Miastowski weiter, sind keine Fälle bekannt geworden, die in nennenswerthem Umfange ein solches Abgeben von Theilstücken der großen Güter zu Bauerngütern nachweisen."( Sigung vom 11. Novbr. 1885). Ferner verbietet dem Gutsbesizer sein eigenes Intereffe, größere ländliche Güter, welche die Inhaber derselben voll kommenwirthschaftlich von ihm unabhängig machen würden, zu errichten, weil er in diesem Falle werthvolle Arbeitsfräfte verlieren würde. Ihm kann nur daran gelegen sein, kleine ländliche Stellen zu schaffen, die den Arbeiter nicht vollständig ernähren und ihn auf die Arbeit des Gutshofes anweisen. Daher muß er die Gründung kleiner Arbeiterstellen mit ganzem Nachdruck betreiben. Und nun vergegenwärtige man fich ferner die Lage eines solchen seßhaften Arbeiters, welcher durch die ihm an den Füßen festhaftende Scholle an der freien Bewegung gehindert ift. Der Arbeiter, auf einem, weit ausgedehnten, isolirt liegenden Rittergute angesiedelt, kann nur bei dem Rittergutsbesitzer selbst Arbeit finden. Jedwede andere Arbeitsgelegenheit ist ihm durch die weite Entfernung seiner Scholle von den übrigen Gütern und durch den Mangel eines auf dem Lande herrschenden Industries zweiges abgeschnitten. Ferner können die Arbeiter nur schwer die Rentengüter veräußern. Infolgedessen befinden sie sich in vollkommener Abhängigkeit von dem Gutsbesitzer.
Ja und diese neue Form des Betriebes und der Boden Daher kann dieses Gesetz über die Errichtung der nukung wird keine andere sein als die sozialistische GroßRentengüter sehr wohl den Gutsbesitzern eine gefügige, halbWollen wir nun Millionen von Kleinbauern etwa-hörige Landarbeiter- Klasse schaffen, namentlich, da es den weil es ja so ungeheuer belustigend für eine Gesellschafts- durchschnittlichen Umfang eines Gutes nicht so bestimmt, daß In diesem Falle beabsichtigt nun der Staat zwischen Klasse ist, mit Haut und Haaren aufgefressen zu werden der Arbeiter vom Gutsbesitzer unabhängig dasteht. Der dem Gutsbesitzer und ländlichen Arbeiter die Rolle des von Neuem ins Leben rufen, um sie dann wieder durch den Gesetzentwurf spricht nur an einer Stelle von einer Maximalgrenze für den mittleren Umfang der Güter, überläßt aber Vermittlers zu spielen. Er will zur erstmaligen Großgrundbesitz aufsaugen zu lassen? Einrichtung eines Rentengutes sowie zur Wir sehen, wie uns heute die produktiven Riesenfarmen die Festsetzung derselben späteren Anordnungen. Gerade die Aufführung der nothwendigen Wohn- und Amerikas mit immer höheren Bergen von Fleisch und Korn Bestimmungen über die Minimalgrenze für die Größe der Wirthschaftsgebäude Darlehne in 3 pro überschütten, und wir bemühen uns mun unsererseits, kleine, Güter hätten sozialpolitisch eine große Wichtigkeit gehabt. Unsere Kritik des Gesetzentwurfes wäre hiermit der zentigen oder 4prozentigen Rentenbriefen unproduktive Betriebe zu gründen. Nein, die große sozialpolitische Aufgabe unserer Zeit Hauptsache nach erschöpft. nach dem Nennwerth oder, soweit dies durch solche nicht geschehen kann, in baarem muß es gerade jein, große genossenschaftliche Betriebe zu schaffen, denen dereinst doch einmal die Zukunft gehören Gelde" gewähren(§ 2 der Vorlage.) Die aufgenommene Schuld zur Erwerbung wird. Wegen seiner rückläufigen Tendenzen wird daher das des Gutes wird bei 32 prozentigen Rentenbriefen in 60% Jahren, bei 4 prozentigen in 56 Jahren Gesetz über die Errichtung der Rentengüter nie tiefe Wurzeln bei einer jährlichen Verzinsung von 4 resp. 4% Prozent der in unserer großkapitalistischen Wirthschaft schlagen können. Immerhin fann es jedoch unter den ländlichen Arbeitern Gesammtsumme getilgt( amortisirt) sein. einiges Unheil anrichten; und deshalb bekämpfen wir es mit aller Energie. Es ist von vornherein klar, daß sich der Großgrund
Vollständig wird allerdings der Arbeiter die auf seinem Gute lastende Rente nicht ablösen können, da etwa ein Zehntel derselben als unlösbar eingetragen ist. Zur Ab
Feuillefont.
Nachbruck verboten.]
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Die Falkner von St. Vigil. Roman aus der Zeit der bayerischen Herrschaft in Tirol
von Robert Sa, weichel.
Im Jesu willen, red' nicht so!" bat Stafi. Warum nicht?" fragte er mit bösem Humor. ist die Sach' auf einmal abgethan, und Du bist Klosterbäuerin."
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Aber zum Schluß dürfen wir nicht vergessen, eine Seite dieses Entwurfs hervor zu heben, die ihn für uns als Sozialisten besonders anziehend macht. Die liberalen Blätter, wie die Freifinnige 3tg.", die" Bolts- 3tg." haben sofort den Mund gar voll über den staatssozialistischen Charakter des Gesetzes genommen.
Der Staat will nämlich den Inhabern der Renten güter einen bedeutenden Kredit für die Begründung dieser Güter gewähren.
Das Berliner Tageblatt" berechnet, daß der Staat
lose Genuß des Neichthums hat einen dunkeln Punkt. Dann Der Gedanke an den Eisblick des Vaters verdarb Ambros zumorgen weilen die gute Laune, und der Aerger darüber, daß er sie sich dadurch verderben ließ, verbesserte seine StimStasi sah ihn vorwurfsvoll mit ihren sanften Augen mung nicht. Er war doch sonst kein Grillenfänger und an und sagte:„ Ach, Ambros, ich habe mich Dir nicht auf- um sich auf andere Gedanken zu bringen, beschloß er gedrängt, und um meinetwillen sollst Du Dich nicht demü- am Samstag in das Sängerkränzchen zu gehen. Stasi selbst higen. Mir liegt nichts daran, Klosterbäuerin zu werden, erinnerte ihn an sein Versprechen; er saße viel zu viel zu das weißt Du. Bitt' den Vater um Verzeihung, ja; Hause, daran wäre er nicht gewöhnt, und am Ende würden aber wie ein verlorener Sohn sollst Du ihm nicht unter die die Leute wirklich glauben, daß er unter ihrem Pantoffel Augen gehen und gar um meinetwillen bas ertrüg' stände. Es kam Ambros höchst drollig vor, daß er unter ich nimmer, das würd' mir das Herz abdrücken. Ach Am- dem Regiment seiner kleinen Frau stehen sollte und er nahm bros, ich bin ja so stolz auf Dich." von Stafi einen mit Lachen untermischten zärtlichen Abschied, als er nach dem frühen Nachteffen fortging.
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Bist Du?" fragte er und nahm sie in seine Arme. und Du willst nicht, daß der wilde Ambros zahm
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Sie waren mittlerweile vor der Schmiede angekommen, und Wolf sagte, indem er stehen blieb:" Noth bricht Eisen, aber Gewalt schaffet Gewalt.. Bei Deinem hastigen Zufahren ist auch von unserem Glücksrad der Reifen gesprungen." Ambros ging mit großen Schritten weiter, so daß Im Stern wurde er mit Jubel empfangen und von Stafi Mühe hatte, an seiner Seite zu bleiben. Sie beob wird? allen Seiten reichte man ihm die Gläser entgegen. Jerg hatte achtete ihn ängstlich, denn sie sah, daß etwas in ihm arbeitete. Bahm schon," wehrte sie sich gegen seine Stüsse, aber gewettet, daß er nicht kommen würde; denn gingen die Sie selbst machte der Vorwurf Wolfs beklommen, daß stolz. Dicht stolz wie ein Haushahn, sondern so Bögel zu Nest, wäre es mit dem Singen vorüber. Ambros durch sein rasches Handeln das Glück seiner Schwester wie- Nun war der Jubel auf Jergs Kosten um so größer, und gefährdet hätte. Er jedoch dachte nicht daran. Als sie Ein Zauntönig!" fiel er lachend ein. Mutschleitner trug den verlorenen Wein mit der Bemerkung hinter dem Dorfe unter den Tannen fortgingen, von deren" Q, Du böser Mensch," schalt sie, gleichfalls lachend. auf: Jerg könnte von Glück sagen, daß er seine Wette Zweigen der Wind oder der Fuß eines Vogels dann und Nein, stolz wie ein Adler." just noch vor Thoresschluß verloren hätte, über ein Kleines wann Schneeflocken auf sie streute, sagte er, seinen Spizhut In heiterer Stimmung kam Ambros mit Stafi nach würde sie ihm theuer zu stehen gekommen sein. Die nun mit einem Rude tiefer über die Stirn ziehend: Hause. Es kommte indessen nicht fehlen, daß ihm der Vater, ausgeschriebene Trankstener wäre ein verteufelt Ding. " Ja, das ist's! Als verlorener Sohn soll ich heim so wie er ihn in der Kirche gesehen, unwillkürlich wieder Um so mehr Grund, den Wein nicht zu schonen. Ambros tehren! Dahin möchten sie mich bringen.- auch der Wolf vor Augen trat und wenn er auch die Hoffnung Anwesenheit wurde wie ein Fest gefeiert und er ergriff daß ich vor dem Vater auf die Kenice fallen und ihn nicht aufgab, daß jener sich eines Besseren besinnen würde, wieder wie in alten Tagen den Kommandostab. Frischer um Gotteswillen bitten soll, er möchte mir doch verzeihen." so konnte er sich doch nicht verhehlen, daß seine Rolle des mud freudiger erklangen die Chöre und höher sprühte Stafi legte ihm beschwichtigend die Hand auf den verwunschenen Prinzen länger dauern könnte, als er voraus die Lust auf. Mutschleitner trug zur Guitarre ſeine Arm. Er sah sie mit düster glühenden Augen an und gesetzt hatte. Was lag daran, da er mit Stasi glücklich hübschesten Lieder vor und begleitete die komischen so rief mit einem Hohnlachen: Der. Ambros Der Ambros der wilde war? Aber es ist ein übel Ding, sich geflissentlich daran wirkungsvoll mit seinen treuherzig schalthaften Blicken und Ambros vor dem Klosterbauer demüthig auf den erinnern zu müssen, daß man glücklich ist. Wer zu rechnen Mienen, daß von dem dröhnenden Gelächter der Zus Knien! Gelt, Stasi, so könnt' ich Dir gefallen?" anfängt, mag immer noch sehr reich sein; allein der sorgen hörer die Fenster zu springen drohten. Auch Ambros, der
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