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Unterhaltungsblatt öes vorwärts

So fern unö doch so nah. Stockholm , 8. Juni 1S17. ES sind Worte<ms Richard Wagners Tristan und Isolde", die über diesen Zeilen stehen, und wie sie uns hier in Stockholm wieder zu Bewußtsein kamen, das ist die Geschichte einiger Mußestunden nach der Tagesarbeit. Es war wieder einmal Nacht geworden, was man hier oben ..Nacht" heißt. Die Ahr zeigt g, postalisch betrachtet ist eS sogar schon 21, aber mühelos liest das Auge die Uebcrschriften auf der rosa- farbenen Zeitung, die an allen Ecken und Enden in eintönigem Gleichklang angeboten wird:»AftonbladetS Extranummer". Eigen- tümlich ist dieses.S" d«S zweiten Falle? im Schwedischen für uns Deutsche , die es nur gebrauchen, um jemandes Eigenschaft, Lei- ftung oder Besitz anzuzeigen. Wir sagen etwa: Bethmanns Rede oder Westarps Mandat oder Bubis Ball, aber der Schwede schreibt SverigeS Riksbank",Sveriges Telegrafsstation", im Gegensatz zum staatlichenRikStelefon" hat man hier noch Stockholms Telefon, dasallgemeine", das bei seinem äußerst niedrigen Preis fast jedem erreichbar ist. UebrigenS ist man hier schon so weit, daß man sich gegen eine kleine Gebühr zu einer bestimmten Stunde nachdrücklich anrufen, also auch wecken lassen, und daß man, wenn man sein Haus verläßt, dem Anrufenden durch da? Amt Bescheid zuteil wer- den lassen kann. Der Drang, aus der Heimat Nachricht zu erhalten, läßt einen in der Fremde auch die Zeitungen des Landes kaufen, um daraus ungefähr, halbwegs, und oft genug mißverständlich den Sinn der Neuigkeiten zu erfassen. Erst wie mir der Verkäufer die Hand hin- hält und dann da? Restgeld auf das silberne Zehnörestück herbor- sucht, sehe ich, daß er vollkommen blind ist. Am selben Vormittag hatte mich ein zwar kräftig, allerdings aber auch ctwaS zweifelhaft aussehender Mann unter Hinweis auf seine Arbeitslosigkeit ange- bettelt. ES war vor den Räumen vonStockholms Brödkortbespar- ning", einer Wohltätigkeitsaktion zur Sammlung unbenutzt ge- bliebener Brotmarken, wovon allwöchentlich erhebliche Mengen zu- sammenkommen sollen. Also der Schein trügt, auch hier fließt Milch und Honig nicht allem Volk. In der Birger Jarlstraße ist ein völlig frei und unentgeltlich zugänglicher Lese- und Schreibsaal untergebracht. Vorn in der Eingangshalle hängen aktuelle Kricgsphoiographien und gegenüber Ententegenerälen Hindenburg , Mackensen und Ludendorff. Die ganze Einrichtung an Bildern, Teppichen und Mahagonimöbeln hat an ruhiger Eleganz und sympathischer Behaglichkeit kaum ihres- gleichen in öffentlichen Lesehallen bei uns daheim und sicherlich auch nicht jenseits der Linien Zeebrügge Mülhausen, Trafoi Dn- razzo und erst recht nicht Dünaburg Jerusalem . Neben demDag- bladets" undTidningenS " des Nordens hängen hier die kriegS- mätzig abgemagerten.Journaux" und.News" des Westens, und zwischen ihnen und den unS so fremden Blättern des Ostens mit ihrer gricchifch-byzantinischen Schrift unsere gewohnten Zeitungen. Dies neutrale Land ist von allen Schlachten gleich weit«nffernt, nur der Krieg unter dem Meeresspiegel kommt in größere Nähe und hindert den Verkehr über den Bottnischen Meerbusen nach Finnland mit seiner sozialistischen Regierungsmehrheit, dem der rote russische Kriegsminister angeblich mit Kanonen gegen Selb -' ständigkeitSgelüste gedroht haben soll. Betrachtet man hier oben in Ncutralien all das gedruckte Papier von hüben und drüben, so will es einem nach drei Jahren der Weltzerrissenheit manchmal doch fast scheinen, als sei alle? auf allen Seiten einander recht ähnlich geworden. Je mehr es wechselt, desto mehr ist eS das Gleiche wie der Franzose sagt. Ist es denn nicht so? Sind nicht selbst die Feldunifvrmen der kämpfenden Millionen bis auf geringe Einzelheiten fast dieselben erdfarben und von Luft und Wetter gebleicht, verfärbt und gleich gemacht? Herrscht nicht Not und Elend überall, so, daß in einem müßig gehenden neutralen Geist fast die Idee erwachen könnte, die Rationierung und Reglementierung zur Ersparnis von Kräften, Zeit und Papier einer internationalen Zentralstelle in irgend einem kriegverschonten Lande zu übertragen. Ein kleine?, aber nobles Kino ist dem Lesesaal angegliedert. Der Besuch, für den natürlich zu bezahlen ist, konnte an diesem

sss Oer starke Mann. Eine schweizerische OffzierSges'chichte von Paul Jlg. Du steckst ja scheinbar bis an den HalS in Aufregungen und Gefahren 1" sagte er ein bißchen lustig, wie man spricht, wenn man dem andern die Kraft zu rechtzeitiger Umkehr zu­traut. Das war jedoch nur Politik; in Wahrheit machte ihm der Wandel des Jüngsten große Sorge. Ohne das wäre das Leben ja auch fürchterlich lang- weilig!" entgegnete Adolf behutsam abbauend, waS der andere zum Zwecke einer gesegneten Aussprache herbeitrug. Gegen Daniels geistige Ucbcrlegenheit besaß er von jeher nur die Waffe der Unzugänglichkcit. Er wollte sich von dem Aelteren um keinen Preis schulmeistern lassen. Darum machte er im Ernstfall stets alle Läden zu, indem er die Grundverschiedcnheit ihrer beiderseitigen Naturen und Neigungen betonte. Er kannte die Pastoralen Schleichwege nur zu gut. Plötzlich war man von unwiderlegbaren Argu- menten umzingelt und konnte sich kaum mehr rühren, wenn man nicht gerade den Mut besaß, das feine Gewebe mit einem urchjgen Schwerthieb abzutun. Wie erwartet. Hub der Pfarrer auch von Adolfs mili- tärischen Angelegenheiten zu sprechen an. Obwohl dieser ja im vornherein wußte, woher der Wind blies, ging er doch darauf ein. gab dem Bruder einen ausführlichen Bericht, wobei er auch den Fall Hotz getreu darstellte. und fragte den peinlich Verstummten sodann mit zurück- gedrängter Leidenschaftlichkeit, waS er von dem widerlichen Handel halte.Du kannst es mir hier im Auf- und Abgehen sagen; ich will heute dem Vater unter keinen Umständen in die Quere kommen. Es könnte sonst noch einen ganz anderen Krach absetzen!" sagte er. seinen unheimlichen Gemütszustand verratend. Frau Lenggenhager ftihr vergeblich mit Ach und Weh dazwischen, er solle ihr den Schmerz nicht antun, so haßerfüllt davonzulaufen; das Mittagessen sei für alle ge- richtet und könne ihnen doch nicht auf die Straße nachgetragen werden. Schließlich folgte sie einem stillen Zeichen Daniels und verschwand mit geringer Hoffnung, daß dieser vielleicht alles zum besten wenden könne. Es war aber nicht so sehr die Sucht gegen den Stachel zu löcken. waS Adolf Lenggenhager zu dieser Aussprache trieb. Der Beweggrund war menschlicher; nur gestand er sich ihn nicht gerne ein. Vor allem kannte er Daniels Gerechtigkeits- sinn. Zu dieser Flamme zog es ihn jetzt wie die Motte zum Licht. Trotz allem Draufgängertum war er ein unsicherer

Abend nicht al« übermäßig stark bezeichnet werden. Da« lag an dem Sommer und besonders an dem Vorfest(FrühlingSfest) auf Skansen, dem herrlichen Stockholmer Freiluftmuseum, bei welchem Fest fröhlich und ohne alle förmliche Aufforderung im Freien ge- tanzt wird. Jetzt aber reißt uns das Theater mit grausamstem ReaNSmuS inS Leben zurück: Deutsche Sturmtruppen gehen vor. AuS Kratern in einer unsagbar verwüsteten Landschaft springen Menschen her- aus, rennen tiefgebeugt wenige Meter und find im nächsten Loch verschwunden. Da spritzt auch schon die Erde wie unter dem Schlag eines Riesenhammers auf, Lehm, Staub und Steine fliegen wild herum und eine ungeheure Wolke von Dampf und Rauch wälzt sich langsam und mit grausamem Behagen wie ein gesättigter Jabel- drache über das verfluchte Land. Und wieder und wieder diese? Rennen um? Leben von einer Gruft in bi« nächste, auf daß nicht der Fleck Erde dazwischen zum Grab werde. Jetzt sind sie an einem noch teilweis« stehenden Drahtverhau und arbeiten an seiner Bc- seitigung, während ringsherum die Granaten einschlagen, deren Sprengstücke wir freilich nicht sehen noch hören, wie wir uns auch nur dazu denken brauchen, daß die Füllkugeln der Schrapnells und da? Maschinengewehr de» Flieger? den Tod aus den Lüften bringen. Die Landschaften vom Goldenen Horn,«in amerikanischer Ko- miker-Film, eine rumänische Tragödie mit der interessanten Mo- rena als Zigeunerschönheit, da? ganze weitere Programm kann den Seelcndruck nicht mehr von un» nehmen. Da, unter dem Volk von Stambul und Haidar-Pascha überall Soldaten mit Enverhelm. Amerika hat sich um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen auch in den Weltkrieg gestürzt, und Rumänien ist zurzeit verhindert, Europa mit Zigeuneridhllen und Bojarenübermut zu dienen: Krieg, Krieg. Krieg. Am nächsten Morgen sucht der Kontinentale in der fremdsprachi- gen Zeitung zuerst die Nachrichten an» der Heimat, und wa» er findet, ist der Heeresbericht. Wie tief haben sich diese drei Jahre eingegraben in die Seelen aller Bürger zweier Welten.

ttae ftttte vogelschutzstütte. Die neueste Vogelschutzstätte an der deutschen Ostseeküste, über die in den»Naturwissenschaften" berichtet wird, verdankt ihre Eni- stehung einer 1V1V erlassenen Verfügung des Regierungspräsidenten in Danzig . Es wurde nämlich der am Weichseldurchbruch bei Oest- liib-Neufahr gelegene Messina -See so genannt nacb dem Schoner , Messina ", der 18S7 dort strandete sowie die Messina -Jnsel und das sumpfige Südufer des Sees als Bogelschutzstätte erklärt. Da? ganze Gebiet umfaßt ungefähr 182 Hektar. Während sonst Natur- schutzgebiete zum Schutz besonderer Einzelarten angelegt werden, dient da? Schutzgebiet am Messina -See im allgemeinen Vogel- arten, die weder besonders selten, noch ernsthaft bedroht sind. Nach einem Bericht von Professor Jbarth wurden in dem Gebiet bisher 123 Vogelarten gezählt, da? sind ungefähr 88 Pro« zent der für Deutschland allgemein geltenden Zahlen, vg dieser Arten entfallen auf zufällige und unregelmäßige Besucher, die übrigen 24 Formen können als ständige Bewohner der Vogel- schutzstätte betrachtet werden. Der Charakter deS Gebietes wird na- tllrlich nur durch die ständig vorhandenen, brütenden Arten bestimmt. Trotzdem eS sich also nicht um den Schutz besonder? wertvoller Formen handelt, ist auch dieses Naturschutzgebiet zu begrüßen. UebrigenS beherbergt die Schutzstätte auch eine Vogelart, der be« sondere? Interesse gebührt, nämlich die Bartmeise, über deren Brüten in der dortigen Gegend früher nichts bekannt war. Die Bartmeise findet sich heute in Südeuropa , in England und Holland nur zu einem kleinen Teile. Au? Ostfriesland , Holstein und Mecklenburg ist sie bereits seit mehreren Jahrzehnten völlig verschwunden. Da sie überdies wegen ihrer sehr versteckten Lebensweise im allgemeinen schwer zu beobachten ist, eröffnen sich hierfür in der neuen Vogel- schutzstätte an der Ostsee die besten Aussichten.

die Sonnenflecke vnö öas Vetter. A. Stentzel läßt sich in derAstronom. Zeiffchrift" über den Einfluß der Sonnenflccke auf den WitterungScharaktcr auS: Die gesteigert« Erüptionstätigkcit der Sonne hat sich schon wäh- rend des ganzen abgelaufenen Winters sehr energisch im Wetter- charakter Mitteleuropas und zweifellos auch anderer größerer Ge- biet« widergespiegelt, sie prägt sich gegenwärtig in Mitteleuropa

Mensch und dabei nicht brutal genug, um auf da» Gefühl seines Rechtes und die gute Meinung derer, die er schätzte, verzichten zu können. »Du weißt, daß ich dich au» anderen Gründen al» der Vater ungern endgültig zum Soldatentum umsatteln sah," begann der Pfarrer entschlossen.»Dich leitete in der Berufs- Wahl zuerst die Liebe zu den Tieren, zu denen du dich schon als Kind hingezogen fühltest. Das fand ich schön und gut. Es war wirklich ein von innen erstrebter Berus sozusagen ein Naturgebot. Warum bist du nicht dabei geblieben? Ich ahne eS. DaS Korpsstudcntentum ist schuld daran. Es brachte dirhöhere Lebcnsbegriffe" bei, eine neue Rangord­nung, in welcher der Tierarzt vermutlich keine glänzende Rolle spielt. Diesen Jünglingen kommt es ja weit weniger darauf an. sich mit tüchtigen Kenntnissen schaffenSfroh in den großen Organismus einzugliedern, sondern hauptsächlich darauf, eine möglichst hervorragende Stellung in der Gesellschaft einzunehmen. Den Begriff.dienen" kennen sie nicht; sie wollen herrschen. Die geistigen Bedürfnisse werden herunter- geschraubt, der Drang der Erkenntnis vernachlässigt; hingegen der Sinn für die sogenannten Realitäten geschärft. Man geht ziemlich unverhüllt auf Macht und Reichtum auS und sieht hochmütig auf die herab, denen eS um edlere Vorzüge und Verdienste zu tun ist. Von diesem Geist hast du dich leider auch verführen lassen. DaS ist meine ehrliche Ueberzeugung." Der überspannten Ehrgefühle deS Offiziers ungeachtet, behielt der um fünf Jahre Aeltere diese brüderliche Vormundschaft aufrecht. Adolf fühlte sich machtlos dagegen. Er konnte den Bruder zwar meiden, aber nie zur Aufgabe dieser Gewohn- heit und ebenso wenig zur Anerkennung der militärischen Autorität zwingen. Höre du, über daS Grundsätzliche wollen wir un» lieber alles Weitere sparen. Ich denke darüber ganz anders als du. Hingegen möchte ich dich bitten, den Vater zu warnen. Er soll sich hüten, meine Pläne zu durchkreuzen, oder er soll es meinetwegen versuchen, wenn er will, daß ich ihm nie wieder vor die Augen komme. Ich kenne meinen Weg; den laß' ich mir von ihm, der über seine Zaunpfähle kaum hin- aussieht, nicht vorschreiben." »Was versprichst du dir davon? Er läßt sich doch nicht einschüchtern, um so weniger. alS du ihn noch immer nötig hast. Seine Antwort kann ich dir jetzt schon sagen. Er fühlt es vielleicht am stärksten von allen, daß du unserer Welt entfremdet bist..Dann soll ich ihm noch die Räder schmieren, auf denen er zum Teufel fährt!' hat er mir kürzlich geklagt. Ich merke wohl, wie ihn die Geschichte im stillen wurmt."

weiter scharf au». Waren eS im Winter die andauernden Perioden intensiver Fröste und ausgebreiteter Schneefälle, so ist es jetzt die nun schon seit Anfang Mai währende Periode starken Sonnenscheins und hoher Wärm«, überhaupt sehr beständiger Witterung, die durch die Sonnenvorgänge hervorgerufen wird. Im Gegensatze zu den Zeiten der wenigsten Flecken, in denen der Sonnenkörper gleich- mäßiger und kräftiger strahlt und auf diese Weise den gewaltigen Dampfkessel Ozean im Westen lebhafter beheizt, so daß er uns seinen Wasscrdampf in Gestalt von Wolken in den barometrischen Tiefs reichlicher zusendet, wird in Zeiten der meisten Flecken, in denen die Photosphäre ungleichmäßiger und aufgeregter, aber im ganzen schwächer strahlt, der Ozean mäßiger beheizt, so daß er uns weniger Wasserdampf herüberschickt. Niederschlagßreiche milde Witterung im Winter und regnerische kühle Witterung im Sommer kennzeichnen also die Jahre der Sonnenflecken-Minima, ausgeprägte Kälteperio­den im Winter und Hitze- und Trockenperwden im Sommer die Jahre der Sonnenflecken-Maxima. Dies« Beziehungen prägen sich, wie besonder? in neuester Zeit einwandstei nachgewiesen worden ist, auch in kürzeren Zeitab- schnitten deutlich aus. So zeigt die Sonne etwa seit dem 10. April fast ununterbrochen viele, oft große Fleckengruppen auf beiden Halbkugeln. Gleichzeitig erlebten wir ein« Anfang Mai beginnende und den ganzen Monat Über andauernde, nur vereinzelt durch Ge- Witter untevbrochene Periode sonniger, trockener Witterung, die erste Trockenperiod« der warmen Jahreszeit dieses Jahres, der aller Wahrscheinlichkeit nach noch andere in den nächsten Monaten folgen werden.

Neues von See kanaSisch-arktischen Expedition. von der kanadisch -arktischen Expedition ist soeben eine neue Nachricht eingelaufen. Sie stammt von dem dänischen Biologen Fritz Johansen, der zu der Gruppe der Expedition gehört, die sich von StefanSson selbst getrennt hat. Während Stefansion auf seinem Schiffe verblieben ist, hat Johansen nebst Dr. Anderson und Easlel daS Land erreicht und find den Kupferminenfluß aufwärts gezogen. In seinem jüngsten, am NeujahrStage de? Jahres ISIS geschriebenen und soeben in.Politiken" veröffent- lichten Briefe berichtet er, daß er Gelegenheit zu inter - effanten Jnsektenforschungen im höchsten Norden gefunden hat. Nachdem der Bezirk der Kiefernwälder wieder erreicht war, widmete er sich der Erforschung de» Jnseklenleben» der arktischen Kiefer, und eS glückte ihm, nachzuweisen, daß die Verwüstungen der Wälder des nördlichen Kanada » nicht, wie bisher allgemein angenommen wurde, auf von Indianern angelegte Waldbrände, sondern auf Schädlinge au» der Jnseklenwelt zurückzuführen sind, unter denen auch im Polargebtete der Borkenkäser und der Holzbock die erste Rolle spielen. Sehr hübsch und anschaulich schildert Johansen die Begegnung mit zwei Männern lind einem Jungen von den Eoronatian-Gols- ESkimoS. die die Reisenden alsbald in ihre etwa 10 Kilometer ent- fernte Ansiedelung einluden. Al« sie dort eintrafen, stürzte aus sämtlichen, etwa 20 an Zahl betragenden Schneehütten eine schier unglaubliche Menge von Frauen und Kindern samt ein paar alten Männern heraus, die schwatzend und gestikulierend die Gäste um- ringten uno vor Freude strahlten, neue Menschen zu sehen. Die Reisenden mußten jeder einzelnen Schneehütte einen Besuch ab-- statten und sich ihre Merkwürdigkeiten vorweisen lassen. Später kamen auch die Männer vom Seehundsfange zurück, fanden sich im Zelte der Fremden ein und fuhren mit ihren Fingern fleißig in den gekochten Reis, der ihnen vorgesetzt wurde. Einzelne dieser Eskimo» waren 1S0S in Hamburg gewesen. Eines der Schnee- Häuser der«nsiedlung. da« bedeutend größer war al? die anderen. diente als Versammlungsraum, und hier gelang es Johansen unh seinen Begleitern, Messungen an den Eskimo? vorzunehmen, wofür sie mit einem Angelhaken per Mann lind einer Nahnadel per Frau belohnt wurden._

ttvttzen. Dheaterchron i». DerAndreas Hofer " von Walter Lutz, der in Berlin an der Freien Volksbühne und im Schillertheater erfolgreiche Aufführungen erlebt hat» ist nunmehr für das Walhallatheater angenommen worden. Zur Bekämpfung der Fliegenplage. Ein ein- fache» Mittel, Fliegen aus unfern Wohnungen oder, WaS noch wichtiger ist, aus unfern Lazaretten fernzuhalten, gibt Herr Haeckcr in der»Zeitschrift für angewandte Entomologie". Es besteht in dem kleinen Kunstgriff, die jeweilig besonnten Fenster zu schließen, noch bevor an dem betreffenden Tage die Spnnenstrahlen sie er- reichen.

»Ach wa», grober Unfug I Ich sage dir nur so viel: neuerding» gerät er schon in Wut, wenn er nur die Sporen klirren hört. Um e» ihm recht zu machen, müßte ich in Filz- Pantoffeln reiten und einen Holzsäbel tragen I" Da war jedoch der Pfarrer schon auf dem Sprungbrett, da» er suchte.»Begreiflich! Ihr habt eben in letzter Zeit viel zu laut mit dem Säbel gerasselt. Das können die wenigsten ertragen. Mir tut es auch leid, daß sie dich jetzt bereits öffentlich als Scharfmacher brandmarken. Und wie ich höre, wollt Ihr die Sache durchaus auf die Spitze treiben. Aber Ihr werdet dabei schlecht abschneiden. Nehnit Euch in acht! Kein Volk der Erde ist so wachsam gegen Uebcrgriffe von Beamten und Offizieren wie daS unsngc. Eines Tages kommt unfehlbar die Abrechnung." Die zwei Brüder griffen nun hart wie Zahnräder in- einander, doch nur, um schmerzlicher als je zu fühlen, daß sie so verschieden dachten, wie wenn jeder einer anderen Rasse angehörte. Eine Abrechnung könnte schon kommen!" meinte der Offizier ingrimmig.Aber eine andere als du denkst. Es gibt Gott sei Dank noch Instanzen, die über der Pöbclhcrrschast stehen; sie treten allemal in Kraft, wenn die Anmaßung und der Ucbermut deS Herdenvichs unerträglich wird. Ich glaube, so weit sind wir bald. Offen und versteckt fordern die Sozialisten zur Verweigerung der Dienstpflicht auf; wo sie können, untergraben sie die Achhing vor dem Heere und den Befehlshabern, suchen sie unsere Einrichtungen lächerlich zu machen. Glaubst d», das dürfe noch lange so weitergehen »Warum denn nicht? Wenn Euer Regiment zweckmäßig und im Sinne der VolkSmehrheit ist, können ja ruhig ein paar tausend Widersacher dagegen Sturm laufen. DaS bißchen Strudel bringt doch den See nicht zum Ucberfließcn. Aber der Hund liegt anderswo begraben. Ihr wollt Euer Tun und Treiben der öffentlichen Kritik und Kontrolle ent- ziehen. Der militärische Apparat kann angeblich das demo- kratische Oel nicht vertragen; darum soll er von der Ver- fassung gewaltsam losgelöst. ein Fremdkörper in unserem Staate iverden, mit dein Ihr nach Belieben schalten und walten könnt. Das wäre ungefähr so, wie wenn ein Bauer, der seinen Hofivächtcr mit allen Mitteln scharf macht, einen Bluthund großzieht, der ihm die eigenen Hühner auffrißt und vor dem er schließ lich selber zittern muß. So eine zähnefletschende, blutgierig, Bestie wollen wir auf unserem Hofe nicht haben. Das sollte. Ihr Euch endlich merken." (Forts, folgt.)