Nr.165

- 1917

Umzingelt.

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Ge

Dienstag, 19. Juni

Bereits hierdurch scheint die bisherige Lehre von der Bedeutung

Gruppenführers die Ermatteten aus dem Schlafe empor. müssen wieder zurück in die rauhe, von Not und Tod erfüllte Wirk- der Farben in der Tier- und Pflanzenwelt umgestoßen. Die Bienen lichkeit.

Mit dem zunehmenden Lichte hatte das Ableuchten des Ge­ländes unfererseits nachgelassen. Diese Uebergangszeit mußte der Feind benukt haben, um weiter durchzukommen. Wir mußten zu unserm Schreck feststellen, daß wir von allen Seiten völlig einge­schlossen waren.

Ein Bild aus den Champagnetämpfen. Ein Magdeburger   Genoffe gibt in einem Briefe eine Schilde­rung der furchtbaren Wirklichkeit, wie sie sich jetzt im Westen ab­spielt: Am folgenden Tage begann vor 12 Uhr mittags wieder das feindliche Trommelfeuer einzusehen. In den mit Geröll, Balfen­Wir hatten im Laufe der Nacht gar nicht bemerkt, daß wir von und Brettertrümmern, Ausrüstungsgegenständen und Zeichen an einem anderen Regiment Verstärkung bekommen hatten. Diese gefüllten Gräben verbrachten wir bange Stunden. Wie Igel zu- Kameraden hatten sich bis auf etwa 50 Meter hinter unserm Rüden fammengetauert quetschten wir uns in die schnell gebuddelten Kar  - an uns herangearbeitet. Beim Grauen des Tages, als sie uns be­nicellöcher auf der Grabensohle, den Tornister zum Schuße vor merkten, waren sie schnell zu uns herangekommen. Unsere Freude Splittern auf dem Kopfc. war unbeschreiblich, denn sie brachten auch noch drei Maschinen­

" Franzmann greift an!"

gewehre mit.

In diesem furchtbaren Granatengewitter mußten wir bis zum Einbruch der Dämmerung ausharren. Die Nerven waren bis zum Ein feindliches Bataillon schien den Auftrag erhalten zu haben, Zerspringen angespannt. In den Ohren und im Kopfe dröhnte uns zu erledigen. Immer enger zog es seinen Kreis um uns. Aber und brauste es. Qualm, Rauch und Gase erfüllten die mit Staub die Maschinengewehre taten Arbeit. Da, was war das? Ein Ma­und Erde erfüllte Luft. Wie die Hölle raste dieses Gewitter über schinengewehr hört mit seinem hämmernden Tacken auf, das uns uns hinweg. Aber selbst diese endlosen Schreckensstunden fanden wie Musik in den Ohren geklungen hatte. Was war da los, ein ihr Ende. Wie eine Erlösung aus grausamer Qual klang der Ruf: infolge eines Treffers? Nein, teins von allem. Aber bei dem Defett, ein Bruch, war das Maschinengewehr tampfunfähig gemacht Wie elettrisiert flogen wir in die Höhe. Bis auf 50 Meter rafenden Arbeiten war das Kühlwasser völlig verdunftet, verdampft. tommen sie heran. La blitt es aus unsern Läufen, und die vor- Wo Wasser hernehmen? Wie ein Lauffeuer geht es von Mund zu derste Schüßenlinie bricht zusammen. Der Feinde werden aber Tropfen Feuchtigkeit brin hat! Und während die Zunge lechzi bor  Mund, was uns betroffen. Feldflaschen   heraus, mer noch einen immer mehr, statt weniger. Wir sind aus dem Graben gesprungen Durst und Erschöpfung und der wütende Kampf es nicht zugciaffen und feuern stehend freihandig in die anstürmenden Massen. Drüben hatte, den letzten Schluck aus der Flasche zu faugen, jest muß oie häufen sich die Leichen, und das Wehgeschrei mischt sich in das Sand Beit finden, die Feldflasche abzuhaken und das foftbare peitschende Knallen des Infanteriefeuers, in das Geraffel der Wasser der Verteidigung des Lebens zu opfern. Nicht nur Wasser, knackenden Schlösser. Stumm, jede Fiber angespannt, stehen wir staffee, Tee oder was sonst sich in der Flasche befand, werden durch­und feuern, feuern! gereicht, auch der Urin muß dazu herhalten, unsere tostbare Waffe fampffähig zu halten.

Allmählich merken wir, daß wir paar Mann diesem ungeheuren Ansturm nicht werden standhalten können. Linfs ist es besonders schlimm, hier ballt sich der Feind zusammen und versucht, mit äußerster Kraft durchzubrechen. Schnell läuft der Befehl durch, nach links zu sammeln. Und bold bilden wir an der gefährdeten Stelle eine dichte Linie, die unausgesetzt Tod und Verderben dem Feinde entgegenspeit. Aber der Feind mußt unsere Schwäche aus. An der preisgegebenen Stelle dringt er rechts in unsern Graben. Als wir endlich dem ungeheuren Ansturm doch Herr geworden, finden wir unsern Graben rechts von uns vom Feinde besetzt. Schnell wird eine Barrikade errichtet, zu der Tornister, zerspiitierte Gewehre, Holzsplitter, Sandsäcke und Kreideklumpen das Material abgeben. Nur diefe primitive Mauer trennt uns vom Feinde im

Graben.

uns wie Sphärenmusik der Hoffnung. Drüben mehrt sich die Zahl Das Taden des Maschinengewehrs beginnt wieder. Es flingt der gefallenen Feinde in furchtbarer Weise. Aber sie laffen nichi nach, sie wollen unser Säuflein mit Gewalt bekommen. 9 Uhr vormittags geworden. Da setzt unsere Artillerie mit ihrem Es ist Feuer ein. Mit verblüffender Sicherheit schlägi es in die rechts und hinter uns im Durchmarsch befirdlichen Kolonnen. Schon nach wenigen Minuten geraten die Marschkolonnen des Feindes unter unserm Granatfeuer ins Stocken. Dann ein Schieben von hinten nach vorn, ein stärkeres Drangen von vorn nach hinten, und in wenigen Minuten ist aus der gegliederten Vorwärtsbewegung ein wüstes Chaos sich zusammenballender uniformierter und beschmutz­kommt der Drang nach rückwärts die Oberhand. ter Menschen geworden, die ratlos hin- und herivogen. Dann be­( z)

Das Rätsel der bunten Farben bei Pflanzen und Tieren.

fönnen.

3. B. vermögen die Blumenfarben nicht zu erkennen, woraus ge= folgert werden muß, daß die Blumen ihren Farbenreichtum nicht bekommen haben, um die Insekten anzuloden. Die Farben der Fische, Krebse usw. können ebenfalls nicht mehr als sogenannte Schmuckfarben gelten. Man behauptete früher, die gelben und roten

Farben der Krebse hätten den Zweck, die Geschlechter gegenseitig farbenblind erwiesen. Außerdem vermag selbst ein farbentüchtiges anzuloden, doch haben sich alle bisher untersuchten Strebje als völlig uge bereits in einer Liefe von 4 Meter unter der Meeresober­ fläche Rot   nicht mehr wahrzunehmen. Auch die Hochzeitskleider" der Fische müssen jekt bestritten werden, denn wenn z. B. der Königssee  - Saibling in einer Tiefe von 60 Metern laicht und zur Laichgeit eine rote Färbung zeigt, so ist dem nicht die bisherige Be­deutung zuzumessen, da ja, wie gesagt, schon in 4 Meter Tie e das Rot nicht mehr zu erkennen ist. Weiter wird darauf hingewiesen, daß es unlogisch erscheint, daß bei den Tagvögeln gewisse Farben sich entwickelt hätten, um für besondere Zwede gesehen zu werden, andererseits andere Farben sich ebenso entwickelt haben, trotzdem die Bögel sie gegenseitig nicht wahrzunehmen vermögen. Endlich Farbenpracht auf, trotzdem diese Teile den Insekten gar nicht zu­weisen viele Pflanzen auch an unterirdischen Teilen eine große gänglich sind. Die Blüten find also nicht um der Insekten willen bunt geworden, die Gefiederfarben der Tagvögel haben sich nicht bie bisherige Bedeutung der bunten Farben bei Pflanzen und zur Anlodung des anderen Geschlechts entwickelt usw. Demnach ist Tieren hinfällig, und der Forschung obliegt die Aufgabe, die wahre Bedeutung dieser Farben zu entdeden.

Das größte Fernrohr der Welt.

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Das größte Fernrohr der Welt soll demnächst auf der Mount­Wilson- Sternivarte in Südkalifornien   der Benupung übergeben flektor im Durchmesser von 2% Meter, wodurch es die größten bis­werben. Dieses Riesenfernrohr besitzt einen hundertzölligen Re­herigen optischen Hilfswerkzeuge im Dienste der Sternforschung foll, find nach dem im Prometheus" wiedergegebenen Auslassungen weit übertrifft. Die Aufgaben, denen das Riesenfernrohr dienen des Reiters der Sternwarte, Prof. E. Hale, groß und vielseitig. Be­merkt sei, daß man mit unbewaffnetem Auge am ganzen Himmels raum insgesamt 5000 Sterne zu sehen vermag, durch den bisheri­gen sechzigzölligen Reflektor der südkalifornischen Sternwarte fonna ten aber bereits mehr als 20 Millionen Sterne bis zur„ 20. Größe" sichtbar gemacht werden. Der neue Riesenreflektor soll vor allem ermöglichen, noch lichtschwächere Sterne erkennen zu lassen, so daß man wahrscheinlich fast 100 Millionen Sterne wird erblicken können. Mit Hilfe des neuen Fenrohres will Hale vor allem die rötliche Lichtfärbung mancher Sterne studieren, die für den Bau und die Größe des Weltalls von entscheidender Bedeutung ist. Man hat nämlich festgestellt, daß die Zunahme der Sterne an der jeweiligen Grenze der Sichtbarkeit durch ein Fernrohr viel geringer ist, als eigentlich zu erwarten gewesen wäre. Nach den Forschungen Kap­tehns muß dies nicht unbedingt ein Seltenerwerden der Sterne be­deuten, sondern es kann daher kommen, daß ihr Licht zerstreut ist und so durch Trübung rot erscheint. Gine andere Aufgabe, die durch über die beiden Sternströme zu erfahren, die sich in der Nähe der das neue Fernrohr gelöst werden soll, wird darin bestehen, Näheres. Milchstraße schneiden sollen. Man nimmt mit Sicherheit an, daß Frage endgültig wird beantworten fönnen. Schließlich sollen auch man durch das größere Sehbereich des 100zölligen Reflektors diese die Nebel genauer beobachtet werden, besonders hinsichtlich ihrer Drehbewegung, die der Astronomie wichtige Ausschlüsse zu liefern

bermag.

Ein Triumph der Kriegschirurgie.

Gegen 2 Uhr nachts aber wird es bei unserm feindlichen Nach­bar still. Wir bringen vorsichtig wieder in die Stellung ein, die er uns entrissen hatte, und finden sie geräumt. Am folgenden Tage begann gegen Mittag wiederum das Trommelfeuer. Wiederum qualbolle Stunden den ganzen Nachmittag bis zum Abend. Es ist etma 7 Uhr, da seht aufs neue der Infanterieangriff ein. Wir sind so geschwächt, daß wir es nicht verhindern können, daß der Feind rechts von uns, zwischen unserer fünften und achten om pagnie eindringt. Es sind etwa 300 Meter Graben, in denen er Die wissenschaftlichen Anschauungen über die Bedeutung der fich festzusetzen versucht. Ihn mit unsern paar Mann hinauszu- bunten Farben bei Pflanzen und Tieren haben in letzter Zeit durch werfen, ist nicht möglich. Es muß wiederum eine Barrikade gebaut die aufsehenerregenden Arbeiten des Münchener Forschers Prof. werden, und dann wühlen wir einen etwa 100 Meter langen flan- C. v. eß eine grundlegende Umgestaltung erfahren. Bisher waren fierenden Graben im Schuße der Dunkelheit aus. So vergeht auch Zoologen und Botaniter fest davon überzeugt, daß die Pflanzen und diese Nacht, ohne daß wir ein Auge hätten zutun tönnen. Am Tiere ihre bunten Farben tragen, um die Fortpflanzung zu er Nachmittag verlegt der Feind sein Artilleriefeuer hinter uns und leichtern oder um sich vor feindlichen Angriffen schüßen zu schneidet dadurch unsere Reserven ab. Gleichzeitig sett er starte Die Laien glaubten dies um so mehr, als sie ja allgemein der An­Kolonnen gegen diesen Abschnitt ein, die hier nicht nur angreifen, ficht sind, die Farben, in denen wir die Gegenstände sehen, seien sondern in geschlossenen Formationen durchzumarschieren berjuchen. Eigenschaften dieser Gegenstände, und daher müßten die Gegen­Bir eröffnen ein wahnsinniges Feuer auf die Marschkolonne. stände jedem tierischen Gehorgan genau in denselben Farben er Unsere Artillerie unterstüßt uns in wirksamer Weise. Endlich bei scheinen mie uns. Dies stimmt aber feineswegs, denn die physi­einbrechender Dunkelheit gibt der Franzose das weitere Bordringen falischen Strahlungen lösen in verschiedenen Augen verschiedene Jm allgemeinen werden verlorene Gliedmaßen stets burch auf. Empfindungen aus, was ja schon durch die verhältnismäßig große Kunstglieder oder Prothesen ersetzt, deren Herstellung im Verlaufe Unsere Artillerie hatte inzwischen Verstärkung bekommen. Noch Zahl farbenblinder" Menschen erhärtet wird. Für die verschie des Strieges außerordentlich vervollkommnet wurde. In einzelnen beim Dämmerlicht der hereinbrechenden Nacht begann sie, sich einzu- denen Arten des Schens find, wie Seß jest in den Naturwissen- Fällen aber versuchen die Aerzte natürliche Ersatzglieder herzustellen, schießen. Das erfüllte uns mit großer Freude und gab uns wieder schaften darlegt, die Helligkeiten, in denen die verschiedenen Farben was vorläufig selten und begreiflicherweise nur bei kleinen Schäden neuen Peut. Wir durften aber auch während der Nacht den Feind gesehen werden, charakteristisch. Von diesem Standpunkt ausgehend, möglich ist, so etwa beim Ersatz von Fingern und Zehen. Vor Jahren nicht aus dem Auge lassen. Uns fiel auf, daß er von seinen Leucht- arbeitete eß systematisch Methoden zur Ermittlung der Hellig- gelang es beispielsweise einem italienischen Arzt Nikoladini, einen fugeln gar keinen Gebrauch machte. Um so mehr schoffen unsere feiten aus, in denen verschiedene Tierarten die bunten Farben fünstlichen Daumen zu schaffen, indem auf den Daumenstumpf eine Leuchtpistolen die blendend weißen Magnesiumlichter in die Luft. sehen. Diese Methoden sind so genau, daß man heute über das amputierte Bebe gesetzt wurde. Einen einzig dastehenden Erfolg Wir konnten denn auch richtig beobachten, daß der Gegner unte: Sehvermögen zahlreicher Tiere ebenso gut unterrichtet ist wie über erzielte aber neuerdings, wie in der„ Umschau" mitgeteilt wird, der dem Schuße der Nacht weiter durchzubringen versuchte. Unser die des Menschen. deutsche Arzt Dr. Neuhäuser in Ingolstadt  , indem er nämlich den Gewehrfeuer und das unablässige Ableuchten des Geländes beran Iaßten ihn, sein Vorhaben aufzugeben. natürlichen Daumenersaz ohne Amputation eines anderen Gliedes bewerkstelligte. Er verpflanzte ein Rippenstück des Patienten in eine Falte der Bauchhaut, um dann beides mit dem Daumenstumpf zusammenwachsen zu lassen, worauf ein kleiner Schnitt zur Tren­nung vom Bauche genügte. Der neue Daumen heilte gut an, und heute ist der betreffende Patient, ein Arbeiter, fähig, den Daumen, der auch in seinen Bewegungen und seiner Stellung zu den anderen Fingern einem echten gleicht, in jeder Beziehung vollwertig zu be­nüßen.

Im Osten kroch das Licht des herannahenden Tages aumählich höher. Erschöpft, hungrig und von der Kühle der Nacht und dem anstrengenden Wachen mitgenommen, hockten wir in unsern Löchern. Den einen und den andern hatte die Müdigkeit überwältigt. Das Kinn war gegen die Brust gedrückt, oder der Kopf lehnte gegen die Wand des Kalkloches. Müdigkeit darf es im Kampfe avec nicht geben. Unbarmherzig rüttelt die Faust der Kameraden odec des

Der starke Mann.

Nach den Ergebnissen dieser Forschung verhalten sich die Fische und sämtliche Wirbellosen in allen Beziehungen so wie vollkommen farbenblinde Menschen. Dagegen ist die Sehfähigkeit der Amphi­bien anscheinend der des normalen Menschen ungefähr gleich. Auf die Tagvögel wirken Rot, Gelb und teilweise auch grün ähnlich wie auf uns, hingegen vermögen fie Violett und Blau nicht wahrzu­nehmen. Bei den Säugern gibt es große Verschiedenheiten. Die Affen sehen die Farben ähnlich wie wir, den Hunden und Kazen aber bieten sich die Farben mehr mit Grau oder Weiß verhüllt dar. tommandant, der das überhandnehmende Offiziersgigeritum| protestieren. Sie sehen darin ein angestammtes Recht und be 27] stets streng verurteilte. nuten jede passende und unpassende Gelegenheit. Man darf Adolf Lenggenhager tam in dem Wirrwarr von Stimmen ihnen dieses Vergnügen nicht zu sehr verfümmern. Im Grunde Eine schweizerische Offiziersgeschichte von Baul Jlg. und Meinungen nicht zu einer flaren Ueberlegung. Wollte ist es ja harmloser Natur. Gefahr entsteht gewöhnlich erst, Es half weiter gar nichts mehr; das Urteil über Adolf ihn der Oberst wirklich vor allen andern abkanzeln, oder war wenn die Leute ernst genommen werden. Das können sie Lenggenhager mar so gut wie gesprochen. Dieser sah seine der scharfe Tadel nur dem gefahrvollen Augenblic ent- nämlich nicht ertragen. Dann schwillt ihnen der Kamm und Verlobte von einigen Freundinnen umgeben in der Garderobe fprungen? Sollte der Gemaßregelte am Ende nur der Sack richten sie leicht Unfug an." stehen und glaubte in den ihm abgewandten Zügen lesen zu sein, auf den geschlagen wurde, um einen höheren zu Wenn du dich nur nicht irrst mit deinem erhabenen fönnen, daß auch sie geringschäßend von seinem Verhalten züchtigen? Die anderen sprachen im Flüsterton davon, daß Standpunkt!" dachte Lenggenhager, der die Blutschreie des dachte. zwischen den Antipoden Erismann und Steiger wegen der Böbels noch in den Ohren und den wutgeballten Knäuel heutigen Veranstaltung nicht das beste Einvernehmen herrschte. noch vor Augen hatte. Indessen wußte er das kurze Erlebnis Der lettere unterhielt sich gerade an einem Fenster des fest- mit seinen hageldichten Schauern so eindringlich darzustellen, lichen Saales angeregt mit dem Plazkommandanten. Abolf daß die beiden Alten, innerlich mitgerissen, versprachen, ihn wollte um jeden Preis Gewißheit haben. Entschlossen trat beim Storpskommandanten nach Möglichkeit herauszubeißen. er vor seinen Vorgesetzten hin. Wenn ihnen der unbeugsame Trotz, der die Worte des Be­dauerns höhnisch widerrief, nicht gefiel, so mußten sie sich wohl seines starten Standesbewußtseins freuen.

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Du begreifst doch, daß dem Alten der Boden zu heiß wird. Wie er den Braten roch, hätte er am liebsten noch schnell zum Rückzug geblasen und die Musikanten nach Hause gefchickt!" fuchte ihn ein Freund zu beschwichtigen. Teufel... Teufel... Was ist jetzt zu tun?" fagte Adolf leise für sich und starrte mit verlorenen Blicken auf den Boden.

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Es hat mir einfach alles umgedreht und durcheinander­geworfen als ich das ekelhafte Brüllen hörte. Das reinste Spießrutenlaufen! In keinem andern Lande würde sich das Offizierstorps so etwas gefallen lassen. Aber bei uns gilt das Lärmschlagen und Aufhezen noch als republikanische Tugend. Es ist sogar das probateste Wittel, um Nationalrat

" Ich muß um Entschuldigung bitten. Es ist mir da ein Mißgeschickt zugestoßen!" sagte er mit vor Unwillen knurriger Bah, gar nichts weiter. Komm mit, leg' den Mantel Stimme. Da er glaubte, daß der berichtete Zwischenfall ab. Du wirst den Rüffel ganz einfach auf die leichte Achsel auch bei seinem Gönner böses Blut verursacht habe, ber­nehmen. Wir wollen uns den Abend nicht verhunzen lassen. säumte er nicht hinzuzufügen: Wäre Fräulein Steiger nicht Eher machen wir einen Ausfall und treiben die Bande mit mitbeschimpft worden, hätte ich wegen den Gröhlern überhaupt der großen Paute davon!" riefen die Jüngsten durcheinander. teine Miene verzogen!" Trotzdem ihre Wege im bürgerlichen Leben sehr auseinandergingen, Der Plazkommandant ließ das dichte Gehege seiner breiten waren sie hier doch von erstaunlicher Einmütigkeit. Mehr als Bähne sehen und sagte vorsichtig ablenkend:" Ja, wir hören zu werden." Den wesentlichsten Gedanken, der ihn dazu am die anderen hatten Handwerker, Beamte, Lehrer, Handlungs- es, hören es. Das da draußen soll auch Patriotismus sein. meisten plagte, daß der Auflauf vielleicht nur das Echo einer gehilfen das Gefühl, mit der oft unter Entbehrungen er- He, he! Eine besondere Gattung jedenfalls. Es ist mit ihm längst verjährten Ohrfeige sei, ließ er freilich nicht Laut fämpften Offizierswürde einen Nimbus empfangen zu haben. überhaupt so eine Sache. Im Krieg, versteht sich, bekommt werden. War das nicht auch ein Kennzeichen der vater­Darum waren fie fast noch eifriger dabei, diese Würde gegen er Saft und Kraft, aber in allzu langen Friedenszeiten... ländischen Politik ländischen Politik dieser Mikrokosmos von persönlichen den zivilen Widerspruchsgeist zu verteidigen, als die Wohl- hm, hm, da mundet er einem manchmal man möchte Motiven? Gekränkte Eigenliebe, die in Catos Maske auf­habenden, die sich hier höchstens noch durch ihren Pli und die fagen wie abgestandenes Bier. Es müßte entschieben trat! Wie oft mochten sich solche Komödien abspielen in

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dicht unterm Rückgrat ein unbegründet jähes Ende nahmen, plaß, wenn etwas nicht nach seinem Willen ging.

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eleganteren, jedoch wohlverstanden! vorschriftswidrigen Uni- wieder einmal frischen Anstich geben!" Daß er nicht ungern diesem Stanaan der Freiheit, wo ein Streber dem andern formen über die andern erhoben. Das taten diese nun ein- ein kleines Kriegsvorspiel aufgeführt und eine gründliche Blag- auf die Hacken trat und in die Küche schnüffeln konnte. Schade, mal nicht anders. Was scherten sich jedoch ernsthafte Leute säuberung vorgenommen hätte, war ihm anzumerken. Er daß man diesen Heuchlern die Larven nicht vom Gesicht reißen um die bauschigen Paradehosen, die toketten Waffenröcke, die zischte öfters durch die Zähne, ganz wie auf dem Stafernen- durfte! ,, Unter allen Umständen müssen blutige Scharmützel ver und die Mützen mit dem lächerlichen Biedermeierschirm! Oberst Steiger gab sein Urteil über Lenggenhagers un hütet werden, damit die Hegapostel nicht auf ihre Rechnung Beim Militär machen die Kleider feine Beute"; man wurde fluge Herausforderung so schonungsvoll ab, daß dieser er- tommen. Sie sollen uns hinterher nichts am Zeuge zu flicken nicht schneller befördert, wenn man seine Uniform von Guggen- leichtert aufatmete. Der überlegene Patrizier schien das Wesen haben!" entgegnete Herr Hugentobler zuversichtlich und mit bühl bauen ließ, wo sie einen blauen Lappen mehr foftete des Aufruhrs aus der Vogelperspektive zu studieren. Seinen Steigers Zuftinimung. Weniger beifällig wurde hingegen sein als andersmo. In der vorschriftsmäßigen Uniform fonnte Schühling halb ärgerlich, halb ironisch ins Auge fassend, be- Vorschlag aufgenommen, schlimmstenfalls auf den musikalischen man auch Starriere machen: dos bewies gerade der Korps- 1 mertte er: Unsere lieben Eidgenossen müssen nun einmal Teil überhaupt zu verzichten. Forts. folgt.)

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