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Frau Kupfer vor den Geschworenen. Parting bekannt und verkehrte mit Gerrn Frig Korting in fei. Es werde fich fragen, ob unter diesen Umständen, wo die Be­

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getrieben haben.

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Dahlem, dem sie von dem Geheimrat Körting zur Ueberlassung von hörde gar nicht besteht, von einer Urkundenfälschung in diesem Falle Vor dem Schwurgericht des Landgerichts II begann gestern die dressen für die Einleitung größerer Lebensmittelgeschäfte emp- die Rede sein kann. Um die Einleger weiter in Sicherheit zu auf acht Tage berechnete Verhandlung, in welcher die viel erörterten fohlen war. Sie habe dort mit Frau von Waldow und Herrn wiegen, fälschte sie weiter Briefe und zum Beweise, daß sie auch Massenschwindelgeschäfte der Frau Kupfer dem Urteil der Geschwo- Körting viel über Kriegslieferungen mit Lebensmitteln gesprochen. riesige Summen erhielte, auch Schecks, um den etwa ungeduldig renen unterworfen werden sollen. Der Andrang zum Schwur­In der Folge habe sie der Frau v. Waldow gesagt: fie habe einen werdenden vorzuspiegeln, daß sie in furzer Zeit auf die Schecks gerichtssaal ist ein großer; der Zuhörerraum und auch die Rogen Abschluß, ob sie fich beteiligen wolle. Frau v. Waldom habe ihr große Beträge bekommen würden. unter Busicherung eines Verdienstes von 20 Proz. in sind dicht besetzt. Angellagt ist Frau Martha Kupfer, geb. 14 Tagen zunächst 300 M. gegeben. Sie habe sich dann bemüht. macht, daß Sie Borjizender: Ihnen wird nun auch zum Vorwurf ge­Heinemann, 1875 geboren, früher in Charlottenburg , Kaiserdamm Lieferungen für die Heeresverwaltung zu bekommen, und um dies übermäßigen Aufwand Nr. 14, wohnhaft, seit dem 23. Januar in Untersuchungshaft, nicht zu ermöglichen, habe sie die Eintragung ihrer Firma auf den vorbestraft. Sie wird beschuldigt: 1. in den Jahren 1916 und 1917 Namen ihrer Tochter Gertrud bewirkt; als Eigentümerin wurde gemacht wird, ist es doch nicht. Vorsi bender: Na, Sie müssen Angeklagte( lächelnd): Nun, so wie es in der Burgstraße 30 und in der Bülowstraße sich der Urkunden- die lettere, bie damals etwas über 21 Jahre war, eingetragen, fie doch zweifellos zugeben, daß Sie in letter Zeit Schulden hatten, fälschung und des Betruges, 2. in den Jahren 1916 und 1917 fich selbst aber als Prokuristin. Die Tochter aber hatte nichts in das die über das gewöhnliche Maß weit hinausgehen. Ange. des Konkursvergehens durch übermäßigen Verbrauch, unordentliche Geschäft hineinzureden, sie selbst dirigierte alles und die Tochter war flagte: Ich mußte doch nach außen hin so auftreten, wie es meinen Führung ihrer Handelsbücher und Unterlassung der Bilanzziehung nur mit Schreibereien und Packen beschäftigt. Die ganze Ein- anscheinend riesigen Einnahmen entsprach. Ich hatte doch großen schuldig gemacht zu haben. Den Borfiz führt Landgerichtsdirektor Ihre angeblich abgeschlossenen Geschäfte, die sie renommistisch ge- wunderte sich sogar, wie bescheiden wir lebten.- Vorfißender: tragung in das Handelsregister sei somit eine Schiebung gewesen. Verkehr bekommen, man hielt mich für wahnsinnig reich, man Arnold, die Anklage vertritt Staatsanwalt 2och, die Verteidi- schildert habe, seien ruchbar geworden und sie habe von Frau von Wahl, Zum Beispiel haben Sie bei der Blumenhandlung von Ziesener gung führen Justizrat Dr. Löwenstein und Rechtsanwalt Frik Frau Werth, Frau Stolz und vielen anderen erst kleinere, dann in der Zeit vom 26. Oftober 1916 bis 14. Dezember 1916 Kalischer . Vor der Auslosung der Geschworenen verlieft der immer größere, bis in die Taufende gehende Summen erhalten, für nicht weniger als für 912 Mark Blumen bezogen, darunter Vorsitzende eine lange Reihe von Namen der durch die Angeklagte die ihnen große Summen als Verdienst versprochen und teilweise allein einen Lorbeerkranz für 150 M. Für wen war denn dieser Geschädigten, darunter Frau Helene von Knobloch, 5 Mitglieder auch gezahlt wurden. Auch Herr Frib Körting, der von Herrn Lorbeerkranz?- Angeklagte: Für Herrn Ingo Brandt. der Familie Körting, Schauspieler Robert Koppel , Napell- Dr. Alexander Mary und Frau v. Waldow von ihren großen Ge- Vorsitzender: Das sind doch Ausgaben, die mit ihren reellen meister Ed. Möride, Kommerzienrat M. Stern- Charlotten- schäften gehört hatte, war nicht abgeneigt, sich zu betätigen, ver- Einnahmen im argen Mißverhältnis stehen. Justizrat Dr. burg, Frau Alma von Stranh, Frl. Martha von Tresdom, langte jedoch eine Unterlage. Um ihn zu täuschen, als ob sie owenstein: Man darf doch nicht vergessen, daß in jener Ze't Frau Waldow von Wahl, Frau Kunigunde v. Vicht , Kaufmann Kaufverträge mit Behörden habe, machte sie folgendes Experiment: bei der Angeklagten Millionen eingegangen und Millionen aus­Sie hatte einmal dem Lazarett- Delegierten Schokolade überfandt gegeben worden find. Vorsitzender: Es ist noch eine zweite Leo Lewy, Rittmeister a. D. von 8 ech. Baron Carl von 3 ech, und von ihm ein Dankschreiben erhalten. Dieses Schreiben fälschte Blumenrechnung vorhanden, so daß sich ergibt, daß Sie in nicht Gräfin Ludmilla von Zeppelin in Charlottenburg u. a. Die sie durch Rafuren und Einschaltung anderer Worte in der Weise, ganz 3 Monaten 1481 M. für Blumen ausgegeben Zahl der Geschädigten beträgt 82. daß es nun folgenden Wortlaut zeigte: Der Reserve- Lazarett- haben. Bei der Firma Demuth haben Sie in den Monaten No­Auf die Frage des Vorsitzenden erflärt die Angeflagte, daß sie Delegierte. SW. 11, 22. November 16, Abgeordnetenhaus, vember und Dezember 1297 M. an Lederwaren, Kristallschalen usw. sich im vollen Umfange der Anklage für schuldig erkläre. Ueber Zimmer 23. Jch bestätige dankend den Empfang Ihres gefl. Schrei zu zahlen gehabt, bei Rollenhagen in der Tauentienstraße ihren bens vom 20. d. M. und teile Ihnen mit, daß die Auszahlung der in 3 Wochen 2796 M. für Delikatessen und Fleisch­Lebenslauf 30 Proz. Gewinn für 30 000 M. am Dienstag, 7. März, Inten- waren, bei Gerson hatten Sie zur Zeit Ihrer Verhaftung fagt sie folgendes aus: Ihr Vater war Solonialwarenhändler in dantur Gardekorps zur Erledigung gelangt. Im voraus sage ich ein Konto von 20 076 M. für Kleidungsstüde, Wäsche usw., Köthen , der später nach Leipzig übersiedelte und dort Grundstüde meinen verbindlichsten Dank. Mit vorzüglichster Hochachtung Der außerdem haben Sie bei der Firma 60 000 m. bar bezahlt auf Spekulation faufte und verkaufte. Eine Schwester ist an einen Reserve- Lazarett- Delegierte. Unterschrift und Dienftfiegel. Auf gehabt für Einrichtung Ihrer Wohnung; bei Eichler Sanitätsrat in Leipzig verheiratet, ein Bruder steht als Reserve- das Schreiben drückte sie dreimal einen Stempel mit dem Wort haben Sie in wenigen Wochen für 842 M. Gold- und Silberwaren offizier im Felde. Die Angeklagte hat in Leipzig eine höhere Erledigt" in der Weise, daß die Fälschungen möglichst berbedt wur- bezogen, bei Dahlheim 8000 m. für Ausmöblierung Ihrer Woh­Töchterschule bis zur 2. Klasse besucht, später hat sie eine weitere den. Ferner fertigte fie ein zweites Schreiben an, welches den An- mung usw. Für ein Mietauto follen Sie täglich 50-60 M. aus­Ausbildung in einem Pensionat in Wiesbaden genossen. Im schein erweden sollte, als ob Grzellenz von Kirchbach von den geben haben, auch follen Sie große Gesellschaften gegeben haben. Jahre 1893 hat sie sich mit dem Rauchwarenhändler Robert Kupfer Bazarett- Delegierten den Auftrag zur Beschaffung von Lebensmitteln Angeklagte: Das ist nicht wahr! Ich bekam mur hin und berheiratet. Sie ist Mutter zweier Kinder: der seinerzeit auch ver- erhalten und als ob sich Exzellenz v. Kirchbach dieserhalb mit ihr wieder Besuch von mehreren befreundeten Persönlichkeiten oder auch haftet gewesenen Tochter Gertrud und eines im Felde stehenden in Verbindung gesetzt habe. Diese Urkunden" legte sie Heren von Einlegern, die es mehr liebten, die geschäftlichen Dinge in­Sohnes. Nach sechsjähriger Ehe starb ihr Ehemann infolge eines Frit Körting vor und dieser beteiligte fich zunächst mit 10 000 offiziell mit mir zu besprechen. Vorsitzender: Sie sollen Unfalles auf der Jagd. Da sie bei der Liquidation des Geschäfts Mart, wobei er sagte: Mich müssen Sie aber extra gut aber auch wiederholt Ihre Besucher in Restaurants geführt und das ihres Ehemannes Geld nicht heraus bekam, beftritt ihr Vater bis stellen!" Sie habe ihm 30 roz. Gewinn innerhalb bei an manchen Abenden 150 M. ausgegeben haben. Ange zu seinem Tode die Kosten des Lebensunterhalts für sie und ihre 14 Tagen zugebilligt. flagte: Das ist richtig, aber Herr Präsident müssen doch be Kinder. Der Vater hinterließ etwa 200 000 m., wovon die beiden Nach der Mittagspause sette die Angeklagte noch des näheren denken, daß ich im allgemeinen für eine sehr reiche Dame galt. Geschwister als Ausgleich für den der Angeklagten gewährten Unter- auseinander, wie sich Herr Frik Körting durch die beiden Urkunden Der Vorsitzende erörtert dann die unordentliche Buchführung der halt je 36 000 m. erhielten, im übrigen war die Mutter Borerbin, habe täuschen lassen und sich mit Einlagen betätigte, ebenso wie Angeflagten. Justizrat Dr. Löwenstein betont, daß die Ange­die Kinder Nacherben. Die Angeklagte zog mit den Kindern zur feine Schwester Frau Wille. Dann gingen die Einlagen von den flagte neben ihren Schwindelgeschäften doch auch sehr ernste Unter­Mutter und ihr Nacherbteil wurde nach und nach aufgezehrt. Im verschiedensten Personen in immer größeren Posten ein, die An- nehmungen ins Leben zu rufen bemüht war und alle Aussicht haben Februar 1915, als sie schon in Leipzig in petuniäre Schwierigkeiten geklagte sorgte durch übertriebene Schilderung ihrer Geschäftsver- fonnte, aus den Erträgnissen dieser Unternehmungen fich ihrer Ber­geraten war, siedelte sie nach Berlin über; ihr ganzer Besitz waren bindungen mit Erzellenz von Kirchbach, dem Kommandeur des pflichtungen entledigen zu können. Sie war, wie sich weiter ergibt, 130 M., die sie sich geliehen hatte. Hier wohnte fie zunächst im Hotel 19. Armeekorps, und anderen hohen Herren dafür, daß ihr immer mit Herrn Dr. Alex Marr und dem Direktor Mojat zwecks Grün­Kronprinzenhof in der Dorotheenstraße und fah sich nach einer Er- neue Einleger zuflogen, und sie brauchte solche, um die früheren bung einer Elektroschmelze zur Herstellung von Schmirgel in Ver­werbsgelegenheit um. Ihr erster Versuch, Geld durch den Vertrieb Einleger befriedigen zu können. Es tam ihr dabei zu Hilfe, daß die bindung getreten. bon Brotlartentaschen und alkoholfreien Getränken zu verdienen, meisten Einleger ihr Guthaben immer wieder stehen und weiter des Schmelzwerks Elverfingen, welches Ferrofilizium herstellt, und Es schwebten Verhandlungen über Gründung war von besonderem Grfolge nicht getrönt. Dann lich sie sich von arbeiten" ließen. Als die Zentraleinkaufsgesellschaft ihre Tätigkeit es tam auch zu einem Vertrage, bei dessen Abschluß die Angeklagte ihrer in Leipzig zurüdgebliebenen Tochter 400 M., mietete sich im begann und die aus dem Auslande eingehenden Lebensmittel mit 60 000 M. zu Stempelzweden einzahlte. Bureauhaus Börse einen möblierten Bureauraum und bot sich in Beschlag belegte, wurden einige Einleger darüber stubig, daß die An- weiteren Verpflichtungen nicht nachgekommen. Sie ist später ihren Beitungsinseraten als Vertreterin für Nahrungsmittelhandlungen geklagte immer noch imstande war, aus dem Auslande Lebensmittel an. Daneben hatte sie kleine Verdienste bei dem Verkaufe von Nach einigen Anregungen des Rechtsanwalts Kalischer über Honigłuchen und Sardinen und wurde Vertreterin für Papier- 3" beziehen, wie sie behauptete. Sie redete deshalb diesen Leuten die Vernehmung des als Beugen geladenen, aber nicht erschienenen servietten, Staiserbilder u. a. m. Mit Hilfe eines ihr von der Frau vor, daß ihr dies nur möglich sei, weil sie mit hochstehenden Generaldirektors Cassinone- Wien werden noch zwei Zeugen ver­des Hotelbesitzers geliehenen Betrages von 400 M. war fie imftande, führung von Lebensmitteln für die heeresber- feinem Bruder gehört, daß er sich an einem Kriegsunternehmen Personen einen Gesellschaftsvertrag über Gin- nommen. Erich Stolz, Landwirt, jetzt Rittmeister, hatte von von einer holländischen Firma einen Posten Lee, Kakao und Honig waltung eingegangen und deshalb in der Lage sei, trotz alledem beteiligt habe, welches guten Gewinn abwerfe. Seine beiden Brüder einzukaufen. Aber auch bei diesem Geschäft tam nicht viel heraus. Dann lich sie sich von ihrem außerhalb wohnenden Schwager 200 noch solche Lebensmittel in großen Boſten zu erhalten. Sie fälschte Mark und versprach diesem ebenso, wie sie es bei der Hotelwirtin dann einen dahingehenden Gesellschaftsvertrag, in welchem der getan hatte, in turzer Zeit brillanten Verdienst, wobei sie auf das direktor Cassinone in Wien und ein gewisser Bock als Gesellschafter Oberstleutnant Diener, Ehemann ihrer Schwägern, der General­zweifellose Gedeihen ihres Nahrungsmittelgeschäfts" verwies. Sie bezog zivar balb von zwei auswärtigen Firmen größere Bosten bezeichnet waren und als solche auch angeblich unterschrieben haben Reiskonserven und Honigkuchen, die sie auch mit Gewinn verkaufte, ſollten. Diesen Vertrag gebrauchte sie aber nicht, weil sie sich sagte, fie konnte jedoch ihren Geldgebern die versprochenen großen Ge- daß fie mit noch hochtönenderen Namen aufirirten mußte. Des Frau Kunstmaler Helene Körting, die von ihrem Schwager minne nicht zahlen und so leistete sie schon im April 1915 den Offen- halb fertigte fie einen neuen Gesellschaftsvertrag an, in welchem Frik auf die lukrativen Geschäfte der Frau Kupfer aufmerksam ge­barungseid. Dann gelang es ihr, den Vertrieb der von der Frei- Grzellenz von Kirchbach- Dresden, Oberstleutnant Diemer- Kaffel, Graf macht worden war, hat sich zur Hergabe von 12 000 m. verstanden, herrlich v. Friesenschen Gartenbaudirektion in Botha bei Leipzig her- Rohn in Wien und sie selbst bezeugten, daß sie eine Ge- nachdem ihr die Angeklagte eine Beteiligung als gute patrio­gestellten Marmeladen zu erhalten. Sie bezog diefe waggonweise sellschaft zwecks Einfuhr von Lebensmitteln im Großen aus tische Tat" angerühut hatte und ihr auf Erkundigung von dritten und nahm von den verschiedensten Personen Darlehen auf kurze Auslande und Inlande und Veräußerung an Be- Personen das Kupferfche Unternehmen als durchaus reell geschildert Zeit auf, die ihr auch gegeben wurden, da sie ihre ihr zufließenden hörden gebildet hätten. Ihre angebliche Beteiligung sollte worden war. Sie gehört nicht zu den Geschädigten, denn sie hat alle Berdienste in den grelsten Farben schilderte und den Darlehns- danach 320 000 m., die der anderen je 150 000 m. be- 10 Tage 20 Proz., in einem Monat also 60 Proz. Zinsen erhalten. gebern große Gewinne in furzer Zeit versprach. Diese Gewinn- tragen. Die Unterschriften wurden von ihm gefälscht. Da manchen Sie glaubt 15 000 m. auf ihre Einlage zurückbekommen zu haben, anteile fonnte sie nur dadurch auszahlen, daß sie von den Mitteln Einlegern es wunderlich erscheinen mußte, daß bei ihren angeblich Frau Kupfer behauptet dagegen, 21 000 M. und verweist auf ihre nahm, die ihr neue Geldgeber als Einlage gaben. Dieses Lebens- in viele Millionen gehenden Geschäften nur ein so verhältnismäßig Belege. Täglich seien ihr 60, 80 ris 100 000 M. durch die Hände mittelgeschäft" ging schon recht gut im Sinne der Angeklagten, denn geringes Kapital zur Verfügung stand, fertigte sie einen neuen Ge- gegangen, sie befize Rechnungen in Höhe von etwa 3 Millionen gewöhnlich ließen die Einleger, wenn sie die ersten Gewinne erhalten sellschaftsvertrag an, wonach die drei Mitgesellschafter je 650 000 Markt und befize über die allermeisten Belege. hatten, ihre Einlagen stehen, neue Einlagen tamen hinzu und so Mark und sie selbst 620 000 m. als Einlage geleistet haben sollten. verfügte die Angeklagte schon über recht ansehnliche Summen. Sie Dieser Vertrag war nach dem Musters eines in ihren Händen be­trachtete aber nach einem weit ausgedehnteren Wirkungskreise. Im findlichen echten Vertrages angefertigt und der Name eines angeb­April 1915 kam ihre Tochter Gertrud nach Berlin und mit dieser lich in Leipzig wohnenden Rechtsanwalts darunter gesetzt. Ferner siedelte sie nach dem Kaiserdamm 14 über, wo sie eine möblierte ließ sie fich Stempel anfertigen mit en Aufdrucken Einkaufs­Vierzimmer- Wohnung mietete. Dann ließ sie ihre Firma in das gesellschaft Berlin , Cassel, Wien , Stuttgart ", Handelsregister eintragen, und zwar auf den Namen ihrer Tochter Einkaufsgesellschaft. 1. agerhalterei für Nah: Gertrud, weil ihr sonst einige Gläubiger, die sie in Leipzig zurüd- rungsmittel 19. A. St. Leipzig", Einkaufsabtei­gelassen hatte, vielleicht unbequem werden konnten, und dann be- lung O. R. 19. A. K. Leipzig und Intendantur des gann der ins unermeßliche gehende Schwindel. 19. Armeniatorps( sic!) Reipzig". Bei dem letzten im Reichsanzeiger" eine Bekanntmachung, wonach sämtliche Roh­Geschäftsbetrieb, der ihr Hunderttausende Mark Stempel hat sie einen ganz besonderen Trick in Anwendung gebracht. materialien sowie alte und neue Bekleidungsgegenstände jeder Art, von allen Seiten zuführte und sie nun auf die Anklage- Um ihre Verbindung mit der Mitärbehörde glaubhaft zu machen, die zur Herstellung von Hausschuhen und Pantoffeln dienen und bank gebracht hat. mußte fie einen Rundstempel mit dem Reichsadler unter die Schrift sich im Eigentum, Besitz oder Gewahrsam von Herstellern von de feten. Sie verlangte deshalb in dem betreffenden Stempel- Schuhwaren befinden oder dahin gelangen, beschlagnahmt find. geschäft einen solchen Stempel, der einen derartigen Adler aufwies. boten sei und nur ein Phantofieadler gewählt werden könne. Die ist und rechtsgeschäftliche Verfügungen über sie nichtig sind. So­Diese Beschlagnahme hat die Wirkung, daß die Vornahme von Dies Verlangen wurde aber abgelehnt und ihr gesagt, daß dies ver- Veränderungen an den von ihr berührten Gegenständen verboten Angeklagte gab nun einen Stempel, der einen derartigen Adler auf weit sich die beschlagnahmten Gegenstände im Eigentum, Besitz oder wies, mit folgendem Text in Auftrag: Einkaufsabteilung Frauen- Gewahrsamt eines Herstellers von Hausschuhen und Pantoffeln hilfsbund Oberkail 19. A. Dann schnitt sie das Wort" Frauen- befinden, ist auch die Verwendung und Verarbeitung im eigenen hilfsbund" und von dem Worte Obertail die letzten Buchstaben her- Betriebe sowie jeder Wechsel im Gewahrsam dieser Gegenstände aus, so daß der Stempel pain lautete:" Einkaufsabteilung Obert. verboten, soweit nicht in der Bekanntmachung Ausnahmen zu­19. A. K." Den gefälschten Gesellschaftsvertrag hatte sie mit dem Namen eines angeblichen Botars Mar Bruder- Leipzig unterzeichnet gelassen sind. und es ist niemand der Interessenten aufgefallen, daß dieser Cord, Plüsch, Samt, Velvet, echten und imitierten Kamelhaar­Trotz des Verbotes fönnen ohne besondere Genehmigung von Leipziger Notar is Notar im Bezirke des Kam mergerichts" bezeichnet war. Sie ließ sich dann, als stoffen, Ledertuchen, Papiergeweben, Militärtuchabfällen und aller manche Einleger wünschten, näheres über ihre Geschäftsverbindung übrigen beschlagnahmten Gegenstände bis zu 25 Proz. der am zu erfahren, Formulark drucken, die links oben den Aufdruck Ein- 30. Juni 1917 vorhandenen Mengen von Herstellern von Schuh­laufsabteilung 1 für Nahrungsmittel" trugen. Diese füllte sie z. B. waren, soweit sie Gesellschafter einer Schuhwarenherstellungs- und so aus: 180 000 Kilo lockwurst, Dauerware zum Preise von 7,80 m. Vertriebsgesellschaft sind und auf der Liste der weiterverarbeitenden pro Kilo, Gesamtbetyg 1400 000 M. Lieferung hat spätestens am Betriebe stehen, zur Herstellung von Schuhwaren verwendet 15. Januar 17 zu erfolgen. Zahlung am Tage der Abnahme. Die werden. Intendantur des Gardekorps, Berlin C., Hegelplatz." Oder: 30 Die Besitzer der beschlagnahmten Gegenstände sind verpflichtet, Waggon kondensierte Milch( Nestle) in Kisten zu 50 Dosen zum diese bis auf weiteres zu verwahren und pfleglich zu behandeln. Preise von 58 M. pro Kiste. Gesamtbetrag 522 000 m. Lieferung Der Teil der Gegenstände, deren Verwendung und Verarbeitung 1. November 1916 an das 19. Armeekorps Leipzig . Bahlung erfolgt gestattet ist, ist getrennt von den übrigen beschlagnahmten Gegen­am Tage der Anahme durch die Intendantur des Gardekorps ständen aufzubewahren. Berlin ." Diese Bestellscheine waren mit dem von ihr erworbenen Sämtliche Hersteller von Schuhwaren sind verpflichtet, die Be Stempel unterstempelt und zeigten die Unterschrift von der Planik. stände an Rohmaterialien, die zur Herstellung von Hausschuhen Sie waren adessiert an die Einkaufsgesellschaft Berlin , Caffel, und Pantoffeln dienen und sich in ihrem Eigentum, Besitz oder Stuttgart , Wien , vertreten durch die Firma M. G. Kupfer." Durch weitere Fälingen verstand sie es, den Anschein zu erweden, als ob die 3. E.. die Einfuhr der bezeichneten Lebensmittel freige­geben habe. Auch hier wurde die Täuschung durch Benutzung fin­gierter Unt Arschriften und undeutliche Aufdrückung des Rund­stempels der Einkaufsabteilung erleichtert. Justizrat Dr. 25 tenstein weist darauf hin, daß eine Ginkaufsabteilung Lager­halterei Nahrungsmittel 19. Armeekorps Leipzig" gar nicht eri- leberwachungsausschus stiert, dies: Behörde vielmehr von der Angeklagten frei erfunden Berlin SW. 19, Beuthitt 5, abzusenden. Alle Abgänge

Frau Kupfer ist, wie ihre sehr ins einzelne gehende Berneh­mung ergibt, von Anfang an sehr geschäftsgewandt gewesen. Nach dem Tode ihres Mannes betrieb sie zwar, da ihrem Wunsche, sich selbständig zu machen, von den Angehörigen immer entgegengetreten wurde, zunächst die Schriftstellerei und verfaßte nach ihrer Angabe besonders eine Anzahl Dramen, von denen auch mehrere, wie z. B. das Drama Frrende Liebe", zur Aufführung gelangten. Biel Seide hat sie dabei jedoch nicht gesponnen, da es, wie sie sagte, sehr schwer ist, sich als Schriftsteller durchzuringen und die Auf­führungen an kleinen Bühnen erfolgten, die keine großen Tantiemen zahlten. Ihr Hauptwunsch war aber schon damals, sich praktisch zu betätigen, und so befaßte sie sich viel mit Patenten, die ins besondere eigene Erfindungen betrafen, von denen sie, wie sie auf Befragen mit einem gewissen Stolz erklärt, eine ganze Reihe ge­macht hat. So machte sie u. a. eine Bijouterie- Erfindung, ein Klappschloß, die von einer Hamburger Firma sehr gut aufgenommen wurde und im großen in den Handel gebracht werden sollte, als der Krieg ausbrach und die Branche lahmlegte. Was die erſte Auf­nahme fremben Geldes betrifft, so glaubt die Angeklagte die Tat­fachen dahin berichtigen zu müssen, daß sie das erste Geld von dem Bruder ihres verstorbenen Ehemanncs erhalten und erst in zweiter Reihe die Frau des Hotelbesitzers stand. Sie betont u. a., daß fie bei all ihren Unternehmungen stets eine große Opti­mist in gewesen sei. Der Schwager habe ihr 2000 m. gegeben, tobei sie ihm über ihr Geschäft unwahre Angaben gemacht habe. Einen Teil des Geldes habe sie leider dazu verwandt, um einige Leipziger Gläubiger zu befriedigen. Dies sei

der Anfang der schiefen Ebene gewesen, auf die sie dann später geraten sei. Ein Onkel habe ihr, als sie das Marmeladengeschäft einging, 1000 m. geliehen, wobei sie ihm in kurzer Zeit einen Verdienst von 20 Proz. in Aussicht ge­stellt habe. Auch Frau Schaer, die Ehefrau des Hotelbesitzers, habe ihr fortgesetzt Geld gegeben.

Den Anfang ihrer in großen betriebenen Schwindeleien schil dert die Angeklagte wie folgt: Sie war im Hause des Geheimrats

dem

haben dann für ihn auch 1000 M. cingelegt und schrieben ihm nach kurzer Zeit, daß er sich bei seinem Urlaub im Februar eine größere Katastrophe schon eingetreten. Der Zeuge hat den Namen der Frau Gewinnfummme schon abheben könne. Inzwischen war aber bie Supfer nicht gekannt, auch nichts von den Verhandlungen seiner Brüder mit der Angeklagten gewußt.

Die weitere Beweisaufnahme wird sodann auf Mittwoch Uhr vertagt.

Groß- Berlin

Herstellung von Hausschuhen und Pantoffeln. Der Ueberwachungsausschuß der Schuhindustrie veröffentlicht

Gewahrsam befinden, auf besonderen Vordrucken, welche vom lleberwachungsausschuß der Schuhindustrie ausgegeben werden, zu melden. Die Vordrude find, soweit sie nicht den Herstellern zu­gesandt werden, bei den Schuhwarenherstellungs- und Vertriebs­gesellschaften in Empfang zu nehmen. Für die Meldepflicht ist der am Beginn des 30. Juni tatsächlich vorhandene Bestand maß­gebend. Die Meldung ist bis zum 10. Juli an den der Schuhindustrie,