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Nr. 184.

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Vorwärts

Berliner Volksblaff.

34. Jahrgang.

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Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin ".

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 8. Juli 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplak, Nr. 151 90-151 97.

Die innere Krife.

Wahrheit und Freiheit.

einer Politik der täuschenden Stimmungsmache| dagegen Einspruch; er sei der nächste Redner und es liege lein An nicht ablassen wollen. Man spricht dort immer noch von dem laß vor, die Rednerliste zu ändern, auch wenn man jezt die Aus Der Vorwärts" hat in seiner gestrigen Ausgabe von ist, und rechnet Termine aus, um sie stillschweigend zu ver- nur deshalb die Rednerliste geändert werden soll, damit er nicht als unmittelbar bevorstehenden Endsieg, der mathematisch gewiß" sprache auf einen Bunft beschränke. Er müsse daher annehmen, daß plößlich entstandenen Schwierigkeiten der inneren Lage ge- längern und neue zu berechnen. Solche kriegsverlängernde erster zum Wort kommen könne. Der Ausschuß beschloß aber, nach sprochen, er hat auf das Bestehen eines frisenhaften Zustandes der Reichspolitik hingewiesen, und er hat aus diesen Tat- Manöver von der Gegenseite her mitzumachen, ist ein dem Vorschlage des Vorsitzenden zu verfahren. schwerer politischer Fehler, und wenn damit gebrochen Hierauf erwiderte zunächst Abg. Erzberger auf die Aus. sachen die entsprechenden Folgerungen gezogen. führungen des Staatssekretärs des Reichsmarineamts. Dann wird, so wird das ein Gewinn für alle ſein! Denn das Aufgeben solcher Selbsttäuschungen hat zur nahmen die einzelnen Parteien Stellung zu der gegenwärtigen unwiderstehlichen Folge, daß die Lösung des Friedens- Lage und zwar Abg. Scheidemann für die Sozialdemokraten, problems nicht auf dem Boden militärischer Machtpolitik, son- Graf West a rp für die Konservativen, Gothein für die Frei dern auf dem internationaler bölferrechtlicher sinnige Boltspartei, Prinz Schönaich- Carolath für die Grundsätze gesucht werden muß, und nur auf ihm läßt Nationalliberalen. sich ein dauerndes Gebäude errichten.

Inzwischen haben andere Blätter Mitteilungen aus den vertraulichen Verhandlungen des Haushaltsausschusses gemacht, die unsere Darstellung nicht nur bestätigen, sondern auch den Anstoß dieser neuesten Entwicklung aus dem Dunkel der Kommissionsberatungen ans Licht ziehen. Es ist richtig, daß es ein Bekenntnis des Zentrumsabgeordneten Erzberger war, das den Verhandlungen eine hoch­dramatische Wendung gab und einen Umschwung der ge­samiten politischen Lage einzuleiten schien.

worden ist.

Hand in Hand mit einer Reinigung der europäischen Atmosphäre muß eine Befreiung der Völker von über­lebten Einrichtungen und beschränkenden Fesseln des öffent. Erzbergers Rede wirkte darum so stark, weil durch sie die lichen Lebens gehen. Daß in dieser Beziehung auch außerhalb fcheinbare Jiolierung, in der sich die Sozialdemokraten Deutschlands noch vieles zu tun, verkennen wir nicht. Gerade mit ihrer Stellung zur Kriegszielfrage befanden, die nationalistische Presse Deutschlands , die doch sonst durchbrochen wurde. Sie wirkte nicht als das Bekenntnis nicht so war, hat in der letzten Zeit mit dem jungen Eifer einer eines Einzelnen, sondern als Angeichen eines allgemeinen neugewonnenen- ach leider nur für das Ausland ge­Umschwung der Auffassungen. In ihren Worten hörte wonnenen sozialistischen Erkenntnis die Mammonsherr­3 man etwas fnistern und knackend zusammenbrechen, aber schaft in fremden Ländern an den Pranger gestellt. Wir was da zusammenbrach, war ein Gebäude der Illusionen, werden uns freuen, wenn sie fällt, aber wir wollen nicht in das nie hätte errichtet werden sollen. Erzbergers Rede anderer Leute Häuser, sondern in unserem eigenen nach brauchte nicht als Geheimnis behandelt zu werden. Sie ent- dem Rechten sehen, und da müssen wir bekennen, daß es an hält im Wesentlichen nichts, was nicht schon von den manchem schlt. 341 Sozialdemokraten in öffentlicher Sigung gefagt In dem Verhältnis der Parlamente zu den Regierungen, in der Gestaltung des Wahlrechts zu den Landtagen und Ge­Die Deutsche Tageszeitung" überschreibt den Artikel, meindevertretungen befizen wir Einrichtungen, die hinter der den sie diesen Vorgängen widmet:" Sein oder Nichtsein" Entwicklung anderer Bölfer weit zurückgeblieben sind. Die Diese Ueberschrift ist vollkommen richtig; für die Deutsche müssen weg! In dem freiheitlichen Ausbau seiner inneren Tageszeitung" und die von ihr betriebene Politik ist diese Zustände darf das deutsche Volk hinter anderen Völkern nicht Frage allerdings aufgeworfen, und nicht nur aufgeworfen, länger zurückstehen! sondern sogar beinahe schon entschieden. Das Urteil lautet auf Nichtsein und ist daher allerdings geeignet, die ,, Deutsche Tageszeitung" mit Verzweiflung zu erfüllen, es sellschaft! wird aber von weiteren Streisen mit mehr Gelassenheit auf­genommen werden. Die Deutsche Tageszeitung" sieht die Sache des Reiches als verloren an, sobald der alldeutsch­konservative Einfluß auf den Gang der Reichspolitik aus- Der Kaiser hat sich gestern nach seinem Eintreffen in gesd altet wird. Wir erlauben uns der gegenteiligen Meinung Berlin vom Bahnhof aus zum Reichstanzler begeben zu sein und auszusprechen, daß das Reich dadurch nicht ver- und dessen Vortrag entgegengenommen. liert, sondern gewinnt. Schon zuvor waren Hindenburg und Ludendorff in Berlin eingetroffen, wo sie den Kaiser erwarteten, um ihm militarischen Vortrag zu halten.

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Wahrheit und Freiheit, das sind die Grundlagen des Friedens! Das sind die Stüßen der neuen menschlichen Ge­

Konferenzen.

Der Reichskanzler antwortete dann in eingehender Weise. Darauf folgten die Abgg. Warmuth( Dt. Part.) und Dittmann ( nabh.). Gegen 2 Uhr wurde die Sigung auf Montag vertagt. Die Verhandlungen waren bertraulich.

Um Mazedonien .

Eine Antwort an Herrn Hermann Wendel von D. Rizoff, Königlich bulgarischer Gesandter, Berlin .

Wir geben auch die uns zugegangene Entgegnung des hiesigen bulgarischen Gesandten auf den gleichbetitel­ten Aufsatz des Genossen Wendel, wie diesen selbst, als Beitrag zur Diskussion über das mazedonische Problem wieder. Red. d. Vorm.".

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Unter dem obigen Titel hat der Vorwärts" in der Nummer vom 2. d. M. einen Artikel von Herrn Hermann Wendel veröffentlicht, der eine Entgegnung erfordert. Dies um so mehr, als ein ähnlicher Aufsatz desselben Verfassers bereits in dem Wochenblatt Die Glocke" publiziert und von der Wiener Arbeiter- Zeitung" nachgedruckt worden ist, der in Bulgarien allgemeine Entrüstung hervorgerufen hat. Ich bitte nun im Namen der objektiven Wahrheit um freundliche Auf­nahme der folgenden Erwiderung.

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Aus leicht begreiflichen Gründen werde ich die heikle Frage der Kriegsziele Bulgariens " beiseite lassen und ein Gleiches hinsichtlich der historischen Rechte der Bulgaren auf Mazedonien tun. Ja noch mehr: Ich werde mich weder auf bulgarische ethnographische Karten noch Statistiken be­rufen.

Sind die Slawen in Mazedonien Serben oder Bulgaren ? Das ist die Frage, die Herr Wendel in seinem Aufsatz hauptsächlich behandelt, indem er sich bemüht, den Nachweis

Die Sozialdemokraten und der Reichs- zu führen, daß sie weder Serben noch Bulgaren seien, um so seine Lieblingsthese aufrecht erhalten zu können, daß sic ebenso gut zu den Serben gehören können, wie zu den Bulgaren.

kanzler.

Einstweilen freilich müssen wir noch immer unter dem Schaden leiden, der durch die falsche Identifizierung des deutschen Volkes mit den Aldeutschen angerichtet worden ist. Weil die Allbeutschen wie aus allen Himmeln gefallen sind und weil sie große Redensarten machen von verlorenen Nerven, Scherben und geschaufelten Gräbern, muß tatsächlich im Auslande der Eindruck entstehen, als stehe Deutschland Die bürgerliche Preffe bringt eine Notiz über eine Unterredung am Rande der Verzweiflung. Man wird sich also nicht einer sozialdemokratischen Fraktionsvertretung wundern dürfen, wenn die chauvinistische Hehpresse des Aus- mit dem Reichskanzler. Zu dieser Notiz, die zu Zwecken eines landes den Jammer der Adeutschen zu neuen Auf- durchsichtigen Manövers stilisiert und verbreitet zu sein scheint, wird peitschungen der feindlichen Siegeszuversicht ausnuten wird. uns vom raftionsvorstand geschrieben: Aber auch dieser Illusionsbau steht auf morschem Grunde.

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Ich bedauere, zu der Aeußerung gezwungen zu sein: Diese Frage stellen und im Sinne des Herrn Wendel ent­scheiden, fonnte bloß jemand, dessen Fuß Mazedonien nic mals betreten hat, der die mazedonische Geschichte der letzten Es ist richtig, daß Freitag abends fünf Vertreter unserer 70 Jahre nicht kennt, der nichts von der maßgebenden Lite­Wie stehen die Dinge in Wirklichkeit? Die Mehrheit Fraktion mit dem Reichsfangler eine Besprechung hatten, in der ratur über Mazedonien gelesen, noch irgend eine ethno­des Reichstags scheint eingesehen zu haben, daß man auch aktuelle wirtschaftliche und politische Fragen erörtert wurden. Was graphische Karte die serbischen und bulgarischen aus der im Striege mit der Wahrheit am weitesten fommt. in der Presse über ein Ultimatum, über Verhandlungen zur Ein neueren Zeit ausgenommen angesehen hat. Wenn Herr Wahrheit ist, daß wir die Gegner nicht vernichten können. führung des parlamentarischen Systems und sofortige Ernennung Wendel alles das kennen würde, dann hätte er als intelli­und daß sie uns nicht vernichten können von führenden Abgeordneten aller Parteien zu Ministern und genter und ehrenhafter Mann seine Auffäße über Mazedonien Wahrheit ist, daß wir unter diesem Kriege entsetzlich leiden Staatsiefretären" berichtet wird, macht der Phantasie des Bericht nicht geschrieben. und daß für unsere Gegner genau dasselbe erstatters alle Ebre, steht aber mit der Wahrheit im Widerspruch." Herr Wendel ist irregeführt worden, wenn er behaupten gilt. Wahrheit ist, daß das deutsche Volf von dem leiden- Zur selben Angelegenheit meldet Wolffs Telegraphenbureau: fann, die sogenannten mazedonischen Slawen seien weder fchaftlichen Streben erfüllt ist, diesem sinnlosen Völfergemezel In der Presse wird die Nachricht verbreitet, daß die sozial- Serben noch Bulgaren . Ich will hier die bekanntesten Be­ein Ende zu machen und daß sich alle anderen zivi demokratischen Parteiführer dem Reichskanzler gestern weiſe furz erwähnen, die feinen Zweifel darüber bestehen lisierten Völker genau so nach dem Frieden ein politisches Itimatum gestellt hätten. Diese Darstellung lassen, daß die bulgarische Nationalität der mazedonischen sehnen wie das deutsche Volt. ist falsch. Die Sozialdemokraten haben ebenso wie andere Parteien Slawen" seit Jahrhunderten nachgewiesen und zugegeben ist. und was für Herrn Wendel eine Ueberraschung sein wird, Unter denen, die heute so denken, befinden sich viele, die mit dem Reichskanzler eine Aussprache über die allgemeine Lage und was für Herrn Wendel eine Ueberraschung sein wird, nicht wie wir Sozialdemokraten jede Annexionspolitif gehabt und dabei insbesondere ihre Wünsche zur Friedensfrage ist die paradore Tatsache, daß die Serben selbst zuerst das von vornherein grundsäglich ablehnten. Die bisher un- und zur Frage des preußischen Wahlrechts vorgetragen. Bulgarentum der mazedonischen Slawen" anerkannt haben. Hier die Beweise: sichtbar gebliebene Reichstagsmehrheit wird also, wenn sie in Andere spezielle Gegenstände sind bei der Erörterung nicht be­Erscheinung treten sollte, aus durchaus verschiedenartigen handelt worden. Von einem Ultimatum war keine Rede. Beginnen wir mit der geschichtlichen Tatsache, daß die Elementen bestehen. Was sie zusammenhalten fann, ist nicht serbischen Könige während der kurzen Serbenherrschaft in Mazedonien den Titel König der Serben und der Bul­eine theoretische Uebereinstimmung, sondern die real­politiche Erkenntnis, daß dieser Krieg nur unter Wahrung garen" führten, was offenbar erweist, daß die serbischen des Grundsatzes vom 4. August Unstreibt nicht Er- Am Sonnabend hatte sich eine große Zahl von Abgeordneten Könige selbst ihre mazedonischen Untertanen als Bulgaren oberungslust" zum notwendigen Abschluß gebracht im Sigungssaale des Hauptausschusses eingefunden, da erwartet betrachteten., werden kann. wurde, daß es zu einer überaus bedeutungsvollen Der letzte serbische Patriarch von Jpek, Wassily Brkitsch, hat 1771 auf Verlangen des russischen Admirals Fürst Orloff. Lohnt es nicht den Versuch, unsere Gegner zu einer politischen Ausfprache fommen werde. Politik der Aufrichtigkeit zu zwingen, indem wir Zunächst sprachen der Kriegsminister und der Staats- eine Schilderung der türkischen Provinzen" verfaßt, in der selbst eine solche Politik treiben? In Rußland hat sich diese fefretär des Reichsmarineamts. Letterer, um auf die er unter anderen interessanten Dingen schreibt:"... Da Politik schon durchgesezt. Und wenn die junge russische Re- Ausführungen des Abg. Erzberger in voriger die Bulgaren in ganz Mazedonien biel zahlreicher find. als die Türken, sprechen die letzteren auch die bulgarische publik auf militärische Anstrengungen stolz ist, die unter folchen Sigung zu antworten. Umständen zu vollbringen in der Tat nichts Geringes war, Hierauf schlug der Vorsitzende, Abg. Spahn, bor , die poli- Sprache." so hat sich in Rußland doch schon längst die Erkenntnis Bahn tische Aussprache von jetzt ab auf den entscheidenden Punkt zu be Nach Brkitsch hat Wuk Karadjitfch( 1787/1864), der Be-­gebrochen, daß sich dieser Krieg als Eroberungskrieg nur auf schränken: welche Schlußfolgerungen aus der gegenwärtigen politi- gründer der serbischen Schriftsprache und Rechtschreibung, ein den Trümmern der ganzen menschlichen Kultur beenden läßt. fchen Lage zu ziehen seien. Aus diesem Grunde regte er an, eine hervorragender serbischer Ethnograph, Philologe und Geschichts­In Frankreich und England dagegen hat man bisher von neue Rednerlifte zu führen. Abg. Dittmann( Unabh.) erhob forscher, die bulgarische Nationalität der mazedonischen Slawen

Hauptausschuß des Reichstages.

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