Nr. 128. th
Grscheint täglich außer Montags. Preis pränumerando: Vierteljährlich 3,30 Mart, monatlich 1,10 Mt., wöchentlich 28 Pfg. fret in's Haus. Einzelne Nummier 6 Pfg. Sonntags- Nummer mit illuftr. Sonntags- Beilage Neue Welt" 10 Pfg. Post- Abonnement: 3,30mt. pro Quartal. Unter Kreuz band : Deutschland u. Desterreich Ungarn 2 Mt., für das übrige Ausland 3 Mt.pr.Monat. Eingetr.
in der Post Beitungs- Preisliste
and
für 1894 unter Nr. 6919.
Vorwärts
11. Jahrg.
Infertions- Gebühr beträgt für die fünfgespaltene Petitzeile oder deren Raum 40 Pfg., für Vereins- und Versammlungs- Anzeigen 20 Pfg. Inserate für die nächste Nummer müssen bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition abgegeben werden. Die Erpedition ist an Wochentagen bis 7 Uhr Abends, an Sonn und Festtagen bis 9 Uhr Vore mittags geöffnet.
Eernsprecher: Amt 1, Nr. 1508. Telegramm- Adresse: Sozialdemokrat Berlin Berliner
Redaktion: SW. 19, Beuth- Straße 2.
Mittwoch, den 6. Jnui 1894.
to mi
Expedition: SW. 19, 23euts- Straße 3.
Arbeiter! Parteigenossen! Trinkt kein boykottirtes Bier!
Das französische Budget für 1895 fouen ins Wasser zu werfen, als das Defizit des Budgets Linien zu errichten, verlangen die Gesellschaften nicht und die Eisenbahngesellschaften. und dabei hat man dieses Jahr noch zum Glück die Staat ihnen für das ganze in den Bau gesteckte
von 1895 zu decken, das sich auf 71%, Millionen beläuft; nur Staats- Unterstützungen, sondern auch, daß der ingaffer des
Man hat sechs lange Tage gebraucht, um das Mi nisterium Dupuy zu Stande zu bringen, aber glauben Sie nicht, daß man neuen Wein in die alten Schläuche gegossen hat. Es ist noch immer derselbe schlechte alte Wein, der in neue Schläuche gegossen ward, neue, denn mehrere Mitglieder des neuen Rabinets rühmen sich noch parlamen tarische Jungfern zu sein das heißt sie sind noch nicht Minister gewesen.
-
-
67 Millionen der Konversion( Zinsenherabseßung) der vier prozentigen Staatspapiere sonst würde das Defizit 139 Millionen betragen, 4 Millionen mehr als man den Eisenbahngesellschaften bezahlen muß.
Kapital 6 pet. Zinsen verbürge.
Sehr nett! Nicht wahr? Alle bonapartistischen, mon archistischen und republikanischen Minister, die seit 1863 zu besitzen Frankreich das Unglück gehabt hat, haben sich ein Vergnügen daraus gemacht, die Forderungen der Gesellschaften zu erfüllen.
Die ersten Verträge, die den Eisenbahnen die Binsen gewährleisteten, wurden 1863 unterzeichnet. Als die Verträge 1883 erneuert und zum Nachtheil des Staats ver schärft wurden, war Raynal Minister. Es wird bes hauptet, daß die Unterzeichnung dieser Verträge ihm Millionen Hier folgt, was diese Verträge dem Staat tosten
•
•
502 Millionen 819 821 Millionen
"
Um dieses Loch zuzuftopfen, hatte Burdeau, der frühere Minister, die Prägung von falschem Silbergeld vorgeschlagen, ganz wie die Könige des Mittelalters. Das wurde auch angenommen und man ging daran, Fünf frankenstücke zu schlagen, die nur drei Franks und etliche Centimen werth find.*) Aber man konnte aus dem falschen Mit der gegenwärtigen Rammer war übrigens kein Geld nicht mehr als 4 Millionen herausschlagen, und anderes Ministerium möglich, als ein Ministerium Cafimir 68 Millionen mußten noch gefunden werden. eingebracht hat. Perier unter einem anderen Namen. Um den Radikalen, beren Stimmen er zur Präsidentenwahl braucht, sich höflich folle von der Südbahn - und der Orleansbahn- Gesellschaft Burdeau, der ein findiger Kopf ist, schlug vor, man zu erweisen, hatte Carnot Anfangs Bourgeois, Brisson und die Zahlung ihrer Schuld an den Staat im Betrage von Beytral berufen; allein diese Führer des Radikalismus 680 Millionen Frants verlangen. Allein man merkte bald, waren einig darin zu erklären, daß sie kein Kabinet bilden daß dies nur ein indirektes Anlehen war, weil der Staat könnten, jedoch bereit seien, in das erste beste Stabinet ein die Zinsen dieser 680 Millionen zu bezahlen gehabt hätte unterstüßung, so findet man, daß die Eisenbahngesell Fügt man hierzu noch die 3600 Millionen Staats zutreten. Die Radikalen erklärten also zu gleicher Zeit -dank den Verträgen Raynal's , von denen ich vorhin schaften Frankreich 4 Milliarden 421 Millionen das ihre Unfähigkeit und ihre Aemtergier. Das Ministerium gesprochen. wäre schon früher fertig geworden, wenn nicht das Budget heißt viertausend vierhundert einundzwanzig Ueber diese Verträge einige Worte der Erklärung, die Millionen tosten fast ebenso viel, wie die Kriegsden politischen Himmel verfinsterte, eine Gewitterwolfe, zeigen werden, wie die Bourgeois sich der Eisenbahnen entschädigung, die Bismard uns auspreßte. Doch damit ist tausendmal drohender als aller anarchistische Dynamit. Aber die Kammer hat auch ihren reaktionären Geift bedient haben, um den Staatsschat unverschämt zu be es noch nicht zu Ende, denn die Last der Zinsengarantie stehlen. und ihre Zerfahrenheit enthüllt: sie stürzt Perier, weil er wächst von Jahr zu Jahr. Diese ungeheure Schuld der das Gesetz über die Arbeiterorganisationen( Syndikate) nicht Nordbahn- Gesellschaft, ihre Linien nur mit Hilfe der Staats- Staat ja die Zinsen sich selbst bezahlen; und deshalb hätte Die Eisenbahngesellschaften haben, mit Ausnahme der Eisenbahngesellschaften bringt keine Zinsen, sonst würde der achtet, und sie nimmt Dupuy an, der einen erbitterten unterstützungen( subventions) gebaut, die sich auf 3600, auch der Staat für die 680 Millionen- Anleihe der SüdKrieg gegen die Arbeiterorganisationen geführt hat.schreibe dreitausend sechshundert Millionen und der Orleansbahn, die Burdeau vorschlug, unter dem Wenn der gleiche Haß gegen die Arbeiterorganisationen belaufen, dem Staat keinen Centime Zinsen einbringen, Namen: Zinsen- Garantie die Binsen zu bezahlen gehabt. Berier und Dupuy beseelt, so erfüllt auch beide die gleiche und die er erst am Tage, wo die Konzessionen erlöschen, Angst vor dem Budget. Das Ministerium Dupuy tann In welchem Grade diese Zinsen- Garantie wächst, das erhellt aus folgenden Ziffern:
dem Ungeheuer etwas leichter zu Leibe gehen, weil es zurück bekommen wird.
Perier los ist, der die Abgeordneten wie Lakeien be- herzustellen, welche die volkreichen industriellen Mittelpunkte Die Gesellschaften haben damit angefangen, die Linien handelte und durch seinen rohen Ton erbitterte, mit einander verbinden und das meiste einbringen mußten. und außer Perier: Spuller, der den voltairianischen Jufolge dessen sind die Aktien in den 40 Jahren, seit denen ( freisinnigen) Bürgern mit seinem neuen Geist" einen die Eisenbahnen bestehen, um das Doppelte und Dreifache betragen. Schander
-
1889 betrug sie 51 Millionen 1892
1894
76 116
"
"
1895 wird sie 135
Und bei dieser Zahl wird es nicht bleiben.
In zehn
Verträge mit den Eisenbahngesellschaften aus dem Jahr 1883 im Werth gestiegen. Um die übrigen weniger lohnenden Jahren wird sie 300 Millionen jedes Jahr überschreiten.
eine Summe von 135 Millionen bedeuten, die der Staat 1895 ihnen zu zahlen hat.
*) Dasselbe Kunststück wollen bekanntlich unsere Bimetallisten machen zur Bereicherung der armen Champagner- Landwirth Red. des Vorw."
Doch es ist viel leichter, diese drei unbequemen Perschaft.
dod
Feuilleton. Der Inde.
Deutsches Sittengemälde
aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts. Von E. Spindler. Sechzehntes Rapitel.
Frischer Muth,
Junges Blut!
Ziehe nach der Heimath Land
An der schönsten Frauen Hand! Lied.
-
-
-
-
Das ist ein Diebstahl am Vaterland. Aber die Herren Bourgeois haben keine besseren Mittel zur Verfügung, um ihren Patriotismus zu bezeugen. Gallus.
"
des Papstes Lage haben, ein schneidendes Gegenstück zu schmäht von denen, auf deren Beistand er gebaut, mußte Sigmund's gegen Huß bewiesenen Wortbrüchigkeit liefern, knirschend dem verhaßten Luxemburger das Feld räumen, alle weltlichen Stände auf die Seite des Herzogs bringen, ehe noch das Ungewitter zum völligen Ausbruch kam. 56 und der großen Anzahl derjenigen Geistlichen, die nur aus Seinem kleinen Heere von Rittern, Waffenknechten und Scheu und Furchtsamkeit Partei wider Johannes genommen Dienern hatte er es zu verdanken, daß man den Vorhatten, neuen Muth, Selbständigkeit und einen festen An- bereitungen zu seinem Abzuge nichts in den Weg legte. halt geben. Von diesem allem geschah indessen nicht Bittrex Unmuth und die Scham, seinem Todfeinde zu unters das Geringste. Friedrich's Biederkeit und Treue scheiterte liegen, peinigte ihn, und sprach auch aus ihm, als am an dem Bunde seiner Gegner, wie ein die offene See be- Abend vor seinem Wegzuge Dagobert, von Schafhausen fahrendes Schiff an dem verborgenen Felsenriff zerschellt. zurückkehrend, vor ihn trat. ,, Was wollt Ihr hier?" Der Herzog hat recht gehabt, als er sagte: Sigmund war fragte er den jungen Mann bekümmert: Entweicht unter nie mächtiger, als in dem Augenblicke, wo er, ein de- dem Fittich der Nacht, denn nicht lange wird's dauern, müthiger Knecht, des Papstes Füße füßte und ihm knieend und geächtet bin ich, wie alle, so mir anhängen. Jesus im Namen der Christenheit für seine Nachgiebigkeit dankte. Christus! mer hätte das gedacht? Wahrlich, wahrlich, die Diese Nachgiebigkeit eben, ein Schlangenmittel falscher Deutschen sind's werth, vor eines Schaltsnarren Bobelpelz Die Flucht Johannes XXIII. , die noch am selben Tage, Staatskunst, von Friedrich mißbilligt, hatte alles verdorben. zu fazenbuckeln. Pfui! Pfui! Ehre, Treue und Redlichkeit wo sie statt fand, ruchbar wurde, hatte einen unbeschreib- Wer den Treubruch eines andern ahnden will, muß nicht sind nur leerer Tand, und der Falschheit gehört die Welt. lichen Eindruck auf Fürsten , Pfaffheit und Volt gemacht, selbst zum Doppelzüngler werden. Demzufolge fettete fich Flieht! mein guter Geselle. Eure Treue kann ich jetzt mit und das prächtige Turnier, das Herzog Friedrich zum Kaiser und Konzilium fest aneinander. Otto Colonna , ein nichts belohnen, als mit der Warnung: verlaßt die Stadt; Teckmantel seines Vorhabens gebraucht, auf eine ärgerliche Fürst der Kirche, ehrgeizig und durchgreifend, wie nur je man spricht schon hie und da von Eurer Theilnahme an Weise gestört und zu Ende gebracht. Ebenso wenig als ein Bewerber um die höchste Macht, trat an die Spitze der meinem Verrath, wie sie's nennen. Geht aber auch nicht die Sache selbst, konnte des Herzogs Mitwirkung lange zürnenden Väter. Offen ging er nun seinem, früher ver- mit mir; ich habe das Spiel verloren, und das Unglück ein Geheimniß bleiben. Friedrich mühte sich auch keines- hehlten, Zwecke entgegen, und benutzte geschickt die dem pererbt sich leicht auf junges Blut, Wird's wieder Tag, wegs, seine That zu leugnen, und berief sich fühn auf das Kaiser als Reichsoberhaupt zugefügte Kränkung, um den sollt Ihr von mir hören!" fichere Geleit, das er, nebst anderen Herren, dem Papst zu Bruch zwischen dem letzteren und seinem Reichsstand, dem gefagt; auf die Gefahr, in welcher Johann geschwebt hatte, Herzog, unheilbar zu machen. Während das Konzilium durch des Kaisers Hinterlift und des Konziliums Feind- auf der einen Seite die Blitze schmiedete, welche den profeligkeit Tiare und Freiheit zu verlieren; auf die Pflicht, testirenden Papst unrettbar von dem römischen Stuhle weichen. die ihm, dem Herzog, daraus erwachsen, solche Willkür nicht schleudern sollten, griff auf der andern Sigmund nach der Der Herzog schüttelte mit entschiedener Verneinung das zu dulden; und endlich auf die dem Fürsten wie dem schrecklichen Waffe, die den, oft nur Schattengewalt be Haupt. Ich verbiete Euch, mir anzuhängen!" rief er schlechten Edelmann heiligen Turnierartikel, die den Schuß figenden Kaisern Deutschlands zu Gebote stand, nach fast unmuthig. Der Teufel ist in die Zeit gefahren, und der Unterdrückten dem adeligen Manne auf das Gewissen des Reiches Acht. Wie langsam und zögernd auch diese was sonst in deutschen Landen unerhört war, ist an der binden. Sothane Ritterlichkeit, freudig und zuversichtlich, Strafe vorbereitet wurde, so fand sich doch kein Talisman, Tagesordnung. Geht's nach Sigmund's Sinn, und ohne Furcht und Neue offen an den Tag gelegt, sollte sie aufzuhalten. warum sollte es nicht nach ihm gehen?- so bleibt mir in kurzem fein Pfulb, um meinen Kopf darauf zu legen. Wie
-
nach des Herzogs Berechnung die wirksamsten Folgen für Friedrich, verlassen von seinen Freunden, feindselig ge
Dagobert, betroffen über das Unerwartete, das er hier erfuhr, versicherte dem Herzog seine Treue, seine Ergebenheit und den Entschluß, dennoch nicht von seiner Seite zu
"
σo