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fratie gedrängt, Sann ergibt sich alles weitere spielend bon selbst, und am Ende kann man vielleicht sogar das zugesagte Wahlrechtsgeschenk wegen üblen Verhaltens und groben Undanks wieder zurückziehen..

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So ungefähr wird in den Kreisen, die von Herrn Michaelis den günstigsten Eindrud" empfangen haben wollen, falkuliert und spekuliert, und nur ein Gedanke scheint aus all diesen Berechnungen ausgeschlossen, nämlich der, was darüber aus dem Deutschen Reich werden soll.

Der neue Reichskanzler aber ist, darüber darf man sich feinem Zweifel hingeben, einstweilen nicht viel anderes als das Objekt diefer Intrigen. Ob ein brauchbares, wird sich bald zeigen müssen. Er würde es nur dann nicht sein, wenn er mit dem felfenfesten Entschluß an seine Aufgabe heran­träte, der freiheitlichen Entwickelung Deutschlands und dem Frieden die Bahn frei zu machen.

Das erste Baudern und Schwanken droht zum Verhäng­nis zu werden. Und wie soll dieses Baudern und Schwanken ausbleiben bei einem Manne, der vor eine ganz neue Auf­gabe gestellt ist, den Weg, den er zu gehen hat, noch nicht fennt, sich ihn vielmehr er suchen muß? Man soll die Routine des Parlamentariers, des Zeitungsmannes, die in allen Winkeln und Winkelchen der Politik zu Hause sind, nicht überschäßen. Aber es ist schwer zu glauben, daß ein Beamter, der in diesen Dingen ganz unerfahren ist, auch bei der besten Begabung und dem stärksten Willen imftande sein wird, die großen Wirkungen rechtzeitig zu überschauen, die aus fleinen Ursachen erwachsen können. Herr Michaelis weiß selber nicht, wie und als was er aus dem Reichskanzlerpalais wieder herausgehen wird, in das er gestern seinen Einzug ge­halten hat! Unter diesen Umständen ist das feste Zusammenstehen der neuen Mehrheit erst recht eine Notwendigkeit für das Reich. Ihr erstes Werk, die Annahme des Friedensprogrammes, muß gelingen und darf nicht ihr lestes sein! Der Keim einer neuen Ordnung im Reiche, der sich in diesen Wochen der Arise gebildet hat, darf nicht wieder zerstört werden, soll nicht neue Verwirrung und unabsehbares Unheil die Folge sein.

Das Berl. Tagebl." schreibt:

Die in der Deffentlichkeit mitgeteilten Rädtrittsgesuche mehre. rer prenkischer Minister sind bisher nicht erledigt worden. ie mir hören, dürften nicht alle diese Abschiedsgesuche auch tat. sächlich zum Rücktritt führen, weil die hauptsächlichste Boraus sepung dieser Gesuche, die weitere Reichskanslerschaft des Herrn v. Bethmann Hollweg , nunmehr durch die Ernennung von Exzellenz

Warum kein Krieg mit Norwegen ?

Mit der deutschen Entschuldigungsnote an Nor­ wegen ist Graf Rebentlow in seiner Deutschen Tageszeitung" sehr unzufrieden. Er schreibt:

Man kann diesen Hagel von Beccavis und freiwilligen Sühne angeboten nur mit großem Befremden lesen. Er erinnert leb­haft an den seinerzeitigen deutsch - amerikanischen Notenwechsel, welcher mit der bekannten Wilsonschen moralischen Niederborung sein Ende nahm... Mit Bagen wird das ganze deutsche Bolt der norwegischen Antwort harren, ob­gleich es von einer Freundschaftlichkeit der Beziehungen nor wegischerseits bis jetzt vor und besonders während dem Kriege nicht das geringste gemerkt bat. Der Geist wirklicher Neutrali­tät ist der norwegischen Regierung wie der norwegischen Be­völkerung von Anfang an fremd gewesen und die norwegischen Handlungen und Unterlassungen laffen gleichfalls von einem folchen Geifte nichts spüren, sondern zeigen, daß dieses vor awölf Jahren durch weit vorausschauende britische Intrige von Schweden abgetrennte Land im Ententelager steht und in ge­wiffem Sinne schon längst ein britisches Vorwert in Nordeuropa bildet.

Die deutsche Note vom 9. Juli ist nicht geeignet, das Ansehen des Deutschen Reiches au erhöhen oder sonst irgend etwas Boft­tibes zu erreichen. Wir fönnen diese Art der Erledigung" nur lebhaft bebauern und hoffen, überzeugt sein au bürfen, daß in Zukunft ein anderer Ton der Entschiedenheit, des Selbstgefühls und der selbstbewußten Vertretung des eigenen Rechtes auch in den diplomatischen Verkehr des Deutschen Reiches mit anderen Mächten einziehen werde. Es ist hohe Beit! Wir haben dieses Dokument all deutscher Kriegs. hebe mit möglichster Ausführlichkeit wiedergegeben, um zu zeigen, daß die Herren noch immer nicht genug haben, sondern ihr Werk mit bewundernswürdiger Konsequenz weiter fort­feßen. Die deutsche Regierung hat sich bei der norwegischen entschuldigt und sie hatte- weiß Gott - allen Grund dazu. Die alldeutsche Korpsstudentenpolitik stellt sich aber auf den Standpunkt: Wenn mein Hund in eine fremde Stube macht, so entschuldige ich mich nicht, sondern ich erkläre mich soli­darisch mit meinem Hund.

Kommt es darüber zur Steilerei, so heißt es: Der Kerl ift schon immer so gewesen!" Und man preist den eigenen politischen Scharfsinn, weil man ihn ja schon immer durch

schaut hat.

Nachdem Graf Reventlom Amerika rechtzeitig durch fchaut" hat, beginnt er jetzt dasselbe Spiel mit Norwegen . Er und seinesgleichen bertragen es einfach nicht, daß noch irgenein Land der Welt uns gegenüber neutral bleibt.

Die Leiche, zu der der Einer der Toten ist der Dic

zwei Tote und einen Menschenarm zurüd. Arm gehört, ist noch nicht gefunden. Maschinist; eine Granate hat ihm den Kopf abgerissen. englischen Torpedojäger F. 88 unb F. 87 na berten fich dem auf Strand gefeßten deutschen Schiffe bis auf Kilometer und schleuderten eine große Anzahl Projektile auf die Boote. Als die Bemannung sich in Schaluppen auf den Strand begeben hatte, wurde die Beschießung fortgesetzt. reißig Granaten flogen über die Dünen in das and hinein. Die Engländer schoßen sehr schlecht. Meldung der Nederlandsch Telegraaf Agentschap aus ymuiden lautet: Wie einwandfrei beobachtet worden ist, waren zwei von den an­greifenden englischen Schiffen S 67 und S 83.

Ett a

Eine

Die Niederländische Telegraphenagentur gibt folgendes über den Angriff bekannt: Fünf deutsche Frachtdampfer, die von Rotter dam abgefahren waren, wurden nachts bei Egmond von drei englischen Zerstörern angegriffen. Drei Dampfer sind auf der

lucht auf Strand gelaufen, von welchen einer durch Granaten in Brand geschossen ist, während die zwei übrigen von den Engländern erbeutet wurden. Da die Verfolgung innerhalb der niederländischen Hoheitsgewässer stattfand, find niederländische Kriegs. fchiffe von Nieuwediep und muiden nach der Angriffs. stelle abgebampft. Die Granaten fielen bis hart an dic niederländische Küste.

Die neueste Meldung der Neederlandsch Telegraaf Agentschap" aus muiden sagt: Nach einer Unterredung mit dem Kapitän des nach Ymuiden geschleppten deutschen Dampfers Lavinia kann fest­gestellt werden: Bon den zehn Schiffen, die aus Rotterdam ausgefahren, find der Dampfer einz Blumberg gefunken, die Lavinia nach 9muiden zurückgeschleppt und die Renate Leonhardt gestrandet. Entkommen sind die Dampfer Wilhelm Belsner und Ariadne , von den Engländern ge nom men die Dampfer Brießig, Pellworm und Marie Horn. Der Dampfer Carsten Ruß dürfte wahrscheinlich von den Engländern aufgebracht worden sein. Der Dampfer Alpha ift kurz nach der Abfahrt von Rotterdam nach dem Hafen zurückgekehrt. Es br­fteht alle Aussicht, bie Renate Leonhardt zu bergen. Der Nieuwe Rotterdamer Courant" bringt die ber fich während des Angriffes der englischen Torpedobootjäger auf Erzählung eines Augenzeugen, der Renate Leonhardt befand. Hiernach erzählte der Augen­zeuge folgendes:" Wir liefen am Sonnabendabend gegen 1/211 Uhr aus. Ein holländischer Lotse, der bei uns an Bord weilte, lotete uns genau längs der Linie, die die Territorialgewässer vom Meere

N

Dr. Michaelis zum Reichskanzler und Präsidenten des preußischen Englischer Angriff auf deutsche Kohlen- felbft zählte nur 19 Schiffe. Balb fielen die erften Schüiffe, fie ber

Staatsministeriums hinfällig geworden ist. Die Herren würden sich nun selbst mit dem gleichen Wahlrecht abfinden suchen, diese Reform möglichst hinauszuschieben.

oder vers

Sechs Wochen Bedenkzeit. Humor wider Willen entwidelt bie Nationalseitung", wenn Sumor wider Willen entwidelt die Nationalzeitung, wenn fie schreibt: Den Erklärungen des neuen Reichskanalers am kommenden Donnerstag bringt man feine allzu hoch gespannten Erwartungen entgegen, insofern es als selbstverständlich erachtet wird, daß es für Dr. Michaelis eine Unmöglichkeit darstelle, innerhalb weniger Tage seinen Regierungsplan bis in alle Einzelheiten auszu­arbeiten. Selbst in den Reihen der Sozialdemokratie glaubt man, daß der Reichsfanaler um eine Frist von wenigstens sechs Wochen ersuchen wird, damit er sich in die fehr umfang reiche Materie, die er zu bewältigen hat, einarbeiten fönne. Dr. Michaelis darf das Recht für sich in Anspruch nehmen, sich mit der schweren politischen Erbschaft, die er übernommen hat, ein gehend vertrautzu machen, ehe er über eine fo wichtige Frage, wie die Kriegsziele es find, öffentlich ein abschließendes Urteil ausspricht.

Das Ganze liest fich wie eine Satire auf das System. Der neue Mann muß erst sechs Wochen nachdenken, wie er das deutsche Reich regieren soll. Aber, was soll inzwischen werden, um alles in der Welt, es ist doch Krieg?!

Flämische Arbeiter.

Schiffe.

scheidet. Eine Stunde nach dem Auslaufen befamen wir eine große Anzahl englischer Kriegsfchiffe in Sicht. Man wollte wahrgenommen haben, daß es 28 Schiffe waren. Ich fehlten aber ihr Ziel. Der Kapitän gab Befehl: Alle Mann auf Ded!" und ließ mit Volldampf auf den Strand lossteuern. Voraus fuhren vier von unseren Schiffen; in einer Linie fuhren wir drei: Schwere Verlegung der holländischen Neutralität? der Heinz Blumberg, die Lavinia und die Renate Amsterdam, 16. Juli. ( Melbung ber Nederlandsch Telegraaf Leonhardt. Die englischen Striegsschiffe fuhren zwischen Agentschap.) Seit Sonnabend verließen insgesamt brei 8äge von diese beiden Gruppen hindurch und schnitten die ersten vier deutschen Frachtschiffen Rotterdam . Bon dem ersten Zug, aus schwinden. Unsere drei Schiffe dampften inzwischen in voller Schiffe ab. Wir fahen sie in südwestlicher Richtung ver­drei Schiffen bestehend, strandete eins bei Zandvoort, Fahrt auf den Strand los. Währenddem wurden wir fortwährend zwei kamen durch. Bon dem zweiten Zug von sehn Schiffen kehrte von allen Seiten beschossen. Wir faben noch. wie der Dampfer eins zurück, vier wurden von den Engländern in den Grund Heinz Blumberg sich der niederländischen Küste näherte und von gebohrt. Drei liefen auf ben Strand, zwei von ihnen einem englischen Torpedojäger ins Schlepptau genommen wurde.. brennend, zwei wurden von den Engländern er bentet. Der Nun blieben wir awei nur noch übrig, Lavinia und Renate britte Bug von brei Schiffen ist wahrscheinlich zurückgekehrt.

aag, 16. Juli. ( Meldung des Rorrespondenzbureaus.) Amt­lich wird berichtet, daß die englischen Streitkräfte, die den Geleitzug deutscher Frachtschiffe an der holländischen Küste angegriffen haben, aus 19 bis 20 Torpebobosten und Zorpebsjägern bestanden haben. Bier deutsche Schiffe find in den Grund gebohrt, drei sind gestrandet und zwei find nach England aufgebracht worben. Von den gestrandeten Schiffen sichen zwei in Brand.

Leonhardt."

Nach Berichten aus muiden ist die Lavinia wieber flott geworden und Dienstag, abends 9 Uhr, in den Hafen von muiden blad" gemeldet, daß dort 15 Bersonen vom Dampfer einz eingeschleppt worden. Aus Nieuwdip wird dem Allgemeen Handels­Blumberg gelandet wurden. Die Geretteten fonnten nicht mit Sicherheit sagen, ob das Schiff gestrandet oder gesunken ist.

Der Altmaariche Courant" schreibt: Die englischen Torpedo­boote S 82 und S 87 näherten sich den auf Strand Der Nieuwve Rotterdamsche Courant" erfährt aus Bergen : Die gelaufenen Rohlenbooten bis auf anderthalb deutschen Kohlenschiffe wurden in der Höhe von Bergen an Zee von ilometer Entfernung und lösten eine große Anzahl von 16 englischen Torpedobooten innerhalb der niederländischen Hoheits- Schüssen, von denen verschiedene trafen. Auch als die Mann­gewässer überfallen. Es begann eine heftige Beschießung mit ihaften sich in den Booten nach dem Strande be­Granaten und Brandbomben. Um die Schiffe zu retten, haben die gaben, fepten bie Torpedo boote das Feuer fort. Deutschen die Schiffe auf die Küste laufen lassen. Ein niederlänbi- ehrere Granaten schlugen auf holländischem Boden ein. Die scher Kreuzer und zwei Torpedoboote halten dafelbft Wache. Un verwundet die Küstenwache. Bemannung der Lavinia, 15 Mann start, erreichte un­gefähr ein Viertel nach 2 Uhr fehrte das Rettungsboot, in dem sich famen ebenfalls 15 Leute, Bon dem zweiten Kohlenboot darunter zwei Frauen, unverlegt der Bürgermeister befand, von den deutschen Schiffen zurüd. Er brachte bei der Küstenwache an. Drei Personen find an Bord zurück­sie den ungeratenen, gefesselten Flamensohn an einem Strick hinter| leht noch in der Kammerfizung vom 17. Februar 1914 gehört. Flan sich her zieht. dern ist das Land, in das diejenigen Industrien sich berziehen, die anderswo verboten sind. Für einige Cent pro Woche reinigen die Kinder Häute mit blutverderbendem Quecksilber. Zahlreiche Mäd chen wandern aus den Fabriken fünstlicher Seide ins Strankenhaus. Unwissenheit und Alkoholismus gehen bei den Flamen wie anders­die wallonische Provinz Luremburg mit 4 Million Einwohnern wo Hand in Hand. Die Stadt Bom zählt 21 Proz., Hamme 31 dagegen 1200. Westflandern mit 850 000 Einwohnern hat 12 Boft- Prozent Analphabeten. Von den 18 000 jungen Männern, die sich ämter weniger als Namur , das nur 350 000 Einwohner zählt. Ant- heute zurzeit der deutschen Ottupation auf dem Rathaus in Ant­ werpen hat dreimal so viel Einwohner als Namur , aber die Zahl werpen täglich zu melden haben, können 2000 ihren Namen nicht seiner Boltsschulen ist um ein Viertel kleiner. Die Kindersterblich schreiben. Die Zahl der Wirtshäuser ist erschreckend groß. Die 37 feit beträgt 16 Proz. in Flandern , 8 Proz. in Wallonien . Von den Häufer des Fischerkais in Oftende sind 37 Schenken. Groß- Ant­belgischen Gemeinden, die im Befit einer Wasserleitung find, liegen werpen hat eine Bevölkerung von 42 000 Seelen und 6200 Wirts­in Wallonien 580 und in Flandern nur 20(!). Diese Ziffern lassen häuser, das macht auf 17 Männer 1 Wirtshaus. Und auf dem fich beliebig für alle anderen Gebiete der sozialen Statistik vermeh- Lande ist es nicht anders; Rupelmonde hat 3800 Seelen und 110 ren. Man kann dahingestellt sein laffen, wie weit an diesen Ver- Herbergen. In Steendorp kommt eine Herberge auf 4% Häuser. hältnissen der parteiische Wille der augenblicklich am Ruder befind- Was Wunder, daß von allen Belgiern die Flamen die Zuchthäuser lichen wallonenfreundlichen Regierung, inwieweit wirtschaftliche mit 75 Broz. bevölkern gegen 25 Pros. der Wallonen, unter denen Berhältnisse und der dumpfe Konservatismus der meisten Flamen sich dort auch Hunderttausende von Industriearbeitern befinden. Schuld tragen. Tatsache ist, daß die Flamen auf einer Kulturstufe stehen, die zu den niedrigsten in Westeuropa gehört in einem Staate, dem fie 4% Millionen Menschen liefern gegen 3 Millionen, die der wallonische Boltsteil stellt.

Antwerpen , Juni 1917. Die augenblidliche Rüdständigkeit der flämischen Provinzen Es gibt eine flämische Legende unter uns, an der gewiffe geit- hinter den wallonischen wird durch folgende willkürlich herausge­genössische Schriftsteller nicht unschuldig sind. Das ist die Legende griffenen Zahlen grell beleuchtet. Die Proving Antwerpen mit bon jenem reichen, üppigen flandrischen Paradies, das bewohnt fast 1 Million Einwohnern, hat nur 600 Kilometer Staatsstraßen, wird von gesundheitstroßenden Männern und Frauen und das in jeder Hinsicht das gerade, das sinnlich gesunde Gegenteil darstellt zu dem französisch entarteten, heruntergekommenen Teile von Bel­ gien , der durch Wallonen bewohnt wird. Wer Flandern tennen Lernen will, muß nicht nur in die behäbigen Biertel von Brügge und Gent gehen. Er muß in die Dörfer mit ihren Schenken und Fabriken, Ziegeleien und Heimarbeiterwohnungen, er muß in die Arbeitervorstädte von Brüssel und Antwerpen gehen. Er muß nicht nur die Romane von Conscience und de Cester, sondern auch die Statistiken und Kammerverhandlungen lesen. Dann lernt er ein Volk kennen, von dem sein Landsmann Stijn Streuwels sagt:" Der Stempel der Hungersnot steht dem Bolte aufgedrückt. Die Kinder leiden durch die Entbehrung der Eltern und sie tragen schon früh zeitig die Zeichen der Entartung in ihrem blutlosen, schwachen Körper. Hunderte von Jahren Glends früherer Zeiten verstärken das Elend, das dieses Volk jezt noch immer aussteht."

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Das ist das soziale Niveau der großen Masse der flämischen Arbeiter. Es gibt eine flämische Bewegung in Belgien , die für die Hebung des Flamentums und für seine Gleichberechtigung im Staate tämpft. Abec bis zum Kriege war diese Bewegung eine Von diesen 4% Millionen ist der weitaus größere Teil bäuer- bürgerlich- idealistische, die übersah, daß die Flamenfrage zum liches und städtisches Proletariat. Er hat am schwersten unter großen Teil eine soziale, ja eine Klassenfrage ist. Es gibt auch Blaandrens Weegang"( Flanderns Not) zu leiden. Ein großer eine moderne Arbeiterbewegung in Flandern . Gent , der Wohnsiz Teil der flämischen Arbeiter ist gezwungen, außerhalb des Landes Anseeles, und Antwerpen sind ihre Zentren. Partei und Gewerk zu arbeiten. Er ist auf dem Wege, wie ein gründlicher Kenner schaften haben viel für die Erziehung des flämischen Proletariats feines Heimatlandes fagt, eine Art Viehstand zu werden, woraus getan. Aber die wirtschaftliche Aschenbrödelstellung der flämischen Herden europäischer Kulis angeworben werden, Franzosengänger, niebrige Arbeiter in der Industrie und in den Kohlengruben des Walenlandes, Biegeleiarbeiter in ganz Belgien , überall, wo man schwere Arbeit für wenig Geld zu verrichten hat. Wir schlagen den Rekord, so ließ sich vor einiger Zeit eine anonyme flämische Stimme bernehmen, in Unwissenheit und Unbildung, den Rekord der niedrig ften Löhne, den Rekord in Kinder- und Frauenarbeit, in Trunk

Die Flamen sind der wirtschaftlich und sozial schwächere Teil von Belgiens Bevölkerung. Nicht nur bilden die wallonisch­französischen Provinzen Lüttich , Namur und Hennegau die Zentren der belgischen Schwerindustrie. Auch in den flämischen Provinzen Limburg , Antwerpen , Ost- und Westflandern befindet sich das Han­dels-, Industrie- und Finanzkapital zum größten Teile in den Hän­den von Wallonen. Diese sind eine Art Herrenbolt in Belgien . Das mar nicht immer so. Ginst bildeten die flamischen Städte Gent und Provinzen haben sie nicht beseitigen können. Nicht nur in Brüssel , Brügge den wirtschaftlichen Mittelpunkt des Landes. Erst das sondern auch in Antwerpen und Gent scheute man sich, das flämische 19. Jahrhundert verschob den Schwerpunkt der belgischen Industrie Problem, besonders das Problem der Gleichberechtigung der flämi­in die westlichen und südlichen Kohlenbezirke. Aber der wirtschaft­schen Sprache, anzuschneiden. Zwar gab es im Laufe der letzten liche Vorsprung, den die Wallonen hiermit gewannen, war zugleich Jahre ein paar Zusammenfünfte zwischen dem Flamen Huysmans auch ein sozialer und kultureller. Die Revolution von 1880, die den und dem Franto- Wallonen Deftrée. Aber die offizielle Zeitung belgischen Staat von heute schuf, war eine ausgesprochen wallonische. der Partei war genau so wallonenfreundlich- zentralistisch wie die Sie richtete sich gegen die wirtschaftliche und kulturelle Verbindung sucht, Berbrechertum und Sittenlosigkeit. Brüsseler Regierung. Während es ganz unmöglich war, daß ein mit den Niederlanden , in denen die Flamen ihre kulturelle Heimat Jährlich wandern allein aus den beiden Provinzen Ost- und Flame in dec wallonischen Arbeiterbewegung je eine Rolle spielte, saben. Seit 1830 hat das zentralistische Brüffeler Regiment alles West- Flandern 70 000 Flamen nach Frankreich als Saison- find die meisten Führer der flämischen Arbeiterbewegung einge­getan, das wirtschaftliche und kulturelle Uebergewicht der franzöfi- arbeiter, wo sie die niedrigsten Arbeiten in Landwirtschaft und wanderte Franto- Wallonen. schen Wallonen zu stärken. Nicht ohne eigene Schuld wurden die Industrie zu Hungerlöhnen verrichten. In Baraden zu 75 Per- Die Stellung der belgischen Arbeiterbewegung zur flämischen Flamen immer mehr das Stieftind des belgischen Staates. Vor fonen werden sie untergebracht, Mädchen und Männer durchein- Frage ist schwierig. Immer wieder wird einem von liberalen und furzem brachte ein Antwerpener Parteiblatt, der Sozialistische ander. Ihre Nahrung besteht aus Kaffee, Kartoffeln, Buttermilch fozialistischen Flamen auseinandergesetzt, daß eine Selbständig Blaming", eine vielbeobachtete Staritatur: Mutter Belgien trägt und 2 Kilo Brot die Woche. Von dem Glend der flämischen eim- machung der flämischen Hälfte innerhalb des belgischen Staates ben wohlgenährten wallonischen Säugling auf dem Aro, während larbeit haben wir aus den Enqueten von Camille Sunsmans, zu einen Machtzuwachs des Klerikalismus auf lange Jahre hinaus

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