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Nr. 198. 34. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 22. Juli 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.

Ministerpräsident Kerenski  .

Stockholm  .

Petersburg, 21. Juli. Reutermeldung. Die ,, Börsen- wie man will, ist zwar militärisch eine ganz angenehme Sache, zeitung" meldet, daß der Ministerpräsident Lwow  , zurüd- aber ein geordnetes, kräftiges Rußland  , das aufrichtig einen getreten ist. Kerenski   wurde zum Ministerpräsidenten raschen gerechten Frieden anstrebt, iſt politisch biel wertvoller. Die Franzosen fordern Verschiebung der ernannt und bleibt vorläufig auch Kriegsminister. There Will Kerenski   ein solches Rußland   schaffen und kann er es telli wurde Minister des Innern und bleibt gleichzeitig was hier zu leisten ist, übersteigt selbstverständlich weitaus Minister für Post und Telegraphie. Nekrasow wurde die Kraft eines einzelnen Mannes, dann fann er sich nicht provisorisch zum Justizminister ernannt. nur um Rußland  , sondern um die ganze Welt verdient machen.

Konferenz.

Eine geharnischte russische   Antwort. Stockholm  , 21. Juli.  ( Eigener Drahtbericht des Vor­

Es ist aber ein schwieriges Kunststüd, zugleich Rußland wärts"). Der Verwaltungsausschuß( commission perma­Mit einer Schnelligkeit, wie sie nur revolutionären Zeit- bon der Anarchie zu retten und zugleich zu verhindern, daß nente administrative) der französischen   Partei verlangt die Jäuften eigen, ist der junge Rechtsanwalt und Führer der Rußland der Schildknappe des westlichen Imperialismus Verschiebung der Internationalen Konferenz, weil seine Be­Jäuften eigen, ist der junge Rechtsanwalt und Führer der ist. Die Politik, deren Träger Kerensti ist, ist von voll- ratungen noch nicht beendet und die Schwierigkeiten der Paß­kleinen Dumafraktion der Trudowiki zum höchsten Amt in fleinen Dumafraktion der Trudowiki zum höchsten Amt in tommener logischer Konsequenz, aber vielleicht gerade darum frage noch nicht beseitigt seien und weil er erst Rücksprache mit feinem Vaterlande emporgestiegen. Aber nicht weniger be- zum Scheitern verurteilt, da die Weltgeschichte kein Rechen- den Russen nehmen wolle. merkenswert als die Schnelligkeit der äußeren Laufbahn ist exempel ist und die Leidenschaften und Irrtümer der Menschen im Sovjetbulletin mit der sehr energischen Frage: wie lange Dagegen wendet sich Rosanoff die stürmische Eile, mit der sich die innere Entwidlung fich meist stärker erveisen als ihre Vernunft und ihre Er- die Franzosen verschieben wollen, und mit dem Hinweis, daß dieses Politikers vollzogen hat. Der Kreditverweigerer kenntnisse. Zwischen der Charybdis der nationalistischen er zwar die Paßverzögerung der Regierungen Frankreichs   und wandelte sich in wenigen Wochen zum Kriegsminister, der an Hurraſtimmung und der Scylla eines zum Selbstved ge- Englands begreife, aber nicht die Sanmseligkeit der Sozialisten der Front von Regiment zu Regiment jagt, um die Truppen wordenen Revoluzzertums steuert das Schiff des neuen dieser Länder. durch machtvolle Rede zum Kampfe anzuspornen. Und der Ministerpräsidenten auf schmalem Weg. Revolutionär von gestern ist der Mann der Ordnung von heute, der alle Versuche, diese zu erschüttern, mit den Mitteln des alten Ordnungsstaates zu unterdrücken bereit ist.

Kerenski   verdankt seinen neuesten Aufstieg der letzten Petersburger Bewegung und der Entfernung der kadettisti schen Minister aus dem Kabinett. Aber seine Ernennung bedeutet nicht den Erfolg jener Bewegung, sondern vielmehr einen Versuch, sie aufzuhalten, indem man ihr einen Mann der starken Mittel und der starken Ideen entgegenstellt. Der Name des Fürsten Lwow ist trop des Fürstentitels während der Revolution vollkommen glanzlos geblieben, und was mit

Kerenski   wird nur dann an der Macht bleiben, wenn

seine nächste Offensive eine Offensive des Friedens sein wird. Es ist ein Zufall, doch kein unwichtiger, daß er die Leitung in einem Augenblick übernimmt, in dem er auch in Deutschland   eine stark veränderte Lage vorfindet. Das kann ihm Gelegenheit geben, auf Rußlands   westliche Berbündete einen stärkeren Drud auszuüben zugunsten eines Friedens, über dessen Grundlinien zwischen den Völkern selbst feine ernstlichen Meinungsverschiedenheiten bestehen.

Die Ereignisse in Petersburg  .

Stockholm  , 21. Juli, Die in Uteaborg erscheinende finnische 3eitung ausan Thato" bringt folgende Schilderung der Peters­burger Ereignisse: Bereits am Sonntag hatten in den Arbeiter­vierteln die Agitationen für die gewaltsame Wegräumung der vorläufigen Regierung begonnen. Am Montagmorgen um 6 Uhr wurde alle Arbeit eingestellt. Arbeitermassen und Soldaten streb­ten der inneren Stadt zu. Die 8. Kompagnie des Maschinengewehr­regiments besetzte um 19 Uhr den finnischen   Bahnhof und gleich­zeitig

ihm verschwindet ist weiter nichts als ein altes Firmenschild. Im Juni 1016000 To. versenkt. i ſammelten fich Soldaten auf zwei Brüden an, zu deren

das noch lange hätte hängen bleiben können, ohne daß man es bemerkt hätte. Mit Kerenski   erhält aber die Republif eine wirkliche persönliche Spike, einen Führer, der voll Ehrgeiz und Tatkraft ist.

Berlin  , 21. Juli. Amtlich.

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Bewachung Panzerautos aufgestellt wurden. Um 10 Uhr waren 1. Nach endgültiger Feststellung sind im Monat Juni Menschenmassen angefüllt. Menschengruppen umgaben den Tau­der Newskiprospekt und die benachbarten Straßen dicht mit an Handelsschiffraum insgesamt 1016 000 Brutto- Regiſter rischen Palast. Dort wurden Rufe laut, die den Abgang der Die ganze Welt hat die Laufbahn dieses Mannes mit Tonnen durch Kriegshandlungen der Mittelmächte vernichtet bürgerlichen Minister forderten. Nieder mit dem Krieg! Spannung verfolgt, und auch die deutsche öffentliche Mei- worden. An diesen Erfolgen waren in hervorragender Weise Nieder mit Kerensti!" Um 8 Uhr abends langten auf dem nung, soweit fie bürgerlich repräsentiert ist, hat ihm ihr beteiligt die Unterseebootskommandanten: Kapitänleutnant Warschauer Bahnhof mehrere Panzerautomobile an, um den Hosianna!" und ihr Kreuziget ihn!" zugerufen, je nach- Wünsche, Wilhelms, Adam, v. Bothmer, Forstmann, Waffner, Kriegsminister gefangenzunehmen. Die Soldaten erfuhren jedoch, dem er der nahende Friedensbringer zu sein schien oder seine Biebeg, f. u. t. Linienschiffsleutnant Zdenko Hudecek, Ober- daß Kerensti eine Viertelstunde vorher im Sonderzug zur aktiven rednerische Trompete für die Erneuerung der russischen Wehrleutnant fraft schmettern ließ. Eine gewisse Presse, die für ausländische leutnant zur See Fürbringer, Voigt( Ernst), Howaldt. Einen Armee abgereist sei. Spät abends trat der Tätigkeitsausschuß des Staatsmänner nur zwei bis drei Stampiglien auf Lager hat, guten Anteil daran haben auch die Kommandanten unserer Arbeiter- und Soldatenrats zusammen und erklärte die vorläufige hat ihn in diesem späteren Zeitpunkt ganz einfach als Kriegs- Minen- U- Boote, die unter besonders schwierigen Verhältnissen Regierung für abgefeßt. Er gab eine Proklamation heraus, wo­heger" abgestempelt, denn für diese Presse gilt er überall nichts und bei stärkster feindlicher Gegenwirkung zu arbeiten hatten nach die höchste Gewalt sich in den Händen des Rates befinde. als Kriegsheber, ausgenommen natürlich in Deutschland  . Die ersten Schüsse fielen um 9 Uhr abends auf dem Newski. und deren Tätigkeit daher besonders hervorgehoben zu werden prospekt. Die Menschenmassen flüchteten in wilder Panik. Ma­Kerenski ist aber keiner von den Kriegsheßern, wie sie in verdient. allen Ländern, Deutschland   nicht ausgenommen, zu Duzenden Udung. Die Zahl der Toten und Verivundeten ist unbekannt. Am schinengewehre und angeblich auch Artillerie kamen zur Amven­auf der Straße herumlaufen, er erscheint als Vertreter einer Politik, die auf dem Weg über eine lebte friegerische An­spannung den Frieden sucht und der man eine gewisse groß­zügige Folgerichtigkeit nicht absprechen kann.

Seit Beginn des uneingeschränkten Bootkrieges sind mit den Junierfolgen insgesamt

4671000 Brutto- Register- Tonnen

des für unsere Feinde nutzbaren Handelsschiffraumes ver­senkt worden.

2. Das englische Unterseeboot G 34 wurde in der Nordsee von einem unserer U- Boote, Kommandant Kapitänleutnant Walther, versenkt. Der einzige Ueberlebende, ein Heizer, wurde als Gefangener eingebracht.

3. Durch eines unserer U- Boote wurden in der Biscaya wiederum fünf Dampfer und drei Segler mit

22500 Brutto- Register- Tonnen

Die Träger der Märzrevolution, sozialistische Menschewiki und Trudowiki, haben von vornherein erklärt, daß sie den Frieden wollen, aber nicht den Sonderfrieden, der dem deut­ schen   Imperialismus freien Weg nach Westen gibt, sondern den allgemeinen Frieden, der die Vergewaltigung eines einzelnen Volkes ausschließt und jedem sein Selbstbestim­mungsrecht zurückgibt. Da sie den Bund der Entente nicht verlassen wollten, mußte ihre Politik darauf gerichtet sein, auf die Bundesgenossen einen Druck auszuüben, der sie zur An­nahme des revolutionären Friedensprogramms bewog. Einen folchen Druck konnte aber ein durch Zerrissenheit ohnmächtiger, versenkt. Unter den versenkten Schiffen befanden sich die eng- rettungslos geschlagener, immer tiefer in die Anarchie ver- lischen bewaffneten Dampfer Anglo Batagonian mit sinkendes Rußland   nicht ausüben, sondern nur ein militärisch 7000 Tonnen Stüdgut( darunter Flugzeuge, Stahl, Butter) von starkes Rußland  . Dieses Rußland  , das auf dem Schlachtfeld Amerika   nach Frankreich  , Trelissick mit 5000 Tonnen Hafer und feine Pflichten erfüllte, konnte dann auch am Konferenztisch 1500 Tonnen Stahl von Boston   nach Bordeaux  , die französischen der Alliierten seine Forderungen anmelden. Und darum Segler Gambronne( 1863 Tonnen) mit Salpeter nach Nantes  , Ceres wurde der einstige Deputierte des Friedens, Kerenski  , zum( 296 Tonnen) mit Wein und Delfardinen von Lissabon   nach Brest  . Minister der Offensive. Die Ladungen der übrigen versenkten Schife bestanden aus 5300 Tonnen Weizen und 500 Tonnen Mehl von New York   nach Le Havre  , 2000 Tonnen Erdnüssen, Palmkernen und Wachs nach Liverpool und etwa 5200 Tonnen Kohlen von Glasgow   nach Madeira  .

*

Der Chef des Admiralstabes der Marine. Berlin  , 20. Juli. Amtlich. Neue U- Boots- Erfolge im rund 30000 Tonnen.

Dienstagmorgen herrschte verhältnismäßige Ruhe. Die meisten Regimenter hielten Versammlungen ab. Die Soldaten wurden ermahnt, jede bewaffnete Aktion zu vermeiden. Die übriggeblie­benen Minister erließen ein Verbot aller bewaffneten Kundgebun­gen. Am Dienstag trat der Tätigkeitsausschuß des allrussischen Kongresses der Arbeiter- und Soldatenräte und des Bauernkon­gresses, der sich permanent erklärte, zusammen. Nach Abgang der fünf Kadettenmitglieder wurde ein Ver­trauensvotum für die vorläufige Regierung angenommen, die trotz ihrer Dezimierung weiter besteht.

Die wortreichen Meldungen der Petersburger Telegraphen­agentur über den Verlauf der Ereignisse vom Montag bis Donners tag geben Klarheit darüber, daß der Abgang der bürgerlichen Mi­niſter hauptsächlich durch die ernsten Petersburger Vorgänge ver­anlaßt wurde. Einen besonders blutigen Verlauf nahmen mehrere Zusammenstöße der Roten Garde" mit Kosaken  . Allein aus den Straßen des Liteiny- Viertels wurden über 100 Ver­wundete in die Krankenhäuser eingeliefert.

Petersburg, 20. Juli.  ( Petersburger Telegraphenagentur.) Die einstweilige Regierung hat beschlossen, alle Truppenteile, die an dem bewaffneten Aufstande vom 16. bis 18. Juli in Petersburg   und Umgebung teilgenommen haben, zu ihren Divisionen zurückzuschiden. Ferner hat die Regierung beschlossen, alle Organisationen, die an diesent bewaffneten Unternehmen gegen die Regierungsgewalt teilgenom men haben, aufzulösen, und alle Personen, die dazu aufgerufen oder angefeiert haben, wegen Verrates am Vaterlande und an der Revolution zu verhaften und vor Gericht zu stellen.

Nach kurzen Anfangserfolgen scheint sich nun diese Offen­five als ein Unternehmen zu erweisen, das über die Kraft ging. Nicht nur, weil die Zerrüttung des Heeres durch das zarische Regime und die vorangegangenen Kriegsereignisse schon zu weit vorgeschritten war, sondern auch, weil die inneren Schwierigkeiten wuchsen, zumal die Friedensungeduld des Volkes die konsequente Politik der Regierung nicht verstand. mittelmeer  : Aus dieser Stimmung erwuchs die neue revolutionäre Be­wegung, die Kerenski   auf den Gipfel der Macht brachte: bis zu dem Punkt, wo von steiler Wand der Absturz droht. Stockholm  , 21. Juli.  ( Eigener Drahtbericht des Vorwärts") Es gibt Leute in Deutschland  , die jeden Fortschritt der tief beladene englische   Dampfer Haigh Hall Aleginsky behauptet in einer angeblich dokumentarischen Veröffent­Anarchie in Rußland   begrüßen. Die deutschen   Sozialdemo-( 4 809 Brutto Register Tonnen), der aus gesichertem lichung, Lenin   und seine Helfer ständen in deutschen   Diensten. fraten gehören nicht zu ihnen. Sie haben die russische   Re- Geleitzug herausgeschoffen wurde, ein italienischer Dampfer von etwa Alerinsky ist Plechanowik. volution mit Begeisterung begrüßt und können nicht wün- 3000 Tonnen, der griechische, tief beladene Dampfer Ariongo Die Redaktion des Bolschewikiorgans Prawda" wurde de schen, daß sie sich kompromittiert. Aber auch vom Standpunkt Goulandric( 3191 Br.-Reg.-To.), der beladene japanische Dampfer moliert. Viele Arbeiter und Soldaten fordern die Neberweisung der deutschen   Friedenswünsche aus ist das Vergnügen an der Shinfan Maru( 3312 Br.-Reg.-To.) und der geleitete französische der Bolschewiki an das Kriegsgericht. zunehmenden Anarchisierung Rußlands   ziemlich kurzfichtig Dampfer Courbie( 2388 Br.-Neg.-To.). Ueber Petersburg wurde der Belagerungszustand und findisch Ein zerrüttetes Mukland. das fich fchlagen läkt. Der Chef des Admiralstabes der Marine. verhängt. Die Rube ist wiederhergestellt.

Unter den versenkten Schiffen befanden sich der bewaffnete

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