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Nr. 199.

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Telegramm Adresse: ,, Sozialdemokrat Berlin".

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 23. Juli 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97

Die ganze ruffifche Front in Oftgalizien weicht

" Kreuzzeitung  ", Kaiser und Oberste Heeresleitung.

Eine Darstellung unserer inneren Verhältnisse, die ge­eignet ist, das größte Aufsehen zu erregen, gibt die Kreuzzeitung  " in ihrer gestrigen Sonntagsausgabe. Danach wäre Deutschland   gegenwärtig in zwei Lager geteilt. Auf der einen Seite steht die Reichstagsmehrheit, auf der anderen die fonservative Partei mit dem Kaiser und der Obersten Heeresleitung. Ueber die Reichstagsmehrheit wird zu­nächst gesagt:

Die Hinterlassenschaft, die Herr Dr. Michaelis im Innern übernehmen mußte, kennzeichnet sich als die unbedingte Vor­herrschaft der Scheidemannschen Sozialdemokratie im Reichstage. Die Partei, welche einen geforderten Kredit abzulehnen in der Lage ist, befindet sich selbstverständlich im Parlament in einer stärkeren Opposition als diejenige, der die Bewilligung als eine unbedingte vaterländische Pflicht erscheint. Die Sozialdemo fraten hatten aber in der Verhandlung vom 11. d. M. ausdrück­lich ausgesprochen, daß sie vor der Bewilligung des Kriegskredites die Frage prüfen und erörtern wollten, ob sie ja oder nein jagen würden. Sie hatten auch sonst keinen daß sie dem Kredit diesmal nicht ohne Bedingen zustimmen wollten. Außer der Möglichkeit, den Kriegsfrebit abzulehnen, wirft die Sozialdemokratie den Einfluß in die Wagschale, den sie auf die Massen hat und vielleicht in noch höherem Maße, als es der Wirklichkeit entspricht, zu haben vorgibt. Soweit und solange Regierung und bürgerliche Parteien der Meinung sind, daß eine Ablehnung der Kriegskredite durch denjenigen Teil der Sozial­demokratie, der jie jezt noch bewilligt, wegen des Eindrucks auf das Ausland und auf die Arbeiter im Interesse eines unge­störten Fortganges der Kriegsindustrie auf alle Fälle und un­bedingt vermieden werden muß, fönnen sie den sozialdemofra­tischen Forderungen feinen durchschlagenden Widerstand ent­gegenießen. Diese Machtstellung der Sozialdemokratic, eine reife Frucht der Bethmannschen Politif, ist in der gegenwärtigen Lage, in die der neue Reichskanzler eintreten mußte, wesentlich dadurch verstärkt worden, daß sich außer der Fortschrittlichen Volkspartei   auch die Zentrumsfraktion des Reichstages unter der festen Hand des Herrn Erzberger so gut wie geschlossen, auf Gedeih und Verderb fest mit der Sozialdemokratie verbündet hat.

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Der Gegenangriff in Ostgalizien   ein großer Erfolg Die Russen weichen bei Brzezany   Starker russischer Angriff zwischen Smorgon und Krewo Im Westen Einbrüche bei Braye und Cerny.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, den 22. Juli 1917.( W. T. B.)

Westlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Die Kampftätigkeit des Feindes war gestern geringer als in den Vortagen und nur in einzelnen Abschnitten der flan­drischen Schlachtfront stark; sie hat sich heute allgemein wieder gesteigert.

Im Artois   dauerte lebhaftes Feuer vom La Baffée- Kanal bis südlich von Lens an.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Am Chemin- des- Dames waren bei Braye und Gerny Ein­brüche in die französischen   Stellungen von vollem Erfolg. Be= währte westfälische und ostpreußische. Kampftruppen holten dort bei Erkundungen und Verbefferung der eigenen Linien zahl: reiche Gefangene aus den feindlichen Grüßen und mehrten heftige Gegenstöße ab..

Erkundungsgefechte im Sundgau brachten Gewinn an Ge­fangenen, und. Beute()

Deftlicher Kriegsschauplak. Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Heeresgruppe des Generaloberst v. Boehm= Ermolli  

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Der am 19. Juli begonnene Gegenangriff in Ostgalizien  hat sich zu einem großen Erfolge der deutschen   und verbündeten Waffen ausgewachsen.

Der Hauptteil der russischen 11. Armee ist geschlagen. Troß schlechtester Wegeverhältnisse dringen unsere braven Truppen unermüdlich vorwärts. In vielfach erbitterten Kämpfen haben sie die sich von neuem sezenden russischen Kräfte überall ge­worfen. Die Gegend westlich von Tarnopol   und die Bahn Brzezany- Tarnopol ist an mehreren Stellen erreicht.

Bei Brzezany   beginnt nunmehr auch die russische 7. Armee unter dem sich verstärkenden Druck auf ihre Flanke zu weichen. Die Gefangenen und Beutezahl ist groß. In Jezierna fielen reiche Vorräte an Verpflegung, Schießbedarf und Kriegs­gerät in unsere Hand.

Bei der

Heeresgruppe des Generaloberst v. Wohrsch war der Feuerkampf an Schtschara und Serwetsch lebhaft. Der Nordflügel ist in den bei der

Heeresgruppe des Generaloberst v. Eichhorn beginnenden Kämpfen beteiligt. Zwischen Krewo und Smorgon griffen die Russen nach tagelanger starker Artilleriewirkung gestern abend mit starken Kräften an. Ihr Ansturm brach an der Front deutscher Truppen verlustreich zusammen. Nach un­ruhiger Nacht sind heute morgen dort neue Kämpfe entbrannt. Nordwärts bis zum Narocz- Sec sowie zwischen Dryswjath= See und Dünaburg   hat die gesteigerte Feuertätigkeit ange­halten. Mehrfach wurden ruffische Erkundungsstöße zum Schei­tern gebracht.

Front des Generaloberst Erzherzog Jofeph. Außer lebhaftem Feuer in den Nordkarpathen und erfolg­reichen Vorfeldgefechten zwischen Gafinu: und Sufita  - Tal nichts Besonderes.

Auch bei der

Heeresgruppe bes Generalfeldmarschafte von Mackenfen noch feine größeren Kampfhandlungen,

Mazedonische Front.

Die Lage ist unverändert.

Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 22. Juli 1917, abends.

In Flandern   Feuerkampf.

Südlich von morgon sind starke Angriffe der Russen gescheitert; an begrenzten Einbruchsstellen wird noch gefämpft.

Erzwungen durch unseren Angriffsstoß am Sereth  weicht die ganze russische Front von der 31ota Lipa bis hart an den Dnjcstr.

Nachdem die Kreuzzeitung  " dann das rote Gespenst noch etwas breiter an die Wand gemalt und Scheidemann   als un­beschränkten Diftator" geschildert hat, geht sie auf die Er­flärungen des Reichsfanzlers über. Sie tritt der allgemein vertretenen Aufassung entgegen, daß der Kanzler schädigte Parteischiff mit letzten Mitteln der Verzweiflung| Wähler stehen, hinter der konservativen faum 12. Wieviel das Friedensprogramm des Reichstags die unmögliche wieder flott zu machen. Die schwere Beunruhigung, die von diesen 1 Millionen bei einer Volksabstimmung heute Friedensformel", sagt die Kreuzzeitung  " übernommen damit ins Volf getragen ist, wird mit dieser Feststellung noch vorhanden wären, steht dahin; wahrscheinlich würde sich habe, und fährt dann fort: feineswegs aus der Welt geschafft. Dies um so weniger, als die Kreuzzeitung  ", die sich auf die größten und besten Teile die Meinung der Kreuzzeitung  ", der Reichstagsbeschluß lasse des Volkes" beruft, bloß mit den besten" begnügen müssen. sich einfach als ein chiffon de papier", als ein Feßen Pa- Es fann also gar fein Zweifel darüber walten, daß hinter dem pier, behandeln, durchaus nicht vereinzelt dasteht. Beispiels- Beschluß des Reichstags das deutsche Volf steht. weise schreibt auch Prof. Dietrich Schäfer   in der Täglichen Rundschau":

Wir weisen auch an dieser Stelle auf die Erklärung der deutsch  - konservativen Fraktion hin, die in knappen Worten die Ziele steckt und den Weg weist. Die Fraktion weiß sich darin eins mit der gesamten konservativen Partei, mit den größten und besten

Teilen des Volkes und mit dem gesamten Heer.

Noch entschiedener als gegen die Festlegung des Kanzlers, muß gegen die Versuche Verwahrung eingelegt werden, die Oberste Heeres leitung für die Resolution Scheidemann­Erzberger in Anspruch zu nehmen. Der Kanzler hat lediglich er­klärt, daß die Oberste Heeresleitung mit seinen Erklärungen ein­verstanden sei, feineswegs aber, daß sie die Friedensresolution sachlich oder daß sie deren Einbringung gebilligt habe. Wir wissen bestimmt, daß das Gegenteil richtig, und daß die Oberste Heeres leitung feineswegs gewillt ist, seinerzeit die Erfolge des Schwertes

durch diese Resolution verderben zu lassen.

Nach einigen weiteren Ausführungen über die Kriegs­lage heißt es:

"

Es muß Klarheit darüber geschaffen werden, ob das deut­ sche   Volk nach seinen in der Weltgeschichte unerhörten Leiden So könnten wir verzweifeln, wenn die Entschließung der und Leistungen von einer fleinen, aber mächtigen Partei als Reichstagsmehrheit maßgebend wäre für die weitere Lei- ein Nichts behandelt werden darf! tung unserer Geschicke. So weit ist es, Gott sei Dank, offenbar aber noch nicht.

Es muß jetzt, um Beruhigung zu schaffen, unbedingt fest­gestellt werden, ob es so weit ist" oder nicht. Das ist eine Frage, die nicht nur die Reichstagsmehrheit, sondern die das ganze Volf interessiert. Auch die Nationalliberalem müßten einsehen, daß es nicht geht, ein Paar Pferde vor den Reichswagen und ein Paar hinter ihn zu spannen. Und auch

die von ihm angestrebte innere Einheit" zu fördern, wenn

Lloyd George  antwortet Michaelis.

Belgien  . Die deutsche Krise.- U- Boot- Krieg. London  , 21. Juli.  ( Reuter.)( Vorläufiger Bericht.) Bei George als Antwort auf die erste Rede des neuen Reichs­kanzlers eine Rede, in der er u. a. jagte:

Jegt gilt es mehr denn je für uns Konservative, an die Ar. Der Reichsfanzler muß sich sagen, daß es fein Mittel ist, der Jahresfeier der belgischen Unabhängigkeit hielt Lloyd dem Lande bringen muß, und felsenfeste Zuversicht hinauszutragen derartige Behauptungen aufgestellt werden, ohne sofort die

beit zu gehen, Aufklärung zu schaffen über das, was der Friede

in das Volf.

In dieser Zuversicht können wir uns eins wissen mit der Obersten Heeresleitung, einig aber auch mit Seiner Majestät dem

Kaiser.

Wir sind nicht geneigt, in dieser Erklärung des konser vativen Zentralorgans nur eine minder haltbare Tages­leistung zu erblicken. Hier handelt es sich vielmehr um ein Dofument, das geschichtliche Bedeutung gewinnen kann, menn sein Inhalt nicht alsbald in bündigster Form wider­legt wird.

bündigste Widerlegung zu finden.

Wenn man die Stimmen der feindlichen Kriegspresse überhört, so tönt einem immer wieder dasselbe Argument ent­gegen: Der Beschluß des Reichstags bedeutet nichts, denn der Reichstag hat nichts zu jagen, er wird von der herrschenden Militärpartei als Luft behandelt". Solche Darstellungen müssen die Wirkung des Reichstagsbeschlusses vernichten und das Ansehen des Reiches untergraben, wenn sie, statt von allen Stellen des Reichs zurückgewieſen zu werden, in einem Teil der Presse Bestätigung finden.

Der belgische Neutralitätsvertrag war einer der Schlußsteine des europäischen   Rechts. Die Belgier haben ihre Pflicht gegen Eu­ ropa   treu und loyal erfüllt. Welcher Art war der deutsche Vor­schlag? Es war der Vorschlag eines Mörders, der sich einem Manne nähert und ihm sagt: Oeffne mir Deine Tür, damit ich Deinen friedlichen Nachbar berauben kann!" Was für ein Gemüt müssen die Männer besitzen, die jemandem eine solche Gemeinheit vor­

schlagen!

Unterdessen haben die Junker den alten Kanzler mit seinem an Seite. Wir werden nicht lange zu warten haben, bis das Junker. tum folgt. Welche Hoffnung für den Frieden findet sich in der. Rede des Reichskanzlers?

Der Reichstagspräsident hat die Ermächtigung" Fezen Papier" in den Papierkorb geworfen, und da liegen fie Seite erhalten, den Reichstag   sofort wieder einzuberufen, falls sich die Notwendigkeit dazu herausstellen sollte. Es fönnte sein, daß sich diese Notwendigkeit rajcher ergäbe, als man bei der Vertagung des Reichstags geahnt hat. Denn Unflarheiten in diesem Punkte kann das Volk nicht vertragen aus Gründen der inneren wie der äußeren Politik.

Mitten im Kriege nimmt eine fleine und nicht gerade beliebte Parteigruppe offen und ungescheut den Kaiser, die Oberste Heeresleitung und das gesamte Seer" für sich in An­spruch. Sie spielt offen und ungescheut diese drei Faktoren gegen den Reichstag   und seine Beschlüsse aus. Nachdem sie bei der Abstimmung im Reichstag rettungslos in der Minder­heit geblieben ist, erklärt sie: Was schiert das uns, wir haben ja den obersten Kriegsherrn und die bewaffnete Macht für uns! Durch den Reichstag hat das deutiche Bolf ge­Gewiß spricht alles dafür, daß es sich hier um weiter sprochen. Wir haben schon gestern darauf. hingewiesen, daß nichts als um einen Versuch handelt, das eigene schwer behinter den positiv abstimmenden Parteien 63 millionen

Ich meine, für einen ehrenvollen Frieden, den einzig mög lichen Frieden! Es ist eine geschickte Rede, eine Rede, die sich nach allen Seiten wendet. Sie enthält Säße für die, die ernstlich den Frieden wünschen, aber es sind auch Säße darin, die die mili­tärischen Areise in Deutschland   verstehen werden, Säße über die