Nr. 200. 34. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.
Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.
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Dienstag, den 24. Juli 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morigplak, Nr. 151 90-151 97.
Ruffischer Zusammenbruch in Oftgalizien.
Vorwärtsbewegung beiderseits des Dujestr Die Rufsen weichen bis in die Karpathen hinein Russische Angriffe bei Dünaburg und Smorgon- Die Artillerieschlacht in Flandern Deutscher Erfolg
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am Winterberg . Amtlich. Großes Hauptquartier, den 23. Juli 1917.( 2. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern ist die Artillerieschlacht wieder zu voller Kraft entbrannt. Sie dauerte die Nacht hindurch an.
Unsere für die Führung des Feuerkampfes unentbehrlichen Feffelballone waren längs der ganzen Front das Ziel erfolglosen feindlichen Fernfeuers; östlich von Ypern wurden sie einheitlich auch durch zahlreiche Fluggeschwader angegriffen. Unsere Kampfflieger und Abwehrgeschüße brachten diese Luftangriffe zum Scheitern. Die Fesselballone blieben unversehrt; acht feindliche Flugzeuge wurden abgeschossen.
Erkundungsvorstöße englischer Bataillone scheiterten. Heftige nächtliche Angriffe erfolgten zwischen Avion und Mericourt; Anfangserfolge des Gegners wurden ausgeglichen. Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. Bei guter Sicht lebte durchweg die Feuertätigkeit auf. Am Nordhang des Winterberges bei Craonne gelang es in kraftvollem, durch Feuer gut vorbereiteten Angriff, die eigene Stellung in 1 Kilometer Breite vorzuverlegen. Brandenburgische und Gardetruppen warfen die Franzosen aus mehreren Grabenlinien zurück und brachten über 230 Gefangene ein.
Am Cornillet- Berge südlich von Nauroy waren Unternehmen hessisch- nassauischer Stoßtrupps erfolgreich.
Eins unserer Fliegergeschwader warf gestern vormittag mit beobachtet guter Wirkung Bomben auf Harwich an der englischen Ostküste. Die Flugzeuge kehrten vollzählig zurüd.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Seeresgruppe des Generaloberst b. Eichhorn Längs der Düna , insbesondere bei Dünaburg , und beiderseits des Narocz- Sees nahm die Artillerietätigkeit erheblich zu. Südwestlich von Dünaburg ist ein russischer Vorstoß ge
scheitert.
Südlich von Smorgon bis einschließlich Krewo griffen nach den verlustreich gescheiterten Angriffen des Vorabends die Russen am Morgen erneut an. Trommelfener ging dem Sturm voraus, der zu wechselvollen Kämpfen in unserer vorderen Stellung führte, in die an einzelnen Stellen die Russen eingedrungen
waren.
Am Abend war die Stellung dank frisch durchgeführter Gegenstöße bis auf zwei Einbruchstellen wieder in unserer Hand.
Heute früh blieben neue breite Angriffe der Ruffen südlich von Smorgon in unserem Sperrfeuer liegen. Heeresgruppe des Generalobert v. Boehm-
Ermolli,
Unser Gegenangriff südlich des Sereth ist eine Operation geworden: der Russe weicht bis in die Karpathen hinein! Hervorragende Führung und ungestümer Drang der Truppen nach vorwärts haben das erhoffte Ergebnis verwirklicht.
Wir stehen auf den Höhen hart westlich von Tarnopol , haben die Bahn Rohatyn- Ostrow östlich unserer alten Stellung überschritten und die Vorwärtsbewegung zu beiden Seiten des Dnjestr begonnen. Der Feind leistete südlich der genannten Bahn starken Widerstand.
Front des Generaloberst Erzherzog Joseph .
Längs des Karpathenkammes bis zur Putna nahm die russische Gefechtstätigkeit merklich, besonders im Südteil, zn, Mehrere Vorstöße des Feindes wurden abgeschlagen. Heeresgruppe des Generalfeldmarshalls bou Madensen
Am unteren Sereth deutet lebhaftes Feuer auf bevorstehende Kämpfe.
Nichts Neues.
Mazedonische Front.
Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 23. Juli 1917, abends. Artillerieſchlacht in Flandern unvermindert. Starke russische Angriffe südwestlich von Dinaburg
find gescheitert. Ju Ogalizicu reiht sich in raschem Fortschritt Erfolg an Erfolg.
Der österreichische Bericht.
ien, 23. Juli 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird. verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe des GeneralfeldmarschalI8 von Madensen, Stellenweise starker Geschützkampf. Heeresfront des Generalober# Ershers g Joseph.
Zwischen dem Susita Tal und der Dreilänberede lebte die Gefechtstätigkeit erheblich auf. Der Feind unternahm an mehreren Stellen Angriffe; er wurde überall zurückgeschlagen. Heeresfront des Generalfeldmarschalls
Prinz Leopold von Bayern.
Die verbündeten Truppen erreichten im fiegreichen Borbringen bei Tarnopol den Sereth und überschritten die Bahn Kozow- Ostrow beiderseits der Strypa in breiter Front. Die Russen brechen auch an der Narajowka ab. Die Rückwirkung des Sieges greift auf das Südufer bes Dujestr bis zu den Karpathen hin über. Ueberall räumt der Feind seine Stellungen. Italienischer und südöstlicher Kriegsschauplatz. Nichts Neues. Der Chef des Generalstabes.
Ein Aufruf
der russischen Regierung.
„ Die Stunde der Gefahr hat geschlagen!" Petersburg, 22. Juli. ( Meldung der Petersburger Telegraphen- Agentur.) Die Vorläufige Regierung hat eine Er flärung erlassen, die folgendermaßen beginnt:
Bürger! Die Stunde der Gefahr hat geschlagen. Die Geere des Deutschen Kaisers haben die Front der nationalen revolutionären Armee Rußlands durchbrochen. Diese furchtbare Tat wurde ihnen erleichtert durch verbrecherischen Leichtsinn und blinden Fanatismus gewisser Reute und durch den Berrat anderer. Die einen wie die anderen haben das neue freie Rußland bis in seine Grundfesten mit Vertvirrung und Berfall bedroht. In diesem Augenblick der Gefahr können sich, unter Ausnutzung der allgemeinen Unordnung, die verborgenen
Die Agrar
fchub, Sozialversicherung werden borbereitet. reform soll nach dem Grundsatz der Ueberlassung des Landes an die Arbeiter durchgeführt werden. Der Aufruf schließt: Indem die Regierung diese Probleme aufzählt, hält sie fich für berechtigt, bei ihrer schweren und verantwortungsvollen Arbeit auf die ergebene Unterstübung aller lebendigen Kräfte des Landes zu bauen, und sie fordert von ihnen das Opfer ihres gesamten Besitzes, ja selbst ihres Lebens für das große Werk des Wohls des Landes, das aufgehört hat, für die es bewohnenden Völker eine grausame Rabenmutter zu sein. Für das Land, das sich bemüht, sie alle anf der Grundlage vollkommener Freiheit und Gleichheit zu vereinigen.
Die gegenwärtige Lage in Rußland .
Bon J. Weinberg, Leiter des Stockholmer Bureaus des Petersburger Arbeiter- und Soldatenrats.
Die zweite Provisorische Regierung des revolutionären Rußlands ist durch den Abgang der vier Kadettenminister( Mitglieder der Partei der Volksfreiheit) in die Brüche gegangen. Sofort wurden, wie das Birkulartelegramm des Ministerpräsidenten, des Fürsten Zwoff, meldet, Verhandlungen mit einer ganzen Reihe politischer Parteien und Fraktionen eröffnet, um die Regierungskoalition wieder herzustellen. Aber diese Unterhandlungen wurden schon im Anfang durch eine Demonstration Bewaffneter unterbrochen, die zum Taurischen Palais kamen, mit der Forderung, der Arbeiter- und Soldatenrat solle die ganze Regierungsmacht in seine Hand nehmen. Die Demonstration mit allen ihren noch nicht vollständig aufgeklärten Folgen hat die Ministerkrise noch mehr verwickelt und verschleppt und es ist schwer zu sagen, wie lange die Krise dauern wird. Es scheint, als ob die Frage der neuen Regierungsmacht nur durch den a I Irussischen Kongreß der Arbeiter und Soldatenräte, der aber erst in 14 Tagen zusammentreten soll, grundsäßlich und praktisch gelöst werden kann.
So muß das revolutionäre Rußland mitten im Feuer der schweren Schlachten an der Front und in der Zeit der schwersten finanziellen und ökonomischen Komplikationen eine ernste ministerielle Strise durchmachen, Wochen der Anarchie, während deren ein Land ohne jede Regierungsgewalt bleibt, kommen auch in Friedenszeiten und fester stehenden Staateinheiten teuer zu stehen. Desto mehr wäre es für unser Land nötig, dieser Gefahr aus dem Wege zu gehen, für ein Land, das noch nicht fest genug dasteht, das von allen Seiten von Feinden umringt ist und für seine Existenz verzweifelt fämpfen muß. Desto größer ist aber auch die Verantwortung, die auf die Urheber der neuen Staatserschütterung fällt.
Kräfte der Gegenrevolution erheben. Die neugebildete Vorläufige Regierung legt fich ar Rechenschaft ab über die Verantwortung, die mit großer Schtvere auf ihren Schultern ruht. Aber die Regierung ist erfüllt von festem Bertrauen indie Kräfte des ganzen großen russischen Volkes. Die Regierung vertraut auf die schnelle Gesundung des politischen Lebens des Landes. Nachdem die anstedende Krankheit, die den nationalen Organismus erschütterte, fich gezeigt und sich in eine afute Strise aufgelöst hat, glaubt die Regierung fest, daß diese Krise zur Heilung und nicht zum Tode führen wird. Start in diesem Glauben ist die Regierung zum Handeln bereit und sie wird mit aller Tatkraft und Entschlossenheit handeln, diesen auf den Bericht Beretellis, Terestschenfos und Serendie bie augenblicklichen außergewöhnlichen Verhältnisse erfordern. Die Regierung erblickt die nächste hauptsächlichste Aufgabe in der Anwendung aller Kräfte zum Kampf gegen den äußeren Feind und zur Berteidigung der neuen Regierungsform gegen alle anarchischen und gegenrevolutionären Anschläge, ohne vor den strengsten Maßnahmen Halt zu machen.
Gleichzeitig wird sie durch ihre äußere Politik von neuem be stätigen, daß die revolutionäre Armee nur in den Kampf ziehen fann mit der festen Ueberzeugung, daß nicht ein Tropfen Blutes eines russischen Soldaten vergossen wird für Ziele, die dem Rechtsgefühl der Demokratie fremd find, die fie offen vor der ganzen Welt als ihre friedliche Lösung ausgegeben hat. Zu diesem Zwed hat die Regierung in Ausführung der Grundsäße der äußeren Bolitit, die in der Regierungserklärung vom 19. Mai dargelegt waren, die Absicht, die Alliierten zu einer
Konferenz der Alliierten im August
einzuladen, um eine allgemeine Orientierung der äußeren Bolitik der Alliierten festzustellen und ihre Handlungen betreffend Anvendung der von der russischen Revolution verkündeten Grundfäße in Einklang zu bringen.
Auf dieser Konferenz wird Rußland außer durch Diplomaten auch durch Vertreter der russischen Demokratie vertveten sein.
Die abgegangenen Minister haben erklärt, die Unmöglichfeit, weiter im Kabinett zu bleiben, in einer schweren Verlegung der Verfassung zu erblicken, die durch andere Mitglieder der Provisorischen Regierung begangen sein soll. Die Befriedigung der nationalen Wünsche der u frainer, die ffis bin gegeben wurde, zerstört nach der Meinung Schingarems, Manilows, Schachowskots und Nekrasows( der ausgeschiedenen Minister) die Einheit Rußlands . Diese Befriedigung der ukrainischen Wünsche, sagen sie, widerspreech direkt dem Grundsatz der Unteilbarkeit Rußlands , der ohne Aenderungen aus den alten Grundsägen in den Verfasfungsvertrag üebrnommen wurde, welchen die Parteien, die an der Revolution teilgenommen haben, geschlossen haben. Es ist besser, wegzugehen, sagten die Kadettenminister, als an der Teilung des großen Rußlands , das durch jahrhundertelanger Arbeit gebildet wurde, beilzunehmen. Ist es denn wirklich so? Haben wirklich Beretelli und Kerenski die Interessen Ruß lands einem Parteiprogramm oder einer verbrecherischen Schwäche, einer Furcht vor dem Murren der Ukrainer geopfert? Wir wollen dem nachgehen und es untersuchen.
Für jeden unvoreingenommenen Beobachter unterliegt es feinem Zweifel, daß die Hartnädigkeit der nationalen Forderungen der Ukrainer die jetzt äußerst notwendige Zusammenfassung der revolutionären Kräfte schwächt. Es unterliegt feinem Zweifel, daß die die Ukraine beherrschenden nationalen Losungen nichts anderes sind als eine frankhafte Realtion des Nationalgefühls, das von dem alten Regime solange unterdrückt worden war. Es unterliegt weiter feinem Zweifel, daß die ukrainische Bourgeoisie diese RealDer Aufruf wendet sich dann den inneren Re- tion benutzt und deren frankhaften Chargfter verstärkt hat, formen zu. Die Wahlen zur Ronstituante am 30. Sep- indem fie unter den Bauernmaffen der Ukraine separatistische tember sollen auf alle Fälle gesichert werden. Selbständigkeit Bestrebungen förderte. Damit wird von der ukrainischen der Gemeinden und Semstwos auf Grund des gleichen Wahl- Bourgeoisie ein reaktionäres Werk betrieben, das bewußt gegen rechts wird angekündigt. Klassen, Ränge, Aus- die russische Revolution gerichtet ist. zeichnungen der Beamten werden abgeschafft, Und doch konnte nur die Radettenpartei, der schlimmste nur militärische Auszeichnungen bleiben bestehen. Geseze Feind der Revolution, die aus dem Berstede mißtrauisch die über Arbeitsbörsen, Schiedsgerichte, Achtstundentag, Arbeiter- Regierung beobachtet hat, in den minimalen Garantien, die