die provisorische Regierung dem nationalen Selbstbewußtsein der Ukrainer gewährte, ein Zeichen des Zerfalls des Landes, einen Anfang vom Ende erblicken, obwohl doch diese Garantien viel kleiner waren als sie die erste provisorische Regierung Finnland gegeben hatte. Die Kadetten mit ihrem Vor- schlage gegen die krankhaften Bestrebungen der Ukraine , die Gewalttaten des alten Regime anzuwenden, gleichen dem Ratschlag, in den Sumpf zu kriechen, um sich vonr Schmutz zu reinigen. Sie wollen die Regierungsmacht dazu bewegen, mit der Ukraine so fertig zu werden, wie es Oesterreich mit den Tschechen getan habe. Aber das tun, hieße unsere junge Frei. heit entehren und ihr die moralische Autorität abzunehmen, die ihre Hauptwaffe im ungleichen Kampfe mit den Jmperia- listen der ganzen Welt ist. Es hieße, ein neues Oesterreich im Nordosten Europos bilden, das weniger glücklich wäre. Tarauf konnte und wird die russische Revolution nicht ein- gehen. Ter Abgang der Kadettenminister bedeutet nur, daß die Partei, die uns die politischen Griffe Nikolaus II. aufdrängen wollte, zu dem äußersten Mittel greift, um die russische Re- volution zu bekämpfen. Sie sagten:„Wir waschen die Hände in Unschuld. Ihr Herren Sozialisten macht es selbst, wie Ihr es versteht." Nein, nicht die Morgenröte der nationalen Befreiung, die den lange unterdrückten Ukrainern aufgegangen ist, son- dern der R e g i e r u n g s b o y k o t t. den die Kadetten offen anwenden, bedroht die Sache der Freiheit mit schweren Kom- plikationcn. Die Geschichte wird sagen, daß der russische Am- perialismus nur auf eine bequeme Gelegenheit gewartet hat, um die ihm verhaßte Regierung in dem Kampfe für den Frieden ohne Annexionen und Kontributionen zu isolieren. Er fand den passenden Anlaß für ein Parteispiel in dem Ge- rechtigkeitsakt den Ukrainern gegenüber und beeilt sich, alle Kräftederrus fische n Reaktion unter dem Banner des Kampfes gegen die separatistischen Bestrebungen der Nationalitäten Rußlands zu sammeln. Ein wohlbekanntes Banner das. die alte Fahne der russischen„Schwarzen Hundert "! Tic Worte, die auf diesen Fahnen geschrieben waren, wurden durch die Revolution zertreten, aber unsere Liberalen haben diese Worte wieder hervorgesucht und er- warten, daß diese Losungen ihnen die Millionen Herzen zu- wenden werde, die um das Schicksal des sich innerlich ver- zehrenden und durch Unruhen zerrissenen Rußland bangen. Dos Land auf dem Wege der baldigsten Verwirklichung der Bolschewikischen Losung des Machtüberganges ausschließ- lich in die Hände des Arbeiter- und Soldatenrates— was für eine merkwürdige Losung für die Kadetten! Aber die Partei des Herrn Miljukoff hat sich das geflügelte Wort des vor einem Monat zurückgetretenen Ministers Konowalofs an- aeeignet:„Die Revolution soll schneller ihre Phasen durchlaufen: so i st es besser!" Die Hoff- nung dieser Leute ist kurzsichtig, und klar ist der Weg, den sie sich vorgezeichnet haben: die verhaßten Sozialisten zum Sturze zu bringen, die isoliert an der Macht bleiben sollen, die ver- urteilt sind, bei dem feindlichen Schweigen der Bourgeoisie allein mit den gewaltigen äußeren und inneren Schwierig- keiten zu kämpfen. Die russischen Imperialisten, die hart- näckigsten, wenn auch die kraftlosesten, haben sich den Weg nach Konstantinopel über die Leiche der Revolution vorge- zeichnet. Der Revolution, die sich hoch zum Fluge erhob und dann in den Tod abstürzen soll. Ter blutige Thiers und die Versaillesversammlung von 1871 sind das Vorbild der Mil- jukoff und des reaktionären Vollzugsausschusses der Reichs- duma gewesen. Wir haben kein Versailles , wohin sie sich ver- stecken könnten, aber ihre Absicht ist immer dieselbe— mitten in einer Revolution, die von den Deutschen und dem Hunger belagert wird, abzutreten, die Erschöpfung der De- mokratie abzuwarten und sie dann zu ver- Nichten!
Stockholm . Rosanoff gegen üen neuen franzosischen Verschiebungsantrag. Der Delegierte des Allrussischen Kongresses, Genosi« Wladimir Rosonoff, schreibt, wie bereits kurz telegraphiert wurde, dem Srockholmer Bulletin des Arbeiter- und SöldatenrateS: Wie die Telegramme der schivodischen Tagesblätter melden, wollen die französischen Sozialisten die Konferenz wieder vertagen. Au» diesem Anlaß wird eS wohl nicht überflüssig sein, folgendes wieder ins Gedächtnis zurückzurufen. Die Konserenz wurde zum ersten Male von dem Voll- zugSauSichuß des Arbeiter- und SoldatcnratS auf die Zeit zwischen dem 28. Juni und dem 8. Juli angesetzt. Die Commission admini- strativc der französischen sozialistischen Partei hat aber gebeten, die Konferenz zu verschieben, indem sie darauf hiiuoieS, daß sie ihre Beratungen der Frayen, die mit der Konferenz in Ver- bindung stehen, noch nicht zu Ende geführt, daß Schwierigkeiten in der Paßfrage bestehen, und auch, daß die französischen Genossen erst mit uns Rücksprache nehmen wollen. Der VollzugSauZ- schütz drahtete darauf, daß er diesem Wunsche entgegen- kommen wolle und bat die Genossen R e n a u d c l, und L o n gn c t, ti« von der Kommission administrative zu Delegierten gewählt wur- den. um M i t t e i l u n g, wann sie nach Petrograd kommen werden. Diese? Telegramm blieb unbeantwortet. Jetzt will die Commission administrative die Konferenz wieder ver- schieben, und zlvar mit der Begründung, daß die französischen Genossen erst zu einem Einvernehmen mit den Sozialisten der En- ienteländer gelangen wollen. Dieser Standpunkt war uns fremd. Wir rechnen, daß uns all« guten Sozialisten ohne Unterschied der Staatsangehörigkeit alliiert sind, die bereit sind, entschieden im Interesse der Arbeitcrmasien gegen die Interessen der imperialisti - schen Bourgeoisie zu kämpfen. Im vollständigen Einvernehmen damit hat Genosse Tscheids?, der Vorsitzende des Zentralkomitees des Allruffischen Kongresses, den englischen Sozialisten geantwortet, daß unsere De- legation eine en tonte sozialistische Konferenz nur zu informatorischen Zwecken aufsuchen kann. Die Delegation wird auch hingehen, um die französi- schen und englischen Sozialisten zu bewegen, die Sache der internationalen Vereinigung nicht zu verschleppen. Von diesem prinzipiellen Unterschied der An- schauungeu abgesehen, wird es doch erlaubt sein, die französi- schen und englischen Genossen zu fragen, bis zu welchem Zeitpunkt sie beabsichtigen, die K o n s e r e n z z u v e r sch i e- b e nk Wir verstehen es, wenn die englische und französische Re- gierungen sich nicht beeilen, den Sozialisten die Reise paffe für die Konferenz auszufertigen, aber wir berstehen e» nicht, wenn die rranzöfischen und englischen Sozialisten dieselbe Saumseligkeit an dvn Tag legen. Diese ganze Geschichte mit der Verschiebung der
Konferenz und besonders die Sache mit den Pässen hinterlassen einen peinlichen Eindruck. Berichtigung. Bei der telegraphischen Uobermittlung der gemeinsamen Kons er enzeinladungdes Arbeiter- und Soldatenrats und des holländisch-skandinavischen Komitees sind einige Worte ausgefallen. Es muß in der Aufzählung der einge- ladenen Parteien heißen, daß auch die während des Krieges der Berner internationalen sozialistischen Kommission beigetretenen Parteien eingeladen werden. Weiter sind in den Unterschristen einige Irrtümer bei der Auf- lösung der Tcpesche entstanden: Branting ist natürlich nicht Ersatzmann, sondern Mitglied des holländisch-skandinavischen Ko- mitees, Wibaut und Bliegen sind Ersatzmänner und ein Mitglied„Hammer" existiert nicht.
Kriegszustanü mit Slam. Bangkok , 22. Juli. (Reuter.) Siam hat erklärt, daß der Kriegszustand mit Deutschland und Oesterreich-Ungarn besteht. Alle Deutschen und Oesterreicher sind ver- haftet und die Handelshäuser geschlossen worden. Neun Dampfer mit einem Tonnengchalt von 18 963 B.-R.-T. sind beschlagnahmt worden. Hierzu wird mitgeteilt, daß an Berliner amtlichen Stellen eine Bestätigung dieser Nachricht bis jetzt nicht vor- liegt; bekannt sei allerdings, daß besonders England und Frankreich seit langem mit allen Mitteln auf Siam drücken, um es zum Bruch mit Deutschland zu bewegen.
Die Republiksrage in Rußlanö. Ursache und Teillösung der Ministerkrise. Petersburg, 23. Juli. (Petersburger Telegraphen- agcntur.) In der Bormittagssitzung des Ministeriums er- fuhr die Ministerkrist eine Teillösung. Es wurde festgestellt, daß das Auseinandergehen derAnsichten über dieVerkündungRußlandszurRepublik hauptsächlich daher rührt, daß einige Kabinettsmitglicder die Ver- öffcntlichung eines Aktes verlangen, der sofort erklärt, daß Rußland ein republikanischer Staat ist, während die Er- klärung, die jetzt über diese Frage ausgearbeitet wird, im Hin- blick auf die Genehmigung durch die verfassunggebende Ver- sammlung lediglich eine vorbereitende Maß- nähme für die Verkündigung der russischen Republik dar- stellt und die beabsichtigte Erklärung in keiner Weise in die VorrechtederverfassunggebendenVersamm- l u n g eingreift. Alle Mitglieder der bleibenden Regierung sind sich h i e r ü b e r e i n i g geworden, ebenso über die augenblickliche Untunlichkeit, in einem schwierigen Augenblick der Bedrängung unserer Front eine grundsätzliche Frage auszuwerfen, nämlich, ob es nötig ist, die Duma und den Staatsrat aufzulösen oder nicht, da diese Frage für die Richtlinien des Handelns der Regierung keine ausschlaggebende Bedeutung hat. Der N ü ck t r i t t des Ministerpräsidenten Fürsten L w o w wurde hauptsächlich durch die Agrarfrage veran- laßt, in der ein unversöhnlicher und wesentlicher Gegensatz der Anschauungen zwischen ihm und den sozialistischen Ministcrn, namentlich dem Landwirtschaftsministcr T s ch c r- n ow, entstand. Tie vorläufige Regierung nahm Kenntnis von dem Rücktritt des Fürsten Lwow von seinen Aemtern als Ministerpräsident und als Minister des Innern, nahm den Rücktritt des Finanzministcrs S ch i n g a r e w, des Verkehrs- Ministers N e k r a s o w, des Unterrichtsministers M a- n u i l o w, des Ministers für öffentliche Wohlfahrt Fürsten Schachowskoi und des Justizministrrs Perewer scw an und ernannte den Kriegs- und Marineminister Ä e r e n s k i zum Ministerpräsidenten unter Beibehaltung der Portefeuilles lies 5lriegcs und der Marine; N r k r a s o w wurde als Minister ohne Portefeuille mit der Vertretung K e- renskis als Mini st er Präsident in dessen Abweseu- zeit betraut. Das Ministerium des Innern wurde T s e r e- t e l l i übergebe«, der vorläufig das Amt des Postministers beibehält. Das Unterrichtsministerium wird wahrscheinlich dem gegenwärtigen Landwirtschaftsminister Tschernow übertragen werden. Jedenfalls ist die Frage offen geblieben, ebenso wurde die Frage der Verteilung der übrigen Aemter ür die nächste Sitzung des Ministerrats zurückgestellt. « Haag, 23. Juli. Reuter berichtet aus Petersburg vom Sonntag- morgen 1 Uhr: Die Minister berieten über die sofortige Prokla- mation einer demokratischen russischen Republik . Nachdem der ausführende Ausschuß des Rates der Arbeiter und Sol- daten einen Beschluß über diesen Vorschlag gesaßt hat, wird die Entscheidung fallen.
Die Vorgänge in Petersburg . S t» ck h» l«, 23. Juli. sEig. Drahtbrricht des„Vorwärts".) Eine soeben eingetroffene Depesche des Arbeiter- und SoldatcnratS berichtet, daß die erdrückende Mehrheit der Peters- burger Garniso» sich dem Arbeiter- und Soldatenrat anschloß. Am 19. Juli war die Ruhe wieder hergestellt. Der Arbeiter- und Soldatenrat ermahnt, bi« zum Abschluß der Arbeiten der auf Ersuchen der Bolschewikis«in- gesetzten Untcrsuchungskvmmission, die angebliche deutsche Agentrnschaft Lenins unerörtert zu lassen. » Kerensti, Kronstadt und die rufst sch e ' Gstseeflotte. Petersburg, 22. Juli. Der Kriegsminister Kerenski hat an die Flotte folgenden Tagesbefehl gerichtet: Seit dem Beginn der Revolution in Kronstadt und aus gewissen Schissen der Ostseeflotte unter dem Einfluß von deutschen Agenten und von Provokatoren traten Personen auf, die zur Tat aufforderten, indem sie die Revolution und die Sicherheit des Vaterlandes bedrohten. Während unsere tapfere Armee sieb heldenhaft opferte und sich in den blutigen Kamps mit dem Gegner warf, während die treue demokratische Marine ohne Unterlaß und voller Selbstverleugnung ihre schwere Ausgabe erfüllte, sind Krön- itadt und mcbrcre Schiff e mit der Republik , Slava und Pc- tropawlowst an der Spitze durch ihr Bor gehen ihren Ka- meradcn in den Rücken gefallen, indem sie einen Beschluß gegen die Offensive annahmen, zum Ungeborsam gegen die revolutionäre Gewalt, dargestellt durch die Vorläufige Regierung, aufforderten und versuchten, eine» Druck auszuüben auf den Willen der demokratischen Organe Ruß - lande, den Arbeiter- und Soldatenrat und den Bauernrat ganz Rußlands . Gleichzeitig mit der Offensive unserer Armee brachen in Petersburg Unruhen ans, die die Revolution bedrohten und unser« Armee den Gefahren von feiten des Feindes
preisgab. Als auf einen Befehl der Vorläufigen Regierung, der im Einvernehmen mit dem Vollzugsausschuß des Arbeiter- und Sol- datenratcs und des Bauernrates erlassen war, die Schiffe der Flotte bestimmt wurden, schnell und entscheidend gegen die Seeleute von Kronstadt vorzugehen, die an diesen Unruhen in Petersburg teilnabmen. riefen die Feinde des Voltes und der Revolution, indem sie sich des HauptauSschusscs der Ostseeflotte bedienten, durch lügcnbafte Auslegung dieser Maßregeln unter der Mannschaft Unruhen hervor. Diese Verröter hinderten die Entsendung von der Revolution er- gebcnen Schiffen nach Petersburg , sowie die zur schnellen Unter- drückung der vom Feinde angestifteten Unruhen erforderlichen Maß- nahmen und verleiteten die Mannschaften Willkürakte z u begehen, nämlich den Generalkommissar abzusetzen, die Ver- Haftung des Adjutanten des MarinemiuisterS. Kapitän Du- d o r o w, zu beschließen und eine Reihe von Forderungen an den Arbeiter- und Soldatenrat zu richten. Die verräterische Tätigkeit einer Reihe von Personen zwang die Vorläufige Regierung, die unverzügliche'Verhaftung der Anstifter zu befehlen. So ließ die Regierung die Abordnung der Ostseeflotte in Petersburg festnehmen, um eine Untersuchung über ihre Tätigkeit vorzunehmen. In Anbetracht des Gesagten befeble ich: 1. unverzüglich den HauptauSschuß der Ostseeflotlc aufzulösen und einen neuen zu wählen; 2. allen Abteilungen und Schiffen der Ostsecflotte bekanntzu- geben, daß ich sie auffordere, sofort aus ihrer Mitte ver- dächtigc Personen zu entfernen, die zum Ungeborsam gegenüber der Vorläufigen Regierung auffordern und gegen die Offensive hetzen und diese nach Petersburg zur Untersuchung zu bringen: 3. befehle ich den Abteilungen von Kronstadt und den Linienschiffen Petropawlowsk , Republik und S l a- wa, deren Namen beschmutzt sind durch gegenrevulutionäre Hand- lungen, innerhalb von 24 Stunden die Anstifter festzunehmen und sie zur Untersuchung und Aburteilung nach Petersburg zu bringen sowie die Versicherung vollständiger Unterwerfung unteb die Vorläufige Regierung abzugeben. Ich erkläre den Abteilungen von Kronstadt und den Mann- schaften dieser Schiffe, daß sie, wenn sie diesen Befehl nicht ausführen, als Feinde des Vaterlandes und der Revo- lution erklärt und die schärfsten Maßregeln gegen sie ergriffen werden. Kameraden, infolge von Verrat befindet sich das Vaterland am Rande des Abgrunds. Tödliche Gefabr bedroht die Freiheit und die Errungenschaften der Revolution. Die deutschen Armeen unternehmen bereits die Offensive auf unserer Front. Jeder Augenblick kann entscheidende Handlungen der geg. nerischen Flotte herbeiführen, die aus der augenblicklichen Verwir- rung Nutzen ziehen möchte. Scharfe strenge Maßregeln sind nötig, um diese Verwirrung endgültig auszurotten. Das Heer bat bereits derartige Maßregeln ergriffen und die Flotte muß mit ihm gleichen Schritt halten. Im Namen des Vaterlandes, der Revolution, der Freiheit und der heiligen Interessen der arbeitenden Massen ruke ich euch auf, euch um die Vorläufige Regierung und die Organisationen der gesamten Demokratie zu scharen und die furchtbaren Schläge des äußeren Feindes abzuwehren und den Rücken gegen die Treu- losigkeiten elender Verräter zu schützen. * Petersburg, 22. Juli. (Reuter.) Die Abordnung der Mann- schaffen der Ostsceflotte wurde auf Verlangen des Zentralkomitees des Arbeiter- und Soldatenrats gestern abend freigelassen. Nach der Börsenzeitung faßte eine Versammlung von Vertretern des Preo- brazenski-Regimcnts und der Regimenter an der Front eine Eni- schließung, daß die unmittelbare Notwendigkeit bestehe, unbeschränkte Machtvollkommenheit in die Hände Kerenstis zu legen. Die Freilassung der genannten Abordnung, über deren Ver- hastiiH der Tagesbefehl KerenskiS sich ausläßt, widerspricht den Verfügungen dieses Befehles nicht. AuS der Freilassung läßt sich schließen, daß die Abordnung während ihres Petersburger Aufenr- Halts die Grenzen ihres Auftrags nicht überschritten hat, also vor allem nicht zu den„deutschen Agenten" und„Provokateuren" ge- zählt wird, die der Tagesbefehl KerenskiS nach jetzt üblich geworde- ncm Rezept zur Unterstützung des Willens der Regierung auf- marschieren läßt. DaS Preobrazenski-Regiment gehört zu den Truppenteilen, die in der Märzrevolution die Entscheidung herbei- führten. Petersburg 22. Juli.(Reuter.) Kerenski ist am Sonn- abend an die Front abgereist.
Zloyd George gegen Georg Michaelis . WolffK Bureau gibt die von uns schon gestern mitgeteilte Rede Lloyd Georges gegen Michaelis in einem ausführlicheren Text, dem wir noch einige bemerkenswerte Stellen entnehmen. die sich auf die Rede des deutschen Kanzlers beziehen. Von ihr sagte Lloyd George : Es ist eine Rede, die durch die Verbesserung der niililäriscken Lage verbessert werden kann und wenn die Deutüben im Westen gewinnen, wenn sie im Osten die russische Armee zerstören, wenn ihre Freunde, die Türken, die Engländer ouS Mesopotamien vertreiben, und wenn die U-Boote mehr Handelsschiffe versenken, dann bc- deutet diese Rede, daS können Sie mir glauben, Annexionen rings- herum und festere Begründung der militärischen Autokratie denn je. Wenn aber andererseits die Deutschen im Westen zurück- getrieben und im Osten geschlagen werden, und wenn ihre Freunde, die Türken, in Bagdad einen Mißerfolg haben und wenn die U-Boote auf dem hohen Meere ein Fehlschlag sind, dann ist die Rede gerade recht. Wir müssen alle dazu helfen, eine gute Rede aus ihr zu machen. Sie enthält Möglichkeiten, eine ausgezeichnete Rede zu werden. Stehen wir dem Kanzler bei, leihen wir dem neuen Kanzler unsere Hilfe, seine Rede zu einem wirklichen Erfolge zu machen. Augenblicklich aber bedeutet sie, daß die Militärpartei ge- Wonnen hat... Ich habe die Rede gelesen, wie eS meine Pflicht war. Ich hahe sie einmal, zweimal, dreimal gelesen, um irgend etwas in ihr zu finden, woraus ich Hoffnung für das Ende des blutigen Kampfes schöpfen könnte. Und ich finde in ihr eine falsche belgische Unabhängigkeit, eine falsche Demokratie für Deutschland und einen falschen Frieden für Europa , Und ich sage, Europa hat nicht Millionen seiner tapferen Söhne geopfert, um den Boden, der durch ihr Blut geheiligt ist, nur zu einem Heiligtum für Lug und Trug zu machen. Man sieht, die Rede ist ganz im Sinne der„Kreuz- Zeitung " gehalten, die nieint: Die Oberste Heeresleitung ist nicht gewillt, sich die Erfolge ihres Schwerts verderben zu lassen." Lloyd George sagt, die Militärpartei habe in Deutsch - land gesiegt, es herrsche die militärische Autokratie, und das Friedens Programm des Reichstags behandelt er als nicht existierend, er spricht von ihm überhaupt nicht., Wenn der deutsche Reichskanzler erklärte, er betrachte dieses Fricdcnsprogramm als bindende Richtlinie seiner Politik, so würde er damit seinem Gegner die gefährlichste Waffe aus der Hand schlagen. Auch in diesem Zusammenhang drängt sich wieder die Frage auf: Hat daS Parla- ment in Deutschland etwas zu sagen oder hat es nichts zu sagen!