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Aanötag bat von seinem verfassungsmäßicien Reckte Gebrauch gemocht, indem er die Vorlage ablehnte oder verstümmelte und nun, nachdem der König diese innere Bataille verloren hat, ist wieder Ruhe die erste Bürgerpflicht. So denkt sich dieKreiizzeihmg", würde es auch diesmal wieder kommen. Aber wir können ihr garantieren, daß eS diesmal nicht wieder so kommen wird. Denn wenn der Frieden wiederkehrt, dann kehren auch Millionen Männer heim, viele mit dem Eisernen Kreuz an der Brust, viele auf Krücken und mit einem Arm als Zeichen dafür, was sie für das Land ge- opfert haben. Und diese Männer werden dann vor den König wm Preußen treten und chn fragen, was aus seinem Ver- sprechen werden soll. Und das werden keine scheu geduckten Untertanen sein, sondern Männer, die in det Hölle von hun- dort Schlachten ibren Mut erprobt, ihr Selbstbewußtsein gc- stählt haben. Sie werden nach dem Rechten sehen und, wenn es dann noch notrvendig sein sollte, dafür sorgen, daß es dies' mal nicht wieder so kommt, wie es schon manchmal ge- kommen ist. Hier wirkt ein eiserner Schraubstock der Entwicklung! Und wie sie sich auch drehen und wenden, die preußischen Kon- iervativen können sich seinem Gewinde nickt mehr entziehen. Werden wir aber in Preußen eine Autorität haben, die ihnen die Notwendigkeit, die sich aus der Lage der Dinge von selbst ergibt, begreiflich macht? Dann, aber auck nur dann werden wir die Gewißheit haben, daß sich das, was ohnehin kommen muß, ohne gefährliche Reibungen und Störungen vollziehen wird... Auf die Masse der Bevölkerung muß die Offenheit der Kreuzzeitung " beunruhigend wirken. Das konser- vative Blatt scheint es sich ja überhaupt zu seiner Hauptauf- gäbe gemacht zu hoben, die beruhigenden Wirkungen, die die leitenden Stellen von ihren Acußerungen erwarten, nach allen Regeln der Kunst zu sabotieren. Es hat die Erklärung des Reichskanzlers zum Friedensprogramm des Rcichstags�wie ein Ei ausgeblasen und dann triumphierend erklärt:Seht, es ist leer!" Mit derselben Fingerfertigkeit beginnt es jetzt auch die Wahlrechtsbotschaft des Königs zu behandeln. Welches Unheil damit augerichtet wird, läßt sich gar nicht übersehen. Wir haben die Wahlrechtsbotschaft vom 11. Juli begrüßt und in ihr ein Mittel gesehen, im deutschen Volk die Zuversicht zu stärken, deren es in dieser furchtbar schweren Zeit mehr denn je bedarf. Stimmen, wie die derKreuz- zeitung ", drücken diese Zuversicht herab und töten das Ver- trauen, wo es zu keimen beginnt. Trotzdem kann man es begrüßen, wenn Klarheit geschaffen wird, nur muß diese Klarheit v o l l st ä n d i g sein. Daß die konservativen Stützen der Krone alles tun werden, um die Erfüllung des königlichen Versprechens zu verhindern, wissen wir. Daß die königlich preußische Regierung alles, aber auch alles tun wird, um dem Volk sein Recht werden zu lassen und zugleich die Autorität der Krone vor der schwersten Erschütte- rung durch die Junkerdiktatur zu schützen, das wissen wir bis- her noch nicht. Danach ermesse man, ob die Forderung des Genossen Scheidemann nach einer Regierung im Sinne der Wahlrechts- botschaft wirklich nur. wie dieKrcuzzeitung" schreibt, aus dem Verlangen der Demokratie nach Machterweiterung ge- boren ist, oder ob es sich hier nicht um eine L e b e n s n o t- w e n d i g k e i t des preußischen Staats und des Deutschen Reiches selbst handelt. Wenn sich Herr Michaelis mit Mit- arbeitern umgeben will, die das Vertrauen der preußischen Landtagsfraktionen genießen, so ist damit gar nichts gewonnen. Er müßte sich vielmehr seine Mitarbeiter unter den gecig- neten Persönlichkeiten suchen, zu denen das Volk das Ver- trauen hat, daß sie ihm das versprochene gleiche Recht bringen werden, und wäre es mit Ketten an den Himmel geschlossen! Oder, wäre es etwa ein Gewinn für dieStaatSauto- rität". wenn sich herausstellte, daß die Regierung, um die Er- füllung eines königlichen Versprechens zu erwirken, einer nochmaligen Nachhilfe von unten bedarf?

Ein Vorstoß der englischen Zrieöenspartei. Der Kriegswillen der Mehrheit. Im Unterhause hatten Ramsay Macdonald von der U n- abhängigen Arbeiterpartei und der frühere radikale Minister Trevelyan folgenden Antrag eingebracht: Dir jüngste FrudrnSrntschließung drs Deutschen Reichstags bringt Grundsäbe zum Ausdruck, f ü r die unser Land eintritt. Das HauS verlangt von der Regierung, daß sie gemeinsam mit den Alliierten ihre Friedensbedingungen von neuem feststellt." Am Donnerstag wurde dieser Antrag bei schlechter Bc- setzung des Hauses verhandelt, worüber Reuter folgendes be- richtet: ASquith erklärte, sem«r Meinung nach legten Macdonald und Trevelyan der Entschließung des deutschen Reichstages mehr Wichtigkeit bei als sie verdrene. Ta« höchste Interesse der Mansch- heit zielt auf de» Friede», aber unter einer alle« beherrschenden Bedingung, nämlich der, daß cS ein Frieden ist, der nicht den Zweck zunichte macht, für den die große» Nationen in de» Krieg cingc- treten sind, und für den sie ihn fortgesetzt haben, und daß die maß- losen Leiden und Verluste, die uns in gleicher Weise betroffen haben, nickt umsonst gewesen seien. Ich bin erfreut, daß zeitig im Herbst auf Einladung Rußlands eine Konferenz abgehalten werden wird. Nur Gutes kann au» ihr entspringen. Eine neue Erklärung über unsere Kriegszicle wird gut sein, weil seit Beginn de» lausenden Fahre» zwei neue Tatsachen aufgetaucht sind, erstens, daß Rußland für olle Zeiten ausgehört hat, eine autotratische Macht zu sein, und zweitens, daß die Vereinigten Staaten mit all ihren moralischen und materiellen Hilfsquellen auf den Plan getreten sind. Diese beiden Tatsachen haben auf die Mei- riung der Well über die Aufrichtigkeit unserer Ziele eine direkt praktische Wirkung, und sie bedeuten, daß dir alliierten Mächte aus einer überwältigenden Mehrheit der freien Biilker der Welt be- stehen. Bei jeder Neugestaltung der Landkarte muß der leitende Grundsatz auf den Interessen und Wünschen der durch die Aende- rung berührten Bevölkerung beruhen. Ist Teutschland bereit, nicht nur Belgien zu räumen, sondern auch das gewaltige Unrecht und den Schaden voll wieder gut zu machen, von dem sein« verwüstende Besetzung des Lande» und die Versklavung eines großen Teils der Bevölkerung begleitet war? Ist Deutschland bereit. Belgien nicht nur einen Schein von Freiheit zurückzugeben, sondern vvllsiändige, unbeschränkte und unbedingte Unabhängigkeit? lBeifall.) Ich möchte Teutschland» Antwort auf dies« Frage hören. Ich kann in irit ungenauen, unbestimmten Formel de» Reichstag » keine Ant« Wort fwden. Ich möchte nicht sagen, daß der Fried« unmöglich ist,

aber auö dem, was kürzlich in Berlin vorgegangen ist, kann ich keine wirkliche Annäherung wesentlicher Art an die Ziele und Zwecke der Alliierten ersehen. W a r d l c, der Vorsitzende der Arbeiterpartei, erklärte sein« Ucbercinstimmung mit Asquith» Worten, wobei er sagte: Im ganzen Lande herrscht ein wirklich« Wunsch nach Frieden, aber dieser Wunsch stützt sich nicht auf die Entschließung des Reichs- tags, sondern auf die Erreichung der Ziele, für die wir in den Krieg«ingetreten sind. T'« Entschließung, welche die franzö- fische Kammer im vergangenen Monat angenommen hat, gibt eine endgültige und klare Antwort auf die Entschließung des Reichstags, und wenn das deutsche Volk in Wirklichkeit den Frieden wünscht, wie vorgegeben wird, dann kann es ihn haben, wenn cS seiner Regierung das auferlegt,»aS die frwnzösisch« Kammer ver- langt hat.(!) Wir haben kein Recht, den Ursprung des Krieges zu vergessen. Ich sehe denselben Wunsch und dieselbe Achtung für die moralischen Fragen und kein Zeichen der Reue auf Sei- ten der deutschen sozialistischen Mehrheit, noch einen Wnusch, zu einer solchen Verständigung zu gelangen, wie sie die Befürworter der Entschließung angeregt hoben. Die Arbeiter des Landes sind unbeugsam zum Siege entschloffen. Bonar Law erklärte, die Antragsteller lebten nicht in der Welt der Wirklichkeit und hätten kein Verständnis für die wirk- liche Frage, die in der Welt ausgekämpft werde. ES ist ein Krieg, fuhr der Redner fort, der entscheiden soll, ob moralische Stärke oder Schlechtigkeit die Welt beherrschen soll; wenn der deutsche Militarismus triumphiert, werden die Mittelmächte das alte System in der Welt wiederherstellen. Wir kämpfen ebenso, wie die Russen selbst, für deren Freiheit, und ich zweifle nicht an dem Anteil, den Rußland an diesem Kriege nehmen wird. Bonar Law bemerkte sodann, daß die Entschließung Mac- donalds zwar vorgebe, die Reichstagsentschließung wiederzugeben, jedoch die auf die Freiheit der Meere bezügliche Stelle gar nicht erwähne. Was sei mit der Freiheit der Meere gemeint? Was nützt es, die Entschließung einer Körperschaft, die nicht die geringste Macht habe, zur Grundlage für irgend etma» zu nehmen! Was in Rußland vorging, hat die Lage sehr verändert. Die Lage war gefahrvoll, aber cS soll kftin Irrtum darüber bestehen, daß die Hilfsquellen Großbritanniens und feiner Alliierten ausreichen, um es ganz sicher zu machen, daß wir, wenn wir nicht den Mut der- lieren, die Ergebnisse erreichen werden, für die wir in den Krieg eingetreten sind. Wir kämpfen, um Wiederherstellung zu erlangen, soweit für die grausamen und unverdienten Missetaten, welche die Deutschen am belgischen Hofe(?) begingen, noch Wiederherstellung möglich ist. Es ist das Gleich« mit Nordfrankreich. Bonar Law forderte die Pazifisten auf zu sagen, ob ihre FormelKeine Eni- schädigung" bedeute, daß man von Frankreich verlangen solle, einen Frieden anzunehmen ohne Ersatz für da? unerträgliche Unrecht, das ihm so lange Zeit auferlegt worden sei, und obkeine An- nexionen" bedeute, daß das mit Gewalt Frankreich entrissene Elsaß-Lothringen auch weiterhin mit Gewalt als ein Teil des Deutschen Reiches gehalten werden solle. Habe eS einen Friedens­vorschlag im Reichstag gegeben, solange der Krieg zu Gunsten Deutschlands verlaufen zu sein scheine? Dies sei erst geschehen, als es zutage getreten sei. daß Deutschland geschlagen werden würde. Der einzige Weg, ein wirkliches Friedens- gefühl mit Deutschland zu schaffen, sei der, ihm zu zeigen, daß man weiter kämpfen werde, bis das Ziel, die Vernichtung deS deut­ schen Militarismus, erreicht sei. Im Falle eines zusammenge- flickten Friedens, der die deutfche Militärmaschine ungebrochen und in den Händen derselben Leute lassen würde, hätten wir dann irgendwie das Ziel erreicht, daß dieselbe Gefahr, welche unsere Generation vernichtete, nicht auch unsere Kinder vernichten könnte? Zwischen der deutschen Regierung und dem deutschen Volke besteht ein großer Unterschied, aber beide, die deutsche Regierung und das deutsche Volk sind dazu gekommen, den Krieg als einen erfolg- reichen zu betrachten und als eins der schnellsten Mittel über da« Wachstum und die Größe ihres Volke». Wir werden auch in Zu- kunft keinen Frieden haben, wenn da» deutsche Volk nicht überzeugt wird, daß der Krieg sich nicht bezahlt macht, und daß seine Größe und seine Entwicklung auf anderem Wege gesunden werden mutz, als dadurch, daß die Welt in einen Krieg gestürzt wird. In einem Kriege, wie diesem, müssen sich die Ziele ändern, aber unker« Ziel« sind in der Hatlptsach« heute dieselben, wie damals als Asquith seine Rede in der Guildhall hielt. Die Entkchliehung Macdonalds wurde daraufhin mit 118 gegen 13 Stimmen abgelehnt. Zurück hinter den Rhein ? Im Unterhaus« fragte King, ob Carson kürzlich in Dublin erklärt habe, daß irgend welchen Verhandlungen mit Deutschland die Zurückziehung der deutschen Truppen über den Rhein vorausgehen müsse, und ob die Rede Earfon» den politischen Standpunkt der Alliierten in hieser Frage wiedergebe. Bonar Law erwidert«, Earson habe in der Tat erklärt, wenn Deutschland Frieden wünsche, müsse eS sich vor allem bereit erklären, die besetzten Gebiet« zu räumen. Diese Erklä- rung werde von der englischen Regierung vollkommen gebilligt. (Beifall., Ki n g fragte darauf: Wissen Bonar Law und Earson nichi, daß die beiden Rheinufer Deutschland aus eine beträchtliche Dtrecke gehären, und daß Teutschland, wenn e» sie besetzt hält, keineswegs feindliches Gebiet in Besitz nimmt? Bonar Law erwiderte: Sowohl Carson wie ich wissen die». * * In der Mitte zwischen der unbedingten ehrlichen Frie- densliebe Macdonalds und dem unbedingten Kriegswillen des konservativen Ministers Bonar Law sieht der bedingte Kriegswille des früheren liberalen Ministerpräsidenten Asquith . Dieser wäre, wie es scheint, zum Frieden bereit, wenn Deutschland die Unabhängigkeit Belgiens herstellt, und über die belgische Entschädigungsfrage ließe er wahrscheinlich mit sich reden. Bonar Law aber, Mitglied der gegenwärtigen Regierung Lloyd Georges, redet wie bei uns Dietrich Schäfer oder der Vorsitzende der Alldeutschen , Rechtsanwalt Elast. M i t e i n e r Regierung, die vom Geiste der Bonar Law und Carson beherrscht wird, wäre kein an- derer Frieden möglich, als ein Frieden f ch in ä h Ii ch st c r Unterwerfung. Der Vorsitzende der Arbeiterpartei, Wardle, beruft sich zwar auf Asquitb, spricht aber wie Bonar Law . Er verlangt vom deutschen Volk, es solle seine Regierung zur Annahme von Friedensbedingungen zwingen, die ihr ein e r o b e- rungslustiger Feind auferlegen will. Diesen Zwang auszüben, must da« deutsche Volk ober schon den Armeen der Alliierten überlassen, und es wird sich gegen ihn weiter zur Wehr setzen wie bisher. Wenn Wardle weiter meint, er bemerke bei den deutschen Mehrheitssozialistenkeine Reue" (merkt er sie bei den Minderbertssozialisten?). so ist darauf zu erwidern: Reue zu empfinden hätten die deutschen Arbeiter

erst dann Grund, wenn sie ihr Land im Kampfe gegen eine zehnfache Uebermacht im Stich gelassen hätten. Das haben sie nicht getan, und das werden sie nicht tun! Das Ergebnis üer pariser Konferenz. Paris , 2«. Juli. (Meldung der Agence Hovas., Die zur Prü- fung der Lage auf dem Balkan zusammengetretene Konferenz hat heut« ihre letzte Sitzung abgehalten, zu der die Vertreter aller alliierten Länder berufen worden waren. Sie hat einstimmig die in den vorhergehenden Sitzungen beschlossenen Entschlüsse ange- nommen. Eine Vereinigung der in Betracht kommenden Ressort- minister wird in London stattfinden, um die Maßnahmen zur Aus- führung festzusetzen. Bor ihrem Auseinandergehen haben die Mitglieder der Kon- serenz Wert darauf gelegt, einstimmig die folgende Erklärung ab- zugeben: Dir enger denn je zur Verteidigung des Völkerrechtes, besonders auf der Balkanhalbinsel , vereinigten, alliierten Mächte sind entschlossen, die Waffen erst niederzulegen, wenn sie das Ziel er- reicht haben, da» in ihren Augen alle andere beherrscht, nämlich die Wiederkehr eine» verbrecherischen Angriffe» un- möglich zu machen, wie derjenige, für den der Imperialismus der Mittelmächte die Verantwortung trägt.

Die Antwort Gefterreicbs an Englanü. Lord Robert Cecil hat dieser Tage im englischen Unterhause Deutschland als Hauptfeind Englands erklärt, Oesterreich-Ungarn aber recht glimpflich behandelt. DasWiener Fremdenblatt" stellt jetzt mit Befriedigung fest, daß die Red« Cecils frei von jeder Art aggressiver Animosität gewesen sei und sich darauf beschränke, den Standpunkt Großbritanniens nüchtern und sachgemäß darzulegen. Wenn die englischen Staatsmänner den Weg zu einem ehrenvollen Frieden über Wien al» gangbar erachten, so glaube dasFremdenblatt", einem solchen Willen kein scharfes Nein entgegensetzen zu sollen. DasFremdenblatt", da« offiziöse Organ der österreichischen Regierung lehnt aber mit Bestimmtheit jedes Abrücken von dem Bündnisse mit Deutschland ab:Cecil weiß genau, daß die Rück- gäbe Elsaß-Lothringen « nur von einem vollständig besiegten Deutsch . land erzwungen werden könnte, und daß unsere Monarchie bis zum letzten Atemzuge an der Seite ihrer treuen Verbündeten kämpfen wird." Die österreichische Regierung hat nach demFremdenblatt" durch Ausstellung ihres allgemeinen FriedenSgrundsatze« auch hin- länglich ihren Standpunkt in der Gestaltung Serbien » nach dem Kriege klargelegt. In keinem Falle dürfe aber Serbien e i n Herd der Agitation gegen die Monarchie sein. Ta sich die österreichische Regierung zu einem Frieden ohne Annexionen und Entschädigungen bereit erklärt hat, so darf daraus gefolgert werden, daß sie in Uebereinstimmung mit ihren Erklärungen nach Absendung des Ultimatums auch keine Verletzung der territorialen Integrität Serbien » beabsichtigt. In bezug auf diesogenannte" südslawische Frage behauptet dasFremdenblatt", daß die österreichischen Südslawen keine Hindernisse zu ihrer freien kulturellen EntWickelung gefunden haben. Di« Lösung dieses Problems sei e i n e a u S s ch l i e ß l i ch österreichisch- ungarische Angelegenheit, die keinen Feind angehe und nicht Gegenstand internationaler Diskussionen sein könne. In diesem Punkte stehen die Meinungen schroff gegen- einander: die österreichische Regierung, die eine Einmischung des Auslandes in diesogenannte" südslawisch« Frage unter Berufung auf ihre Souveränitätsrechte nicht dulden will, und das feindliche Ausland, das da» südslawische Problem schon deswegen als inter - national erklärt, weil die kolossalste internationale Auseinandersetzung, der Krieg, von ihm seinen Ausganggenommenhat. Die österreichische Regierung wird ihren Standpunkt mit Erfolg aufrechterhalten können, wenn sie den Südslawen in Oesterreich wie in Ungarn sofort die umfassendste Möglichkeit zu freier kultureller und nationaler EntWickelung schafft, wozu die erste Voraussetzung ist, daß die Bedeutung der historischen Grenzen sehr gemindert wird, welche heute die national im wesentlichen einheitlichen Südslowen in vier V«rwaltungSgebietc scheiden: in da» österreichische, ungarische, kroatisch-slawische und bosnisch - herzegowinischc. Die südslawische Frage wird nicht nurso ge- nannt", wie das«Fremdenblatt" schreibt, sondern sie besteht, und ihre erfolgreiche und sofortige Lösung ist der beste Schutz gegen eine Einmischung des Auslandes in die innerösterrcichischen An­gelegenheiten, die niemand wünschen kann, weil er den Keim neuer Verwickelungen in sich trägt. DaSFremdenblatt" schließt mit der Versicherung: Wir streben aufrichtig und ohne Hinterhalt einen ehrenvollen Frieden an, aber einen Frieden, der, ohne den Gegner zu vergewaltigen, uns auf einer Front mit unseren Verbündeten zeigt, einen Frieden, der uns vor neuen verbrecherischen Anschlägen schützt, einen Frieden, der uns als Herren im eigenen Hause beläßt."

diktatur-Maßnahmea. Wiedereinführung der Todesstrafe an der russischen Z?ront. Petersburg, 26. Juli. (Petersburger Telegraphen-Agentur.) Nach- dem die Oberbefehlshaber an der Front und die Armeeführer in ihren Berichten darauf bestandrn hatten, daß zur Wiederherstellung der Manneszucht an der Front unumgänglich die Einführung der Todesstrafe an der Front notwendig sei, ist diese eingeführt worden. Diese Maßnahme ist eine zeitweilige und dauert bis zur Beendigung der militärischen Operationen. Außer der Wiederein- führung der Todesstrafe verfügte die Vorläufige Regierung auch die Schaffung von revolutionSre» Kriegsgerichten an der ganzen Front, die auS drei Offizieren und drei Soldaten bestehen sollen. Auch diese Verfügungen sind ein Zeichen, daß der Widersland gegen die Fortführung des Kriege» bi« zur Zerrüttung aller Kampf« disziplin gediehen ist. Wa» die Regierung ankündigte, macht sie wahr: durch Anwendung der äußersten Gewaltmittel meint sie das Heer wieder brauchbar machen zu können. » Petersburg , 2S. Juli.(Petersburger Telegraphen-Agentur.) In Abänderung des Erlasses vom 10. Mai über die Pvesse hat die einstweilige Regierung den Kriegsminister und den Verweser des Ministerium« des Innern ermächtigt, periodische Druckschriften, die zur Insubordination gegen militärische Vor- gesetzte, zur Verletzung der militärischen Pflicht und zu Gewalttaten auffordern, zu unterdrücken und die verantwortlichen Schriftleiter vor Gericht zu ziehen.