Nr. 207. 34. Jahrg.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritsplatz, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 31. Juli 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Wernsprecher: Amt Moritplak, Nr. 151 90-151 97.
Der Zbrucz an mehreren Stellen über
schritten.
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Vordringen
Kämpfe am Czeremosz. in der Bukowina. Der Feuerkampf in Flandern. - Französische Großangriffe am Chemin- des- Dames.
Amtlich. Großes Hauptquartier, den 30. Juli 1917.( W. T. B.)
Westlicher Kriegsschauplah.
Seeresgruppe Kronprins Rupprecht. Unter dem lähmenden Einfluß unserer auch die Nacht hindurch gesteigert anhaltenden Abwehrwirkung blieb die Kampftätigkeit der feindlichen Artillerie an der flandrischen Schlachtfront gestern bis zum Mittag gering. Erst dann nahm sie wieder zu, ohne aber die Stärke und Ausdehnung der Vortage zu erreichen.
An der Küste und im Abschnitt von Het Sas bis Wieltje blieb der Feuerkampf auch nachts heftig. Mehrere gegen unsere Trichterlinien vorstoßenden Erkundungsabteilungen der Engländer wurden zurückgewiesen.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins Am Chemin- des- Dames versuchte gestern die franzöfifche Führung in 9 Kilometer breiter Front mit mindestens drei neu eingesetzten Divisionen wieder einen großen Angriff!
Nach Trommelfeuer brach morgens der Feind von Cerny bis zum Winterberg bei Craonne mehrmals zum Sturm vor; unsere tampferprobten Divisionen wiesen ihn durch Feuer und im Gegenstoß überall ab. Ein oft bewährtes rheinisch- westfälisches InfanterieRegiment schlug allein vier Angriffe zurück.
Abends erneuerte der Gegner südlich von Milles nach tagsüber andauerndem Vorbereitungsfeuer seine Angriffe noch zweimal; auch diese Stöße scheiterten.
Schwere Verluste ohne jeden Erfolg find die Kennzeichen des Kampitages für die Franzosen!
In Luftkämpfen verloren die Feinde 10 Flugzenge; Oberleutnant Ritter von Tutschek schoß seinen 21. Gegner ab.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Front be8 Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern. Heeresgruppe des Generalobert b. Boehm.
Ermolli.
Russische Kräfte halten die Höhen öflich des Grenzflusses Zbrucz , der an mehreren Stellen trok heftigen Widerstandes überschritten und von unseren Divisionen auch füdlich von Skala erreicht wurde.
Auf dem Nordufer des Dnjestr gewannen wir über Rorolowla hinaus Gelände.
Zwischen Dnjestr und Pruth leistete der Feind von neuem erbitterte Gegenwehr, wurde jedoch südwestlich von Zaleszczyki durch Angriff weiter zurückgedrängt.
Front des Generaloberst Erzherzog Jofeph.
Längs des Czeremosz verteidigt sich der Gegner auf den östlichen Uferhöhen; unser Angriff ist zwischen Zalucze und Wiznit im Fortschreiten.
Jm Suczawa - Tal dringen unsere Truppen auf Seletin vor; auch östlich des oberen Moldawa- Tales famen wir kämpfend
vorwärts.
Heeresgruppe des Generalfeldmarschalls von Madensen.
Erfolgreiche Vorstöße brachten uns nördlich von Focsani und an der Rimnicul- Mündung mehrere Hundert Gefangene ein. Mazedonische Front.
Nichts Wesentliches.
Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 30. Juli 1917, abends. In Flandern auch heute geringere Kampftätigkeit der feindlichen Artillerie als in letzter Zeit.
Beträchtliche Teile unserer Korps stehen nach Kampf östlich des 3 brucz auf russischem Boden.
Jm
Beiderseits von Dujester und Pruth wurden Nachhuten des Feindes nach Osten geworfen. Mestecanesci- Abschnitt gingen die Russen nordost wärts zurüd.
Der österreichische Bericht.
28ien, 30. Juli 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplah.
Nördlich des Susita- und beiderseits des Casinn. Tales scheiterten mehrere Angriffe des Feindes. In der Bukowina gewinnen wir bei Ueberwindung zähen russischen Widerstandes weiter an Boden. Bei Baleputna wurde der Tunnelstützpunkt genommen, aufwärts von Fundul- Moldovi das Moldawa- Tal überschritten. Nordöstlich von Kuty stehen
die Berbündeten am rechten Czeremosz- Ufer im Kampf. Zwischen Pruth und Dnjestr wurde der Feind erneut geworfen. Wir überschritten die Westgrenze der Bukowina. Honveds besetzten Zaleszczyki . Zwischen Stala und Husiatyn wurde das galizische 3brucz- Ufer gesäubert. Wir erzwangen uns stellenweise den Uebertrist auf russisches Gebiet. Im Raume südlich von Brody stießen österreichisch- ungarische und deutsche Sturmtrupps mit Erfolg in die feindlichen Gräben vor. Italienischer und Balkan - Kriegsschauplah.
Unverändert.
31. Juli.
Heute vor drei Jahren fiel Jean Jaurès durch die Mörderhand Villains. Heute vor drei Jahren raste der Wahnsinn durch alle Hauptstädte Europas straßauf, straßab. Es war der tolle Fanatismus, der den Frieden erschlug.
Heute vor drei Jahren wurde über Deutschland der Zustand der drohenden Kriegsgefahr verhängt, der Oberbefehlshaber in den Marken übernahm die vollziehende Gewalt, die Presse wurde unter Zensur gestellt.
Am 1. August nachmittags 5 Uhr folgte der russischen Mobilmachung die deutsche, und am Tage darauf erhielt der russische Botschafter in Berlin seine Pässe. Der Krieg
war da!
Die deutsche Sozialdemokratie war weder blind gegen die Ereignisse, die dem Kriegsausbruch vorangegangen waren, noch teilte sie in ihrer überwiegenden Mehrzahl die Hoffnungen auf eine rasche, günstige Entscheidung, die damals so weit verbreitet waren. Aber riesengroß sah sie die Gefahr, mit der Deutschland durch den Zweifrontenkrieg bedroht war, und mit ihr blickte das ganze deutsche Volt gegen Osten, wo sich die Armeen des Zaren zum Einbruch ins deutsche Land anschickten. Uns war dieser Krieg damals wirklich, was er nach einer neueren Phraseologie der Entente den gegnerischen Völkern sein soll: ein Rampf gegen die gefährlichste Autokratie der Welt.
Wie kommt es, daß fast die ganze Welt außerhalb der Umschwung in der Haltung Länder der Mittelmächte glauben konnte, dieser Krieg sei der Engländer und Amerikaner. von Deutschland mit falter Ueberlegung und mit dem Ziel, feine eigene Weltherrschaft zu errichten, herbeigeführt? Wie Stodholm, 30. Juli. ( Eig. Drahtbericht des Bor- ist diese gefährliche moralische Kraft entstanden, die den Krieg wärts".) Der Vorsitzende der amerikanischen Federation of verlängert, die Kampfeswut der Gegner erhöht hat? Auf Labuer Gompers erbat drahtlich vom holländischen und diese Fragen erschöpfende Antwort zu geben, ist heute noch skandinavischen Ausschuß Informationen über die internationale nicht an der Zeit. Konferenz, woraus sich schließen läßt, daß die Amerikaner Aber das kann mit dem bestem Gewissen der Welt gesagt kommen wollen. Huysmans mahnte in seiner Antwort werden: Wenn die Kriegsschürer im anderen Lager die Dinge zur Eile. so darstellen, als sei das deutsche Volk vor drei Jahren von
empfehlen.
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Die vereinigten Ansschüsse der englischen Arbeiterbewegung Eroberungslust in den Krieg getrieben worden und als hätte beschlossen, dem am 10. August im Anschluß an die Konferenz sich die deutsche Sozialdemokratie, die deutsche Arbeiterschaft, der Ententesozialisten stattfindenden Kongres aller Partei- auch nur einen Augenblick in den Dienst solcher Bestrebungen organisationen und Gewerkschaften die Aufhebung des fon- gestellt, so ist das eine unwahrheit, die zu dem Zwecke ferenzfeindlichen Beschlusses von Manchester und die Annahme erfunden ist, den Völkerhaß bis zur Gluthize anzufachen und eines der Konferenz günstigen Antrages zu den Frieden, den die Masse des deutschen Volkes vom ersten Tage ab gewollt hat, unmöglich zu machen. Mit den Abgeordneten des Arbeiter- und Soldatenrats In der deutschen Sozialdemokratie waren dieses kann ging ein Vertreter der englischen Ausschüsse nach Paris , um wohl ausgesprochen werden die Meinungen über die Irdie Lösung der Paßfrage zu betreiben. sachen des Kriegsausbruchs geteilt. Aber die Ueberzeugung, Die Engländer wünschen, der Beginn der Konferenz daß die Sozialdemokratie nicht tatenlos dem drohenden Untermöchte auf den 22. August festgesetzt werden, was also eine gang des eigenen Landes zusehen dürfe, so gut wie einsehr geringe Verschiebung bedeuten würde, selbst mütig, und einstimmig bewilligte am 4. August die sozialwenn wegen der Amerikaner noch wenige Tage mehr zugegeben demokratische Fraktion die geforderten Strebite. Später werden müßten. Jedenfalls hat Henderson im Sinne seiner Stockholmer Worte gearbeitet.
Ein Protest der Vorstände der freien Gewerkschaften.
Die Konferenz der Vorstände der freien Gewerkschaften Deutschlands , die in lezter Woche tagte, hat folgenden Beschluß einstimmig angenommen:
Die Konferenz der Vertreter der gewerkschaftlichen Zentralverbände erhebt gegen die von den stellvertretenden Generalkommandos des I. und IV. Armee forps erlassenen Verordnungenn über die Ausübung des Vereins- und Versammlungsrechts entschiedenen Protest.
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ist gesagt worden, die Sozialdemokratie habe durch ihre Abstimmungen die Verantwortung für den Krieg" übernommen. Wäre das so richtig, wie es falsch ist, dann wäre die Uebernahme dieser Verantwortung jedenfalls doch durch die er ste Abstimmung erfolgt, und dann gäbe es in der sozialdemofratischen Fraktion, wie sie damals bestand, keinen, der diese Verantwortung nicht bis zum heutigen Tage mitzutragen hätte!
Die Gegner der deutschen Sozialdemokratie im Ausland argumentieren so: Deutschland ist an dem Kriege schuld, also hätten die deutschen Sozialdemokraten nichts tun dürfen, um die Niederlage Deutschlands zu verhindern, sie hätten vielmehr alles tun müssen, um den Sieg der Gegner, die die pereat mundus! Recht soll geschehen, mag auch die Welt Sache der Gerechtigkeit vertreten, herbeizuführen. Fiat justitia, zugrunde gehen.
Wir wollen die Frage nicht untersuchen, ob wir die Regierung des Baren und die französischen Chauvinisten als die Durch jene Verordnungen wird den gewerkschaftlichen Vertreter eines reinen Gerechtigkeitside als betrachten konnten, Organisationen die Erfüllung ihrer Aufgabe, die wirtschaft- die Antwort darauf werden die französischen und die russischen lichen Interessen der Arbeiter wahrzunehmen, unmöglich ge- Sozialisten in ihren eigenen Reden und Schriften finden. macht. Die Verordnungen verstoßen gegen Aber heißt es nicht das erste Gesetz des Lebens verneinen, den§ 14 des Gefetes betreffend den bater- feitsgefühl über den Selbsterhaltungstrieb stellen? Es sollte wenn man von einem Volte verlangt, es solle das Gerechtigländischen Hilfsdienst und sind nicht zu vereinbaren die Niederlage der eigenen Armeen und das Eindringen der mit den mehrfach von der Reichsregierung abgegebenen Er- feindlichen in das eigene Land begrüßen, weil damit einem flärungen, wonach den Gewerkschaften auch unter dem Be- vermeintlichen oder wirklichen Recht genüge getan sei? Lagerungszustand weitgehendste Bewegungsfreiheit gesichert werden soll.
Die Konferenz beauftragt die Generalfommission, schleunigst mit den zuständigen Regierungsstellen in Verbindung zu treten, um eine Aufhebung jener Verordnungen herbeizuführen. Sie erklärt, daß die Aufhebung des BeIagerungszustandes unbedingt notwendig ist, damit endlich das gesetzlich garantierte Vereins- und Versammlungsrecht wieder ungehindert ausgeübt werden kann."
Jst es, darüber hinaus, nicht elende Heuchelei, von uns zu verlangen, wir hätten damals im Zarismus und neuerdings in den Schreiern, die nach Elsaß Lothringen , dem Saargebiet, der Rheinprovinz verlangen, die Verkörperung Welteroberer nicht mindestens ebenso widerwärtig sein wie eines Rechtside als erblicken sollen? Dürfen uns fremde die unseren, die wir seit dem Beginn des Strieges bekämpft haben? Sind wir verpflichtet, das leble nur bei uns zu Hause zu sehen und blind zu sein gegen die Fehler und Berbrechen der anderen?