Wulf, Seeaüler, Möwe, Pupme. Von den deutschen Hilfskreuzern auf den Ozeanen. London , 8. August. (Reuter.) Unterhaus. Auf eine An- frage, ob die Regierung weitere Mitteilungen machen lönnte über den deutschen Hilfskreuzer Wulf im Indische» Ozean und über die deutschen Schiffe Seeadler, Möwe, Puyme u.a., die vor einiger Zeit im Atlantischen Ozean tätig gewesen seien, von denen man aber seit kurzem nichts mehr gehört habe, erwiderte der Parlamcntssekretär der Admiralität Macnamara: Die Regirrung ist nicht ohne Kenntnis von den Bewegungen oder dem Schicksal dieser Schiffe; unter den vorliegenden Umständen wird eine Beantwortung der An- (rage aber nicht für im öffentlichen Interesse liegend gehalten. Wie Reuter dieser Meldung hinzufügt, habe Macnamara den Haupttou auf das Wort„Schicksal" gelegt. * Englische Kriegshandelsschiffe. Im Unterhause teilte die Re- gierung mit, dah das erste Handelsschiff von der neuen Emheits- gattung, das im Austrage des Staats erbaut wird, diesen Monat noch in Dienst gestellt werden wird. ES hat ein totes Gewicht von 800(1 Tonnen. wieüer ein englischer Neutralitätsbruch. Stockholm , 9. August. Wie SvenSka Telegrambyran meldet» ist der deutsche Dampfer Friedrich Karra aus Rostock am 8. August nordwärts gehend außerhalb der Mündung des Skelleftcaelf ver- senkt worden.— Nach einer weiteren Meldung bedeutet die Bcr- senkung eine schwereKränkung der schwedischen Neu- t r a l i t ä t. Nach Angabe des Lotsen wurde daS Schiff innerhalb 800 Meter der schwedischen Hoheitsgrenze torpediert. Das fremde U-Boot ging nach vollbrachter Tat über Waffer, doch trug eS keine A b z ei ch e n.
der„Kronrat vom 5. Juli 1�14�. Erklärung des Grafeu Berchtold. Wien , 9. August. Der Minister des Aeußern a. D. Graf Leopold Berchtold veröffentlicht folgende Erklärung: „Die„Times" haben kürzlich eine nachmals in der Ententepresse miederholt abgedruckte und auch im neutralen Auslande vielfach besprochene Meldung gebracht, wonach an- geblich amJS. Juli 1914 in Potsdam ein Kronrat unter Be- leiligung Sr. k. u. k. Hoheit des Feldmarschalls Erzherzog Friedrich, ferner des Chefs des k. u. k. Generalstabs Freiherrn m Conrad, des königlich-ungarischen Ministerpräsidenten Grafen Tisza sowie in meiner Gegenwart stattgefunden hätte.— Ich bin in der Lage, demgegenüber festzustellen, daß diese Meldung, folglich auch alle darangeknüpften Kombinationen, vollkoinmen aus der Luft gegriffen sind." Graf Leopold Berchtold .
Die Fronten im Westen unü Osten. Berlin , 3. August. (W. T. B.) Nach dem im Morgengrauen des 8. August blutig zurückgewiesenen englischen Angriff bei N i« u p o r t konnte sich der Gegner im Lause des Tages zu größeren Kampfhandlungen nicht aufraffen. Tas feindliche Feuer steigerte sich indessen gegen Abend zu großer Gewalt. Nach einem deftigen zwisöben 3 und 10 Ubr abends tobenden Gewitter setzte im Raum von Ipern zwischen Bixfchvote und Hollebeke von 10 bis 11 Uhr abends schweres feindliches Trommelfeuer ein, dem aber nur der gemeldete Angriff einer starken englischen Erkundungs- abteilung östlich Hooge folgte, der unter empfindlichen Ver- lüften für d,e Engländer abgeschlagen wurde. Unser« Flieger grfffen feirrdliche Batterienester bei Dixmuide , Apern und Armen- tieres erfolgreich mit Bomben an und bvmdardlerten ein Muni- »umSdepot bei Bailleul und den Bahnhof Hazebrouk. Treffer und Brände wurden beobachtet. Bei aufklärendem Wetter war die Fliegertätigkeit vom frühen Morgen des 3. August an sehr leb- hast. An der Ar raSfront versuchten feindliche Patrouillen im Morgengrauen de? 8. August zwischen La Bassee-Kanal und der Scarpe an verschiedenen Punkten vorzustoßen, wurden indessen durch unser Feuer in die Gräben zurückgetrieben. Um 4 Uhr morgens drangen deutsche Stoßtrupps an der Bahn Douai— ArraS bis in den zweiten feindlichen Graden vor, fügten dem Gegner erhebliche Verluste zu und brachten Gefangene zurück. In den frühen Morgenstunden des 3 August steigerte sich dos feindliche Feuer erheblich im Abschnitt zwischen La Bassee-Kanal und Meri- eourt, östlich Laos bis zum Südrande von Lens schwoll es zum Trommelfeuer an. Vorstoßende starke feindliche Erkundungs- trupps wurden teils durch Feuer, teils im Nahkampfe zurückgejagt. Die Kathedrale von St. Ouentin erhielt abermals fünf Gra- nattreffer. An der AiSnefront war daS feindliche Feuer besonders in den Abendstunden lebhaft und schwoll an verschiedenen Abschnitten zeitweise zu großer Heftigkeit an. Gegen 3 Uhr abends wurde bei der Hurtebise-Ferme daS Auffüllen der feindlichen Gräben mit schwarzen Franzosen erkannt und unter vernichtendes Kesselfeuer genommen. An der Ostfront verlief der 8. August von Riga bis zum Zbrucz außer vorübergehender Feuersteigerung bei Smorgon ohne besondere Ereignisse. Am Z b r u c z namentlich bei H u s i a t h n und am Zusammenfluß mit dem Dnjestr , ebenso bei Tarnopol. jtellenweisckfsOiuffrischende Feuertätigkeit. Zwischen Dnjestr und Sereth blieb die Lage unverändert. Ein russischer Angriff, den die Russen nördlich des Ortes Sereth vortrugen, wurde zurück- gewiesen. Nördlich des Ortes Solka brachen wir hartnäckigen russischen Widerstand und eroberten das Nordufer des gleichnamigen Flusses bis Arbora. Die Russen versuchten durch heftige Gegen- angriffe die entrissenen Stellungen zurückzugewinnen, wurden aber unter schwersten russischen Verlusten überall abgewiesen. Weiter südlich schoben wir uns beiderseits des Moldava-Tales kämpfend bis in die Linie Höhe Bobeica, Höhe 868 nördlich Wama, Mgr. Batrina vor. Auch beiderseits der Bistrica bis Tölghes-Paß erzielten wir Fortschritte. Weiter südlich in den Karpathen für uns erfolgreiche Kämpfe. Der Gegner verblutete sich in erneuten starken Angriffen in der Gegend Mgr. C a s i n u l u i und Mt. R'esbouilui, Mt. Sboina Neagra sowie gegen die Höhen»örd- loch des Klosters Lepsa. Nördlich von Focsani bewährte sich in >en erfolgreichen Kämpfen der ungebrochene Angriffsgeist unserer Truppen aufs Glänzendste. » Französischer Heeresbericht vom 8, August nachmittags. Zu Beginn der Nacht sehr bemerkenswerte Tätigkeit der beiden Artillerien auf dem größten Teil der AiSnefront, Feindliche Abteilungen versuchten an unseren Linien östlich von Vauraillon und westlich der Hochfläche von Kalifornien heranzukommen; ne wurden durch Feuer abgewiesen. Nördlich von S t, M i h i e l und im Ober-Elsaß scheiterten feindliche Hand- »reiche. Im übrigen verlies die Nacht überall ruhig.— A b e n d S, Ziemlich heftige Arnllerietäligkeit in der Gegend des Pantheon, der Ropöre-Ferme sowie auf dem rechten M a a S u f e r, im Caurisre-Walde und im Abschnitt von Douau- mont. Seine Jafanterietätigkeit,
Englischer Heeresbericht vom 8. August nachmittags. Unsere Truppen griffen mit Erfolg in der letzten Nacht feindliche Gräben bei L o m b a r t z y d e an, machten einige Gefangene und erbeuteten ein Maschinengewehr. Die feindliche Artillerie war in der Nacht östlich und nördlich von U p e r n, namentlich in der Nähe von Westhoek und an der Bahn Dpern— Staden, tätig.— Abends. Es fällt wieder heftiger Regen. Unsere Verbündeten gewannen im Laufe de« Tage» weiteren Boden nördlich von Bix- schote. Feindliche Abteilungen wurden in der letzten Nacht und beute früh nördlich von R o e u x und in der Nähe von O p p Y zurückgeschlagen. Die feindliche Artillerie zeigt fortgesetzl große Tätigkeit ö st I i ch von D v e r n. Trotz andanernd dunstigen Welters belegten unsere Flugzeuge feindliche Eisenbahn- seitentinien und Züge 40 Meilen hinter der deutschen Front mit Bomben und verursachten großen Schaden, Insbesondere brachten sie einen Zug zum Enlgleisen und beschädigten einen anderen. Auch wurden in der vergangenen Nacht Bomben auf eine feindliche Munitionsniederlage abgeworfen. Eins unserer Flugzeuge wird vermißt. » Im„St. Galler Tageblatt" vom 4. August schreibt Hauptmann Karl Mezsr: Die englische Massenoffensive überrascht vor allen Dingen wegen des schmalen, viel zu schmalen Ausmaßes der An- griffsfront, die kaum 25 Kilometer beträgt. Die zweite Ueber- raschung besteht darin, daß die armen ausgepumpten Franzosen sich an dieser Offensive, für die doch die Engländer für sich allein mehr als stark genug sein müssen, beteiligen müssen und ihnen der- jerrige Angriffsabschnitt zugeteilt wird, der wegen der Flankierung von Norden her zu den opferreichsten gehören muß. Ein Durch- bruch ist nicht geglückt, Zieiht man den ungeheuerlichen Kraftauf- wand und die beispiellose artilleristische Vorbereitung in Betracht, so mutz der Erfolg als in einem völligen Mißverhältnis zum Auf- wand und zu dem angestrebten Ziele stehend bezeichnet werden. Und er wird nur noch bescheidener, wenn man in franzosischen Blättern die Behauptung liest, fünf Kanonen des Angreifers kämen auf eine deutsche._ Kleine Kriegsnachrichten. Konferenz der Neutralen.„Aftenposien" teilt mit: Wie ver- lautet, hat die schwedische Regierung in den letzten Tagen des Juli die übrigen europäischen neutralen Regierungen aufgefor- dert, an einer neutralen Minlsterbegegnung in Stockholm von der Art der schon früher in Aussicht genomme- nen, teilzunehmen. Wie es heißt, sollen die Verhandlungen unter anderem die durch Amerikas Eintritt in den Krieg verschlimmerte Lage der Neutralen zum Gegenstand haben. Mehrere zustimmende Antworten sollen schon eingelaufen sein. m. S. R. o. d. Spahn und Schiffer. Die„Parlamentarisierung" zeitigt jeden Tag neue Ueber- raschungen. Jetzt wird mitgeteilt, daß der zum Justizminister beförderte Herr Spahn und der zum Unterstaatssekpetar avancierte Herr Schiffer, deren Mandate infolge ihrer Ernennung erlöschen, nicht mehrzumReichstagkan- didieren werden! Volksvertreter sind sie gewesen, Be- amte sind sie jetzt! Die„Germania " gibt zu diesem Vorgang eine Erklärung, die sich zunächst nur auf Herrn Spahn bezieht, aber auf den Fall Schiffer sinngemäß gleichfalls?lnwendung findet. Sie schreibt: „Damit entfallen natürlich auch die Rückwirkungen, die man aus einem Verbleiben des preußischen Justizministers in einer Fraktion deS Reichstags bereits sich ergeben sehen wollte. Vor allem gilt das in bezug auf die Aenderung des Ar- tikels 9 der Reichs Verfassung, wonach niemand zu- gleich Mitglied des Reichstags und des Bundesrats sein kann, Preußens Krone pflegt unter den 17 Bundesratsbevollmächtiaten, über die sie verfügt, stets m erster Linie die StaatSminifter figu- rieren zu lassen, und man hat geglaubt, daß auch Dr. Spahn zum Bundesratsmitglied ernannt werde. Dann lag nur die Möglich- keit vor, daß entweder die Reichsverfassung ge- ändert oder Spabn das Mandat aufgeben würde. Daß der letztere Ausweg gewählt wurde, läßt nun die Boraussicht zu, die Wünsche der Linken auf Aufhebung deS Schlußsatzes im Ar- tikel 9 R.B. würden keine Aussicht ans Erfüllung haben." �Die griechische Göttersage erzählt uns, daß mitunter auch Sterbliche in den Olymp erhoben wurden und als Halbgötter mit den Unsterblichen Ambrosia speisen durften. Dieses Vorbild scheint den Herren von unserem bureaukratischen Olymp vorgeschwebt zu haben. Sie ehren das Völkchen der Parlamentarier, indem sie gelegentlich einen daraus zu ihrem Range emporheben, aber die Erhobenen hören dann aus Parlamentarier zu sein, als ob sie dazu viel zu vornehm ge- worden wären. Es ist klar, daß der Reichstag, dessen Stellung als Ganzes dadurch nicht erhöht, sondern eher mit einer Her- abdrückung bedacht wird, dieses Uebergangsstadium nicht lange ertragen kann. Die Parlamentarisierung, so wie sie von>der Regierung betrieben wird, ist ein tragisches Miß- Verständnis, das so bald wie möglich aufgeklärt werden muß. Der Reichstag darf keine Leiter zum Uebergang in höhere Stellungen sein, sondern-er muß ein wirksamer Kontroll- apparat für die Regierung werden. Der Platz der Volksver- tretung ist nicht unterhalb, sondern oberhalb der Bureaukratie!_ Der alte Trost. Wenn es sonst keine Beweise gäbe, daß es den Stockkonservativen zurzeit sehr schlecht geht, so könnte man die„Kreuzzeitung " dafür nehmen. Dieses Blatt hat nämlich zum alten Trost der Reaktionäre in allen schlimmen Lausten gegriffen: in Fortsetzungsartikeln bemüht sich ein Ungenannter nachzuweisen, daß di« Sozialdemokratie nunmehr wirklich mausetot sei. Wir haben die Wahrheit des Sprichwortes, daß die Totgesagten am längsten leben, so oft am eigenen Leibe erfahren, daß wir auch diese jüngste Begräbnisrede nur mit zufriedenem Schmunzeln quittieren können. Zudem scheint sich der Verfasser der ungewollten Komik seiner Darlegungen selber bewußt geworden zu sein, denn er betont, daß es an dem völligen Bankerott der Sozialdemokratie auch nichts ändere, wenn es zeit- weilig das Aussehen gewinne, als sei sie die a u s s ch I a g- gebende Macht im Staate geworden. Das seien nur die „letzten gewaltsamen Zuckungen" ihres Todeskampfes. Im übrigen ähnelt der Verfasser den Vorgängern seines Schlages auch darin auf ein Haar, daß er mit gewichtiger Miene über die Ziele der Sozialdemokratie schreibt, ohne von ihnen die blasseste Ahnung zu haben. Seiner naiven Ausfassung nach efftrebt die Sozialdemo- kratic in erster Linie die Beseitigung des Geldes als Zahlungs- mittel und seine Ersetzung durch eine Art Arbeitsgeld.„Dies ist — so schreibt er wörtlich— das Kernstück der Lehre von Marx, Engels u. a." Allein dieser Satz verrät, daß der Verfasser auch nie eine Zeile von Marx, der bekanntlich die Arbeitsgeldprojekte beißend verspottet hat, gelesen haben kann. An dem alten Rezept, die Sozialdemokratie zu bekämpfen, indem man ihr Unsinn in die Schuhe schiebt, hat sich also bei der„Kreuzzeitung " nichts geändert. „Verrat am Baterlande". In nachhallender Wut über die An- nähme der Friedensresolution im Reichstag veröffentlicht die .Deutsche DageSzeitlmg" Mm Brief, ig dem her ReichStaSmeZr-,
heit„Verrat am Vaterlcmde" vorgeworfen wird. Den Briof soll ein Arbeiter geschrieben haben, und damit man an seiner Echtheit nicht zweifle, hat der Redakteur der„Deutschen Tageszeitung" noch eine Anzahl orthographischer und stilistischer Fehler hineingemacht. Im übrigen bezweifeln wir gar nicht, daß es unter den vielen M.il- Itonen deutscher Arbeiter auch ein paar sonderbare Käuze gibt; aber ihr nicht vorhandener Einfluß in der Arbeiterschaft wird auch dadurch nicht größer werden, daß sich die„Deutsche Tageszeitung" die Unflätigkeiten eines dieser Sonderlinge gegen den Reichstag zu eigen macht. Parteinachrichten. Adolf Braun und der Fall Zetkin . Diö Bergische Arbeitsrstirnme" Hatto depr Genossen Adolf Braun , der die„Fränkische Tagespost" in Nürnberg leitdt, vor- geworfen, daß er sich nicht öffentlich auf die Seite der Unabhängigen gestellt habe. Braun antwortet ebenso sein wie schlagend: „Es gibt nur wenige Genoffen, die länger als ich Genossin Zetkin kennen und schätzen. Wir haben niemals einen Streit gehabt und wir haben uns auch Jahre hindurch freundschaftlich sehr nahe gestanden. Aber die Politik ist ein hartes Geschäft. Der ist ein schlechter Politiker, der seinen persönlichen Spm- pathien und Antipathien beim Reden, Schreiben und Handeln den Ausschlag geben läßt. Ich weiß, wie unvorsichtig eine der- artige Aeußerung ist, weil doch, gering gerechnet, 70 Prozent unserer Parteipolemil auf per fön - liche Sympathien und Antipathien zurückzu- führen sind. Gerade diejenigen, die die Marxschen Theo- rien nicht nur im Munde führen, für die sie Ableitung politischen Denkens geworden sind, müssen da» Persönliche hinter dem Dach- lichen zurücktreten lassen, so schwer das auch, rein menschlich ge- nommen, in nicht wenigen Fällen ist. Wie Adolf Braun mensch, sich zum Falle Zetkin steht, kann fast allen Menschen höchst gleich, gültig sein. Für die Oeffentlichkeit könnte, wie man annimmt. von Interesse sein, zu erfahren, wie die„Fränkische Tagespost" zu dem Falle steht. Aber wir meinten, daß der Fall Klara Zetkin eine bedauerliche, aber notwendige Folge- rung aus der Tatsache der Parteispaltung und den Beschlußfassungen in Gotha gewesen ist. Nie- mand hat mehr und niemand hat länger die Parteispaltung be- dauert und bekämpft als die„Fränkische Tagespost", die in den Zeiten des schärfsten Parteizwistes keinen Augenblick aufgehört hat, für die Einheit und Geschlossenheit der Partei zu wirken. Hier haben wir bedauert, hier haben wir gekämpft, hier haben wir protestiert. Aber all die Wirkungen, die aus diesem Konflikt erwachsen sind, müssen getragen werden. Sie wiegen für einen alten Parteigenossen, so schmerzhaft sie im einzelnen sein mögen, federleicht gegenüber der Taffache der Parteizersprengung. Mir fehlt jedes Verständnis für die Leichtigkeit, mit der die Tatsachen immer fortschreitender Parteizerrüttung von den Parteizeitungen behandelt werden und für das ungeheure Gc- wicht, das auf einzelne Folgerungen, oft einfachster Art freilich, aus diesem Parteikonflikt gelegt wird. Wenn Genossin Klara Zetkin eine leitende Stellung, in der Unabhängigen Partei ein- nimmt, wenn sie den Kampf gegen die Parteimehrheit in ihrem Blatte konzentriert, dann kann man es begreifen, daß der Parteivorstand die Redaktion eines Blattes, für das er mit die Verantwortung zu tragen hat, Genossen übertragen will, die im Rahmen der Parteiorganisation stehen. Ich habe es allerdings für ein höchst bedauerliches Ungeschick ange- sehen, daß der Parteiborstand gerade in den Tagen, als das Interesse für die Stockholmer Konserenzen in der ganzen Welt lebendig war, gegen die Genossin Zetkin vorging. Er hatte seit reichlich mehr als Jabr und Tag hierfür Handhaben und er hat eine überaus ungünstige Zeit für seine Maßregel getroffen, dw. meiner Ueberzeugung nach, so schmerzlich sie ist, im P f l i ch t e n- kreise des Partetvorstandei lag. Ich bin durch den Parteikonflikt und durch die verwilderte Polemik so vollkommen abgestumpft, daß ich mcch weder gekränkt fühle durch den Tadel der einen noch durch das Lob der anderen" Die Ouinteffenz aus der Antwort der„Bergischen Arbeiter- stimme" ist, daß„Herr Braun" zu viel Verstand und zu wenig Gemüt hat._ Der Reichstagsabgeordnete August Erdmann ist. wie Partei- blätter melden, aus der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands ausgetreteii. Letzte Nachrichten. Victor ftüler schwer erkrankt. Wien , 9. August. Der Führer der deutschen . Sozialdemo- kraten Dr. Victor Adler ist an Lungenentzündung und Herzerweiterung schwer erkrankt. Sein Befinden ist besorgniserregend._ Die Londoner Konferenz der Alliierten. Bern , 9. August. Der Londoner Berichterstattor des„Eorriers della Sera" meldet über die Londoner Konferenz der Alliierten noch: Es haben drei Sitzungen stattgefunden; davon waren dks erste und die letzte Bollsitzungen, die zweite Sitzung wurde durch Einzelsitzunge« für Kritzgsberatungen ausgefüllt, deren Teilnehmer die Einzelheiten in weiteren Sitzungen regeln werden. Viele polt- tische und militärische Vertreter haben London bereits verlassen. Ueber die Beschlüsse herrscht größtes Stillschweigen. Der Gr- danke einer Einheitsaktion ist vom militärischen auch aufdaswtrtschaftltchqund das politische Gebiet übertragen worden� � Die Engländer in Nordrußland? Stockholm , 9. August. Im„Aftonbladet" berichtet ein aus Nordrußland kommender Reisender, daß sich die Engländer so- wohl auf der Kola Halbinsel wie in und um Ar- changelsk vollkommen festgesetzt haben und dort als Herreu deS Landes austreten. Sie sind bei der russischen Bevölkc- rnng keineswegs beliebt. Manchmal kommt es zu Zusammen- stoßen zwischen dem russischen und dem englischen Militär. Eisenbahner in Spanien Der Totschlag auf der Straßenbahn. Zu dem Totschlag auf der Straßenbahn wird noch mitgeteilt: Am Anhalter Bahnhos versuchte den schon besetzten Wagen auch noch ein Trupp Soldaten zu besteigen. Als die Schaffnerin den Leuten abwinkte, forderte der unbekannte Mann sie auf. dennoch aufzusteigen. Er selbst wurde dann aber wegen Ueberfüllung ab- gewiesen. Jetzt versperrte er der Schaffnerin den Zugang zum Wagen und beleidigte sie schwer. Als sie an der Ecke der König - grätzer und Großbeeren -Straße den Führer zu Hilfe rief, versetzte der unbotmäßige Fahrgast diesem mehrere Stöße vor die Brust. Die Schaffnerin Maria Hietratschack aus der Ackerstraße ließ sich von mehreren Zeugen die Adressen geben. Diese erwiesen sich jedoch bei den Ermittelungen als falsch.(I) Der Uebeltäter entfloh endlich unter dem Schutze des Publi» k u m s(?!) und entkam leider. Alle Zeugen des traurigen Vor- ganges werden dringend ersucht, sich sofort bei der Kriminalpolizei im Zimmer 105 des Polizeipräsidiums zu melden. Brand im Leipziger Fernsprechamt. Leipzig , 9. August. Wie die Abendblätter melden, ist heute mittag im hiesigen Fernsprechamt ein Brand ausgebrochen, wodurch der Stadt- und Fernverkehr gestört ist. Durch die Feuerwehr wurde der Brand schnell gelöscht. Es läßt sich vorläufig noch nicht übersehen, wann der volle Verkehr wieder aufgenommen werden kann,