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schädigung aufgenommen wird. Unter gewissen Bedingungen' würde die Konzession zur Fabrikation phospborfreier Zünd- Hölzer an bereits bestehende oder neu zu gründende Fabriken ertheilt werden. Der Ständerath hat offenbar den guten Willen, in Sachen etwaS Eingreifende? zu thun und darf man daher auf die Lösung der seit vielen Jahren offenen Zünd- holzfrage gespannt sein. Der Gallifet-Tkandal ist noch nicht zu Ende. Paschal Gronsset, ein Mitglied der Kommune hat denSchlächter der Kommune* fest gepackt er verlangt, daß entweder ihm dem Ankläger oder dem Angeklagten Gallifet der Prozeß gemacht werde. Und Herr Gallifet wird kaum ausweichen können. Diesem Verbrecher gegenüber hat die Revanche der Kommune begonnen. Ter internationale Bombenanarchist und Lockspitzel Baron* Sternberg ist noch nicht verhaftet. Natürlich nicht. Als es vor 48 Stunden hieß, ein Tölpel von holländischem Polizeimann habe den Burschen in Amsterdam   gefangen, zitterte das ganze internationale Spitzelthum und die Aktien des Ministeriums Dupuy hatten einen Kurssturz. Die belgische Wahlreform ist nun endgiltig fertig, nachdem die Kammer das betreffende Gesetz im Ganzen mit 70 gegen 44 Stimmen angenommen hat. DieReform" taugt bekanntlich sehr wenig, denn sie enthält die Ungeheuer- lichkeit desgehäuften" Votums, das heißt, daß der Reiche und gesellschaftlich Höherstehende mehrere Stimmen zu gleicher Zeit hat, und ferner bevorzugt sie die, leider zum großen Theil noch unter psäsfischem Einfluß stehende Land- bevölkerung auf Kosten der städtischen Bevölkerung. Jndeß der Sozialismus kommt auch in die Dörfer und bringt Licht in die annoch"antikollektivistischen* Bauernschädel. Das Gachis*) wir finden in unserer Sprache kein gleich passendes Wort das wüste W i rr s a l in Italien   wird immer wüster und wirrer. Crispi hat seinen Finanzplan mit sammt seinem Finanzminister über Bord geworfen, und kämpft verzweifelt mit den feindlichen Elementen, um sich über Wasser zu halten. Sein Neben- buhler Giolitti wird von den Schlammwogen des Panama  - sumpfes verschlungen, aber los ist er ihn nicht. Denn die Faust des Ertrinkenden hat den Panama  -Bruder gepackt und hält fest wie ein Schraubstock.-- Hier das Zuchthaus, dort das grollende Volk. Wie wird das enden? Die bulgarische Regierung wird demnächst die Kammer auflösen und sofort Neuwahlen vornehmen lasten. In Bulgarien   geht die Entfernung des Hausmeiers Stambulow nicht so glatt von statten, als von den Anhängern des Fürsten   behauptet wurde. Stambulow, der sich nicht lebendig begraben lassen will, wie andere Leute. hat der neuen Regierung offen die Fehde angesagt, und will ihr in der Kammer Sobranje entgegentreten. Der bulgarische Bismarck   hat wenigstens Kourage. In China   ist wieder eine größere Rebellion ausge- krochen, aus welche die russische   Regierung Hoffnungen zu fetzen scheint, der sie also nicht ganz fremd sein dürfte. Aus dem amerikanischen   Klassenkampsplatz, in den pennsylvanischen Streikgebietcn, geht's wilv zu. Es ist der Bürgerkrieg in schönster Form. Mit der Ueber- schrist:Infanterie, Kavallerie und Ar- t i l I e r i e' schreibt unser Philadelphiaer Partei- Organ unterm 25. Mai d. I.: Für fünf Tollars pro Tag und Mann kann ein pennsyl- vanischer Schlotjunker soviel Schnapphähne anwerben, als ihm beliebt, und diese Kerls aus der Hefe der Bevölkerung können Arbeiter zusammen schießen, ohne daß ein Hahn danach kräht. Die Sheriffs in der Kokeregion, Kreaturen der Fa- brikanten, schwören solche Individuen alsDeputies" ein, soviel dieOperatoren" haben wollen und bezahlen und zur Zeit sind nicht weniger als 900 derselben bis an die Zähne bewaffnet in der Region angestellt. Run aber begnügt man sich nicht mehr mit Infanterie; die hiesigePreß", das Fabrikantcn-Organ, läßt sich nämlich folgendes aus Scottdale telegraphiren: In Erwartung eine? Ausbruchs(infolge der Jmportation neuerHände") treffen alle Fabrikanten Vorbereitungen. Für W. I., Raiuey kamen heute 25 Pferde an und morgen wird er um soviel Leute mehr im Sattel haben, bewaffnet mit Karabinern und Revolvern. Er hat ferner eine Maschinen- Kanone, welche über lvoo Schüsse per Minute abgeben kann und von der Kavallerie mitgeführt wird. Er kann mit seiner berittenen Polizei jedes seiner Werke von Moyer aus rn weniger als einer Stunde erreichen. Gestern Abend empfing er eine Wagenladung kräftiger Männer in Moyer..." Die pennsylvanischen Schlotjunker haben also jetzt reguläre Armeen, aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie bestehend. Die Pinkertoner der alten Sorte sind ein überwundener Standpunkt. Dem Antipinkcrton-Gesetz, welches die letzte Legislatur passirt hatte und worüber unserekonservativen" Gewerkschaftler als einen großen Erfolg aus Freude Purzel- bäume schlugen, haben die Fabrikanten em schönes Schnippchen geschlagen. Sie brauchen blos über den Sheriff zu verfügen und es auf einige Tausend Dollars nicht ankommen zu lassen, (welche sie doch nachher wieder ans den Arbeitern heraus- schinden), um gleich ganze Armeen auf die Beine zu bringen. Werden die Arbeiter nun nicht bald einsehen, was es heißt, über die politisch« Gewalt zu verfügen und daß alle ihre furcht- baren Leiden in dem Kampfe ausschließlich auf ökonomischem Boden nutzlos sind, wenn der Gegner die öffentliche Macht auf seiner Seite hat? Das Vorstehende war bereits geschrieben, als die Depesche von der letzten Metzelei unter den Arbeitern in der Coke- regivn eintraf. Daß die mörderischen Halunken ohne jede Provokation auf Leute schössen, welche auf der öffentlichen Landstraße standen und auf solche, welche davon liefen, wird in der Depesche selbst zugestanden. Das vergossene Blut dieser Proletarier schreit zum Himmel. Wie lange noch werden die Arbeiter diese Mordwirthschaft theilnahmslos dulden? Der vorstehend erwähnten Metzelei sind seitdem einige weitere gefolgt. Unsere Kapitalistenblätter, die so fürchterlich über die E orderung derAnarchisten* auf Aushebung des t a a t s zetern, wollen wir bei dieser Gelegenheit darauf aufmerksam machen, daß in den Vereinigten Staaten  , dem kapitalischsten aller bestehenden Staatswesen, jenean- archistischc" Forderung nahezu erfüllt ist. DerStaat" ist dort nicht blos, wie in anderen Klassenstaatcn, die Re- gierungsmaschinerie der herrschenden Klasse, sondern er hat dieser auch eine Menge von Funktionen direkt übertragen, die er bei uns für sich monopolisirt. Zum Beispiel die allerwichtigste von allen: die A u f st e l l u n g einer bewaffneten Macht. Die amerikanische   Bourgeoisie hält sich zum Privatgebrauch ihr eigenes *) Sprich: gaschih Durcheinander, wüstes Wirrsal. stehendes Heer? sie kann also durch den Staat* nicht vergewaltigt werden. Wohl aber kann sie denStaat" vergewaltigen, wenn er sich mausig macht. Kurz in puncto der Aufhebung oder Vernichtung der Staats ist in Amerika   das a n a r ch i st isch e Ideal nahezu verwirklicht durch die k a p i t a l i st i s ch e Gesellschaft, deren Verwandtschaft, ja innerliche Einerleiheit mit dem Anarchismus, ihrem eigenen Reflex und Ausfluß, nicht oft genug enthüllt und betont werden kann. Ueber die Betrügereien Carnegie's, des ameri- konischenPatrioten" und Musterbourgeois schreibt ein amerikanisches Blatt, dieWahrheit*: Unser großer Wohlthäter und Schutzzöllner Carnegie, hat, obwohl er ein Republikaner mit dem Patriotismus, der ihn immer ausgezeichnet hat, seine Dacht dem Präsidenten Cleveland  , obwohl dieser ein Demokrat, zu Spazierfahrten auf dem Atlantischen Ozean   zur Verfügung gestellt. Eine Spazierfahrt auf unseren Kriegsschiffen ist nämlich nicht ganz geheuer. Aeltere Zeitungsleser werden sich vielleicht noch daran erinnern, daß unsere Flotte in den 70er Jahren so viele Panzerschisse im Hafen svon Neiv-Dork verlor, weil die­selben das Unglück hatten, mit Kohlen-Barges, Sand- booten und anderen schrecklichen Fahrzeugen zusammen zu stoßen. Es hat zwar niemals verlautet, daß den kleinen flotten Kohlen- oder Sand-Zubern jemals etwas dabei passirte; unsere stolzen Panzersregatten dagegen pflegten sich nach einem solchen Zusammenstoße prompt auf eine Seite zu legen und zuverenden". Die New-Torker Presse hat damals höhnisch ein gänzliches Verbot aller Kohlen-, Häring- und Sand-Schiffe zu gunsten von Onkel Sam's') Eisen-Kolossen befürwortet, und der damalige(republikanische) Marinesekretär Chandler sowie sein Schiffskontraktor Roach wurden in Wort. Schrift und Bild vielfach verhöhnt. Seither wurde eine neue Flotte gebaut, und da unsere Presse seit den 70« Jahren noch viel monopolistischer geworden, wie früher, wurde dem Publikum die Idee eingepflanzt, daß unsere herrliche Flotte jetzt all riAbb sei. Wie es sich nun herausstellt, ist diese Idee irrig. Daß in jüngster Zeit weniger Unfälle vorgefallen, ist nur dem guten Glück und dem Umstände zuzuschreiben, daß unsere Seehelden, durch die Erfahrung klug gemacht, jetzt auch dem kleinsten Ge- müsekahn in weitem Bogen aus dem Wege gehen. In den 13zölligen Stahlplatten des PanzersMonterey  " z. B. finden sich handgroße Löcher, welche nothdürftigge- pflastert" wurden, um sie den Augen des Regierungs- Inspektors zu verbergen. Die Platten befand-n sich überhaupt oftmals in einem schwammigen,faulen* Zu- st a n d e. wurden aber stetsgedoktert", denn jede derselben repräsentirte ein-n Werth von 15 000 Dollars für die Homestead-Gesellschaft. Kurzum, der große Patriot Carnegie wußte sehr wohl, was er that, als er unserem Könige im Frack, Grover Cleveland   dem Dicken, seine Vergrügunzs-Dacht zur Verfügung stellte. Denn, wir setzen den Fall: Grover befände sich zum Vergnügen am Bord desMonterey  ", und dieser würde einer Härings-Smacke nicht schnell �enug ausweichen, welch' schreck- fich Unglück könnte da unser Vaterland betreffen, obwohl Grover, den Gesetzen der Natur nach, im Wasser schwimmen sollte, wie eine Ente... Die Untersuchung ist nun eröffnet und hat die schlimm- sten Vermuthungen und Anklagen bestätigt. Erstaunlich ist das nicht. Warum sollte Amerika   nicht seine Panzerflicker haben so gut, wie wir unsere Schienenflicker? Und wir wetten, der Panzerflicker Carnegie kommt ebensowenig ins Zuchthaus wie der Schienenflicker Baare. Eine Krähe hackt der anderen die Augen nicht aus. Vkrrkeurnrlmdjken. Wie der Boykott in Dresden   wirkt, darüber belehrt uns derEbthal- Bote", ein gegnerisches Blatt. Dasselbe schreibt:Infolge des Boykotts hat die Wald- schlößchen-Brauerei in dem letztvergangenen Monat, außer dem Tonnenbier, 1900 Hekto- Itter Flaschenbier weniger verkauft. Das macht also täglich 12258 halbe Liter- f l a s ch e n. welche außer dem Tonnenbier weniger verkauft wurden. Bei dieser Sachlage ist's ganz selbstverständlich, daß auch die Aktien fallen. Am 17. April, dem Tage vor Erklärung des Boykotts, standen die Aktien der Waldschlößchen-Brauerei auf 314, und im Börsenbericht vom Montag, den 4. Juni, flnd sie mit 280 verzeichnet, das bedeutet ein Fallen des Kurses um reich- lich 9,23 pCt. Der Boykott wirkt gut! Zur Freude der in ihrem Rechte beeinträchtigten Arbeiterschaft konstatiren wir das, mag die Presse der Ordnungsmeute im Austrage des Brauereiprotzenthums heulen, so viel sie will. » Saalabtreiberei, das alte, beliebte schmutzige Mittel unserer Gegner wird jetzt wieder allerwärts mit großer Vorliebe angewendet; freilich der Erfolg bleibt in der Regel aus. Kürzlich berichteten wir, daß auch unsere Z e i tz e r Partei- genossen sich genöthigt sahen, einige Lokale zu sperren, weil ihnen die Säle verweigert wurden. Einen Sieg haben die Zeitz   er Genossen nun bereits in D r o y ß i g bei Z e i tz errungen. Der betreffende Wirth war von denGutgesinnten" dazu ver- anlaßt worden, den Soziaidemokraten den Saal zu verweigern; dafür hatte man ihm reichen Besuch desandersdenkenden" Publikums in Aussicht gestellt. Die Arbeiter mieden daraufhin natürlich das Lokal, dieG e s i n n u n g s l ü ch t i g e n" blieben aber ebenfalls aus, und so mußte der Wirth bald nach- geben, sintemalen die Arbeiter überhaupt die besten Gäste sind. Das ungefähr dürste auch das Schicksal der Berliner  G a st w i r t h e sein, falls es ihnen gelüsten sollte, mit in das Horn der Brauereibesitzer zu tuten. Soviel Naivität trauen wir aber den Berliner   Lokalinhabern nicht zu; hat doch schon ein großer Theil derselben durch ihr Fernbleiben von der famosen Versammlung vom Dienstag bewiesen, daß sie nicht gewillt sind, den Brauereiprotzen die Kastanien aus dem Feuer zu holen. «» » Vom Brauufchweiger Bierboykott. Die Braun- schweizer Flaschenbier-Händler scheinen es besser als die Berliner   zu verstehen, ihre Interessen den Brauerei- protzen gegenüber wahrzunehmen. Sie erklärten sich in einer Versammlung mit den Arbeitern solidarisch und nahmen folgende unzweideutige Resolution an:Die heute am 5. Juni inStadt Wolfenbüttel  " tagende stark besuchte Versammlung der Flaschen- bier-Händler Braunschweigs erklärt sich mit den Brauerei- Arbeitern solidarisch und fordert von den Brauereien die Auf- Hebung der Aussperrung des Personals, widrigenfalls die Händler Braunschweigs sich auswärtigen Brauereien gegenüber kontraktlich verpflichten, ihre Biere von diesen zu beziehen." 9« * Die Parteigenosse» von Saargen, und haben beschlossen, vorläufig denOffendurger Volkssrennd" als ihr Partei-Organ zu betrachten und zu verbreite». Alle Zuschriften in Partei- Angelegenheiten sind lant Beschluß an den keinem der bestehen- ') Name für: Die Vereinigten Staaten. R. d. V. den Klubs angehörenden Vertrauensmann Genoffen L. E m m e l Saargemünd, Nikolausstraße 3, zu richten. ** 9 Bei den GewerbegerichtS-Wahle» in Gevelsberg  hat dort unsere Partei den ersten Sieg errungen. Außer der Arbeiterpartei konnte kein« andere geeignete Kandidaten finden. 9 « Die österreichische Sozialdemokratie. Gleichen Schritt mit der wirthschaftlichen Entwickelung in O e st e rr e i ch hat auch die dortige proletarische Bewegung gehalten. Die Wiener  Volks- tribüne" weist dies in einer ihrer letzten Nummern recht an- schaulich nach durch folgende übersichtliche Zahlen: Organi- Mitglieder Arbeiter- Parteitag von �ionen in denselben blätt« Hainseld 1888... 104 15 498 9 Wien   1891... 219 17160 26 Wien   1892... 331?? Wien   1894... 796 120530 62 Unter der RubrikArbeiterblätter" sind politische und ge- werkschaftliche zusammengefaßt, die Auflage dieser Blätter ist von 21 500 im Jahre 1883 aus 206 500 im Jahre 1394 gestiegen; die Stärke der Partei hat sich seit 1833 ver» sieben facht. Bon der politischen Regsamkeit der Partei gibt die Thatsache Zeugniß, daß sie im letzten Jahre, 1893, nicht weniger(im Gegentheil mehr, weil nicht alle bekannt wurden) als 5155 Volksversammlungen mit politischer Tagesordnung ab- gehalten hat. Auch die Thatsache, daß im letzten Jahre Ver- urtheilunge» von zusammen 27 Jahren 11 Monaten 8 Tagen und 1061 fl. 50 kr. Geldstrafe stattfanden, blos in der deutschen Organisation und ungezählt viele Tausende von Massen- abstrafungen von geringer Einzeldauer wegen§ 23, Streiks ist ein lebendiges Zeugniß für die starke politische Thätigkeit der Partei. 0 9 Polizeiliches, Gerichtliches ec. Der Reichstags- Abgeordnete Genosse H o f m a n n in Chemnitz   war vom dortigen Landgericht am 14. Oktober wegen Beleidigung zu 1 Monat Gefängniß ver- urtheilt worden. Die Beleidigung wurde darin gesunden, daß er auf einem sozialdemokratischen Volksfest dem Gendarmen Fritsche, der ihm mehrmals erklärte, daß das Singen verboten sei. zu- rief:Machen Sie keine Ruhestörung! Ich lasse mich in meinen bürgerlichen Rechten nicht beeinträchtigen!" Und serner darin, daß, als der Gendarm ihn anfaßte und sagte:Merken Sie sich Ihre Worte," er laut rief: Kinder, Ihr habt gesehen, daß er mich angerempelt hat!" In der Revision rügte der Angeklagte Verkennung deS Begriffs der Ehrverletzung. In den Urtheilsgründen sei weder objektiv noch subjektiv eine Beleidigung erwiesen. Das Reichsgericht war ebenfalls der Ansicht, daß die Absicht des Angeklagten, den Schutzmann zu beleidigen, im Urtheil überhaupt nicht festgestellt sei, auch die objektive Feststellung der Beleidung fei bedenklich. Es hob darum das Urtheil vom 14. Oktober aus und verwies die Sache an die Vorinstanz zurück. Anklagen wegen Beamtenbeleidigungen regnet es gegenwärtig förmlich herab und namentlich ist es natürlich die sozialdemokratische Presse, die damit bedacht wird. Gegen dieThüringer Tribüne" und zwar gegen den Redakteur Güldenberg wurde am 6. Juni vor der Erfurter  Strafkammer wiederum wegen zwei Beamtenbeleidigungen ver» handelt. Im ersten Falle sollte die Armendirektton beleidigt sein und im anderen Falle handelte es sich um den durch den Schaffnerprozeß bekannt gewordenen Berliner   Kriminal- komimffar Zillmann, von dem gesagt war, er habe versucht. die Schaffner zu bestechen. Wegen dieser Verbrechen* erhielt Güldenberg insgesammt 4»/- Monate Gefängniß. Die Nordd. Allg. Ztg.* plädirte dieser Tage für drakonische Strafen gegen alle Beamtenbeleidigungen. Der Gerichtshof scheint der gleichen Anschauung gehuldigt zu haben. Genosse S ch m i d, Redakteur derMünch. Post", wurde in zweiter Instanz zu drei Monaten Gefängniß vernrtheilt. Es handelte sich, wie immer, um einen Artikel, durch den sich irgend jemand beleidigt fühlte. Sächsisches." Das ehemals FriesenscheVaterland" hatte denchristlichen" Wunsch ausgesprochen, der verantwortliche Redakteur derSächsischen Arbeiter-Zeitnng", der die 600 Ver- schleißer des boykottirten Waldschlößchen-Bieres namhaft gemacht hatte, möge wegen dieser Strafthat mit einer sechshundertfachen Strafe belegt werden. Ein Korrespondent der /Frankfurter- Zeitung  " hat nun der letzteren seine Meinung mitgetheilt, die dahin ging, daß es undenkbar sei, daß ein sächsisches Gericht diese Auffassung theilen werde. Die Redaktion des genannten Blattes bemerkt aber dazu:In Sachsen   giebt e8 nichts Undenkbares in solchen Ding en." -_ Vertnisrsztes. Ueber Wien und Umgebung ging am Donnerstag, Morgen? vor 7 Uhr, ein Wolkenbruch mit Hagelschlag nieder. wie er, nach einem Bericht deSBerliner Tageblatt", feit Menschengedenken nicht beobachtet wurde. Die Hagelkörner er- reichten die Größe von Taubeneiern und zertrümmerten in allen Straßen auf der Wetterseite sämmtliche Fensterscheiben. Viele Häuser sehen aus wie nach einem Bombardement. Die Straßen sind mit Hagel breit bedeckt und bieten einen Wintcranblick. Viele Wohnungen sind von Wasser und Hagelmassen überschwemmt. Vögel wurden nach Tausenden actödtet. Zahlreiche Unglücksfälle sind zu beklagen. Auf dem Schwarzenbergplatze wurde ein Kutscher getödtel; in Simmering  scheuten die Pferde einer Artillerie-Abtheilung; zwei Personen wurden schwer, 13 Soldaten und ein Offizier leichter verwundet. In der Landes-Jrrenanstalt und im allgemeinen Krankenhause überfluthete der Hagel und die Waffermenge die Krankenzimmer, so daß unter den Kranken eine Panik ausbrach. Kranke, die sich nicht bewegen konnten, stießen Hilferufe ans; an vielen Kliniken mußten wegen der Ueberschwemmung die Vorlesungen eingestellt werden. Beim Exerziren wurde ein Hauptmann und ein Lieutenant schwer verivundet; im Prater ein Mann von einem stürzenden Baum erschlagen. Der Prater und der Stadtpark wurden vollständig verwüstet. Explosion. DieKölnische Zeitung  ' meldet aus Essen an der Ruhr, daß auf dem SchachteProsper" zwei Hauer durch Explosion einer Pulverkammer schwer verletzt wurden und spät« den Verletzungen erlagen. Außerdem wurde ein Hau« durch herabfallendes Gestein schwer verletzt. Die Cholera. Amtlich« Meldung zufolge kamen in den letzten vier Tagen in Warschau   20 Erkrankungen und 9 Todes- fälle an Ostotm-s. asiatica vor. Im Gouvernement Warschau  wurden 23 Erkrankungen und 12 Todesfälle konstatirt. Das Gouvernement ist amtlich für verseucht erklärt worden. Das Burea» Herold meldet vom Donnerstag Abend üb« die Katastrophe:Heute früh ging über Wien   ein furchtbares Hagelwetter nieder, welches von schrecklichen Folgen begleitet war. Mehrere Personen wurden getödtet, viele schwer verletzt. Das Ge» witter gestaltete sich zu einer förmlichen Katastrophe. Fast in allen Straßen der Stadt wurden die Bäume, die Anlagen und alle Gärten vollständig vernichtet. Unzählige Fensterscheiben wurden zer- trünrmert. Auf der Simmeringer Haide, wo die Artillerie- Regimenter Nr. 14 und 42 Uebungen abhielten, gingen die durch den niedersauseuden Hagel scheu gewordenen Pferde mit den Geschützen durch. Viele Artilleristen geriethen unter die Kanone» und wurden überfahren. Mehrere trugen schwere Verwundungen davon und mußten ins Garnisonhospital geschafft werden.