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Englifthe fit Die Engländer gehen nach Stockholm  . Auf einer Berliner   Versammlung hat Scherdemann den Weg zum Frieden mit der beschwerlichen Arbeit eines Glet- scherwanderers verglichen, der mühsam Stufe um Stufe in das Eis hacken muß. Der Beschluß der englischen   Arbeiter- Partei, an der Stockholmer   Konferenz teilzunehmen weit entfernt, uns sofort auf den Gipfel des Friedens zu führen, bedeutet eine neue wichtige Stufe zur Höhe. England war bisher dasjenige Land Europas  , in dem der imperialistische Siegss- und Eroberungswille, verkörpert in dem Diktator Lloyd George  , am ungebrochensten und un- angefochtensten herrschte. Nicht in einem Gemisch von Ver- zweiflung und Hysterie, wie die führenden Männer Frank- reichs, sondern in zäher ausdauernder Berechnung strebten die englischen Staatsmänner auf den Punkt zu, an dem sie einem zerschmetterton und gedemütigten Teutschland den Frieden würden diktieren und die englische Weltherrschaft unange» fochten aufrichten können. Hinter ihnen stand geschlossen das englische Bürgertum und ein großer Teil der Arbeiterschaft. Der englische   Ar- beiter, schon vor dem Kriege nur in lockerem Zusammenhang mit der Internationale lebend, und mehr auf gewerkfchaft- liche Interessenvertretung als eigene politische Zielsetzung be- dacht, ließ sich am leichtesten für imperialistische Pläne ein- fangen. Das Schreckgespenst vom preußischen Militarismus, den es aus der Welt zu treiben gelte, genügte als idealogischer Vorwand, daß englische Arbeiterführer wüste Zerschmette- rungsreden hielten, ja an der Spitze ihrer Gefolgschaft Pazi- fistenversammlungen stürmten und die erbittertsten Kämpfer gegen jeden Friedensfreund wurden. Wenn man sich dieser Exzesse der Stanton und Genossen erinnert, so muß man es als großen Fortschritt bezeichnen, als Zeichen der zunehmenden Klärung der Gemüter betrach- ten, wenn jetzt trotz oller gegenteiligen Hetzereien, trotz aller Verdächtigungen und imperialisti'chen Wühlereien die eng- lische Arbeiterpartei mit überraschend großer Mehrheit be- schloffen hat, überhaupt die Stockholmer   Konferenz zu be- schicken. Freilich ist dies unter vielen Wenns und Aber ge- fchehen, und die Rede Hendersons, mit der dieser die Teil- nähme an der Konferenz begründet, wirkt eher wie eine ver- legene Entschuldigung gegenüber der Regierung, denn als mutige» Bekenntnis zum Gedanken der internationalen Ver- ständigung. An sich fällt es schwer, in dieser Rede viel Er- mutigendes für einen günstigen Verlauf der Konferenz zu entdecken. �Man hätte ja auch schließlich, meint Henderson, die ganze Sache ablehnen können, aber damit würde man die russischen Bundesgenossen vor den Kopf gestoßen haben, und eine solche Brüskierung sei bei den unberechen- baren Strömungen, die in Rußland   herrschten, zu gefährlich. Im übrigen gehe man nicht nach Stockholm  , um über den Frieden zu verhandeln, sondern um darzulegen, w a r u m man den skrieg weiterführen müsse. Und schließ- lich habe man sich bedungen, daß die ganze Konferenz nur einen beratenden, keinen beschließenden Charakter tragen dürfe. Wenn die englischen Delegierten wirklich nur in ineser Gesinnung und mit diesen Absichten nach Stockholm   fahren wollen, so würde freilich eine solche Teilnahme nur wenig mehr bedeuten als ein Nichterscheinen. Aber noch wird man annehmen dürfen, daß Hendersons Rede hauptsächlich dazu angelegt war, um den noch zum Imperialismus hinneigen- den Elementen der Arbeiterpartei den Stockholmer   Gedanken überhaupt mundgerecht zu machen und eine Brücke zwischen der bisherigen und der künftigen Taktik zu schlagen. Wir vertrauen darauf, daß, wenn die englischen Dele- gierten erst einmal in Stockholm   angelangt sind, sich ihre Mission ganz von selber anders gestalten wird als Henderson sie ausgemalt hat. Die englischen Delegierten werden finden, daß es ein Ding der Unmöglichkeit ist, in Stockholm   die Fort- führung des Krieges zu predigen und nebenbei vielleicht den deutschen   Minderheitssozialisten nocki einiges Material gegen die deutsche   Regierung zustecken.(Was glaubt Henderson irbrigens zu wissen, was man in Deutschland   nicht wüßte?!) Eine einzige Diskussion mit den deutschen   Vertretern wird den englischen Delegierten zeigen, wie hinfällig und naiv ihr Standpunkt ist, in Englands Krieg den uneigennützigen Kampf um Recht und Freiheit, in Deutschland   dagegen die konzentrierte Macht Satans zu sehen. Eben das ist der Vor- den wir uns von der Aussprache und Zusammenkunft er» hoffen, daß solche in feindlicher Isolierung ausgesponnenen Theorien beim Zusammenprall mit den Gedanken der ande- ren Seite sofort zusammenstürzen und von ihren Verfechtern einfach preisgegeben werden müssen, wenn sie sich nicht von den neutralen Zuhörern dem- Vorwurf der Verranntheit und innerer Unaufrichtigkeit aussetzen wollen. Deshalb begrüßen wir es auf alle Fälle, wenn die eng- lische Arbeiterpartei an der Stockholmer   Konferenz teilnimmt. Und wenn dieser Schritt zehnmal mit der Beteuerung unter- nommen wird, daß er der einzige sei und bleiben werde: die Logik der Dinge wird auf den ersten den zweiten und jeden anderen folgen lassen wird. Daß der Beschluß ein Schritt vorwärts ist. beweist am besten das Wutgeheul der gelben englischen Presse, beweist der Umstand, daß Henderson ihm trotz allen Zuredens an die englischen Jnrpe- rialisten sein Ministerportefeuilles hat opfern müssen. Im nachstehenden geben wir den Bericht des Kongresies, der den entscheidenden Beschluß faßte. London  , 10. August. Die große Konferenz der Arbeiterpartei, die darüber entscheiden soll, ob die englischen Arbeitervertpeter an der sozialistischen   Konferenz in Stockholm   teilnehmen sollen, ist heute in London   zusammengetreten. Es waren fast 600 Vertreter anwesend. Die russischen Vertreter, die die Länder der Alliierten soeben besucht haben, waren ebenfalls erschienen. Arthur Henderson  , Romjah Macdonald, Danderoelde, Hodge und andere Parteiführer waren zugegen. Zunächst ergriff der Vorsitzende William P u r dy das Wort. Er erklärte, daß kein Jriode genüge, der nickt die vollkommene Befreiung vom aggressi. den Militarismus gewährleiste. Die Revolution möge eine zettlang den russischen Kameraden die großen Aufgaben des Krie- gcS verdunkelt haben, aber er sei sicher, daß sie ihre mühsam gewonnen« Freiheit nicht für die Schande einer Freiheit unter dem Fuss des preußischen Militarismus vertauschen wollten. Weder ihre russischen Freunde noch sie wünsch- ten einen Sonderfrieden, sondern als Alliierte müßten sie Schulter an Schulter stehen, vis ein gerechter Friede er-
beiterpartei. stritten sei. Die Einladung nach Stockholm   verdiene sorgfältig und ernsthaft erwogen zu werden. Die Versammlung beschloß, sich nach der Erklärung Hender- sons bis zum Nachmittag zu vertagen, um dann über folgende Eni- schließung abzustimmen: Die Einladung zur internationalen Kon- ferenz in Stockholm   soll unter der Bedingung angenommen werden, daß sie beratend, nicht bindend ist. Henderson erklärte u. a., er wünsch« eine vollständig« Dar- stelümg der Frage zu geben, da sich die Entschließung auf Nach- richten gründe, die er gegeben habe, und da seine Haltung in der Frage stark angegriffen worden sei. Man muß, fuhr er fort, sich vor Augen halten, daß sich die Lage in Rußland   ständig ändert. Wir können entweder die ganze Sache ablehnen, das wäre unter Berücksichtigung der öffentlichen Meinung Rußlands  das verhängnisvollste. Oder ich könnte den Russen mitteilen, daß ich bereit sei, der Arbeiterpartei zu roten, die Konferenz zu den russischen Bedingungen anzunehmen, aber ich habe keinen Zweifel darüber gelassen, daß ich das nicht tun würde. Oder endlich konnten wir vorschlagen, die Konferenz aus einer bindenden in «ine beratende umzuwandeln, und in diesem Fall bin ich be- reit vorzuschlagen, ein« solche Beratung möglich zu machen. Henderson sagte weiter, die Russen hätten entschieden«ine bindende Konserenz gewünscht, die den Zweck haben sollte, wirk- liche Friedensbedingungen zu besprechen. An einer solchen Kon- ferenz könnten britische Vertreter nicht teilnehmen. Sie könnten nur teiluehmen an einer Konferenz, in der sie klar darlegen könn- ten, warum sie die Fortführung des Krieges unterstützten und welche Ziel« sie hätten. Neber den Frieden könnten sie nicht verhandeln, denn die Sozialisten seien noch nicht die Völker und einzig die Re- gienungen der einzelnen Länder könnten über den Frieden ver- handeln. Weiter führte Henderson aus, er sei früher g«g« n eine intsr- nationale Konferenz gewesen, habe aber seine Ansicht besonders deswegen geändert, weil in Nußland die verwirrtesten Ansichten darüber herrschten, warum England den Krieg fortsetze. Die Ziele der englischen Arbeiterbewegung seien verdreht, und die Ver- drehungen seien durch die feindlichen Agenten ausgenutzt worden. Die Konferenz halte er für ein« gute Gelegenheit zu einer Klar- stell ung. Bei meinem Aufenthalt in Rußland  , fuhr Henderson fort, war die russische   Regierung sehr für eine Konferenz und deshalb war ich der Ansicht, daß es nicht ratsam und vielleicht gefährlich sei, wenn die russischen Vertreter nur mit feind- lichen und neutralen Vertretern zusammen- kämen. Freilich hat sich seither in Rußland   viel geändert, und ich glaube, daß dieneu«Regierung der Konferenzfrage etwas anders gegenübersteht als die alte. Es ist serner in Betracht zu ziehen, daß die amerikanische  Arbeitervereinigung und die belgischen Sozia- listen beschlossen haben, nicht an der Konferenz teil- zunehmen. Ihre Abwesenheit kann nicht ohne Einfluß sein, wie sehr sie auch enttäuschen mag. Auch 40 französische Sozialisten haben in der Kammer gegen die Teilnahme an der Konserenz unter den obwaltenden Bedingungen Einspruch erhoben. Henderson sprach dann die Meinung aus, daß eine beratende Konferenz viel Gutes schaffen könne. Er betrachte sie als eine Gelegenheit, der Minderheit der deutschen   Soziali st«n viele neu« Tatsachen zur Kenntnis zu bringen, die man dem deutschen   Volk absichtlich berborgen halte. Henderson bat seine Hörer, ihm zu glauben, daß weder er noch irgend jemand im Vollzugsausschuß von unwürdigen oder unpatriotischen Beweggründen beeinflußt werde, und schloß: Unsere Sache ist eine so stark« Sache, die Sache aller Alliierten, daß sie. wenn sie von verantwortlichen Abgeordneten der Arbeiterklasse vertreten würde, erheblich dazu beitragen würde, das deutsche   Volk davon zu überzeugen, daß das Verbrechen seiner Führer den Krieg verursacht hat und daß das Verbrechen seiner Führer jetzt seinen gerechten Abschluß verhindert. Bei der Wiederaufnahme der Sitzung am Nachmittag brachte Robinson, der Vertreter der Textilarbeiter, die erwähnte Eni- schließung ein. Ter Vertreter der Dockarbeiter Sexton bean- tragt««inen Zusatz, daß keinesfalls Vertreter an«irrer Konferenz teilnehmen sollten, auf der feindliche Vertreter anwesend seien. Minister Barnes unterstützt« diesen Zusatzantrag, der aber schließlich mit großer Mehrheit abgelehnt wurde. Ramsay Macdonald   wurde mit Unruhe empfangen. Er unterstützte die Entschließung und erklärte, dein« Regierung habe den Finanzleuten die Pässe zu ihrer Konferenz in der Schweiz   verweigert und keine Gewerkschaft habe ihnen- die Mög- lichkeit der Ueberfahrt genommen. Man solle Vergangenes begra- den und nach Stockholm   gehen, um zu beraten, seine Ansicht zu äußern und die der anderen Seite zu hören. Und dann solle man zurückkehren mit den Grundlagen für den Frieden in der Tasche. Man verlange von den Demokratien Europas   eine klar« Feststellung ihrer Ziel«. Robert, der Parlamentssekvetär des HandelsamtS, sprach gegen die Resolution, die indessen, wie gemeldet, mit 1846 000 gegen 550 000 Stimmen angenommen wurde. Ein harter Schlag für die Kriegshetzer. Sstmcrdam, 11. August.Harcdelsblird" meldet aus London  : Die groß« Mehrheit, die Henderson auf der Konferenz der Arbeiterpartei erhielt, war eine vollständige Ueber- r a s ch u n g. Die Bergarbeiter, die Arbeiter in der Maschinenindustrie und der B a u m w o l l i n d u st r i e nnd andere große Gruppen stimmten beinahe vollzählig für Heu- dersons Entschließung. Die Abstimmung deutet darauf hin, daß die Arbeiterführer und namentlich die, die dem Ministerium angehören, die Fühlung mit dem Volke verloren haben. Für die g e l b e(kriegshetzerische) Presse ist die Abstimmung ein harter Schlag. tzenüerson üemWoniert! London  , 11. Augusti(Rcutermeldung.) DiePall Mall Gazette  * erfährt, daß Henderson dem Premierminister leine Entlassung angeboten und dieser sie a n- genommen hat. London  , 11. August.(Reutermeldung.) Die Blätter beschäftigen sich in ihren Kommentaren über den Beschluß der Arbeitcrkonferenz, hauptsächlich mit Henderion und seiner Stellung im Kabinett. Der Teil der Presse, der vorige Woche vorhersagte, daß die Konferenz beschließen werde, keine Vertreter nach Stockholm  zu schicken, veröffentlicht jetzt die Nachricht, daß Henderson der Kon- ferenz oder den der Arbeiterpartei angehörenden Ministeril eine
Mitteilung vorenthalten habe, die er kurz vor Beginn der Konferenz erhalten habe und nach der die fetzige russische  Regierung der Konferenz in Stockholm   gleich- gültig gegenüberstehe. Henderson werde infolgedessen zurück- treten müssen. Die.Times* schreibt: Die Demission Hendersons wird heute erwartet. Die.Morning Post* erklärt: Wenn Henderson im Kabinett bleibt, werden wichtige unionistische Mitglieder de? Ministerium« ihre Entlassung nehmen. Sie werden dabei auf die Unierstützung vieler Liberaler rechnen können. »Daily News* schreibt, daß es gerade der Presscfeldzug der reaktionären Btätter gewesen sei, der die Arbeiterpartei zu dem Be- schluß, nach Stockholm   zu gehen, veranlaßt habe..Daily Chro- nicle* schreibt, das Ergebnis der Abstimmung werde die Unio- nisten zu einem erneuten Versuch veraiilassen, Henderson aus dem Kabinett zu verdrängen. Die Abstimmung habe aber bewiesen, daß Henderson außerordentlich kräftig von der Arbeiterpartei gestützt werde. L o n d o n, 11. August.  (Reuter.) Der Rücktritt Hender- sons wird amtlich bestätigt. « DerNieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London  : Neville Chamberlain   ist zurückgetreten« DemDaily Telegraph  " zufolge wird Geddes sein Amt über- nehmen._
Kongreß Üer Solschewicki. Bern  , 11. August. Eine Versammlung der maximalistischea Delegierten ganz Ruhlands, die in Petersburg   tagt, hat Lenin   und Sinowieff sowie mehrere ougenblicklich verhaftete Parteiführer zu Ehrenmitgliedern ernannt.
Duma unü Gegenrevolution. Eine Privatsitzung. S t o ck h o l m, 11. August.(Eig. Drahtber. d.Vorwärts".) Als Beweis für das Anwachsen reaktionärer Strömungen in Rußland   führt die Korrespondenz des bolschcwikischcnPramda" eine Privat sitzung der Duma an, die von Rodzianko  einberufen war. Die Sozialisteu hatten sich ihr ferngehalten und gegen sie Protest eingelegt, da die Duma keinen Rechts bestand mehr habe. Ju dieser Sitzung tauchte der seit Aus- bruch der Revolution unaufsiudbare Pogromhcld P u r i s ch- k e w i t s ch wieder auf. Er, der Kadett Manlenikoff und in milderer Form auch M i l j u k o f f forderten, die Regierung solle doch endlich mit dem Arbeiter- und Soldaten« rat Schluß machen und sich nur ans die Duma stützen. D i e beiden erste» Redner traten dafür ein, daß Großfürst Michael, der Bruder des Exzaren, de« Thron besteige» solle. Eine Versammlung Petersburger Offiziere hatte tags zuvor dasselbe gefordert. Das KadettenorganRjetsch" sagt in drohendem Ton, die Regiernngsproklamationen seien nichts als ein Echo auf die Aufrufe der Zimmerwalder. Das dürfe nicht so bleiben.
Der Krieg auf öen Meeren. B e r l i n, 10. August. Amtlich.(Tel.-Union.) Neue U-Boots- Erfolge im Atlantische» Ozean und in der Nordsee  . x2l Srutto-Regifter-Tonnen. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der italienische Dampfer Eclo 1679 Tonnen mit Kohlcnladung, ein bewaffneter großer Dampfer, der aus Sicherung herausgeschossen wurde, ferner ein Dampfer über 7000 Tonnen, der allem Anscheine nach Munition geladen hatte. Der Chef des Admiralstabes der Marine. * Berlin  , 11. August. Amtlich. Im Atlantischen Ozean und Aermelkanal   wurden durch unsere U-Boote neuerdings 23 000 Br.-R.-T. vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befanden sich-die bewaffneten englischen Dampfer Zermatt  (3767 T.) mit Kohlen und Stückgut, Purley mit 6500 Tonnen Kohlen von England nach Gibraltar   und ein unbekannter be- waffneter Dampfer: ferner ein englischer auslousender Dampfer und ein von vier Zerstörern gesicherter Dampfer. Der Chef des Admiralstabes der Marine.
Die Sozialdemokraten kommen! Verzweiflung auf Nippoglense. Herr v. Puttkamer-Nippoglense, Mitglied des Herren- Hauses, zurzeit Partenkirchen  (Oberbayern  ), entwirft in der Kreuz-Zeitung  " dieses Schreckensbild: Das R e i ck s t a g s w a b l r e ch t für Preußen: damit fällt das letzte Bollwerk gegen die Sozialdemokratie, das letzle konser- vaiivere Gegengewicht gegen dos radtkal-demokratische Uebergewicht des Reichstages, damit fäll: wohl auch das Herrenhaus, einst in slurmbewegter Zeit der seste Hort der Monarchie und des Vaterlandes, damit eröffnet sich für Preußen die wenig erfreuliche Aussicht auf eine Verdoppelung des wildbewegten Wahlkampfes. ... das Volk regiert, das Volk befiehlt, das Volk ernennt und entläßt Reichskanzler und Minister und die zu Reichsininistern beförderten Staatssekretäre, das Volk entscheidet über Krieg und Frieden. Kaiser, Fürsten  , Bundesrat sinken in daS Schattenreich, und wenn sie sich dem Volkswillen nicht beugen, droht die Revo- lution, das Schicksal des.Obersten Romanow". Herr v. Puttkamer-Nippoglense sieht trübe in die Zukunft. Und nur eins steht für ihn fest: Die Konservativen müssen das Versprechen der Einbrin- gung des Reichs tags Wahlrechts im preußischen Landtage als einen schweren Fehler aufs äußerste bekämpfen, was zugleich nicht ausschließt, daß sie an der Besserung des Wahl- rechts und unter Umständen der Zusammensetzung des Herren- haui'eS mir aufrichtigem Ernste mitarbeiten werden, wie dieS be- reits mehrfach in Anssichl gestellt worden ist. Die Logik der Herren aus Nippoglense und Umgegend ist einfach entzückend. Sie wollen doch, daß Wilhelm II.   in Deutschland   ebensowenig zu sagen haben soll, wie Oberst Romanow   in Nußland. An ihrer Absicht, die Erfüllung des königlichen Wahlrcchtsvcrsprechens zu verhindern, liegt ein Versuch, die Monarchie zu erschüttern, wie er stärker nicht gedacht werden kann. So widerspruchsvoll kann nur sein, wem der Schreck die Besinnung geraubt hat. Die Sozialdemokraten kommen! Nippoglense wird in Verteidigungszustand gesetzt.