Nr. 220. 54. Jahrs.
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Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.
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Montag, den 13. August 1917.
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Die Krife der Entente- Regierungen.
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pagne abgewiesen
Moldaufront
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Französische Vorstöße in der ChamFortschritte an der Mackensen dringt nördlich Focsani vor, 6650 Gefangene. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 12. August 1917.(. Z. B.)
Weftlicher Kriegsschauplatz. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht Nach den Angriffen des gestrigen Vormittags ließ in Flandern der Feuerkampf nach; erst gegen Abend steigerte er fich in breiten Abschnitten wieder und blieb nachts lebhaft.
Heute morgen brachen nach einstündigem Trommelfeuer an vielen Stellen der Front starke feindliche Erkundungsabteilungen vor; sie wurden überall zurückgeschlagen. Nördlich von Hollebeke festen die Engländer mehrere Regimenter zum Stoß an; auch sie hatten keinen Erfolg und mußten unter schwersten Verluften zurückweichen.
Bom La Baffée- Ranal bis auf das Südufer der Scarpe und nordwestlich von St. Quentin verstärkte sich zeitweilig die Feuertätigkeit, während der es mehrfach zu Vorfeldgefechten
fam.
VERD
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz. An der Aisne - Front, in der West- Champagne und auf beiden Maas - Ufern bekämpften sich die Artillerien lebhafter als in letzter Zeit.
Bei Cerny- en- Laonnois brachen am Abend zwei franzöftsche Angriffe verlustreich zusammen; am Cornillet wurden feindliche Handgranaten- Trupps vor den von uns gewonnenen Stellungen abgewiesen.
Heeresgruppe Herzog Albrecht.
Keine größeren Kampfhandlungen.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Front des Generalfeldmarschall8 Prinz Leopold von Bayern.
Keine wesentlichen Ereignisse.
Front des Generalobert Erzherzog Joseph Südlich des Trotuful- Tales erkämpften deutsche und öfter. reichisch- ungarische Divisionen die beherrschenden Höhenstellungen und das Dorf Grozesci.
Gegen unsere südlich des Ojtoz- Tales vordringenden Truppen führte der Feind frische Kräfte ins Feuer, die sich in oft wiederholten, erbitterten Gegenangriffen ohne jeden Erfolg verbluteten.
Heeresgruppe bes Generalfelbmarfalls von Mackensen.
Die Kämpfe nördlich von Focsani dauern an. Zwischen Sereth und der Bahn nach Adjujdul Nou griffen auch gestern Russen und Rumänen mit starken Kräften unsere Linien an. Kein Fußbreit Bodens ging uns verloren.
Westlich der Eisenbahn wurde der Feind durch kraftvollen Angriff deutscher Truppen nach Norden und Nordwesten zurüdgedrängt und erlitt bei erfolglofen Gegenstößen blutigste Verluste.
Seit dem 6. Auguft find auf diesem Kampffelbe über 130 Offiziere und mehr als 6650 Mann gefangen, 18 Geschüße und 61 Maschinengewehre erbeutet worden.
Bom Sereth bis zur Donau nahm die Feuertätigkeit erheblich zu; an der Buzaul- Mündung wurde ein russischer Angriff zurückgewiesen.
Mazedonische Front.
Die Lage ist unverändert.
Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. 12. August, abends.
In Flandern Artilleriefeuer wechselnder Heftigkeit. Im Often am Trotusul- Tal und nördlich der Sufita erflogreiche Angriffskämpfe.
Der österreichische Bericht. Wien , 12. Auguft. Amtlich wird verlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplatz.
Nordwestlich von Facsani warfen unsere Verbündeten die Russen und Rumänen weiter zurück. Alle Versuche der Gegner, diese Front durch Massenangriffe zu entlasten, scheiterten unter schweren Feindverlusten.
Im Ditoz- Gebiet griff füdlich von Grozesci der Feind gleichfalls mit starken Kräften an. Er vollführte stellenweise bis zu zwölf solcher Anstürme, die alle vor unseren Linien zusammenbrachen. Das Soproner Honved- Regiment Nr. 18 zeichnete sich besonders aus. Westlich von Ocna schreiten unsere Angriffe günstig vorwärts. Grozesci und Slanic wurden genommen. Unsere Truppen nähern sich dem Trotus- Tale. Nordöstlich von Wama in der Bukowina scheiterten mehrere ruffische Vorstöße gegen unsere Höhenstellungen.
Italienischer Kriegsschauplay.
Am Isonzo wurde die feindliche Luftaufklärung durch unsere Flieger erfolgreich bekämpft. Es wurden fünf italienische Flugzeuge abgeschossen, drei davon durch den Hauptmann Brumowsky.
Unverändert.
Der Chef des Generalstabes.
tomitee große Freude und gilt als bedeutende Sicherung für das Zustandekommen der Konferenz.
Lloyd George , Kerenski , Poincaré
Für die Politik Lloyd Georges ist das Ausscheiden des Arbeiterministers Henderson ein ein so schwerer Schlag, daß man daran zweifeln muß, ob sie ihn überstehen wird. Der englische Ministerpräsident hat in seinen Reden wiederholt die Ueberzeugung ausgesprochen, daß ohne die Arbeiter der Krieg nicht zu gewinnen sei. Wenn irgendeine Politik, so fann man die seine mit Recht als jozialimperialistsch" bezeichnen, weil sie klar darauf ausgeht, die Arbeiter von ihrer sozialen Interessiertheit am Siege des englischen Imperialismus zu überzeugen und zwischen ihnen und dem nationalistischen Bürgertum eine feste Brücke zu schlagen. Diese Brücke hieß aber: Henderson, und sie ist am 11. August mit überraschender Plößlichkeit zusammengebrochen, nachdem die Konferenz der Arbeiterpartei auf Hendersons Rat mit gewaltiger Mehrheit die Beteiligung an der Stockholmer Friedenstagung beschlossen hatte.
Man wirft Henderson vor, daß er den Beschluß zur Beteiligung durch absichtliches Verschweigen einer wichtigen Tatfache herbeigeführt habe. Und diese Tatsache ist allerdings so wichtig, daß sie, nachdem sie bekannt geworden ist, auch außerhalb Englands, in Rußland , schwere politischen Folgen zeitigen fann. Darüber meldet ein Londoner Telegramm via Amster dam vom 12. August:
In einer offiziellen Bekanntmachung werden die zwischen Lloyd George und Henderson gewechselten Briefe über den Rücktritt des letzteren mitgeteilt. Danach reichte Henderson am 11. Auguft seine Demission ein. In dieser offiziellen Mitteilung wird ausdrücklich erklärt, daß die Ansichten der neuen russischen Regierung über Stockholm so ziemlich das vollkommene Gegenteil derer der alten Regierung seien, und daß Henderson dieses nicht allein gewußt habe, sondern auch bei seinen Kollegen den Eindruc hinterlassen hatte, daß er seine eigenen Ansichten infolgedessen geändert habe; denn die Regierung, so sagt die Mitteilung weiter, hätte vorhersehen können, daß Henderson den Plan hatte, die Abgeordneten der Arbeiterpartei so zu unterrichten, wie er es getan. Dann würde die Regierung andere Mittel angewendet haben, um dafür zu sorgen, daß die Abgeordneten über die wirkliche Lage nicht ununterrichtet geblieben wären.
Henderson antwortete auf diese Bekanntmachung, in der er mehr als indirekt der Unehrlichkeit beschuldigt wird, mit einer Mitteilung, in der er das Publikum ersucht, sein Urteil vorläufig aufzuschieben, bis es die Tatsachen fenne. Er werde auf dem einzigen Plaze, der dafür geeignet sei, nämlich im Unterhause, sprechen.
Der„ Nieutve Rotterdamsche Courant" meldet aus London :„ Nach einer Lesung hatte Henderson seine Kollegen im Kabinett durch die Haltung überrascht, welche er auf der Konferenz einnahm, als sie ihm ein Telegramm aus Rußland mitteilten, das besagte, daß der Regierung Kerenskis die Stockholmer Konferenz gleichgültig sei." Der„ Evening Standard" berichtet, daß Rerensfi in dem Telegramm auseinanderseßte, daß, obschon man die russischen Abgeordneten nicht hindern werde, der Konferenz beizuwohnen, die russische Regierung in der Ronferenz doch nur ein Unternehmen einer fleinen Gruppe erblicke, und deren Beschlüsse seien für die russische Regierung in keiner Weise bindend. Der" Standard" fügt Die Franzosen für Volksabstimmung. hinzu, daß Henderson sich gegenüber seinen Kollegen definitiv verpflichtet hatte, die Haltung der russischen Regierung auf Stockholm , 12. August.( Eigener Drahtbericht Bern , 11. August. Wie" Temps" schreibt, fordern die franzö- dem Kongreß der Arbeiterpartei in London bekannt zu machen, des Vorwärts".) Hier wird der Rücktritt Hendersons fischen Sozialisten in ihrer Antwort auf den holländisch- standina und daß seine Kollegen überrascht gewesen seien, daß er dieses dahin gedeutet, daß die englische Regierung keine Soli- vischen Fragebogen eine Volfsabstimmung für Elsaß - Lothrin- nicht getan habe. Henderson stellt jedoch in Abrede, daß er darität mit seiner Tätigkeit auf der Konferenz übernehme. gen, Trentino - Triest , itauen, Finnland , Arme- eine solche Verpflichtung eingegangen wäre. Eine zweite, Weitergehende Schlüsse werden daraus nicht gezogen, insbe- nien, die Ukraine und die Balkanvölker. Die Forderung noch deutlichere Botschaft Kerensfis fam, fo fondere glaubt man nicht an eine Paßverweigerung wird von der Pariser Presse mit unverhohlener But besprochen. meldet man, zu spät, um noch auf dem Arbeiterfongreß verfür die beschlossene Delegation. " Temps" erklärt, daß die Ausdrücke und die Perfidie der Argumente lesen werden zu können. den abscheulichen Charakter des Entschlusses in nichts mildern, man könne aus den Beschlüssen sehen, wohin ein Parteifrieden, der in Stockholm von der Internationale vorbereitet werden solle, die Entente führen würde.
Hendersons Rücktritt und die Paßfrage.
Amerika verweigert die Pässe. New York , 12. August.„ Associated Pres" meldet aus Washington , daß die Regierung die Päise für die Stockholmer Konferenz verweigern werde. Das Staatsdepartement sebe eine Beteiligung an einer derartigen Besprechung auch weiterhin als unzeitgemäß an. Unzeitgemäß, das jagt die Regierung Wilsons, der angeblich dafür Krieg führt, daß der Krieg künftig durch Konferenzen ver
mieden werde!
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Die russischen Delegierten in Italien . Lugano , 12. August. ( T. U.) Mailänder Meldungen zufolge ist der Empfang der russischen Sowjetdelegierten sehr lauwarm ausgefallen, weil er unter der Leitung des„ Avanti" stattfand. Das triegsfreundliche Popolo d'Italia" hatte natürlich Störungen Die erste offizielle Delegation. beim Empfang vorgesehen. Die Russen hielten vom Baifon des Balazzo Marine Reden, die von den„ Avanti" leuten beflatscht Stockholm , 12. August.( Eig. Drahtbericht des Vor- wurden, während andere dagegen demonstrierten und Rufe Hoch märts".) Als erste offizielle Delegation meldete sich die der Krieg!" und" Hoch Italien!" ausstießen. Secolo" äußert sich armenische revolutionäre Föderation an. Die uner- boshaft. Die naiben Beifallsbezeuger glaubten anscheinend, es wartet große Mehrheit in der englischen Arbeiterpartei für handle fich um eine ententefreundliche Demonftration. Die Russen die Beteiligung an der Konferenz erregte beim Ronferenz- werden also damit als Nichtfreunde" gebrandmarkt,
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Das vereinigte Stockholmer Komitee, nämlich das holländisch- skandinavische und das des Arbeiter- und Soldatenrats, hegte begreiflicherweise den dringenden Wunsch, daß sich die englische Arbeiterpartei für die Beteiligung aussprechen möge und fah ihrem Beschluß mit der größten Spannung entgegen. Inzwischen liefen von Petersburg nach London Depeschen der russischen Regierung, die das gerade Gegenteil von dem bezweckten, was der Arbeiter- und Soldatenrat anstrebt. So wird mit einem Male der Konflikt zwischen dem Arbeiter und Soldatenrat und dem revolutionären Kabinett Kerenski zur Entscheidung reif.
Aber stehen mittlerweile die Dinge in England biel weniger fritisch? Der Beschluß der Arbeiterpartei bedeutet den Durchbruch einer Massenstimmung, die gegen die Politik der Regierung gerichtet ist. Darüber darf man sich nicht täuschen lassen durch den Versuch der Führer, aus der pazifistischen Not eine nationalistische Tugend zu machen. Nur