Die Entente
Sie Entente gegen Stockholm . London , 13. August. Unterhaue. Bonar Law er- ktärte, es sei mr Personen, die im vereinigten Königreich ihren Wohnsitz haben, gesetzlich nicht statthast, ohne Erlaubnis der Regierung mit seind- lichen Untertanen'«ine Konferenz abzuhal- t e n. Die Regierung habe beschlossen, die Erlaubnis zur Teilnahme an der Konferenz nicht zu erteilen. lBeifall.) Tie Vereinigten Staaten, Frankreich und Italien , mit denen die britische Regierung über den Gegenstand verhandelt habe, hätten dasselbe bc� schlössen. • Als H e n d e r s o n vor wenigen Tagen auf der Tagung der englischen Arbeiterpartei zuversichtlich erklärte, die Sache der Entente sei so gut, dah er die Deutschen in Stockholm schon davon überzeugen werde, dast nur die Verbrechen der deutschen Regierung die Beendigung des Krieges vcrhinder- ten,— da wußte er selber wohl nicht, wie bald ihn seine eigene Regierung kurz und bündig widerlegen werde. England-Amerika und nach ihrem Vorbild die übrigen westlichen Trabanten der Entente verweigern die Pässe nach Stockholm ! Für wen die Frage bisher wirklich noch unent- schieden sein mochte, welche von den kriegführenden Mächte- gruppen nach drei Kriegsjahrcn kriegslüstern sei, welche Mächtegruppe sich dem Frieden entgegenstemmte, w e l ch e den Krieg unter allen Umständen fortzusetzen entschlossen sei, dem muß jetzt der letzte Zweifel entschwinden. Mit ihrer brutalen Zerstörung des Einigungswerkes von Stockholm �abcn sich die westlichen Entcnteregierungen selber die Maske ihrer gleißnerischen� Redensarten abgerissen. Die angeblichen Länder der Freiheit und der Friedenslieb« verbieten idren sozalistischen Bürgern, für die Herbeiführung des Friedens und die Verständigung der Völker zu wirken, sie schämen sich nicht einmal dieses Verbots mit Rücksicht darauf, daß die �absolutistischen" Zentralmächte den Sozialisten ihrer Länder keinerlei Hindernis in den Weg legen. Die Paßverweigerung der westlichen Ententemächte be- weist zweierlei: erstens, daß in England-Amerika die Regie- rung noch heute fest entschlossen ist, den Krieg nur durch Deutschlands Niederlage zu beenden; und zweitens, daß die westliche Entente glaubt, der ruf- tischen Friedens st römung keine Rechnung mehr tragen zu brauchen. Vielleicht, daß sie nach den zungsten Niederlagen das russische Heer nicht mehr als aus- Ichlaggebenden Faktor ansteht, es auf alle Fälle als Aktiv- Posten in ihrer Kriegsrechnung auf Null abgeschrieben hat. Aber wahrscheinlicher ist, daß die Entente mit der jetzigen ,.�jH�berrschaft Kerenskis die ganze Psycho- logie Rußlands als geändert ansieht. Hat Lloyd George doch Henderson zum Vonvurf gemacht, er habe den englischen Ar- beitern verschwiegen, daß Kerenski auf die Stockholmer Kon- ferenz keinen Wert mehr lege. In der Tat. was Kerenski heute tut und treibt, ist ja nichts anderes, als weswegen der Kadett Miljukoff noch im Mai seinen Ministerposten hat niederlegen müssen.— Aber die Ententerechnung hat ein Loch: Kerenski ist nicht Rußland , und wer weiß, ob ihm nicht heute Aon das Schicksal Miljukoffs droht. Gerade die westliche Entente hilft es ,hm bereiten, denn die Sprengung der Stock- holmer Konferenz durch die Westmächte wird in Rußland Unzähligen die Augen darüber öffnen, wo das Hindernis für den baldigen Frieden ist. England, das sich sonst mit den Machten der Zukunft zu Verbünden pflegte, hat diesmal der größten Zukunftsmacht, dem internationalen So- z i a 1 1 s m u s brutal den Krieg erklärt. Eine russische , 9le.ri'"3'?ie dieses ruhig hinnähme, würde sich damit gleichralls offen als Feindin des Sozialismus er- klaren.
Kerenski und öie Stockholmer Konferenz. .. �iwsterdam, 13. August. Dem Korrespondenten des„Handelsblad" zufolge haben die heute in London weilen- den Abgeordneten des Rates der Arbeiter und Soldaten eine ausführliche Mitteilung veröffentlicht, in der sie erklärten, stich. P" verstehen, warum Kerenski gegen S t o ck ho l m s e l n s o l l t e. Erst vor einer Woche habe der Rat der Arbeiter und Soldaten ihm telegraphiert, daß er die Vorbereitungen für Stockholm beschleunigen müßte, da der Rat der Arbeiter und Soldaten dem Kabinett Kerenski nicht feindlich gesinnt sei, im Gegenteil dem Ministerium die größte Unterstützung leihe. Dieser Bericht und der Bericht des Lon- doner Korrespondenten des„Telegraaf ". wonach Lloyd George Henderson das Telegramm Kerenskis vorher absicht- lich zustellen ließ, würde die Vermutung bestätigen, die auch am Sonntag eine Reihe führender Arbeiterkreise äußern hör- ten, nämlich daß Lloyd George Hendersons Standpunkt kannte, und daß Kerenski unter Vorwissen Lloyd Georges das berüchtigte Telegramm ab- sandte, um noch in letzter Stunde Henderson zu bewegen, seinen Standpunkt bezüglich Stockholm zu ändern. Ter parlamentarische Mitarbeiter der„Times" schreibt, daß Hendersons Platz im Kabinett George Barnes an- geboten worden sei, der aber seinen Beschluß bisher nicht be- kannt zu geben wünschte, bis er sich mit seinen älteren Kol- legen beraten habe, ob er in ein Kriegskabinett eintreten wird. Das Gute lie�e sehr nahe. Für die Beilegung des Kon- fliktes gibt es zweierlei Möglichkeiten: entweder die G e- w e r k s ch a f t e n weigern sich nach wie vor. mit der Arbeiter- Partei und anderen sozialistischen Körperschaften zusammen- zuwirken. und gründen eine Arbeiterpartei der Gc- werkschaften oder die Regierung läßt durch a l l g c- m e r n e Wahlen die Nation entscheiden, ob diese mit dem Beschluß vom Freitag übereinstimme, und verschafft sich auf diese Weise die Ermächtigung, den Krieg bis zum siegreichen Ende mit aller Kraft fortzusetzen.
Die Seüingungen öer Franzosen. Vor dem Verbot. Paris , 12. August.(Havas.) Tie Vertreter der Sozia- listenpartei hielten Sonnabend nachmittag eine Versammlung ab. Nach einem langen Vortrag Brackes über den Frieden, wurde folgende Erklärung angenommen: Die französische Sozialistenpartei kommt nicht nach Stockholm , um dort einen Friedensvergleich zu suchen, der das Schicksal der Völker in der Schwebe und neuen Kriegen preisgegeben ließe.
igert die Pässe
Sie kommt dorthin, um auszusprechen, daß allein die Achtung vor dem Völkerrecht, Achtung vor Verträgen und die Verpflichtung in Zukunft allen möglichen Streitigkeiten den Richter spruch der Nationen zu unterwerfen, einen annehmbaren Frieden herbeiführen können. Sie kommt dorthin, um alle Sozialisten aufzu- fordern, die Regierungen, welche für die zu Beginn des Krieges be- gangenen Gewalttätigkeiten verantwortlich sind, zu verurteilen, und daß die Sozialisten, nachdem sie die Verurteilung ausgesprochen haben, gegen die Regier nngen auftreten, um den Kreg abzukürzen, indem sie Ehre und Leben der Völker schützen. Sic kommt dorthin, um zu fordern, daß die Regierungen, welche sich dessen noch weigern, verpflichtet werden, kundzugeben, ob sie zu Wiederherstellungen bereit sind, welche daS Völkerrecht in sich schließt und öffentlich zu erklären, ob sie beabsichtigen, sich immer mit der Kr'egskarte zu bewaffnen, um den Frieden herbeizuführen. Sie kommt dorthin, um zu fragen, ob die Sozialisten, welche darauf bestehen, ihre moralische und materielle Hilfe den schuldigen Regierungen zur Verfügung zu stellen, noch weiterhin Mit- gliedcr der Internationale bleiben können, und ob die Jnternapo- nale nicht diejenigen als die Ihrigen anerkennen wird, welche auf die Verantwortlichkeiten hinweisen und dadurch zeigen, daß sie entschlossen sind. Taten zu vollbringen, die der Internationale Kraft und Leben geben werden, zu gleicher Zeit, wo sie den Völkern den Weg zu einem wohltätigen Frieden weisen. Was die Bedingungen ihrer Teil- nähme an einer internationalen Konferenz anbetrifft, so erklärt die ftanzöstsche Sozialistenpartei, daß sie bereit ist, an jeder regel- recht zusammenberufenen Konferenz sich zu beteiligen, unter der Be- dingung, daß sie erfährt, wem sie dort begegnen soll, den Zweck der Versammlung und ob die Konferenz dort wirksam sein kann. Die Versammlung muß zusammenberufen werden in Ueberein- stimmung mit den Vertretern des VollzugsauSschusieS de» Internationalen Sozialistischen Bureaus. Sie soll Abgeordnete umfassen, die»n gültiger Weise bevollmächtigt sind durch die der Internationale regelrecht angegliederten Parteien und durch Körperschaften, welche da« Recht besitzen, auf den Internationalen Kongressen vertreten zu sein. Die Art und Weise, in der die Stimmen abgegeben werden, soll vorher festgelegt werden. Die Abgeordneten müssen mit gültigen Vollmachten versehen sein. Damit die Versammlung der Internationale nützliche Wir- kungen erzielen kann, ist es notwendig, daß vorher alle Abteilungen über folgenden Grundsatz sich äußern: Besitzt im Fall eines krie- gerischen Angriffes von feiten einer oder mehrerer Mächte das Proletariat des oder der angegriffenen Völker daS Recht auf Hilfe aller Proletariate aller kriegführenden Rationen oder nicht? Einer Hilfe, welche gemäß den Möglichkeiten und den gegebenen Umständen in jedem Lande gehen kann vom einfachen Einspruch bi« zur bewaffneten Intervention gegen die den Frieden störenden Mächte. Ohne dieses vorherige Uebereinkommen könnte irgendeine Versammlung nur ergebnislose Besprechungen herbeiführen oder, wa» schlimmer sein würde. Widerstände, die die bedrohte Einigkeit der Internationale noch mehr zu brechen drohten. « Auch durch diese weitgehende Anpassung an den Stand- Punkt ihrer Regierung haben sich die ftanzösischen Sozialisten vor der Sch mnch deS Reiseverbotes nicht retten können.
Keine Ruhe in Rußlanü. Neue Tätigkeit der Maximaliste«. DaS Diktatursystem Kerenskis scheint trotz aller Gewalt- maßregeln nicht im Stande zu sein, die von der Kriegsmüdig- keit deS Volkes gespeiste Gegenbewegung zu unterdrücken. Die Maximalisten tagen trotz aller gegen sie erlassenen Acht- und Bannerklärungen, Lenin und Zinowjew sollen sich nach wie vor in Rußland aufhalten und auch die Disziplinwidrigkeiten in der Armee hören allem Anschein nach nicht auf. Stockholm , 13, August. Wie„Stockholms Tidningen" auS Haparanda erfährt, wurde in Petersburg eine all- russische Versammlung von Vertretern der Maxi- m a I i st e n- und Jnternationalisten-Organi- s a t i o n e n eröffnet. Zum Ehrenvorsitzenden wurde unter anderen Lenin ernannt. Die Versammlung billigte die Haltung des Zentralkomitees und die Aufruhr- bewegung vom 16. und 17. Juli. Das Gerücht, daß Lenin und Zinowjew inS Ausland gereist seien, wird für unrichtig erklärt. Lern» 18. August. Der russische Mitarbeiter de»„Bund" meldet: Stussischen Blättern zufolge fand in Petersburg eine Kundgebung vierzigjähriger Soldaten statt, die sich weigern» an die Front zurückzukehren. Solche Kundgebungen spielten sich auch in Moskau und in einigen Gouvernements« und Kreis- städten ab. Laut„Birschewija Wjedomosti" nimmt die Gärung in Astrachan einen geradezu gefährlichen Charakter an. Die Soldaten weigern sich entschieden, an die Front zurückzukehren.
der Krieg auf öen Meeren. verlin» 12. August. Amtlich. I« Sperrgebiet u« England wurden durch uujcre U-Boote wiederum 21000 Sr.-Reg.-To. vernichtet. Unter den versenkten Schiffen befanden sich der bewaffnete eng- tische Dampfer Peninsula(1884 Tennen) mit Kohlen und Stückgut von England nach Lissabon , ferner ei» großer» durch vier Bewachung»- fahrzeuge gesicherter Dampfer. Der Chef des AdmiralfiabrS der Marine. * Hunger statt Heuer. Wien . 12. August. Der Kapitän deS im Mittelmeer versenkten griechischen Dampfers Varvara sagt« aus. datz er und seine Besatzung von den Engländern durch Hunger zu einer Fahrt vom PiräuS nach Liverpool gezwungen worden wären. Gesunkene Schiffe. Rotterdam » 13. August.„Maasbode" meldet: Der Segler French au» Neusimdland(181 Br.-To.)«st g c s u n k e n. Der englische Segler Owens(123 Br.-To.) ist gesunken. Der amerrka- nische Segler William Critchett(244 Br.-To.) ist g e st r a n d e t und gilt für verloren. Der französische Dampfer Tadicura (218 Br.-To.) ist gekentert und gesunken, der englische Segler Clara Hamilton ist gesunken. Der englische Dampfer Heatheote(2345 Br.-To.) ist mit einem anderen Dampfer zu- sammenge st otzen und g e s u n k e-n. Die peruanische Bark Algoa Bah(1162 Br.-To.) wurde brennend verlassen. Der französische Dainpfcr Diligcnt(2184 Br.-To.) ist m't einem anderen Dampfer z» s a m m c u z c st o ß c n und gesunken.
Der holländische Dampftrawler De Een wird vermißt. Der schwedische Schleppdampfer Vidar ist g e s u n Je n. Der eng lische Segler Jenny(301 Br.-To.), der norwegische Dampfer Fane(1119 Br.-To.) und der norwegische Dampfer Rundo (1850 Br.-To.) wurden versenkt.
der jüngste Luftangriff auf England. London , 12. August. Amtlich. Um 5 Uhr 15 Minuten nach- mittags wurde ein Geschwader von 20 feindlichen Flug- zeugen von Felixstow gemeldet. Sie streiften die Küste von Clacton entlang, wo sie sich teilten. Ein Teil flog auf Margate zu, wo Bomben abgeworfen wurden; die übrigen überflogen die Küste und warfen Bomben auf die Umgebung von Southend ab. Mel- düngen über Menschenverluste oder Sachschaden sind noch nicht eingegangen. Unsere Flugzeuge verfolgten den Feind auf See hinaus. London , 13. August. Die Luftangriffe verursachten in Southend beträchtlichen Sachschaden; eS wurden 40 Bomben abgeworfen. Nach den bisherigen Meldungen wurden acht Männer, neun Frauen und sechs Kinder getötet, etwa 50 Personen verwundet. Ferner wurden in Rochford zwei Männer verwundet. Vier Bomben wurden auf Margate abgeworfen; ein unbewohntes HauZ wurde zerstört; keine Verluste an Menschenleben.
Konservativ gegen �llüeutsch. Christus oder Wodan? In der„Süddeutschen Konservativen Korrespondenz" unternimmt eS Adam Röder, die alldeutsche Weltanschauung vom konservativ-christlichen Standpunkt aus zu bekämpfen. Röder sagt den Alldeutschen wütenden Haß gegen das „semitische" Christentum nach und belegt seine Auffassung mit zahlreichen Zitaten. Er kommt zu folgender Gesamtfest- stellung: Die alldeutsche Weltanschauung geht bewußt auf die AuS- merzung der christlichen Religion und der auS ihr abgeleiteten Ethik htnau«; eS soll eine deutsche Religion entstehen, die an den WodanSglauben unserer Altvordern anknüpst, der hin- wiederum durch die Ergebnisse der modernen Rassen- theorie und der Darwinschen EntwicklnngSlebun derart „geläutert" ist. daß ein mit schwungvollen Phrasen ein- gerahmter Atheismus übrig bleibt: daS deutsche Volk» al« die edelste und bevorzugteste aller Nassen, als die höchste Offenbarung deS Menschentums, ist fein eigener Gott geworden. Da« Christentum wird in Nietzscheichsm Sinne als der große Verweichlicher und Entnerver der Völker abgetan; groß ist nur. wer Macht hat und die Macht ausübt.... Sünde, Erlösung. Buße, das Größte und Tiefste, das menschliches Denken zu er- gründen sucht, existiert für diese Gesellschaft öder Renommisten nicht, die» im linken Auge das Monokel» in der rechten Hand den raffelnden Säbel» dir Welt heranSforbrrn, um ihr nach„alter Römerart" den teutschen Fuß auf den Nacken zu setzen. Ein Geraun geht um, daß auch in der Redaktion der „Deutschen Tageszeitung" seit dem Hinscheiden ihres Sonntags- Predigers. Dr. Oertel. der Sachsenschwur vergessen und heim- lich zu Wodan gebetet wird._ jürst Salm-horstmar als Prophet. Auf einer Dortmunder Flottenvereinstagung hat F ü r st Salm-Horstmar, bekannt als eines der Häupter der Adloniter-Verschwörung, in giftigen Worten gegen die Friedens- resolution des Reichstags gewettert und die Mitglieder der Mehrheit Landesverräter genannt. Um seinen Worten größeren Nachdruck zu verleihen, prophezeite er den nahen vollständigen Endsieg mit folgenden tönenden Worten(nach dem Bericht der alldeutschen„Berliner N. N."): Nur noch einige wenige Monat gilt eS auszuhallen und »nsere Feinde liegen vollständig zerschmettert am Boden. Als vor mehr als Vierteljahrsfrist Herr v. Heyda- brand— allerdings in vorsichtigerer Form als sein jetziger Nachfolger— einen Siegeswechsel auf zwei Monate ausstellte, erregte solche Terminsbestimmiing selbst den Widerspruch der„Deutschen Tageszeitung". Die folgen haben gezeigt, daß der sonst so kluge konservative ührer hier tatsächlich sich eine arge Blöße gegeben hat, denn die zwei Monate sind lange verstrichen, ohne daß die Heyde- brandsche Propbezeihung Wahrheit geworden ist. Dies Miß- geschick eines Klügeren hätte den Fürsten Salm-Horstmar schrecken sollen. Aber es war ein so schöner Schlußeffekt zu seiner Vernichtung der Reichstagsmehrheit, wenn er den Zer- schmetterungssieg in nahe Aussicht stellte. Und dann meinte wohl Fürst Salm-Hostmar naiverweise, aus solche Art den Siegeswillen der Zuhörer zu beleben. Ein verzweifelt gefähr- liches Mittel. Denn, Herr Salm-Hostmar, in„einigen wenigen Monaten", also etwa Mitte November, läuft Ihr Wechsel ab. Und womit bezahlen Sie dann die Enttäuschung, wenn Ihre Prophezeiung nicht eingetreten ist, womit die Schäden einer falschen Politik» die auf ihre Richtigkeit vertraute?! der Nachfolger daffermanns. In nationalliberalen Kreisen ist, wie der„Tag" berichtet, an- geregt worden, für den verstorbenen Abgeordneten Bassermann dem früheren Reichstagsabgeordneten H i e b e r- Stuttgart das er- ledigte Mandat anzuvertrauen. Die„Verl . Neuest. Nachr." fragen boshaft, welche nationalliberalen Kreise damit gemeint sein können. Der Wahlkreis Saarbrücken ist nämlich eine Domäne der Schwerindustrie, und diese wird alles daransetzen, einen Mann ihres Vertrauens als Nachfolger Bassermanns durchzusetzen.
Lette Nachrichten. Carso» und die Rheiolinre. Rotterdam , 13. August.„Nieuwe Rotterdamsche Cour am" schreibt: Trotz der Versicherung Bonar LawS im englischen Unter- Hause, daß Sir Edward Carson sehr genau gewußt habe, was er sagte, als er verlangte, daß d' e Deutschen sich hinter den Rhein zurückzie-hen sollten, bleibt Sardonyx in der Wochenschrift„New Statesman " dabei, daß Carson den Rhein für die Grenze Deutschlands gehalten habe. Sardonyx sagt: Nichts wiro mich davon überzeugen, datz dieser Mann, der 100 Pfund S t e r- ling in der Woche erhält, um England lächerlich zu machen, nicht eine ernste Gefahr für das Land ist. In Lord Milner emen Beschirmer der Interessen der britischen Denwkratie er- blicken zu müssen, ist schon eine arge Zumutung; aber Carson ge- währt ei» Schauspiel, bei dem einem direkt übel wird.