Unterhaltungsblatt ües vorwärts
Der Zrantfurter Dombranö. In der Rächt dom 14. zum IS. August 18S7 brach in Frank- furt a. M.«ine gefährlickie Feuersbrunst au«, der auch der alle stolze Dom zum Opfer fiel. Sin achtzigjähriger Franiiurter gibt von dieser denkwürdigen Nacht Erinnerungen in der.ffranksurter Zeitung' wieder, die besonders die damaligen LöschzustSiide beleuchten. Frankfurt Satte damal«— so schreibt er— noch kein« Beruf«- feuerwehr, die Stadt war in sechzehn Ouartiere eingeteilt. �iedeS Cuottiet halte ein« Spritze. Zum Löschdienst waren die Bürger der einzelnen Ouartiere verpflichtet, ferner gab»S noch die freiwillige Jugendfeuerwehr mit einer recht gut bedienten Spritze. Bei ausgekrochenem Feuer sammelten sich die be- treffenden Bürger der rinzelnen Ouartiere an ihren Spritzen- HLulern und zogen, wenn genügend Mannschaften beisammen waren. an langen Geilen ihr« Spritz» im Lausschrttl nach der Brandstelle. Di« heutige Wasserleitung existierte noch nicht, die vorhandene Wasserleitung war sehr schwach und nur an einzelnen Brunnen be- nutzbar. Da» Wasser zum Löschen wurde mit Fässern herbei- gefahren. Jeder Fubrhalter war verpflichte», ein sogenannte» Lade« satz immer gefüllt bereit zu halten und dem Löschdienste zuzuführen. Ferner waren die Schornsteinfeger verpflichtet herbeizukommen, um eventuell Hilfe zu leisten. Bei größeren Bränden kam auch der .Herr Aelierer Bürgermeister' gleich Oberbürgermeister, begleitet von seiner Ordonnanz, die sich mit einer roten Fahne neben ihm aufstellte, um für etwaige Fragen und Anordnungen seinen Stand- pitnkt zu kennzeichnen. Alarmiert wurde bei ausgebrochenen Bränden durch den Plarr- türmer mit drei rasch aufeinanderfolgenden Schlägen auf dt« Sturm- glocke, mit je einer Biertelminute Paule zu den nächsten Schlägen. Durch ein riesige« Sprachrohr rief der Türmer die bezügliche Strohe au«, ferner bezeichnete er die Richtung der Brandstelle durch Au»- stechen einer Fahne, rot bei Bränden innerhalb der Promenaden, weih auherhalb derselben. Bei Nacht traten Laternen in de» bezüg- lichen Farben an Stelle der Fahnen. Auf dt« Alarmierung vom Turme au» traten die Trommler und Hornisten der verschiedenen Quartiere in Tätigkeit und machten«inen gewaltigen Feuerlärm, worauf dann die Spritzen ausrückten: gleichzeitig eilten grohe Menschenmengen herbei, teil« um zu helfen, teil« au« Neugierde. So war e« auch in der obengenannten Nacht. Da« Feuer brach zuerst in einem Bierbrauerhause in der Fahrgasse au«, griff dann, vom Winde getrieben, auf den Dom über. Zunächst nur eine kleine Flamme, die sich riesig raich ver- gröhert«. Einige Spritzen wurden zur Hilfe beordert, die aber machtlos blieben, weil der Wasserstrahl der Spritzen nicht so hoch gelrieben werden konnte und die Schieserbedachung da» Beikommen an die Flammen unmöglich gemacht hätte. Eine Spritzenmannschast versuchte vom Dach der über dem Äreuzgang de» Dome« liegenden Domschule dem Feuer beizukommen, muhte aber den Versuch sehr bald aufgeben. Die Flammen verbreiteten sich mit rasender Be- schwindigreit immer noch innerhalb der Dache«, förmlich heulend führen sie in dem rngen Räume zwischen Bebälk und Kirchen- gewölbe hin: unter den Schiefersteinen ouoll dicker schwarzer Qualm herau«. Da» Domdach war, da jede Löschhilfe unmöglich war, verloren. Der alte Frankfurter erzählt weiter: Die Flammen hatten nach außen Lust bekommen und schlugen haushoch in die Höhe. Hier- durch entwickelt« sich eine furchtbare Hitze, so dah im nächsten Augen- blick der Domplatz von allen geräumt wurde. Bleich, eilig stieg ein ungeheurer Funkenregen in die Höhe, der sich wie ein riesiger Ko- metenschweit nach dem Innern der Stadt hinzog. Da er die Rich- umg nach meinem Haus« nahm, hielt ich e« sür.nattvendig, heim- zueilen. Er bewahrt im Funkenregen da» eigen« Hau« vor Flugfeuer. da» an neun Stellen der Stadt sich fortzusetzen droht, und fährt dann fort: Endlich hört« der Funkenregen auf. Mit einigen Brandflecken an Rock und Mütze war ich davongekommen. Bon meinem Dache au» konnte ich den Dombrand vollständig übersehen: e« war«in schauerlicher Anblick. Da« ganz« Domdach stand in hellen Flammen. und mittlerweile war die Flamme auch in den Turm gedrungen. ihn in eine Blutsäule verwandelnd. Mit dumpfem Tone stürzten »>» Blocken von den brennenden Blockenstühlen ab. E» war gegen 6 Uhr. Ich etlte wieder nach der Brandstelle. Begen« Uhr drang da« Feuer in die in der Kuppel befindliche Wohnung de« Pfarrtürmer» a-S-g-W».'-J.iL........ i.'iwi,..'......—__■» 28] /Inder* hjaemfteö. Bon Jakob Knudsen . ÄlS Erik Skindtoft und Ander» zu Abend gegesien hatten. ging Ander» ein we»iig auf dem Hofe umher, um sein Besitztum zu besehen. Erik hatte keine Zeit mitzukommen. Die Tonne war im Begriff unterzugehen, sie stand ein paar Fingerbreit von dem nordwestlichen Horizont entfernt. gerade zwischen Halderne und Forland auf der Nordseite. Genau nach derselben Seite, wo der Tanghof liegen mußte. An dem roten Abendhtmmel zeichnete der Wald auf den Halden seinen gezackten Rand ab. Der Fjord war ganz spiegelblank, und da» Singen der Frösche war zusammenhängend. und ohne Ende. Da» «schreien und Pfeifen der Strandvögel klang dagegsnd ver- etnzelt mit ziemlich langen Zivischenräumen. Äe waren wohl im Begriff, aufzuhören fsir heute Abend, vielleicht für diese» Jahr. Er ginsj auch drüben auf die Südseite des Hofe» und sah über die Wiesen nach Stavn zu hin. Alles da» da drinnen lag im Schatten, und die dunkeln Anhöhen, die darpm lagen, sähen so drohend au». Gleich hinter diesen Höhen lag Harreby, wie er von Erik Sktndtost erfahren hatte, da wohnt« der Hardeöadjuntt. Der war geivih mit dem Proprietär auf Stavtt eng verbunden. Sie hatteit zusammen nach Hause fahren wollen!-- Der König im Kirchspiel I— Ja. An der» wollte nun doch fein Untertan nicht sein.— Da» war ja ge- witz blotz Gaunerei, wenn Faurholt ihn so nach Stavn hin- übergebeten hatte. Aber darum könnte e« doih sehr unterhaltend sein, einmal hinüberzugehen. ES waren ja auch wohl Söhne da.— Er wandte sich Nach Osten und sah. wie das Dampfschiff .Fylla' sich den Fjord hinaufarbeitete, man hörte die Schraube so deulich in dem stillen Abend. Dann schweifte sein Blick Wieder über die Wiesen einwärts und verweilte bei einer Partie nicht sehr weit vom Bjerrehof. Ivo sich eine Anzahl von Torflöchern befand; es sah überhaupt moorartig aus.— Soweit er sich erinnerte, hatte Erik Skindtoft gesagt, als er und setn Vater zuletzt hier drüben waren, datz dieser Teil der Wiesen gemeinsame» Eigentum wäre: datz ganz Horreby hier weidete und Torf grübe, seder nach Bedarf. Desto mehr wunderte eS ihn, datz jetzt oort«in Mann mit einem Gespann Pferde i ging und eagte, und datz ein bedeutende» Stück wie eS schien, von diesem Areal— umgepflügt war.' Als er in die Wohnstube kam. ging Erik Skindtoft drinnen in seinen Unterhosen umher; er war dabei, sich in dem großen
Schecker. Wohl in Verkeunung der Befahr war sein Gehilfe oben geblieben, ebenso ein junger Mechaniker, der kurz vor dem Brande eine Teiegraphenlciluug auf den Turm angelegt halte, und den die Neugierde in dieser Nacht hinaufgesührt hatte. Der Abstieg war ihnen abgeschililteu, und beide kamen elendig um. Äegeu 10 Uhr waren die Flammen vom Kirchendache und Turme ziemlich ausgebrannt; die an da» Kirchengrund- stück angebaute Häuserreihe der engen Höllgasse war durch Brand in Mitleidenschaft gezogen. Mit dem Ersticken der Flammen war eine Ausdehnung de» Feuers auf die Nachbarschaft nicht mehr zu befürchten. Da» Inner« der Kirche hatte nicht so stark gelitten. Der Anblick der gesamten Brandstätle war schauerlich. Infolge de» Brande » wurde die städtische Brandkasse bankrott, alle Bersicherten mußten 2 Prozent der Versicherung»- summe nachbezahlen. Ueber zehn Jahre wurde an der Wiederher- stellung de» Dome» gearbeitet; ein neiic», herrliche« Bebäude wurde beschafft. _
Neue Ergebnisse der Mammutforschung. Durch Ergänzung der älteren Mammutiorschung durch die neuesten Forschungsergebnisse stellt jetzt Dr. Sokolowskh vom Zoologischen Garten in Hamburg in der.Umschau' ei» eindruck>5« volle» Bild der Gestalt und Lebensweise de» Tiszeiielefauten zu- sainmen. Während die ältere Forschung sich in der Hauptsache mit den Knochenfundeu begnügte, stützt sich die jüngere Wissenschast auf die nicht minder wichtigen Dolumeni«. die un» der prähistorische Mensch, der ja ein Zeitgenosse de» Diluvialelefante» war. i» Bestall von Schnitzereien und Zeichnungen auf Knochen hinterlassen. Erst diese bildlichen Darstellungen einer zwar primitiven, aber durchaus naturgetreuen Kunst haben durch Ergänzung der aufgesundeneu Mammutknochenüberreste der Wissenschast die Möglichkeit gegeben, nicht nur über da» Aussehen de« ausgestorbenen Tiere«, sondern a uch Uber seine Lebensgewohnheiten Klarheit zu gewinnen. Abgesehen von der ganz allgemeinen Bedeutung dieser Forschungen sind wir hieran im besonderen auch darum interessiert, weil da» Mammut in der TiSzeit auch auf dem Boden de« heutige» Deutschland hei- misch war. Heute weiß man. daß in der EiSzelt auch durch unser Mittel- deutschland ganze Elefantenberden zogen. Die vielfack erörterte Frag« der Behaarung de« Mammut wurde durch Dr. Otto Herz, der vor einigen Jahren die von der Kaiserlichen Akademie der Wissen- schaften in St. Petersburg au die Kolyma-Beresoivsta auSgesandle Expedition leitete, zuiit große» Teile gelöst. Durch Ausfindung eines bei Lebzeiten abgestürzte» und dadurch verendeten Mammut» in seiner natürlichen Lage waren besonders günstige ForschungSmöglichkeiten gegeben. In de» Bertlbt über die Behaarung Vieh eS:.Brohe Büschel Haare, die bei der Unierlippe in der ge- frorenen Erde steckten und Behaarung vom Kinn und der Brust find, messen abgebrochen bis 30 Zeitiimeier. Ich schätze die atgeoroche- nen Spitzen nach der Stärke der Bruchstellen noch auf ein Drittel dieser Länge, so datz die ganzen Haare gegen öd Zentimeter lang gewesen sein müssen. Die Steifhaare, die in der Erde unmittelbar hinter der Unterlippe stecken, sind ganz schwarz, zu den Vordersützen zu werden sie ohne Farbenabstufung aschblond.' Da» Mammut ist nach dem heutige» Stand der Wissenschaft elst in der jüngeren Eiszeit häufig geworden und von Sibirien au», wie sein stetiger Begleiter, da« diluvische NaShorn, nach Westeuropa ein- gewandert. Hierdurch wird auch die tmmer wieder betonte Be« baarung erklärt, denn da das vortveliliche Mammut während der Eiszeit lange in den meisten Teile» Europa » verbreitet war, mutzte. eS auch die Beränderungeu de« KlimaS und de« PflanzenwuchseS bis in die jüngere Eiszeit hineiu mitmachen und sich dementsprechend anpassen. Den Veränderungen eutsprecheud setzte eS auch sein Wärme- bedürsnt« jeweils herab und' schafft« sich«inin Haarpelz an, um anderer- seit« bei setner südlichen Verbreitung die umgekehrten AupassungSphasen durchzumache». Auf diese Weise erscheint auch die bi» vor kurzem noch merkwürdige Verschiedenheit erklärt, welche die Schilderungeu der einzelnen Forscher von einander trennte. Sicherlich gab eS Mammut- vartetäien, und der Unterschied der verschiedenen„Rasseil' des Mammut lag wohl hauptsächlich in Größe, Art der Behaarung, feinerem Bau des Schädel«, der Ohrbildung und besonder« in der Ausbildung und Form der Stoßzähne. Ihre häufigste Form, die Krümmung nach unten und innen erklärt sich praktisch daraus, dutz da» Mammut dadurch in die Lage gesetzt war. in» Schnee die Nahrung blotzzulege». In da» Stadium absoluter Gewihheit wurden aber, wie eingangs erwähnt, die Ergebnisse der Mammut- forschung erst durch die Bergleiche mit den bildlichen Dar-
Alkovenbett, da» in der Stube stand, zur Ruhe zu legen. Es war halb neun Uhr, so daß es noch ganz hell war. Anders wollte sich zurückziehen, doch Erik sagte zuvor- kommend, datz er gut bleiben könne, bi» er zu Bett sei. Da sei noch ein Knopf, den er erst annähen müsse.— Ob Ander» ihn noch etwa» fragen wolle? Ja, er wolle denn doch erfahren, ob da» nicht auf dem gemeinsamen Moorgrund sei, wo jener Mann mit der Egge gehe, hier unterhalb des Hofe». Und wer denn der Maun fei, denn das könne doch Wahl nicht seine Richtigkeit haben. „Nein, das kannst Du gern sagen", erwiderte Erik Skind- tost und setzte eine zugleich listige und grimmige Miene auf. «Aber das ist ja auch der Mann von Stavn. Er läßt das Moor für sich umpflügen.— und jetzt ist da niemand mehr, der sich dem widersetzt." „Ja, hat er denn schon ein Verjährungsrecht darauf?" fragte Ander«, dessen Stimme zu seiner eigenen Verwunderung wie von Zorn bebend klang. „Nein, den Kuckuck hat er da», nein!" sagte Erik, der jetzt auf der Bettkante saß und wegen seiner Leibesschwere die langen Wollstrümpfe nur schwer herunterbekam.„Nein.— bi» vor vier Jahren Hab ich ihn jedes Jahr, wo ich konnte, gehindekt. Ich habe ein paar Tage im Sommer meine Rinder in sein Korn gesetzt und habe Torf gegraben mitten in dem, was er gepflügt hatte,— und er hat sich Nicht getraut, etwas zu sagen; er wußte ja recht gut, datz er kein Recht hatte— o. er ist so klug, wie ein Mensch sein kann!— Aber jedes Jahr hat er gleichwohl gepflügt und gesät— und hat ja auch etwa» Korn aus dem Moor nach Hause eingebracht, aber da» Eigentumsrecht hat er meiner Seel nicht erhalten können, denn er wagte eS ja nicht, mich an meinem Verfahren zu hindern,— so hat An- walt Hansen in Fjorbi) zu mir gesagt: Setzen Sie Ihr Verfahren nur fort, Skindtoft, dann bekommt Proprietär Faurholt niemals ein Recht auf den Boden!" Erik Skindtoft hatte jetzt beide Strümpfe herunter und saß da und betrachtete sie, indem er still lachte:„Du kannst mir glauben, ich Hab ihm jeden Sommer gehörig zugesetzt,— aber er wagte nie, etwas dazu zu sagen, er lächelte und war jederzeit gleich freundlich, ivenn wir uns trafen." „Ja. aber was jetzt?" entfuhr e» Anders. „Ja. jetzt tn den letzten Jahren ist e» ja fo sehr rückwärt» mit mir gegangen, und er hat doch auch etwas ge- Holsen,— nein, da konnte ich ihm nicht länger solche Streiche spielen:, jetzt lasse ich ihn pflügen und die andern tun es auch. Sie haben ja allesamt Furcht vor ihm." „Aber der Boden ist also noch nicht sein Eigentum?•
stellungen des prähistorischen Menschen aerückt. Heute weiß man, dah eS sich dabei wirklich um echte liinstlerische Produkte des prähistorischen Menschen handelle, die sür die Mammut- forschung so bedeutend wurden, weil die finurale Kunst de» paläo- liihischen Jäger« eine echt„phissio-plastische" Kunst war. Eine natur- wahre Kunst also, die nur das wirllichs Objekt selbst oder aber sein unmittelbares Erinnerungsbild, doch niemals Refleklion und lieber- legung darüber hinaus zum Ausdruck brachte. Der letzte im Krieg»- jähre 1915 gemachte Fund auf der russischen Insel Liabow Hai durch Vergleich ucuerdiiigS bewiesen, datz die Darstellungen de» prä- historischen Menschen regelrechte UrkundSn sür die Wissciischast vom „EiSelefanten' bedeuten.
ver»ändernde Zahn. Datz der baldige Ersatz verloren gegangener Zähne durch lünst- liche keineswegs blotz aus SchöttheilSgründeir uncnlätzlich ist, erliärl sich au« einer den Zähnen anhaflenden Merkwürdigkeit, die Dr. Fabian in der Zeilschrist„Ueber Land und Meer' erläutert. Während näm- lich die Stellung der Zähne bei lückenloser Zahnreihc und demnach gleichmäßig vcricillen Druckvcrhälinisscu im Munde gewöhnlich un- verändert bleibt, macht sich bei Störung de? Gieichgeivichl» an irgend einer Stelle da» sogenannte„Wandern der Zähne" bemerkbar. Beim Verlust eines Zahnes zeigt fast stets der benachbarte Jahn da« Be- streben, die emstaiideiie Lücke auszufüllen. Wenn dabei die Haupt- bewegung sich am Kronenteil de« Zahnes vollzieht, gerät der Nach- barzahn dadurch in eine gekippte Stellung, indem er sich ilber die Lücke neigt. Das Fehlen mehrerer Zähne kann sogar nicht bloß die Nachbarn, sondern die ganze Zahnreihe zum.Wandern' ver- anlasse». Die Zähne machen dabei ganze oder halbe Drehungen um sich selbst und wachsen dabei nicht selten au« dem Kiefernsach herau». Da» ganze Wandern erklärt sich darau». datz die Natur bei vorhandene» Lücken nach Möglichkeit genügend Reibeflächen zum Kauen wieder herzustellen sucht. Der ganze Vorgang vollzieht sich zwar äutzerst langsam, aber dauernd und kann zur Verunstaliung de» Ktesernboaen« führen, die sich schließlich sogar äußerlich am Be- sichtSausdruck bemerkbar macht.
die telephonische Nede. Eine bemerkenswerte Episode, die die„Modernität' de« Leben» i» den Vereinigten Staaten erkennen läßt, erzählen die.Annale»'. Präsident Wilson hatte vor einigen Monaten den Mitglieder» der Handelskammer von Nochrster. die ein Festmahl veranstalten wollten, die Festrede versprochen. Im letzten Augenblick aber erkannte der Präsident, datz e» ihm nicht möglich sein würde, sein Versprechen zu hallen, da wichtige Geschäfte ihn in Washington zurückhielte». Da er jedoch da» einmal gegebene Wort nicht zurücknehmen wollte, be- slblotz er, also zu verfahren: Rochester liegt im Staate New Dork. 299 Meilen von der Bundeshauptstadt entfernt. Wilsoir benutzte nim eine sehr kunstvoll hergestellte telephouische Verbindung, um, ganz wie es verabredet war, zur Stunde der Trinlsgrüche zu den Freunden zu sprechen. Jeder der Gäste hatte neben leinem Gedeck einen Hörer eine» telephonischen Apparate». Al« da» Klingelzeichen eriöilte, legten alle die Hörer an» Ohr und gaben sich nun fast eine Stunde lang dem Genüsse der Rede de» Prüstdenleii hin.
Notizen. — Theaterchronik. Im Tbeater in der Könlggrätzer Strotze ist da» Tanz-Gastspiel um 14 Tage verlängert worden. — Sine altgriechische Villa wurde bei Ausgrabungen in.Eup atoria iKrim). da« eine Art. zweites Pompeji zu werden verspricht, tu vorzüglich erhaltenem Zustande zutage gefordert. Aua, eine gewaltige Menge von. antike» Vasen und Münzen aus. dem dritten und vierten vorchristlichen Jahrhundert wurden dabei ge- sunden. — Tierische Schrapnells. Wir pflegen die festgewurzelt am Meeresboden sitzenden Polypen, da sie bei einen, Angriff niä>: sorllaufen können, al« hilf- und wehrlos anzusehen. Diese Annahme jedoch ist durchaus irrig, besitzen doch diese Tiere in dem auS ihren Fangarmen austretende» Bist eine mächtige Waffe. Diese» Gist wird durch besonder» abgeschnellt« Kapsel» in den Körper dt» fremden Tiere» hineinbefördert und übt eine lähinende Wirkung an». Es handelt sich nach dem„Prometheus' un, eine Art Schrapnellwirkung, die hier beim Polypen schon vor urdenl- lichen Zeiten üblich war, als noch der Mensch nicht aus der Erde lebt«. Auch auf Menschen kann das Polypengtft lähmend wirken.
„Nein, nein, das ist er nicht.— Na. gute Nacht, Anders. — jetzt werd' ich schlafen. Du kannst Dich ja wohl selber zur Gästekammer hinausfinden." * O Am 15. Juni wurde Markt in Stigum gehalten, ewe halbe Melle südlich von Stavn. Ander» und seine Schwester Kirstine, die jetzt al» Hau»- hälterin für ihren Bruder nach dem Bjerrehof hinübergezogen war, kamen den Hohlweg entlang gefahren, der über die Hetdekrauthügel hinter Stavn zum Markte führt. Anders hatte keinen Besuch dort auf dem Hof ge- macht. Er hatte gedacht, eS solle geschehen, wenn seine Schwester zu ihn» gekommen sei; aber jetzt war er seit mehr als einem Monat auf dem Bjerrehof.— Er war da- gegen mehrmals sehr nahe daran gewesen, an Proprietär Faurholt eine schriftliche Kriegserklärung au» Anlaß der Moorbepflügung zu senden,— denn die wollte er nicht dulden I— Zunächst hatte er eS aufgegeben, mit dem Knecht zu reden, der da unten Pflügte, weil eS ihn besser dünkte, zu schreiben. Aber nun war er auch nicht zum Schreiben ge- kommen, und das war ivohl dieses Besuchs wegen,— obwohl. was wollte er dort denn besuchen?— Er konnte doch nicht gut zu einem freundschaftlichen Besuch kommen und dann an- fangen, sich bei derselben Gelegenheit mit dem Proprietär ivegen des Pflügens zu zanken.— Er wurde nicht bloß zornig, wenn er jetzt an diese ganze Sache dachte, sondern auch mit sich selber unzufrieden und unwohl im Kopfe, weil seine Ge- danken in die Runde liefen: eS war kein Sinn darin,— er wollte und wollte wieder nicht.-- All daS fiel ihm ein, jetzt, als sie an Stavn vorbei- fuhren. Und es quälte ihn während der ganzen Fahrt den Berg hinan.-- Ungewöhnlich plötzlich und weit aus- gedehnt tauchte das Land jenseits des Hügelkammes auf,— und mitten in dieser neuen Landschaft, nuf einer Heide- fläche mit den grünen Hängen nach einem kleineren Wiesen- zug hinab,— mitten darin lag daS Zeltdorf des Stigumcr Marktes. „O. wie prächtig da» aussieht," sagte Kirstine, die sonst stumm dagesessen hatte, seit sie vom Bjerrehof abgc- fahren waren. Ander» antwortete nicht— doch der Anblick der weißen Stadt, die gerade an diesem kalten, klaren Junitag tn der Sonne lag, zerstreute den Schmerz in seiner Stirn drinnen, und ein Strom von hellen, lustigen, seinen Gedanken über- rieselte seinen Sinn.— Denn da»>var ja ganz der Anblick, den auch der Markt daheim bieten konnte, den er als Kind Jahr für Jahr besucht hatte..(Forts, folgt.)