Nr. 22334.Jahrgang
Groß- Berlin
Beilage des Vorwärts
Donnerstag, 16. August 1917
Wo die Butter hinkommt.
Die Charlottenburger Gaswerke stehen auf dem Standpunkt, daß die Einschränkungsverordnung sehr milde und unter besonderer Berücksichtigung des vorjährigen Verbrauchs geschaffen worden ist. So geht durch einen großen Teil der deutschen Presse eine Notiz, nach Wolffs Telegraphen- Bureau teilt mit: Unter dieser Ueberschrift sei die Unterscheidung bei den 5 Flammengasmessern und gewöhn- welcher durch die Schuld der Zentral- Einkaufsgesellschaft bei einer lichen Gasmesser auf Grund des Verbrauchsunterschiedes der beiden Gasmesserarten im Vorjahre getroffen worden. Tatsächlich sei im Molkereigenossenschaft in der Nähe von Elbing Hunderte von Zentnern Butter verdorben seien, so daß diese Menge schließlich an SeifenVorjahre bei einer gleich großen Konsumentenzahl von Gasauto- fabriken abgegeben werden mußte. Von einem Mitgliede des Aufsichtsrates der städtischen Gas- maten und Gasmesser in Charlottenburg je 30 000 Abnehmer Die Zentral- Einkaufsgesellschaft teilt dazu mit, daß sie in dem und Elektrizitätswerke zu Berlin wird uns über die Einschrän- die Verbrauchssumme der 30 000 Gasautomaten geringer gewesen fraglichen Falle völlig unbeteiligt ist, wei I sie mit der Bewirtschaftung fung des Gasverbrauches und über die Mängel der als die der anderen 5- flammigen Gasmesser. Und auf Grund dieser inländischer Lebensmittel, also auch der von Butter, grundsäglich Kohlenversorgung geschrieben: Statistik ist in der Verordnung die an sich einwandfreie Unter- nichts zu tun hat.
Wie es heißt, haben die Magistrate von Berlin und Schöneberg scheidung zwischen 5- flammigen Münzgasmessern und anderer Art Es sei bei dieser Gelegenheit daran erinnert, daß die Zentral zu der Verordnung bereits Stellung genommen, um an zuständiger Gasmesser getroffen worden. Die Verwaltung der Char- Einkaufsgesellschaft auch mit der Verteilung der von ihr aus dem Stelle Beschwerde zu erheben und eine anderweite Regelung herbei- lottenburger Gaswerke hält die festgefeste Ein- Auslande eingeführten Lebensmittel nicht mehr befaßt ist. Die Verzuführen. Wir unsererseits möchten feststellen, daß die zustän- ichränkung des Reichskommissars für äußerst ge- teilung auch der ausländischen Lebensmittel erfolgt vielmehr durch dige Körperschaft, der Aufsichtsrat der Berliner ring und weist darauf hin, daß, wenn diese in die dem Kriegsernährungsamt unterstellten zuständigen Reichsstellen städtischen Gas- und Elektrizitätswerte, vor schränkung sich nicht durchführen ließe und allzu oder nach deren Anweisungen. Erlaß der Verordnung mit feinem Wort gehört lebhaftem Widerspruch begegnen würde, die Beworden ist, obwohl in ihm auch Leute ſizen, die fachtechnisch bölkerung sich damit abfinden müßte, wenn im mindestens ebenso gut von der Sache etwas verstehen, wie der Winter zu unbestimmter 3eit bei einem KohlenReichskommissar für Kohlenverteilung oder die Beamteten Mitglieder mangel der Gaswerke die Gaslieferung zeit
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Abmeldung der Vollmilchkarten in Groß- Berlin.
Die Inhaber von Vollmilchkarten haben die Septemberfarten, einschließlich dem Kleinhändler vorzulegen. Kindern bis zum zweiten Lebensjahre ist ein Vorzugsrecht bei der Anmeldung derart eingeräumt, daß bis zum 22. August einschließ lich nur Anmeldungen auf diese Karten zulässig sind. Die Berkäufer von Milch haben diese Karten anzunehmen, ohne Rücksicht darauf, ob die Milch bisher von ihnen bezogen worden ist oder nicht. Nach Ablauf dieser Anmeldungszeit haben sich die übrigen Milchberechtigten, und zwar am 23., 24. und 25. August anzumelden. Die Milchhändler müssen die Kontrollabschnitte bis zum 27. Auguft bei der Fettstelle Groß- Berlin( Milch), Poststr. 6, Abteilung Kleinhändler, eingeliefert haben.
des Magistrats im Aufsichtsrat. Die Frage ist am gestrigen Tage weise überhaupt eingestellt werden müßte. die in den nächsten Tagen zur Ausgabe gelangen, bis zum 25. August im Vorwärts" mit Berechtigung aufgeworfen worden. Warum hat Außerdem stehen die Gaswerke auf dem Standpunkt, daß den großen Herr Direktor Jenze von den Berliner Gaswerken die von der Abnehmern die Einschränkung schwerer fallen würde als den kleinen. Reichs fohlenstelle erlassene Verordnung mit seinem Namen sofort Von anderer Seite wird gemeldet, daß auch der Charlottengebedt? Wäre für solche wichtigen Angelegenheiten nicht auch noch burger Magistrat von der Verordnung peinlich überrascht worden sei die zuständige Deputation vorhanden, die schleunigst zusammen- und Einspruch gegen fie erheben wolle. berufen werden konnte? Der Reichskommissar für Kohlen- Neukölln geht selbständig vor. Infolge der Initiative des Oberversorgung hat es anscheinend nicht nötig gehabt oder für nötig bürgermeisters wird für Neukölln selbständig eine Verordnung erbefunden, mit Vertretern aus Arbeiterkreisen von laffen, die zunächst aber erst dem Magistrat und der Deputation für Groß- Berlin über die wichtige Frage der Kohlenverteilung eine die städtischen Werke vorgelegt werden soll. Die jest bestehende Aussprache herbeizuführen. Dann wären unseres Erachtens solche Verordnung findet auf Neukölln keine Anwendung. Verordnungen, wie erlassen, die zum erheblichen Teil praktisch undurchführbar sind und dadurch in der Bevölkerung Verstimmung und Erbitterung erregen, jedenfalls nicht erlassen worden.
Ganz abgesehen davon, sind die Vorgänge auf dem Gebiete der Kohlenverteilung an die Städte nur ein Symptom dafür, wie man immer noch glaubt, in der heutigen Zeit wirt--schaften zu können. Wird nicht dem Grund übel an die Wurzel gegangen, so nügen alle Verordnungen nichts! Das Gründübel ist die. Bevorzugung privatkapitalistischer Intereisen gegenüber denen der Allgemeinheit. Das rheinländisch- westfälische Kohlensyndikat, diese Vereinigung einer Handvoll Großtapitalisten, ist Trumpf. Soll auf fie mehr Rücksicht genommen werden als auf Tausende und aber Tausende der städtischen Bevölke rung, die mit hangen und Bangen dem kommenden Winter entgegeniehen?
Einschränkung, der Kokserzeugung. Der Reichskommissar für Kohlenverteilung ordnete ab 15. August für einen Monat eine allgemeine Einschränkung der Kotserzeugung von 6 Proz. an. Die Einschränkung soll auf die in den Monaten Juni- Juli im Tages durchschnitt erzeugten Mengen berechnet werden und erstreckt sich sowohl auf die zum Verkauf gelangenden als auch auf die zum Selbstverbrauch der Hütten dienenden Mengen.
Im Kampf mit dem Schleichhandel.
straße 36/37, find vom Kriegswucheramt geschlossen worden. Der Die Vazenhofer Bierhallen, Berlin , InvalidenInhaber Schankwirt August Form und seine Ehefrau haben Lebensmittel aller Art in erheblichen Mengen im Schleichhandel aufgefauft. Sie fonnten deshalb an ihre Gäste Speisen aller Art ohne Kartenabschnitte abgeben und einen schwunghaften Handel mit Fleisch und Fleischwaren treiben. erschienen Beamte des Kriegswucheramts unerwartet zu einem Am Montag abend um 9 Uhr großen Schlachtfest in Plößensee. Sie beschlagnahmten Schweine, bont denen sechs schon geschlachtet und
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Helfer ein Schlosser Emil Klett, ein Former Adam Bier und Alfred bel, Plößensee, festgestellt, als seine ein Arbeiter Bruno Kas, sämtlich Charlottenburg . Am Diens tag störten Beamte des Kriegswucheramtes eine Schlachtung in der Seestraße auf der unbebauten Parzelle 78, die dem Besizer Karl ölkel, Berlin , Stösliner Straße 5, gehört. Es konnten fünfzehn Schweine beschlagnahmt werden; auch hier waren schon sechs geschlachtet. Als Käufer und Schlächter wurde festgestellt der Händler Reinhold Walter, Berlin , Drontheimer Straße 18. In beiden Fällen handelt es sich um verbotene Schlachtungen. Die Schweine sind von angeblich unbekannten Perfonen getauft borden.
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Vom Obstwucher.
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Die Obst
Die Vollmilchkarten für September find in Berlin bis zum Die Karten für Strante werden wie bisher von der Zentralstelle für 20. August d. J. einschließlich von den Brotkommissionen abzuholen. Krantenernährung zugesandt.
Die Frist für die Abgabe des Bestellabschnitts 4 der Kaffee- Erfazkarte läuft am 17. August ab.
schaftsministerium verlautet: Die Deckung des Bedarfes von GeEigenbau von Gemüsesamen. Aus dem preußischen Landwirtmüsesamen stößt während des Krieges auf Schwierigkeiten. Die Witterung der Kriegsjahre war dem Gemüsesamenbau ungünstig, außerdem ist der Bedarf erheblich gestiegen. Um einen Mangel an Samen für das nächste Jahr vorzubeugen, sollte jedermann bezeugen. Bei den einjährigen Pflanzen, wie Bohnen, Salat usw., strebt sein, den im nächsten Jahr benötigten Samen felbst zu er läßt sich das ohne besondere Schivierigkeiten und Kosten durchführen.
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aus Faltenhagen hat die Berliner Kriminalpolizei jezt einen eheAuf der Suche nach dem Mörder des Nachtwächters Engel maligen Pionier Otto Kubisch aus Spandau ermittelt, den sie für der Tat verdächtig hält. Der geheimnisvolle Schüße, der seit etwa einem Jahre die Wälder bei Finkenkrug unsicher machte und geschossenen Ausflügler angeben vermutlich auch Engels Mörder ist, soll wie einige der an Pionieruniform getragen haben. Den Kubisch wollen Zeugen, die ihm gegenübergestellt worden sind, schwäche von Militär entlassen wurde. bestreitet, der Täter zu sein. als jenen Schüßen wiedererkennen. Er selber, der wegen Nerven Verhaftet wurde er in Schwerin , wohin er sich von Spandau geivandt hatte.
Vorsicht vor Rockaufschlitzern!
Rod mit einem Messer aufgeschlitzt worden war.
schnitten war.
Paketmarder.
Als er sie auf
Für die Berliner städtischen Gaswerke ist nicht einmal im Laufe des Sommers der Bedarf an Kohlen angeliefert worden, so daß es notwendig war, erhebliche Mengen von Wasserags aus Kots zu erzeugen und dem Kohlengas zuzuseßen. 17 Dadurch, ist die Kotsversorgung, welche bis dahin schon unzureichend zerlegt waren. Als Leiter der Schlachtung wurde ein war, in doppelter Weise verringert; einmal fällt der Koks aus, Händler welcher aus den zur Vergafung gelangenden Kohlen zum Verkauf an das Publikum gelangen fönnte und dann wird außerdem noch für die Erzeugung von Wassergas Koks verbraucht. Im ber gangenen Winter betrug der durch diese Betriebsweise veranlaßte Ausfall an Kokserzeugung bei den städtischen Gaswerken in Berlin allein 64 000 Tonnen. In der Nummer 5 der Zeitfchrift Technik und Wirtschaft" vom Mai d. 3. bemerkt hierzu ein Fachmann:„ Die städtischen Gaswerke von Berlin hätten bei normaler Kohlenlieferung mit diesem Quantum in den Monaten Dezember 1916 bis März 1917 alle die Schulen und Amtsgebäude, die geschlossen verberemustens beliefern tömmen. Man sieht, eine: Minderbelieferung der Gaswerfe mit tohle wirkt geradezu verderblich auf die Brennstoffversorgung der Städte ein." Ueber diese Zustände der mängelhaften Kohlenversorgung sind die Die jetzigen hohen Obstpreise tenn folches überhaupt zu amtlichen Stellen und die Lieferanten( Bergwerksbejizer) seit Mo- haben ist sind in erster Linie auf die nabezu wahnsinnigen BachtEin Leser unseres Blattes teilt uns zur Warnung für itaten unterrichtet. Trozdem ist in der Zwischenzeit so gut wie angebote für Obſtanpflanzungen zurückzuführen. So hat man für Frauen mit, am Sonntagabend habe er auf dem Potsdamer nichts gesehen, um eine erhebliche Zufuhr Alleen in diesem Jahre, wo die Bäume wenig Nepfel, noch weniger Bahnhof, wo viele Personen dicht gedrängt auf die Ankunft eines von Kohle in die Städte zu bewerkstelligen. Birnen getragen, 30 000 M. bezahlt, während in früheren Jahren, zuges warteten, an einer jungen Damen bemerkt, daß ihr der seidene Für die Groß- Berliner Gaswerke ist die ordnungsmäßige wo ein Obstreichtum herrschte, nur 5000 M. angelegt wurden. Versorgung mit Kohlen in wirtschaftlicher und sozialer Be- Das Obst des Rittergutes Zeislau bei Kamburg( Provinz Sachsen ) diese an ihr verübte Schändlichkeit aufmerksam machte, entdeckten ziehung außerordentlich wichtig. Wir zählen in Berlin zirka ist für den Phantasiepreis von 6250 m. verkauft worden gegenüber andere Personen, daß einer zweiten Dame gleichfalls der Rod zer 238.000 Münzgasmesseranlagen( Automaten), welche einen durch- 900 M., die im vorigen Jahre dafür bezahlt wurden. schnittlichen Verbrauch von 303 Kubikmeter pro Anlage haben, ferner nugung des Rittergutes Kahna bei Zeiz kostete im vorigen Jahre konnte durch die herbeigerufene Polizei nicht erwischt werden. Der Uebeltäter, der sich wohl längst entfernt hatte, zirka 300 000 gewöhnliche Gasmesser mit einem durchschnittlichen bei weit besserem Anhang als heute gegen 4000 m. In Verbrauch von 390 Stubikmeter pro Gasanlage, und außerdem sind diesem Jahre nunt gibt der Obstpächter 18 000 M.: 24 000 Konsumenten mit durchschnittlich 3300 Rubikmeter Gasver- das find 500 m. mehr als das ganze Rittergut im brauch pro Anlage vorhanden, welche wegen Bezugs von Industriegas und Jahre Pacht kostet. Das Obst des Stadtgutes Sam- Auf Soldaten patete hatte es ein Marderpärchen abgewegen Bezugs von Mengen über 3000 Rubikmeter Rabatte erhalten. bach. bei dessen Versteigerung der Preis ungewöhnlich sehen. Ein Arbeiter ledermann, der in einem Vorort wohnte, Diesen Interessen der kleinen und mittleren Ver- hochgetrieben wurde auf über 11 000 M., während die gesamte hatte ein Verhältnis mit einer Frau Böhm, die bei der Post aus. braucher, die man den Zahlen nach gut als die Allgemeinheit Gutspacht 10.000 m. beträgt! ist nunmehr von der Behörde half. Diese verleitete er, Feldpostbriefe zu unterschlagen, die in ansprechen kann, stehen die Interessen weniger Kohlen magnaten beschlagnahmt worden, nachdem das Kriegswucheramt den Verkauf Berlin an hier wohnende Angehörige von Kriegern aufgegeben gegenüber. Die Bergwertsherren haben an der Kohlenlieferung an für nichtig erklärt hat. worden waren. Feldgraue, die mit der Bahn durch Berlin kommen, die Städte nur ein sekundäres Interesse; zuerst tommen ihre Das sind nur wenige Beispiele von den vielen, die aber trob- aber feine Zeit haben, ihre Angehörigen aufzusuchen, pflegen. Pakete, Kotereien, weil dabei mehr verbient wird. Diese Stole- dem die Reichsstelle für Gemüse und Obst nicht veranlaßt haben, die sie für sie mitbringen, während des kurzen Aufenthalts auf dem reien brauchen annähernd dieselben Kohlensorten wie die Gaswerke. beizeiten gegen diesen ungeheuren Wucher etwas zu unternehmen. Bahnhof in Verwahrung zu geben. Sie schreiben dann den AnDie deutschen Gaswerte verbrauchen im Jahr rund 10 millionen Tonnen Dbwohl unsere Obsternte im allgemeinen nicht reichlich ausgefallen gehörigen ein paar Zeilen und legen den Gepäckschein bei. Solcher Kohlen. Im Friedensjahr 1912 haben die Kokereien etwas über ist, bestehen trop aller Versicherungen der Reichsstelle immer noch Gepäckscheine, die sie in den unterschlagenen Briefen fand, be 40 Millionen Tonnen Kohlen verbraucht, etwa das Vierfache der an einzelnen Stellen Ausfuhrverbote. In einem städtischen Lebens- mächtigte sich nun Frau Böhm, und ihr Geliebter Karl Ueckermann berbrauchten Menge. Sie verbrauchen jetzt noch mehr und zwar das mittelausschuß konnte derüber berichtet werden, daß ein Gutsbesitzer bolte dann die Batete ab. Wegen solcher Unterschlagungen wurde Fünffache Fachmänner sind der Meinung, daß bei der Vergafung der aus Randow- Greifenhagen große Mengen von Tomaten, Pfirsichen und auf den Bahnhöfen besonders auf die Soldatenpakete aufgepakt, Noble mehr Nebenprodukte zu erzielen find, als dies bei der Verlofung der Aprikosen seinen Kühen verschüttete, weil er sie nicht ausführen fonnte. und so gelang es gestern, leckermann zu fassen. Eine Haussuchung Kohle der Fall ist. Die Kolereien sind aber für die Unternehmer Daß auch die Städte vielfach den Wucher unterstüßen und sich förderte noch mehrere Sachen aus derartigen Feldpostpaketen zutage. sehr lohnende Betriebe und es liegt, nahe, daß die Zechen in erster fogar in engen Wirtschaftsgebieten die Ware geradezu abjagen, da- leckermann und seine Geliebte wurden verhaftet. Linie ihre Kokereien mit den besten Stohlen in vollstem Maße ver- für ist ein Fall interessant, der sich in letzter Zeit abforgen. Das find auch die schwerwiegendsten Gründe mit, warum gespielt hat. Auf dem Neuköllner Güterbahnhof tamen zwei Ein Opfer seines Berufs ist der Eisenbahnassistent Julius Bod die Gaswerke während der Kriegszeit nicht ausreichend mit Kohle Waggons Aepfel an, die die Stadt für 65 M. pro Zentner aus der Heidestr. 45, ein Mann in den dreißiger Jahren, geworden. versorgt werden. Die Gründe, daß vor dem Kriege einzelne Gas- erstehen wollte. Sie wurde jedoch von anderen Groß- Berliner Bock ist auf dem Lehrter Bahnhof beschäftigt gewesen; heute fond werte ihre Kohle vom Ausland kauften, sollten, wo es sich um das Gemeinden überboten, denn Charlottenburg wollte 75 M. zahlen man ihn hinter dem Bahnhof Quißowstraße neben den Gleisen mit Wohl der Allgemeinheit handelt, völlig ausscheiden. und Wilmersdorf fuhr dann die gesuchte Ware mit 125 M. pro schweren Hinterkopfverlegungen tot auf. Wahrscheinlich ist er beim Zu den Gefahren, die der Bevölkerung infolge Kohlenmangels Bentner heim. Auch dieses Ueberbieten ist kein Einzelfall, sondern Ueberschreiten des Gleises von einem Zuge erfaßt worden und zur bei dem Gasverbrauch drohen, kommt noch eine weitere: die der ist vor allem beim Abschluß der Gemüseverträge häufiger beob- Seite geschleudert. Wasserversorgung. In der Hauptversammlung des Vereins der achtet worden. Daß die Arbeitergemeinden bei dieser Art der Gas- und Wasserfachleute im Juni d. J. in Lübeck ist bereits auf Rande, da ihre Einwohner ja nicht so hohe Preise anlegen können. Lebensmittelbeschaffung sehr schlecht wegkommen, versteht sich am diese Gefahr hingewiesen worden. In dem Referat eines Fach- Hier brauchte die kommunale Berrissenheit Groß- Berlins sicher feine mannes heißt es an einer Stelle:„ Man mag es nehmen, wie man Rolle zu spielen, wenn man sich dazu aufraffen könnte, die Lebensdem, was notwendig ist, und bedroht auch die Wasserversorgung der mittel gemeinsam zu beschaffen. Bei den allerkleinlichsten VerordGroßstädte. Eine Einschränkung des Gasverbrauchs ist nur möglich in der nungen geht man einheitlich vor, aber auf diesem wichtigen GeBeleuchtung und auch dann nur wirksam, wenn sie nicht für Haus- biete versagt die kommunale Einheitlichkeit vollständig. baltungen beansprucht wird. Jede Einschränkung der gewerblichen Gasverwendung ist ein Schlag ins Wasser."
Stärkere Abnahme von Schweinen.
Von diesen Grundsägen sind sicherlich auch die Vertrauens- Zur stärkeren Abnahme von Schweinen hat das Kriegsmänner von Groß- Berlin überzeugt. Sie mußten daher das An- ernährungsamt die Landesfleischämter ermächtigt, Ferkel und Läufersinnen, die Verordnung vom 11. August mit ihrem Namen zu schweine in nächster Zeit so viel wie möglich dem Verbrauch zuzu zeichnen, ablehnen und hätten geschlossen mit ihren Deputationen führen. Die Landeszentralbehörden können hierzu die Preise für in den städtischen Verwaltungen darauf hinweisen sollen, daß in Läufer bis zu 70 kg Lebendgewicht um eine Klasse erhöhen und für einem so fohlenreichen Lande, wie es Deutschland ist, die große Masse Ferkel angemessene Preise, soweit nötig, festiegen. Sie werden auch der Bevölkerung es einfach nicht versteht, daß sie den Unbilden des Hausschlachtungen unreifer Schweine während der Ernte möglichst fommenden Winters ausgefeßt sein soll. zulassen, wenn die gesetzlichen Voraussetzungen sonst vorliegen. Daher: Aufhebung der Verordnungen vom Fleisch von Spanferkeln bis 30 Pfd. Lebendgewicht soll nur zu 1/4 11. Auguft und angemessene Versorgung der auf die Fleischkarte angerechnet werden; die Landesbehörden können Städte mit Kohlen! es auch fartenfrei zum Verkaufe zulassen.
Die Charlottenburger Gaswerte für die neue Gasverordnung. Nachbem nun nach und nach alle Baten bei der neuen Gasverord nung ihr Batenkind in Stich gelaffen haben, kommen die Char lottenburger Gaswerke und zeigen Bekennermut gegenüber dem viel gefchmähten Kinde. Die dortige Drtspresse berichtet darüber:
Zweck dieser Maßnahmen ist einmal, den vielfach die ganze Schweinezucht bedrohenden Preissturz für Ferkel, die bei Futtermangel bisweilen zu Schleuderpreisen abgestoßen werden müssen, aufzuhalten, sodann aber die für die Mästung bestimmten Schweine bestände nicht zu groß werden zu lassen, damit sie nicht im Mißverhältnis zu den erlaubten Futtermitteln stehen.
machung:
Zur Ueberführung von Soldatenleichen. Das Oberkommando erläßt nachstehende Bekannt Auf Grund des§ 9b des Gesezes über den Belagerungszustand vom 4. Juni 1851 bestimme ich im Interesse der öffentlichen Sicherheit für das Gebiet der Stadt Berlin und der Provinz Brandenburg
:
1. Es ist verboten, fich unaufgefordert zu erbieten zur Ueber. führung von Leichen aus dem Felde oder dem besetzten Gebiete.. schriften und sonstigen Druckschriften, alle Rundschreiben und Bla Dieses Verbot umfaßt auch alle Anzeigen in Zeitungen, Zeitfate, welche die Ueberführung von Leichen aus dem Felde oder dem besetzten Gebiete betreffen.
Jahre, bei Vorliegen mildernder Umstände mit Haft oder mit Geld2. Zuwiderhandlungen werden mit Gefängnis bis zu einem strafe bis zu 1500 M. bestraft.
3. Diese Bekanntmachung tritt amt 13. August 1917 in Straft. Der Oberbefehlshaber in den Marken. von Kessel. Generaloberst