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m.229 1917
Unterhaltungsblatt ües vorwärts
Mittwoch, 22. August
Der Rabe als Nahrungsmittel. In dieser Zeit mühte man in freien Stunden, wenn man sich an einem guten, Buch erfreuen will, nichts als Maxim G o r k i lesen. Seine Werke sind samt und sonders der beste Kommentar für das Verständnis der russischen Revolution. Dieser größte dichte- rische Vorkämpfer der Sozialdemokratie hat sie durch zahllose geistige Minen wirksam vorbereiten helfen. Niemand hat so unentwegt und unverdrossen gepredigt und immer wieder gepredigt, daß die Revo- lutio» kommen muh und soll. Er ist nicht nur ein Kenner des russische» Volkes, er ist sein Kind, ein nach mutig durch- gelämpften Leiden kraft seines Genies flügge und frei ge- wordener Adler, der nie vergesien hat, wie feine Brüder und Schwestern, Millionen und aber Millionen Genossen auf der platten Erde gehalten werden und leben müssen wie die Tiere, wie die Arbeiter alles Schöne und Mächtige schaffen und doch seiner nicht froh werden können, wie die Landarbeiter und Bauern seines Vaterlandes das Brot aus dem Boden herauSschusten und mit ihren kläglich gehaltenen Familien doch hungern müssen. Gorki legte rüstig Hand ans Werk, um für sie alle Rutzland zu einer Wohn- stälte für Menschen zu machen. Wie schwer daS war, welche Hinder- niffe sich auftürmten, daS kann man in seinen Erzählungen und Romanen immer wieder lesen, aber auch, wie die himmelhohen Ge- fängniSmauern des ZarentumS und der Beamtenherrschaft einzustürzen sind, wie Stein und Stein abgebröckelt wird, bis der große Zusammen- bruch mit Naturnotwendigkeit erfolgen muß. Seine Menschen, die Ar- beiter, die Bauern, die Frauen, dle Studenten, die Berzte, die Lehrer warten nur auf den Tag; Not. Kampf, GeiängniS, Sibirien  und Tod sind ihnen n'chtS als kleine Steinchen auf dem Wege zur Freiheit, die wohl drücken und schmerzen, aber die RevolutionS- kämpfet nicht vom Ziele fernhalten oder ablenken. Gorki selbst hat gehungert und gedarbt, ehe er für seine Person die Arme frei bekam. Er erzählt gern von seinen Wanderfahrten durch Rußland  , das er glühend liebt und zuweilen mit solcher Leidenschaft verherrlicht, daß man sie aus dem Zusammenhang gerissen einem Chauvinisten zuschreiben würde, wenn das starke und freie Weltbürgertum diesen echtesten Russen nicht licbesähig sür alle Völler gemacht hätte. Wie zeitgemäß selbst seine älteren Geschichten find, mag durch esn Beispiel belegt werden. An einem Herbstabend gelingt eS ihm nicht, ein Nachtlager zu finden, und er mutz, um ein trockenes Nacht- lag« zu haben, unter ein Getreidemagazi» kriechen, da» nicht un- mittelbar auf der Erde, sondern auf Pfählen und Steinen errichtet wird..Zwischen dem Boden des Magazins und der Erde befindet sich ein Zwischenraum, in dem«in Mensch leidlich bequem Platz findet er braucht sich nur auf den Bauch zu legen und hinunter- zukriechen. Offenbar hatte daS Schicksal beschlossen, daß ich diese Nacht nicht nur unter einem Dache, sondern auch unter einem Fuß- boden zubringen sollte." Als er sich nun unter dem Magazin hin- und herschlängelt, um einen möglichst zum Liegen geeigneten ebenen Platz zu erkunden, stößt er auf einen Menschen, der schon früher die gleiche Schlafstelle gewählt hat. ES ist ein.Pilger' st'o heißt GorkiS   Geschichte), der aber keineswegs zu den Heiligen gerechnet werden kann und auch gar nicht dazu gezählt zu werden wünscht, sondern sich als Philosoph deS Nichtstuns enipuppt. ES ist sozusagen ein Aktionär der L a n d st r a ß e, der Dividenden erntet, wo er nicht gesät und nicht gearbeitet hat und Gorki aus dem unerschöpflichen Born seiner Schwindelmanöver zur Hochtreibung der Kurs« und AuSnützung der Konjunktur viel Tragikomisches erzählt. Jetzt liegt er, wie Gorki, unter dem Fußboden eines Getreidespeicher», nach ein paar Wochen bewegt er sich vielleicht aber schon wieder auf dem Parkett eine» Petersburger Salons. Dieser.Pilger' zeigt sich in allen Lebenslagen als äußerst gewandt und findig und auch einmal hilfsbereit. Zwischen ihm und Gorki entwickelt sich unter dem Speicherfußboden folgendes Gespräch, da» für viele Mit- leider de» Weltkrieges in der vom Hungerkrieg bedrohten Festung Deutschland   besonderes Interesse hat. .Vielleicht haben Sie Hunger? Ich habe Brot, Kartoffeln und zwei gebratene Raben... ist's gefällig?' .Gebratene Raben?' fragte ich neugierig. .Die essen Sie wohl nicht? Tut mir leid.. sagt« er und reichte mir ein großes Stück Brot. .Gebratene Raben Hab' ich noch nie gegeffen.. .Da versuchen Sie mal! Im Herbst schmecken sie ausgezeichnet. Jedenfalls esse ich lieber'nen Raben, den ich mir mit eig'ner Hand geangelt habe, al»'nen Stück Brot oder Sveck, das mir der liebe Nächste aus dem Fenster seines Hauses reicht an dessen Wände man am liebsten Feuer legen möchte, wenn man sein Almosen weghat...' Er sprach, wie man sieht, sehr vernünftig und sehr intereffant.
Der Rabe als Nahrungsmittel war mir wirklich etwas Neues, doch wunderte ich mich weiter nicht wußte ich ja, daß zum Beispiel in Odessa   bei gewissen Volksklassen, namentlich im Winter, die Ratten recht beliebt sind, daß man in Rostow  Schnecken ißt, und daß die Pariser zur Zeit der Belagerung ihrer Stadt alle möglichen und unmöglichen Tinge verzehrten. Und e S g i b t d o ch L e u t e. die sich i h r g a n z e S Le b en l a n g im Belagerungszustand befinden... .Wie fangen Sie eigentlich die Raben?' erkundigte ich mich. .Nicht mit dem Maul natürlich. Man kann sie mit dem Knüttel oder mit einem Stein totschlagen, am sichersten jedoch bedient man sich einer Angel. Man bindet an da» Ende einer langen Schnur ein Stückchen Speck oder Fleisch oder eine Brotkruste. Der Rabe schluckt den Köder schwapp, hängt er an der Angel! Dann dreht man ihm den Kopf ab, rupft ihn, weidet ihn aus, steckt ihn auf einen Stock und brät ihn über dem Feuer.' DaS sind Jagdrcgeln eines erfahrenen Mannes, die vielleicht auch unter uns mit Erfolg versucht werden mögen, wenn im kommenden Herbst das Fleisch wieder rar wird. Um so mehr, alS der Rabe und die Krähe, für die bekanntlich in Berlin   im letzten Jahre ein ganzer Taler erlegt werden mußte, ja nicht unbedingten Wert auf Biot   oder Spcck als Köder legen, sondern auch schon mit dicken Würmern sehr zufrieden sind.
Um Sie Kartoffel!
Bilder aus ihrer Geschichte. Welt über ein Jahrhundert ist verflossen, seitdem die Kartoffel neben dem Korn wirklich VolkSnahrungSmittel geworden ist; ehe eS dazu kam, hatte sie manckierlei Kämpfe zu bestehen, oder genauer gesogt: hatten die Kartoffelfreunde Kämpfe mit den Kartoffelfeinden auSzufechlen. In manchen Ländern, so auch in Deutschland  , stieß die Einführung der Kartoffel auf heftigen Widerstand, und erst KriegSnöte waren es gewöhnlich, die die Kartoffelfeinde daS neue Gewächs als Retter in der Not schätzen lehrten. Der Waldenser Antoine Seignort brachte 1710 die Kartoffel nach Württemberg, fand aber wenig Anerkennung: die Kartoffeln wurden bei Tage unter Polizei- aussicht gepflanzt so heftig war der Widerstand der Bauern und während der Nacht gruben die Bauern sie wieder au»! Nicht mehr Glück hatte Friedrich II.   bei seinen Untertanen, alS er ihnen die neue Pflanze, deren Bedeutung für die VollSernährung er ganz richtig erkannt hatte, mit Gewalt'aufzwingen wollte. Nach der Er- zählung WarnkeS versuchte er die Kolberger dadurch zu Kartoffel- freunden zu machen, daß er ihnen eine ganze Ladung Kartoffeln alS Geschenk sandte. Die Land- und Gartenbesitzer wurden zusammengetrommelt, um einen Vortrag Über die neue Pflanze anzuhören. Sie kamen auch, allein kein Mensch hörte zu; vielmehr versuchten die Bauern den Geschmack der rohen Knollen und waren davon, wie sich denken läßt, wenig be« geistert, und als auch die Hunde die rohen Knollen verschmähten, gingen die Bauern kopfschüttelnd davon; viele warfen die Kar- löffeln einfach weg. andere pflanzten sie in der Hoffnung ein, eS würde ein großer Baum daraus iverden, und das Ende vom Lied« war, daß bei der.Kartoffelschau", die der Rat im folgenden Jahre abzuhalten halte, viele Bauern mit Geldstrafen belegt wurden, wo« durch sie durchaus nicht für dies königlich« Geschenk eingenommen wurden. ES dauerte denn auch verhältnismäßig lange, bis in Pommern   die Kartoffelfeinde zu Kartoffelfreunden geworden waren; Nettelbeck berichtet, daß er die ersten Kartoffeln auf freiem Felde erst 178ö in der Nähe von Stargard   sah! Seitdem hat sich in Pommern   daS Bild gründlich geändert, und daS heutige Pommern   ist eins der Hauptkortoffelländer... Frühe Anerkennung hat die Mrtoffel in der Welk der Dichter gefunden, wofür zwei Beispiele angeführt sein mögen: Im letzten Viertel de» IS. Jahrhundert» sang der Wandsbeker Bote Matthias Claudius   sein Kartoffellied, in dem er die Kartoffel neben Pasteten, Austern und Lampreten stellt und sie schließlich solgender- maßen lobt:.Schön rötlich die Kartoffeln sind/ Und weiß wie Alabaster/ Verdau» sich lieblich und geschwind/ und sind für Mann und Weib und Kind/ Ein rechtes Magenpflaster.' Goethe hat sich mehrfach mit der Kartoffel abgegeben; einmal beschäftigt er sich mit dem Aufsatz des Grafen Sternberg über das Vaterland der Erdäpfel und kommt zu dem Schlüsse, daß die Kartoffel neben den Zerealien immer höchst wichtig und bei deren Mangel unschätzbar sei, und in der Erzählung de» RochnSfestes zu Bingen   legt er einen, Bergbewohner einKartoffelrätsel' in den Mund:.Morgen» rund, mittag« gestampft, abends in Scheiben, dabei soll'S bleiben', und setzt hinzu: Man freute sich über diese glückliche Genügsamkeit und versicherte, daß e« Zeiten gebe, wo mag zufrieden sei, es ebenso gut zu haben.
Eine seltsame Geschichte über Kartoffelfreunde und Kartoffel- feinde ist auS Frankreich   zu berichten. In vielen kulturgeschichtlichen Werken findet sich die Angabe, der Chemiker Parmentier habe durch eine List den Widerstand der Kartoffelfeinde zu besiegen verstanden. 1783, so heißt eS, pflanzte er mit Unterstützung Ludwigs XVI. in der Nähe von Paris   Kartoffeln, stellte Wächter auf und ließ Warnungstafeln aufstellen; die Bauern glaubten nun, eine so ängstlich behütete Frucht müsse wohl eine ganz besondere Kostbarkeit sein, stahlen, soviel wie sie irgend konnten und da» war nickt wenig, weil die.Wächter' Auftrag hatten, sich nachtS zurück- zuziehen und so fand die Kartoffel Eingang bei den Bauern. Richtig hieran ist, daß Parmentier wirklich ein ausgesprochener Kartoffelfreund war, aber die Geschichte von seinen Feldern, die den Bauern eigen» zum Stehlen hingepflanzt waren, ist eine Geschichtssälschung. Aus einem Buche Parmentiers, seinen 1773 erschienenen chemischen Untersuchungen über die Kartoffel, geht klar hervor, daß eS um diese Zeit in der Nähe von Paris   schon riesige Kartoffelfelder gab, und französische   Kochbücher aus der gleichen Zeit zwingen zu dem Schluß, daß die Kartoffel damals keine Seltenheit mehr war, ja, ein Gutachten der medizini- schen Fakultät auS dem Jahre 1771 nennt die Kartoffel schon al» Volksnahrungsmittel. Parmentier war ein« der ersten gewesen, der die Kartoffel zur Broibereitung hatte verwenden wollen. Heule mutet es eigentümlich an, wenn man hört, daß«in Franzose zu den Ur- hebern des von den Engländern verspotteten.KartoffelbrotgeisteS' zu zählen fei.
SteinkalenSer vor 4S0S Jahren. Eine wichtige Entdeckung wurde bei Odry   im Kreiie Könitz in Westpreußen   durch den Posen« Regierungslandmesser Stephan ge­macht. Er entdeckte eine Steinanlage in Art der Großsteindenl- mäler, die in England, in der Bretagne   usw. gemacht wurden und Kunde von der überraschend hohen Kultur geben, die den Bewohnern deS nördlichen Europa   vor ungefähr 4000 Jahren eigen war. Die Steinanlage in Westpreutzen besteht, nach Petermann» Mitteilungen. aus zehn Steinkreisen, die in drei Richtungen angeordnet sind, au» mehreren anderen Gruppen von Steinen, auS achtzehn Hügeln bis zu 2 Meter Höhe und mit Durchmessern von 23 Metern, endlich au» einem Erdtrichter, der 6 Meter tief ist und einen oberen Durchmesser von bO Meter hat. Nach den Feststellungen Stephans bat bei der ganzen Anlage zweifellos der»Fuß' al» Grundmaß für dl« Längen gedient. Von den drei Richtungen, auf welchen die Mitten mehrerer Kreise liegen, wurden zwei als die Richtungen des Sonnenaufganges zur Zeit der Sonnenwenden bestimmt, die dritte als die Richtung nach dem Ausgangspunkt des Sternes Capella mir 1760 v. Chr. Aus diesem Grunde wird also die Erbauung der merkwürdigen Steinanlage jener Zeit zugeschrieben. Nach allem ist zu vermuten, daß die Steinkreise der Zeitrechnung dienten. Vier in einer Richtung liegende Kreise mit 13, 20. 23 und 22 Steinen auf ihren Umfängen werden al» Kalender deS Sonnenjahres ge- deutet, indem man an ihnen die Tage des Sonnenjahres abzähle» konnte, da? dann in 18 Monate eingeteilt werden mußre, von denen 13 zu je 20 Tagen, die beiden übrigen zu 23 und 22 Tagen gerechnet wurden. Bier andere Kreise wiederum werden als ei» Mondkalender gedeutet. E» wäre zu wünschen, daß auch die anderen derartigen Steinanlagen auf deutschem Loden wissen- schaftlich vermessen werden, da man hierdurch sehr wahrscheinlich weitere Aufschlüsse über die Kultur jener vorgeschichtlichen Bewohner erhalten iönnte._ Nottzen. H a» Sin g spie l in Fortsetzungen. DaS Friedrich- Wilhelmstä dlische Thealer hat vom TreimäderihauS einen zweiten Teil als Fortsetzung erworben. Sine Stiftung für BokkSschullehrer. die ihnen ermöglichen soll, die Jenaer   Hochschule zu besuchen, wurde dort unter dem Namen.Wilhelm-Rein-Stiftung' begründet. Robinson Crusoes Nachfolger. Die zu der Re- publik Chile   gehörige Insel Fernando, auf der Robinjo» Crusoe, der Held so vieler Knabenlräume, seine einsamen Jahre verbrachte, ist heutzutage nicht mehr unbewohnt. Auch dort beginnt menschliche Wirksamkeit sich jetzt zu regen. Die 2t Kilometer lange und 15 Kilo- meter breite Insel besitzt nunmehr einen ausgezeichneten Hafen, der von ziemlich großen Fahrzeuge» angelaufen werden kann. Eine Zuckerfabrik ist vor einiger Zeit dem Betriebe übergeben worden, und der außerordentlich ergiebige Fischfang hat die Blicke ver- schiedener Finanzmänner auf sich gelenkt. Es dürfte daher nicht allzu lange dauern, bis«ine lebhafte Industrie dort in Gang� kommen wird.
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Inders hjarmfteö.
Bon Jakob Knudsen  . Das wurde auch ein merkwürdiger Tag, mit einem un ablässigen Kommen und Gehen von Erlebnissen, obwohl gewissermaßen nichts geschah. Bis sie zum Fischen hinauf kamen, stand Niels die ganze Zeit unter dem Einfluß des IlmstandeS, daß seine Schwester nicht dabei war. Als er morgens von Hause wegging, tat sie ihm als gutem Bruder leid. aber sie mitzunehmen, ließ sich durchaus nicht machen: dann wäre es eben ein Besuch geworden und zwar in unrichtiger Reihenfolge. jetzt war es nur eine Ftschfahrt. Sie hatten in der letzten Zeit soviel zusammengesprochen, er und Gjatrid, und hatten so vieles gesagt, wobei dasjenige Voraussetzung war, was sie nicht erwähnten. Als er nun auf den Bjerrehof kam, entbehrte er sie geradezu, daß sie einen Platz ausfüllen könnte gleich­wie ein Zweispännerpferd seinen Gefährten entbehrt, wenn es allein gehen soll. Er konnte sich gar nicht in dieses Dreieck mit den beiden Geschwistern hineinfinden. Doch als er und Anders auf die Gründe im Fjord hinausgekommen waren und im Boote standen und stachen, ein jeder mit seiner Gabel, und als sie später im Boote vesperten, da strömten die Erlebnisse aus der Zeit hervor, die nun ganz stillstand. Niels erzählte Anders CecilienS ganze LtebeSgefchichte, und sie mündete aus in etwaS, das ihm selber eigentlich erst in dem Augenblick klar wurde, als er eS sagte: wie sie jetzt erwarteten und befürchteten, daß ihre Eltern oder eigentlich ihre Mutter von Gjatrid verlangen würden. daß sie sich mit dem Adjunkten. Ceciliens Schwager, ver- loben solle. »Aber wozu verlangen sie so etwaS', fragte Anders, .wenn sie wissen, was für schlechte Menschen die Brüder sind Ja, eS ist ja viel Geld vorhanden, ste tun eS gewiß in der besten Absicht,\o gut sie's verstehen können." »Ist Dein Vater denn selber arm?" Ich weiß nicht recht, er hat wenigstens nie bares Geld."
»Aber Du sagtest doch, daß Deine Eltern sich so gern hätten, wie können sie dann ihre Kinder zwingen, sich so zu verheiraten?" Nein, es ist auch sonderbar. Aber Mutter ich denke, die meint, daß eS gleich schlimm würde, wohin sie auch kämen, wenn sie nicht länger zu Hause sein könnten. Es ist gut möglich, daß ihr gar nicht soviel daran läge, wenn ihre Töchter sich dort, wohin sie kämen, allzu heimisch fühlten, denn dann hätte sie ja nicht länger einen Halt an ihnen." Ja, aber nun solche Hurenjäger,. wie die Brüder essein sollen!" Ja ein Mann wie Vater, der hat so viele Prozesse, daS hat ja viel für ihn zu sagen, wenn er sich mit dem Hardesadjunkten gut steht, denn der hat den HardeSvogt ganz in seiner Tasche." Soso, Dein Vater führt so viele Prozesse?" Ja. führt, führt und andere gibt es. die mit ihm prozessieren: und es würden gewiß noch viel mehr sein, wenn sie nicht wüßten, daß er gut Freund mit dem Hardes- adjunkt ist." Dann ist der Adjunkt auch ein Halunke?" brauste Anders auf. Ja, ich weiß nicht, ob man das so sagen kann.' Nils lächelte etwas verlegen.Aber ich möchte doch sehr un- gern, daß Du mit Vater in einen Prozeß gerätst, denn äh Du bekommst Fischer zum Richter. Der Hardes- Vogt tut beinah nichts anderes dabei, als daß er seinen Adjunkten jeden Tag substituiert, so heißt es wohl, glaube ich." Ich wünschte, ich hätte Deine Schwester nicht gern, Niels, denn das läuft nicht gut ab," riff Anders, bebend vor Unwillen, aber gleich darauf überwältigte es ihn so, daß es gesagt war, daß er beinahe seinen Zorn vergaß und Niels gegenüber Scham empfand und Furcht davor, was er darauf antworten werde. UeberdieS dauerte es eine Weile, ehe Niels sagte:Ich glaube auch, daß Gjatrid dich gern hat. Ja. ich glaube es. DaS heißt: Ich weiß ja nichts anderes darüber, alS was ich so gemeint Hab', verstehen zu können."-- Die Flunderstecherei war eine ausgezeichnete Beschäftigung, um die Gemütsbewegung damit zu verbergen. Es war gewisi eigentlich nicht die Absicht gewesen, nach der Vesper fort- zufahren, aber jetzt griffen sie beide wieder sehr eifrig zu.
Ich hätte Dich übrigens auch gern nach etwas gefragt, Anders; Du kannst Dir wohl denken, was es ist?" Nein, daS konnte Anders nicht.Aber wenn nun Gjatrid mich gern hat, glaubst Du dann, daß ste ihren Eltern Widerstand leisten und ihn abweisen könnte?-- und es ist doch auch möglich, daß sie mich gar nicht zum Schwieger- söhn haben wollen." Niels war so seltsam ernst und schweigsam geworden. Anders bekani Furcht, daß es deshalb sei. weil er auf seine Frage wegen Giatrid nicht zu antivorteu wage. Was? glaubst Du, daß sie das kann?" wieder- holte er. Was sagst Du?" Ob Gjatrid Na ja-- ja, sie hat sich übrigens ihrer Mutter nie widersetzt. Das hat keiner von uns getan. Kannst Dil Dir denn wirklich nicht denken, wonach ich Dich hatte fragen wollen?" Nein,-- aber wenn Gjatrid nicht lernen kann. gegen ihre Eltern zu sein, so können wir geiviß auch nicht zusammen leben. Denn ich will nicht unter Deinen: Vater stehen." Niels schien beinahe nicht zuzuhören. Sind denn alle Leute hier im Kirchspiel so Deine? Vaterö Diener? Kann er mit ihnen machen, was er will?" Was? Nein, mit Paul Vinding wohl nicht." Ja, aber mit den anderen, die nicht zur Familie ge- hören?" O ja, mit denen wohl."--- . Nach einem langen Schweigen sagte Anders:Ich kann imij einmal Deinen Vater nicht leiden, Niels." Gedankenlos oder in einer gewissen Erregung über etwas ganz anderes, sagte Niels:Das kann ihm wohl auch gleich- gültig sein." Dies waren zufällig die letzten Worte, die auf der Tour gewechselt wurden, bevor die beiden jungen Männer einander auf den Wiesen Gutenacht sagten. Ein jeder von ihnen hatte genug mit sich zu tun. Kirstine richtete an Anders, als er. zurückkam, eine Menge Fragen, über die Tour und über Niels, doch Anders hatte nichts zu erzählen. (Forts, folgt.)