Nr. 231. 34. Jahrg.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.
Freitag, den 24. August 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Die Generaloffenfive der Entente.
Große Angriffe bei Trommelfeuer gegen Kämpfe bei Verdun
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Langemarc Lens
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Neue Ruffenrückzug
über die Aa Die Riesenschlacht auf dem Karst geht fort 40 italienische Divisionen eingesett- Raumverluste am Vrh Die Karststellungen unerschüttert Hohe italienische Verluste. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 23. Auguft 1917.( 2. Z. B.)
Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Nach den ergebnislosen Teilvorstößen der letzten Tage gingen die Engländer gestern zwischen Langemarck und Hollebeke wieder zu einheitlichen, großen Angriffen über, die den ganzen Tag über bis tief in die Nacht hinein anhielten und zu schweren Kämpfen führten. An vielen Stellen stießen sie unter Einsatz neuer Kräfte bis zu sechsmal gegen unsere Linien vor; immer wieder wurden fie durch unsere tapferen Truppen im zähen Nahkampf zurückgeworfen. Von zahlreichen Panzerkraftwagen, die dem Feind ben Durchbruch durch die Stellungen ermöglichen sollten, wurde die Mehrzahl durch Feuer erledigt. Bis auf zwei Stellen, östlich von St. Julien und an der Straße Opern- Menin, ist unser vorderster Graben auf der 15 Kilometer breiten Kampffront voll gehalten.
Nach kurzem Trommelfeuer gegen Lens heute früh vorstoßende feindliche Abteilungen wurden abgeschlagen, weitere Kämpfe find dort im Gange.
Die lebhafte Beschießung des Stadtinnern von St. Quentin hält an.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
In dem erbitterten Kampf bei Verdun trat gestern im Laufe des Tages eine Pause ein. Erst gegen Abend erreichte dic Artillerietätigkeit auf beiden Maasufern wieder beträchtliche Stärke. Angriffe folgten dieser Feuervorbereitung beiderseits der Straße Bacherauville- Beaumont. In schwerem Ringen gelang es den Franzosen nur westlich des Weges auf schmaler Front in unserem vordersten Graben Fuß zu fassen, sonst wurden sie überall blutig abgewiesen. Mehrfach kamen ihre Vorstöße in unserem Vernichtungsfeuer nicht zur Entwickelung.
Bei dem Luftangriff auf die englische Küste sind die militärischen Anlagen von Margate , Ramsgate und Dover erfolgreich mit Bomben belegt worden. In zahlreichen Kämpfen verlor der Feind 3 Flugzeuge, 2 eigene kehrten nicht zurüc.
Deftlicher Kriegsschauplak.
Front des Generalfeldmarschalls Prinz Leopold von Bayern
Die Russen haben nach Abbrennen der Dörfer ihre Stellungen westlich der Aa bis zur Linie Oding- Bigann geräumt. Das aufgegebene Gebiet ist von uns kampflos besetzt worden.
Front des Generaloberst Erzherzog Jofeph Zwischen dem Pruth und der Moldava war die Gefechtstätigkeit stellenweise lebhafter.
Kommt der Reichsrat? Vorgestern abend hat, wie wir mitteilten, eine vertrauliche Besprechung der Parteiführer mit dem Reichskanzler stattgefunden, über welche die Nationalzeitung" nun folgendes ausplaudert:
Man hat sich, wie wir hören, dahin geeinigt, ein Gremium zu schaffen, in das die Parteien je eins ihrer Mitglieder, wir
Nördlich von Grozesci, im Sufita - Tal und bei Soveja blieben erncute, nach starker Artillerievorbereitung einsehende feindliche Teilangriffe erfolglos.
Die Lage ist unverändert.
Mazedonischen Front
Bei faft 60 Grad Celsius in der Sonne blicb die Kampftätigkeit gering, nur im Cerna- Bogen lebte das Artilleriefeuer zeitweise auf. Der Erste Generalquartiermeister.
Ludendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 23. August 1917, abends. An der Straße Ypern- Menin und bei Lens find englische Teilangriffe abgeschlagen.
Beiderseits der Maas wechselnd starker Feuerkampf. Im Often ist die Lage unverändert.
Der österreichische Bericht. Wien , 23. August 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird berlautbart:
Deftlicher Kriegsschauplah.
Deftlich von Soveja, beiderseits der oberen Sufita und füdlich von Ocna wiederholte der Feind seine Vorstöße. Er wurde überall abgeschlagen und erlitt große Verluste.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Die Angriffe der italienischen zweiten und dritten Armee am Jiouzo gehen mit größter Heftigkeit fort. Mindestens vierzig feindliche Divisionen sind in vier Tagen zwischen Auzza und der Küste gegen unsere Linien angerannt. Während gestern zwischen Vodice und Vertojba in der Mitte der Kampffront meist nur die Artillerie zum Worte kam, wurde die Schlacht an den Flügelabschnitten um so erbitterter fortgeführt. Bei Auzza stürmte der Feind zu wiederholten Malen vergeblich gegen unsere Truppen Er wurde stets zurückgeworfen. Dagegen gelang es ihm auf der Hochfläche von Brh seine große Ueberlegenheit an Zahl zur Geltung zu bringen und in südlicher Richtung Raumgewian zu erzielen. Um jeden Schritt Boden wurde schwer und hartnädig Mann gegen Mann gekämpft.
an.
Ebenso zähe wurde beiderseits der unteren Wippach geftritten, namentlich auf der Karsthochfläche, wo Seine Majestät der Kaiser und König inmitten seiner tapferen Truppen verweilte. Immer wieder stürzten sich neue italienische Angriffskolonnen auf den ehernen Wall der Verteidiger. Mehrmals schlug bereits unsere wachsame Artillerie den Ansturm nieder. Glückte es dem Feinde, irgendwo in unsere Gräben einzudringen, so warfen ihn unsere Reserven mit dem Bajonett wieder heraus. Dauernden Ruhm haben bei unseren Gegenstößen u. a. das Wiener FeldjägerBataillon 21 und Abteilungen der Regimenter 93( Olmük) und 100( Krakau ) erworben. Alle Stellungen auf dem Karst sind fest in unserer Hand geblieben. Die Opfer der Italiener reichen an die der blutigsten Isonzokämpfe heran.
Unverändert.
Der Chef bes, Generalstabes.
auch er könnte selbstverständlich nur als Glied einer Entwicklung angenommen werden, an deren Ende das parla- mentarische System steht.
Dr. Michaelis in alldeutschem
Lichte.
Der Abgeordnete Erzberger hat in der gestrigen Hauptausschußfizung das Wort geprägt, daß der Konflikt zwischen dem Reichskanzler und der Reichstagsmehrheit jezt und für die Zukunft beigelegt sei. Ein großes Wort, das man nicht ohne Zweifel hört. Für die Zukunft δας wird wesentlich von dem fünftigen Verhalten Herrn Dr. Michaelis abhängen, und jetzt- dagegen, daß jetzt der Konflikt zur Ruhe komme, arbeiten die Leute, die sich als die guten Freunde des Kanzlers aufspielen.
Herr Dr. Michaelis wird vielleicht nicht ganz ohne Erstaumen gelesen haben, als er am Donnerstag die alldeutsche Presse musterte, daß er sich in der kritischen Sitzung am Mittwoch überaus heldenhaft aufgeführt habe.
Dabei gibt sie selber den Erklärungen des Kanzlers eine Deutung, durch welche die Person des Reichskanzlers in das allerungünstigste und gewiß fein helden. haftes Licht gerückt würde.
Denn das ist sicher: legt man die erste Erklärung des Kanzlers, wie es die alldeutsche Presse durchaus will, als ein scharfeslagen von der dengpolitik der Reichstags mehrheit, als einen Angriff gegen diese aus, dann bedeutet die zweite Erklärung einen geradezu jämmerlichen Rückzug, ein gerabezuiämmerlichen. bölliges, Sichunter perfen auf den ersten Schredschuß, ein flägliches Abschwören des eben Gesagten. Wir haben der ersten Erklärung des Kanzlers gestern eine mildere Deutung gegeben und find deshalb nicht gezwungen, seiner zweiten Erklärung diesen Charakter beizumessen. Wer aber in des Kanzlers erſtem Ausspruch ein alldeutsches Heldenstück, das Bekenntnis eines innerlichen Eroberungspolitikers sehen will, der muß notwendigerweise vom Augenblick der zweiten Erklärung ab gegen Herrn Dr. Michaelis noch viel entschiedener den Vorwurf der Schwächlichkeit erheben, als er jemals don alldeutscher Seite gegen seinen Vorgänger erhoben worden ist. Denn das wäre doch wirklich das gerade Gegenteil eines ..starken Mannes", wenn ein Kanzler in wenigen Stunden zweimal umfällt, um schließlich, wie Petrus den Herrn, seine eigene innere Ueberzeugung zu verleugnen.
Troß dieser sehr bedenklichen Konsequenzen versteift sich aber die alldeutsche Presse darauf, in Herrn Michaelis' ersten Auftreten ein Bekenntnis zu ihren Kriegszielen zu erblicken. Gegen die zweite Erklärung stellen sich die Herren Andeutschen einfach taub und blind. Die Kreuzzeitung " 3. B. schreibt:
Als Ergebnis dieser beiden Erklärunegn des Kanzlers von gestern wird man also festzustellen haben, daß er sich die Hände von den Fesseln der Mehrheitserklä rung freigemacht hat. Daran wird auch durch die nach den Erklärungen des Kanzlers von dem Abgeordneten Ebert ver lesene Feststellung" der Mehrheitsparteien nichts geändert, daß fie von den Aeußerungen des Kanzlers in den Vorbesprechungen zum 19. Juli einen anderen Eindruck erhalten haben wollen.
Die zweite Erklärung des Kanzlers gilt also für die Alldeutschen einfach nicht, jene Erklärung, in der der Kanzler nochmals betont, daß die Antwort auf die Bapstnote im Sinne eines Friedens des Ausgleichs und der Verständigung" erfolgen müsse. Eine merkwürdige Harthörig. keit gegen das, was man nicht hören will, und doch nicht merkwürdig, wenn man die Taktik der alldeutschen Clique durchschaut hat.
Die Aldeutschen sind jetzt eben bei ihrer Kanzlerheke II. Diese Kanzlerhebe unterscheidet sich von der früheren in ihrem Wesen allerdings erheblich, sie trägt gerade Ruder war, wurde gegen den Kanzler und gegen seine Friedenspolitik gehetzt. Diesmal soll der
Tagung des französischen sozialistischen entgegengesetten Charakter. Als Bethmann am Verwaltungsausschusses.
nehmen an, die Fraktionsführer, delegieren dürften. Dieses Bern, 22. August. Temps" meldet aus Paris : Der Reichskanzler gegen die Friedenspolitik der parlamentarische„ Gremium", das immerhin vielleicht später den ständige Verwaltungsausschuß der sozialistischen Partei besprach Reichstags mehrheit und den Friedenswillen Titel eines Reichsrats" oder„ Staatsrats" erhalten könnte, wird vorgestern abend die Frage des Nationalen Kon- des Volkes gehezt werden. Der Versuch ist zwar beim zum ersten Male bereits bei der Antwort der Regierung gresses zur Lösung aller schwebenden Fragen, besonders erstenmal vorbeigelungen, aber er wird noch nicht verloren auf die päpstliche Friedensnote in Attion treten und an der sozialistischen Beteiligung am franzögegeben. Die alldeutsche Arena flatscht, trampelt und schreit deren Abfassung mitarbeiten. Das Gremium wird auch bei den- fischen Kabinett. Der Ausschuß beschloß, der Kongreß Reichstag einreden, bis er selber daran glaubt. Kennzeichnend Bravo , sie möchte dem Kanzler solange Heldenmut gegen den jenigen wichtigeren Fragen, die die Regierung in nächster Zeit be- folle zwischen Mitte September und Mitte Ottober stattfinden. Der Reichstag einreden, bis er selber daran glaubt. Kennzeichnend sonders beschäftigen werden, mitwirken. genaue Zeitpunkt wird auf der Interalliierten So- für diese Hetz- und Aufreizungsmethode ist das, was die " Deutsche Zeitung", eins der vom schwerindustriellen Konzern aufgekauften Organe, dem Kanzler zuruft:
Der Kanzler kann gewiß sein, daß er unbedingt eine ganz gewaltige Mehrheit des deutschen Volkes hinter sich hat, wenn er mit den Herren, die sich Volksvertreter nennen, etwas deutlicher spricht und entrüstet es ablehnt, das deutsche Volk um die berechtigten Ansprüche, um die Früchte seiner Opfer zu bringen.
Soweit wir unterrichtet sind, ist es richtig, daß zur Be- zialistentonferenz am 27. und 28. August festgesezt. ratung der Antwort auf die päpstliche Note ein Unterausschuß Für diese Konferenz wurden als Delegierte gewählt für die des Hauptausschusses gebildet werden wird, dem je zwei Mehrheit Thomas, Brate, Dubreuil, MilVertreter der Sozialdemokratie und des Zentrums und je haud, Renaudel, für die Minderheit Longuet, einer der kleineren Fraktionen angehören werden. Ob sich Mistral, Pressemane und der Kienthaler 2oriot. dieser Unterausschuß dann zu einer ständigen Einrich- Gues de protestierte in der Sigung gegen die von tung befestigen wird, steht noch dahin. Jedenfalls wär ein Sozialisten bezüglich Elsaß - Lothringens solcher etwa siebenköpfiger parlamentarischer Beirat beffer gemachten Zugeständnisse und bekämpfte In ganz ähnlicher Weise klatschen die Berliner Neuesten als der ursprünglich geplante, aus Parlamentariern und besonders scharf den Gedanken einer Volts- Nachrichten", ein anderes schwerindustrielles Sprachrohr, Staatswürdenträgern zusammengewürfelte Reichsrat. Aber labstimmung. Die Sigung verlief sehr erregt. ihren Beifall:
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