Einzelbild herunterladen
 

fr. 242-1917

Unterhaltungsblatt des Vorwärts

Eine Dichterfreundschaft.

-

-

-

Es war im Kuglerschen Hause zu Berlin  , wo Theodor Storm  und Paul Heyse   sich 1853 zum erstenmal näher traten. Fast zwanzig Jahre vergingen dann, bis sie- es war im Jahre 1872 fich in München   und Brien wiedersahen. Von diesem Zeitpunkte an wurde die Freundschaft zwischen den beiden Männern, obgleich ein Alters­unterschied von vollen 13 Jahren Heyse von dem reiferen Storm trennte, immer inniger und tiefer, ihr Briefwechsel regelmäßiger, der Ton der Briefe wärmer und vertraulicher. Die Veröffentlichung des Heyse Storm schen Briefwechsels wird von allen Freunden deutscher Dichtung schon seit langem mit froher Spannung erwartet; jezt steht sie eine schöne Gabe zu Storms 100. Geburtstage unmittelbar bevor, und der Herausgeber Georg J. Plotte teilt bereits eine Reihe von Proben daraus im September­hefte der Deutschen Revue" mit. Es ist von hohem Reiz, zu be­obachten, wie wei so echte Künstler von höchst entwideltem fritischen Feingefühle ihre Werke gegenseitig beurteilen. Also schreibt Sehie am 3. Juni 1876 an Storm   über dessen inzwischen längst flaffisch gewordenes Meisterwert Aquis submersus  : Das ist von Deinem Allerbesten und ich drücke Dir warm und herzhaft die Hand dafür. Hätte Dir's auch gleich vorgestern Abend in der ersten starten Erregung fagen mögen, war aber infolge eigener higiger Arbeit ein wenig federlahm, und so kann ich Dir heute auch gleich Gruß und Dant meines lieben Weibes bestellen, die mit mir aufs tieffte und nachhaltigste von dieser wundervollen Dichtung ergriffen worden ist. Ich glaube fast, Du hast nichts Besseres gemacht, nichts von so eigen herber Süße und reinster Mannhaftigkeit des Scherzes." In der Antwort auf diesen Brief gibt Storm auf eine Andeutung des Freundes hin diesem anziehende Auskünfte über die Herkunft der Motive feines Meisterstücks. Vor ein paar Jahren jab ich bei einem Besuche meiner Schwester Pastor Feddersen in dem zwei Meilen von hier liegenden nordfriesischen Dorfe Drelsdorf.

der alten Kirche bie schlecht gemalten Bilder einer alten dortigen

erfunden."

Dienstag, 4. September

meiner großen Genugtuung habe ich noch mit dem braven Keller und die inzwischen dem Museum angegliederte Kunstgewerbeschule und wir kommen herzlich und trefflich miteinander aus, was denn bald als zu eng erwiesen. 1877 wurde der Prachtbau von Gropius und auch nicht schwer ist bei dieser innerlichst bescheidenen Natur." Schmieden in Angriff genommen, der sich in griechischem Renaissancestil Die Freundschaft zwischen Storm und Hehfe hat gehalten. Ihr in der Prinz- Albrechtstraße gegenüber dem Preußischen Abgeord Briefwechsel wird mit den Jahren immer lüdenloser, und als der netenhause erhebt. 1881 stand das Haus bereit, und am 21. No­Tod Heyse seinen brüderlichen Freund im Norden genommen hatte, bember fand die feierliche Eröffnung des Berliner   Kunstgewerbe­da erwies er ihm die Treue, indem er sich der in Sorgen mit un- museums im neuen Heim in Anwesenheit feines geistigen Vaters mündigen Kindern zurückgebliebenen Witwe annahm. Delbrück   statt. Im Jahre 1885 ging dann das Museum, das sich unter Lessings Leitung zu einer funstivissenschaftlichen Anstalt von Weltruf entwickelt hatte, in die Verwaltung des Staates über.

-

Der verliebte Herzog"

-

-

ek

50 Jahre Berliner   Kunstgewerbemuseum. Kunst und Gewerbe waren noch im Mittelalter so eng vers

Sicherung gegen Brotmarkenfälschung.

von Brotmarkenfälschung zu verhindern sei, darüber stellt die Um­Wie die die Allgemeinheit im hohen Grade schädigende Fälschung schau" beachtenswerte Erwägungen an.

Das erleichtert auch

im Theater des Westent 3. Hofichranzen, auch solche, die in der Galauniform von Ober­hofmarschall- oder Minister- Exzellenzen stecken, forderten dank ihrer Zwittergestalt als intrigierender G'schaftlhuber und dummer August feit je zu dichterischer oder schauspielerischer Darstellung heraus. Baron von Kalb   bei Schiller   ist dafür ein klassischer Typ. In viel ausgaber, schreibt sie, gegen Verfälschungen und Nachahmungen Die Geschichte des Kampfes der Wertpapierhersteller und Ber fachen zeitgemäßen Wandlungen begegnet man ihm in höfi- zeigt zunächst, daß jede Fälschung schon dadurch wesentlich erschwert schen Intrigenstückchen, Komödien und Operetten wieder. Im werden kann, daß die zu schüßenden Drucksachen möglichst sorgfältig berliebten Herzog", stofflich einem ehemals oft gegebenen Luftspiel von Hackländer entlehnt Striege und auch bei Massendrucksachen bewirken, statt dessen find ins­den die Librettisten Dłonkowski- Bachwiz hergestellt werden. Solche sorgfältige Herstellung läßt sich auch im haben, werden gleich zwei dieser Exemplare beschert, die natürlich besondere die Berliner   Brotfarten in graphischer Beziehung durchaus den Herren Thielicher- Groß reichliche Gelegenheit zu Er- nicht auf der Höhe. luftigungen parodistischer und karikaturischer Art geben, daneben heißt, er ist nicht gleichmäßig und gut ausgedruckt, er paẞt ferner Der Sicherheitsunterdruck läßt aus, das aber auch noch den Vertretern sonstiger Figuren, nämlich den Singe- nicht, das heißt die Grenzen des farbigen Unterdrucks und des und Tanzdamen Zulfa- Leur und den Herren Wenthaus- Paach Raum schwarzen Ueberdrucks stimmen nicht überein. Die Andeutungen zur Betätigung übertriebenen Eifers laffen. für die Perforierung, für die Zerlegung der Karte in die einzelnen deren dramatisches Hiervon abgesehen, ist es eine allzu geschwägige Geschichte, Abschnitte, passen infolgedessen auch nicht. Wie soll bei derartigen " Dünnbier" durch allzu viel zwischenein willkürlichkeiten und Zufälligkeiten ein echter Brotkartenabschnitt komponierte Musit nur noch ungebührlich gestreckt wurde. Denn, von einer schlechten Nachahmung unterschieden werden? Abweichungen wenn auch sehr befleißigt, als ernst zu nehmender, weil nach der Höhe zeichen mehr für die Unechtheit. Herr Gilbert sich im ersten Aft noch so von dem ursprünglich gewollten Originalmuster sind ja tein Kenn­einer tomischen Oper hinstrebender Komponist zu erscheinen- rasch Ferner: die einzelnen Wochen werden durch den Aufdruck der genug tomt er leider oft geübte Geiſt des tantiemenſicheren Wochenzählung( 169. Woche, 170. Woche uſw.) und durch die andere Routiniers über ihn. Gleich plätscherts Predigerfamilie. Der eine Knabe war noch einmal als Leiche ges in den Kehltöpfen und unten im Orchesterraum von sämtlichen In- io klein und noch durch die Unterdruckfarbe so wenig deutlich, daß oben auf der Bühne Farbe des Unterdruds unterschieden. Die Wochenzahl ist außerdem malt, ob mit einer und mit welcher Blume, entsinne ich mich nicht. strumenten selbst die hehre Harfe muß wieder herhalten! Unter diesem Totenbilde standen oder stehen noch die merkwürdigen unmotiviert als vollmäulig und überlaut. Wobei bemerkt sei, daß abschnitt ist das Kalenderdatum angegeben. fo sie nur schlecht erkannt werden kann. Nur einmal auf dem Stamm­harten Worte: Incuria servi aquis submersus"( durch die Sorg einiges Wenige, vom Standpunkt wirklicher fomischer Mufiteinfälle den Fälschern die Arbeit, denn sie haben an ihrem Druckstock nur Tosigkeit des Knechts ertrunken). Hinter dem Pastorate war noch befehen, doch eine erfreulich originelle Figur macht. Soll aber das wenig zu ändern für die verschiedenen Wochen, und da die einzelnen eine Koppel mit einer Wassergrube, wahrscheinlich hatte der Knecht Publikum sich nicht allzusehr mopsen", so werden entschlossene Wochen ferner nur durch die Unterdruckfarbe unterschieden werden, den Knaben dort ertrinken lassen. Das Bild ist mir immer von Kürzungen notwendig sein. neuem nachgegangen. Da, vorigen Herbst, fuhr ich zu einer Erb­wird auch die Herstellungsdauer so verkürzt, daß die Fälscher sich in schaftsinventur ein paar Meilen über Land und während ich allein bezug auf den Unterdruck stets schnell der neuen Wochenausgabe an im Wagen lag, stieg die Geschichte in ihren wesentlichen Teilen vor passen können. mir auf; dann habe ich sie langsam, nur die besten Morgenstunden Da hat Straßburg   ein ganz anderes Mittel angewandt, um den daran wendend, während fünf Monaten fertig geschrieben. Alles bunden, daß eine Unterscheidung zwischen beiden nicht möglich ist. Fälschern das Handwerk zu erschweren. Straßburg   bruckt wöchent außer dem vorigen an Vorgängen und Menschen, ist absolut Erst in der Renaissance hoben sich die Künstler aus der Handwerker- lich wechselnde Ansichten von Straßburg   selbst auf die Marken. Das zunft heraus, ohne daß doch darum die Beziehungen zwischen Kunst ist ein durchgreifendes und nicht einmal teures Mittel, denn die In demselben Briefe findet sich eine behagliche Schilderung faf- und Handwert zerrissen worden wären. Sie blieben vielmehr Fälscher können nicht so schnell nachkommen, außerdem wird schon rein tigen norddeutschen Lebens. Neulich war ich, furz vor Pfingsten, lebendig genug, um die künstlerische Veredelung der Handwerks- technisch die Herstellung der Falschplatten zu teuer, als daß dann zur filbernen Hochzeit meines Bruders in dem schönen, grünen Dorfe erzeugnisse für den praktischen Gebrauch zu verbürgen, jene noch für die Fälscher ein einigermaßen lohnender Nuzen heraus­Hademarschen. Das war ein Fest! Welch eine Sippichaft, welch Veredelung, die erst verloren ging, als Großindustrie und springen könnte. schöne blühende Jugend mit Frühlingsblumen in den Haaren! Oben Maschinenbetrieb dem Handwerk den größten Teil der Arbeit fannt sind und für derartige Drudiachen auch vollkommen wirken. Auch sonst gibt es noch viele Mittel, die jedem Graphiker be­im Hause, das ihm ein Entel des alten Asmus Claudius gebaut abnahmen. Von nun an gibt bei der Wahl von Erzeug- Denn gerade durch die Kurzfristigkeit des Umlaufs wird eine hat, waren dreiundzwanzig Betten aufgeschlagen, und dann die Nach- nissen des praktischen Lebens nur noch der billige Preis den Aus einigermaßen verwickelte Herstellung der Drucksache zu einem durch­barschaft belegt; und es ist so ein eigen Wesen in unserer Familie, schlag. Damit war der Geschmadsnivellierung Tür und Tor ge­das immer stimmt. Hätte Dich dort haben mögen! Die Ströme öffnet, und allmählich verflachte die Fabrikation zur Geschmad- aus sicher wirkenden Schuzmittel. edlen Weins, die sich aus meines Bruders Keller ergossen, setzten lofigkeit. Um den abgeftumpften Sinn für fünstlerische Anschauung mich in Erstaunen. Wie lange", fragte ein Better, brauchen wir, um Deinen Steller leerzutrinken?" Er bedachte sich einen Augenblick und sagte dann trocken: Vierzehn Wochen". So lange hatten wir freifid nicht seit Ja", meinte er bann, is it was Schönes um so sindein Familienfest, wenus man nicht so rührend wär' Wo Storm das Herz so recht aufgeht, drängt es ihn vor allem in der Weihnachtszeit, seine Stimmung mitzuteilen. Sehr schön hat er in einem Briefe vom 20. Dezember 1876 dem Freunde sich und fein Heim zur lieben Christzeit nabegebracht: Es ist nach 10 Uhr abends. Draußen heult der Oststurm und stöbert der Schnee; Mama und Kinder sind zu Bett; in meinem behaglichen Zimmer mit der geschnigten Dede, das ich vor neun Jabren mir selbst gedichtet, figt meine Welteste, Lisbeth, meine treffliche, geliebte Tochter, ihres Bruders Ernst Liebling, mir gegenüber und legt die legte Hand an ein Weihnachtsspigenfunstwert für unsere Mama; Sonnabend abend, wenn wir beim Vergolden, Nezeschneiden und Baumaufputzen sind, kommt dann der Referendar Ernst aus Stiel, Dem Präsidenten des Bundeskanzleramtes Rudolf Delbrück ge­selbst ein leidenschaftlicher Weihnachtsmann. Alle Stuben steden bührt das Verdienst, durch seine kräftige Initiative den auf die boll Geheimnis. Oben und unten stößt man mit der Nase auf Schaffung einer funstgewerblichen Zentralstelle gerichteten Bemüh­verschlossene Türen." Gelegentlich schreitet auch die Gestalt eines ungen ein festes Ziel gegeben zu haben. Zunächst freilich vollzog britten großen Gefährten durch diesen Freundesbrief- fich die Ausführung seines Planes in der Form eines privaten swechsel: Gottfried Kellers  . Die Einleitung zu den Leuten von Unternehmens. Auf Anregung Delbrücks hatte sich in Berlin   im Seldoyla" fand Storm höchst langweilig" und in Hadlaub" die April 1867 ein Verein gebildet, der das Deutsche Gewerbemuseum Erfindung noch zu dürftig"; aber Dietegen" und" Romeo und gründete. Das Museum, das sich in der Folge zum Berliner Julie", das sind zwei Perlen; in fast allen übrigen ist der Mangel Kunstgewerbemuseum   auswuchs, zog am 1. September 1862, der so­eigener innerer Beteiligung; er hat keinen Glauben an das, was mit als der Geburtstag des Berliner   Kunstgewerbemuseum zu gelten er uns vorträgt; er macht es wie eine Chrie, die ihm der Schul- bat, in das für den Zweck gemietete Gropiussche Diorama ein. Bis reftor aufgegeben hat." So schreibt Storm im Jahre 1876; zwei zum Jahre 1881 mußte man sich wohl oder übel mit den be­Jahre später fann er dann dem Freunde melden:" Angeknüpft zu scheidenen Räumen begnügen, die sich für die reichen Sammlungen

AT

45]

Anders Hjarmsted.

Bon Jakob Knudsen  .

Während sie das Lied nach der Predigt sangen, hatte es zu regnen angefangen, und Anders merkte, daß ein paar Tropfen von der Decke auf ihn niederfielen. Als er sich um­sah, bemerkte er, daß das Gleiche an vielen Stellen in der Kirche der Fall war. Sein Nebenmann beugte sich zu ihm hinüber und sagte: Das ist das neue Dach, das Kren Faur­holt auf die Kirche gelegt hat; es ist undicht."

Der Regen dauerte während des übrigen Gottesdienstes an und war im höchsten Grade lästig.

-

Beim Hinausgehn sagte Anders es dem Küster, einem alten, recht hinfälligen Manne. Doch der verwies bloß auf den Pfarrer.

Anders sprach nun mit dem Pfarrer, der jetzt vom Chor herunterfam.

--

" Ja, das ist eine böse Sache,,", sagte dieser, ,, das kann so ja beinahe nicht weitergehn." Nein, es muß doch auf der Stelle in Ordnung gebracht werden", sagte Anders.

-

Notizen.

"

und formenschöne Gestaltung wieder zu beleben, galt es vor allem, den tunstgewerblichen Unterricht zu heben. Die Londoner Welt-- Eulenbergs, Belinde", dieses vor einigen Jahren ausstellung des Jahres 1851 wurde der Ausgangspunkt diefer auf preisgekrönte Liebesftück" wurde im Kleinen Theater" neu­die Gründung von Kunstgewerbeschulen abzielenden Bewegung, die einstudiert wieder aufgenommen. Bon ſtarkem hrischen Gehalt ers bon England aus auf die anderen Länder übergriff. Vorher füllt, vom gewohnten modernen Drama so ganz abbiegend und gegangene Versuche, der Geschmacklosigkeit der gewerblichen Massen- eigene Wege zwischen grellem Realismus und phantasievoller Ro­erzeugung durch Heranbildung von Kunsthandwerkern entgegen mantik, zwischen Tragik und Komit suchend, vor allem ganz un­zuwirken, waren ergebnislos geblieben. In Preußen hatte man bürgerlich und problematisch, hat dieses Drama viele Widerstände ichon ein Jahrzehnt 1830-49 unter Schinkel und Beuth nach dieser zu überwinden. Das Publikum ging aber zu einem großen Teil Richtung hin erhebliche Anstrengungen gemacht und Fachwerkstätten mit und zeigte, daß die Zeiten glücklich vorbei sind, wo in Berlin  und Musterschulen errichtet, aber die Bedürfnislosigkeit und Armut alles nicht oder nicht sofort Verstandene verulkt wurde. Eulenberg der Bevölkerung, für die beim Anlauf dem praktischen Leben dienen- bedarf eines eigenen Darstellungsstils. Die starken Gegensäge der Gegenstände nur der Geldpunkt ohne jede ästhetische Rücksicht in wurden gewiß wirksam herausgearbeitet, aber im Tempo fehlte es Frage fam, hatten alle diese Anfäge zur Besserung zunichte gemacht. schon. Ueberhaupt möchte man alles leidenschaftlicher, expressio­Erst mit dem wachsenden Wohlstande boten sich diesen Bestrebungen| nistischer wünschen.... Die Besetzung war zum guten Teil die günstigere Vorbedingungen für einen Erfolg. alte. Herr Bildt gibt dem schwärmenden Jüngling fattes Solorit, während Herr Rodegg in wiedergefehrten Gatten die kraftvolle Mannesnatur etwas start ins Animalische wandte und die feineren Züge der Rolle verwischte.

reichem Tone hinzu, wir können ja nun doch den Versuch machen."

Der Propst ist wohl der, der ihn dazu zwingen müßte?" ,, Gewiß, aber fast glaub ich, daß der Propst es nicht über sich bringen wird. Da bestehn ja Verbindungen, bestehn ja Verbindungen-"

-

da

Den ästhetischen Narren Hyazinth, der zur großen Leidenschaft der Haupthandlung den ironischen Kontrast bildet, spielt Lupu Pick  erfolgreich nach der komischen Seite hin. Aber die Schlaglichter blizen nicht auf. Belinde war Agnes Straub  , voll Hingabe an ihre Liebesrolle, die diese ganze Dramenwelt in Bewegung setzt, rührend auch in ihrer verzweifelnden Hilflosigkeit, da sie ihr eigenes Wesen nicht erkennt und als Untreue fühnt. Aber ihre Mittel sind noch zu monoton. Nicht vergessen sei Ernst Gronau   als alter Diener: man versteht seine Worte faum, aber fühlt sein ersterbendes Wesen.

" Ich danke Ihnen!"

-r.

Sollen am Sonntag Leute zu Besuch kommen?" fragte Madam Balling eifrig. Anders blieb an der Tür stehen.

Bloß Niels Faurholt und die zwei Geschwister vom Bjerrehof will ich herhaben," sagte der Pfarrer.

,, Sind er und Kren Faurholt verwandt?" " Nein, äh- da sind ja der Adjunkt und der Hardes- doch nicht." vogt; und der Hardesvogi und der Propst, das sind ja der Propst will doch ungern den Hardesvogt mit dem Adjunkten veruneinigen. Ich denke fast, das Beste wäre, wenn wir es Niels sagten, es könnte wohl sein, daß sich Niels einen Mann aufs Dach schicken würde mit einem bißchen Stalt und einer Maurertelle-

"

-

-

-

-

-

,, So! ja, Sie stürzen sich eben selber ins Unglück!" ,, Nein, nein, liebe Frau Balling, das tu ich denn ,, Kren Faurholt und seine Frau werden Ihnen deswegen soviel Schaden tun, wie sie können, darauf machen Sie gefaßt.- Jungfer Gjatrid kommt wohl auch mit?" Ich weiß nicht, Madam Balling ,, Sie sollten unsre Stellung hier auf dem Pfarrhof nicht " Ich meine nun, es muß dem Propst gemeldet werden; ganz verderben, aber darum fümmern Sie sich ja nie!-" und wenn Sie's nicht tun wollen, so werd ich es sagen." Anders gab dem Pfarrer die Hand und ging. Niels Gewiß, o gewiß wir fönnen ja gern mit ihm davon hatte ihm erzählt, daß Madam Balling ganz wie verrückt reden. Ich finde übrigens, es wäre recht schön, wäre, sobald sie glaubte, daß des Pfarrers Kasse oder sein wenn Sie und Niels Faurholt und- ja, wenn Sie und Herz in Gefahr gerieten. Jegt merkte er es also selber.- Niels Faurholt sich hier im Pfarrhof treffen würden. Könnten Er schnappte geradezu nach Luft, als er zum Pfarrhof hinaus­Sie nicht am nächsten Sonntag herkommen? Dann be- tam. Ein merkwürdig niedriger, schwüler Wolkenhimmel von tommen Sie auch zu hören, wie das mit dem Kirchendach ge- Unrecht und Feigheit Tag doch hier über der Gegend; aller­worden ist." wegs benahm er die Aussicht; feiner wagte, sein Recht im In diesem Augenblic wurde die Tür nach dem Studier- Pajmoor gegen Kristen Faurholt geltend zu machen; feiner zimmer aufgemacht oder richtiger: aufgerissen, und die wagte, für einen anderen Reichstagskandidaten zu stimmen Haushälterin, Madam Balling, steckte den Stopf in die Stube: als den, den Faurholt vorschrieb; natürlich wagte auch keiner Bitte schön, Pastor Steffensen!"- Sie hatte taum die Tür Einwände dagegen zu erheben, daß er vom Regen von Kristen zugeschlagen, als sie sie schon wieder öffnete und sagte: Das Faurholts undichtem Kirchendach her durchnäßt wurde. Essen steht auf dem Tisch. Bitte schön, Pastor Steffensen! Jezt Faß selber zu! faß selber zu! flüsterte es in ihn, so oft müssen Sie schnell kommen!" er in der letzten Zeit dieses Gefühl des Eingeschloffenseins nein, Das ist Anders Hjarmsted vom Bjerrehof", stellte hatte, aber sobald er etwas näher darüber nachdenken der Pfarrer vor. Es machte keinen Eindruck auf seine Haus- wollte, war es, als ginge er nicht länger auf der Erde Anders schwieg verwundert, doch das Blut schoß ihm in hälterin. umher, es wurde bloß eine Art Trost in der Phantasie. die Schläfen. " Ja, adieu," sagte Anders. Dann ists ja wohl mög- Heute suchte seine Seele auch Linderung in der Vorstellung, " Ja, das ist ja eine mißliche Sache mit dem Kirchen- lich, daß ich am Sonntag tommen werd. Aber dann sollte einmal dahinkommen zu können, so eine geizige, heiratssüchtige dach,,,. Wir werden da ja etwas tun müssen." das Kirchendach am liebsten soweit sein, daß es repariert wäre, Bettel wie diese Madam Balling durchzuprügeln: um sie Ach, es wird wohl auch gar nichts helfen, mit ihm da denn äh- Sie werdens selber satt bekommen, wenn es einen Strid zu schlingen wie um ein Fohlen und eine von zu reden." das nicht ist." Schlittenpeitsche in der Hand zu haben und dann mit ihr im das ist sehr gut möglich, daß wir ihn nicht Ja, ja aber jest wollen wir sehn- Und, hören Ring zu fahren, bis die Bosheit sie verließe. dazu kriegen,,,. Aber," fügte der Pfarrer in troft- Sie mal, bringen Sie doch Ihre Schwester mit! ( Forti. folgt.)

-

Am nächsten Sonntag war trockenes Wetter, so daß man nichts merken konnte. Am Nachmittag ging Anders in den Pfarrhof, um den Pfarrer zu fragen, ob im Laufe der Woche etwas an dem Kirchendach gemacht worden sei.

,, Das, dent ich beinah, ist nicht der Fall", sagte der Pfarrer und machte seine gewöhnliche Wurfgeste mit dem Kopf, indem er das Kinn vorschnellte.

Ob es denn Kristen Faurholt nicht gesagt worden sei. Nein, da wäre ich wohl der Nächste, um das hat ihm gewiß niemand gesagt!"

Nein

-

1

"

-

-