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Nr. 243. 34. Jahrg.

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Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Mittwoch, den 5. September 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Dünamünde genommen- die Aa erreicht!

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Heftiger Artilleriekampf in Flandern Bombenwürfe auf Calais und Dünkirchen Der Sieg bei Riga - Unsere Truppen vor Dünamünde Ueberstürzter Rückzug

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der Rufsen- 150 Geschütze erbeutet, mehrere Tausend Gefangene Erneute schwere Kämpfe am Monte San Gabriele.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 4. September 1917.( W. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern war nachmittags die Kampftätigkeit der Ar­tillerien an der Küste und zwischen Langemard und Warneton zu großer Heftigkeit gesteigert.. Jm Bogen von Ypern entspannen fich Kleinkämpfe im Vorfeld unserer Stellungen; dabei wurden einige Engländer gefangen genommen.

Nachts griff der Feind nordwestlich von Lens an; er drang vorübergehend in unsere Linien, aus denen er sogleich durch Gegenstoß vertrieben wurde.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

In der Champagne stießen die Franzosen an der Straße Somme- By- Souain nach Trommelfeuer vor. Unser Gegen­angriff warf sie aus einem von uns geräumten Graben wieder hinaus.

Der Feuerkampf vor Berdun nahm abends wieder große Stärke an; auch die Nacht hindurch lagen die Artillerien auf dem Dstufer der Maas im Wirkungsfeuer.

Heeresgruppe Herzog Albrecht.

Westlich der Mosel wurden von gewaltsamer Erkundung bei Remenauville französische Gefangene eingebracht.

In der Nacht vom 2. zum 3. 9. bewarfen unsere Flieger Calais und Dünkirchen mit Bomben. Die entstandenen Brände waren tagsüber zu beobachten. Dover wurde gestern, Chatham , Sheerneß und Ramsgate wurden heut nacht durch unsere Flug­zeuge mit Bomben angegriffen.

Gestern sind 19 feindliche Flieger und 2 Fesselballone ab­geschossen worden.

Rittmeister Frhr. v. Richthofen errang den 61. Luftfieg; der vor kurzem wegen seiner Kampfleistungen vom Vizefeldwebel zum Offizier beförderte Leutnant Müller brachte seinen 27. Gegner zum Absturz.

Deftlicher Kriegsschauplah. Front Prinz Leopold. Nach zweitägiger Schlacht hat die 8. Armee unter Führung des Generals der Infanterie v. Hutier gestern das an mehreren Stellen brennende Riga von Westen und Südosten her genommen! Unsere kampfbewährten Truppen brachen überall den russischen Widerstand und überwanden in ungestümem Drang nach vorwärts jedes Hindernis, das Wald und Sumpf bot.

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Der Ruffe hat seinen ausgedehnten Brüdenkopf westlich der Düna und Riga in größter Eile geräumt; unsere Divisionen stehen vor Dünamünde.

Dichte, ungeordnete Heerhaufen drängen sich in Tag- und Nachtmärschen auf allen Wegen von Riga nach Nordosten.

Südlich der großen Straße nach Wenden, zu beiden Seiten des Gr. Jaegel- Baches warfen sich in verzweifelten, blutigen Angriffen starke russische Sträfte unseren Truppen entgegen, um den Abzug der geschlagenen 12. Armee zu decken. In erbittertem Kampf erlagen fie unserem Sturm; die große Straße ist an mehreren Stellen von unseren Divisionen erreicht; einige Tausend Russen find gefangen, mehr als 150 Geschüße und zahlloses Kriegsgerät erbeutet.

Die Schlacht bei Riga ist ein neues Ruhmesblatt der deutschen Armee!

Front Erzherzog Jofeph. Südöstlich von Czernowik entrissen österreichisch- ungarische Regimenter den Russen eine zäh verteidigte Höhenstellung. Zwischen Sereth und Moldawa dauert die lebhafte Gefechts­tätigkeit an.

Heeresgruppe Madeufen.

Bei Muncelul, nordwestlich von Focsani , scheiterten mehrere russisch - rumänische Angriffe verlustreich..

Mazedonische Front.

Die Truppen der feindlichen Mächte wiederholten ihre An­griffe gestern nicht. Der Erste General quartiermeister. ** Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 4. September 1917, abends. Amtlich. Im Westen auflebende Gefechtstätigkeit.

Im Often wurden die Russen über die livländische Aa zurückgeworfen. Dünamünde ist vom Feinde geräumt.

Der österreichische Bericht. Bien, den 4. September 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplak. Nordwestlich von Focsani brachen zwei Angriffe der Ruffen und Rumänen zusammen.

Südöstlich von Czernowik eroberten unsere Truppen in zähem Ringen eine stark verschanzte Höhe.

Deutsche Korps haben Riga in fiegreichem Ansturm genommen. Italienischer Kriegsschauplatz.

Der gestrige Tag verlief ohne größere Infanteriekämpfe. In der Nacht wiesen wir bei Kal und Madoni italienische Vorstöße ab.

Seit heute früh stehen am Nordhang des Monte San Gabriele unsere Truppen erneuert in heftigem Kampfe.

Trieft ist wieder von feindlichen Fliegern angegriffen worden. Der Chef des Generalstabes.

flärung und Organisation. Hill schloß mit der Erklärung, daß die Gewerkschaften die verlautbarte Absicht der Verbündeten unter ſtützten.

Zur Einnahme von Riga .

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Der Einzug der Deutschen in Riga ist für die Regierungen der Entente sicher alles eher als ein freudiges Ereignis. Aber jedes Mitgefühl für sie für sie, nicht für ihre schwerge­prüften Völker wird zurückgeschreckt durch die Erwägung, daß sie sich diesen neuen Schmerz hätten ersparen können, wenn sie den Friedenswünschen des deutschen Volkes entgegen gekommen wären. Mit dem Friedensangebot vom 12. Dezem ber 1916 hätte, troß seiner Mängel und tattischen Fehler, bei einigem guten Willen der Gegner eine Entwicklung eingeleitet werden können, können, die in Wochen zum Waffenstillstand und zur Einleitung der Friedensverhandlungen geführt hätte. würden Heute schon fich die Völker der Gegenseite eines Friedens erfreuen können, der für sie weder unehrenhaft noch unvorteilhaft gewesen wäre. Statt dessen haben sie eine Neuauflage des Krieges bekommen, die bis jetzt anderthalb mal. so lange wie der deutsch - franzö­sische Krieg von 70/71 dauerte, ungleich mehr Opfer forderic, zahllose Enttäuschungen brachte und nun ihren vorläufigen Abschluß fand durch den siegreichen Einzug der Deutschen in die große russische Handelsmetropole an der Ostsee .

Hätte vor neun Monaten ein Franzose, Engländer oder Russe die Kriegslage von heute voraus prophezeit, so wäre er gesteinigt worden. War doch das Friedensangebot vont 12. Dezember den Ententediplomaten nichts als ein schlauer Versuch sie um ihren unmittelbar bevorstehenden Endfieg zu betrügen! Aber die Entente war noch schlauer und ging in diese Falle nicht, ebenso wenig wie in die von Stockholm oder in die des Friedensbeschlusses vom 19. Juli. Was hat diese Schlauheit den Völkern der Entente schon gekostet!

Wir erhoffen von der Einnahme Rigas eine Erschütterung des kriegslügnerischen Glaubens, deutsche Friedenswünsche seien ein Zeichen deutscher Schwäche. Nach dem Willen der Gegner steht uns ein vierter Kriegswinter bevor, der uns ebenso hart werden wird wie ihnen, ein Winter, der allen Ländern schwere Leiden auferlegen und die Sterb­lichkeit vermehren wird. 3 usammenbrechen werden wir in ihm nicht! Mögen die Gegner eine Stimme hören, die nie aufgeregten Kriegspropheten gefolgt ist und sich stets an die nüchternste Beobachtung der Dinge ge­halten hat! Wer drüben dem deutschen Volt große Schwierig­keiten für diesen Winter prophezeit, hat unzweifelhaft recht. Wer den Zusammenbruch Deutschlands voraussagt, ist ein Phantast oder ein Lügner. Der Frieden wird nicht kommen, wenn Deutschland zusammenbricht, sondern wenn sich die Völker nicht mehr von Lügnern und Phantasten am Leitfeil führen lassen.

Der Eindruck des neuesten Kriegsereignisses auf die öffent­liche Meinung des feindlichen Auslandes wird indes nicht so start sein und sich nicht überall in der Richtung bewegen, wie die Friedensfreunde hierzulande wünschen werden. Für eine Abschwächung der Wirkung sorgt schon die löbliche Einrichtung der Pressezensur. Dazu kommt, daß man in England und in Frankreich auf unangenehme Nachrichten aus dem Osten längst eingestellt ist und das ganze Interesse auf den Westen kon­zentriert. werde oder nicht, der Krieg sei die, Regierung der Demokratie. Wie wird aber die Wirkung auf Rußland selbst sein? Die englischen Gewerkschaften Redner verurteilte, daß der Demokratie der Ver- Nachdem die Vorläufige Regierung neuerdings dem Londoner bündeten das, Recht abgesprochen sei, abgesprochen sei, Ver- Abkommen vom September 1914 beigetreten ist, das die Krieg­tretern aller Länder zu begegnen, zu begegnen, um die führenden verpflichtet, gegen Stockholm . nur gemeinsam Frieden zu Demokratie der Welt zu propagieren und zu beschließen, kann man nicht damit rechnen, daß Rußland durch London , 4. September. Reutermeldung. Der Gewert- festigen. Ueber die inneren Reformen sagte er, dazu sei mehr militärische Mißerfolge einem Sonderfrieden geneigt werden schaftskongres in Blackpool entschied mit 2849 000 gegen volution dazu nötig sei, da diese nur eine Gruppe von Autokraten direkten Verhandlungen mit seinen Gegnern, sondern nur auf nötig, als Anträge zu stellen. Er meine aber nicht, daß eine Re- tönnte. Der Friedenswille Rußlands kann sich nicht in 91 000 Stimmen, daß unter den gegenwärtigen Umständen die durch eine andere ersetze. Nötig sei vielmehr Agitation, Auf- der Konferenz der Alliierten geltend machen. Die Stellung Stockholmer Konferenz keinen Erfolg versprechen würde. Rußlands zur Kriegs- und Friedensfrage hängt aber von einer schwankenden Verteilung der Kräfteverhältnisse ab. Liest man die Selbstanklagen, die das russische Heer in seinen Berichten Eine Kommission wurde ernannt, um über die Stock- erhebt, so kann man nicht an der Absicht. der militärischen holmer Frage zu beraten. Sie erstattete Bericht, daß die Kreise zweifeln, gerade durch eine krasse Schilderung der Miß­London, 3. September. ( Reuter.) Der Gewerkschaftskongreß, der Stockholmer Konferenz augenblicklich, feinen erfolge den Verteidigungswillen des Volkes Heute in Blackpool eröffnet wurde, ist von 695 Delegierten be- Erfolg haben würde, und schlug vor, sich darum zu be- neu anzustacheln. Sicher wird auch die Einnahme von Riga sucht. ill fagte in der Eröffnungsansprache, aus dem Bericht mühen, eine Uebereinkunft zwischen den arbeitenden Klassen in diesen Zwecken dienen müssen. der Industriekommission gehe hervor, daß die Unruhe in der den verbündeten Ländern zustande zu bringen, da Gegenüber solchen Versuchen muß immer wieder gesagt Arbeiterschaft dem Wortbruch der Regierung über die dies die wichtigste Voraussetzung für eine erfolgreiche inter - werden, daß das russische Volf gar keinen Feind hat, gegen industrielle Dienstpflicht zuzuschreiben sei, da die Arbeiter aus Furcht nationale Konferenz sei. Die Erörterung über die Stock- den es sich zu verteidigen braucht. Und dasselbe gilt auch von vor Einstellung in die Armee gezwungen waren, un- Holmer Konferenz wurde auf den nächsten Tag verschoben. Der den Völkern, mit denen das russische verbündet ist. Auch sie würdige Bedingungen anzunehmen. Ein anderer Grund sei, daß die Kongreß beschloß, gegen die Verweigerung von haben keinen Feind, gegen den sie sich verteidigen müssen. Arbeiter wüßten, daß die hohen Lebensmittelpreise die Pässen nach Stockholm zu protestieren, da nach all- Dauert der Kampf fort, so ist das ihr Wille oder der ihrer Folge von ungezügelter Preistreiberei durch Zwischen- gemeiner Auffassung eine internationale Konferenz dem Abschluß Machthaber, und die militärische Wirksamkeit Deutschlands händler seien. Ueber den Krieg sagte Hill, daß alle Arbeiter darin eines dauerhaften demokratischen Friedens notwendig vorausgehen ist nur die Folge des auf der Gegenseite vorhandenen Striegs­einig seien, daß Belgien vollständig wiederberge- müsse. willens. Es ist die verrückteste Situation, die jemals erlebt stellt werden müßte. Polen , dem Elsaß und dem Trentino Kopenhagen , 4. September. Berlingske Tidende" meldet aus worden ist. Da ist ein Staat, der längst den Frieden haben sei nach der übereinstimmenden Ansicht aller Verbündeten Stockholm : Die Stockholmer Konferenz wird um mindestens will und immer wieder von seinen Gegnern gezwungen wird bolles Recht zugesagt worden. Aber könne dies mit den zwei Monate bertagt werden. Der holländisch- skandinavische zu ſiegen! Waffen erreicht werden, wo bereits neun Mil- Ausschuß hält unerschütterlich an der Ueberzeugung fest, daß die Dieser Staat will den Frieden, und er will ihn auch lionen Mann gefallen seien? Db der Erfolg erreicht Konferenz trog aller Schwierigkeiten abgehalten werden muß. jekt, so wie er ihn am 12. Dezember 1916 und am 19. Juli

Vertagung um zwei Monate.

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