Einzelbild herunterladen
 

Nr. 245. 34. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljabrl 8,90 ML, monatl. 1,30 RL. möchentlich 30 Bfg. fret ins Haus, borauszahlbar. Einzelne Wochentags. nummern 5 Bfg. Sonntagsnummer mit illustrierter Beilage Die Neue Belt" 10 Bfg. Bostbezug: Monatlich 1:30 m. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 2.50 M., für das übrige Ausland 4 M. monatlich. Postbestellungen nehmen an Dänemark , Holland , Luxemburg , Schweden u. die Schweiz . Eingetragen in die Bost- Zeitungs- Preisliste. Erscheint täglich. Telegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. die ftebengespaltene Kolonel. geile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedruckte Wort 20 fg.( zu lüssig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte, Teuerungszuschlag 20%- Familien Anzeigen 50 fg.. politische u. gewerkschaftliche Vereins­Anzeigen 40 Pig die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin SW.68, Lindenstraße 3, ab­gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 7. September 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Wiederaufleben der Weft- Offenfive.

Vergebliche Angriffe der Engländer und

-

Eiliger Rück­

Franzosen Fliegerangriffe auf London, Southend und Margate zug der Ruffen

-

-

Die Dünaftellungen bis Friedrichstadt geräumt 7500 Ge­fangene, 180 Geschüße, 200 Maschinen­gewehre erbeutet Der Monte San Gabriele behauptet- Erfolgreicher öfter­reichischer Gegenangriff auf dem Karst 6460 Italiener gefangen.

-

-

Amtlich. Großes Hauptquartier, 6. September 1917.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern blieb die Kampftätigkeit der Artillerien stark, vor allem zwischen dem Houthoulster Walde und dem Kanal Ypern- Comines.

Nach Eintritt der Dunkelheit griffen die Engländer zwischen den von Ypern auf Poelkapelle und Zounebeke führenden Straßen zweimal mit starken Kräften unsere Linien an. Beide Angriffe brachen im Feuce und Nahkampf verluftreich und ergebnislös zusammen.

Heeresgruppe Deutscher Kronpring. Beiderseits der Straße Laon- Soissons und im öftlichen Teil des Chemin- des- Dames war die Feuertätigkeit zeitweilig. bedeutend gesteigert.

Abends sticß nach Trommelfeuer französische Infanterie süd­westlich von Pargny- Filain vor, kam aber in unserer Abwehr­wirkung nicht bis an unsere Hindernisse.

Bei Vauraillon und am Winterberg verliefen eigene Er­fundungen erfolgreich; Gefangene wurden eingebracht.

Starkem Feuer nördlich von Reims folgte gegen Bois Soulains ein Teilangriff der Franzosen; sie wurden zurück. geschlagen.

In der Champagne war die Gefechtstätigkeit in einigen Ab­schnitten lebhaft.

Vor Verdun dauert der starke Artilleriekampf, besonders auf dem Dstufer der Maas , an. Bisher keine Infanterietätigkeit.

In der Nacht vom 4. zum 5. September griffen unsere Flieger London, Southend und Margate an. Brandwirkung der abgeworfenen Bomben wurde erkannt. Eines unserer Flugzeuge ist nicht zurückgekehrt.

Ueber dem Festland sind gestern 14 feindliche Flieger und 1 Fesselballon abgeschossen worden. Leutnant Voß errang den 40. und 41. Luftsieg.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Front Prinz Leopold.

Vor der Front der 8. Armee haben die Russen ihren Rückzug nach Norden und Nordosten in Eile fortgesetzt.

An der Düna hat der Feind seine starken Stellungen bis Friedrichstadt geräumt.

Die bei unserem schnellen Vormarsch bisher nur unvoll­ständig festzustellende Gefangenenzahl und Beute beträgt 120 Offiziere, über 7500 Mann, 180 Geschüße, 200 Maschinen­gewehre, mehrere Panzerkraftwagen und sehr zahlreiches Kriegs­gerät aller Art.

Front Erzherzog Joseph .

In der nordwestlichen Moldau zeitweilig lebhafte Artillerie­tätigkeit und Borfeldgefechte.

Heeresgruppe Madensen.

In den Bergen nordwestlich von Focsani scheiterte ein rumä­nischer Vorstoß bei Muncelul, von einem eigenen konnten Ge­fangene zurückgeführt werden.

Mazedonische Front.

Westlich des Prespa- Eces waren deutsche, östlich des Dojran­Sees bulgarische Erkundungsunternehmen von Erfolg.

Der Erste Generalquartier meiste r. Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 6. September 1917, abends. Amtlich. Nordöstlich von Ypern und bei Leus sind starke eng­ lische Teilangriffe gescheitert.

Bei Verdun danert der Artilleriekampf an. Jm Osten wurden russische Nachhuten bei Neu- Kaipen und südwestlich Nitan( 70 Kilometer östlich Riga ) vou unferer Kavallerie geworfen.

Der österreichische Bericht.

Wien , den 6. September 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah.

An der Heeresfront des Generalobersten Erzherzog Joseph vielfach lebhaftere Kampftätigkeit.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Gestern vor zwölf Tagen begannen die Italiener mit ihrem großen planmäßigen Angriff gegen den Monte San Gabriele. Mächtige Geschütz- und Minenwerfermassen vereinigten durch viele Stunden ihr Feuer gegen unsere Höhenstellungen. Auf engem Raum lief Tag und Nacht die Infanterie von mindestens acht italienischen Brigaden Sturm. Vorgestern erreichte das Ringen seinen Höhepunkt. Der Berggipfel wechselte in hin- und her­wogendem Kampf mehrmals den Besitzer. Aber der Jubel des nach einem Sensationserfolg dürftenden Feindes war verfrüht. Die opferfreudige Zähigkeit unserer Truppen gewann die Ober­hand. Scharfe Gegenstöße faßten den Angreifer und entrissen ihm den vorübergehend gewannenen Boden. Gestern mittag war der Monte San Gabriele wieder voll in unserer Hand! Abends wurde ein starker Angriff blutig abgeschlagen. Italienische Truppenansammlungen im Tale stellen weitere Kämpfe in Aus­sicht. Deftlich von Görz wiesen wir Teilangriffe zurück. Auf dem Südteil der Karsthochfläche dauerte die Schlacht den ganzen Tag an. Der Italiener wurde aus seinen vordersten Gräben ge­worfen. Unsere brave Infanterie behauptete sich in den eroberten Linien siegreich gegen alle Versuche des Feindes, seinen Miß­erfolg durch starke Gegenangriffe wettzumachen. Die Zahl der om 4. und 5. September in diesem Kampfraum eingebrachten Gefangenen ist auf 160 Offiziere und über 6300 Mann ge­stiegen. Trieft war abermals das Ziel zweier italienischer Luft­angriffe.

Der Chef des Generalstabes.

Alte Geschichten.

An anderer Stelle veröffentlichen wir einen Depeschen­wechsel, der zur Zeit des russisch - japanischen Strieges geführt worden ist. Die feindliche Presse hat ihn in der Absicht, Deutschland damit unangenehm zu werden, ausgegraben, und von deutscher Seite wird zu ihm erklärt, daß er echt, aber nicht vollständig sei.

Kartoffelversorgung und Volks­ernährung.

Für unsere Lebensmittelversorgung wird im kommenden Wirtschaftsjahr die Kartoffel von entscheidender Bedeutung ſein. Nach dem übereinstimmenden Urteil dürfen wir an­nehmen, daß die Ernte der Spätkartoffel ein gutes Ergebnis zeitigen wird, so daß für die Versorgung der Bevölkerung feine Gefahren bestehen, wenn es gelingt, die für den mensch­lichen Bedarf notwendigen Mengen zu erfassen. Nach den bisherigen Feststellungen ist anzunehmen, daß wir in Deutsch­ land einschließlich Militär 48,5 Millionen versorgungsberechtigte Personen haben, für die bei einem Anspruch von 10 Pfuud pro Woche im Jahr 252,2 Millionen Zentner Kartoffeln not­wendig wären. Zu diesen Versorgungsberechtigten kommen 21,25 Millionen Selbstversorger, die bei einem gleichen An­spruch eine Kartoffelmenge von 110,5 Millionen Zentner nötig haben, insgesamt mithin 362,7 Millionen Zentner, die selbst bei einer mäßigen Ernte gedeckt werden können. Bei einer solchen Versorgung würden alle Klagen über eine Kartoffelnot verschwinden.

Gewährt nun die vom Kriegsernährungsamt erlassene Verordnung die Sicherheit, daß in diesem Jahr die Versorgung besser durchgeführt werden kann und die hier beanspruchten Mengen zur Verteilung kommen? Das Kriegsernährungs­amt hat sich leider nur dazu verstanden, borläufig nur bis zu 7 Pfund Kartoffeln zu verteilen, obwohl im Beirat sehr eindringlich von vielen Seiten, es kamen dabei nicht nur die Vertreter aus Arbeiterkreisen in Frage, die Anforderung auf 10 Pfund Kartoffeln erhoben wurde. Die Reichskartoffelstelle stellt aller­dings eine Zulage in Aussicht, wenn die Ernte es gestattet. Die Versorgung scheint, soweit man einen Ueberblick gewinnen fann, bei der Frühkartoffel im allgemeinen einen guten Ver­lauf genommen zu haben; trotzdem wäre es übereilt, damit das Vertrauen auf eine glatte Regelung für die Folgezeit auszusprechen. Die Reichskartoffelstelle glaubt zwar mit der Wirtschaftskarte, den landwirt­schaftlichen Betriebsunternehmer zu zwingen, einen Nachweis über Ernteertrag und Ablieferung aufzuerlegen und damit die Lieferpflicht unter ständige Kontrolle zu nehmen. Die Voraus fegung ist nur, daß diese Einrichtung wirklich gut gehandhabt wird. Man wird Zweifel nach den bisherigen Erfahrungen nicht unterdrücken können, da unsere Verwaltungsbehörden diesen Anforderungen gerade nicht freudig gegenüberstehen. Wenn es nicht gelingt, den Winterbedarf für die Städte in den nächsten Monaten durch eine Lagerung in den Städten sicherzustellen, werden wir von abermaligen schweren Stodun­gen nicht verschont bleiben. Und wenn es ferner nicht mög­lich ist, die Bestände, die im Frühjahr bis zur nächsten Ernte für die städtische Bevölkerung notwendig sind, durch besonderes Ginmieten in der Dorfgemeinde und Aufsicht der Gemeinde­verwaltung aus dem Besitz des einzelnen Landwirts herauszu­nehmen, können wir selbst bei einer sehr guten Ernte wieder mit erheblichen Fehlbeträgen rechnen. In teinem Jahrist während der Kriegszeit der Anreiz, die Kar­Der Zweck jenes Depeschenwechsels sollte sein, ein toffel zu Fütterungszwecken zu benüßen, so Bündnis zwischen Deutschland , Rußland start als gegenwärtig und für die kommende und Frankreich zustande zu bringen. Diese Politik war eit. Wir haben eine eine sehr ungünstige Futterernte damals in Deutschland nicht sonderlich populär, denn im Kriege des Zarismus mit Japan standen die deutschen Sym­pathien keineswegs auf seiten des Zarismus. Wäre England aus Anlaß der Doggerbant- Affäre gegen Rußland los gegangen, so wäre das deutsche Volt kaum bereit gewesen, dem damaligen Rußland beizuspringen.

Es wird weiter zweierlei betont: Erstens, daß die da­malige deutsche Regierung diesen Depeschenwechsel gekannt hat und die Verantwortung für ihn übernimmt, und zweitens, daß es sein Zweck war, dem Frieden zu dienen. Er fällt somit auf das Konto der Bülowschen Politik, die nie­mals als eine sehr glückliche Unterbrechung des Kurses der auswärtigen Geschäfte seit Bismarcks Abgang gegolten hat. Ein großer Teil der deutschen Presse hält es jetzt aber während des Krieges für seine patriotische Pflicht, eine aus­wärtige Politik zu loben, von der man vor dem Kriege nicht sehr erbaut war und von der man auch nach ihm wieder nicht sehr erbaut sein wird.

1

I

und damit ergibt sich ganz von selbst für den Viehhalter, daß er versucht, die Kartoffeln zu Fütterungszwecken zu benügen. Gelingt es uns nicht, die Kartoffelversorgung in diesem und im nächsten Jahre sicher zu stellen, dann werden die Er schwernisse in unserer Ernährung noch härter als im Früh jahr dieses Jahres. Denn wir müssen berücksichtigen, daß Das war der eine irreale Faktor der damaligen Russen - wir im Frühjahr dieses Jahres bei der guten Hafer- und politik. Der andere war Frankreich , das, vor die Wahl Gerstenernte verhältnismäßig viel Graupen, Grüße und Hafer­zwischen Deutschland und England gestellt, sich für England mehl herstellen konnten, während in diesem Jahre die Voraus­entscheiden mußte. Jedenfalls ist der erstrebte Zweck nicht fetzung dafür vollständig fehlt, da wir auf einen sehr geringen erreicht worden, während man jetzt den Depeschenwechsel so Ertrag an Hafer und Gerste rechnen können. zu deuten versucht, als habe Deutschland England schon Die Reichskartoffelstelle versucht nun gegenwärtig, das immer an den Kragen gewollt. Geschäftsprinzip der Reichsgetreidestelle nachzuahmen, und ge­

"

Das ist sicher nicht richtig. Das deutsche Volt hat vor stattet, zu dem sehr hohen Startoffelpreis bis zum 15. De­dem Kriege zwar das zarische System, aber kein Volf in der zember noch einen besonderen Ausschlag von 50 Pf. pro Welt, am wenigsten vielleicht nächst dem französchen das eng- 3enter und 5 Pf. Verladeprämie zu gewähren. Es soll der lische gehaßt. Von Wilhelm II. aber stanimt das Wort: Anreiz zur Lieferung gegeben werden. Da der Preis für Blut ist dicker als Wasser!" Und in seinem Daily- Tele- Kartoffeln beim Erzeuger bis zu 6 M. für den Zentner fest­graph"-Interview von 1908 hat der deutsche Kaiser seine gesetzt werden kann, steigert sich damit der Preis bis zu Sympathie für das stamm verwandte England in 6,55 M. für die Spätkartoffel. Und nehmen wir den Zu­noch stärkerer Weise ausgedrückt. schlag für Groß- und Kleinhandel, so werden wir Das alles sind alte Geschichten. Nach dem Krieg wird mit einem Kartoffelpreise von 10 Mart die auswärtige Politik in allen Ländern von parlamen- rechnen fönnen. Diese Preisfestsetzung tarischen Regierungen geführt werden. Der Zug der Zeit ist unerhört hoch und läßt sich in feiner bringt es so mit sich, und dann wird man wohl auch über Weise rechtfertigen. Man muß dabei immer wieder diese Erinnerungen die Akten schließen können.

beobachten, daß über die Preise in den voraufgegangenen Jahren unwahre Angaben in der landwirtschaftlichen Presse