Nr. 246. 34. Jahrg.
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Vorwärts
Berliner Volksblatt.
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Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Am: Morisplas, Nr. 151 90-151 97.
Sonnabend, den 8. September 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morikplat, Nr. 151 90-151 97.
Rücktritt Ribots.
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Gesteigerter englischer Angriff an der Bahn Roulers- Ypern zurückgeschlagen An der Maas stärkster ArtilleriekampfErfolgreicher Vorstoß bei Beaumont Große Geschützbeute in Dünamünde Noch immer Kämpfe um den Monte San Gabriele Zehn italienische Angriffe abgeschlagen Bisher 18500 Italiener gefangen Venedig mit Bomben belegt. Amtlich. Großes Hauptquartier, 7. September 1917.(.. B.)
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Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
An der flandrischen Front spielten sich zwischen dem Houthoulster Walde und Hollebeke wieder heftige Artillerietämpfe ab.
Morgens und abends griffen die Engländer nach starkem Trommelfeuer unsere Stellungen nördlich der Bahu RoulersOpern in vier Kilometer Breite an. Nach kurzem harten Kampf wurden sie überall zurückgeworfen. Der Einsatz von drei Divisionen zu diesen Angriffen, die dem Feind hohe Verluste tofteten, wurde durch Gefangene bestätigt.
Ju den benachbarten Abschnitten drangen nach fräftigen Feuervorstößen englische Erkundungsabteilungen vor; auch sie hatten teinen Erfolg.
Bei Lens scheiterten frühmorgens Teilangriffe des Feindes verlustreich.
Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.
Jn mehreren Teilen der Aisne - Front und in der Champagne blieb die Kampfestätigkeit tagsüber lebhaft. Vorfeldgefechte brachten uns Gefangene ein.
Die Artillerieschlacht auf dem Ostufer der Maas wurde bis in die Nacht hinein mit kurzen Unterbrechungen fortgeführt. Unser Bernichtungsfener gegen erkannte Bereitstellungen von Sturmtruppen verhinderte am Fosses- Wald cinen Angriff der Franzosen .
Südlich von Beaumont drang ein württembergisches Regiment in die feindlichen Linien und vertrieb die Besatzung im Handgranatenkampf.
Badische Stoßtrupps brachen in den Courières- Wald ein und kehrten mit Gefangenen zurüd.
9 feindliche Flugzeuge wurden im Luftkampf, weitere 5 durch Abwehrfeuer zum, Absturz gebracht.
Deftlicher Kriegsschauplak. Front Prinz Leopold.
Die Rückzugsbewegungen der Russen nordöstlich der unteren Düna dauerten gestern an. Unsere Kavallerie kämpfte erfolgreich
Rücktritt des französischen Kabinetts.
Paris , 7. September. ( Havasmeldung.) Ribot hat Poincaré das Rücktrittsgesuch des Ministeriums überreicht. ( Siehe auch 3. Seite.)
Eine neue Kundgebung in der Polenfrage
mit feindlichen Nachhuten südwestlich von Nitau ung Neu- Raipen ( 70 Kilometer östlich von Riga .
Zwischen Lobe- See und Friedrichstadt hat der weichende Feind die Ortschaften in Brand gesteckt.
Die Beute in Dünamünde beläuft sich außer viel Schickbedarf und Kriegsgerät auf 40 Geschütze, davon haben 22 größere Kaliber als 12 Zentimeter.
Bis zum Schwarzen Meer sonst keine größeren Kampfhandlungen.
Mazedonische Front.
Zwischen Ochrida- und Prespa- See Gefecht von Streifabteilungen, östlich des Vardar lebhafte Feuertätigkeit.
Der Erste General quartiermeister. Ludendorff.
Abendbericht.
Berlin , 7. September 1917, abends. Amtlich. Im Westen starker Artilleriekampf nur vor Verdun . In Livland steht unsere Kavallerie in Fühlung mit dem Feinde.
Der österreichische Bericht.
Wien ; den 7 September 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:
Feindliche Fliegerangriffe gegen die offene Stadt Triest werden zum täglichen Ereignis.
Notwendige Folgerungen.
Die gestrigen Ausführungen des Vorwärts" über den Depeschenwechsel von 1905 haben, soweit wir sehen, in der gegnerischen Presse keinerlei Widerspruch gefunden. Wer da weiß, wie jede Aeußerung unseres Blattes auf die Möglichkeit polemischer Ausmünzung untersucht wird, dem muß solche Zurückhaltung Verwunderung erregen. Wir wollen nicht so weit gehen, dieses Schweigen nach dem bekannten Rechtsgrundsak für ein Zeichen der Zustimmung zu erklären, aber wir dürfen vielleicht feststellen, daß bei der konservativalldeutschen Presse keine Neigung besteht, in eine Generalfritik der deutschen Außenpolitik seit Bismards Abgang cinzutreten.
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Stets bereit, auch mit den Gegnern geistige Berührungs. punkte zu suchen, erkennen wir gern an, daß die„ Teutsche Tageszeitung" jest sogar erklärt, daß die Leitung der Staatsgeschäfte den militärischen Leistungen in den letzten Jahren immer weniger entspro che n" hätte und daß sie dem Reichskanzler in den Kuchen zu seinem heutigen 60. Geburtstag nebst vielen Rosinen auch die bittere Mandel bäckt, er habe ,, den auswärtigen Fragen vorher"( d. h. bis sechs Wochen vor seinem 60. Geburtstag) amtlich völlig ferngestanden". Vielleicht läßt sich dieses Blatt, das für die Erhaltung des bisherigen Regierungssystems in vorderster Reibe mitkämpft, einmal etwas näher darüber aus, was das vieldeutige„ immer weniger" in ihrer Feststellung bedeutet, ob die Führung der Staatsgeschäfte nach außen in früheren
Die Kämpfe der Feind, uns die in den letzten Tagen Jahren entsprochen habe und seit welchem Jahre nicht mehr,
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durch scheiterten
dem Südteil der Karsthochfläche dauern an. Bergebens müht sich errungenen Erfolge streitig zu machen. Seine Angriffe unsere Truppen wiederholt im Gegenstoß gefaßt durchweg unter schweren Berlusten. Außerordentlich heftig wird noch immer um den Monte San Gabriele gerungen. Kein Opfer ist dem Feind zu groß. Zehn Angriffe brachen gestern am Nordhang zusammen. Ein schwerer Ansturm wurde am Westhang abgeschlagen. Seit dem 19. August haben wir am Isonzo insgesamt 500 italienische Offiziere, 18 000 Mann gefangen genommen. An blutigen Opfern steht für die Italiener die elfte Isonzoschlacht vor den früheren Schlachten in keiner Weise zurück.
Ueber die anderen Fronten und Kriegsschauplätze ist nichts von Belang mitzuteilen.
Der Chef des Generalstabes.
Ereignisse zur See.
Als Bergeltung für die wiederholten gegen die offene Stadt Triest gerichteten feindlichen Fliegerangriffe belegten unsere Seeflugzeuge in der Nacht vom 6. auf den 7. das Secarsenal und die militärischen Anlagen der Festung Benedig ausgiebig und mit sehr gutem Erfolge mit Bomben. Es wurden zahlreiche Treffer einwandfrei beobachtet. Trotz heftigen Abwehrfeuers sind alle Flugzeuge wohlbehalten zurückgekehrt.
Das Flottenkommando.
ob für dieses Nichtentsprechen etwa der überragende Einfluß des Parlaments in jenem Zeitraum verantwortlich zu machen sei und ob die Ernennung eines Weltkriegskanzlers, dessen Herz von auswärtiger Politik nichts weiß, auf die Wünsche des Reichstags zurückgeführt werden könne.
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Aber lassen wir doch lieber alle höflichen Umschreibungen und sagen wir rund heraus, worüber wir alle einig sind, daß nämlich unsere auswärtige Politik gründlich versagt hat. Der Depeschenwechsel von 1905, für den die Regierung Bülow die Verantwortung zu tragen hat- ach, sie hat so viel zu tragen, daß sie auch dies noch auf sich nehmen fann! ist weiter nichts als ein Glied in einer Kette von Versuchen, deren keiner von Erfolg gekrönt gewesen ist. Wir sind wohl auch darin vollständig einig, den guten Willen und die friedlichen Absichten dieser Politik nicht anzuzweifeln. Aber, was hilft es uns, übereinstimmend festzustellen, daß unsere auswärtige Politik gut gemeint war, aber leider immer falsch verstanden worden ist!? Wäre es nicht notwendiger, auf die tieferen Gründe dieses Mißverstehens einzugehen?
Warum sind fast alle die, deren Freundschaft wir mit heißem Bemühen suchten, unsere Feinde geworden? Warum haben wir, da wir Frieden wollten, Krieg bekommen? Warumi find soviele Neutrale, mit denen wir uns so gut wie möglich zu stellen versuchten, ins Lager der Gegner übergegangen? Warum ist es uns nach drei Jahren Krieg, nach so gewaltigen einer bolfchemistischen Gruppe von Sol- Leistungen und anerkannten Proben militärischer Tüchtigkeit daten und Arbeitern vor dem Generalstabsgebäude so schwer, zum Frieden zu kommen?
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hervor, wo sie die Internationale fangen. Abends Man hat diese allgemeine Feindseligkeit moralphilosammelte sich an der Ecke des Newsky- Prospekts und der sophisch mit der Schlechtigkeit unserer Gegner zu erklären verSadowaja eine große Voltsmasse. Von vielen Ver- sucht. Aber schlecht ist diese Welt schon immer gewesen, und sammelten wurde gerufen: Nieder mit dem Sowjet! sich in ihr trotzdem als Staat zurechtzufinden, das eben ist die Um 10 Uhr abends zogen 200 Personen nach dem Hause der Aufgabe der Politik, wie sich als Mensch in ihr zurechtzufinden Kschefiestaja auf dem Kammanostnowski- Prospekt und riefen: die Aufgabe der Lebensflugheit ist. Warum ist unsere Politik Nieder mit den Ministern! Die Demonstration wurde von so wenig lebensflug? Warum haben wir nicht verhindern Soldatenpatrouillen zerstreut.. können, daß die Menschen draußen uns für besonders schlechte Kerle halten und hinter allem, was wir tun, selbst hinter Am Montag besprach der Petrograder Sowjet unseren Friedensangeboten, eine neue Ueberhebung und bevorstehend. die Kriegslage. Die Versammlung beschloß einen Aufruf Niederträchtigkeit wittern. Hand aufs Herz, soll die Führung an die Arbeiter und Soldaten, sich um die der deutschen Staatsgeschäfte wirklich vollkommen unschuldig Amtlich. Berlin , 7. September. Die Besprechungen Sowjets zu sammeln. Minister Zeretelli erklärte, die daran sein? zwischen dem deutschen Reichskanzler und dem Grafen Czernin Moskauer Staatskonferenz habe die Einigbei dessen jüngster Anwesenheit in Berlin haben sich auch auf teit aller demokratischen Organisationen dienten Ruf besonderer Un zuverlässigkeit gekommen. Die deutsche Politik ist in der ganzen Welt in den underden weiteren Ausbau des polnischen Staatswesens im Verfolg gezeigt, und der Revolution die wirkliche Grundlage gegeben. Unverdient deshalb, weil ihren Trägern gar nicht zu Bewußtder Proklamation vom 5. November 1916 erstreckt. Zwischen den Wie wenig die Reaktionäre geneigt sind, sich dem in Moskau sein kam, wo auf dieser Ruf sich gründet. Er gründet sich beiden Staatsmännern ist ein volles Einverständnis über alle in angeblich sieghaften Volkswillen zu unterwerfen, geht aus nämlich darauf, daß immer verschiedene Strömungen um die Betracht kommenden Punkte erzielt worden. Es steht deshalb einer Petersburger Depesche hervor, die Stockholms Tid Oberhand in der deutschen Politik gekämpft, sie zeitweilig gezu erwarten, daß schon in wenigen Tagen eine bedeutsame ningen" veröffentlicht und nach der in der gleichfalls am wonnen und wieder verloren haben, daß Anregungen mit Kundgebung der beiden verbündeten Monarchen in der polni- Montag stattgefundenen Dumaversammlung Minister sprühender Lebhaftigkeit ergriffen, aber ebenso rasch wieder schen Verfassungsfrage erfolgen wird. Rodzianko erklärt habe, daß die Duma Rußlands einfallen gelassen wurden. Wir wagen die Behauptung, daß die zige gefeßliche Institution und Macht sei. auswärtige Politik des Deutschen Reiches an Kontinuität Verschiedene Redner, darunter Purischtewitsch, hatten nicht verloren, sondern gewonnen haben würde, wenn sie Der Sowjet über die Kriegslage. tärdiktatur gefordert. liberalen und sozialdemokratischen Regierungen, also von den Stockholm , 7. September. ( Eigener Drahtbericht des schärfsten Gegensäßen, geführt worden wäre. Denn jede Re" Vorwärts".) Aus Petrograd wird Stockholms„ Tidningen " Der Petrograder Obergerichtspräsident Starensty gierung sieht sich in die Notwendigkeit verjekt, sich mit den gemeldet: Die Nachricht über den Fall Rigas rief am 4. Sep- wurde wegen der Publizierung der Unter- politischen Tatsachen, die ihr ihre Vorgängerin hinterläßt, tember in Petrograd zunächst eine Demonstration suchungsatten im Falle Lenin verabschiedet. irgendwie politisch abzufinden. Daher die Stetigkeit der eng
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