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Nr. 247.

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Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

34. Jahrg.

Der Anzeigenpreis

beträgt f. die fiebengespaltene Kolonel. zeile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedrudte Wort 20 Pig.( zu lässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Wort 10 Pfg. Stellengesuche und Schlafftellenanzeigen das erste Wort 10 Pfg., jedes weitere Wort 5 Bfg. Worte über 15 Buchstaben zählen für zwei Worte. Teuerungszuschlag 20%- Familien Anzeigen 50 Pfg., politische u. gewerkschaftliche Vereins Anzeigen 40 Pfg. die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 1hr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin   W. 68, Lindenstraße 3, aba gegeben werden. Geöffnet von 8 11hr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 9. September 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplak, Nr. 151 90-151 97.

Franzöfifche Offenfive bei Verdun   gefcheitert

Die französische   Offensive bei Verdun  gescheitert

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Neue Infanteriekämpfe Weitere Preisgabe der Dünalinie durch Bei Riga   316 Geschüße Schweres Geschützfeuer auf den Monte San Gabriele.

die Russen erbeutet

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 8. September 1917.( 2. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplak.

Heeresgruppe, Kronprinz Rupprecht. Starker Nebel schränkte die Kampftätigkeit im Nordteil der flandrischen Front ein. Vom Houthoulster Walde bis zum Kanal Comines- Ypern steigerte sich das Feuer zeitweilig zu größter Heftigkeit. Mehrfach stießen Engländer zu Erkundungen vor; fie find überall abgewiesen worden.

Heeresgruppe Deutscher Kronprinz.

Die Artillerieschlacht vor Verdun   ging gestern weiter. Auf dem Ostufer der Maas   verstärkte sich die Artilleriewirkung mehr­mals zum Trommelfeuer.

n

Kurz vor Dunkelheit brach ein französischer Angriff zwischen Samogneux und der Straße Beaumont- Vachevauville( 32 kilo­meter) vor. Dank der zähen Ausdauer und Stoßkraft unserer Infanterie und im Abwehrfeuer der Artillerie blieb dem Feinde ein Erfolg versagt. Seine Sturmwellen, denen dichtauf starte Reserven folgten, wurden abgewiesen; wo sie eindrangen, warfen sich unsere Kampftruppen ihnen entgegen und drängten sie zurüd. Einige französische   Kompagnien sind aufgericben worden; auch sonst sind die feindlichen Verluste schwer.

Während der Nacht blieb das Feuer unvermindert stark und schwoll heute früh von Beaumont bis Bezenvaux wieder zu heftigstem Trommelfeuer an. Seit 6 Uhr vormittags sind dort neue Infanteriekämpfe im Gange.

Scheidemann   zur Wilson- Note.

Von dem Berliner   Vertreter der United Pres of Amerika" über seine Auffassung der Wilson- Note befragt, äußerte Ge­nosse Scheidemann   folgendes:

Der gereizte Ton, den die amerikanische   Note anschlägt, ist zunächst von dem größten Teil der deutschen   Presse in der gleichen Weise beantwortet worden. Wer aber im öffentlichen Leben steht, foll es mit dem englischen Sprichwort halten:" Worte brechen feine

Beine" und über allem Lärm die Sache selbst nicht aus den Augen verlieren. Ich finde, daß die amerikanische   Regierung ihre Kriegs­ziele in einer Weise umschreibt, die so aussieht, als habe ihr das Friedensprogramm des Reichstags

Deftlicher Kriegsschauplak.

Front Prinz Leopol b.

Zwischen Ostsee   und Düna   hatte unsere Kavallerie westlich von Wenden, bei Bending, Nitan und Neu- Heidenhof Gefechts­fühlung mit dem Feinde, der in dieser Linie eifrig schanzt. Vor­geschobene russische Abteilungen wurden an mehreren Stellen durch Kampf zurückgedrückt.

An der Düna   hat der Gegner seine Stellungen bis westlich von Kokenhausen geräumt.

Die Zahl der auf dem Schlachtfeld von Riga   erbeuteten Ge­schüße ist auf 316 gestiegen.

Front Erzherzog Joseph  . Zwischen Pruth   und Moldawa   sowie an der Gyimes- und Ojtoz- Straße lebhafte Geschäftstätigkeit.

Mazedonische Front.

Westlich des Prespa- Sees wiesen osmanische Truppen in färg­lich gewonnenen Stellungen russische Vorstöße ab.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin  , 8. September 1917, abends. Amtlich. In Flandern   wechselnd starkes Feuer.

An der Nordostfront von Verdun   ist der französische  Angriff am Foffeewald und nordwestlich von Begonvaux ge­scheitert am Chaumewald, wo der Feind Boden gewonnen hat, wird noch gekämpft.

Im Osten nichts Wesentliches.

Der österreichische Bericht. ⠀⠀ Wien  , den 8. September 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Der Monte San Gabriele lag unter schwerem Geschützfeuer. Ein nächtlicher Jufantericangriff der Italiener wurde abgeschlagen­Bei Bezecca, in Südtirol  , bemächtigten sich unsere Truppen eines feindlichen Stükpunktes durch Ueberfall. Es wurden Gefangene eingebracht und Maschinengewehre erbeutet. An der Ostfront feine besonderen Ereignisse. Der Chef des Generalstabes.

in allen Ländern rapide Fortschritte machen und dann wird es möglich sein, die Sicherungen des Weltfriedens- Vertrages noch stärker zu festigen und auszubauen. Ich glaube also, daß dieser Strieg tatsächlich der leste ist, der zwischen den großen zivili­fierten Wölfern geführt wird.

Zur Erreichung dieses Zieles ist alles weitere Blutvergießen

so unterschätzt man die Macht des Deutschen

Der Kaiser und die Konservativen

Wer die Taktik der konservativen Presse fennt, wundert sich nicht, daß sie auch diesmal wieder, wie noch immer in ent­scheidenden Augenblicken, den Thron gleichsam als Tant gegen die demokratischen Gräben vorzuschieben versucht. Hinter ihm nehmen die konservativen Sturmtrupps gegen den Reichstag vorsichtig Deckung. Entrüstet weisen sie den An­spruch der Volksvertretung, die Politik des Reiches entscheidend zu bestimmen, zurück. Die taiserliche Gewalt, sagen fic, dürfe nicht zugunsten der Parlamentsmacht eingeschränkt werden.

Dieses Manöver zwingt uns die Frage aufzuwerfen und wir bitten die konservative Presse sie klipp und klar zu beantworten: Wann haben die Konservativen und die ihnen verbündeten AIIdeutschen den Willen des Kaisers respektiert? Wann haben sie mit der Politik, die als die kaiserliche gelten mußte, über­eingestimmt?

Wir haben bisher im Reiche nur Kaiserkanzler, nie Parla­mentsfanzler gehabt. Die Reichskanzler waren vom Kaiser ernannt und konnten von ihm jederzeit entlassen werden, wenn er mit ihrer Politik nicht einverstanden war. Die Politik des Kanzlers war die Politik, des Kaisers. Die Kon­servativen haben aber diese kaiserliche Politit. immer bekämpft unter Caprivi, unter Hohenlohe, inter Bülow, unter Bethmann. Sie haben Caprivi zu stürzen versucht, Bülow in offener Parlamentssigung gestürzt, Bethmann stürzen geholfen.

Aber sprechen wir zunächst nur von der Zeit des Krieges! Der Kaiser hat, wie dokumentarisch festgestellt ist, an der Vermeidung des Krieges zu einer Zeit gearbeitet, in der die konservativ- alldeutsche Presse zum Kriege trieb.

Der Kaiser hat den Ausbruch des Krieges als ein Un­glück angesehen. Die alldeutschen Blätter schrieben: Diese Stunde haben wir immer ersehnt. Nun ist sie da die heilige Stunde! Das deutsche   Volk jubelt."

Der Kaiser hat die Mobilma chung nach alldeutscher Meinung zu spät angeordnet.

Der Kaiser hat drei Jahre lang Bethmann aus eigenem Willen im Amte gehalten und ihm sein Vertrauen geschenkt, während Bethmann von den Konservativen beschimpft, be­sudelt und heruntergerissen wurde.

Der Kaiser hat das Wort gesprochen:" Uns treibt nicht. Eroberungsluft".

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Der Kaiser hat Bethmann nicht entlassen, als er vom Der Kaiser hat Bethmann nicht entlassen, als er die fonservativer Meinung von Michaelis mit Schimpf und Schande Verdienste dieses Reichstags der jetzt nach davongejagt werden soll- um die deutsche Landesverteidigung in begeisterter Dankbarkeit feierte.

pollständig überflüssig. Wenn man das in Amerifa nicht glaubt, unrecht an Belgien   sprach. Reichstages und und die Stärke der deutschen   Bewegung, lichen Lebens drängt. Die Demokratisierung schreitet in Deutsch­die unaufhaltsam zur Demokratisierung des ganzen öffent­and fort, obwohl, wie man auch in Amerika   weiß, der Krieg die

schlechteste Gelegenheit zur weiteren Entfaltung demokratischer Ein­als Unterlage gedient. Der Reichstag   fordert in diesem Programm tratie; es wird auf ihm auch weiter fortschreiten, wenn der Krieg richtungen ist. Deutschland   ist jetzt schon auf dem Wege zur Demo­bekanntlich den Frieden der Verständigung und der dauernden Ver- noch länger dauert, es wird aber desto rascher vorwärts kommen, föhnung der Völker. Er erklärt, daß mit einem solchen Friedenie schneller die Hindernisse des Kriegszustandes aus dem Wege ge­erzwungene Gebietserwerbungen und politische, wirtschaftliche oder räumt werden. Der Friedensschluß bedeutet schon morgen Demo­finanzielle Vergewaltigungen unvereinbar sind. Er weist alle fratie und gesicherten Frieden für die ganze Welt. Pläne, die auf wirtschaftliche Absperrung und Verfeindung der Völker nach dem Kriege ausgehen, zurück. Er erklärt, daß er die Schaffung internationaler Rechtsorganisationen tatkräftig fördern wird.|

Staunings Urteil.

Der Kaiser hat die Polen politik Bethmanns ge­gefunden hat. billigt, die gerade im konservativen Lager die schärfsten Kritiker

Der Kaiser hat sich zum deutschen   Friedens angebot bom 12. Dezember 1916, derentwegen Bethmann von den Konservativen fast gesteinigt worden wäre, als zu seinem geistigen Eigentum befannt.

Kurz, der Kaiser, und nicht die Reichstagsmehrheit, hat die ganze Bethmannsche Politik gedeckt, von der die alldeutsch  - konservative Presse sagte, sie arbeite, als ob sie in Englands Sold stünde, und sie führe das deutsche   Volk in den Abgrund.

Mit alledem ist die amerikanische   Regierung einverstanden. Die j Unser dänischer Genosse, Minister Stauning, Mitglied des Frage entsteht: Warum führt sie dann gegen uns Krieg? Sie holländisch- standinavischen Komitees, hat sich gegenüber dem Kopen­beantwortet diese Frage damit, daß ihr die gegenwärtige deutsche   hagener Korrespondenten der Associated Preß  " sehr an= Der Kaiser hat dann persönlich und in seinem eigenen Regierung nicht geeignet erscheint, als Garant für den kommenden erkennend über die Wilson- Note ausgesprochen. Er erklärte, daß Namen die Osterbotschaft und die folgende preußi­Frieden einzutreten. Dazu bemerke ich, daß der Reichstag  , die er sich besonders freue, dazu Gelegenheit zu haben, weil er sche Wahlrechtsbotschaft erlassen. Finden nun, wo der auf Grund des allgemeinen, gleichen, direkten und geheimen erfahren hätte, daß seine Gefühle gegenüber Amerika   in der jüngsten Kaiser sogar persönlich hervortritt, die Stonservativen, daß Wahlrechts gewählte Vertretung des deutschen   Volkes, bereit ist, die Zeit misverstanden worden seien. Die Antwort des Präsidenten sein Wille entscheidend sein soll? In der konservativen Garantien für den kommenden Frieden mit zu übernehmen. Der Ge- sei freudig zu begrüßen. Denn es gehe aus ihr hervor, daß Wählerversammlung in Anklam   hat der konservative Partei­danke, daß dieser Frieden, um Dauer zu versprechen, nicht nur von Wilson den Krieg nicht fortfeßen wolle, bis es Sieger und Besiegte führer und Präsident des Hauses der Abgeordneten Graf den Regierungen, sondern von den Wölfern felbst garan- gäbe. Er habe vom Präsidenten des freien Amerika   trotz des Schwerin  - Löwik diesem ausgesprochenen kaiserlichen tiert werden soll, ist vollkommen richtig, wenn er auch von Wandels der internationalen Verhältnisse auch nichts anderes Willen den Kampf bis aufs Messer angesagt.

der amerikanischen   Regierung in eine Form gefleidet wurde, die für erwartet, als ihn noch immer mit Friedensbestrebungen beschäftigt Wie es ja schon 1908 war, als cs hieß: Es ist mein die deutsche Regierung verlegend ist. Formen für diese Garantie, die zu sehen. Die Worte des Präsidenten, die sich gegen Kränkung Wille..." Und es wurde doch nichts aus der preußischen nach meiner Meinung gar nicht tief genug in den Völkern der Volkssouveränität, Kriegsentschädigung, Zerstückelung von Wahlreform! Und 1899: Gebaut wird er doch!" Und er verankert werden kann, müssen in den fünftigen Friedensverhand- Reichen und Wirtschaftsfrieg richteten, würden bei allen wurde doch nicht gebaut, der Mittellandkanal! lungen gefunden werden. Zustimmung finden, die einen für die Menschheit dauernden Das alles stellen wir fest, ohne zu fragen, wer recht hatte

etwa dem eigenen?

Praktisch sieht m. E. die Sache so aus: Nach diesem entseg und glücklichen Frieden wünschten. Er wünsche, daß die klugen und wer unrecht. Aber wir fragen: Woher nehmen dieje lichen Aderlaß wird jedes Volk mindestens für ein Menschenalter Worte Wilsons überall zum Nachdenken anregten, und hoffe, daß Leute den ungeheuerlichen Mut, dem Volke zu erzählen, sie außerstande sein, einen neuen Krieg zu führen, es wäre sie in anderen friegführenden Ländern Widerhall weckten. Die wollten dem Willen des Kaisers Geltung verschaffen und nicht denn, daß es durch den Friedensschluß in eine ganz verzweifelte Wünsche des Präsidenten, den Frieden und die Friedensgarantien Lage versezt würde, aus der es, toste es was es wolle, einen Aus- durch die Völker zu erhalten, deckten sich vollkommen mit seinen gang suchen müßte. Ein solcher Friedensschluß wird aber weder eigenen Wünschen; er hoffe daher, daß die demokratischen Parteien vom amerikanischen   noch vom deutschen   Volke gewünscht. Der in Europa   die von den Völkern erwünschte Demokratifierung fra ft Frieden nach dem Kriege wird also durch das automatisch wirkende boll fortfehen möchten. Gesez der Erschöpfung für sehr lange Zeit gesichert Zum Schluß drüdte Stauning die Hoffnung aus, daß die sein. In dieser Zeit wird die Sache der Demokratie und des Sozialismus Friedensbemühungen bald zum Ziele führen möchten.

Michaelis ist vom Kaiser ernannt, Michaelis ist der Vertrauensmann des Kaisers. Michaelis regiert nach des Kaisers Willen. Also, Reichstag  , verneige dich und schweige! Noch in ihrem gestrigen Geburtstagsartikel feiern die Berliner   Neuesten Nachrichten" Herrn Michaelis als den Vertrauensmann des Kaisers.