Nr. 248. 34. Jahrg.
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Montag, den 10. September 1917.
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Vor neuen ruffifchen Stellungen.
Während die Honoratioren verschiedener deutscher Kleinstädte Protestresolutionen gegen den Erzheuchler Wilson" und- eins kommt zum anderen gegen den demokratischen Fortschritt annehmen, ist man in Königsberg gleich aufs Ganze gegangen und hat eine neue Partei gegründet, deren Gründeraufruf in der konservativ- alldeutschen Presse beröffentlicht wird. Diese neue Partei ist das beste, was man haben kann, sie hat einen wunderschönen Namen, einen leibhaftigen Herzog aus Mecklenburg zum Vorsitzenden ehrenhalber, und der Jahresbeitrag beträgt nur eine Mark. Mancher könnte nun meinen, er sei ohnehin schon Mitglied einer Partei und könne nicht zugleich zwei Gäule reiten. Aber auch dafür ist gesorgt, denn die„ Deutsche Vaterlandspartei " ist ja eigentlich gar keine Partei, sie will mit vaterländisch gerichteten(!) Parteien nicht in Wettbewerb treten", fie will feine Kandidaten aufstellen und sich mit dem Tage des Friedensschlusses auflösen. Man wird zugeben, daß man bon einer neuen Partei mehr Entgegenkommen an das Publikum nicht verlangen fann.
Bliebe nur eine Schwierigkeit, der Jahresbeitrag von 1 Mr. Aber auch damit wird es, wie wir versichern können, nicht so gefährlich sein. Geld ist ja ohnehin da, in Masse sogar. Und man kann der neuen Partei auch beitreten, ohne daß man etwas davon merkt, indem man nämlich irgendeiner Sa man Körperschaft angehört, die ihr als Ganzes beitritt. Es gibt in deutschen Landen unzählige Ausschüsse und Vereine mit langen unkontrollierbaren Mitgliederlisten, auf denen zumeist immer wieder dieselben Namen stehen. So hat die neue Baterlandspartei die beste Aussicht, mit überraschender Schnelligkeit zu einer Armee papierener Soldaten anzuwachsen. Und mit denen soll dann das deutsche Vaterland gerettet werden.
Schade, daß man auf diese Weise nie wird erfahren fönnen, was die Werbearbeit der neuen Pattei eigentlich gefruchtet hat. Und das wäre als Probe auf die Leichtgläubigfeit gewisser Kreise immerhin interessant, denn mit gewöhnlicheren Mitteln ist der Gimpelfang noch nie betrieben Wir wollen feine innere Zwietracht! Ueber inneren Hader vergessen wir Deutsche zu leicht den Krieg!" So wagt eine„ Partei" in ihren Werbeaufruf zu schreiben, die doch zu Zweden des inneren Haders gegründet torden ist! Derselbe Aufruf, der den inneren Hader abschwört, beginnt mit einer Kriegserklärung gegen den Reichstag und seine Mehrheitsparteien und entwidelt ein taktisches Programm, wie die Regierungsgewalt dem Einfluß der Volfsvertretung entzogen und dem eigenen Einfluß unterstellt werden soll.
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Trommelfeuer und Vorstöße in Flandern Gefechte nördlich von St. Quentin Erbitterte Kämpfe auf dem Ostufer der Maas Neue Russen- Stellungen zwischen Ostsee und Düna Schweres Feuer auf
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dem Monte San Gabriele. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 9. September 1917. W. Z. B.
Westlicher Kriegsschauplatz.
Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.
In Flandern herrschte gesteigerte Feuertätigkeit an der Küste und vom Walde von Houthoulst bis zur Straße MeninOpern. Nach Trommelfeuer erfolgten nachts heftige englische Vorstöße nordöstlich von St. Julien. Der Feind ist überall abgewiesen worden.
Südlich des La Baffée- Kanals und auf beiden Ufern der Scarpe bereiteten die Engländer gleichfalls mit starker Artillerie-. wirkung gewaltsame Erkundungen vor, die ihnen keinen Erfolg brachten.
Nördlich von St. Quentin haben sich bei Gricourt und Billeret heute morgen Gefechte entwickelt.
Heeresgruppe Deutscher Kronprins.
In der Champagne # tießen französische Bataillone östlich der Straße Somme- By- Souain vor; sie wurden durch Gegenangriff vertrieben.
Vor Verdun ist auf dem Dftufer der Maas tagsüber er bittert gekämpft worden.
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Die ersten Wellen der morgens zwischen Foffes- Wald und Bezonvaux angreifenden Franzosen brachen im Feuer unserer Grabenbesaßung zusammen. Den hinteren Staffeln des Feindes gelang es bei neuem Ansturm, vom Nebel begünstigt, im Chaume- Wald und auf Orna zu dies Dorf war nach Angabe cines gefangenen Offiziers das Ziel des französischen Angriffs Boden zu gewinnen. Hier traf sie der kräftige Gegenstoß unserer Reserven und warf fie südwärts zurück. Abends vcr= vollständigte ein neuer Stoß unserer Kampftruppen den Erfolg: in hartem Ringen konnte der Feind im allgemeinen bis in feine Ausgangsstellung zurückgetrieben werden; fleiner Geländegewinn blieb ihm im Südteil des Chaume- Waldes und auf dem östlich davon streichenden Rücken.
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Man geht also von der Annahme aus, daß die Regierung den Kampf gegen die Volksvertretung aufnehmen will und bietet ihr für diesen Kampf die Bundesgenossenschaft an. Und während man so auf den inneren Konflikt hinarbeitet, hat man den Mut, politisch ahnungslose Leser mit der Nedensart zu födern:„ Wir wollen feine innere 3wietracht."
Der Reichskanzler muß gefragt werden, ob er von Unsere Regierung befindet sich nach den Geschehnissen der der Hilfe, die ihm Herr Kapp gegen den Deutschen ReichsVergangenheit in einer Zwangslage. Ohne einen starten tag anbietet, Gebrauch zu machen gedenkt. Oder eigentlichRüdhalt im Volt kann die Regierung allein hat das Fragen überhaupt noch viel Sinn? Herr Michaelis der Lage nicht Herrwerden. Sie braucht für eine fraft ist der erklärte Liebling aller Feinde des Reichstags, des Verbolle Reichspolitik auch ein fraftvolles Werkzeug. Ein solches Werkzeug muß sein eine große, auf weiteste vaterländische Streise ständigungsfriedens und des politischen Fortschritts. Er hat gestützte Volkspartei. bis zum heutigen Tage nicht eingesehen, daß ein Kanzler, zu dem das Volk Vertrauen haben soll, sich nicht durch solche Riebe fompromittieren lassen darf. Immer mehr gewinnt man den Eindruck, daß er die ihm angebotene Hilfe nicht zurückweist, weil er auf eine Gelegenheit wartet, sich ihrer zu bedienen.
nach Gefangenenaussage bis zu 50 Broz. erlitten, find mehr als dreihundert Gefangene in unserer Hand geblieben. Unsere Infanterie hat sich vortrefflich geschlagen, die Artillerie sehr gut gewirkt. Wertvolle Dienste leisteten die Infanterieflieger.
Deftlicher Kriegsschauplah.
Front Prinz Leopold.
Zwischen Ostsee und Düna drückten unsere Bortruppen an mehreren Stellen die russischen Sicherungen auf die im Ausbau befindlichen neuen Stellungen zurüd.
Front Erzherzog Joseph . Südlich des Pruth lebhaftes Störungsfeuer und Borfeldgeplänkel. Am Ojtoz- Tal ist die Artillerietätigkeit merklich aufgelebt. Mazedonische Front.
Südlich des Ohrida- Sces wurden russische Vorstöße abgewiesen. Westlich des Malik- Sees haben französische Kräfte einige Ortschaften auf dem Nordufer des Devoli- Abschnitts besetzt. Der Erfte General quartiermeister. Lubendorff.
Abendbericht.
Amtlich. Berlin , 9. September 1917, abends. Bei Ypern und auf dem rechten Maas - Ufer lebhafter Artilleriekampf.
Vom Osten bisher nichts Wesentliches gemeldet.
Der österreichische Bericht. Wien , 9. September. Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplah.
An der Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Joseph stellenweise Artilleriekampf und lebhaftere Gefechtstätigkeit.
Italienischer Kriegsschauplatz.
Der Monte San Gabriele und andere Abschnitte der IsonzoDie front liegen unter schwerem italienischen Geschützfeuer. feindliche Infanterie wurde durch unsere Batterien niedergehalten.
Südöstlicher Kriegsschauplatz.
Im albanisch- mazedonischen Seengebiet entwickeln kich Kämpfe zwischen unseren Truppen und den Franzosen. An der unteren Vojusa wurden feindliche Erkundungsabteilungen zuDer Chef des Generalstabes. rückgewiesen.
Feinde erbliden in ihnen nur den Zusammenbruch deutscher Kraft. und das zu einer Zeit, da wir nach dem Zeugnis unseres Hindenburg militärisch günstiger dastehen denn je zuvor. Sichern wir dem Feinde zu, daß für ihn jederzeit ein ehrenvoller Verständigungsfriede zu haben ist, so kann er durch Fortsetzung des Krieges mur gewinnen und nichts verlieren."
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Nach weiteren Ausführungen gegen den Parteigeist" heißt es: ,, Deutsche Freiheit steht himmelhoch über der unechten Demokratie mit allen ihren angeblichen Segnungen, welche englische Heuchelei und ein Wilson dem deutschen Volte aufschwaben wollen, um so das in seinen Waffen umüberwindliche Deutschland So muß sich alle Hoffnung an den Reichstag flam- zu vernichten. Wir wollen nicht Englands Geschäfte besorgen." mern. Wir stehen vor einem harten Winter. Drud erzeugt Der Aufruf mitunterzeichnet von dem Inhaber der Da die Reichstagsmehrheit kaum die Absicht haben wird, Gegendruck, und Kundgebungen erzeugen Gegenfundgebun- Schichau - Werft Herrn 3iese versichert dann, dem deutzugunsten der Deutschen Vaterlandspartei " auf ihren legi- gen. Der Ausbau der inneren Ordnung und zugleich wider schen Volfe gehe es nicht wie England nur um das Getimen Einfluß zu verzichten, fürchten wir von der Arbeit der Absicht der Urheber die Verteidigung des Reiches selbst schäft". England sei zu Wasser und zu Lande geschlagen und neuen Partei eine Verschärfung des inneren sind durch fanatische Treibereien unberufener Vaterlands- werde in nicht zu ferner Zeit gebrochen sein, wenn wir nur Haders, die in der Tat gefährlich werden kann. Dieser retter" bedroht. Wenn die Taten ausbleiben, die das Volk ausharren und trügerischen Friedens lodungen Gefahr wird man am allerehesten Herr werden, wenn man vom Reichstag erwartet, gehen wir Zeiten entgegen, an die widerstehen". thr von vornherein entschlossen entgegentritt. Der Reichstag man nur mit schwerer Sorge denken kann! darf die Stellung, die er im öffentlichen Leben einnimmt, nicht
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durch eine reaktionäre Nationaldemagogie erschüttern lassen. Der Aufruf der Deutschen Vaterlandspartei ". Die Gefahr einer solchen Erschütterung ist aber heutzutage vorhanden, und sie kann nur dadurch beseitigt werden, daß der Der Aufruf der Deutschen Vaterlandspartei beginnt mit Reichstag das tragende Gerüst, auf dem seine den Worten: Macht ruht, untersucht, neu befestigt und so ,, Weite Kreise des deutschen Volkes stimmen mit der Stellung. start macht, daß alles Anrennen dagegen ver- nahme der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit zu den wichtigsten geblich bleibt. Lebensfragen des Vaterlandes nicht überein. Sie erblicken in dem Versuch, gerade jezt, wo des Reiches Schicksal auf dem Spiele steht, Rämpfe um Verfassungsfragen hervorzurufen und in den Vordergrund zu stellen, eine Gefährdung des Vaterlandes und eine wenn auch nicht gewollte Förderung unserer Feinde. Sie sind der Ansicht, daß der vor dem Krieg gewählte Reichstag tatsächlich nicht mehr die Vertretung des deutschen Volkswillens darstellt.
Je entschlossener sich der Reichstag zeigt, im deutschen Hause Ordnung zu schaffen, desto weniger können die Treibereien der neuen Partei gefährlich werden. Das Volk muß von der Sorge befreit werden, daß die Anfänge eines geordneten verfassungsmäßigen Lebens, wie sie sich in den legten Monaten herausgebildet haben, wieder zerschlagen werden könnten. Geschähe das, so wäre ein Herabgleiten ins Chaos die Folge, und alle Opfer der drei Jahre wären dann umsonst gebracht.
Wen gäbe es, der nicht mit heißem Herzen den Frieden er sehnte! Nervenschwache Friedenskundgebungen verzögern aber nur ben Frieben. Unsere auf die Bernichtung Deutschlands bedachten
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Nach feierlichen Treueerklärungen für den Kaiser wird Imeiter gesagt:
,, Wir wollen keinen Hungerfrieden! Um einen Frieden bald zu erreichen, müssen wir nach Hindenburgs Gebot die Nerven behalten. Tragen wir willig Not und Entbehrungen, so wird dem deutschen Volt ein Hindenburg - Fricden zuteil werden, der den Siegespreis ungeheurer Opfer und Anstrengungen heimbringt." Ehrenvorsitzender ist, wie schon gemeldet, Herzog Jo hann Albrecht zu Mecklenburg, 1. Vorsitzender Großadmiral v. Tirpik, 2. Vorsitzender Generallandschaftsdirektor a. D. Dr. Kapp.
Zu den Unterzeichnern des im Hochsaal der ostpreußischen Landschaft am Tage von Sedan " beschlossenen Aufrufs gehören außer den schon Genannten u. a.:
Brodrück Amalienau, Generalleutnant 3. D. v. BrünnedRönigsberg i. Br., Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen . Graf Dönhoff- Friedrichstein, Landhofmeister im Königreich Preußen. Ebel Br. Ehlau, Superintendent, Freiherr v. d. Golz- Kallen.