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Nr. 248. 34. Jahrg.

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Sozialdemokrat Berlin".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Ami Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 10. September 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Vor neuen ruffifchen Stellungen.

Deutsche Vaterlandspartei  .

Während die Honoratioren verschiedener deutscher   Klein­städte Protestresolutionen gegen den Erzheuchler Wilson" und- eins kommt zum anderen gegen den demokratischen Fortschritt annehmen, ist man in Königsberg   gleich aufs Ganze gegangen und hat eine neue Partei gegründet, deren Gründeraufruf in der konservativ- alldeutschen Presse ber­öffentlicht wird. Diese neue Partei ist das beste, was man haben kann, sie hat einen wunderschönen Namen, einen leib­haftigen Herzog aus Mecklenburg   zum Vorsitzenden ehren­halber, und der Jahresbeitrag beträgt nur eine Mark. Man­cher könnte nun meinen, er sei ohnehin schon Mitglied einer Partei und könne nicht zugleich zwei Gäule reiten. Aber auch dafür ist gesorgt, denn die Deutsche Vaterlandspartei  " ist ja eigentlich gar keine Partei, sie will mit vaterländisch gerichteten(!) Parteien nicht in Wettbewerb treten", fie will feine Kandidaten aufstellen und sich mit dem Tage des Friedensschlusses auflösen. Man wird zugeben, daß man bon einer neuen Partei mehr Entgegenkommen an das Publikum nicht verlangen fann.

Bliebe nur eine Schwierigkeit, der Jahresbeitrag von 1 Mr. Aber auch damit wird es, wie wir versichern können, nicht so gefährlich sein. Geld ist ja ohnehin da, in Masse so­gar. Und man kann der neuen Partei auch beitreten, ohne daß man etwas davon merkt, indem man nämlich irgendeiner Sa man Körperschaft angehört, die ihr als Ganzes beitritt. Es gibt in deutschen   Landen unzählige Ausschüsse und Vereine mit lan­gen unkontrollierbaren Mitgliederlisten, auf denen zumeist immer wieder dieselben Namen stehen. So hat die neue Baterlandspartei die beste Aussicht, mit überraschender Schnelligkeit zu einer Armee papierener Soldaten an­zuwachsen. Und mit denen soll dann das deutsche Vaterland gerettet werden.

Schade, daß man auf diese Weise nie wird erfahren fönnen, was die Werbearbeit der neuen Pattei eigentlich ge­fruchtet hat. Und das wäre als Probe auf die Leichtgläubig­feit gewisser Kreise immerhin interessant, denn mit gewöhn­licheren Mitteln ist der Gimpelfang noch nie betrieben Wir wollen feine innere Zwietracht! Ueber inneren Hader vergessen wir Deutsche   zu leicht den Krieg!" So wagt eine Partei" in ihren Werbeaufruf zu schreiben, die doch zu Zweden des inneren Haders gegründet torden ist! Derselbe Aufruf, der den inneren Hader ab­schwört, beginnt mit einer Kriegserklärung gegen den Reichstag   und seine Mehrheitsparteien und ent­widelt ein taktisches Programm, wie die Regierungsgewalt dem Einfluß der Volfsvertretung entzogen und dem eigenen Einfluß unterstellt werden soll.

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Trommelfeuer und Vorstöße in Flandern  Gefechte nördlich von St. Quentin  Erbitterte Kämpfe auf dem Ostufer der Maas   Neue Russen- Stellungen zwischen Ostsee   und Düna   Schweres Feuer auf

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dem Monte San Gabriele. Amtlich. Großes Hauptquartier, den 9. September 1917. W. Z. B.

Westlicher Kriegsschauplatz.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

In Flandern   herrschte gesteigerte Feuertätigkeit an der Küste und vom Walde von Houthoulst bis zur Straße Menin­Opern. Nach Trommelfeuer erfolgten nachts heftige englische  Vorstöße nordöstlich von St. Julien. Der Feind ist überall ab­gewiesen worden.

Südlich des La Baffée- Kanals und auf beiden Ufern der Scarpe bereiteten die Engländer gleichfalls mit starker Artillerie-. wirkung gewaltsame Erkundungen vor, die ihnen keinen Erfolg brachten.

Nördlich von St. Quentin   haben sich bei Gricourt und Billeret heute morgen Gefechte entwickelt.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins.

In der Champagne  # tießen französische   Bataillone östlich der Straße Somme- By- Souain vor; sie wurden durch Gegen­angriff vertrieben.

Vor Verdun   ist auf dem Dftufer der Maas   tagsüber er bittert gekämpft worden.

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Die ersten Wellen der morgens zwischen Foffes- Wald und Bezonvaux   angreifenden Franzosen brachen im Feuer unserer Grabenbesaßung zusammen. Den hinteren Staffeln des Fein­des gelang es bei neuem Ansturm, vom Nebel begünstigt, im Chaume- Wald und auf Orna zu dies Dorf war nach Angabe cines gefangenen Offiziers das Ziel des französischen   Angriffs Boden zu gewinnen. Hier traf sie der kräftige Gegenstoß unserer Reserven und warf fie südwärts zurück. Abends vcr= vollständigte ein neuer Stoß unserer Kampftruppen den Erfolg: in hartem Ringen konnte der Feind im allgemeinen bis in feine Ausgangsstellung zurückgetrieben werden; fleiner Gelände­gewinn blieb ihm im Südteil des Chaume- Waldes und auf dem östlich davon streichenden Rücken.

Bon drei französischen   Divisionen, die blutigfte Berlufte

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Man geht also von der Annahme aus, daß die Regierung den Kampf gegen die Volksvertretung aufnehmen will und bietet ihr für diesen Kampf die Bundesgenossenschaft an. Und während man so auf den inneren Konflikt hinarbeitet, hat man den Mut, politisch ahnungslose Leser mit der Nedens­art zu födern: Wir wollen feine innere 3wietracht."

Der Reichskanzler muß gefragt werden, ob er von Unsere Regierung befindet sich nach den Geschehnissen der der Hilfe, die ihm Herr Kapp gegen den Deutschen Reichs­Vergangenheit in einer Zwangslage. Ohne einen starten tag anbietet, Gebrauch zu machen gedenkt. Oder eigentlich­Rüdhalt im Volt kann die Regierung allein hat das Fragen überhaupt noch viel Sinn? Herr Michaelis der Lage nicht Herrwerden. Sie braucht für eine fraft ist der erklärte Liebling aller Feinde des Reichstags, des Ver­bolle Reichspolitik auch ein fraftvolles Werkzeug. Ein solches Werkzeug muß sein eine große, auf weiteste vaterländische Streise ständigungsfriedens und des politischen Fortschritts. Er hat gestützte Volkspartei. bis zum heutigen Tage nicht eingesehen, daß ein Kanzler, zu dem das Volk Vertrauen haben soll, sich nicht durch solche Riebe fompromittieren lassen darf. Immer mehr gewinnt man den Eindruck, daß er die ihm angebotene Hilfe nicht zurückweist, weil er auf eine Gelegenheit wartet, sich ihrer zu bedienen.

nach Gefangenenaussage bis zu 50 Broz. erlitten, find mehr als dreihundert Gefangene in unserer Hand geblieben. Unsere Infanterie hat sich vortrefflich geschlagen, die Ar­tillerie sehr gut gewirkt. Wertvolle Dienste leisteten die Infanterieflieger.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Front Prinz Leopold.

Zwischen Ostsee   und Düna   drückten unsere Bortruppen an mehreren Stellen die russischen Sicherungen auf die im Ausbau befindlichen neuen Stellungen zurüd.

Front Erzherzog Joseph  . Südlich des Pruth   lebhaftes Störungsfeuer und Borfeld­geplänkel. Am Ojtoz- Tal ist die Artillerietätigkeit merklich aufgelebt. Mazedonische Front.

Südlich des Ohrida- Sces wurden russische Vorstöße abge­wiesen. Westlich des Malik- Sees haben französische Kräfte einige Ortschaften auf dem Nordufer des Devoli- Abschnitts besetzt. Der Erfte General quartiermeister. Lubendorff.

Abendbericht.

Amtlich. Berlin  , 9. September 1917, abends. Bei Ypern   und auf dem rechten Maas  - Ufer lebhafter Artilleriekampf.

Vom Osten bisher nichts Wesentliches gemeldet.

Der österreichische Bericht. Wien  , 9. September. Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplah.

An der Heeresfront des Generaloberst Erzherzog Joseph  stellenweise Artilleriekampf und lebhaftere Gefechtstätigkeit.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Der Monte San Gabriele und andere Abschnitte der Isonzo­Die front liegen unter schwerem italienischen Geschützfeuer. feindliche Infanterie wurde durch unsere Batterien nieder­gehalten.

Südöstlicher Kriegsschauplatz.

Im albanisch- mazedonischen Seengebiet entwickeln kich Kämpfe zwischen unseren Truppen und den Franzosen. An der unteren Vojusa wurden feindliche Erkundungsabteilungen zu­Der Chef des Generalstabes. rückgewiesen.

Feinde erbliden in ihnen nur den Zusammenbruch deutscher   Kraft. und das zu einer Zeit, da wir nach dem Zeugnis unseres Hinden­burg militärisch günstiger dastehen denn je zuvor. Sichern wir dem Feinde zu, daß für ihn jederzeit ein ehrenvoller Verständigungs­friede zu haben ist, so kann er durch Fortsetzung des Krieges mur gewinnen und nichts verlieren."

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Nach weiteren Ausführungen gegen den Parteigeist" heißt es: ,, Deutsche Freiheit steht himmelhoch über der unechten Demo­kratie mit allen ihren angeblichen Segnungen, welche englische Heuchelei und ein Wilson dem deutschen   Volte aufschwaben wollen, um so das in seinen Waffen umüberwindliche Deutschland  So muß sich alle Hoffnung an den Reichstag   flam- zu vernichten. Wir wollen nicht Englands Geschäfte besorgen." mern. Wir stehen vor einem harten Winter. Drud erzeugt Der Aufruf mitunterzeichnet von dem Inhaber der Da die Reichstagsmehrheit kaum die Absicht haben wird, Gegendruck, und Kundgebungen erzeugen Gegenfundgebun- Schichau  - Werft Herrn 3iese versichert dann, dem deut­zugunsten der Deutschen Vaterlandspartei  " auf ihren legi- gen. Der Ausbau der inneren Ordnung und zugleich wider schen Volfe gehe es nicht wie England nur um das Ge­timen Einfluß zu verzichten, fürchten wir von der Arbeit der Absicht der Urheber die Verteidigung des Reiches selbst schäft". England sei zu Wasser und zu Lande geschlagen und neuen Partei eine Verschärfung des inneren sind durch fanatische Treibereien unberufener Vaterlands- werde in nicht zu ferner Zeit gebrochen sein, wenn wir nur Haders, die in der Tat gefährlich werden kann. Dieser retter" bedroht. Wenn die Taten ausbleiben, die das Volk ausharren und trügerischen Friedens lodungen Gefahr wird man am allerehesten Herr werden, wenn man vom Reichstag erwartet, gehen wir Zeiten entgegen, an die widerstehen". thr von vornherein entschlossen entgegentritt. Der Reichstag   man nur mit schwerer Sorge denken kann! darf die Stellung, die er im öffentlichen Leben einnimmt, nicht

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durch eine reaktionäre Nationaldemagogie erschüttern lassen. Der Aufruf der Deutschen Vaterlandspartei  ". Die Gefahr einer solchen Erschütterung ist aber heutzutage vorhanden, und sie kann nur dadurch beseitigt werden, daß der Der Aufruf der Deutschen   Vaterlandspartei beginnt mit Reichstag   das tragende Gerüst, auf dem seine den Worten: Macht ruht, untersucht, neu befestigt und so ,, Weite Kreise des deutschen   Volkes stimmen mit der Stellung. start macht, daß alles Anrennen dagegen ver- nahme der gegenwärtigen Reichstagsmehrheit zu den wichtigsten geblich bleibt. Lebensfragen des Vaterlandes nicht überein. Sie erblicken in dem Versuch, gerade jezt, wo des Reiches Schicksal auf dem Spiele steht, Rämpfe um Verfassungsfragen hervorzurufen und in den Vorder­grund zu stellen, eine Gefährdung des Vaterlandes und eine wenn auch nicht gewollte Förderung unserer Feinde. Sie sind der An­sicht, daß der vor dem Krieg gewählte Reichstag tatsächlich nicht mehr die Vertretung des deutschen   Volkswillens darstellt.

Je entschlossener sich der Reichstag   zeigt, im deutschen  Hause Ordnung zu schaffen, desto weniger können die Treibereien der neuen Partei gefährlich werden. Das Volk muß von der Sorge befreit werden, daß die Anfänge eines geordneten verfassungsmäßigen Lebens, wie sie sich in den legten Monaten herausgebildet haben, wieder zerschlagen werden könnten. Geschähe das, so wäre ein Herabgleiten ins Chaos die Folge, und alle Opfer der drei Jahre wären dann umsonst gebracht.

Wen gäbe es, der nicht mit heißem Herzen den Frieden er sehnte! Nervenschwache Friedenskundgebungen verzögern aber nur ben Frieben. Unsere auf die Bernichtung Deutschlands   bedachten

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Nach feierlichen Treueerklärungen für den Kaiser wird Imeiter gesagt:

,, Wir wollen keinen Hungerfrieden! Um einen Frieden bald zu erreichen, müssen wir nach Hindenburgs Gebot die Nerven be­halten. Tragen wir willig Not und Entbehrungen, so wird dem deutschen   Volt ein Hindenburg  - Fricden zuteil werden, der den Siegespreis ungeheurer Opfer und Anstrengungen heimbringt." Ehrenvorsitzender ist, wie schon gemeldet, Herzog Jo­ hann Albrecht   zu Mecklenburg, 1. Vorsitzender Groß­admiral v. Tirpik, 2. Vorsitzender Generallandschafts­direktor a. D. Dr. Kapp.

Zu den Unterzeichnern des im Hochsaal der ostpreußi­schen Landschaft am Tage von Sedan  " beschlossenen Aufrufs gehören außer den schon Genannten u. a.:

Brodrück Amalienau, Generalleutnant 3. D. v. Brünned­Rönigsberg i. Br., Landeshauptmann der Provinz Ostpreußen  . Graf Dönhoff- Friedrichstein, Landhofmeister im Königreich Preußen. Ebel Br. Ehlau, Superintendent, Freiherr   v. d. Golz- Kallen.