Nr. 251. 34. Jahrg.
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Donnerstag, den 13. September 1917.
Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Morigplag, Nr. 151 90-151 97.
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amerikanische Gesandte in Stockholm bei mehreren Gelegenheiten weitgehendem Maße vermittelt hat. Wie in einem im Laufe dieses Jahres darum, daß Briefe und Telegramme von der schwedischen Presse zugegangenen und auch hier veröffentlichten oder nach der Türkei übermittelt wurden. Dies wurde bewil- Communiqué mit Recht hervorgehoben wird, liegt in einem solchen ligt. Dieses Ersuchen wurde ebenfalls gestellt zu einer Zeit, als Verhalten fcine Neutralitätsverlegung, zumal die Türkei sich nicht im Kriegszustand mit den Vereinigten Staaten Schweden, wie aus dem Communiqué erhellt, ähnliche Dienste auch befand und in der die schwedische Gesandtschaft noch nicht mit der den Vereinigten Staaten für den Telegraphenverkehr durch DeutschWahrung der Interessen der Vereinigten Staaten beauftragt war. land nach dem Orient geleistet hat." Diese Depeschen wurden über Deutschland gesandt.
Die feindliche und neutrale Presse ist seit einigen Tagen voll von Nachrichten über eine Angelegenheit, von der die deutsche Oeffentlichkeit erst im Laufe des gestrigen Tages einiges erfahren durfte. In Amerika sind chiffrierte Depeschen Der Staatssekretär der Vereinigten Staaten ließ durch einen aufgefangen worden, die der deutsche Gesandte in Argentinien , vom 14. April datierten Brief des amerikanischen Gesandten in Graf Luxburg, nach Berlin absandte, und zwar geschah Stockholm für die ihm so bezeigte internationale Söfdiese Absendung durch die schwedische Gesandtschaft in Buenos lichkeit seine Erkenntlichkeit aussprechen. Schon im Laufe des Aires an die Adresse der schwedischen Regierung, die die Sommers 1915 wurde von seiten Englands der Wunsch ausgeDepeschen an die deutsche Regierung weiterbeförderte. Daraus sprochen, daß die Uebermittlung von Depeschen zwischen Deutsch ift ein Konflikt zwischen Amerika und land und Nordamerika aufhöre. Es wurde keine förmliche Bor Schweden entstanden, mobei die Entente selbstverständ- stellung erhoben, aber der damals im Amt befindliche licherweise lebhaft für Amerika Stellung nimmt.
Gegen die schwedische Regierung wird der Vorwurf erhoben, daß sie zugunsten Deutschlands unneutral gewesen sei. Diese Beschuldigung muß wiederum eine Rückwirkung auf die inneren Verhältnisse in Schweden haben, wo die Wahlen im Augenblick der Veröffentlichung unmittelbar vor dem Abschluß standen. Die schwedische Regierung rechtfertigt ihr Verhalten damit, daß sie den gleichen Dienst wie Deutschland auch Staaten der Gegenseite, vor allem Amerika selbst, erwiesen habe...
Die amerikanische, englische und französische Bresse führt eine scharfe Sprache gegen Schweden und erhebt besonders gegen die schwedischen Vertreter in Buenos Aires und Washington , Loewen und Ekengren, heftige Angriffe. Man streitet darüber, ob Schweden den Inhalt der Telegramme gekannt hat und betrachtet es als belastend, wenn dies der Fall gewesen sei, als entlastend dagegen, wenn Schweden von dem Inhalt feine Kenntnis gehabt haben sollte. Inzwischen hat die schwedische Regierung, wie oben mitgeteilt, erklärt, daß sie den Minister des Aeußern glaubte, den zum Aus- nhalt der Depeschen nicht gekannt habe und es von ihm brud gebrachten Wunsch erfüllen zu müssen. Nach- abhängig gemacht, ob sie das Verhalten des Grafen Lurburg dem indessen der Minister des Aeußern eine mündliche Besprechung als einen Mißbrauch der neutralen Vermittlung betrachten mit dem englischen Gesandten gehabt hatte, glaubte er, auf dem solle oder nicht. Nach einer Newyorker Meldung der Londoner Laufenden über die Tragweite dieser Verhandlungen, nicht, daß Daily Mail" verlangt man in Amerika , daß Schweden für ein Hindernis vorliege, Telegramme nach anderen neutralen Län- den Rest des Krieges auf seine diplomatischen Vorrechte verdern, wie zum Beispiel, nach Argentinien , zu übermitteln. zichten oder derselben entkleidet werden müsse ohne Rücksicht Infolgedessen haben Uebermittlungen von Depeschen mit diesem darauf, was für Versprechungen die schwedische Regierung Lande stattgefunden. Nach einer amerikanischen Meldung waren auch machen werde. die jetzt in Frage kommenden Depeschen in einer Geheimfprade abgefaßt und infolgedeffen für den übermittelnden Teil nicht zu entziffern. Wir sind nicht in der Lage festzustellen, ob der Inhalt dieser Depeschen dem ihnen zugeschriebenen entsprach. Die erste Maßnahme besteht notwendigeriveise in der Er
Aus Anlaß derselben Angelegenheit soll eine neue Verschlechterung der Beziehungen zwischen Deutsch Land und Argentinien drohen, das sich bisher neutral gehalten hatte und auf dem besten Wege zu sein schien, seine aus dem unbeschränkten U- Boot- Krieg entstandenen Diffe- langung einer renzen mit Deutschland auf friedlichem Wege zu schlichten.
Der diplomatische Zweck der Aktion ist klar. Auf| Es ist sicher, daß, falls bewiesen wird, daß ein Mißbrauch statt Schweden soll ein Druck zugunsten der Entente geübt und gefunden hat, die notwendigen Maßnahmen ge Argentinien soll zur Kriegserklärung an Deutschland betroffen werden werden, um eine Wiederholung wogen werden. Die Depeschen des Grafen Lur auszuschließen, und dies unabhängig von möglichen burg, die, drei an der Zahl, von der feindlichen und neu- Schritten. tralen Presse veröffentlicht werden, sind offenbar als geeigEs ist weder von den Vereinigten Staaten noch von England netes Instrument für diese Zwecke befunden worden. Ob sie ein Schritt unternommen worden, hinsichtlich der Unterdrückung es wirklich sind, darüber wird man sich in Deutschland erst ein der Uebermittlung von Depeschen zwischen Schweden und Argen11rteil bilden können, wenn sie auch hier veröffent- tinien, weder früher noch jetzt. Nichtsdestoweniger ist die AngeIicht sein werden. Seit dem bekannten Fall der Zimmer- Tegenheit durch die Presse vor die Oeffentlichkeit gebracht worden. mann- Depesche an Meriko mußte der deutsche Gesandte in Ein von zuständiger Stelle auf formelle oder Halbformelle Weise Argentinien ja darauf gefaßt sein, daß seinen Depeschen ein vorgetragener Wunsch würde doch ohne Verzug einen günstigen ähnliches Schicksal drohen könnte. Empfang gefunden haben.
Solange die Lurburg- Depeschen nicht veröffentlicht sind, tritt für Deutschland die materielle Seite der Angelegenheit in den Hintergrund, und nur die formale ist Gegenstand der Kritik. Da ist zu sagen, daß die Einrichtung eines schwarzen Kabinetts in Washington zeigt, daß auch die amerikanische Regierung bei der Wahl ihrer Kriegsmethoden vor moralischen Bedenken nicht zurückschreckt. Die Spionage gehört zu den vielen wenig veredelnden Begleiterscheinungen des Krieges, und hier ist sie sogar gegen den Depeschendienst einer neu tralen Macht ausgeübt worden, denn sonst hätte Amerika nicht erfahren können, daß die äußerlich schwedischen Depeschen in Wirklichkeit deutsche Depeschen waren.
Wahrscheinlich hat die Entente auf diese Weise schon längere Zeit Nachrichten erhalten, die ihr wichtig waren. Durch die Veröffentlichung hat sie sich aber diese Nachrichtenquelle verstopft. Offenbar sah die amerikanische Regierung in dieser Veröffentlichung einen größeren politischen Vorteil als in der weiteren stillschweigenden Auskundschaftung des deut schen Auslandsdienstes. Warum, ist schon gesagt worden. Sie erhofft sich von ihr ein Abrücken Schwedens von Deutschland und den Eintritt Argentiniens in den Krieg.
Wolffs Bureau veröffentlichte gestern folgende wohl irrtümlich vom 9.( statt vom 11.) September datierte Depesche aus Stockholm :
Svenska Telegrambyran meldet: Angesichts der Anschuldigungen des Staatssekretärs Lansing hat der sch we dische Minister des Aeußern am Montagabend folgende Erklärung abgegeben:
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Nordd. Allg. 3tg." einen Bur Klarstellung" überschriebenen Am Morgen des gestrigen Tages brachte ferner die Artikel, worin mitgeteilt wird, daß das amerikanische Staatsdepartement, laut Reuter, den Wortlaut dreier Telegramme veröffentlicht hat, die der deutsche Gesandte in Buenos Aires im Mai und Juli d. J. durch Vermittlung der dortigen schwedischen Gesandtschaft abgesandt hat und die die deutschen Beziehungen mit Argentinien betrafen. Als Zweck der Veröffentlichung wird bezeichnet, eine neue Krise in den deutschargentinischen Beziehungen zu erzeugen und zugleich der schwedischen Regierung Ungelegenheiten zu bereiten. Weiter wird ausgeführt:
„ Die deutsche Regierung hat in der Tat gelegentlich die Hilfe der schwedischen Regierung in Anspruch genommen, um Nachrichten von und nach neutralen Ländern gelangen zu lassen, von denen sie durch das völkerrechtswidrige Verhalten der britischen Regierung und ihrer Bundesgenossen abgeschnitten war. Während nämlich die deutsche Regierung entsprechend einem internationalen Grundsaß, wonach die über See versendeten Briefposten der Neutralen und der Kriegführenden, mögen sie amtlicher oder privater Natur sein, unverleßlich sind, den Nachrichtenverkehr auf neutralen Schiffen auch dann unbehelligt gelaffen hat, wenn die Briefe von feindlichem Gebiet in neutrales oder von neutralem Gebiet in feindliches befördert wurden, hat die britische Regierung in vollem Widerspruch zu Artikel I des von ihr ratifizierten XI. Haager Abkommens über gewisse Einschränkungen und Ausübung des Seebeuterechts im Ver. ein mit ihren Verbündeten von Beginn des Krieges an nicht nur den unmittelbaren Briefverkehr ihrer Gegner mit " Das Ministerium des Aeußern hat keine Mitteilung über neutralen Ländern, sondern sogar den Nachrichtenverkehr die Uebermittelung der in der Erklärung des Staatssekretärs der zwischen den neutralen Ländern selbst in der rücksichtsVereinigten Staaten erwähnten Telegramme erhalten. Das König- losesten Weise unterbunden. Es ist daher verständlich, wenn neu liche Ministerium kann darum keine endgültige Stellung zu den trale Regierungen ihr gutes Recht, den Nachrichtenverkehr der Fragen nehmen, die sich daraus ergeben können. Indessen ist es Kriegführenden mit anderen Neutralen zu vermitteln, auch in der wahr, daß zu Beginn des Weltkrieges der damals im Form ausüben, daß sie deren amtliche Chiffretele= Amt befindliche Minister des Aeußern gestatten zu müssen glaubte, gramme weiterbefördern. Das hat sogar die Re= daß ein deutsches Telegramm über die Zivilbevölkerung von Kiau- gierung der Vereinigten Staaten von Amerika tschou zurücktelegraphiert wurde und daß eine ähnliche Erlaubnis getan, als sie ihre äußere Neutralität noch aufrechterhielt, indem den Vertretern beider kriegführenden Parteien unabhängig davon sie in zahlreichen Fällen die Beförderung chiffrierter deutscher gewährt wurde, ob Schweden mit der Vertretung der Interessen amtlicher Telegramme übernahm. Für Schweden lag ein Anlaß eines im Kriege befindlichen Landes betraut war, was unzweifel- zu einem solchen Entgegenkommen gegenüber Deutschland um so haft einen beträchtlichen Austausch von Telegrammen und Briefen mit sich bringt.
Was die Vereinigten Staateu betrifft, jo ersuchte der
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Dem„ Matin" zufolge wollen Amerika , Argentinien und England getrennt formelle Erklärungen von der schwedischen Regierung verlangen. Die Agence Havas meldet schließlich
vom 11. September aus Buenos Aires :
Der Marineminister hat einem Vertreter der Agence Havas gegenüber erklärt, daß er niemals argentinische Damp fer verhindern werde, sich in die Kriegszone' zu begeben, vorausgesetzt, daß sich in Uebereinstimmung mit der Vorschrift ein Teil der Bemannung aus Argentiniern zusammensebe. Man kann daraus schließen, daß es Argentinien auf einen neuen Konfliktsfall ankommen lassen will, um die letzten Konsequenzen zu ziehen.
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Schließlich sei noch eine die Erwartungen spannende Mitteilung des Berl. Tagebl." wiedergegeben, die folgendermaßen lautet:„ Der Inhalt der vom Grafen 2urburg abgesandten Telegramme wird noch bekanntgegeben werden."
Petersburg, 11. September .( Meldung der Petersburger Telegraphen Agentur.) Der stellvertretende Ministerpräsident Nekrajow erklärte Ver:/ tretern der Presse, die politische Lage könne als durch aus günstig angesehen werden. Alle Befehlshaber an der Front, mit Ausnahme von General Denitin im Südwesten, der mit dem Generalstab vom militärischen Ausschuß an dieser Front verhaftet wurde, bleiben der Regierung treu. Die Stadt Pskow befindet sich gegenwärtig im Besitz der Regierungstruppen. Die Regierung glaubt zu wissen, daß die Truppen, die die Abteilung Kornilow bildeten, irregeführt worden waren, denn man hatte sie glauben gemacht, daß sie- nach Petersburg marschieren würden, um die Hauptstadt von maximalistischen Elementen zu säubern. Heute kam die Abordnung eines Kosaken- Regiments in Petersburg an und erklärte, daß das Regiment, nachdem es die Wahrheit erfahren habe, der Einstweiligen Regierung treu bleiben wolle.
Die Regierung ergreift Maßnahmen, um die von Korni low mitgerissenen Truppen über den wirklichen Stand der Dinge zu unterrichten. Es bestätigt sich, daß General 2n= kowski eine große Rolle in der Bewegung gespielt hat, die mit viel Sorgfalt vorbereitet wurde.
Ueber die Neubildung der Regierung sagte Nekrasow, daß alle Minister im Amt bleiben würden, mit Ausnahme des Wegeministers Jurinow und des Landwirtschaftsministers Tschernow, die aus Gründen allgemein politischer Art zurückzutreten beschlossen. In diesem Augenblick, fügte Nekrasow hinzu, kann man unzweifelhaft feststellen, daß das ganze Land für Kerenski ist, der die Revolution gegen den für die Reaktion eintretenden Kornilow verteidigt. Petersburg, 11. September .( Reuter.) Die Blätter verzeichnen das Gerücht, daß die ersten Abteilungen der Truppen Kornilows bereits in Gatschina eingetroffen sind. General Kaledine, der Hetmann der Don- Kosaken , soll von der Regierung verlangt haben, daß sie das Ultimatum Kornilows annehme, da er sonst die Verbindungen zwischen Petersburg und Moskau abschneiden würde.
Den Blättern zufolge soll der neu ernannte Generalissimus Klembowsky sich an Kornilow angeschlossen haben, ebenso wie die an der Südwest- und Westfront kommandierenden Generale.
Es ist kaum ein schärferer Gegensatz in der Berichterstateher vor, als es, seiner natürlichen Lage als Durchgangsland tung über dasselbe Ereignis denkbar als der, der in den beiden zwischen Rußland und England entsprechend, auch den Nach- Depeschen zutage tritt, von denen die cine von der Petersrich tenverkehr dieser Feinde Deutschlands in burger Telegraphenagentur, die andere vom Bureau Reuter