Graf Karolpi für energische Zrieöenspolitik. Budapest , 17. September. Graf Michael K a r o l h i, der Führer der Unabhängigkeit»- und 4Scr Partei, sprach gestern, Sonntag, in (ijoglob vor seinen Wählern über Wahlresorm und Außenpolitik. Zur Außenpolitik erklärte Karolyi: Zu den altbekannten Punkten unseres Programms, das noch immer zu Recht besteht, gesellt sich jetzt die Friedensforderung. Diese Forderung muß st ä n. dig betont werden, weil man nur dadurchdem Frieden näher kommt. Wir kämpfen für keinen Eroberungs-, sondern für einen Verständigungsfrieden. Zur Friedensvermittlung ist be- sonders Oesterreich-Ungarn geeignet, das zuerst erklärt hat, einen Frieden ohne Annerionen und Entschädigunoen zu wünschen. Unsere Monarchie hat kein Interesse an Eroberungen. Vor einigen Mo» naten glaubten wir, daß der Außenminister Graf Czernin sich auf die Seite des Friedens ohne Annexionen und Entschädigungen gestellt habe und nicht auf halbem Wege stehen bleiben werde. Wir hofften, er werde nicht ruhen, bis er die Rolle des Friedens- Vermittlers an sich gerissen habe. Leider habe ich mich scheinbar ge- täuscht. Die Außenpolitik der Monarchie ist in den alten Fehler zurückgefallen, daß sie zaudert und keine Selbständig- k c i t bekundet für die Sache des Friedens. Besonders friedens- fördernd wäre es, wenn sich die Vertreter aus den Paria- m e n t e n der kriegführenden Staaten in einem neutralen Lande trefsen würden. Ich mache kein Geheimnis daraus, daß ich auf der am 15. Oktober in Bern stattfindenden Friedenskonferenz erscheinen werde. Ich werde mich nicht heimlich aus dem Lande schleichen, wie dies ein Teil der Presse glaubt. Die Regierung kann mir die Schweizer Reise nicht verbieten, sie müßte mich im Gegenteil sogar geradezu hinschicken.
Hoffnung auf baldigen frieden. Ter Mailänder Korrespondent des„Daily Telegraph " meldet: Wie verlautet, soll die österreichische und deutsche Antwort auf die Friedensnote des Papstes im Vatikan a n- gekommen sein. Die Antwort soll durch ihre entgegen- kommende Haltung zur Friedensfrage über- raschen. In Wien sei man sehr'optimistisch. Man erwartet den Frieden noch vor dem Winter.
von der Not öer Kriegsbeffhäüigten. Der Fürsorge für die Kriegsbeschädigten widmet sich ein weit gegliederter Organisationsapparat, der es als seine wichtigste Auf- gäbe betrachtet, den beschränkt Erwerbsfähigen ein Unterkommen zu verschaffen, das ihnen gestattet, die verbliebene Arbeitsfähigkeit aus- zunutzen. Das liegt im Interesse der Verletzten selbst, da die sehr bescheidene Rente, die ihnen gewährt wird, nicht ausreicht, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Die Nutzbarmachung der den Ver- letzten verbliebenen Arbeitskraft liegt aber auch im wohlverstandenen volkswirtschaftlichen Interesse. Nach dem, was bisher über die Kriegsbeschädigtenfürsorge bekannt geworden ist, arbeitet sie im all- gemeinen mir befriedigendem Erfolg. Es ist in sehr vielen Fällen gelungen, Verletzte wieder in den Produktionsprozeß einzuordnen. Solche günstige Erfahrungen dürfen aber nicht zu voreiligen Schlüssen verführen. Bei dem herrschenden Arbeitermangcl werden auch minderleistungs- fähige Kräfte in größerer Zahl eingestellt; eS ist aber mit Sicherheit vorauszusehen, daß bei der Wiederkehr normaler Zustände auf dem Arbeitsmarkt gründliche Musterung in den Betrieben gehalten werden wird. Dann erst wird es sich zeigen, in welchem Maße bei den Unternehmern der Sinn für daS Gemeinwohl das Eigeninteresse ubersteigt, dann erst wird die Kriegsbeschädigtenfürsorge vor die schwierigste Aufgabe gestellt sein und dann erst wird eS möglich sein, sich ein Urteil über ihre Erfolge zu bilden. Man darf aber die Erwartungen nicht zu hoch spannen, denn selbst jetzt schon, wo für die Kriegsbeschädigten in jeder Beziehung Hochkonjunktur herrscht, werden viele von ihnen vom Arbeitsmarkt nicht aufgenommen. Jfti allgemeinen fehlt es an zahlenmäßigen Nachweisen über die Erfolge und Mißerfolge der Kriegsbeschädigtenfürsorge. ES ist deshalb zu begrüßen, daß die Kriegsbeschädigten- fürsorge der Provinzialverwaltung der Rheinprovinz in Düsseldorf bei den ihr unterstellten Ortsausschüssen eine Umfrage über die mit Rente aus dem Militärverband entlassenen Kriegsbeschädigten veranstaltet hat, die noch arbeitslos sind. Das Ergebnis ist etwas dürftig. Verwertbar waren die Antworten von 43 Ortsausschüssen, deren Bezirke aber mehr als die Hälfte der Einwohner der Provinz umfassen. Die auf Grund dieses Materials aufgestellte Statistik wird im Augustheft des.Reichs- Arbeitsblattes" veröffentlicht. Die S27 erfaßten arbeitslosen Kriegsbeschädigten werden in vier Gruppen geteilt. Als arbeitswillig gelten 209 Beschädigte mit einer durchschnittlichen Erwerbsbeschränkung von 68,4 Proz. und einer durchschnittlichen Monatsrente von 50 M. Als Arbeits« scheue werden solche Verletzte bezeichnet, die sich trotz Arbeits« fähigkeit noch nicht zur Aufnahme von Arbeit entschließen konnten oder auf Grund ihrer Rentenbezüge oder günstiger sozialer Ver- hältnijse nicht auf gewinnbringende Beschäftigung angewiesen sind, Zu dieser Gruppe zählen 92 Verletzte mit einer durchschnittlichen Erwerbsbeschränküng von 67,1 Proz. und einer durchschnittlichen , Monatsrente von 49 M. Die Bezeichnung dieser Leuie als«arbeits- scheu" ist ganz ungehörig, zumal angesichts des Grades der an- erkannten Erwerbsbeschränkung und der Geringfügigkeit der Rente. Die Scheidung der übrigen in vorübergehend und dauernd Arbeits- unfähige scheint etwas willkürlich. Als vorübergehend arb eitsunfähig werden 396 Verletzte mit durchschnittlich 31,3 Proz. Erwerbsbeschränküng und durchschnittlich 47,2 M. MonatS« renke bezeichnet, während 231 Verletzte als dauernd erwsrbS- u n fähig gelten. Diese sind durchschnittlich zu 68,8 Proz. er- werbsbeschränkt und beziehen durchschnittlich 67,8 M. MonatSrente. Aus dem Grad der durchschnittlichen Erwerbsbeschränküng er- gibt sich, daß es sich bei diesen Leuten durchgängig um Schwer- verletzte handelt. Bei allen 927 Kriegsbeschädigten zusammen betrug die durchschnittliche Erwerbsbeschränkung 66,3 Proz. Und wovon leben diese Unglücklichen, die ihre Gesundheit und ihre heilen Glieder auf dem Altar des Vaterlandes geopfert und ihr Leben ein- gesetzt haben? Sie erhallen eine durchschnittliche Monats- rente von 6 3.3 0 Mark. Mehr als die Hälfte von ihnen, nämlich 480, sind verheiratet, ihre Familien haben eine Ge- samtkopfstärke von 1989 Personen. Bei ihnen kommt auf den Kopf der Fainilie eine tvkonatsrente von 12,3 0 Mark. Wir wollen es uns versagen, auf den übrigen Teil der, trotz ihre» geringen Umfanges recht interessanten Statistik— die Zahl der erfaßten Kriegsbeschädigten wird nur auf 4 Proz. geschätzt— näher einzugehen. Nur auf die verhältnismäßig hohe Zahl der Nerven- und Lungenkranken unter den arbeitslosen Kriegsinvaliden sei hingewiesen. Erstere stellen 189 oder 20,6 Proz., letztere 187 oder 20,3 Proz. der Arbeitslosen. In der Statistik lämtlicher Schwerbeschädigten machen die Nervenkranken 7,7 Proz., die Lungenkranken 6 Proz. aus. Ein verhältnismäßig großer Teil
dieser Kranken ist aber so schwer beschädigt, daß sie beruftich nicht wieder beschäftigt werden können. In den Nentenbezügen sind aber diese Kranken besonders schlecht gestellt, weil ihnen die Verstümmelungs« zulage nicht gewährt wird. Die in der Liste der Arbeitslosen sign- rierenden 137 Lungenkranken erhalten bei einer durchschnittlichen Erwerbsbeschränkung von 69,6 Proz. eine durchschnittliche Monats- rente von 39,6 M. und die 189 Nervenkranken bei einer durchschnitt- lichen Erwerbsbeschränkung von 67,6 Proz. eine durchschnittliche Monatsrente von 49,4 M. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man eine solche Ver» s o r g u n g der Kriegsbeschädigten als völlig unzureichend bezeichnet. Man darf sich auch nicht damit trösten, daß es doch nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Verletzten ist, der arbeitslos bleibt und für den schließlich noch anderweitig gesorgt werden kann. Wenn die im Felde stehenden Arbeiter in die Betriebe zurückkehren, dann wird noch gar mancher Invalide, der jetzt glaubt eine Ver- sorgung gefunden zu haben, auf die Straße fliegen, weil seine Arbeit dem Unternehmer nicht genug einbringt. Mit der Regelung der Versorgung der Kriegsbeschädigten darf deshalb nicht gezögert werden. Der Dank des Vaterlandes an die Opfer des Krieges mW sich durch die Tat äußern. Eine angemessene Erhöhung der Bezüge der Kriegsbeschädigten ist eine Aufgabe, die keinen Aufschub duldet.
Die Diplomaten unü üer il-Soot-Krieg. Ein Berliner alldeutsches Blatt veröffentlicht einen Leit- aufsatz, in dem es heißt: Wir erwarten immer noch vergeblich die längst fällige Kund- machung des Herrn von Kühlmann, durch die er seine früheren, ihm von seinem Botschafter Lichnowsky als Legations- sekretär vorgeschriebenen Aeußerungen gegen den„Wahnsinn des U-Bootkrieges" als durch die heutigen Tatsachen vernichtet zurücknimmt.... Gibt Herr von Kühlmann nicht in Bälde ein« derartige öffentliche Erklärung, so ist er trotz all seiner Klugheit gebrandmarkt als Geist von fremdem Geiste, als ein zu beseitigendes Ueberbleibsel jener holdseli- gen, Herrn Wilson umibuhlenden Diplomati«, der die„Forschheit der U-Bootführer" angeblich die feinen damaligen Friedensnetzc zerstörte. Wahrheit und Dichtung sind hier bunt durcheinander- geworfen. Mit der„Herrn Wilson umbuhlenden Diplomatie" ist wohl der frühere Botschafter in Washington , jetzt in Kon- stantinopel, Graf B e r n st o r f f, gemeint, der in Amerika für die baldige Herstellung des Friedens arbeitete und seine „Netze" durch die Entschlüsse des 1. Februar zerstört fand. Fürst Lichnowsky hat jedoch die Aeußerung vom „Wahnsinn des U-Boot-Krieges" keinesfalls im Amt und durch Vermittlung seines damaligen Untergebenen und jetzt- gen Vorgesetzten, Herrn v. Kühlmann, getan. Solange Lich- nowsky Botschafter in London und Kühlmann sein Botschafts- sekretär war, dachte man ja noch gar nicht an den U-Boot- Krieg. In dem erwähnten Artikel wird weiter behauptet, daß „sogar Politiker und Diplomaten"(die später als„F r e u n d e des Herrn v. Kühlmann" bezeichnet iverden)„h ö h- n i s ch von Monat zu Monat jedesmal eine abnehmende Zahl der Tonnenversenkung voraussagen". Diese Behauptung ist uns neu. Daß der„Vorwärts" über jeden Erfolg der deutschen Waffen betrübt sei, haben wir schon oft gelesen. Aber daß Diplomaten und Freunde des Herrn v. Küblmann— fehlte nur noch zu sagen, dieser selbst— von ähnlichen Gefühlen be- seelt seien, ist unseres Wissens bisher noch nie in der Oeffeni- lübkeit behauptet worden. Man müßte allenfalls an Herrn v. Bethmann denken, von dem einst ein alldeutscher Ad- miral a. D. schrieb, er tue alles, um den deutschen Sieg über das von ihm geliebte England zu verhindern.
Alldeutscher Theaterdonner. Unsere kürzlich aus Weimar gebrachte Notiz über das Fiasko der Alldeutschen ist den dortigen Herrschaften stark auf die Nerven gefallen. Jetzt wird in Weimar ein Aufruf verbreitet, der mit den Worten beginnt: „Der„Vorwärts", das Organ des sozialdemokratischen Führers Scheidcmann, hat aus der Tatsache, daß eine kürzlich in Weimar stattgefundene Versammlung des Unabhängigen Ausschusses schwach besucht war, den Schluß gezogen, daß, wie in Weimar so auch im ganzen Deutschen Reiche die Mehrheit des Volkes für einen Vcrzichtfrieden eintrete." Dann kommt die übliche Entrüstung, die in der alldeutschen Forderung ausklingt: .Mitbürger, laßt uns den Bürgern in anderen Städten des Reiches durch die Unterschrift dieser Erklärung zeigen, daß wir Weimaraner, eingedenk des freien deutschen Geistes unserer Stadt, nicht, wie es nach der verunglückten Versammlung den Anschein halte, den Verzichtfrieden wollen, sondern den machtvollen deutschen Siegfrieden." Der ehemalige Theaterdirektor Neuster hat die Regie dieser neu einstudierten alldeutschen Aufführung übernommen. Wird er nun aber auch die nötigen Statisten finden?
Mißverstänüms. Armeezeitung Schölt, kontra„Vorwärts". Die„Armeezeitung Scholtz" behandelt die Wilson-Note aa den Papst in einer Weise, die von ihrer Seite weiter nicht überrascht, und bemerkt dabei: Ist es da nicht traurig, wenn ein deutsches Blatt, welches viel gelesen wird und für viele Kreise ihr Führer ist, wenn ein solches Blatt für die Forderungen Wilsons eintritt Wie verworren sind die Sinne der Leiter dieses Blattes Hier spielen allein Parteiwünsche mit, nichts geht ihnen über diese. Die Verwirrung ist, wie schon so oft festgestellt, auf der andern Seite. Die Sozialdemokratie fordert seit einem Menschenalter und länger volle Demokratie, Entscheidung des Volkes selbst über Krieg und Frieden, Abschaffung der Ge- heimdiplomatie. Schiedsgerichtsverträge, Abrüstung usw. Als die Sozialdemokratie dies alles schon verlangte, gab es noch keinen Krieg und Wilson ging noch mit kurzen Hosen zur Schule. Ob Herr Wilson ein böser oder ein guter Mann ist, das ür die Forderungen der Sozialdemokratie vollständig gleich- gültig. Wenn aber der Vertreter einer feindlichen Macht be- hauptet, in der Hauptsache nichts anderes zu wollen, als was ein großer Teil des deutschen Volkes selbst will, und was ohnehin im Zuge der Zeit liegt, so verdient das mit ruhiger Objektivität festgestellt zu werden, wie es der„Vorwärts" ge- tan hat.
Sie meinten es anüers. Die neugegründste alldeutsche„Deutsche VaterlandSpartei ' hat an Hindenburg ein Telegramm geschickt und von diesem eine Antwort bekommen, in welcher der Feldherr hauptsächlich zur inneren Einheit mahnt. Feldmarschall Hindenburg bezieht sich auf Worte des Aufrufs„Wir wollen keine innere Zwietracht" und er- widert darauf mit dem Ausspruch:„Wohlan, schließen wir von neuem Burgfrieden!" Die Erneuerung und Erhaltung deS Burgfriedens war wohl von den Gründern kaum als Zweck der neuen Parteigründung ge- dacht. Wir lesen z. B. im.Kreisblatt für die Ostpriegnitz" Nr. 216 einen Aufruf der Kreisgruppe K y r i tz der neuen Partei, der zu einer Versammlung einladet und mit den Wörten schließt:„Es ist dringend notwendig, daß olle deutschen Männer und Frauen an der Versammlung teilnehmen. E» gilt den Kampf gegen de» inneren Feind!" Also zum Kampf gegen den inneren Feind, nicht den äußeren, ist die neue Partei ins Leben getreten. Sehr burgfriedlich sieht dieses Programm nicht aus.
Die Gelben für Kriegsverlängerung. Anfang dieses Monats hat in Frankfurt a. M. der H a u p t- ausfchutz nationaler Arbeiter- und BerufSver- verbände Deutschlands , der„Wirtschaftsfriedlichen", wie sie sich nennen, oder der„Gelben", wie sie im Volke genannt werden, ge- tagt. Wie jetzt bekannt wird, hat der Hauptausschuß auch Hinden- bürg antelegraphiert. In diesem Telegramm bringt die gelbe Zentralinstanz zum Ausdruck, daß der Krieg so lange fortgeführt werden müsse, bis unsere Feinde, insbesondere England, nieder� gerungen sind. Natürlich sind die Gelben auch warme Freunde ausgedehntester Annexionen: „Nicht in würdeloser Preisgabe, sondern in tat- bewußtem entschlossenem Fe st halten dessen, waS das deutsche Schwert unter Ew. Exzellenz herrlicher, be- wunderungswürdiger Führung mit dem Blute der besten Söhne unseres Volkes errungen, erblickt die nationale, wirtschaftsfriedliche Arbeiterbewegung Heil und Sicherheit des Vater- landes." Die Gelben gehen also gleich oufS Ganze, sie wollen von den besetzten Gebieten keinen Deut herausgeben. W i e lange noch bis zur Erreichung dieser Ziele der Krieg fortgesetzt werden muß, macht den Schützlingen der Schwerindustrie keine Sorge.
Wo bleibt öer Mieterschutz! In einer Zuschrift an uns weift der Deutsche Wohnungs- ausschutz auf die von uns schon in Nr. 246 des„Vorwärts" ein- gehend erörterte Tatsache hin, das; die Bundesratsverordnung vom 26. Juli d. I. zum Schutze der Mieter in großen Teilen Deutsch - lands wirkungslos zu fleiben drohe. Man merke in diesen Teilen nichts davon, daß die erforderlichen Vorbereitungen � zur Wirksam- keit der Verordnung getroffen würden. Es wäre jetzt die luchste Zeit, schleunigst alle Vorkehrungen zu treffen, da anderenfalls für den Oktobertermin nicht mehr Gebrauch von den Vergünstigungen der Bundesratsverordnung gemacht werden könne. � Durch die Saumseligkeit der Einzelstaaten ist die Bundesrats- Verordnung tatsächlich schon wirkungslos geworden. Was sie er- reichen wollte, ist zum Okwbertermin schon gar nicht mehr zu erreichen. Das Vorgehen der Hauswirte, das zu der Bundesrats- Verordnung Anlaß gab, ist vielleicht durch dieselbe etwas abge- schwächt, bat aber in der Hauptsache den von den Hausbesitzern gewollten Erfolg gehabt. Wenn irgend etwas den sinnfälligsten Beweis für die völlige Ungeeignettheit der ernzelstaatlichen Regie rungen zu sozialpolitischen Maßnahmen gebracht hat, so dies ihr fast völliges Versagen in der Ausführung der Bundesratsverordnung, das geradezu als ein öffentlicher Skandal bezeichnet werden muß., i
Letzte Nachrichten. Was geht in Italien vor? Bern , 17. September. Zur italienischen Grenzsperre meldet der„Bund": In Bank- und Börsenkreisen gehe das Gerücht, es seien gestern tn Oberitalien wieder Straßenaufläufe vorgekommen. DaS Blatt meldet ferner, daß selbst Ine d i p l o- matifchen Kuriere nicht mehr über die Grenze gehen dürfen. Der Schtveizer Kurier wurde gestern in Mailand zurückgehalten, der italienische Kurier konnte in Chiasso sein Felleisen nicht mehr über die Grenze bringen. Nicht nur der Zug-, sondern auch j e g- I i che r Po st verkehr sei voll st ändig unterbunden; die schweizerische Simplonpost wurde in Jselle zurückgehalten. Tele- gramme für Italien werden noch angenommen. Von Italien trafen seit gestern keinerlei Telegramme mehr ein.
Es wird glänzend wciterverdicnt. Wien , 17. September. Der Jahresabschluß der Prager Eisenindustrie für 1916/17 ergibt nach Abschreibung von 6 179 982 Kronen gegen 2 722 486 Kronen im Vorjahre einschließlich des vorjährigen Gewinnvortrages von 731 926 Kronen gegen 4 113119 Kronen im Vorjahre einen Reingewinn von 17 412 892 Kronen gegen 16 767 348 Kronen im Vorjahr. Der Verwaltungsrot schlägt ein« Dividende von vierzig Prozent oder zweihundert gegen hundertnounzig Kronen im Vorjahre vor.
Fiasko der englischen Vaterlandspartei. Rotterdam , 17. September.„Nieuwe Rotterdamsche Courant" meldet aus London , daß die auS extrcmenTories und Schutzzöllnern bestehend« neue Nationalpartei ein schweres Fiasko erlitten hat. Am Sonnabend hielt die Partei der Schutzzöllner in Manchester eine Versammlung ab, in der beantragt wurde, sich' der neuen Nationalpartei anzuschließen. Der Antrag wurde verworfen, und man ging so weit, zu beschließen, sich auch jeder engeren Zu- sammenarbeit mit der neuen Partei zu enthalten. Dies beweise, daß selbst eingefleischte Schutzzöllner nicht bereit seien, aus der unionistischen Partei auszutreten und Bonar Law im Stich zu lassen. Die„Morning Post" ist sehr enttäuscht und fragt, wie können aufrichtig gesinnte Schutzzöllner den Ministern trauen, die die Beschlüsse der Pariser Wirtschastskonferenz nicht durchführen? --% Eisenbahnunfall im Westerwald . Frankfurt a. M., 17. September. Der„Nassaubote" meldet aus Limburg : Heute früh stieß auf der Westerwaldbahn zwischen Wilsenroth und Wilmenrod der von Limburg kommende Personenzug mit dem aus Westerburg kommenden Personenzug zusammen. 5 Personen sind tot, 6 schwer verletzt, eine Anzahl Personen leicht verletzt.