sationen steht, mitgeteilt, daß w der dortigen Bauernschaft lebhafte Bedenken bestehen, auf die neue Kriegsanleihe zu zeichne». Man vermöge nichr einzusehen, wie bei einem Verzicht auf Kriegsentschädigungen die nötigen Mittel aufgebracht werden sollen, um unsere kolossalen Kriegskosten zu decken und die Anleihen zu verzinsen. RatLrlich ist unser GewährS- mann diesen Bedenken auf das entschiedenste entgegengetreten und hat an die Vaterlandsliebe der Bauernschaft appelliert. Die„Kreuz-Ztg." knüpft daran noch einige Beschwörungen auö eigenem Patriotismus nebst weinerlich-scheinheiligen Be- trachtungen über die„törichte Friedenserklärung des Reichstags, die Schaden zu stiften geeignet ist". Wie indes die alldeutsche Presse im Augenblick, in dem die siebente Kriegsanleihe ausgelegt wird, für die„Belebung der Stimmung" wirkt, zeigt u. a. ein gleichzeitiger Aufsatz der„Täglichen Rundschau", der sich zur Abwechslung nicht gegen den Reichstag , sondern gegen die Regierung richtet. Wir ent- nehmen ihm folgende Kernworte: Amtliche Schuld— Schwere Schuld.— Belgien hinter dem Rücken der Nation ausgeliefert.— Auf die unverantwortlichste Weise preisgegeben.— Ein Schrei des heiligen Zornes.— Politische Unfähigkeit.— Leichtfertigkeit.— Böses Gewissen.— Die größte denkbare weltgeschichtliche Niederlage.— Herostratische Tat.— Unzulänglichkeit.— Uebertolpelte Diplo« matte.— Verbrechen am Geist und Gewisse« der Nation. Aber nicht die alldeutsche Agitation ist schuld daran, daß Bauern, die doch wahrscheinlich durch den Krieg Geld genug verdient haben, aus Angst um die Zinsen keine Kriegsanleihe zeichnen wollen, sondern der Reichstag ist es— so sagt die„Kreuz-Zeitung "— und nächstens wird es wohl auch heißen: die Regierung.
dr. Michaelis unü üie /lllöeutfchen. Auf das telegraphrsche Trommelfeuer, mrt dem rhu die all- deutschen Stammtische seit Wochen überschütten, antwortet jetzt der Reichskanzler mit einer summarischen Erklärung in der .Rordd. Allg. Ztg.", die folgendermaßen lautet: Von Vereinen und Körperschaften aus allen Teilen des Reiches gehen dem Herrn Reichskanzler Kundgebungen zu, die da? Bekenntnis zu vaterländischer Zuversicht und Entschloffen-- beit und das Gelöbnis unbeirrten. zielsicheren AuSharrenS bis zum glücklichen Ende zum Ausdruck bringen. Der Herr Reichs- kanzler ist leider außerstande, alle diese Tele- gramme einzeln zu beantworten. Wo deutsche Männer durch Tat und Wort für deutsche Selbstbehauptung, für das Erkämpfen eines Frieden» wirken, der Freiheit, Blüte und Entwicklung des deutschen Volkes fest und sicher verankert, begleitet die freudige Zu st im- m u n g und der Dank des obersten Reichsbeamten ihr Streben und Schaffen. Die Ziele, denen die freudige Zustimmung des Reichskanzlers gilt, sind so allgemein bezeichnet, Njß sich irgendwelche konkreten Schlüsse auf die Stellung des Kanzlers in der Friedensfrage nicht ziehen lassen. Denn Freiheit, Blüte und Entwicklung des Deut- schcn Reiches fest verankern zu wollen, ist keineswegs ein Mo- nopol der Alldeutschen, sondern dies wollen auch die Mehrheits- Parteien des Reichstags, welche die Friedensresolution angenommen haben, und sie halten den von ihnen vorgezeichneten Weg hierfür für geeigneter als die alldeutschen Utopistereien.
/lllüeutsche unter sich. Drr berichteten schon vor einigen Togen über den wunderbaren häuslichen Streit, den der Vorsitzende der Berliner alldeutschen Gruppe, Justizrat Stalte, und der Gelbenführer Rudolf L e b i u S vor dem Landgericht I Berlin ausgetragen haben. Jetzt veröffent- licht LebiuS in seinem Organ einen ausführlichen Prozeßberichr, aus dem noch einige Detail» nachgetragen werden sollen. LebiuS be- hauptet, daß die Berliner Alldeutschen alle diesenigeu Personen aus ihrem Verein herausgeworfen haben, die nicht in innerpolttischen Fragen stramm konservativ gewesen waren. Zu den Opfern rechnete er nicht nur sich selber, sondern auch den Grafen HoenSbroech und den Verleger der.Rheinisch- Westfälischen Zeitung".— Interessant ist auch, mit welcher Begründung der Kläger , Justizrat Stalte, eine Erhöhung der in erster Instanz gegen LebiuS erkannten Strase forderte. Justizrat Stalte meinte, er sei K o r p» st u d e n t und KorpS- studenten müßten in Ehrensachen mehr als der Durchschnitt der Bevölkerung geschützt werden, andernfalls müßte er sich selbst Recht verschaffen. Habe er doch vor sieben Jahren den RegierungSrat von Strantz. der ihm Taktlosigkeit vorwarf, auf Pistolen fordern lassen. Das Gericht könnte derartige Zweikämpfe nur dadurch verhindern, daß ue die Beleidigungen von Korps st udenden strenge ahndeten. Der Grundsatz, daß Korpsstudenten einen erhöhten strastecht- lichen Schutz genießen, verdient unsere» ErachtenS gesetzliche Fest- legung. Er müßte allerding» dahin erweitert werden, daß der gleiche Schutz auch den Korps- und Couleur Hunden zugesprochen wird, deren Ehre doch sicher höher steht als die eines gewöhnlichen Proletariers, der in den Schützengräben für die Verteidigung seines Landes kämpft. Besonders war Justizrat Stolte empört, daß LebiuS von moralischen Ohrfeigen geredet habe. LebiuS aber per» leidigte sich dahin:„Die Redensart von der Ohrfeige sei eine ge- bräuchliche journalistische Phrase". Herr LebiuS redet auS langjähriger alldeutscher Erfahrung und wir wollen ihm nicht widersprechen, soweit sich seine Behauptung auf seine engeren Gesinnungsgenossen bezieht._
versianüigungsfeinüe im priesierrock. Prügelstrafe gegen Friedensfreunde! Bei einer„vaterländischen Kundgebung" hielt, wie die Nieder- rheinische Arbeiterzeitung meldet, in Duisburg in der verflossenen Woche der Felddivtsionspfarrer Ärügell eine crufreizende Rede, die in folgendem Ausspruch gipfelte: „Als a» der Front die Nachricht von de« Borgängen im Reichstag bezüglich der lebten Friedensentschließung bekannt wurde, da hat man dort bedauert, daß die Prügelstrafe nicht mehr besteht." Dieser Jünger Christi, der den Freunden eines Berständigungs- friedens Prügel wünscht, ist keineswegs eine vereinzelte Erschci- vung. Die„Kreuzzeitung " berichtet in ihrer Dienstag-Abend- nummer über eine Rede, die ein Amtskollege des prügellustigen Herr Krügell, DivisionSpfarrer van den Bruck, gleichfalls auf einer vaterländischen Versammlung, in Barmen hielt. Nach dem Berichte der„Kreuzzeitung " warnte dieser Gottesmann vor einem taulen Frieden. Weiter bezeichnete er es als den Wunsch aller Soldaten, daß die innerpolitischen Kragen bis nach dem Kriege zurückgestellt würden.— Herr Krügell wie Herr van den Bruck beweisen nur. wie fremd sie der wirklichen Stimmung der Soldaten gegenüberstehen.
Als dritter im Bunde sei noch schließlich ein Chemnitzer Gottes- mann, der Pastor Hoffmann, erwähnt, der unter dem Titel „Selbstbehauptung oder Setbswerleugnuitg?" eine politische Predigt hat im Druck erscheinen lassen. Schon der Untertitel„Ein Wort gegen den Verzichtfriedcn" weist auf seine Gemütsver- fassung hin. Dem protestantischen Pastor ist der Berständigungs- friede bereits deswegen verdächtig, iveil die Soziali st en und der Papst für ihn eingetreten sind. Er sucht nachzuweisen, daß ein Lutheraner anders denken müsse, denn für ihn sei Religion und Politik fein säuberlich geschieden. Herr Hoffmann preist das Deutschtum als Salz und Sauerteig der Welt.„Ohne uns"— ruft er aus—„wird die Welt ganz und gar dem englisch -amerikantschen Geist ausgeliefert, dem Geist des Mammons und der Lüge.... Der«nglisch-amerikanisch« Geist hat keine Seele mehr, sondern nur noch eine Larve.... Darum, deutsches Volk: halte, was du hast!" In seinem eigenen Volk das Muster aller Erhabenheit, in den anderen Völkern den verworfenen Aussatz sehen,— was hat dies« Anschauung noch gemein mit der Menschen- und Nächstenliebe, die Jesus Christus gepredigt hat?!„Halte, wo? du hast!", das ist die Quintessenz der Weisheit dieses Gottesmannes. Selten ist die Grundidee des christlichen Glaubens so verzerrt, so in ihr Gegen- teil entstellt worden, wie in diesem Weltkrieg von ihren derufs- mätzigen Verkündern. Die gekränkte vaterlanäspartei. In einer Pressenotiz macht die„Deutsche Vaterlandspartei, " ihrem gepreßten Herzen darüber Luft, daß eine Anzahl von Blättern, darunter der„Vorwärts", die Aufnahme des Aufrufs der„Deutschen Vaterlandspartei " als dezahlte Anzeige ver- weigert haben. Sie knüpft daran eine Reihe höhnischer Bemer- kungen, so u. a., daß sich diese Blätter vor ihren eigenen Lesern nicht sicher fühlen und Vorsicht als der Tapferkeit besseren Teil betrachten. Das ist natürlich eine dummdreiste Unter- st e l l u n g. Daß der„Vorwärts" keineswegs das Urteil seiner Leser scheut, beweist der Umstand, daß er ihnen sehr ausführlich von der Gründung der neuen Partei Kenntnis gegeben und auch in seinem redaktionellen Teil die wichtigsten Sätze des Auf- rufs abgedruckt hat. Wenn-der„Vorwärts" da» bezahlte Inserat der Deutschen Vaterlandspartei ablehnte, so geschah das allein aus dem Grund«, um jede Spur des Verdachtes zu vermeiden, daß er für da» Geld, mit dem die neue Partei ja reichlich um sich wirft, irgendwelche Empfänglichkeit zeige. das Amtsgericht als Erlatz-Mieteinigungsamt. Durch W. T. B. wird folgende Notiz verbreitet: Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 16. d. M. in Ab- änderung der Bekanntmachung zum Schutze der Mieter vom 26. Juli angeordnet, daß, solange im Bezirk einer Gemeinde ein Einigungsamt oder eine andere in Frage kommende Stelle nicht errichtet werden konnte, die Amtsgerichte die den Einigungs- ämtcrn zugedachten Befugnisse zum Schutze der Mieter ausüben können. Die bei dem Einigungsamte bei der Entscheidung mit- wirkenden mindestens zwei Beisitzer aus dem Kreise der Haus- besitzer und dem der Mieter fallen bei den Entscheidungen der Amtsgerichte allerdings weg. In Preußen haben noch nicht allgemein die vorgesehenen Einigungsämter errichtet werden können. Insbesondere ist es nicht möglich gewesen, überall die Besetzung der EinigungS- ämter mit geeigneten Beisitzern rechtzeitig sicherzustellen. Da aber die Entscheidung über die erfolgten Kündigungen in zahlreichen Fällen vor dem 1. Oktober 1S17 erfolgen mutz, sind die Befugnisse der Einigungsämter einstweilen dem Amtsgericht übertragen worden. Wiederholt war in der Oeffentlichkeit bereits bedauert worden, daß an vielen Orten Einigungsämter noch nicht errichtet waren. Hier schafft also die BundeSratSverordnung«ine zweckentsprechende Aushilfe, damit die Bestimmungen zum Schutze der Mieter auch überall rechtzeitig durchgeführt werden können. Nochmals: Die Kriegsteilnehmer- organisation öer Kriegervereine. Zu unserer Notiz in Nr. 262 sendet unS der Borstand des Kyff- häuser-Bunde» der deutschen LandeS-Kriegerverbände folgende Berichtigung: 1. Es ist unrichtig, daß die Vertreterversammlung de» Kyff- Häuser-Bundes eine Entschließung gegen die FriedenSresolution des ReickStageS angenommen hat. 2. Es ist unrichtig, daß der.Reichi-Krieger-Dank' all die Zusammenfassung aller derer gedacht sei. die am Kriege teil- genommen haben. AuS einer weiteren Zuschrift de» Vorstandes geht hervor, daß die Kriegervereine sich selber al« die geeignete Zusammenfassung der Kriegsteilnehmer betrachten und daß der„ReichS-Krieger-Dank" mehr als ein finanzielles Lockmittel gedacht ist, um die Kriegsteilnehmer durch Gewährung materieller Vorteile für die K�riegervereine zu ködern. Diese Art der Anlockung hält man wohl deswegen für notwendig, weil man eingesehen hat. daß bei der großen Mehrheit der Kriegsteilnehmer für den Geist der Krieger- vereine nicht die geringste Sympathie vorhanden ist.
Kieme Kriegsnachrichten. Fliegeroberleutnant Wolff gefalle«. Berlin , 18. September. Fliegerobcrleutnant Kurt Wolff , Ritter des Ordens pour le merite, zuletzt Führer der lange Zeit von Richihofen geführten Jagdstaffel Nr. 11, ist am 16. September gefallen, 6 Tage, nachdem er zum Oberleutnant befördert worden war.
parteinachrichten. Die Partei und die Autonomie Elsaß-Lothringen ». Der Sozialdemokratische Verein Mülhausen hat zur Frage der„Autonomie Elsaß-Lothringens " Stellung ge- nommen. Genosse Emme! berichtete über die Geschehnisse in Berlin in der zweiten Hälfte des vorigen Monats. Er schilderte die Bemühungen der Mehrheitsparteien über die unklaren Punkte der deutschen Politik, als da sind: Belgien , Polen , Elsatz-Loth- ringen usw. mit dem Kanzler zu einer klaren Verständigung zu kommen und legt dann dar, was für Absichten der Kanzler be- züglich Elsaß-Lothringen — vorbehaltlich der wetteren Beratung mit den Bundesstaaten— zu verwirklichen gedenkt. Nach einer Würdigung der wirtschaftlichen und politischen Verhältnisse des Reichslandes fand diese Resolution einmütige Zustimmung: „Die am 6. September 1317 tagende Mitgliederversammlung des Sozialdemokratischen Vereins Mükhausen?. Elf. begrüßt die Bestrebungen, das bisherige Reichsland Elsaß-Lothringen zum voll- berechtigten autonomen Bundesstaat auszugestalten; sie hält aber eine staatliche Freiheit nur für möglich, wenn auch die finanzielle Unabhängigkeit vorhaicken und die wirtschaftliche Entwicklungs- Möglichkeit gesichert ist. Ferner hält sie für die Zeit des lieber- ganges die Festlegung eines Wahlrechts für erforderlich, das in
demokratischer Weise der gesamten Bevölkerung Elsaß -Lothringens die Mitarbeit an der Weiterentwicklung des Landes ermöglicht. Daher fordert die Versammlung: o) In wirtschaftlicher Beziehung: 1. Tie Uebernahme aller KriegSschäden des Landes der Be- zirke, der Gemeinden und Einzelpersonen durch das Reich. 2. Die Beteiligung Elsaß -Lothringens an den Ueberschüssen der Reichseisenbahnen mit der Hälfte, mindestens aber mit 10 Millionen Mark jährlich. 3. Eine Neuregelung der Vergütung der Erhebung der Zölle und indirekten Steuern auf der Grundlage, daß Elsaß-Loth- ringen mindestes seine eigenen Ausgaben ersetzt bekommt. 4. Die moralische und materielle Unterstützung Elsatz-Loth- ringens durch das Reich bei der Ausnutzung der Wasser- kräste des Oberrheins. b) I n politischer Beziehung: 1. Einführung der republikanischen Staatsform. 2. Die Vornahme der Landtagswahlen nach dem VerbältnvS- wahlrecht. Jeder der drei Verwaltungsbezirke deS Lande? bildet nur einen Wahlbezirk. 3. Einführung des VerhältnislvahlrechtS für die Gemeinde- ratswahlen. Jede Gemeinde bildet nur einen Wahlbezirk. 4. Aufhebung der Wohnsitzklauseln bei dem Landtags- und Ge- meindewahlrecht. Die Versammlung erklärt, daß nur durch Erfüllung dieser Be- dingungen der angestrebte Ausbau der«lsaß-lothringischen staatS- rechtlichen Verhältnisse zu wirtschaftlich und politisch zufrieden- stellenden Zuständen führen kann."
Für Frieden und Freiheit demonstrierten die Industriearbeiter des 22. fächssschen Reichstag»- Wahlkreises in acht an verschiedenen Orten deS Kreises ahgebalte- nen Versammlungen. Diese waren äußerst stark besucht, teilweise. sogar überfüllt. Referent in diesen Versammlungen war der Vertreter deS Kreises Genosse Dr. Paul Lensch. Dessen AuS- führungen fanden überall Zustimmung. In Kirchberg unterstrich ein Pastor die Ausführungen des Referenten, während in Reichen- dach i. B. ein Alldeutscher, namens Müller. Genossen Lensch ent- gegentrat und seine alldeutschen Tiraden verzapfte. Genosse Lensch leuchtete ibm gründlich heim. In Elsterberg kam der wob! seltene Fall vor, daß auch der überwachende Beamte, ein Assessor. in die Debatte eingriff, doch in meist zustimmendem Sinne. Die Unabbängigen hatten die Versammlungen, bis auf die iv Treuen , ungestört gelassen. Hier haben sie schon, einige Anhänger. weS- halb sie die Versammlung für ihre Zwecke auszunutzen gedachten. Als Wortführer hatte man den im Kreis bekannten Redakteur Seeg er aus Leipzig herangeholt, der behauptete, daß Lensch nie Sozialdemokrat gewesen sei, womit er sich und die Leipziger selbst bloßstellte, denn er und seine Leipziger haben sich dann jabrelang einen nichtsozialdemokratischen Chefredakteur gefallen lassen und haben auch dem Nichtsozialdemolraten Lensch zu einem Reichstag «. mandat verholfen. In einer gut besuchten Versammlung in Weimar , in der für den verhinderten Abgeordneten S t ü ck l e n der Abgeordnete B a u d e r t über die Sozialdemokratie für Frieden und Freiheit sprach und sich entschieden gegen das Treiben der AWeutschen wandte, wurde eine Entschließung einstimmig angenommen, in der ein Verständigungsfrieden und Demokratisierung der Ver- fassung gefordert wurde. Vor mehr als 2000 Personen sprach am Dienstag Abgeovdneicr S ch ö p f l i n in Dessau für den Frieden und die Demokratie. Zwei Vertreter des Eroberungskrieges, ein Oberlehrer und ein Pastor, traten ihm entgegen. Sie forderten die Fortsetzung d«S Krieges, bis die Gegner niedergeworfen sind; ferner Annexionen in Ost und West. Nur wenige Dutzend Versammlungsteilnehmer stimmten ihnen zu, dagegen fanden der Referent und Abg. P e u s stürmische Zustimmung, als sie den Eroberungskrieg scharf per- urteilten und siir den BerständigungSfrieden eintraten. Eine in diesem Sinne gehaltene Resolution fand gegen wenige Stimmen Annahme._
Tausend gegen sechs. In der S000 Einwohner zählenden Kreisstadt 2 ü b e n in Nieder- schlesien fand am 9. September die erste von der Sozialdemokrat:- scheu Partei einberufene Versammlung statt. Den größten Saal am Orte füllten weit über tausend Personen aus allen Bevölke- rungskreisen, viele fanden keinen Einlaß mehr. Der Bezirks- sekretär, Genosse E b c r l e- Görlitz, referierte über da» Tqema; „Frieden der Verständigung und Freiheit im Innern". Der Vor- trag fand stürmischen Beifall. Obwohl in der Diskussion«ein Herr Neu mann aus Breslau vom„Unabhängigen Ausschutz", sowie ein Rechtsanwalt und ein Major z. D. aus Lüben dem Referenten in längeren Ausführungen entgegentraten, wurde die fozialdemo- kratische Resolution für den Verständignngsftieden mit über 1000 gegen 6 Stimmen angenommen. Reben den Diskussionsrednern stimmten noch ein Geistlicher und zwei böhere Beamte dagegen. In einer von über 400 Personen besuchten Versammlung in K o tz e n a u(zu dem rein ländlichen Kreis Lüben gehörend) wurde unsere Entschließung einstimmig angenommen. Aus beiden Orten sind vor einigen Wochen vom„Unabhängigen Ausschuß und vor den Alldeutschen Entschließungen und Telegramme an Hindenburg und den Reichskanzler abgesandt, worin bchauptet wurde, daß die große Masse der Bevölkerung den Beschluß der ReichStagSmehrheit verwirft und für Landcrwerb. Entschädigungen und MachtzuwachS voll und ganz eintrete. Tie Versammlungen waren die Probe auf» Exempcl._._____________
Leiste Nachrichten. Erklärung painlevös. Pari«, 18. September. (Meldung der Agence HavaS.) Heute nachmittag ist eine Erklärung des Ministeriums in den Kammern verlesen worden, die folgendermaßen beginnt: Die Stunde eignet sich weder zu langen Reden noch für lange Programme. Alle materiellen und moralischen Kräfte der Nation für den entscheidenden Augenblick des Ringens zusammenzufassen, das ist die Pflicht, welcher die Regierung sich ganz und gar widmen muß und will. Der Krieg, der sich immer länger hinzieht. velangt von allen die völligste Selbstverleugnung und den größten Opfermut; je mehr wir uns dem Ende nähern, um so mehr wird die moralische Widerstandsfähigkeit der Nation ein ausschlaggebendes Mittel zum Siege werden. Gerade gegen diese moralische Widerstandsfähigkeit erklären unsere Feinde, die uns auf den Schlachtfeldern nicht haben besiegen können, ihr« Angriffe verdop- peln zu wollen; Sache der Regierung ist es, ihre Wachsamkeit gegen diese hinterlistigen Unternehmungen und ihre Energie gegenüber denjenigen, die diese Unternehmungen unter- stützen würden, zu verdoppeln. Die Gerechtigkeit wind in den bereits eröffneten Untersuchungen ebenso wie in denen, die noch folgen könnten, ihren Weg ohne Zaudern, ohne Schwäche, ohne Rücksicht auf die Stellung irgend jemandes verfol» gen: wer sich zum Mitschuldigen des Feindes macht, muß die Strenge des Gesetzes fühlen. Die Regierung zählt auf die Pater- landsliebe aller und auf die Selbstbeherrschung der öffentlichen Mei- nung, damit die Gerechtigkeit ihr Werk in Ruhe und Würde voll- bringe und unvorsichtigen Verallgemeinerungen, den eigensüchtigen Bestrebungen und dem heftigen Meinungsstreit der Parteien ent- rückt bleibe._....: Soldatenaufruhr in Wiborg . London , 18. September. (Reutermcldung.) Nach einer Depesche aus Helsingfors vom 17. 9. kam es in Wiborg zu einem Soldaten- aufruhr, bei dem 22 Offiziere getötet wurden. 60 Offiziere sind verschwunden.