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Gewerkschc�sbewyMV Verlin onS Umgegend. Die Verhandlunge« in der WSscheindustrie gescheitert. In einer� am Montag abgehaltenen Versammlung der Wäsche- arbeiter, die sehr stark besucht war, berichtete Kunze und entwarf ein Situationsbild von der augenblicklichen Lage im Berufe. Am «chlusse seiner Ausführungen empfahl er der Versammlung, das Zugeständnis der Unternehmer abzulehnen, da es den berechtigten Ansprüchen der Arbeiter in keiner Weise genüge. Der Verband werde� jetzt in jedem Betrieb einzeln vorgehen, zu welchem Zweck demnächst Bemebssitzungen einberufen werden, in denen eine Aul- nähme der gezahlten Löhne und Zulagen statlfinden wird. Doch sollen Einzelabmachungen der Arbeiter mit ihrem Unter- nehmer unterbleiben. Wo keine Einigung zu erzielen ist, wird der Kriegsausschust angerufen werden. Die Versammlung teilte einmütig den Standpunkt des Redners und stimmte geschlossen folgender Resolution zu: .Die heute, den 17. September 1M7, tu der Brauerei Pfeffer­berg tagende Wäschearbeiter-Versammlung erklärt nach Kenntnis� nähme des Schreibens der Fabrikanten vom heutigen Tage: Die hier gemachten äußersten Zugeständnisse tragen den der- zeitigen Verhältnissen in gar keiner Weise Rechnung. Abgesehen da- von, daß die in Aussicht genommene Teuerungszulage von 1 M pro Tag bei weitem zu niedrig ist. kommt noch in Betracht, daß sie den im Wochenlohn Beschäftigten versagt wird. Das Anerkenntnis der Fabrikanten, wonach einem großen Teil der Beschäftigten der lOprozentige Lohnzuschlag gemäß der Verordnung vom 15. Mai 1917 noch zu zahlen ist, weil die Arbeiterinnen nicht mehr als 27 Mark und die Arbeiter nicht mehr al» 86 Mark die Woche der- dienen, zeigt, wie ungenügend die LohnverhälMisfe i» der Wäsche brauche sind. Aus der Erklärung der Fabrikanten, daß die Zuschläge für Mehrleistung, d. h. erschwerte Arbeit, nur dann bestehen bleiben sollen, wenn sie nicht für ein begrenztes Quantum oder für eine bestimmte Sorte gewährt worden find, ist zu entnehmen, daß die von ihnen behauptete erhebliche Aufbesserung der Stücklöhne auf die Teuerungsberhältnisse keine Rücksicht nimmt, sondern nur mit Rück- ficht auf die Mehrarbeit erfolgte. Da die Fabrikanten im Zeitraum von drei Monaten keine Zeit gefunden haben, wegen der Löhne ihrer Arbeiter zu verhandeln, so sieht die Versammlung angesichts des geringen Angebotes die Ber- Handlungen als gescheitert an. Sie fordert die in der Wäscheindustrie Beschäftigten auf, die von der Ortsverwaltung des Verbandes der Schneider und Wäsche- arbeiter Deutschlands als geeignet bezeichneten Schritte zur Erlan- gung einer zeitgemäßen Lohnerhöhung zu unternehmen.'

22. Tagung des yaaptverbanöes deutscher Grtskrankenkassen.

Aus dem

für die Metallbetriebe Groh- Berlins . Sechs Hilfsarbeiter der Firma Th. u. Co. fordern ge« meinsam eine Lohnzulage von 5 Pf. für die Stunde. Für den Be- trieb besteht eine zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern der Eisenkonstruktionsbetriebe abgeschlosiene Vereinbarung, die die Lohn- Verhältnisse und Teuerungszulagen bis zum Ablauf dieses Jahres regelt. Die klageführenden Arbeiter werden nach den Grundsätzen dieser Vereinbarung bezahlt. Die 5 Pf. Erhöhung fordern sie ledig- lich deshalb, weil einige andere Arbeiter 5 Pf. höheren Lohn haben. Die Firma lehnt es ab, den Klägern zu ihrem bisherigen Satz von 1.20 M. für die Stunde noch weitere L Pf. zu gewähren, und auch der Kriegsausschutz konnte sich nicht auf den Standpunkt stellen, daß die Forderung berechtigt sei. Die Arbeiter wurden deshalb mit ihrer Klage abgewiesen. Der Schlosser O. von der Firma H. u. Co., EraSmuS« straße, fordert den Kriegsschein, weil er glaubt, nicht mehr bei der Firma arbeiten zu können. In der Sache wird festgestellt, daß O. einen Wochenverdienst bei regulärer Arbeitszeit von 2iO M. erzielt hatte. An einem Tage hat er sich krank gemeldet, hat aber nach- mittags in einem Konkurrenzbetriebe gearbeitet. Dabei ist er von seinem bisherigen Arbeitgeber getroffen worden. Eine andere Be- gründung, als daß eS ihm nun wohl nicht mehr möglich sei, bei seinem bisherigen Arbeitgeber zu arbeiten, wurde vom Kläger nicht gegeben. Unter diesen Umständen konnte der Kriegsausschuß dem Verlangen des Klägers nicht entsprechen. IS Transportarbeiter der Firma D. u. Qu., Lichten- berg, fordern den Abkehrschei», weil die Firma es abgelehnt hat, den Lohn, der jetzt 1 M. pro Stunde beträgt, auf 1,20 M. zu er« höhen.- Trotzdem der Kriegsausschntz anerkennt, daß die Lohnsätze nicht unter dem Durchschnitt der Verdienste der Transportarbeiter der Industrie sind, wird der Firma geraten,«ine kleine Lohnzulage zu gewähren. Es kam dann ein Schiedsspruch zustande, in dem zum Ausdruck gebracht wird, daß ab IS. b. M. die Arbeiter 5 Pf. Zulage erhalten, und wenn die Firma dies nicht tun will, hat sie allen' Arbeitern den Abkehrschein zu geben. Die Transportarbeiter H. und O. der Firma A. E. G., Oberschöneweide. fordern den Abkehrschein, weil sie von der Firma mit 5 M. Strafe belegt worden sind. Es wird festgestellt, daß die Strafe verhängt worden ist, weil beide Kläger entgegen der Arbeits- ordnung und entgegen den Vorschriften für MunrlionSbetriebe ge- raucht haben. Die Kläger behaupten, der Betriebsleiter und Meister hätten deshalb bereits ihre Entlassung ausgesprochen. Es wird der Firma geraten, die Strafe zu reduzieren, und wird diese zuletzt aus 3 M. festgesetzt. Im übrigen aber mußte die Sache ver- ragt werden, weil Meister und Betriebsleiter als Zeugen vernommen werden sollen. Der Wächter R. von der A. E. G. Oberschöneweide fordert den Abkehrschein wegen zu geringen Verdienstes. R. ist als Nachtwächter im Betrieb beschäftigt. Er war früher im Zeniralhotel und halte dort einen Verdienst von 65 M. für die Woche. Der Ein- berusnngsausschuß hat R. der Firma überwiesen, und hier bat er nun als Nacktwächter einen Verdienst von 52,50 M. für die Woche. Der Kriegsausschuß steht aus den< Standpunkt, daß eine Verschlechte- rung der Verdiinstverhältnisse auch durch Heranziehung zum Vater- ländischen Hilfsdienst auf keinen Fall eintreten darf, und da die Firma es ablehnt, R. als Nachtwächter mindestens den gleichen Ver- dienst von 65 M. zuzusichern, wird beschloffen, daß die Firma R. den Schein gibt oder aber ihn als Transportarbeiter beschäftigt, wo nach den eigenen Angaben der Firma ein wesentlich höherer Verdienst erzielt wird._ Weibliche Bureauangestellte. Die Zahl der weiblichen Hilfskräfte in Bureau und Kontor hat sich während der Rriegszeit stark vermehrt. Nur ein kleiner Teil derselben gehört der gewerkschaftlichen Organisation an. Der Verband der Bureauangestellten Deutschlands hat in seiner Groß-Berliner Ortsgruppe immerhin jetzt über tausend weibliche Mitglieder. Zu Kriegsbeginn zählte die Ortsgruppe nur 106, am 1. Juli 1016 waren eS 504 und am 1. September d. I. 1078 weibltche Mitglieder. Mit Recht betont das Organ des Verbandes, daß die weiblichen Angestellten nur in gemetnsamer Organisation mit ihren männlichen Kollegen ihre Lage verbessern können. Eine besondere selbständige Organisation der weiblichen Angestellten, wie sie immer wieder von feiten bürger- licher Frauen versucht wird, ist sachlich durch nichts begründet und ist auch nicht in der Lage, eine energische Vertretung der Interessen der weiblichen Angestellten zu sichern. Nicht gesonderte Organi- sationen der männlichen oder der weiblichen Angestellten, sondern eine gemeinsame Organisation aller Angestellten, das ist die Vor- ousse'tzung für die tatkräftige Wahrung der Angcsiellteninteressen und für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der weiblichen Angestellten.

DrrSbe». 17. September 1S17. Der diesjährig« Deutsche Ortskrankenkassentag wurde heute bor- mittag im.GewerbehauS' mit BeqrüßungSworten des Vorsitzenden des HauptverbandeS deutscher Örtskrankenkassen Fräßdors- Dresden eröffnet. ES sind vertreten 282 Kassen mit 3 680 762 Mit- gliedern durch 184 Arbeitgeber. 213 Versicherte und 185 Angestellte. Die sächsische Regierung läßt ihre Grüße durch Reg.-Rat Henke die Stadt Dresden durch Oberbürgermeister B e u t l e r über- bringen. AIS erster Redner der reichhaltigen Tagesordnung spricht der Präsident des ReichSverficherungSamtS Geheimrat Dr. Kauf­mann über ZnkunftSaufgaien der Krankenkassen. Die deutschen Krankenkassen hätten in dem dreijährigen Weltkrieg die gewallige Belastungsprobe ertragen und die soziale Fürsorge muß noch mehr wie zuvor ein unangreifbarer Besitzstand de« Deut- schen Reiches bleiben. Er lobt die Kassen, die in der vorbeugenden Krankenfürsorge dem Gesetz vorausgeeilt seien. Vor allem gelte es den drei Volksseuchen, der Tuberkulose, den Geschlechtskrankheiten und der Trunksucht entgegen zu wirken. Bei der Bekämpfung der Geschlechtskrankheiten werde man um die ZwangShospitali- sierung nicht herumkommen. In enger Verbindung mit diesen Fragen stehe die Wohnungs- und Säuglingsfürsorge. Erstere sei von den Krankenkassen durch Gewährung mündelficherer Darlehen zum Zwecke der Errichtung von Kleinwohnungen zu fördern. Auch die Kriegsbeschädigtenfürsorge, für die die Verbands- krankenkassen allein 8>/« Millionen an Krankengeld zahlten, sei fort- gesetzt im Auge zu behalten. Die Kassenverwaltungen könnten aber auch praktisch ein übriges tun, indem sie Kriegsbeschädigte als Ar- beitskräste aufnähmen. Die so segensreich wirkende Kriegswochen- Hilfe sei mit in den Frieden hinüber zu übernehmen. Wenn eS sich gesetzlich nicht machen lasse, müßte die erweiterte Wochenhilfe als Mehrleistung der Kassen eingeführt werden. Der Redner ging zum Schluß auf das Zusammenarbeiten der Kassen mit den Ver- sicherungSbehörden ein, das die Lösung all dieser Aufgaben er- mögliche. Der nächste Punkt »Die Fürsorgeorganisationen und die Krankenkassen " umfaßt drei Vorträge. Oberarzt Dr. Rott-Berlin spricht über .Mutter-, Säuglings- und Kleinkinderfürsorge'. Er geht von dem Gesichtspunkt aus. daß der eigentliche Träger der Säuglingsfürsorge die Kommune sei. doch könnten auch die Kranken- kassen wirksam mithelfen, den schädlichen Einwirkungen des Krieges auf die Bevölkerungsbewegung zu begegnen, und zwar u. a. durch Gewährung von Wöchnerinnenheimpflege und Zusammenarbeit mit den Säuglingssürsorgestellen und durch die bekannten aufklärenden Ausstellungen. Oberstabsarzt Dr. B e fch o n e r-DreSden behandelt sodann die. Fürsorge für Lungenkranke' von den bekannten Gesichtspunkten aus. Erwähnenswert sind folgende Forderungen: die Einrichtung diagnostischer Untersuchungsstellen durch die Kassen oder durch Kassenverbände, besondere Krankenpflege in Ambulatorien der Krankenkassen oder Krankenkassenverbände. In der Diskussion redet G r ä f- Frankfurt der Mitarbeit der Kassen in den Fürsorgestellen der Kriegshilfe das Wort. Wenn man praktische Mütter« und Säuglingsfürsorge treiben wolle, müsse man dafür sorgen, daß der Nahrungsmittelwucher beseitigt werde. denn eine Mutter, die nichts zu essen habe, kann auch nicht stillen. In der Tuberkulosebekämpfung dürsten die Versicherungsanstalten die Gewährung von Heilbehandlung bei jugendlichen Personen nicht von dem Nachweis der Markenklebung abhängig machen. Direktor K o h n- Berlin betont, daß Verbesserung:Her Woh- nungsverhältnisse und Fortfall der schlechten Ernährung der Säug« lingssterblichkeit Einhalt gebieten würden. Geheimrat Dr. Kaufmann wendet sich dagegen, daß man den schwer Lungenkranken die Hoffnung raube, indem man sie in Sieckienhäusern unterbringe. Empfehlenswert sei das in Rheinland- Westfalen geübte Verfahren, diesen Kranken Unterkunst in Kreis- krankenhäuiern zu gewähren, wo sie ihren Familien nahe seien. Nach Schluß der Debatte wurden entsprechende Entschließungen einstimmig angenommen. Zur Regelung des AuSstellungSwesenS der Ortskrankenkassen Wird nach einem Vortrag Direktor K o h n S- Berlin über die Errichtung einer Ausstellungsvereinigung der Örtskrankenkassen" beschlossen, mnerhalb des Verbandes eine Ausstellungsvereinigung zu bilden. Sodann referiert Justizrat Dr. Mäher- Frankenthal über »die Aendernng der ReichSverfichenmgSvrdmmg" und verbreitet sich dabei allgemein über die Zusammenhänge der Bevölkerungspolitik mit der Sicherung der Lerstungsfähigkert der Krankenkassen und der Erhöhung der Leistungen dieser und bringt dann die bekannten Vorschläge vor. Notwendig sei die Erhöhung der Grundlöhne. Rechtsanwalt Dr. Baum- Berlin, der über das gleiche Thema spricht, fordert in diesem Rahmen die Einführung der Wöchnerinnen - Hilfe auf die Dauer von 14 Wochen. Ebenso spricht er sich für die obligatorische Familienhilf« als Regelleistung aus. Sie sei nicht nur an die direkten Familienangehörigen, sondern auch an alle in der Familie des Versicherten vorhandenen Personen zu gewähren. Vor- aussetzung sei. daß auch die Unverheirateten zu den Lasten der Familienhilfe herangezogen würden. Der Redner fordert ferner Heraufsetzung der Einkommensgrenze für die Versicherungspflicht auf 4000 und für die Versicherungsberechtigung aus 6000 M.. AuS, dehnung der Versicherungspflicht auf selbständige Betriebsinhaber, die nicht mehr als fünf Personen gegen Entgelt beschäftigen. Auf- Hebung der bekannten Bestimmungen, nach denen der Vorsitzende der Kasse m getrennter Abstimmung gewählt werden muß. Ueberhaupt müßten alle jene Bestimmungen fallen, die seinerzeit die Furcht vor der Sozialdemokratie schuf. Sanitätsrat Dr. Cohn- Dresden spricht sodann über die Fürsorge für Geschlechtskranke", in welchem Vortrag Neues nicht vorgebracht wurde. Hieran schloß sich ein sehr interessanter Vortrag Dr. B r a n n S- Berlin über Die fachärztliche Behandlung der chronischen Beinleiden". der durch eine große Zahl von Lichtbildern in wirksamer Weise unterstützt wurde. Der Redner ist der Meinung, daß die Kassen mit den Spezialärzten Vereinbarungen treffen müßten, eventuell müßten für Kassenverbände eigene Einrichtungen für Beinleidende geschaffen werden. Darauf vertagte sich die Versammlung auf Dienstag 0 Uhr.

Gerichtszeitung. Die Weißenseer Bank vor Gericht. Am gestrigen Verhandlungstage setzte Landgerichtsdirektor W c x das Verhör der Angeklagten, zunächst des Angeklagten Kiesel, fort. Die Erörterungen erstreckten sich auf die statutcn- mäßigen Zwecke der Genossenschaftsbank zu Weißensee. die zu dem Zweck begründet worden war, kleinen Handwerkern Kredit und Baugelder zu gewähren. Wer solche er- langen wollte, mußte Genosse werden. Die Anteile waren auf 500 M., die Haftgrenze auf 1000 M. festgesetzt. Die Grenze der zu gewährenden Kredite iin Höchstmaße war ursprünglich ziemlich eng gezogen; sie erweiterte sich aber während der Wirksamkeit des Angeklagten Kiesel, da die Tätigkeit der Bank sich immer mehr dem Baumarkte zuwandte und die Notwendigkeit, zweite Hypo- theken zu lombardieren, sich immer mehr zeigte. Im.Jahre 1010

timtfc fefflmutl, Inf See tkfuuig rebst*ftr«fie Genossen 4 Millio nett Mark nicht übersteigen dürfe; im übrigen wurden im ein- zelnen die Grenzen für Baugeld- und Lombardkredite auf 200000 Mark für Wechsel. Diskontkredite auf 50 000 M. und für andere Kredite auf 50 000 M. festgesetzt. Bei der großen Inanspruchnahme der Bank stellten sich schon 1012 Schwierigkeiten in der Beschaffung der Gelder ein. Die Bank selbst stand vorzugsweise� mit der Dresdner Bank und der Societe franeaise in Verbindung; da sie aber fortgesetzt zweite Hypotheken beleihen mußte, mußte sie sich von anderer Seite Gelder beschaffen, und zwar von Stellen, denen sie ganz unverhältnismäßig hohe Vergütung zahlen mußte. Die Bank lombardierte an diesen Stellen die ihr zur Sicherheit von den Genossen überwiesenen zweiten Hypotheken und mußte dafür große Geldopfer bringen. In einem Falle war der Geldgeber ein Mann, der im Rufe eines Wucherers steht. Auch an die Gemeinde Wcitzensee mußte sich die. Bank um Geldhilfe wenden. Die Verbindung der Gcmeiirde mit der Bank begann etwa im Jahre 1007. Die Gemeinde ließ die Gehälter für die Beamten und Lehrer durch die Bank auszahlen, ferner nahm die Bank für die Gemeinde die Steuern ein. Die Gemeinde hatte ein lautendes Konto, auf welches sie ihre über- schüssigen Gelder einzahlte gegen Hinterlegung von Hypotheken und Wertpapieren. Die Forderung der Gemeinde an die Bank betrug gewöhnlich 100 000150 000 M., die von der Bank zu gebende Sicherheit mußte diese Summe um etwa 50 Proz. über- steigen; dieser Satz wurde unter Umständen auch noch erhöht. Am 31. Dezember 1912 betrug das Guthaben der Gemeinde 223 000 Mark und die dafür zur Sicherheit gegebenen Hypotheken etwa 643 000 M. Als die Bank in immH: größere Schwierigkeiten ge- riet, hat sie die Hilfe der Gemeinde m Anspruch genommen. V o m 21. Mai bis 23. Mai spielte sich ein kolossaler An- stürm auf die Bank ab, da die Kunde von deren Gelb- schwierigkeiten sich schnell verbreitete. Die an dem Sparkonto be­teiligten Interessenten das Sparkonto betrug 2ZH Millionen Mark und besonders die Interessenten des Scheckkontos ver- langten stürmisch ihr Geld und während dieses Runs wunde schleunigst der AuffichtSrat einberufen. Es wurde beschlossen, zunächst an jeden, der Geld zurückforderte, 200 Mark auszuzahlen, und zwar mit Hilfe von Mitteln, zu deren Hergäbe sich die Gemeinde entschloß. Die Leute wurden vertröstet und mit der Angabe beruhigt, daß sie keine Angst zu haben brauchten, da die Gemeinde dahinter stehe; eS wurde auch eine dahingehende Erklärung veröffentlicht und so zunächst künstlich eine Beruhigung geschaffen. Im weiteren Verhör des Angeklagten Kiesel erklärte dieser u. a., daß nach der Veröffentlichung der Beruhigungserklärung des Vorstandes der Ansturm zur Kasse wieder nachließ, aber schließ- lich doch in der Bank sich ein allgemeiner Buddel- m u d d e l' entwickelte, in dem er nichts zu sagen hatte und nur noch Kassierer war. Die Gemeinde Weißensee hahe sich in der denkbar strengsten Weise Sicherheiten für ihr schließlich auf 1 436 752 M. emporgestiegenes Guthaben zu verschaffen gesucht und sich u. a. auch das gesamte Wechselportefeuille im Betrage von über 200 000 M. als weitere Sicherheit angeeignet. Nachdem der Kassensturm sich wieder gelegt hatte, sind wieder Zahlungen an die Genossen geleistet worden; am 1. Juli 1013 wurde dann die Kasse geschlossen. Als die Bank durch Mcwes, Appelrath und Kiesel an die Gemeinde mit der Bitte herantrat, der Bank zu helfen, wurden deren Verhältnisse als durchaus günstig darge- stellt und nur von einer augenblicklichen Zahlungs- stock ung gesprochen, die in wenigen Wochen behoben sein würde. Daraufhin hatte die Bank von der Gemeinde Darlehen von über 1 Million Mark erhalten. Nach der Kassenschließung wurde der Verbandsrevisor S ö r r e n- s e n mit der Aufstellung einer Status für den 30. Juni 1913 be- auftragt. Nach dessen Bericht und ei�ter weiteren Ausstellung der Treuhandvereinigung waren zur Sanierung der Bank weitere 657 250 M. bzto. 850 000 M. erforderlich. Diese sollten von der Gemeinde, der Dresdner Bank und den Genossen gemeinschaftlich aufgebracht werden. Die Gemeinde hatte erklärt, daß sie nur dann Hilfe leisten könne, wenn die Sanierung in erster Linie von den Genossen in die Hand genommen und zu diesem Zweck die Anteile und Haftsummen um das Fünffache erhöht würden. Es fand-dann am 5. Juli eine Generalversammlung statt, und in dieser wurde die Erhöhung beschlossen. Gleichzeitig aber legten Kiesel und Ulrich ihr Amt nieder und Henkel kündigte seinen Posten. Die Kasse wurde am 0. Oktober wieder eröfftret. In­zwischen aber waren 42 vollstreckbare Urteile gegen die Bank er- gangen und es lagen daraus 37 Pfändungen im Betrage von über 150 000 M. vor. Ferner hatte die Bank mich einen großen Teil des Sanierungsgeldes dazu verwenden müssen, um zu un- recht weitergegebene Sicherheiten zurückzuhalten; so waren die Hilfsgelder bald aufgezehrt und deshalb mußte die Kasse end- gültig am 10. November geschlossen werden. Ein neuer Versuch, die Gemeinde abermals zur Hergabe von 1 Million Mark zu veranlassen, schlug fehl, und so wurde dann am 12. Ja- nuar 1014 über das Vermögen der Bank-dgs Kon- kursverfahren eröffnet. Nach Kiesel wurden die Angeklagten F r i ck und Henkel als ehemalige Vorstandsmitglieder kurz über den Entoicklnngs- gang der Bank, den Charakter, den die Geschäfte derselben im Lause der Jahre angenommen, und die Rolle, die die einzelnen Vorstandsmitglieder bei der Abwicklung dieser Geschäfte und bei der Fassung von GeneralversammlungSbeschlüssen vernommen. Die Verhandlung wird Mittwoch QVt Uhr fortgesetzt werden. Berteilung von Druckschriften." In KaulSdorf waren die Frauen im Frühjahr sehr unzu- frieden mit der Beschaffenheit der dem Ort gelieferten Kartoffeln. Als dann im Juni eine Herabsetzung der Kartoffelmenge auf 3 Pfund angekündigt wurde, nahm die Beunruhigung zu. Zettel wurden umhergetragen, die zum P r o t e st gegen die Herabsetzung aufriefen und jür die gemeinsam Protestierenden einen Treffpunkt angaben. Die in der Armenkommission und in der KriegSfüriorge tätige Frau Buchmann, die mehrere solche Zettel in ihrem Briefkasten fand, wollte sich an dem Vorgeben beteiligen, um Ein- fluß auf den Verlauf zu haben. Sie gab die Zettel weiter an Frauen, die sie als besonnen kannte, und veranlaßte so auch sie zur Beteiligung. Alle Frauen begaben sich zusammen zum Gemeindeamt und brachten beim stellvertretenden Gemeindevorsteher ihre Klogen vor, worauf er ihnen Auskunft über die Ursachen der Kar- toffelnot gab. Für Frau Buchmann halte die Sache ein Nachspiel: sie erhielt einen amtsrichterlichen Strafbefehl über 25 M., weil sie.Druckschriften' verteilt habe, auf denen Name und Wohn« ort des.Druckers' fehlten. Da sie Einspruch erhob, hatte das Schöffengericht Lichtenberg zu entscheiden. Als Zeuge be« kündete der stellvertretende Gemeindevorsteber D z i k o w s k i. die schlechte Kartoffelbelieferung des Ortes habe Erregung hervorgerufen, so daß er selber Frau Buchmann mehrfach gebeten habe, ihren Einfluß zur Beruhigung geltend zu machen. Jene Protestkundgebung habe gerade infolge der Mitwirkung von Frau Buchmann einen ruhigen Verlauf genommen und daS zu erreichen, fei ihre wohl- meinende Absicht gewesen. Der Amtsanwalt sah nicht hierin einen Grund die Anklage fallen zu lasten, sondern in dem Umstand, daß die Zettel als hektographierte Blätter keine.Druckschriften' waren. Er beantragte daher Freisprechung, auf die da« Gericht aus diesem Grunde und auch deshalb erkannte, weil fraglich sei, ob man jene Weitergabe der Zettel an bestimmte Personen al» .Verteilung' ansehen könne. SvetterauSsichten kür das mittlere Stordde»tschl««d dt» Donnerstag mittag. Mäßig warm und zeitweise heiler, jedoch vor. wiegend wollig und im Binnenlande leichtere, an der Küste etwaS ftärlere Rcgenjälle._

Ver-uttwortli« für Politik: Erich flutintt, Berlin : für den übrigen Xeil de* BlatteS: Alfred Scholz,»eukSlln: für Jnleral«: Th.«locke, Berlin . Druck u. Verlag: Vorwärts Buchdruckerei u. Verlags anstatt Paul Eiliger 4 tto. Berlin EW. Hierzu 1 Beilage und Untrrhaltuugsdlatt.