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Nr. 262. 34. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morigplas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 24. September 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. erniprecher: Amt Morisplas, Nr. 151 90-151 97.

Englische Stimmen zur deutschen Antwort.

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Beschießung von Ostende Teilangriffe in Flandern Artilleriekampf in der Champagne und vor Verdun Die Düna von Liwenhof bis Stockmannshof erreicht.

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 23. September 1917.( W. Z. B.)!

Westlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. Ein englischer Monitor beschoß mit Fliegerbeobachtung gestern morgen Oftende. Einige Granaten trafen die Kathe­drale, in der Frühmeffe gehalten wurde. Sieben Belgier wur­den getötet, vierundzwanzig schwer verwundet. Der Monitor wurde durch Feuer unserer Küstenbatterien vertrieben.

An der flandrischen Landfront blieb das Artilleriefcuer nach Abschluß der örtlichen Frühkämpfe wechselnd stark. Gegen Abend verdichtete sich die feindliche Wirkung wieder nordöstlich von Ypern zum Trommelfeuer. Es folgten starke Teilangriffe der Engländer südöstlich von St. Julien; der Feind wurde zurückgeworfen.

Nachts bei nachlaffendem Feuer keine Infanterietätigkeit. Eine bei Monchy, südöstlich von Arras, nach heftigem Feuerstoß in unsere Gräben dringende englische Kompagnie wurde im Nahkampf vertrieben.

Bei Vorfeldgefechten füdlich der Straße Cambrai - Ba­paume sowie an der Somme und Dise blieben Gefangene in unserer Hand.

Heeresgruppe Deutscher Aronprins. Längs der Aisne , am Brimont und in einigen Abschnitten der Champagne kam es zeitweilig zu lebhafter Kampftätigkeit der Artillerien.

Bei zahlreichen Erkundungsvorstößen, die vielfach unsere Sturmtrupps bis in die hinteren Linien der französischen Kampfanlagen führten, konnten Gefangene gemacht werden, obwohl der Feind fast überall flüchtete. Unsere Graben­besaßungen wiesen an einigen Stellen französische Auf­tlärer ab.

Bor Verdun schwoll nachmittags das Feuer zu größerer Stärke an.

Die Gegner verloren gestern 14 Flugzeuge und 1 Feffel­ballon.

Das Echo des feindlichen Auslandes.

Oberleutnant Berthold errang den 23. Luftfieg, Bizefeld­webel Thom schoß wiederum 2 feindliche Flieger im Luft­kampf ab.

Deftlicher Kriegsschauplatz.

Front Prinz Leopold.

Im Brüdenkopf von Jakobstadt wurde in den hastig ver­laffenen russischen Stellungen umfangreiches Kriegsgerät vor. gefunden.

Unsere Truppen haben die Düna von Liwenhof bis Stock. mannshof überall erreicht.

In Pinst entstanden durch ruffische Beschießung Brände.

Mazedonische Front.

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Bei großer Hike in der Sonne bis 65 Grad fanden Gefechtshandlungen nur westlich des Ohrida- Sees statt. Dort wurde den Franzosen eine Höhe bei Kreova durch deutsche und österreich- ungarische Truppen im Sturm entrissen.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 23. September 1917, abends. Amtlich. Aufer lebhaftem Artilleriekampf in Flandern ist bis­her nichts Besonderes von den Fronten gemeldet.

Der österreichische Bericht.

ien, den 23. September 1917.( 2. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Deftlicher Kriegsschauplah.

In der Bukowina wurden feindliche Aufklärungsabtei­lungen abgewiesen. Sonst nur geringe Gefechtstätigkeit. Italienischer Kriegsschauplah.

Der Südteil der Hochfläche von Bainsizza und der Monte San Gabriele standen unter lebhaftem Artilleriefeuer. Südöstlicher Kriegsschauplak.

Jm Skumbi- Gebiet haben wir die Franzosen von einer Höhe verdrängt.

Einer schneidig geführten österreichisch- ungarischen Ab­teilung gelang es, hinter die feindlichen Linien vorzudringen und dort eine stärkere Reserve zu zersprengen.

Der Chef des Generalstabes.

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deutschen Frieden." Standard" ist der Meinung, dag Deutschland und Oesterreich totverlegen seien um Frieden. Er ist jedoch weiter der Ueberzeugung, daß keiner der beiden Staaten sich den Bedingungen der Allierten unterwerfen werde, ehe nicht dieser Widerstand vollkommen ge­brochen sei. Pall Mall Gazette " schreibt: Das Dokument sagt weder etwas über Belgien , noch etwas über irgend eines der anderen heutigen Ziele, wofür die Alliierten kämpfen und die sie nicht von ihren eigenen Maßregeln zur Wiederherstellung und Siche. rung des Friedens in der Zukunft trennen können. Die liberale Westminster Gazette" erklärt: Gine Tatsache von höchster Bedeutung ist es, daß Deutschland und Oesterreich beide den Grundsatz der Abrüstung und der Schieds­gerichte annehmen, insbesondere, wo die. Erklärung darüber von den heutigen Beherrschern dieser beiden Länder herrühre. Wenn diese Prinzipien aufrichtig genommen werden würden, wäre ein Schritt vorwärts in der guten Richtung getan. Ein anderer treffender Satz in der deutschen Note sei, daß Deutschland infolge seiner geographischen Lage und seiner ökonomischen Be­strebungen von dem friedlichen Verkehr mit den benachbarten und fernen Ländern abhängig sei. Keine der Antworten sage jedoch ein Wort über die Bedingungen, worunter der neue status quo ante bellum" durch Abrüstung und Schiedsgerichte aufrechterhalten werden könne. Das Beste, was wir über das Stillschweigen der Mittelmächte jagen können, ist, daß die Tür nicht geschlossen ist, und daß es denkbar ist, daß fie offensteht. Aber bevor wir in das gelobte Land eintreten fönnen, wo die moralische Kraft des Rechts an Stelle der materiellen Macht der Staaten tritt, muß die Brücke des neuen Statusquo gebaut verden. Wir können nur hoffen, daß die Mittelmächte einmal so gelehrig für den Ent­murf der Brücke sind, wie sie sich jetzt für Abrüstung und Schieds­gerichte gerecht zeigen..

Aus London wird gemeldet: Die Preß Association berichtet, daß die deutsche Antwort an den Papst nicht zur Folge haben werde, daß die englische Antwort an den Papst schneller ge­geben werde, als es sonst der Fall sein würde. Die Antwortnote der Mittelmächte habe darauf keinen Einfluß, werde vielmehr gerade die entgegengesetzte Wirkung erzielen.

Verständigungsfrieden und militärische Erfolge.

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In den letzten Tagen beobachteten wir wieder einmal das alldeutsche Bemühen, die militärischen Erfolge Deutsch­ lands als einen dem Verständigungsfrieden entgegen­wirkenden Faktor hinzustellen. Ein von den Schwer­12. Dezember 1916 eingetreten ist, und der dann eine schäd- industriellen gekauftes Berliner Blatt, das bittere Tränen liche Wendung der deutschen Politik zur Folge gehabt hat. über die deutsche Antwortnote an den Papst vergoß, flam­Diesmal müssen solche Fehler vermieden werden und muß merte sich an den Sieg von Jakobstadt als das einzig erfreu­es bei dem eingeschlagenen Wege bleiben. Draußen sich seiner liche in dieser für die Alldeutschen so schweren Zeit der fort­Haut wehren, von innen zielbewußte und folgerichtige schreitenden Verständigung und fand sogar noch einige Hohn­Es wäre naib anzunehmen, daß die Gegner die deutsche Politik im Sinne des Mehrheitsbeschlusses treiben, das ist morte an den Vorwärts", weil dieser, wie es meinte, wohl Antiportnote an den Papst zum Anlaß nehmen würden, um das einzige Mittel, um die Verteidigungskraft hochzuhalten ohne fich des Gegensages" bewußt geworden zu sein, die der deutschen Regierung sofort gerührt an die Brust zu ſinfen. und einen Frieden der Verständigung, den einzig möglichen, Siegesmeldung der Obersten Heeresleitung und die Verstän­Auch der Optimist wird sich nicht wundern, daß die Stimmen herbeizuführen. digungsnote der diplomatischen Leitung Deutschlands auf des feindlichen Auslands zunächst zurückhaltend und, so­weit sie aus dem Lager der Kriegstreiber kommen, direkt ab- Selbst bestimmungsrecht der Völker, das die Zur Beschleunigung dieses Friedens halten wir aber das derselben Seite brachte. lehnend flingen. Wie hierzulande gibt es auch drüben Entente doch auf ihre Fahne geschrieben hat, für das aller­Leute, die die größte Frage der Menschheit, die Friedensfrage, beste Mittel. Man frage doch, hüben und drüben, die als ein diplomatisches Handelsgeschäft betrachten und meinen, ölfer selbst, ob sie sich weiter gegenseitig abschlachten man müsse recht probig tun, um möglichst gute Bedingungen wollen oder ob sie zu einem Berständigungsfrieden bereit sind. Herauszuschlagen. Solche Manöver beweisen für die wirk- Um die Antwort soll uns nicht bange sein! lichen Absichten und das wirkliche Friedensbedürfnis der geg­nerischen Regierungen gar nichts.

Selbstverständlich werden unsere Kriegsverlängerer den Die Aufnahme der deutschen Antwortnote Sindenburg beschwert hätten, der so ärgerlich das Verſtän

in England.

Bei anderer Gelegenheit sind die alldeutschen Wort­fünstler noch dreister geworden. Als Riga in deutsche Hand fiel, haben die alldeutschen Blätter dies Ereignis nicht so sehr als militärischen Sieg, sondern als schweren Schlag gegen Die Reichstagsmehrheit" gefeiert. In Feuilletons , in Ge­dichten wurde ausgemalt, wie die Abgeordneten der Mehr­heitsparteien, namentlich Scheidemann und Erzberger , bei dieser Kunde zusammengefahren seien und sich bitter über Ball freudig aufnehmen, der ihnen von ihren Gesinnungsge­digungswerk zu stören wage. Für die Skrupellosigkeit und nossen von drüben zugeworfen wird, und sie werden erklären, Niedrigkeit der alldeutschen Heze ein dauernder Beleg. nun sei zum soundsovielten Male bewiesen, daß die Friedens- Amsterdam, 23. September. ( T. U.) Der Londoner Korrespon­In Wirklichkeit kann der Verständigungsfreund nichts so politik des Reichstags und der Regierung nichts nüße, sondern dent des Handelsblad" schreibt, daß man mit großem Interesse sehr begrüßen, als wenn jeder Beweis der deutschen Verstän nur schade. Dabei wird nicht berücksichtigt, daß jeder Schritt die Antwort Deutschlands an den Papst erwartete. Die Mittags- digungsbereitschaft begleitet ist von einem ebenso starken Be für den Frieden, der von deutscher Seite unternommen wird, blätter, welche die Antwortnote veröffentlichten, fanden reißenden weis der ungebrochenen militärischen Kraft Deutschlands . auf die Kriegsstimmung der anderen Seite abbröckelnd wirkt. Absah und wurden schnell auf der Straße noch gelesen. Aber die Eine der am meisten wiederholten aldeutschen Behauptungen Würde Deutschland nach alldeutschen Rezepten regiert, so Antwort habe alle enttäuscht, die aus dem, was in dieser geht ja dahin, daß die deutsche Friedensbereitschaft im Aus­hätten die Kriegstreiber drüben leichtes Spiel, denn zu den Woche über die Wahrscheinlichkeit einer definitiven Lösung der belland als Zeichen der Schwäche und des bevorstehenden Bedingungen der Alldeutschen will kein Mensch draußen Frie- gischen Frage von Deutschland geschrieben wurde, gehofft hatten, 3usammenbruchs Deutschlands aufgefaßt werde. Dies den haben, und der Zeitpunkt, an dem sich die ganze Welt daß die Antwort die Basis für Friedensunterhandlungen sein ist allerdings bei weitem nicht in dem Umfange wahr, wie die angesichts des vollkommenen Zusammenbruchs ihrer Kräfte fönnte. Nun, wo die Antwort bekannt sei, meine man allgemein, Alldeutschen es uns glauben machen wollen. Um ihre These der deutschen Regierung auf Gnade oder Ungnade ergibt, daß der Frieden weiter entfernt sei als je. glaubhaft zu machen, müssen sie ja selber zu den gewagtesten ist wirklich noch in weiter Ferne. Der Evening Standard" sagt: Es ist ein bemerkens Mitteln greifen, erdichtete Aussprüche ausländischer Ber­Es gibt keinen anderen Weg zum Frieden als den, den werter Unterschied im Tone der deutschen und der österreichischen sonen, ia die Personen gleich mit dazu erfinden, wie die Reichstagsmehrheit eingeschlagen hat, und wenn er nicht Note zu verzeichnen. Die letztere ist ein friedensaufrichtiges und z. B. ienen famosen für Kerenski schwärmenden Bolschewiki­fofort zum Ziel führt, so ist das fein Beweis dafür, daß er würdiges Schriftstück, die erstere ein Gemisch von Unverschämtheit Rechtsanwalt, mit dem der Berliner Lokal- Anzeiger" vor falsch ist. Die Enttäuschung hochgespannter Erwartungen und Heuchelei. Der Hauptgedanke in beiden Noten ist, daß die kurzem einen prächtigen Reinfall erlebte. fann aber leicht einen Stimmungsumschlag bewirken. Mittelmächte zu einem Frieden bereit sind, aber zu einem Frieden wie er auch nach der Ablehnung des Friedensangebots vom in Uebereinstimmung mit der europäischen Lage, das heißt zu einem

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Wäre es aber wirklich absolut richtig, daß die deutsche Friedensbereitschaft dem feindlichen Auslande nur als