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Nr. 279. 34. Jahrg.

Bezugspreis:

Bierteljährl 3,90 ML. monatl. 1.30 möchentlich 80 Bfg. frei ins Haus, borauszahlbar. Einzelne Wochentage. nummern 5 Bfg. Sonntagsnummer mit illustrierter Beilage Die Neue. Belt" 10 Bfg. Bostbezug: Monatlich 1,30 Unter Kreuzband für Deutschland   und Desterreich- Ungarn  2,50 Mt., für das übrige Ausland 4 Dr. monatlich. Bostbestellungen nehmen an Dänemark  , Holland  , Luxemburg  , Schweden   u. die Schweiz  . Eingetragen in die Post- Zeitungs- Breisliste Erscheint täglich. Telegramm Adresse: .Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. die fiebengespaltene Kolonel. zeile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte Wort 20 fg.( gu Inffig 2 fettgebrudte Morte), fedes weitere Wort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erfie Wort 10 Bfg., jebes weitere Wort 5 Bfg. 28orte über 15 Buchstaben zählen für zwei Borte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 fg., politische u. gewerffchaftliche Vereins. Anzeigen 40 Big. die Zeile. Anzeige für die nächste Nummer müssen 5 Uhr nachmitt. im Hauptge Berlin   S. 68, Lindenstraße 8, gegeben werden. Geöffnet von S früh bis 7 lihr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morisplas, Rr. 151 90-151 97.

Donnerstag, den 11. Oktober 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernsprecher: Amt Morikslas, Nr. 151 90-15197.

Die neue Schlacht in Flandern  .

Sorge vor Frieden auf Kosten die neue Schlacht zwischen Virschote und

Rußlands  .

Die Jsvestija gegen den Vorwärts". Stockholm  , 10. Oftober.( Eigener Drahtbericht des Vorwärts".) Das Organ des Sowjet, die" Jsvestija", greift die deutsche Partei­mehrheit an, weil sie anscheinend den wahren Sinn der päpstlichen Aktion und der Antwort der Zentralmächte nicht verstanden habe. Das Schweigen der Antwortnoten über territoriale Fragen sei ver­dächtig. Ohne glatten Verzicht auf Annexionen hätte die Dis­fussion über Abrüstung und Schiedsgerichte feinen Zwed. Die Js­beftija" behauptet weiter, der Vorwärts" habe in seinem Artifel Stockholm   und Nom" geschrieben: Es ist gleichgültig, ob der Frieden demokratisch und durch Sozialisten herbeigeführt, oder cin von Bourgeoisregierungen geschlossener imperialistischer Frieden ist." Der Hintergedanke aller dieser Noten sei Annegions= mus auf Kosten Rußlands  . Rußland   finde im deutschen  Proletariat teine genügende Unterstüßung gegen einen imperia­listischen Frieden. Angesichts dieses drohenden Friedens hätten die Bolschewiki neulich ihren Widerstand gegen die Erhöhung der Heerestraft aufgegeben.

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Aus dem Bulletin des Sowjets geht hervor, daß die Er­regung der russischen Demokratie über die Gerüchte von einem Frieden ouf Kosten Rußlanda nicht gering ist. Robot­fchaja Gazeta" schreibt, das russische Proletariat müsse sich mit dem Weltproletariat zum Kampf für den Frieden und gegen reaktionäre Intrigen beider Koalitionen bereinigen.

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Die Polemik der" svestija" gegen den Vorwärts" ist ein Musterbeispiel dafür, wie durch eine verlogene Bericht. erstattung jedes Verständnis zwischen den sozial demokratischen Parteien der verschiedenen Län= der verhindert wird. Weder in dem Artikel Stockholm   und Rom  " vom 17. August noch in einer anderen Nummer des Vor­wärts" hat ein Saz gestanden, der dem von der Jsveftija" zitierten in Sinn und Worlaut auch nur ähnlich wäre. In jenem Artikel war weiter nichts gesagt, als daß die Völker den Frieden begrüßen würden, komme er ihnen aus Rom   oder aus Stockholm  . Daß die deutsche Sozialdemokratie nicht daran schuld ist, wenn der Frieden bisher aus Stocholm nicht kommen konnte, weiß man auch in Rußland   ganz genau. Man sollte in Rußland   aber auch wissen, daß die deutsche Sozialdemokratie jedes Programm des Annegionismus auf das allerschärffte bekämpft und daß der Vor­wärts" unzählige Male geschrieben hat, die Entscheidung über das Schicksal der Bevölkerung der kriegsbefesten Gebiete müffe in Vet ständigung mit Rußland   nach ihren eigenen Wünschen ent schieden werden. Da man das drüben nicht weiß, sagen wir es noch einmal. Die deutsche Regierung aber follte mit der größten Schärfe und Entschiedenheit aussprechen, daß sie an einen Frieden auf Roften Rußlands  " nicht denkt.

Das neue russische Ministerium.

Gheluvelt Geringer feindlicher Erfolg nur nördlich Poelkapelle Südlich Poelkapelle alle Kampflinien gehalten. Amtlich. Großes Hauptquartier, 10. Oftober 1917.( 2.. B.)

Westlicher Kriegsschauplah. Seeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Auf dem Schlachtfeld in Flandern   traten gestern neben elf britischen Divisionen wieder französische Truppen in den Kampf. Die gewaltige Kraftauspannung der beiden verbündeten West­mächte erschöpfte sich in tagsüber währendem Ringen vor der Standhaftigkeit unserer Flandern  - Kämpfer.

Die morgens nach stärkstem Trommelfeuer vorbrechenden An­griffe bildeten die Einleitung zur Schlacht, die sich bei ununter­brochen heftigster Artilleriewirtung bis tief in die Nacht in faft 20 Kilometer Breite auf den Trichterfeldern zwischen Bigschote und Gheluvelt abspielte. Die Gegner warfen immer neue Kräfte in den Kampf, die mehrmals, an einzelnen Stellen bis zu fechs Mal, gegen unsere Linien anstürmten.

Südlich des Houthoutster Waldes gewann der Feind bei Draaibant, Mangelaere, Veldhock und am Bahnhof von Poel­kapelle etwa 1500 Meter an Boden, bis ihn der Gegenstoß unserer Reserven traf und seinen Anfangserfolg beschränkte.

Bon Boella pelle bis süblich von Gheluvelt haben unsere tapieren Truppen ihre Kampfs Linien feft in der Hand; die wiederholten feindlichen An­griffe gegen diese 13 Kilometer breite Front find sämtlich unter deu   schwersten Berluften zusammengebrochen.-

Bei den anderen Armeen war die Gefechtstätigkeit gering; nur an der Aisne   verstärkte sich der Feuerkampf. Südlich der Straße Laon  - Soissons vorstoßende französische   Kompagnien wurden abgewiesen.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Reine wesentlichen Ereignisse.

Mazedonische Front.

Südwestllich des Dojran- Sees warfen die Bulgaren   mehrere englische Abteilungen, die nach längerer Artillerievorbereitung angriffen, zuräd.

Der Erste Generalquartiermeister. Lubendorff.:

Abendbericht.

Berlin  , 10. Oftober 1917. Abends. Amtlich. In Flandern   wechselnd starte Feuertätigkeit, am Chaume Walde östlich der Maas   für uns erfolg­Im Osten nichts von Bedeutung. reiche örtliche Infanteriekämpfe.

Der öfterreichische Bericht.

Wien  , den 10. Oktober 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Nirgends besondere Ereignisse.

Der Chef bes Generalstabes.

Der schlecht beratene Kaiser.

Nach dem Sturze Bethmanns wurden dem Kaiser aus feiner Umgebung Tirpit oder Bülow als Nachfolger borgeschlagen, beide lehnte er in dem richtigen Empfinden, daß sie politisch ganz unmöglich seien, ab. Die anonymen Ratgeber faben nun ein, daß markante Persönlichkeiten nach ihrem Geschmack keine Aussicht hatten und schoben statt der beiden allzu beschriebenen Blätter ein ganz unbeschriebenes bor. Der Kaiser akzeptierte den ihm sehr wenig bekannten Dr. Michaelis, weil er man darf es wohl aussprechen -in seinem engeren Bekanntenkreis feinen geeigneteren Mann fand. Herr Michaelis nahm das ihm übertragene Ami in demselben Geiste an, in dem jener legendäre Leutnant, der keine Noten kannte, die Zeitung einer Symphonie über­nahm, weil sein König es ihm befohlen hatte.

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In dem Augenblick, in dem Herr Michaelis nicht mehr Reichskanzler sein wird, wird er keinen Feind haben. Er hat sich darüber getäuscht, inwieweit fehlende Eignung und Er fahrung durch Pflichtbewußtsein erfekt werden können. Wenn auch die Peinlichkeiten, die dem Deutschen Reich aus diesem Mißverständnis erwuchsen, nicht gering sind: Frren ist menschlich, und man wird nicht vergessen, daß sich Herr Michaelis in einem engeren Pflichtenfreis als tüchtiger Mann erwiesen hat.

Daß er als Reichskanzler endgültig und vollständig un­möglich geworden ist, das braucht man nach den Schreckensszenen des 9. Oktober wohl niemandem mehr be­meisen, wohl auch ihm selber nicht. Es darf nicht noch einmal vorkommen, daß der telegraphische Auslandsdienst gesperrt werden muß, weil der Kanzler des Deutschen Reichs in öffent­licher Reichstagssigung eine Rede gehalten hat, von deren wörtlicher Verbreitung man Schaden fürchtet.( Nachdem ein Schuß mit großem Mut abgefeuert ist, läuft man der Kugel nach, um sie wieder einzufangen!) Herr Michaelis muß sich durch schleunigen Rücktritt die Achtung, die ihm das Land für frühere Verdienste schuldet, wiedergewinnen; er muß durch einen geeigneten Nachfolger ersetzt werden.

Das Mißlingen des Erperiments zeigt die Unbrauchbar­keit der Methode. Wir zweifeln nicht daran, daß der Kaiser nach reiflicher Ueberlegung den besten Mann ausgesucht hat, dessen er nach dem bisherigen Verfahren habhaft werden fonnte, und bleibt es bei diesem Verfahren, so muß nach Herrn Michaelis eben nun ja, dann muß eben der Zweitbeste an die Reihe kommen. Dieses System der Auslese hat beder mit der natürlichen noch mit der fünst lichen Auslese nach Darwins Theorie irgend etwas gemein, denn es ist klar, daß dabei fein Hinaufzüchten zu höheren Stufen der Vollkommenheit stattfindet, viel eher wären da andere Vergleiche am Blaze, die zu ziehen wir aus Gründen des Nespekts unterlassen.

Der Fall Michaelis hat gezeigt, daß es nach dem bisherigen Verfahren der Kanzler­ernennung nicht geht. In dem Bekanntenkreis des Petersburg, 9. Oktober. Petersburger Telegraphen- Agentur. Raisers befinden sich keine geeigneten Kandidaten, und die Nach der Parteizugehörigkeit ist das neue Kabinett folgendermaßen Herren der Hofgesellschaft wissen auch feinen brauchbaren zusammengesett: Drei Sozialrevolutionäre( Präsidium, Mann heranzubringen. Was bleibt da anderes übrig, als Wege, Landwirtschaft), vier Sozialdemokraten( Juncres den großen Sprung zu wagen und den dilettantischen Nat famt Post und Telegraphie, Justiz, Arbeit, Berpflegung), drei un= abhängige Sozialisten( Krieg, Marine, öffentlicher Unter- Agentur.) Der Arbeiter und Soldatenrat nahm nach zu erleben? Petersburg, 9. Oftober.( Meldung der Petersburger Telegraphen- der Hofgesellschaft durch den erfahrenen fundiger Politiker richt), ein Radikaldemokrat( Finanzen), vier kabetten der bereits gemeldeten Neuwahl seines Bureaus eine magima­In diesen Zeiten, wo die Entscheidungen der Politik uns ( Handel und Industrie, öffentliches Unterstützungswesen, Kultus, tistische Entschließung an, die sich gegen die Koa- allen an die Nieren geben, muß eritik auch an kaiserlichen Staatskontrolle), zwei Parteilofe( Aeußeres und Präsidium des tition der bürgerlichen Elemente wendet und der Handlungen gestattet sein. Es ist im Volke nicht verstanden Wirtschaftsrates). Versicherung Ausdrud gibt, daß der einzuberufende allgemeine worden, daß der Kaiser bei der letzten Ranglerernennung Der Miniſter für Handel und Industrie, Konowalow, ist Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte eine wirkliche revolutionäre nicht den Rat der Volksvertretung einholte, und zum Vizepräsidenten des Ministerrates ernannt worden. Gewalt schaffen werde. man meint allgemein, er hätte seiner Würde nicht das Ge­Die Umbildung der russischen Regierung in ein neues Soalitions­ringste vergeben, wenn er in diesem Falle gehandelt hätte, ministerium wird von der ruffifchen Breffe eiftig kommentiert. Petersburg, 9. Ottober.( Petersburger Telegraphen Agentur.) wie alle konstitutionellen Staatsoberhäupter der Welt, wie Rietsch" sieht die jégige Koalition als legte Hoffnung an; falls fie Bolitische und diplomatische Kreise in Petersburg   scheinen durch zuletzt z. B. der König von Schweden  . Schweden   ist feblichlage, würde das Land unweigerlich Schauplaz der Umtriebe einen Brief, deu   der ehemalige ruffische Botschafter in Tokio   und dasjenige Land, dessen politische Verhältnisse unseren eines Lenin und seiner Freunde werden. Jsvestia", das Organ Washington, Baron Rosen, in dem Marimaliften- Blatte No- preußisch- deutschen noch am nächsten kommen, und doch hat des Arbeiter und Soldatenrats, stellt mit Befriedigung fest, daß waja Shifn" veröffentlicht und dessen Aufnahme die anderen Blätter der König es für selbstverständlich gehalten, über den Re­die bürgerlichen Elemente endlich einen ernsten Versuch unter ablehnten, unangenehm berührt zu sein. Baron Rofen wirft gierungswechsel, der durch die Wahlen notwendig geworden nommen hätten, mit der Demokratie zur Verständigung zu ge- der russischen Diplomatie vor, daß sie auf die ver ist, mit den Parlamentariern Rat zu pflegen. Dem deutschen  langen. Das Programm des neuen Kabinetts tomme den zahl- bündeten Mächte nicht genügenden Druck ausgeübt Kaiser erzählt man aber täglich: wenn er sich des gleichen reichen vorderungen der Demokratie entgegen, welche das Vor- und die Frage der Verwirklichung des von der russischen revolutio- Verfahrens bediene wie alle seine gekrönten und ungekrönten parlament verwirklichen werde. Dielo Naroda", das Blatt der nären Demokratie aufgestellten Grundsayes Frieden ohne Annegionen Kollegen in der ganzen Welt, so gebe er damit wer weiß wie Sozialrevolutionäre, erfennt die Grundlagen des politischen Ab- und Entschädigungen sehr verzögert habe. Der Verfasser erklärt, diese köstliche Vorrechte preis und werde zum Schattenkaiser". tommens als vollkommen annehmbar für die revolutionäre Demo weideutige Haltung der ruffischen Regierung füge den Interessen uns scheinen andere Gefahren dringender fratie an und ftellt feft, daß die ruffische Bourgeoisie nach der Be- des Landes einen nicht wieder gutzumachenden Schaden zu. Denn zu sein! wegung Kornilows entgegenkommender und geneigter zu einem die Stimme der russischen Diplomatie werde Der Kaiser befindet sich aber auch insofern im Irrtum, Kompromiß geworden sei. mit jedem Monat des Krieges und der stets zu als er glaubt, daß der Reichstag   mit der bisherigen Art Andere Blätter begrüßen zwar das Ende der Krifis, geben nehmenden 8errüttung fächer. Diese Doppel- der Kanzlerernennung einverstanden sei. An diesem ber indeffen der Besorgnis Ausdrud, daß das neue Stabinett nur eine gängigteit der russischen Politit in der Frage: Frieden oder Krieg, hängnisvollen Irrtum trägt der Reichstag   ein großes Stüd Beruhigung und ein Aufschub von nur kurzer Dauer jei bis zu schreibt Baron   Rosen, enthüllt vor der Nation zwei Lager: das eine, Mitschuld. Seine Verantwortungsscheu, jeine Bedenten­bem neuen allgemeinen Stongreß der A.- und Stäte, der in drei bedeutsamere, erstrebt sehnlichst den Frieben, während das andere, trägeret und Baghaftigteit fonnten sehr leicht den Eindruc Wochen zusammentreten werde, um pen Endlampf um die Macht aus einer unbedeutenden Minderheit bestehende, sich hartnädig auf erwecken, als sei er froh, mit diesen brenzlichen Dingen nichts zu beginnen. ben Krieg bis zum Beußersten bersteift. zu tun zu haben, und, wenn es schief gehe, über andere