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Mr. 294. 34. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

5 Pfennig

Der Anzeigenpreis beträgt f. dte fiebengespaltene Stolonel geile 60 Bfg Kleine Anzeigen", bas fettgebrudte, Bort 20 fg.( zu. Tüffig 2 fettgebrudte Worte), jebes weitere Bori 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Morinvlas, Nr. 151 90-151 97.

Freitag, den 26. Oftober 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernidrecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.

Neue Erfolge an der Ifonzofront.

Die Kanzlerkrife noch nicht entschieden.

Es ist nicht richtig, daß in der Regierungsfrise schon eine Entscheidung des Kaisers zugunsten des Herrn Michaelis ge­fallen ist. Diese Entscheidung schwebt vielmehr und ist späte­stens bis Mitte der nächsten Woche zu erwarten. In dieser Zeit wird fieberhaft gearbeitet werden: von der Vaterlands­partei an einem Konflikt zwischen Krone und Reichstag , von allen anderen an einer Beilegung der Krise, die ihre Wieder­holung für alle abiehbare Zeit unwahrscheinlich macht und dem Reich in dieser Zeit schwerster äußerer Mirren die Gefahr innerer Verwidlungen erspart.

Wie die Entscheidung der Krone fallen wird, darüber sollte man sich eigentlich gar keinem Zweifel hingeben dürfen, wenn man den Stand der Dinge ruhig betrachtet. Es ist nicht wahr, daß eigentlich nur ein Konflikt zwischen der Regierung und der Sozialdemokratie bestehe, wobei die bürger­lichen Mehrheitsparteien der Sozialdemokratie sekundierten. Diese Parteien versichern vielmehr: selbst wenn dieser Kon­flift beigelegt würde, fönnte sich an ihrer. Ueberzeugung, daß Herr Michaelis zur Führung des Kanzleramtes nicht der ges cignete Mann sei, nicht das Mindeste ändern.

Mit den neutralen Staaten sind, wie bekannt, gerade jetzt schwierige Verhandlungen zu führen. Man sieht feine Möglichkeit, sie zu einem guten Ende zu bringen, während jich die Regierung in einer latenten Strife befindet und eine eigentliche politische Zeitung des Reiches fehlt.

Zwischen der Reichskanzlei und einzelnen Reichsämfern. besteht Berfahrenheit, zwischen ihr und dem Reichsmarineamt förmlicher Kriegszustand. Herr Michaelis hat in die Boss. 3tg." eine Notiz gelangen lassen, wonach Herr v. Capelle an der großen Blamage vom 10. Oktober die Schuld tragen son, da er in seinem Vorgehen gegen Haase und Genossen die bereinbarten Grenzen überschritten habe. Herr v. Capelle machte daraufhin dem Reichskanzler den Vorwurf der I- loyalität und reichte sein Abschiedsgesuch ein. Dieses Gesuch wurde aber nicht genehmigt. Jeder andere Mann an der Stelle des Herrn Michaelis hätte begriffen, daß es nun für ihn an der Zeit sei, sein Abschiedsgesuch einzureichen. Dieser Mann begriff es nicht!

In Preußen ist die Ausführung des königlichen Wah I- rechtsbersprechens in Vorbereitung. Die Mehrheits­parteien sind sich einig darüber, daß sie in loyaler Weife, ohne alle reaktionären Winkelzüge erfolgen muß. Ob eine solche Ausführung von Herrn Michaelis feiner. ganzen Ge­finnung nach zu erwarten ist, bleibe dahingestellt. Aber selbst dies angenommen: wer traut ihm nach allem, was geschehen ist, die Energie und die Geschicklichkeit zu, das Werk zustande zu bringen? Ein Kanzler, der mit den Widerständen im Land­tag fertig werden will, muß ein gewiegter Politiker sein und das Berirauen des Volkes hinter fich haben. Mit Michaelis ist eine loyale Ausführung des Wahlrechtsversprechens un­möglich.

P

Trommelfeuer am Houthoulster Walde. Fenerkampf am Oise Aisne Kanal. Die italienische Front von Flitsch und Tolmein durchbrochen. Mehr als

10 000 Gefangene. Amtlich. Großes Hauptquartier, 25. Oktober 1917.(. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplak. Heeresgruppe Rronprins Rupprecht. Ju Flandern lag tagsüber stärkeres Fener als sonst auf der Kampfzone zwischen der Küste und Blankaart- Sec.

Von dort bis zur Lys belegte der Feind die einzelnen Abs schnitte mit Feuerwellen, die sich vom Houthoulster Walde bis Basschendale gegen Abend zu heftigstem Trommelfeuer verdichteten. Größere Angriffe erfolgten nicht.

Im Artois und bei St . Quentin spielten sich Borfeldkämpfe mit uns günstigem Erfolge ab.

Seeresgruppe Deutscher Kronpring.

Am Dise- Aisne- Kanal verlief Ser Tag bei geringer Feuer­tätigkeit des Feindes.

Kurz vor Dunkelheit schwoll schlagartig der Feuerkampf wieder ak. An mehreren Stellen drangen franzöfifche Erkundungstruppen vor; sie wurden überall abgewiesen.

Nachts blieb das Feuer lebhaft.

Zwischen Aisne und Maas kam es mehrfach zu Erkundungs­fämpfen, die örtliche Steigerung des Feuers hervorriefen. Deftlicher Kriegsschauplah.

Nichts von Bedeutung..

Mazedonische Front.

In den meisten Abschnitten hat sich die Artillerietätigkeit verstärkt.

Italienische Front.

Waffentreu traten gestern deutsche und österreichisch- nngarische Truppen Seite an Seite in den Kampf gegen den ehemaligen Berbündeten.

In mehr als 30 Kilometer Breite nach kurzer, starker Feuerwirkung zum Sturm antretend, durchbrachen oft bewährte Divifionen die italienische Isonzo- Front in den Becken von Flitsch und Tolmein.

Die Täler sperrende starke Stellungen des Feindes wurden im ersten Steß überrannt; trok zäher Gegenwehr erflommen unsere Truppen die steilen Berghänge und stürmten die feindlichen Stützpunkte, welche die Höhen frönten.

Schnee und Regen erschwerten das Vorwärtskommen in dem zerrissenen Gebirgsgelände; ihre Einwirkung wurde überall über­wunden. Hartnädiger Widerstand der Jtaliener mußte mehrfach in erbitterten Rahkämpfen gebrochen werden.

Die Kampfhandlung nimmt ihren Fortgang.

Bis zum Abend waren mehr als 10 000 Gefangene, dabei Divisions- und Brigadestäbe, und reiche Beute an Geschüßen und Kriegsmaterial gemeldet.

Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht .

Berlin, 25. Oktober 1917, abends. Amtlich. In Flandern starker Fenerkampf, besonders östlich von Ypern.

Bei Pinon und Chavignon nahmen wir nachts unsere Vortruppen in den Ailette- Grund, morgens französischem Drnd nachgebend hinter den Dise- Aisne- Kanal zurück. Im Osten nichts von Bedeutung.

In Italien brachte die Weiterführung unseres Durch­bruchs bei Flitsch und Tolmein neue Erfolge.

Gesangenenzahl und Bente sind im Steigen.

Der österreichische Bericht .

Wien, den 25. Oftober 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart:

Die zwölfte Isonzoichlacht, hervorgegangen aus der Jnitiative der in Not und Tod tren verbündeten Mittelmächte, hat gestern erfolgreich eingescht.

Um 7 Uhr früh begannen die Geschüßmassen ihr Vernich­tungswert. Eine Stunde später ging in Sturm, Regen und Schneegestöber die Infanterie zum Angriff über. Wetter und Gebirge stellen die Truppe auf eine überaus schwere Probe. Der Feind wehrte sich aufs hartnäckigste.

Doch schon um Mittag war die italienische Schlachtfront zwischen dem Rombon und Anzza an vielen Stellen durchbrochen. Alpenländische Regimenter nahme Flitsch . Deutsche Truppen warfen weiter füdlich den Feind im ersten An­sturm zurück. Die Höhen westlich von Ws Itschach und nord­östlich von Auzza waren abends völlig im Besitz der Ver­bündeten.

Im Nordteil der Hochfläche von Bainsizza- Hei­ligengeist fette der Italiener gestern unseren Angriffen noch heftigsten Widerstand entgegen.

Auf dem Msute San Gabriele, bei Gürz und auf der Karst hochfläche schufen örtliche Unternahmen die Vor­bedingungen für weitere Stämpfe. Das Artilleriefeuer wuths in diesen Räumen auf beiden Seiten zu großer Stärke an.

Bis zum Abend sind mehr als 10 000 Gefangene gemeldet worden. Unter ihnen befinden sich Divisions- und Brigadestäbe. Die Bente ist nicht im entferntesten zu übersehen. Bei der Heeresgruppe des Feldmarschalls Freiherrn von Conrad Geschütkämpfe.

Deftlicher Kriegsschauplak

Unverändert.

und Albanien.

Der Chef des Generalstabes.

Das Verbleiben dieses Herrn in seinem Amte bedeutet eine ähmung aller politischen Funktionen des Reichs nach außen wie nach innen. Die Lage ist also vollkommen klar, und die einzige Schwierigkeit scheint darin zu bestehen, daß Herr Michaelis durch nichts dazu zu bringen durch eine billige Vereinbarung die innere Front auf eine ist, sein Abschiedsgesuch einzureichen. Aber sollte sich die nicht gefestigte Grundlage zu stellen. Wer dieses Bestreben hemmt, überwinden laffen? Irgendwie muß doch diese Situation au tatt es zu fördern, ist blind gegenüber den wirklichen Ende gebracht werden, die für alle Beteiligten peinlich ist, am intereffen des Landes. Und ein frebelhaftes Spiel treibt, daß die Strise gelöst sei, indem Herr Michaelis im Amte bliebe. In­meisten, sollte man denken, für den Nächstbeteiligten selbst. mer auf dem Gebiete der Politik ein neues Dogma zwischen dürften ihr selber die stärksten Zweifel an der Berechti­

Die Stimmung gegen Michaelis.

Am Mittwoch verkündete die alldeutsche Presse triumphierend,

Die politische Verständnislosigkeit des Reichsfanglers er unfehlbarkeit aufrichten will. Bestehende Autori- gung ihres vorschnellen Siegesgefchreis aufgestiegen sein. Die scheint aber leider so weit zu gehen, daß er gar nicht merkt, täten können sich nur erhalten, wenn sie begangene Irrtümer Arife besteht fort und die öffentliche Meinung zeigt für Herrn mozu er gebraucht wird. Es ist die Vaterlandspartei, forrigieren, sie erschüttern aber sich selber, wenn sie an Irr- Dr. Michaelis ein sehr schlechtes Gesicht. Lediglich die alldeutschen die ihn heute als Werkzeug benugt um ihn morgen, wenn er tümern festhalten, die von aller Welt als solche erkannt Blätter, und auch diese nicht einmal geſchloſſen, fahren in ihrem feinen 3wed erfüllt hat, zum alten Eisen zu werfen. find. Darum gibt es feine Möglichkeit, den gegenwärtigen Bestreben fort, die Regierung gegen die Reichstagsmehrheit aufzu Es wird daran gearbeitet, die Lage so zu verschärfen, daß Kanzler zu halten. Der Gewinn einiger Wochen, und nur putschen. Nach der Kreuzzeitung" liegen die wahren Gründe für sie für den starken Mann reif wird, der, auch nach der leber- um den fann es sich noch handeln, bedeutet für die bestehenden den Ruf nach einem neuen Kangler darin, daß der jetzige der Mehr­zeugung der Vaterlandspartei, Herr Michaelis nicht ist. Für Autoritäten nur uneinbringlichen Verlust. heit noch zu widerstandsfähig ist". Ihr sekundiert der auf den Fall eines Konfliktes mit dem Reichstag bietet sich diese Der Berl. Lokal- Anzeiger" weiß von einer Serise im dem äußersten rechten Flügel der Nationalliberalen stehende Deut­Sechswochen- Partei als Hilfstruppe der neu zu errichtenden Zivilkabinett zu berichten. Herr v. Valentini soll auch müde sche Kurier", der seiner Meinung dahin Ausdruck gibi, Autokratie an, und sie macht sich anheischig, bei einer etwaigen Bivilkabinett zu berichten. Herr v. Valentini soll amtsmüde Reichstagsauflösung alle Parteien über den Haufen zu feit zu bestärken. Die ganze Geschichte geht offenbar von einem rennen: die Sozialdemokratie, die Fortschrittliche Volfspartet, rührigen Kanzlerfandidaten aus, der Vorspann sucht. Sie das Zentrum und auch die Nationalliberalen. Gibt es wirklich ist nichts als ein neuer Beweis dafür, wie auf dem Boden der politische Kinder im Reiche, die solches Märchen glauben? gegenwärtigen Verhältnissen die Berjonolintrige blüht. Hoffentlich aber wird das Treiben der verschiedenen Cliquen, die jede ihren Mann nach vorne zu schieben versuchen, diesmal vergeblich bleiben. Das Bolk will keinen Cliquentanzler, son­dern einen Volkstanzler, der das Reich im Innern frei- Neuesten Nachrichten" stehen Herrn Dr. Michaelis fühl bis ans beitlich reformiert, dem sozialpolitischen Fortichritt den Herz hinan gegenüber und erklären, keine Veranlassung zu haben, Weg ebnet und der gegen außen die Verteidigungskräfte fam- vor der Entscheidung irgendwelche Betrachtungen anzustellen. melt und den Weltfrieden vorbereitet. Möge er gefunden Völlig umgeschwenkt ist der Berliner Zotal- Anzeiger", der nicht werden, möge der Reichstag, denn anders kann es nicht nur den Sturz des Reichskanzlers ins Auge faßt, sondern die Ge­fein, ihn finden helfen! legenheit benußen möchte, um den Chef des Zibilfabinetts, Herrn

Zur Vorbereitung dieses großen Schlages soll zunächst die Mehrheit gesprengt werden, und darum wird in der alldeutschen Presse tagaus tagein versichert, daß die Mehrheit nicht einig fei. Nun ist es ja ganz selbstverständlich, daß die Parteien, die sich in der Mehrheit zufammengefunden haben, über sehr viele Dinge verschieden denken. Aber was sie ver bindet, das ist der Mille, dem Reich in einer Beit schwerfter Gefahren zu einer Stetigkeit und Klarheit der äußeren und inneren Bolitik zu verhelfen, die ihm bisher gefehlt hat, und Sozialdemokratische

Partei

Deutschlands

iverstand

daß das ganze mit so verdächtigem Eifer aufgeblähte Schreck­gespenst aber wie ein in die Luft verlierendes Jahrmarkisschrei­gebläse fläglich in sich zusammenschrumpfen müsse, sobald die Regierung, die bisher ihr Heil in ständiger Beschwichtigung der anspruchsvollen Parlamentarier suchte, den Ent­schluß und das Geschick finden würde, die machtlüfternen Herr­schaften in die von der Reichsverfassung gezogenen Schranken zurüdzuweisen . Berliner

Aver selbst die scharfmacherisch- schwerindustriellen