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Nr. 305. 34. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin  ".

Vorwärts

Berliner   Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutschlands  .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Ami Morinvlas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 6. November 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsbrecher: Amt Morisplay, Nr. 151 90-151 97.

Die italienische Dolomiten- Front wankt.

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Der mittlere Tagliamento   kämpfend überschritten 6000 Gefangene Artillerietätigkeit in Flandern   Schei­ternder englischer Angriff in Mazedonien  .

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Amtlich. Großes Hauptquartier, 5. November 1917.( W. T. B.)

Weftlicher Kriegsschauplatz.

In Flandern   war die Artillerietätigteit nach unsichtigem Wetter erst am Abend lebhaft, vornehmlich an der ser= Niederung. Nachts lag dort und auf dem Kampfgelände zwischen dem Houthoulster Walde und dem Kanal Comines­pern fräftiges Störungsfeuer. Mehrfach stießen englische Er­fundungsabteilungen vor; sie wurden überall zurückgeschlagen.

Bei den anderen Armeen war infolge Nebels die Gefechts­tätigkeit im allgemeinen gering.

Deftlicher Kriegsschauplak.

Reine wesentlichen Ereignisse.

Mazedonische Front.

Nach tagelanger, auch gestern andauernder starter Feuer­vorbereitung zwischen Vardar   und Dojran See griffen englische Bataillone füdlich von Stojakovo an. Ihr Ansturm brach verluftreich und ergebnislos vor den bulgarischen Stellungen zusammen.

Italienische Front.

Deutsche   und österreichisch ungarische Divisionen haben sich am mittleren Tagliamento   den Uebergang erkämpft und find im weiteren Vordringen.

Den dort geschlagenen italienischen   Brigaden wurden über 6000 Gefangene und eine Anzahl Geschüße abgenommen. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin  , 5. November 1917, abends. Amtlich. In Flandern   wechselnde Artillerietätigkeit, bei den anderen West- Armeen und im Osten nichts Wesentliches. In Oberitalien   geht es gut vorwärts.

Der österreichische Bericht.

Wien  , 5 November 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Am Zagliamento ist der Kampf wieder aufgenommen worden. Defterreichisch- augarische und deutsche Divisionen er­zwangen sich am Mittellauf den Uebergang und gewinnen fechtend Raum. Die Division des Generals Felig Prinzen Schwarzenberg, die seit vorgestern mittag auf dem Westufer des Flusses steht, hat sich durch rasches, schneidiges Zugreifen bes sonderes Verdienst um das Gelingen des Stoßes erworben. Der Feind verlor über 6000 Mann an Gefangenen und eine Anzahl Geschüße.

Auch die Armee des Generalobersten Freiherrn v. Krobatin  erzielte überall Fortschritte.

Im Osten und in Albanien   nichts von Belang.

Der Chef des Generalstabes.

Vor den Ernennungen.

Die Ernennung' des Vorsitzenden der nationalliberalen Landtagsfraktion Dr. Friedberg zum Stellvertreter des Ministerpräsidenten steht unmittelbar bevor.

Direktor der Nachrichtenabteilung des Auswärtigen Amts  ) beauftragt worden.

Wir hatten gestern auf die Unmöglichkeit hingewiesen, einen freifonservativen Politiker vom Schlage des Herrn b. Kardorff in die Reichsleitung hineinzunehmen und die die Fortschrittler draußen zu lassen. Herr v. 8edliz, der über diesen Hinweis sehr erregt ist, fordert in der Post" die Regierung auf, dieser Erpresserpolitik einen Riegel vorzuschieben". Wie eine Regierung die Sozialdemokratie hindern soll, zu ihr je nach ihrer Zusammensetzung und ihrer Politik Stellung zu nehmen und wie eine solche Freiheit der Stellungnahme den Vorwurf der Erpresserpolilit" begründen soll, bleibt das Geheimnis des Herrn v. Zedlig.

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Ueberschreitung

des Tagliamento  .

Wien  , 5. November. Aus dem österreichischen Kriegs. preffequartier wird am 5. abends gemeldet: Die Ereignisse in der Venezianischen Ebene nehmen einen günstigen Verlauf; auch die Dolomitenfront der Italiener

wantt.

Warum noch Krieg?

Als die russische   Revolution ausbrach, wurde sie von der ganzen leidenden Menschheit als die Morgenröte des Friedens jubelnd begrüßt. Mit wahren Hochgefühlen studierte man der jungen Demokratie, in denen der sofortige Frieden unter die vom Geiste tiefer Menschlichkeit erfüllten Kundgebungen allgemeinem Verzicht auf Eroberungen und Ent. schädigungen gefordert wurde. Diese Saat fand in Deutschland   einen Boden, der von der deutschen   Sozialdemo fratie tief aufgepflügt war, und schoß hier alsbald kräftig in die Halme. Nachdem man längere Zeit hindurch Versuche gemacht hatte, die Politik des Deutschen Reiches als wenigstens verkappt annexionistisch hinzustellen, hat neulich der russische  Minister des Auswärtigen, Herr Terestschenko, zugegeben, daß in Deutschland   gegenwärtig die Antiannegionisten die Ueber­hand haben.

Dennoch besteht in den leitenden Kreisen Rußlands   keine Neigung, diese Gegenwart zur Wiederherstellung Rußlands  und des Weltfriedens, zur Beendigung der ungeheuren Leiden des russischen   Volkes auszunuzen. Herr Terestschenko hat ent­deckt, daß Deutschland  , wenn auch nicht annexionistisch, so doch noch imperialistisch sei, da es beabsichtige, nach dem Krieg wieder für den Export zu fabrizieren. Wieviel Jahre sollen noch die russischen Soldaten an den Fronten stehen, um zu. verhindern, daß sibirische Bäuerinnen sächsische Kopftücher tragen und daß russische   Ministerkinder mit thüringischen Puppen spielen?

Berlin  , 5. November. In Italien   ist der Tagliamento   von den Verbündeten überschritten. Durch die Regengüsse der legten Tage Die liberale Presse Englands hat gesagt, daß Belgien  war der Fluß derart angeschwollen, daß die Italiener wohl hoffen der entscheidende Punkt sei. Sei Deutschland   bereit, die mochten, hier dem deutsch  - österreichisch  - ungarischen Vormarsch Ein- belgische Selbständigkeit wieder herzustellen, dann sei der Weg halt zu gebieten. Der Fluß fließt im Oberlauf tief und reißend für den Frieden frei. Deutschland   ist zur Wiederherstellung zwifchen steil fenfrecht zum Wasser abfallenden Felswänden. Im der belgischen Selbständigkeit bereit, aber der Krieg Mittel- und Unterlauf bis zu zwei Kilometer Breite sich ausdehnend, dauert fort. in unzählige Arme verästelt, bot der Uebergang ungeheuere Aus Amerika   ist uns die Theorie verkündet worden, daß Schwierigkeiten. Er ist ein neuer glänzender Beweis für die zahl- es keinen Frieden geben könne, weil und solange Deutsch­reichen historischen Flußübergänge der Verbündeten in diesem land eine Autokratie sei. Inzwischen ist in Deutsch­Kriege. Die gewaltige Gefangenenzahl hat sich auch hier wiederum land ein Kanzler durch das Parlament gestürzt worden, und um mehrere Tausend erhöht. Der Feind hat erneut Geschüße ver- ein neuer ist an seine Stelle getreten, der die Zustimmung der Reichstagsmehrheit zur Vorbedingung für die Annahme des Amtes machte. Ein Land, in dem dies Ereignis wurde, kann man in feiner Sprache der Welt mehr eine Autokratie nennen. Trotzdem besteht wenigstens bis jetzt kein Anzeichen dafür, daß der Umschwung in Deutschland   die leitenden Männer der Entente dem Frieden geneigter machen könnte.

loren.

Der militärische Npt.- Mitarbeiter schreibt zu dem neuesten Er­eignis am Tagliamento  : Diejer glänzende Erfolg ist, wie überhaupt die Kämpfe in den letzten Tagen, nicht ohne erhebliche Schwierig, feiten eriochten worden. Insbesondere mußten am Dstufer des Tagliamento   regelrechte Panzerwerfe und andere Befestigungen ge­nommen werden. In der Gegend des Fella Tales ist der An- noch seine friegsverlängernde Politik mit deutschen   Er­Kein Staatsmann des feindlichen Auslands kann heute schluß mit der Kärtnerarmee des Generalobersten Strobatin herge­stellt, die sich von Norden her an den Tagliamento   heranzieht, und oberungsabsichten, mit dem notwendigen Schutz Belgiens   oder ihn teilweise schon trotz der Erichwerung durch das Gelände und mit den innerpolitischen Verhältnissen Deutschlands   be­winterliches Wetter erreicht hat. Die Gefangenenzahl wird sich hier gründen. Kriegsreden gegen Deutschland   zu halten, wird mit zweifellos noch erhöhen, da namentlich in den Kärntner   jedem Tage ein schwierigeres Geschäft, und wenn die Regie­Bergen noch allerlei steckt, was bei den schwierigen Gelände- rung Hertling- Kühlmann flug ist, so wird die verlegene Suche verhältnissen sich erst mit der Zeit einfinden wird. Und nun die nach neuen Gründen der Kriegsverlängerung- bald noch Krönung diefer weiteren Operationen: der Uebergang über den groteskere Formen annehmen. Denn Elsaß- 2othringen unteren und mittleren Tagliamento  . Unter diesen Umständen ist es nur zu begreiflich, wenn in der Ententepresse davon die Rede ist, zieht doch nur in Frankreich   und vielleicht auch dort nicht mehr. daß General Cadorna   die Abficht weiteren Widerstandes am Taglia: Dem russischen, dem englischen, dem amerikanischen   Soldaten mento aufgegeben habe und sich mit dem Plan trage, die weitere wird man nicht einreden können, er müsse sein Blut ver­Verteidigung an den Piave Fluß zu verlegen. Der Biave ist fprißen, um ein deutschsprechendes Land, das seit 46 Jahren ein Fluß, der in den benetischen Alpen   entspringt und bei Porto di auch politisch zum Deutschen   Reiche gehört, wieder französisch Certellazo in den Golf von Venedig mündet. Die Mündung liegt zu machen. Auch in Frankreich   mehren sich die Leute, die nicht etwa 30 Kilometer oberhalb Venedigs  , das ebenso wie das 20 Kilo- recht einsehen wollen, daß man 43 Jahre lang ohne Elsaß­meter nördlicher gelegene Treviso   durch den Fluß gedeckt wird. An Lothringen   Frieden halten konnte, daß man aber jegt Verteidigungswert dürfte der Biave dem Tagliamento   nachstehen, ohne Elsaß- Lothringen   nicht Frieden machen kann. da letterer im mittleren Flußlauf durch ein umfangreiches Sumpf­und Seengebiet den Uebergang verwehrt.

Wir müssen uns heute klar darüber sein, daß die eigent­lichste und tiefste Ursache dafür, daß es so ungeheuer schwer ist, zum Frieden zu kommen, in den militärischen Er­Ilalienischer Heeresbericht vom 4. November. Entlang der folgen Deutschlands   liegt. Indem Deutschland   einer so Tagliamento   21nie Artillerietätigkeit auf den fich gegen- ungeheuren Koalition widerstand und im Kampfe gegen sie überliegenden Flußufern. Auf den fortgefeßten fehr starten bald hier, bald dort durch gewaltige Vorstöße immer neues Drud auf den linten Flüge übten wir Gegenwirkung Borgelände zu seiner Verteidigung gewann, hat es der Welt durch Feuer und die Unternehmung von Gegenangriffen aus. In eine Kraftprobe gegeben, die sie überrascht und erschreckt hat. Dagegen wird von rechts her immer noch mit allen abteilungen, welche nach schwerer Artillerievorbereitung unsere tärische Erfolg den Frieden nicht bringen kann, speil das der Gegend von Judicarien wurden starfe feindliche Und so ergibt sich der tragische Konflikt, daß uns der mili­Mitteln gearbeitet, um die Berufung fortschrittlicher Parla- vorgeschobenen Posten im Daone- Tal und im Giumella- Tal an- politische, wirtschaftliche, geographische Uebergewicht der mentarier in leitende Reichs- und Staatsämter zu verhindern. griffen, nach einem sehr lebhaften Stampfe abgewiesen und es blieben anderen zu groß ist, und daß wir das einzige Mittel, das uns Die Fortschrittler haben neuerdings an Stelle Doves den eige Gefangene in unseren Händen. In der Nacht zum 3. über- nach feindlicher Behauptung den Frieden bringen foll, näm­anderen zu groß ist, und daß wir das einzige Mittel, das uns flogen unfere Flugzeuge das linke Tagliamento  - lifer und zerstörten Abgeordneten und Stadtrat Fischbeck für das preußische Munitionslager, welche man während des Rückzuges nicht hatte lich den eigenen militärischen Mißerfolg, aus Gründen der Ministerium in Vorschlag gebracht. Außerdem wird mit Be- räumen fönnen. Zwei deutsche Flugzeuge wurden gestern durch Selbsterhaltung nicht wollen können. stimmtheit auf die Ernennung des Herrn v. Payer zum unsere Flieger über Oderzo   und Cadroipo abgefchoffen. Räme es auf Grund der gegenwärtigen Lage zum Reichsfanzler- Stellvertreter gerechnet. Jedoch dürfte diese Friedensschluß, so würden die deutschen   Bäume doch nicht in den Himmel wachsen. Der Traum von der deutschen   Welt­

FACE

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Ernennung erst nach der Rückkehr des Reichskanzlers von Berlin  , 5. November. Im ,, Daily Telegraph  " vom 2. schreibt herrschaft wird, abgesehen von einigen Phantasten im In­seiner Münchener Abschiedsreise erfolgen. der Militärmitarbeiter über den italienischen Zusammenbrud: Die land, nur von Politikern des Auslandes als Angsttraum ge­Der bisherige Pressechef der Reichskanzlei, Freiherr Niederlage des italienischen Heeres und sein Rückzug auf die Taglia- träumt. Die großen Imperien der Welt, England, Amerifa v. Braun, ist aus dem Amte geschieden. Ein Nachfolger mento- Linie haben einen ernsten militärischen Zustand hervorgerufen. und Rußland  , werden auch nach diesem Krieg den größten ist noch nicht bestimmt. Mit der Bearbeitung der von dem um offen zu sein, der Zustand ist tritisch, so fritisch, wie Teil der Erdoberfläche beherrschen, und sie dürfen sich wohl Pressechef wahrgenommenen Geschäfte ist vorläufig der er feit.der Marneschlacht nicht mehr war. getrauen, ihre alte Stellung gegenüber Deutschland   zu ber