JKegieruitö zu helfen, das Land über die enisetzliche Zeit hinüberzuretten. Auch das Bürgertum willigte schließlich ein, und so schien es, daß das Land endlich ein Provisorium er- halten sollte, das einige Dauer versprach und für die Kon- stituantc ersprießliche Vorarbeit leisten konnte. Dieser Lösung der Krise setzten die Bolschewiki ihren Widerstand entgegen und sie verließen die erste Sitzung des Vorparlaments unter Protest. Ihr Protest fußte darauf, daß die Uebernahme der Staatsgewalt durch die Sowjets— die Diktatur des Proletariats, der einzige Ausweg aus dem Wirr- war sei. In dieser Auffassung stehen die Bolschewiki so ziemlich allein. Nur der ganz kleine linke Flügel der Partei des A g r ar- S o z i a l i s m u s— der Sozialisten-Revolutio- uäre— geht mit ihnen. Der größte Teil des russischen Sozia- lismus, der Sozialdemokratie, der Sozialisten-Revolutionäre, die Partei der Volkssozialisten u. a. stehen entschieden auf dem Boden der Koalition mit den Bürgerlichen . Sie erklären, daß die Kräfte der Demokratie allein nicht ausreichen würden, um die an sie herantretenden Aufgaben zu bewältigen. Sie er- klären es für eine Utopie, in einem so zurückgebliebenen Staate wie Rußland , die bürgerlichen Elemente von der Rc- gierunasarbeit ausschalten zu können. Tie zweite Lösung der- treten die„Internationalisien", die ans den Menschewiki und einigen Bolschewiki bestehende Gruppe der„Zimmerwalder Linken", deren markantestes Organ die Gorkische„Nowaja Shtsnj" ist. Diese Richtung bekämpfte ebenfalls den Bolsche- wisnms und forderte die Uebernahme der Staatsgewalt durch eine Koalition der Demokratie, mit Ausschluß der Kadetten und der anderen bürgerlichen Parteien. Sie war der Ansicht, daß die Macht der Arbeiterklasse und ihrer Vertretung, der Sowjets, zu gering sei, gemessen an den Riesenausgaben, die der Lösung harren, und an den Kräften des Widerstandes, die ihr entgegentreten werden, wenn sie zur Macht gelangen würde. Sie redete das Wort der Vereinigung der Anstrengungen der gesamten Demokratie, also der Ar- beiter, der Bauern, der Soldaten, der Berufsgruppen, der Intelligenz, der Genossenschaften u. a. m. Ueber die A u s s i ch t c n, die eine bolschewistische Re- gierung haben würde, hat sich vor kurzem„Nowasa Shisnj" «! einem bemcrkenS.verkeu Artikel geäußert. Unter Berufung auf eine Reihe von Aufsätzen Lemns in dem Petersburger „Rahotschi Puls" stellt der bekannte sozialdemokratische Schriftsteller W. Basarow fest, daspLenin gegen alle Reform- Pläne scharf protestiert. Lenin will keine Äenderung, sondern Abschaffung der Zentralregierung, denn jede Zentrali- fation sei mit Burcaukratismus gleichbedeutend. Die Mini- fterien und andere Zentralverwaltungen müssen ab- geschafft werden. Die Arbeiterrätc— das ist die Regierung, das sind die Regierungen. Keine komplizierten Gesetze! Sondern: Lkontrolle der gesamten Prowiktion durch die Arbeiterrätc, Verteilung der Produkte durch die Räte und Organisierung eine» regelrechten Waren- und Getreideumtausches. Sollte dieses Programm kon- fequent durchgeführt werden können, so würde das in unserer iJeit der komplizierten kapitalistischen Wirtschaft in wenigen Tagen zu Verwicklungen führen, die mehr als ver- hängnisvoll sein würden. Zu diesem Schluß gelangt auch Basarow in seiner Betrachtung. Aber er sagt:„Möge die Zentrale in der Hauptstadt heißen wie sie wolle— Ministerium oder anderswie— sie werde schon in den ersten Tagen ihres Bestehens durch Telegramme von den örtlichen Sowjets bestürmt werden, die die Herstellung einer Ordnung in der schrecklichen Anarchie verlangen würden." Der Artikel der .„Nowaja Shisnj" faßt seine Betrachtungen über dieses Thema so zusammen:„Es bestehen daher die ernstesten Gründe für die Befürchtung, daß der Augenblick des Triumphes der Bol- schcwiki der Anfang vom Ende des Bolschewis- m u s und damit auch der Anfang vom Ende der Re- v o I u t i o n sein wird." Viele Provhezeiungen haben sich gerade in diesem Kriege schließlich als falsch erwiesen. Die nächste Zukunft wird uns zeigen, welchen Weg die Bolschewiki betreten werden, um ihre besonderen Anschauungen zur Verwirklichung zu bringen. «• ''* NachschriftderRedaktion. Die deutsche Sozial- deiuokratie hat für ihr eigenes Land die Anwendung bolsche- wikischer Methoden niemals gewünscht, und damit war für sie als internationale sozinlistisck)? Partei auch ihre Stellung zu den BolschewikS Rußlands gegeben. Den Bolschewismus in Deutschland bekämpfen und ihn für Rußland empfehlen, das hieße in Praxis eine imperialistische Politik treiben,>vas die deutsche Sozialdemokratie stets abgelehnt hat. In Uedereinstimmung mit den BolschewikS befindet sie sich dagegen, was das s o z r a l r st i s ch e Endziel und die Ablehnung jeder Annexionspolitik anlangt. Und da trifft es sich gut, daß in demselben Augenblick, in dem die deutsche Sozialdemokratie die Gefahr einer Erobe- rungspolitik im Osten entschieden bekämpft, in Rußland eine sozialistische Partei ans Ruder gelangt, die den Frieden höher schätzt als die Erhaltung des bisherigen russischen Reichs- gebiets. Es ergibt sich also ein Bild, wie es die Welt noch nie gesehen hat: Während sonst im Kriege die Völker um die politische Beherrschung des Bodens kämpfen, will sich hier ein Volk aus den Besitz eines Landes nicht versteifen, während das andere Volk dieses Land gar nicht nehmen will. Damit scheint die Möglichkeit einer Lösung nahegerückt, die uns stets als die ideale vorgeschwebt hat: Rußland und die Mittel- möchte können dahin übereinkommen, für die Bevölkerung der russischen Westprovinzcn das nationale Selb st- bestimmungsrecht anzuerkennen und sie selbst über ihr zukünftiges Schicksal entscheiden zu lassen. Voraussetzung für diese Lösung ist. daß die deutsche Sozialdemokratie stark genug ist, sie durchzusetzen, und daß die Bolschewiks in Rußland am Ruder bleiben. Vielleicht nähert sich eine Stunde, die für Europa cntscheidenö ist, eine Stunde, in der durch kluge Mäßigung alles gewonnen, aber durch Herrcnübermut und Eroberungslust alles verdorben werden kann. In diesem Sinne empfiehlt sich für die deutsche Sozialdemokratie heute mehr denn je eine Politik wachsamer Bereitschaft. Trotzkis Erklärung im Vorparlament. tzn der ersten Sitzung des Vorparlaments am 20. Ok- tober hat T r o tz k i namens der bolschewikischen Partei eine programmatische Erklärung abgegeben, die unter den gegenwärtigen Umständen besonderes Interesse verdient. Wie der in Stockholm erscheinende bolschewikische„Bote der russischen Revolution" mitteilt, erhob Trotzki die schwersten Anklagen gegen die Regierung, die ihre U n v e r- antwortlichkeit gesetzlich und formell proklamiert habe. Die Taktik der Regierung laufe darauf hinaus, den Zu-[ sammentritt der Konstituierenden Versammlung zu ver- hindern. Trotzki fuhr dann fort: Nicht weniger verbrecherisch ist die äußere Politik der Bour- geoisie und ihrer Regierung. Nach 40 Monaten des Krie- geS droht der Hauptstadt die tödliche Gefahr. Ter Gedanke den Deutschen die Hauptstadt zu übergebe», ruft keine Empörung bei der Bourgeoisie hervor.(Unruhe und Proteste.) Angesichts dieser Gefahr wird der Plan der Ueber siede- lnng der Regierung nach Moskau ausgeheckt und statt zuzugeben, daß die Rettung des Landes nur in der Beendigung des Krieges liegt, statt über die Köpfe aller imperialistischen Re- gierungcn und diplomatischen Kanzclcicn offen allen dank dem Kriege verblutenden Völkern den Barschlag des sofortigen Friedens zu werfen und auf diese Weise die Weiterführung des Krieges faktisch unmöglich zu machen, statt alles besten schleppt die Prodi- sorische Regierung auf Defehl der konterrevolutionären Kadetten und der alliierten Imperialisten, ohne Sinn, ohne Ziel ohne Plan die Bürde des Krieges weiter, liefert neue Hundert- tausende Soldaten und Matrosen dem zwecklosen Verderben aus, bereitet die Uebergabe Petrograds und den Untergang der Revolution, und während die Matrosen und Sol- datvn-Bolschewiks, zusammen mit anderen Soldaten und Matrosen infolge fremder Fehler und Verbrechen umkommen, verfolgt der sogenannte Kriegsoberbefehlshaber die bolschewikische Presse. Wir, die Fraktion der BolschewikS erklären: mit dieser Re- gicrung des VolksverratcS(lebhafte Unruhe rechts und im Zentrum, Ruf: Schurke!), mit diesem Rate des konter- revolutionären Hehlertums...(Unruhe. Rufe: RauS! Nieder!..)— Der Vorsitzende: Ich erteil« dem Redner einen Ord- nungsruf und bitte die Versammlung die Deklaration ruhig an- zuhören. Trotzki fährt fori... haben wir nichts gemeinsames— wir haben nichts zu tun mit dieser für das Volk verderblichen Arbeit, die hinter den Kulissen geleistet wird. Die Revolution ist in Gefahr. Indem wir den Provisorischen Rat verlassen(Unruhe im Zentrum), fordern wir alle Ar- bciter, Soldaten und Bauern Rußlands zur Wach- samkeit und Mut auf.(Rufe: die Deutschen , nicht Russen!) Petrograd ist in Gefahr— d i e Revolution und daS Volk sind in Gefahr. Die Regierung steigert diese Gefahr und die herrschenden Klassen helfen ihr dabei. Nur das Volk selbst kann sich und das Land retten. Wir wenden uns an das Volk: Vagner. Nur wenige Monate Muße hat der Senior der deutschen Volks- wirtschaftSlehre Adolf Wagner nach einem arbeitsreichen Leben ge« uommen. Im Jahre IS!« zwangen ihn die Gebrechen des Aller?, das Lehramt an der hiesigen Universität niederzulegen, das er seil 46 Jahren— er wurde 1870 nach Berlin berufen— bekleidet hatte. Dann Härte man, daß ein hartnäckiges BKsenleiden den greisen Gelehrten auf daS Kraukenbett zwinge. Nun kommt die Nachricht, daß ihn der Tod mit feiner unerbittlich festen Hand aus dieser W-lt geführt hat. Adolf Wagner hat Deutschlands Einigung und Wirtschaft- liche Entwicklung als verständnisvoller Beobachter und als Mi:« schassender erlebt. Er wurde 1835 als Sohn eines Arztes in Er- langen geboren. Anfangs Jurist, wandte er sich zu einer Zeit, da die wirtschaftlich« Struktur Deutschland » keine großen Probleme stellte und BolkSwirtschaftler als Kuriositäten angesehen wurden, der Rationalökonomie zu. Schon seine erste Arbeit verrät sein Interesse an praktischen Fragen. Als Zwanzigjähriger veröffent- lichte er in der„Hannoverschen Zeitung" eine Aussatzreihe über das hannoversche Eisenbahnlvesen. Dort tritt er als warmer Anwalt der Staats bahnen auf— in einer Zeit, da die Manchefierdoktrin. der wirtschaftliche Liberalismus— dem auch er sich nicht völlig entziehen konnte und de» er erst später überwand— un- unischränkt herrschte und jeden Eingriff des Staates ins WirnchaftS- leben verpönte. Dann beschäftigte ihn die Bank- und Währung»- frage. Eine Berufung al« Professor an die Wiener Handelskammer gab ihm Gelegenheit, die damals recht verworrene» Währung»- Probleme Oesterreich » zu studieren und sich mit Reformvorschlägen zu versuchen. Nach einem kurzen Hamburger Intern, ezzo wurde er an die damals deutsche Universität Dorpat berufen— die Erinnerungen an seine Lehrzeit an der ehemals einzigen deutschen Universität Rußland» mögen auch mindesten» im Unterbewußtsein milgewiikt haben, als sich Adoli Wagner vor wenigen Wochen sür die Angliederung Kurlands und LivlandS an Teutschland aussprach Nach kurzer Lehrtätigkeit an der Freiburger Hochschule wurde er nach Berlin berufen, wo er eine schriftstellerische Tätigkeit von er' staunlichem Umfange emwickeite. Hunderte und Tausende von Hörern um seinen Katheder und sich bisweilen mit seinem ganzen leidenschaftlichen Temperament ins politische Leben warf, wobei er öfter» seine Kamvfgesäbrten wechselte, ohne doch die von ihm ge- wählte Grundlinie zu verlassen. In scharfem Gegensatz zum wirtschaftlichen Liberalismus schrieb er dem Staat die Pflicht zu. durch Sozial- und Steuergesetzgebung die Härten der freien, von auS- schließlichem Erwerbsgeist beherrschten Wirtschaft zu mil- dern. Er gehörte zu den Milbegründern des Vereins für Sozialpolitik, verteidigte begeistert Bismarcks Sozial«, Handel?- und Steuergesetzgebung und schloß sich der von Ad. S t ö ck e r begründeten christlich-soziolen Partei an. deren zweiter Präsident er bis zum Jahre 1896 blieb. Kurze Zeit— von 1882 6t« 1885— war er Mitglied de» Preußischen Abgeordneten- hauseS: er gehörte dort der konservativen Fraktion an. Mit seinen ehemaligen Freunden kam Ad. Vagner in scharfen Gegensatz, als die konservative Partei die Ausdehnung der Reichs- erbschaftSstcuer auf die direkten Abkömmlinge ablehnte und sich ganz von engherzigem MammoniSmus beherrscht zeigte. DaS ging dem Sozial- und Steuerreform«: Ad. Wagner— sein Hauptwerk ist die umfassende.Finanzwissenschaft"— so wider den Strich, daß er in Wort und Schaft für die scharfe Besteuerung der glücklichen Erben eintrat. » Man kann sich keinen schärferen Gegensatz denke» als den zwischen den beiden berühmten wlten Lehrern der Nationalökonomie a« der Berliner Universität, die nun beide hinübergegangen find: Schmoll er und Wagner. Beide waren sogenannte„Ks- tbedersozialisten" und verbanden ihre sozialpolitischen Bestrebun- Es lebe der sosortise ehrliche, demokratische Frieden. Die ganze Macht de« Sowjets. Der ganze Grund und Loden den Bauern! Eö lebe die Konsiituicrende Versammlung! Nach Abgabe dieser Erklärung, der sich die Delegierten der zlvciten Armee und de? Eisenbahnen, der lettischen und der russisch -polnischen SozmUrniokaiten angeschlossen hatten, verließen die B o l i ch e w i k s den Saal. In derselben Nummer des„Boten", der von: 3. Novem- ber. befindet sich ein Lcilarlikel von Lenin :„Die Krise naht der Lösung". Lenin prophezeit darin den Baucrnauf- stand und erklärt:„Daß wir(Bolschewiks) zusammen mit den linken Sozialrevolutionären die Mehrheit in den Sowjets, in der Arnice und im Lande haben, unterliegt keinem Zweifel."_ Die neuen Männer. Lenin , dessen bürgerlicher Name Wladimir Uljanow n't. nt der breiteren Oefscntlichkcit seit dem 2. Parteitag der russischen Sozialdemokratie, der im Jabre 1903 in Brüssel und in dcr Schweiz abgehalten wurde, bekannt. Er ist nicht ganz 50 Jahre alt. Auch als volkswirischastlicher Schriftsteller ist er bekannt. Noch vor dcr ersten Revolution hat er neben mehreren Artikeln volkswirtschaftlichen Inhalts, die er in dcr legalen Presse ver- öffcntlichte, unter dem Decknamen Wladimir Jljin ein umfang- reiches Buch über Rußlands Wirtschaft herausgegeben. Im poli- tischen Leben tritt er äußerst energisch und rücksichtslc� aus. Selm » auf dem erwähnten Parteitag war er der Wortführer der Ricknung, die später bolschewistisch benannt wurde. In allen Phasen des Parteistreites trat er für eine vollständige Spaltung und Trennung von den„Opportunisten" ein. Vor 13—14 Jahren lebte er in Deutschland , in München . In der ersten Revolution kam er nach Rußland zurück, mußte aber später wieder die Heimat verlassen. Er lebte die letzten Jahre vor dem Kriege in Krakau , von wo aus er die damals entstandene bolschewistische Zeitung in Peierk- bürg mit seinen Aufsätzen speiste. Beim Kriegsausbruch wurde er von den österreichischen Behörden verhaftet, aber nach kurzer Zeil aus dcr Haft entlassen, und er erhielt, dank der Mitwirkung des Genossen Victor Adler , gleich danach die Erlaubnis zur Aus- reise in die Schweiz . In der Schweiz hielt er sich dann auf. b:'» die Revolution ihm die Möglichkeit dcr Rückkehr eröffnete. Wegen angeblicher Verbindung mit dem Feinde wurde dann eine Anklage gegen ihn erhoben, dcr er sich aber zu entziehen wußte. Leo Trotzki . dessen bürgerlicher Name Leo Bronstein ist, stammt aus Nikokajew(Süd-RußlarrS) und steht im Alte? von etwa 37 Jahren. Schon als Ncunzehlijührigcr wurde er wegen seiner Betätigung in der Arbeitcrbciuegung nach Sibirien verbannt. Von dort entfloh er und lebte dann lange im Auslände. Er War früher Menschewik, später sonderte er sich von diesen ab und marschiert jetzt mit den Bolschewiki. Im November-Dczcmber 1905 war er Vorsitzender des Petersburger NrbciterraleS. Jetzt sieht er eben- falls an der Spitze des Petersburger Sowjet. In Deutschland ist sein Buch über die„Russische Revolution"(1905-'>906), erschienen im Parteiverlage bei Kaden u. Co.. bekannt. Tie letzten Jahre vor dem Kriege lebte er in Wien . Der Krieg traf ihn in Amerika an. Auf der Rückreise nach Rußland wurde er von den Eng- ländern in Halifax zurückgehalten, später aber auf Vorstellungeu des Sowjet freigelassen. Sinowjew , Lenins rechte Hand, junger Schriftsteller, de: sich besonders in der Bekämpfung des Opportunismus in den Reihen der Sozialdemokratie betätigt. Er lebte früher gleich Lenin in Krakau und arbeitete von dort aus an dem Petersburger Bolschewistenblatt. Seine äußeren Erlebnisse gleichen seitdem denen Lenin » restlos. Die New gorter Dürgermeifterwahl. Eine Niederlage Wilsons. In New Dork ist der bisherige Bürgermeister D. P. Mitchel, der Kandidat der Kriegslreiber, nicht tviedergewählt worden. Gewählt wurde Hylan. Mitchel war Wilsons Kandidat und wurde von dessen Presse als der„amerikanische Kandidat" ge- feiert, während Hylan als schlechter Patriot. Deutschen - und Iren- freund hingestellt wurde. Seine Wahl ist eine Absage an die Kriegspartei._ Die Kämpfe bei Gaza . Koiistantinopel, 7. November. Generalstabsbericht. Sinai front. Im Gaza -Abschnitl und an der Küste brachen wiederholte Angriste de? Gegners unter blutigen Verlusten zusammen. Zwei englische Jnfanleriedivisioiren und zwei Ko�allene» divisionen, welche an unserem linken Flügel vorbeimarschiertes trafen ans unseren Gegenangriff und wurden aufgehalten. gen mit einer stark national betonten Politik. Während aber Schmoller als Lehrer und Redner eine objektive Leidensckplftslosig- kcit liebte, und gewohnt war. in langen Ausführungen alle Vor- teile und alle Nachteil« einer Sache abzulvägcn. war Adolf Wagner ganz Subjektivität, ganz Partei, ganz sprudelndes Temperament. Das verlieh ihm bis ins hohe Alleren ein etwas Jugendfrisches, da» die Hörer anzog, usid wenn maMssagcn kann, daß Schmoller niemals jung war, so kann man von Adolf Wagner behaupten, daß er niemals alt gewesen ist. In dieser temperamentvollen Frische ähnelte er unserem Bebel, mit dem er sich einmal zur Zeit der Flottenkämpfe öffent- lich maß. den er aber als Redner nicht erreichte. Indes, kam Adolf Wagner in ein« politische Versammlung, so konnte man sicher sein, daß ihn der Schwärm seiner studentischen Anhänger begleiten und gleich bei seinem Auftreten mit DcifallStrampeln begrüßen würde. Ein Mann, der als Lehrer solche Verehrung genoß, mußte, wie immer man sich zu seinen politischen Auffassungen stellte, seine guten Eigenschaften haben. Wenn Adolf Wagner schon in Friedenszeiten die Auffassung vertrat, daß die Rüstungsausgaben im höchsten Sinn produktiv seien und daß hinter den Erfordernissen der Landesverteudigung alles andere— auch die Interessen des Besitzes— zurücktreten müßten, so sprach au» ihm ehrlichste Ueberzeugung. die er nach rechts wie nach links vertrat. Und so geschah es dem hoch- betagten Geheimrat und Hcrrenhausmitglied. der sich selbst zu den konservativen rechnete, daß er zur Zeit des Kampfes um die Erb- schaftSsteuer von einer konservativen Veriammlung, dey Wirt- schastS- und Steuerreformern, niedergeschrien und niedergezischt wurde, weil er sich auch denen gegenüber kein Blatt vor den Mund nahm, die sich nach ihrem eigenen Ausspruch vor das Portemonnaie der Besitzenden schützend gestellt hatten. Auch Sozialdemokraten sind durch Wagner» Schule gegangen. Er hat sie in ihre» Ueberzeugungcu nicht irr« gemacht, aber sie sind ihm dankbare Schüler geblieben, sowie er ihnen ein wohlwollen- der Lehrer gewesen ist.
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