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Nr. 312. 34. Jahrg.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands  .

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Am: Morieplas, Nr. 151 90-151 97.

Dienstag, den 13. November 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Morinplat, Nr. 151 90-151 97.

Russland   für Waffenftillitand und Frieden.

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G

Die neue russische   Regierung geht mit wahrhaft rebo-| Trennende des Richtungsstreits beiseite läßt und die Verdienste, unterzeichnen, der unter den erwähnten für alle Nationalitäten ges Iutionärer Entschiedenheit auf ihr Ziel los. Sie schlägt einen der deutschen   Arbeiterflasse um den Sozialismus nicht ver- rechten Bedingungen diesem Kriege ein Ende machen wird. sofortigen Waffen still stand an allen Fronten fennt. Gleichzeitig erklärt die Regierung, daß die erwähn­bor. Der Waffenstillstand soll drei Monate dauern, und in Wo es um den Weltfrieden geht, da sollen unter Sozia- ten Bedingungen nicht als endgültig betrachtet dieser Zeit sollen in einem neutralen Lande Verhandlungen listen alle Meinungsverschiedenheiten zugunsten der ein werden sollen, das heißt, die Regierung ist damit zur Herbeiführung eines allgemeinen Friedens geführt werden heitlichen Attion verschwinden. Und wenn die neue Die allgemeinen Grundsäge, die nach russischer Auffassung bolfchemistische Regierung mit ihrem Friedensvorschlage durch wobei sie nur darauf besteht, daß diese Bedingungen so bald wie einverstanden, alle anderen Friedensbedingungen zu prüfen, für diesen Frieden maßgebend. sein sollen, werden des nähere n bringen will, so fann sie sich nicht diese Erkenntnis leuchtet möglich von jedem Kriegführenden vorgelegt werden, und daß diese ausgeführt, doch wird sofort mit diplomatischer Geschicklichkeit aus ihrem Manifest deutlich hervor nur auf die sozialisti Bedingungen durchaus flar ohne die geringste Zweideutigkeit und hinzugefügt, daß die russische   Regierung ihre eigenen Beichen Minderheiten stüßen, sondern fie muß an den ganzen ohne jeden geheimen Charakter seien. Ihrerseits unterdrüdt bingungen nicht als endgültig betrachte, sondern auch bereit Sozialismus, die ganze Arbeiterflaffe und darüber hinaus bie Regierung jede Geheimbiplomatie und beträftigt ihren fei, andere Friedensbedingungen zu prüfen. So foll den Aus- fogar an die bürgerliche Welt und an die bürgerlichen reden und Ausflüchten, an denen es nicht fehlen wird, jedes Regierungen appellieren, mit denen zu unterhandeln sie denn festen Entschluß, die Friedens besprechungen   offen vor Loch verstopit werden. auch in der Tat bereit ist. lder ganzen Welt fortzusehen und zur Die deutschen   Arbeiter ohne Unterschied der sozialistischer: I Veröffentlichung aller geheimen Berträge Richtung begrüßen den russischen   Vorschlag als einen vielver- zu schreiten, die von der Regierung der Großgrundbejizer und der heißenden neuen Schritt zum Frieden, sie sind zu seiner leb- Stapitalisten feit Februar bis zum 7. November 1917 haftesten Unterstüßung bereit. Sie werden es nicht dulden, gebilligt oder geschlossen worden sind. Die Regierung erklärt den daß sich in der deutschen   bürgerlichen Regierung jene Hoch- Inhalt dieser Geheimberträge für null und nichtig, soweit sie, mutsteufel regen, die in der französischen   Regierungspresse wie es in der Mehrzahl der Fälle geschieht, alle Arten von Be­schon so munter find. Sie erwarten, daß der russische   Vor- günstigungen und Vorrechten den Großgrundbesitzern und Kapita­schlag achtungsvoll behandelt und günstig aufgenommen wird liften zuzugestehen suchen, indem sie die von den Großrussen ge= Rußlands   Feinde sind nicht die deutschen   Proletarier im machten Annegionen aufrechterhalten ober vermehren. feldgrauen Rock, die weiterfämpfen müssen, weil die Indem die Regierung alle Bölfer einläd, sogleich Friedensver­Gegner bisher bom Frieden nichts wissen wollten. Handlungen zu beginnen, erklärt sie sich ihrerseits bereit, dieje Rußlands   Feinde dürfen auch nicht die deutschen   Vorverhandlungen durch schriftliche oder telegraphische Mitteilungen Staatsmänner sein und jetzt haben sie Gelegenheit zu fowie durch Besprechungen zwischen Vertretern der verschic­zeigen, daß sie es nicht sind sondern Rußlands   und benen Länder oder durch konferenzen aus den genannten aller Völker Feinde sind diejenigen, die dieses unsinnige Bertretern zu verwirklichen. Um diese Vorverhandlungen zu Schlachten weiter fortjeßen wollen. Möge sich die deutsche erleichtern, wird die Regierung Bevollmächtigte in dey Regierung aus dieser Gesellschaft so weit wie möglich ent- neutralen 2ändern ernennen. fernen, und sich aufrichtig und entschlossen an die Seite der Menschlichkeit, der Vernunft und des Friedens stellen. Eine Länder vor, folche Politik der Klarheit und Offenheit wird im deutschen  Volte viel besseres Verständnis finden als eine Politik der alten diplomatischen Hausmittel, eine Politit, deren staats­männische Zurückhaltung" weltgeschichtliche Gelegenheiten

Die Frage steht heute für die Regierungen so, ob sie bereit sind, einen Waffenstilstand für drei Monate abzu­schließen, um in die Erörterung der Friedensfrage auf Grund des russischen Vorschlags, aber ohne Bindung an ihn einzu­treten. Diese Frage fann nicht mit Wenn und Aber beant­wortet werden, sondern nur mit Ja oder Nein. Für die deutsche Regierung fann fie gar nicht anders lauten als Ja! Die deutsche Regierung muß zugleich dem Vorwand begegnen, als ob sie mit ihrer Zustimmung die Gegner in eine Falle loden wolle. Sie fann das tun, indem sie erklärt, daß fie weder beabsichtige zu anneftieren, noch in Annegionen auf deutsche Kosten einzuwilligen, weder andere zu demütigen und zu berauben, noch fich felber demütigen und berauben zu lajsen. Alles, was sie zu jagen hat, ist eigentlich in der Resolution des Reichstags vom 19. Juli und in der Antwort an den Papst schon ausgesprochen. Und es bedürfte teiner Wiederholung, wenn nicht immer wieder der Versuch gemacht würde, den Reichstagsbeschluß als geschicht­lich überholt und mesenlos erscheinen zu lassen. Demgegenüber ist es notwendig zu zeigen, daß jener Be­schluß fein diplomatisches Hilfsmittel des Augenblics, fein Stüd einer leeren Gelegenheits- oder Stimmungspolitik, sondern ungeschwächt fortbestehende und fortwirkende Wirklich feit ist. Schon ein flüchtiger Blick zeigt, daß er sich mit den versäumt. Grundsägen, die die russische   Regierung als Verhandlungs­basis vorschlägt, aufs Engfte berührt. Soweit Verschieden. heiten bestehen, fönnen sie fein Hindernis dafür sein. in den Waffenstillstand einzuwilligen und die Verhandlungen zu be­ginnen, Verhandlungen sind eben dazu da, solche Meinungs­berschiedenheiten aus der Welt zu schaffen!

Der Friedensvorschlag

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Die Regierung schlägt den Regierungen aller kriegführenden

sogleich einen Waffenstillstand zu schließen; fie glaubt ihrerseits, daß dieser Waffenstillstand für drei Monate geschlossen werben muß, welche Zeit genügen würde, um die Ver­handlungen zu einem guten Ende zu führen; fie schlägt ferner vor, daß Vertreter aller Nationalitäten oder Nationen, die in den Krieg hineingezogen sind, oder ihn über sich ergehen lassen mußten, an den Friedensbesprechungen teilnehmen, und daß eine Konferenz aus Bertretern aller Nationen der Welt zur endgültigen Billigung der

des Sowjet- Kongresses. ausgearbeiteten Friedensbedingungen zusammenberufen werde.

Annegion

Indem die Vorläufige Regierung der russischen Arbeiter und Bauern diese Friedensvorschläge den Regierungen aller friegführen­den Bänder macht, wendet sie sich insbesondere

an die Arbeiter

Kopenhagen  , 12. November. Meldung des Rißauschen Bureaus. Die Mitglieder der hiesigen russischen   Gesandtschaft haben gestern einstimmig beschlossen, die magimalistische Behörde in Petersburg   nicht anzuerkennen.

Man erhebt den Einwand, daß die gegenwärtige Regierung Petersburg  , 9. November.  ( Petersburger Telegraphen- Agen­Rußlands vielleicht gar nicht imstande sei, im Namen des tur.) Der Kongreß der Arbeiter- und Soldatenräte hat die Bedin­russischen Reiches zu handeln, und daß sie bald wieder gungen für einen Friedensvorschlag angenommen. Er erklärt: durch Gewalt gestürzt sein könnte, wie sie durch Gewalt Die durch die Revolution vom 6. und 7. November geschaffene der drei zibilisiertesten und am tätigsten a m ans Ruder gelangt ist. Aber ihr Friedensvorschlag würde Regierung der Arbeiter und Bauern, die sich auf den Arbeiter und gegenwärtigen Kriege teilnehmenden Nationen, auch dann eine geschichtliche Tatsache bleiben, die das Erbe ihrer Soldatenrat stüßt, schlägt allen Regierungen der Kriegführenden nämlich Englands, Frankreichs   und Deutschlands  . Nachfolger belastet. Es fann möglicherweise leichter sein, die vor, alsbalb Besprechungen über einen gerechten demo- Die Arbeiter diefer drei Länder haben der Sache des Fortschritte gegenwärtige Regierung zu stürzen, als ihren Vorschlag zu tratischen Frieden zu beginnen. Die Regierung ist der Ansicht, und des Sozialismus die größten Dienste erwiefen, nämlich durch widerrufen, der zweifellos dem Willen des russischen Volkes daß ein gerechter demokratischer Frieden, der von der Mehrheit Einrichtung der Charten in England, die großen Revo entspricht. Unter den neuen Machthabern würde sich das der Arbeiterklassen aller triegführenden Länder erstrebt wird, die Iutionen des französischen   Proletariats und den rufftiche Volt nach der gestürzten Regierung zurücjehnen, durch den Krieg erschöpft und ruiniert find, ein Frieden, den die heldenhaften Stampf der deutschen   Arbeiter für ihre wenn jene den angesponnenen Friedensfaden wieder zerreißen russischen Arbeiter und Bauern nach dem Sturz der Monarchie Organisation. Alle diese Beispiele geben die Gewähr, daß | follten. Der Friedensvorschlag verdient also die achtungs- forderten, ein sofortiger Frieden ohne Annegionen, die Arbeiter dieser Länder die Probleme begreifen, die sich vor ihnen vollste Behandlung, nicht weil er von dieser oder jener Re- 5. h. ohne widerrechtliche Aneignung fremben Gebietes und ohne erheben, Probleme der Befreiung der Menschheit von den Schreden gierung gestellt, sondern weil er ein Ausdruck des wirk- gewaltsame Eroberung fremder Nationalitäten, und ein Frieden des Krieges, und daß diese Arbeiter durch ihre mächtige Tatkraft lichen Voltswillens ist. ohne Kontributionen sein muß. Die russische   Regica voller Selbstverleugnung uns helfen werden, das Werk des Wie aber der Vorschlag selbst, so wird auch die Stellung, rung schlägt allen Kriegführenden vor, sogleich einen solchen Frieden Friedens zu Ende zu bringen und alle Arbeiter­die die einzelnen Regierungen zu ihm einnehmen, in der su schließen und sich bereit zu erklären, unverzüglich alle ener- laffen von Ausbeutung zu befreien. Vertettung des fünftigen Weltgeschehens als Ursache weiter gischen Schritte zur endgültigen Billigung aller wirfeu. Selbstverständlich ist es unser lebhaftester Wunsch. Bedingungen dieses Friedens durch die Bevollmächtigten dag er allgemeine Annahme finden möge. Aber als ein daß Vorteil wäre es schon zu betrachen, wenn ihn nur die Mittel- aller sänder und aller Nationen zu tun. Unter mächte annähmen, während die Entente ihn ablehnte oder unbeantwortet ließe. Das wäre eine Tatsache, die sich dem oder widerrechtlicher Gebietsaneignung versteht die Regierung nach Gedächtnis und dem Gewissen aller Bölfer in unverlöschlichen dem Rechtsbewußtsein der Demokratie im allgemeinen und der Zügen einprägen müßte! Arbeiterklassen im besonderen jede Annegion einer flei Wenn heute der" Temps" sagt, Frankreich   werde den nen schwachen Nationalität an einen großen mächtigen Frieden nicht in einer Räuberhöhle abschließen", so Staat ohne Zustimmung dieser Nationalität und un­spricht daraus der freche Bourgeoishochmut, dem eine sozia- abhängig von dem Grade ihrer Zivilisation und ihrer geographischen listische Arbeiterregierung nicht als berhandlungsfähig er- Lage in Europa   oder in jenseits des Ozeans gelegenen Ländern Wenn scheint. Die Masse des französischen   Volfes denft und urteilt irgendeine Bevölkerung von irgendeinem Staat gewaltsam anders. Schon das eine Beispiel zeigt, daß in jedem festgehalten wird und wenn ihr gegen ihren Willen, wie er Staat, der sich weigert, auf den Boden des russischen Vor- in der Presse oder in den Nationalen Versammlungen oder Partei­schlages zu treten, der Klaffengegenfas weit auf seschlüssen oder durch Auflehnungen und Erhebungen gegen den gerissen werden muß. anterbrüder zum Ausdrud gelangt, das Recht zu allgemeiner Wir deutschen   Sozialdemokraten sehen in den russischen   Abstimmung berweigert wird, wenn man sich ferner wei- stillstand zu schließen. Die deutschen   Blätter haben sich beeilt, biefe Bolichewitt feine Männer, deren Theorien in jedem Bunfte gert, die Bejagungstruppen zurüdauziehen und der Tatsache au veröffentlichen, und das Fremdenblatt" bespricht fie richtig und deren Methoden in allen Ländern anwenbar Bevölferung nicht das Recht zugesteht, ihre politische scheinbar ernsthaft, als wenn sie das Werk einer wirklichen Regic wären, aber wir sehen in ihnen Sozialisten und Regierungsform einzurichten, so ist ein solcher Bustand rung wäre. Dadurch zeigt der Feind, was er von der Klassen genossen, und da erkennen wir gerne an, daß Annegion oder wiberrechtliche Aneignung, Die Regierung ist der Anregung Lenins   und seiner Helfershelfer erwartet: er thre erste Tat nach ihrer Ankunft in der Macht des Sozia- Ansicht, daß eine Fortsetzung des Krieges zu dem Zweck, die schwachen denkt weber daran, ernsthafte Berhandlungen zu lismus durchaus würdig ist. Diese Anerkennung besiegten Nationalitäten unter den reichen, mächtigen Rationen zu beginnen, bie ihn zwingen würden, seine Bedingungen wird uns dadurch erleichtert, daß das russische   Manifest selbst teilen, ein großes Verbrechen gegen die Menschheit ist. Daher ver bekanntzugeben, noch auch nur einen Sonberfrieben ein rein fozialistisches Dokument ist, das alles kündet die Regierung feierlich ihren Entschluß, einen Frieden zu mit Rusland   zu schlieben, in dessen Namen zu sprechen.

Welchen Wert dieser Beschluß hat, das wird davon abhängen, ob die Regierung der russischen Arbeiter und Bauern sich gegen die Stürme, die ihr noch bevorstehen, durchsetzen kann oder nicht. Die Wut der Entente über den Friedens. vorschlag.

Paris  , 11. November.  ( Savasmeldung.) Temps" schreibt: Mit Zustimmung von Deutschland   und Desterreich- Ungarn haben die Magimaliften von Petersburg   den Kunstangriff versucht, den wir ertvarteten: fie schlagen allen Kriegführenden box, über den Grieben zu verhandeln und inzwischen einen breimsustigen Waffen­