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Nr. 318. 34. Jahrg.

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.Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

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Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Am: Morisolas, Nr. 151 90-151 97.

Montag, den 19. November 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Fernfprecher: Amt Morinvlas, Nr. 151 90-151 97.

Die Bolfchewiki in Gatfchina.

Französischer Vorstoß bei St. Quentin

gescheitert

-

Italienische Gegenangriffe

bei Asiago erfolglos- Vordringen zwischen Brenta und Piave

Amtlich. Großes Hauptquartier, 18. November 1917.( W. Z. B.)

Westlicher Kriegsschauplah.

Zu Flandern blieb der Artilleriekampf in mäßigen Grenzen.

Im Artois und nördlich von St. Quentin wurden in er­folgreichen Erkundungsgefechten mehr als 40 Engländer ein­gebracht und mehrere Maschinengewehre erbeutet.

Starker, feit zwei Tagen gesteigerter Feuerwirkung gegen die Südfront von St. Quentin folgte ein französischer Borstoß. Der Feind wurde im Nahkampf zurückgeworfen und büßte Ge fangene ein.

Deftlicher Kriegsschauplah.

Nichts Besonderes.

Mazedonische Front.

Nördlich vom Dojran- See wiefen bulgarische Feldwachen den Angriff eines englischen Bataillons ab.

Italienische Front.

Nordöstlich von Asiago verbluteten sich starte italienische Kräfte in erfolglosen Angriffen gegen die ihnen entriffenen Höhen.

Kerenskys Angriff mißglückt. Die in Sicherheit gebrachten" Geheim­verträge.

Petersburg, 17. November. ( Reutermeldung.) Am Freitag haben die Maximalisten Gatschina besett; der Stab Kerenskis wurde verhaftet. Sterenski ist ge­flüchtet; seine Gefangennahme wurde angeordnet. Am Sonn­abend wurden die Feindseligkeiten eingestellt.

Ju Moskau wurden die Bedingungen unterzeichnet, unter denen die sogenannte weiße Garde Kerenskis die Waffen abliefern will.

Zwischen Brenta und Piave warfen unsere Truppen den Feind aus mehreren Stellungen.

An der unteren Piave zeitweilig verstärkter Feuerkampf. Der Erste Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 18. November 1917, abends. Amtlich. An der West- und Ostfront usw. keine größeren Kampfhandlungen.

Zwischen Brenta und Piave wurde der Italiener er­neut aus starken Gebirgsstellungen geworfen.

Der österreichische Bericht.

Wien , 18. November 1917.( W. Z. B.) Amtlich wird verlautbart:

Im Raume nordöstlich von Asiago versuchte der Feind burch starke Gegenangriffe die in den letzten Tagen an uns verlorenen Höhenstellungen zurüdzugewinnen.

Unsere tapferen Truppen behaupteten in erbittertem Handgemenge ihre in hartem Kampfe eroberten Linien. Zwischen der Brenta und der Biave haben die Ver­bündeten mehrere Höhenstellungen erstürmt.

An der unteren Piave Geschäzkampf wechselnder Stärke.

Die Fliegertätigkeit war gestern besonders rege. Offiziers­stellvertreter Arrighi hat das 18. feindliche Flugzeug abgeschossen. Sonst nirgends Ereignisse von Belang.

Der Chef des Generalftabe 8.

Kalebin die Kohlendiftritte von Dones befett habe und dadurch einen Drud auf den gesamten Eisenbahnverkehr

ausübe.

Ropenhagen, 18. November. Ripaus Bureau teilt mit, daß feit gestern die telegraphische Berbindung mit Petersburg wieber her: geftellt sei. Die wenigen Telegramme, welche einliefen, enthielten jedoch nichts Neues über die Lage. Der Dienst durch das Peters­burger Telegraphenbureau sei noch nicht wieder aufgenommen. Stockholm , 18. November. Wie die übrigen russischen Ge­fandten, weigern sich auch die hiesigen, die neue Petersburger Re­gierung anzuerkennen.

Basel , 18. November. Nach einer Pariser Habasmeldung wird dem Go de Paris" aus Stockholm gemeldet: Gin Radiotelegramm der vereinigten Regierung, das von Murajew unterzeichnet worden ift, melbet, daß Sterenski fich nach Petersburg begeben habe. Die Nachrichten widersprechen sich noch immer.

Der öffentliche Wohlfahrtsausschus wurde auf gelöst. Die Magimalisten verlangen als Bedingung für Daß Kerenski fich den Bolschewitis ausgeliefert habe, ist ihren Eintritt in ein josialistisches Koalizunächst wenig glaubhaft. Wahrscheinlicher ist die Reuter­von Petersburg und Moskau und über die Arbeiter von ganz gegen Petersburg sich der Gefahr, von den Bolschewifis ge­tionskabinett n. a. die Kontrolle über die Truppen meldung, daß Kerenski nach dem Mißglüden feines Buges fangen zu werden, durch die Flucht entzogen hat.

Rußland.

Neratow, früherer Minister für auswärtige Ange­legenheiten, der die Verträge mit den Alliierten in Sicherheit gebracht hat, hält sich verborgen. Die Maximalisten haben seine Verhaftung und die Aufspü­rung der Dokumente angeordnet.

Der Vorstoß in die deutsche

Bucht.

Die Vorgänge in Rußland bleiben noch immer ein Berlin , 18. November. An dem Gefecht während des Rätsel. In den Kämpfen der Bolschewiki gegen die Truppen englischen Vorstoßes in die Deutsche Bucht am 17. 11. nahmen Kerenskis scheinen die ersteren Sieger zu sein. Die näheren auf englischer Seite außer einer größeren An­Umstände, wie sich diese Kämpfe vollziehen, find gänzlich ver- zahl kleiner Kreuzer und Torpedobootszer­schleiert. Der sozialistische Wohlfahrtsausschus, über törer nach einwandfreier Feststellung durch unsere Seeftreit. dessen Existenz wir auch nur gerüchtweise unterrichtet waren, kräfte und Flugzeuge 6 Großkampffiffe( Linienfchiffe foll von den Bolschewiti aufgelöst jein. Dis will heißen, daß oder Schlachtkrenzer) teil. Der englische Seebefehlshaber wird zwischen den Bolichewifi und den anderen fich hierüber im Gegensatz zum amtlichen Bericht der eng­fozialistischen Parteien die alten Differen- lischen Admiralität, der nur von leichten englischen Streit zen weiter bestehen. Die früheren Meldungen über träften spricht, nicht im unklaren gewesen sein. Dem Vorgehen eingeleitete Berhandlungen und aufgestellte Bedingungen be- der Engländer wurde unsererseits alsbald mitent tommen vorläufig teine Bestätigung. Zunächst scheint es, fprechenden Kräften entgegengetreten, die daß sich die Bolschewifi aus eigener Straft halten, wahrschein- den Gegner zum Rückzug bewogen. Auf den feindlichen lich in der Atmosphäre der von den anderen sozialistischen Schiffen und Zerstörern wurde nach einwandfreier Beobach Barteien geübten Neutralität. tung unserer Streitkräfte eine Reihe von Treffern erzielt. Auch Flugzeuge von uns haben in das Gefecht eingegriffen und die englischen Großkampffchiffe mit Bom­ben belegt. Der Chef des Admiralstabes der Marine.

Neratow, der von der alten zarischen Regierung über. nommene, bis zuletzt im Amte gebliebene Subminister, hat sicherlich die der Entente unangenehme Bekanntgabe der Ver­träge zu hintertreiben verstanden. Er war der einzige in der Provisorischen Regierung, der mit allen Schlichen der ge­heimen Diplomatie genauestens vertraut war. Daher war er für alle bisher unentbehrlich.

Kartoffelreichtum und doch Kartoffelnot.

Von Hermann Kräßig.

In Bielefeld hat der Landrat Dr. Beckhaus die senja. tionelle Mitteilung gemacht, daß die Nachschäzung des Ergeb niffes der Kartoffelernte ein derartig tribes Bild ergeben habe, daß mit einer Mißernte zu rechnen wäre- vorausgesetzt, daß diese Nachschägung richtig ist. Die Berliner Zentral­stellen für Ernährungsfragen jollen aber nicht an diese Miß­ernte glauben, sondern ganz bestimmt annehmen, daß rie­senhafte Mengen von Kartoffeln zurückgehal­ten werden, um sie zu verfüttern oder sie im Wege des Schleich handels zu Wucherpreisen zu ver­faufen. Man braucht sich nicht zu wundern, daß die Ber liner Einwohner, die auf knappe Rationen angewiesen find, von Zorn erfaßt werden, wenn sie von jener senja­tionellen Mitteilung Kenntnis erlangen. Denn es heißt doch mirklich leugnen, daß des Mittags die Sonne am Himmel steht, wenn man den Zentralstellen für Ernährungsfragen durch die Nachschätzung des Ernteergebnisses zu suggerieren sucht, wir hätten auch in diesem Jahre eine Kartoffelmißernte. Dabei weiß es, man möchte sagen, fast alle Welt, daß wir eine Riesenfartoffelernte haben.

Die Zentralbehörden für Ernährungswesen glauben es auch angeblich nicht, daß die Nachschäßung richtig ist. Schön! Aber ist das alles, was diese Behörden jenem skandalöjen Nachschäßungsschwindel gegenüber tun wollen? Nein! Es soll noch etwas geschehen; etwas allerdings, was die großstädtischen Empfänger der knappen Rationen nicht att macht. Jene Zentralstellen hatten nämlich die Absicht gehabt, sowie die Bevölkerung mit Startoffeln versorgt war, die überschießenden Kartoffeln zur Verfütterung frei­81 geben; das soll jegt unterbleiben. Man weiß nicht, was man mehr bestaunen soll: Die Unverfrorenheit der Kartoffelerzeuger oder die geradezu unfaßbare Naivi­tät der Zentralstellen. Die Kartoffelerzeuger, die bei der Nachschätzung sobiel Kartoffeln unterschlagen haben, werden fich, wenn sie die Kartoffeln verfüttern wollen, den Teufel darum scheren, ob die Kartoffeln zum Verfüttern freigegeben find oder nicht; sie werden die Kartoffeln in diesem Jahre genau so verfüttern, wie sie die Riesenernte vor zwei Jahren berfüttert haben, und wie sie i mborige nahre die enormen Mengen Brotgetreide verfütterten und dadurch unser Land an den Rand des Abgrunds brachten.

Warum schreiten die 8entralstellen nicht aur fofortigen Beschlagnahme der Kartof­feIn? Wissen die sogenannten Zentralstellen denn nicht, daß nung, nämlich die Hoffnung setzte, nach dem Feststehen des die auf fo geringe Rationen gefekte Berliner Bevölkerung auf diese Nachschätzung der Kartoffelernte ihre Iette Hoff­Ergebnisses der Nachschätzung der Kartoffelernte, minde­stens ein halbes Pfund Kartoffeln pro Kopf und Tag mehr zu bekommen? Im August dieses Jahres, als die neuen Kartoffeln zur Verteilung kamen, da hieß es, es gibt zunächst auch nur ein Pfund pro Tag. Von der Nachschäzung der Ernte im Herbst wird es dann abhängen, ob eine größere Ration gegeben werden kann. Man gab sich damals zufrieden. Es gab im August und September ja noch reichlicher Gemüse. Es gab auch reichlicher Obst, und der Magistrat verteilte noch alle Wochen Mühlenfabrikate oder Teigwaren. Butter gab es mehr wie heute und auch mehr und billigere Eier. Aber mun rennen die armen Fraue täglich vergebens nach Gemüse herum. Die Gemüseläden find meist so gemüseleer, daß sich eine Maus Blutblasen laufen kann, ehe fie ein Gemüseblatt findet. Alles wurde in letter Seit alle, und nur die Hoffnung blieb, daß doch nun, nach dieser Riesen­fartoffelernte, die Kartoffelrationen erhöht werden würden, um wenigstens dadurch einen Ausgleich für das fehlende Gemüse und die knapper werdenden Mühlenfabrikate zu erhalten. Wie ein Bombenschlag muß jest jene Mitteilung des Bielefelder Landrats wirken, auf alle die, die ihre letzte Hoffnung schwinden sehen, schwinden sehen durch den empören. den Riesenschwindel der Nachschägung.

Macht man sich in den Zentralstellen eine Vorstellung da­bon, welche Not in der Berliner Einwohnerschaft besteht? Und Tod eines Reichstagsabgeordneten. macht man sich eine Vorstellung, wie diese Nachricht des Biele­ felder Landrats auf die Stimmung der Berliner Arbeiter-, Tilfit, 18 November. Der Reichstags- und Bandtags Handwerker- und Beamtenfrauen wirken wird? Ein Ver­abgeordnete Gutsbesizer Friß Gottschalt- Sauerwalde ist, brechen wäre es an unserem Bolt, an unserem Land, wenn Stockholm , 18. November. Laut Dagens Nyheter " erzählen wie das Tageblatt für Litauen " meldet, gestern gestorben. man jest nicht sagen würde: Bis hierher und nicht aus Rußland eintreffende Schweden , daß in Petersburg in Gottschalt war Nachfolger des verstorbenen Grafen Ranib, weifer!" Es ist die höchste, die allerhöchste Zeit, daß die ben lezten Tagen viel Blut gefloffen sei; besonders der im Jahre 1912 mit 10 032 Stimmen gegen 6216 nationalliberale Ernährungsbehörden ihren unerhörten Schlendrian aufgeben. die Kadetten feien zu Laufenden ermordet worden. und 2964 fozialdemokratische gewählt worden war. Bei der Nach- Ist es denn den Männern in den Sentralstellen nicht klar, daß Nach der Zeitung Nowaja Schijn" hat die Vereinigung der wahl am 23. August 1913 erhielt Gottschalt 9477 Stimmen, der mir heute, wo wir faft nur auf die Kartoffel angewiesen find, Eisenbahner versucht, zwischen den fämpfenden Parteien zu Nationalliberale 5998, der Sozialdemokrat 3248 Stimmen. Gott - unmöglich mit demfelben Quantum auskommen können, das vermitteln. Das Blatt bestätigt die frühere Nachricht, daß General schaft gehörte wie Stanik ber konservativen Fraktion an. man uns vor zirka zwei Jahren zum erstenmal zumas, g

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