Einzelbild herunterladen
 

to noch erheblich mehr a n b e r e Lebensmittel hatten? Ha wenn es nicht anders sein könnte, wenn wir wirklich eine Kartoffclmi�ernte hätten, nun ja. da könnten wir von den Zentralbehörden nicht mehr verlangen, wie da ist. Aber wir haben eine Rix senkartosfel ernte in fast allen Teilen des Neiches, und da ist es ein u n e r t r ä g licher Gedanke, das Gefühl des Hungers hcrmnschleppen aU sollen in dem Bewuhtsein. daß die Ursache dazu nur darin liegt, daß die Behörden wiederum versagen. Sofortige Beschlagnahme der ganzen Kartoffel ernte, sofortige Erhöhung der Kartoffelratton, das ist dos Gebot der Stunde! Das Schindluderfpiel, das die G e l d h a m st e r seit drei Jahren getrieben haben, muß endlich ein Ende nehmen.

Liopö Georges letzte Stunde! Rotterdam ,!5. November. DieNieuwe Rotterdamfche Mourant" aus London meldet, schreibt die..W e st in i n st e r Gazette" in einem Leitartikel über die am Montag zu er- wartende Debatte im Unterhause: Vor allem muß«rfünbrt meiden und der ganzen Welt klar gemocht locrden, daß di« Taten der Armee richtig verstanden und gewürdigt werden und daß das Volk hinter der Armee steht. Lloyd George spielte den Menschen, die unci verleumden, eine gefährliche Waffeln die Hand. SS ist jetzt an der Zeit, einen energischen Protest gegen diese Methoden vornehmen zu lassen. Wie wir hören, wird das UnierhattsdaS auch tun. Denn, wenn di« Wsichtcn der Menschen, die die Nation bekritteln, auch noch so patriotisch sein mögen, die Wirkung ihre? verhalten» unter den setzigen Ver� Hältnissen kann nichts anderes als unheilvoll sein. Die zweite Pflicht d:Z Unterhauses würde sein, für die volle Wahrung der verf-'suniMläßlgcn Lcrantwortlichkcit zu sorgen. Alle jetzt* gen Minister sind in vollstem Umfang« für die Politik, die die Ttrategi« vorschrieb, verantwortlich. Kein Mitglied des gegenwärttgcn Kabinetts und am allerwenigsten der Premier- minister kann sich davon losmachen, abn« sein eigenes Todesurteil zu unterzeichnen. Ter Premierminister hat in Paris eine Sprache geführt, die in feinem eigenen Jnter- «ss« und im Interesse des Landes nach jeder Richtung beleuchtet werden muß. Wenn die Rede mit Recht so auszulegen ist, daß er in die während feiner Premierministerschaft erreichten Erfolge lein Vertraue» hat, so würden die Folgen auf der Hand liegen. Dann muß entweder Lloyd George zurücktreten, oder«S muß unsere militärische Kraftanspan- u u n g aufhören. Dieses Entweder oder des sehr wichtigen liberalen Blattes lautet wie ein bereits unterschriebenes Todesurteil. AuS Frankreich kommen aber Stimmen, die den Versuch machen, auch aus dem bitteren Kelche, den der englische Premier vollgezapft bat. Honig für die Zukunft zu saugen. Der neue französische Minister des Aenßern P i ch o n schreibt in seinem BlattPetit Journal", die Rede Lloyd Georges sei die schärfste und vollständigste Verurteilung der Krieg- führuny der Entente, die bisher ausgesprochen worden sei. ..Temps" tagt, Lloyd George habe eine brutale Wahrheit ausgesprochen. Man brauche nicht zu fürchten, daß der Feind hierdurch crinutigt werde, denn er habe nicht abgewartet, bis »ic Entente ihre Fehler proklamierte, um sie zu seinen Gun- sten auszunutzen. Die Entente habe ihre Fehler proklamiert. um sie wieder gut zu machen. Bisher hätten die E n t e n t e- regierungen nach jedem Erfolge die umfangreichsten Erklärungen abgegeben, feien aber nach jedem Rück- schlag einer Aussprache aus dem Wege gegan- gen. Man habe geglaubt, dadurch die Autgabe der Re- gierungen zu erleichtern, habe aber tatsächlich damit die Un- zusriedenheit des Volkes zurückgehalten, die die Regierungen zur Aktion hätte treiben können. Nach den Reden Lloyd Georges und Painlevös könne man diele Methode nicht mehr gebrauchen. Aus die n e u e M e t h o d e darf man mit Recht gespannt iein. Sie wird für die Ententeimperialisten natürlich einzig in der Lösung der Frage bestehen, wie man trotz der Unzu-

friedenheit des Volkes, die jetzt nicht mehr durch Täuschungen zurückzuhalten ist, den Krieg bis ins Endlose fortsetzen kann. Diese Leistung wird von Elemenceau erwartet. In Eng lawd aber soll sich nunmehr zeigen, ob Lloyd George der Spießgeselle des französischen Tigers sein will. Will er nicht so wird Lord Nortbcliffe, der Ministermacher, einen andern auf die Bühne heben. Deutlich sagt der Londoner Globc" in seinem Leitartikel:Niemand ist unentbehrlich. Für Lloyd George könne so gut ein Nachfolger gefunden wer den. wie er früher für Asquith gefunden werden konnte. Niel wand würde eine Krise ins Leven rufen wollen, wenn dies nicht unbedingt notwendig ist. Lloyd Georges Los liegtinseineneigenenHänden. Es liegt im Jnter esse semer Freunde, ihn zum Verstand zu bringen, wenn sie dazu imstande sind. Wenn er aber bei dem Plane von Versailles bleibe, müssen wir Frank- reichs Beispiel folgen." Das heißt also: ihn beiseite schieben wie jenseits des Kanals Painlevä beiseite geschoben wurde. Der Londoner Korrespondent desNienwe Rotterdamschen Courant" erwartet, daß Asquith am Mmttag mehr oder weniger im Geiste des Artikels derWestminster Gazette" sprechen werde. Das Unterhaus werde es zum erstenmal mit einer scharf umgrenzten Meinungsverschiedenheit zwischen Lloyd George und Asquith zu tun bekommen. In diese Falle werde es schwer sein, zu sagest, was dann geschehen soll.

die erste probe Ses Kabinetts Clemenceau. Tie Interpellationen für Dienstag. Paris , 18. November. (Agence Havas.) Der konser vative Abgeordnete Baudry d'Asson wird die neue Re gierung über ihre allgemeine Politik, der geeinigt-sozia listischc Abgeordnete M a y e r a s über die Führung und die Ziele des Krieges interpellieren. Der Pariser Korrespondent desNieuwe Rotterdamsche Courant" meldet: Da die Partei der Radikalen nicht an der Bewegung teilnehmen wollte, welche mit Clemencean nichts zu schaffen haben will, ist der Versuch, einen Block der Links Parteien gegen Clemencean zusammenzustellen, diesmal miß- glückt. Man glaubt ollgemein, daß Clemenceau am nächsten Dienstag eine hinreichende Mehrheit erhält. Die Konser- vativen und die gemäßigten linken Blätter lind ihm günstig gesinnt. Die radikale, fortschrittliche und Caillaux freundliche Presse behält sich ihr Urteil vor und sagt, daß sie auf Taten warten will. Nur die Sozialisten bleiben unverkennbar im Widerstand. S e m b a t schreibt: Clemenceau besitzt der- hängnisvolle Eigenschaften. Bei der ersten Ge- legeuhcit werden diese in das hellste Licht treten. Man wird aber nur kurze Bekanntschaft dainit machen. Wir werden unler Bestes tun, daß es damit bald vorüber ist. Paris , 18. November. (Agence Havas.) Der Vizegouverneur der Bank von Frankreich, Charles Regent, wurde zum Unterstaatssekretär der Finanzen und der Äbge- ordnete Abrami) zum Unterstaatssekreiär für Mannschaftsbcstände und Pensionen betin KnegSministeriurn ernannt. Ztvischen piave unö örenta. W i e u, 17. November. Aus dem Äricgspressequartier wird vom 17. November abends gemeldet: Zwischen Piave und Brenta erzielten wir weitere Fortschritte. Italienischer Heeresbericht vom 17. November. Von der Schlc- gener Hochfläche bis zum Meer hat der Gegner ohne Rücksicht auf seine Verluste sein« Angriffe auf unsere Stellungen im Gebirge und seine Versuche, die Piavelinie in der Ebene zu bezwingen, erneuert. Unsere Truppen haben dem an Zahl überlegenen Feinde mit gleicher Zähigkeit eine tapfere Verteidi- gung entgegengestellt und mit bewunderungswürdigem Schwünge Gegenangriffe gemacht. Am gestrigen Tage haben sich kämpfe vom MonteFior bis zum Monte Castel Gomberto, an der Sperr« von San Marino , auf dem Monte Praisolan nördlich von Quero und längs der Linie Rocca Eifa Monte Cornelia abge­spielt. In der Ebene hat der Gegner am Morgen einen Fluß- übergaug zwischen Salettuol und San Andrea di

Barbarano erzwungen; unter dem Schutze heftigen Geschütz- seuerS gingen seine Truppen bei Folina und Fagare auf das rechte User über. Die ersten wurden durch unsere Artillerie und durch einen zerschmetternden Gegenangriff der Brigade Lecco (Regi­menter Nr. 265 und 266) vernichtet, die Ueberlebcnden, nämlich 366 Soldaten und 16 Offiziere, gefangen genommen. Gegen die viel zahlreicheren, die an dem zweiten Ort übergegangen waren, wurde ein kräftiger entscheidender Stoß der 51 Division angesetzt. Am Abend lagen viele tote Feinde auf dem Gelände, und wir führten ungefähr 666 Soldaten und 20 Offiziere als Gefangene zurück; die andern, gegen den Deich des Flusses gedrängt, wurden durch unsere Artillerie bearbettet, die ihre Rückkehr auf das andere Ufer verhinderte. In der Flußschleife von Zenson di Piave hat der Feind sich auf einem immer stärker beschränkten Gelände behauptet. Am Unter- lauf der Piave wird unsere Verteidigung von der Marine msi Flugzeugen, Landbatierien, schwimmenden Batterien und leidhieji «eeitreitkräften unterstützt. Begünstigt durch die Wetterlage hur die Tätigkeit unserer Flugzeuge tagsüber mit Vorteil auf feindliche Truppenversamntlungen gelenkt werden können. Bern , 17. November. Ueber Italien äußern die Militärkritiker der französischen Presse, daß die Entwicklung der Dinge seit einigen. Tagen an der Piave stillstehe. Die italienische Front sei augenblicklich in drei Abschnitte geteilt. Der erste gehe vom Stilfser Joch bis zum Gardasee , der zweite vom Gardasee biß zur Piave. Dieser Abschnitt sei zurzeit der wichtigste. Die hier stattfindenden Kämpfe seien von ausschlaggebender Bedeutung für die Zukunft. Die Kämpfe an der unteren Piave bezweck- ten, die ttalienischen Kräfte zu binden, bis die Operation im Ge- lande vor Asiago durchgeführt sei. Secolo" schreibt: Die in der Entwicklung begriffene Offen- s i v« ist sehr e r« st und die Aufgabe der Kräfte, welche sich dem Vormarsche dcZ Eindringlings entgegenzustellen haben, eine der schwersten. Der Feind geht aus gewaltigen Stellungen und mit den wirksamsten Mitteln vor; man darf sich deshalb nicht wundern, wenn unsere Linien Verschiebungen erleiden sollten. Keine japanischen Truppen nach Europa . Osaka, 17. November. (Reuter.) Der japanischeFinanz- minister sagte in einer Rede, es sei durchaus unmöglich, japa- nische Truppen nach Suropa zu senden. Die Alliierten würdigten diese Schwierigkeiten und hätten niemals darauf gedrängt. Die Iappaner hätten ihre Bereitwilligkeit, der Sache der Verbündeten zu dienen, bewiesen durch Bereitstellung der Marine und durch Unterstützung in Schiffbau und Industrie Und mit Geldmitteln. Die den Alliierten unmittelbar oder mittelbar geleistete finanzielle Hilfe belause sich gegenwärtig auf«ine Milliarde Pfund Sterling. ES scheint also, daß es auch jetzt nichts fein wird mit dem Ententeschrei nach japanischer Truppenhilfe.

Militär gegen Sinnfeiner. Bern , 18. November. Die englische Regierung verbot eine von den Sinnfeinern de V a l e r a und Griffiths angekündigte Versammlung in Waterford , dem Hauptort des Wahlkreises de» Nationalisten Redmond. Die Genannten wurden bei ihrer Ankunft von irischen Freiwilligen festlich empfangen und nach der Stadt geleitet. Der Versuch der Anhänger Redmonds, den Zug der Sinnfeiner anzugreifen, wurde durch ein starkes, mit Maschinengewehren ausgerüstetes Militärauft gebot verhindert. Die Sinnfeiner hielten außerhalb der tadtgrenzen eine Versammlung ab, wobei de Lalera wiederum betonte, das Ziel der Sinnfeiner sei die Unabhängigkeit Irlands , und bedeutungsvoll hinzufügte, für die irische Frei- heit werde heute an der italienischen Front ebenso gekämpft wie daheim. Kleine Kriegsnackrichten. Rufstsch-Holländifche Handelsbeziehungen. Das Haager Korre- pondenzbureau meldet: Der Minister für auswärtige Angelegen­heiten hat der Zweiten Kammer mitgeteilt, daß die vorläufige russische Negierung in einer Mitteilung deS Minifters des Aeußcrn Terestschenko an den niederländischen Gesandten in Petersburg den Handelsvertrag mit Holland vom September 1846 für den II. Oktober d. I. gekündigt hat, und daß der Bertrag am 12. November außer Kraft getreten ist.

Zront Religion Politik. Ais vor«ittiger Zeit Paul Göhr« in der bei Diederichs in Jena verlegten Monatsichrist.Die Tal" die Frage des durck, den Krieg gewandelten Verhältnisses der Geichlecktter zueinander besprach wandte sich in starkem Maße daS Interesse unserer Parteipreise diciem Aussätze zu. Er war ein Abgehen von der bis dahin fast allein beliebten BeriabruitgSart, Frauenarbeit und ihre Kon- kurrenzgefahr gegenüber den Männern diesem Thema zugrunde zu legen, es alio überwiegend nur von der ökonomisöten Seit« zu behandeln, und zwar oft an Hand einer Häutung statisti'cher Zahlen, die eilten Artikel meist nickt sckmackhafter ntachen. Göhr« würdigte durckouS die sozialwirtsckaftltche Bedeutung der Frage, allein hier sckou ohne Heranziehung trockenen Zahlen- Materials; doch das wertvoll Neue, daß er gab, lag in der liebe- vollen vlychologische» Stoffbebandlung. Er ging den vielartigen zwingenden und mit der KriegSdouer noch tmmer neu auf- gedeihenden geistigen und seeltsckeit Wandlungen im VerhälintS der Geschlechter zueinander noch dabei vor allem erhellend die Ver- ändetungen im sozialgeschlecktltcken Leben, im Liebe- und Sexual- Verhältnis zwischen Mann und Frau. Nun bat der Tat- Verlag seitdem ein Heft von S0 Seiten heraus- gebracht, daö mit dem Titel.Front und Heimat" den erwähnten Aufsatz Gödre« und zwei weitere von ihm enthält, von denen eben» sallS zu wliuschen ist, daß sie viel gelesen würden. Sie handeln überFront und Politik� und.ReligtonSpsychologtschem aus dem Schiixengraben�. Um es vorweg zu sagen, Göhr«, der warmreligiös« Mensch, der von sich selber tagt, daß ihm ohne das Bewußtsein, sich.einer letzten, ewigen, göttlichen Macht gegenüberstehend" zu tühleu,.alles Leben, alle Menscheneniwicklung völlig sinnlos" erscheint,«r glaubt, auS seinen KriegSerfahrungen heraus nicht, daß der Krieg die Menscken zur religiösen Aefimiung zurückiührt. Bon sich selbst sagt er, nur einmal,«IS er zum erstenmal inS Feuer kam. habe ihn blitz» artig eilt iekundenlanger Wunsch: Beten I durchzuckt, aber sofort auch daS stcko: Nein, es ist sinnlos I Und nie, während seiner ganzen Frontexistenz, sei ihm dann eine solch« Regung wieder- gekommen. Bon seinen Kameraden erzählt er in ruhiger Sachlichkeit, daß er zwei Offiziere fand, die ihm bekaunten, daß sie zu Gott beten, zwei! Einer davon erzählte ihm. daß er, als er mit seinem Zuge zur Unterstützung schon im Feuer befindlicher Abteilungen vor- ging, im Borrücken in einer geschützten Mulde fünf Leute der vorderen Abteilungen getrosten habe, die laut beteton. fünf! die Zahlen reden. In seinem Zug. den er führte, hatte Göhr« nur einen einzigen wirklich irommeit Menschen, der betete. Er blieb gänzlich unbehelligt, aber auch ohne jeden vorbildlichen Einfluß aus die Kametaden. Im Biwak, in den Scheunen der PanjeS, auf demselben Stroh mit den Leuten, in den Schützengräben im Unterstand wurde viel erzählt, HeitnatSgedanken wurden ausgetauscht, Familiensorgen gebeichtet,

Klagen über augenblickliche schaslitcke Scherze gemacht. nie, nicht einmal von weitem, die Rachrickt von irgendeiner Tode eine» Kameraden durch im Gesicht lagen, oder auch

Betchwetden vorgebracht, kamerad- DaS religiöse Gebiet wurde dabei berührt. Selbst dann nicht, wenn neuen Verwundung oder gar dem den Graben lies.... So oft wir nur in Reserve, aber dabei noch in der Feuer- und Gefahrzone, nie. weder bei Tag noch in der Nackt, habe ich ein Wort von Gott, ein Gebet, aeickweig« einen Ewigkeits- gedattken von meinen Leuten äußern hören. Dabei tat jeder von ihnen im Gefecht keine volle Pflicht; ick hatte nie Drückeberger"... Man denkt unwillkürlich an das Wort, daß nur ein Christ ein guter Soldat sein könne. Einmal nur ein Erlebnis, überraschend entgegengesetzt: in den Schützengräben vor Grodno bei der Ablösung rbeinisch-weftfälischer Landwehr fand man Gräben wie Unterstände mit allerlei Heiligen­bildern geschmückt, zum Teil vert'eben mit griechisch-orthodoxem Stempel, Kruzifix und Weihrauchkestelchen auf dem Tisch, Kirchen- insignien unter Glas und Rahmen uiw. Göhre meint,.der Feld­geistliche wird ein Hauvtverdienst daran gehabt haben. Wie frei- ltck diese Situation auf die religiöse Gesinnung der Leute gewirkt. daS konnte ich während der halben Stunde der Ablösung natür- lick nicht feststellen.... Auf meine Leute machte auch dieser... Schützengraben fichtlich keinerlei Eindruck: sie bet'chauten sich zuerst die Sacken, ließen sie unberührt, ober gingen alsbald gleichgültig an ihnen votüber"... Diesi Leute, mit denen Göhr« feine Er- sabrungen machte, waren 3945 Jahr« alter sächsischer Landsturm. Gelegentlich traf er auch einige Leute aus seinem Wahlkreis«, ihm von daher bekann» als zuverlässige Beobachter: auch sie hatten von religiöser Gesinnung bei ihren Kameraden so gut wie ntchtS gespürt. Auf Grund der gesamten Tatsachen, die Göhr« draußen per- sönlich erlebte und schlicht erzäblt, kommt er zu dem Schluß: .Den Allei meisten bringt der Krieg und seine Erlebnisse keine sonderliche Beränderung ihrer religtösen Gesinnung, wie sie sie vor dem Krieg allmählich gewonnen hatten.... Viele von denen, di« mit der alten patriarchalischen christlichen Frömmiq- keit hinausgingen. werden draußen o» ihr eine stille. starke Stütze gefunden und behalten haben, aber eine be- stimmte Anzahl unter ihnen wird an ihr draußen irre geworden fein. Diejenigen aber, die ohne Gott und religiöses Leben ins Feld zogen, find auch im Felde gewißlich ohne Gott geblieben. Unter ihnen wird nur eine kleine Gtupp« iein, die sich während des Krieges und durch den Krieg zu neuem relt- giösin Leben durchrangen. Wer aber als religtösir Grübler und Suchender hinauszog, kommt auch gewrß als solcher zurück. Gerade religiös getehen, ist der Krieg der alleruage- eignet st e Problemloser"... Diesem Urleil gibt Göhr« die überzeugende psychologisch« Begründung aus den Tatsachen der Frontverhältnisse und aus ebenso zwingenden Erwägungen der religtösen Lage unseres BoUeS kurz vor dem Kriege. Wie er die Berechtigung seiner Schlußfolg«- ranzen auS Sinzelsatfachen auf das Allgemeine ausweist und was

er daneben an feinen Gedanken über Religion und di« besondere Veranlagung der Einzelnen zu ihr einstreut, datin folgt man ihm willig. Und wo man ihm zeitweilig schon au» silbftgewonnener eigener Austastung mit lebbatiem Ja! beistimmt, hat man doch das Gefühl: solche Gedanken müssen erst auSgeiprocke» werden, ehe sie einem als wahr und natürlich zum Bewußtiein kommen. Gleich bemerkenswert find feine AnSssibrungen über da» Ver« hältni« zwischen Politik und Feldsoldaten. Meistens vermitteln uns ihr« Ansichten darüber nur Heimkrieger ohne Felderfahrungen. di« ihre Spekulationen anstellten und sich selbst und ihre politischen Anschauungen mit den Frontkämpfern identifizierten. .Wartet nur. wenn erst die aus den Schützengraben wieder nach Haute kommen!" da» ist die Drohung, mit der Partei gegen Partei und Richtung gegen Richtung einander ausspielt. Göhre tut manchen von ihnen viel Wasier in den Wein; und wenn auch hier wieder seinen Erfahrungen andere, ganz entgegengesetzte gegenüber- stehen, weil Berhältnisi« und Menschen bei den unendlichen Truppen- mästen doch zu vetichieden sind, so dürste eS doch schwer halten, seinen AuSsühtnngen irgend etwa« Wesentliches von ihrer Bedeutung zu nehmen. Sei» Urteil lautet kurz zusammengefaßt: Die Kenntnis der politischen und parteipolitischen Vorgänge im einzelnen und damit das Interesse an der Poltiik daheim ist unter den Kämpfern int Grund« überraschend gering, und zwar desto ge- ringer. je länger einer bereit» Soldat ist. Zu völlig und zu lange andauernd zerreißen bei den meisten im Feld« die Fäden, die sie vielleicht ssir die Anfangszeit noch mit der Heimatspolitik ver- binden. Wie Göhre da« tm großen begründet, seine Schilderungen. wie im allgemeinen politische OrienttentngSmöglichkeit und körver- licke Fähigkeit dazu vetschrumpst und versinkt in der Ab- get'ckmitieitbeit von der Heimat, in der Aufregung und Anstrengung des Dienste» und Kampfes, in der vollständigen Jnanspruchuahtne von dem. wo» Lippen di« primitive LebenSfünorge nennen würde, in einer Reihe anderer durchaus einleuchtender Hemmnisse, denen auf die Dauer höchsten« einzelne in jeder Komvagnie nicht erliegen, das alles wirkt überzeugend. Wohl beherrsche die Leute«ine starke Sehnsucht nach bürgerlich- politischer Be- tätigung, nach Heimat, nach raichem Sieg und Frieden: aber dteie Sehnsucht iei ganz ZukunitSst-eben. Der Mann.ist uisttnktiv und elementar nur von einem Doppelten erfüllt: Demickland darf nickt kaputt gehen, eher die andern; und: Nach dem Kriege muß e» zu Haute anders, ganz anders werden, als«S vor dem Kriege war.... In dieser geistigen Verfassung wird er heimkommen.... Und entscheidend wird für ihn sein, welche der Parteien tbm nach allem am geeignetsten erscheint, ihm tn dem schweren DaieinS- kämpf, der dann doppelt erbittert bevotsteht, am wirksamsten und uneigennützigsten zu helfen und zu vertreten.... Die Partei also, die im Beilaus de« Kriege» in volkstümlicher Gesinnung, tm Kampf gegen den Wucher, in der Steuetpolitik, tn der Volksvec- iorgung. in der Erringung neuer fteiheitlicher Rechte die beste. klarste, gradlinigst« und fruchtbarste Politik getrieben hat. wird nach dem Krtrz die Reptäsemantm der Masse der Frontkrteger tem." W. R