Nr. 319. 34. Jahrg.
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Zentralorgan der fozialdemokratischen Partei Deutfchlands.
Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
Dienstag, den 20. November 1917.
Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernsprecher: Amt Moritplat, Nr. 151 90-151 97.
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Der Massenbersammlung in Dresden ant die Formen zu verhandeln, in denen der Bevölkerung der be- es ist erstaunlich, daß eine Agentur wie Reuter derartiges Sonntag, in der Genosse Scheidemann sprach und über fepten Gebiete ihr Selbstbestimmungsrecht ber- frauses Zeug verbreitet. die wir gestern berichteten, ist leider veripätet aus liehen werden soll. Wir erfahren ferner auf dem Umwege über die Schweiz Stodholm folgende Begrüßungsdepesche der boliche- So sind in Rußland wie in Deutschland und ebenso in angeblich aus der bolschewistischen, Prawda", daß die russische wistischen Auslandsvertretung zugegangen: Desterreich- Ungarn die größten Hindernisse für den Frieden Konstituante auf den 25. November einberufen sei. Die revolutionäre Bewegung Rußlands ist in einen aus dem Wege geräumt. Anders steht es leider in den Dieses ist ein Ding der Unmöglichkeit, weil die Wahlen noch neuen Abschnitt eingetreten. Die russischen Arbeiter und Staaten der Entente. Würden sich in diesen angeblich demo- nicht stattgefunden haben. Sie waren seit jeher auf den Soldaten haben die Macht aus den Händen derer gerissen, fratischen Ländern die Regierungen auf denselben Stand- 25. November angejezt, und die Wahlkampagne war bereits welche die Friedens- und sozialen Ziele der Ne- punkt stellen, auf den die deutsche Regierung durch den Druck seit Wochen im Gange. Es ist also nicht klar, um was für eine volution fallen gelassen haben. Sie haben selber einer friedlichen Massenbewegung gebracht worden ist, so Verordnung es sich in diesem Falle handelt. Die Verordnung die Macht an sich genommen und schlagen sofortige Ver- könnten die Verhandlungen schon morgen beginnen. Das soll von Lenin unterzeichnet sein, indessen ist es unbekannt, handlungen über einen Frieden ohne Annerionen und Hauptstück der Arbeit ist also noch im Westen zu tun. in welcher Eigenschaft er die Unterschrift gegeben hat. Kontributionen var auf Grund des Selbstbestimmungsrechts Der noch ungebändigte weftliche Imperialismus muß der Völker. In Rußland aber wie im Ausland werden sich jedoch sein Spiel aufgeben, wenn er erkennt, daß er vom gegen diesen Frieden der Völker die Kräfte des Kapitals auf- Often her auf keinen Fall mehr Unterstügung zu erwarten bäumen. Es steht noch ein langer Kampf bevor, der nur bat. Vielleicht ist der Tag nicht mehr fern, wo er sich nicht durch ein gemeinsames internationales Bor - mehr ungern von der sozialistischen Arbeiterschaft besiegen gehen des Proletariats fiegreich beendet werden läßt, weil er einsieht, daß er sein Ziel doch nicht erreichen fann. Die Vertretung der Bolschewifi im Ausland hat von fann. Die Arbeiter aller Länder aber werden ihrem eigenen den französischen, österreichischen und deut- Land den besten Dienst leisten, also in Wahrheit desto pa fchen sozialdemokratischen Parteien und Organisationen die triotischer wirken, je internationaler fie find. Zusicherung erhalten, daß das russische Proletariat auf ihre Denn der wahre Patriotismus, die echte Liebe zum eigenen fraftvolle Unterstüßung rechnen darf. Sie hat diese Nach- Volt, ruft nicht nach Rache und Sieg, sondern nach Frieden richten der russischen Arbeiterschaft übermittelt und über- und internationaler Gerechtigkeit. fendet allen sozialdemokratischen Arbeitern, die um den Volksfrieden kämpfen, Brudergrüße. Sie hofft, daß dem Brudermorden durch den solidarischen Kampf des internatio. nalen Proletariats ein Ende bereitet werden möge und da mit zur Verwirklichung des Sozialismus die Grundlage gelegt wird.
Die Mitteilungen vom Vorgehen kaledins fehren wieder. Die Absichten des Rojatengenerals scheinen darauf zu zielen, den Norden zu ijolieren und so die Zuführung von Getreide und Kohle, der unentbehrlichsten Bedarfsartikel, für deren Bezug dem Norden Nußlands keine andere Quelle offen bleibt, abzuschneiden.
Ein Stocholmer Telegramm des„ Lokal- Anzeigers" berichtet auf Grund der in Schweden eingetroffenen russischen sozialistischen Zeitungen, daß ein sozialistisches Koalitionsministerium zustande gekommen sei. Dieses Ministerium, in dem die Bolschewiki die Mehrheit haben sollen, würde sich auf ein Repräsentationsorgan stüßen, in dem neben den Vertretern Darum wollen auch die Völker Rußlands und der der Arbeiterräte auch Vertreter der Bauernräte, der StadtverMittelmächte nicht nach dem brutalen Recht des Kriegs mit- waltungen von Petersburg und Moskau , der Armee und einander verhandeln, sondern zur gegenseitigen Wahrung Flotte, der Fachbereine usto. ihren Sitz haben werden. Doch ihrer eigenen Lebensrechte ohne Verlegung fremder. Mögen scheint uns diese Mitteilung, die in einem früheren Stadiumi die Sozialisten Rußlands und Deutschlands durch gemein- wohl zutreffend war, durch die späteren Ereignisse überholt zu james Handeln der Welt ein glänzendes Beispiel dafür geben, sein, denn wir lafen neuerdings, daß die Koalition nicht zuwie Frieden geschloffen wird: fie werden damit eine Macht stande gekommen war. von solcher moralischer und physischer Stärke schaffen, daß sich fein Volk und keine Regierung der Welt. ihrem Einfluß zu entziehen vermag!
Rücktritt Dr. Drews?
Lenin und Kaledin.
Stockholm , 19. November. Die letzten Nachrichten aus Rußland betonen häufiger als bisher, daß Kerensti das Spiel verloren habe. Gestern abend traf nach ,, Stockholms Tidningen" sein Privatsekretär in Stockholm ein, dem es gelungen war, mit falschem Paß aus Rußland zu entfliehen. And er bestätigte die Behauptung anderer
Die
Aus dieser Begrüßungsdepesche geht hervor, daß der Kontakt zwischen den Bolschewifi und der deutschen Sozial Demokratie hergestellt ist. Eine gleichzeitige Depesche unseres Stocholmer Berichterstatters legt den Standpunkt der bolichemistischen Auslandsvertretung in Stockholm näher dar. Die Auslandsvertretung erklärt, als Vertreterin der revolutionären Regierung Rußlands , einer Partei, die fich auf breite Arbeitermassen ftüßt, nicht die Möglichkeit verStockung der preußischen Wahlreform? weigern zu wollen, sich auf den Boden der Massenaktion für den Frieden zu stellen. Die Auslandsvertretung betrachtet sich Während sich die Meldung vom Weggang Schwande: s gewissermaßen als Boststelle und legt Gewicht darauf, daß ihr bestätigt, wird schon wieder von einem leitenden Staats- Reisenden, daß Kerenski geflohen sei und die Meinungsaustausch mit der deutschen So- mann gerüchtweise behauptet, daß er sich mit Rüdtritts- Bolschewiti Petersburg beherrschen. zialdemokratie feinesfalls als Schritt zu Sonder- gebanken trage. Es handelt sich um den preußischen Minister Nachricht von Kornilows Teilnahme am Kampf berhandlungen, weder mit der Mehrheitspartei noch mit den des Innern Dr. Drews, der erst vor kurzem auf diesen bezeichnete er als unrichtig. Dagegen sei es wahr, Deutschen überhaupt, gedeutet werden dürfe. Die eigent- Bosten berufen worden ist. Wir meldeten schon vor mehreren bak& alebin das Dongebiet beherrsche. Das Borgehen lichen Verhandlungen fönnten nur auf einer internationalen Wochen, daß ein erster Wahlrechtsentwurf, den Dr. Drews des Kofatengenerals Kaledin tritt in den Berichten immer Sozialistenkonferenz stattfinden. Die Auslandsstelle sche im ausgearbeitet habe, von der Mehrheit des preußischen Staats- mehr in den Bordergrund. Der ganze Kampf zwischen Lenin Auftreten der deutschen Mehrheitspartei ein Symptom des ministeriums als zu weitgehend abgelehnt worden sei. Das und Kerenski scheint von einem solchen zwischen Lenin and Drudes der Massen und sie erwarte, daß die deutsche ist damals halbamtlich dementiert worden. Aber die jest Kalebin abgelöst zu werden. Der Kosafengeneral geht nach Maffenbewegung in ihrer Rückwirkung die Arbeiter der kursierenden Gerüchte bringen die angeblichen Rücktritts verschiedenen Aussagen darauf ans, einen regelrechten HungerEntenteländer davon überzeugen werde, daß das absichten Dr. Drews wieder damit in Busammenhang, daß trieg gegen Betersburg zu führen. Darum hat er deutsche Proletariat wirklich die Sache des die von ihm ausgearbeitete Herrenhausborlage, die die Kohlengebiete des Donez besetzt, weil er dadurch einen demokratischen Friedens verfechte. bekanntlich gleichzeitig mit der Wahlreform eingebracht Drud auf den ganzen Eisenbahnbetrieb Rußlands ausüben werden soll, in so wesentlichen Punkten verändert worden ist, fann. Auch Charkom ist von seinen Truppen genommen. daß der Minister die abgeänderte Vorlage nicht mehr als sein Diese hielten dort 200 Eisenbahnwagen Lebensmittel zurüd, eigenes Werk und seine Auffassung im Landtag vertreten die für Petersburg bestimmt waren. Die Lebensmittelnot in der Hauptstadt soll schon sehr groß sein. Die Gerüchte, die vom Berliner Tageblatt" wieder
Die Stellungnahme der bolschewistischen Auslandsstelle ist flug und torreft. Es geht heute nicht um sozialistische Richtungen, sondern es geht um den Weltfrieden, und da soll, wie hier schon unzählige Male ausgeführt wurde, alles zusammenhalten, was sozialistisch fühlt und
fönne.
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treffen. Ferner wird gefordert, daß dem Gemeinderat eine aus
denkt. Ob dieser Zusammenhalt heute schon möglich ist, gegeben werden und auch uns nicht unbekannt sind, be gestern: daß die Arbeiterzeitung" ein Manifest veröffentlichte, das ist leider das ist leider eine andere Frage. Wir denken dabei weniger an deutsche Streitigkeiten als an die Stellungnahme der Arhafte und gründliche Reform der preußischen Verfassungs feßen, die Schredensherrschaft zu beendigen, die Preßfreiheit wieder in dem verlangt wird, alle politischen Gefangenen in Freiheit zu beiter Englands und Frankreich 3. Von den zustände sich verstärken. Herr Dr. Drews täte aber nicht Engländern spricht das nach Dresden gerichtete Begrüßungs- gut, diesem Kampf aus dem Wege zu gehen. Wenn die herzustellen und für die Deffentlichkeit Sicherheitsmaßregeln zu telegramm überhaupt nicht, was es von den Franzosen sagt, Gegner der Reform sich auf die Herrenhausvorlage geworfen reichende bewaffnete Macht zur Verfügung gestellt wird, um die flingt dagegen sehr zuversichtlich, und wir wollen hoffen, daß haben, so deutet das schon auf den schwachen Bunft des gan- Drdnung zu handhaben. Inzwischen richten die Bewohner non diese Zuversicht nicht getäuscht wird, obgleich uns bis zum zen Reformprogramms hin, nämlich die Belastung der Wahl- Betersburg einen eigenen Sicherheitsdienst ein, um die Häuser gegenwärtigen Augenblick leider nur sehr geringe Anzeichen Möge Herr Dr. Drews daraus die Lehre ziehen, daß es für Borräte an Lebensmitteln und Wishfutter infolge der allgemeinen reform und ihre Berquidung mit anderen Vorlagen. während der Nacht zu bewachen. In einigen Tagen werden die für ihre Berechtigung bekannt sind. Allenfalls fann man an die Minderheit der französischen Sozialistenpartei ihn wie für die Sache das Beste ist, die Wahlrechtsvorlage Unordnung und der Zerstörung von Eisenbahnanlagen aufgebraucht denken, während die Mehrheit nach wie vor jede Aktion, die ohne jedes Drum und Dran im Landtag einzubringen und fein. Die Beamten bes Finanzministeriums haben sich geweigert, auf die unmittelbare Herbeiführung des Friedens hinzielt, einem solchen Vorgehen wird es ihm auch an Unterſtügung der Staatsbahnen wurden verhaftet, sind aber später wieder in alle Energie auf ihre Durchsetzung zu fonzentrieren. Bei die Staatstaffen den Magimalisten auszuhändigen. Die Direktoren ablehnt. nicht fehlen. Auf alle Fälle ist die Friedensaktion in ein Stadium getreten, das von allen ihren Anhängern den Aufwand stärk- Ministers Sollte es aber ernst werden mit bem Rücktritt des Freiheit gefegt worden. fter zielbewußter Energie erfordert. Wo ihr von seiten einer Ministers des Innern, so ist es ganz selbstverständlich, daß Regierung Widerstände entstehen, müssen sie hinweggeräumt nur ein als unbedingt zuverlässig bekannter Anwerden. In England und Frankreich liegen diese hänger des gleichen Wahlrechts an seine Stelle Widerstände offen zutage. In Deutschland hat sich durch das tatkräftige Verhalten der Arbeiterschaft und ihrer politischen
treten kann.
Die Garnison für die Bolschewiki. London , 19. November. ( Reuter.) Daily Chronicle" erfährt aus Petersburg , daß die Truppen der Belschewiki, die die 1500 Kofaten kerenstis zwischen Gatschina und Zarskoje Sielo geschlagen haben, 16000 Mann
zur Beendigung des Krieges bereit ist und auf imperialistische Biele verzichtet hat. Die Alldeutschen sind in die Das Schweigen des russischen Drahtes dauert an. Die zählten. In Moskan begann der Kampf a m Opposition gedrängt und haben auf die auswärtige Politik Nachrichten aus anderen Quellen sind nicht nur unzuverlässig 10. November. Die Truppen der Regierung bestanden aus des Reiches feinen ausschlaggebenden Einfluß. und widerspruchsvoll, sondern vollkommen verworren. Was 3000 Soldaten, Radetten und Studenten. Sie verfügten über Rückschläge sind denkbar und möglich. Als einen solchen mag 3. B. hinter der gestern auftauchenden Reuter- Meldung brei Kanonen, eine große Anzahl Gewehre und einige MaRüdschlag betrachten wir die Gerüchte von der Abficht, die steden, wonach Beamte einer Anzahl von Ministerien und fünf fchinengewehre. Von den 100 000 Manu der Garnison waren besetzten Gebiete im Osten zwischen Oesterreich und Preußen Mitglieder des Sowjet" zurüdgetreten sein sollen, weil sie für ungefähr 15 000 auf der Seite der Bolschewifi, die aufzuteilen. Dieser Aufteilungsplan ist aber erledigt, ein fozialistisches Roalitionsministerium eintreten? In dieser übrigen blieben in den Kasernen. Der revolutionäre und das deutsche Volk ist bereit, mit dem ruffischen Volk über allgemeinen Form besagt die Mitteilung rein gar nichts, und Militärausschnß beschoß mit 15 Kanonen andauernd das Zentrum