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PfUftna kleiner Geschäftsleute dnliegen. und zweitens Ihre An- I'cht über den Boykott hören. Ich werde vorläufig, bis der Boykott zu Ende ist, von Julius Bötzow Bayerisch Bier nehmen. Hochachtungsvoll Härtung. In letzterem Punkte hatte nun Herr Härtung sich allerdings verrechnet, wie folgender Brief lehrt: Berlin . 12. VI. 94. Herrn I. Härtung, hier. Antwortlich Ihres Geehrten vom Heutigen bedauere ich, Ihnen z. Zt. kein Bier liefern zu können, va sich die Brauereien verpflichtet haben. wahrend der Dauer des Boykotts sich gegenseitig keine Kunden abzunehmen. Nach Beendigung des Boykotts bin ich gerne bereit, Ihnen jedes gewünschte Quantum Bier zu liesern. Ich empfehle mich Ihnen. Hochachtungsvoll Unterschrift. Jetzt war Herr Härtung kunrt. Postwendenv schrieb er: Berlin , den 12. Juni 1694. Herrn Julius Bötzow , Brauerei. Daß Sie mit den Brauereien einen Bertrag abgeschlossen, geht wich nichts an. Ich wohne bei Arbeitern und lebe von Arbeitern. Stach meiner Ansicht können die Brauer einen Ochsen an die Spree zwingen, aber nicht, daß er säuft Z Hochachtungsvoll! Unterschrift. Wie geinasiregelt worden ist. Um unseren Lesern zu zeigen, mit welcher Brutalität die Herren vom Bierring gemäß- regelt haben, sollen die nachstehenden Tabellen ein klares und zuverlässiges Bild geben. Das Charakteristische dieser Tabelle ist, daß sie zeigt, wie gerade die älteren Arbeiter auf das Pflaster gesetzt wurden. Man wollte sich eben derausgepreßten Zitronen" entledigen. Was die angeführten Zahlen anbetrifft, so würden sie noch vernichtender für vi« Herren Brauerprotzen lauten, wenn nicht ein Theil der Ausgesperrten aus nicht ersichtliche» Gründen der Kontrolle fernbliebe. Diese Zahlen beziehen sich nur auf die ausgesperrten Brauer und Hilfsarbeiter. Bon den Böttchern sind 272, davon 73 Unverheirathete und 199 Berheirathete mit insgesammt 363 Kindern von der Maß- regelung betroffen worden. Die Gesammtsumme der Aus- gesperrten beträgt 727 Arbeiter, wovon 249 unverheirathet und 487 verheirathel(735 Kinder) sind. Diese nackten Zahlen sprechen mehr als alle Worte. Neber die Versammlung der Saalbesitzer, welche am Freitag die Saalsperre aussprach, bringen bürgerliche Blätter einen Bericht, dessen Genuß wir unfern Lesern nicht vorenthalten wollen. Die Versammlung fand im Boltz'schen Restaurant statt. Den 275 persönlich ergangenen Einladungen sollen ca 259 Saal- besitzer entsprochen haben. Der stellvertretende zeitige Leiter des Vereins der Berliner Gastwirthe" und Schriftführer derKommission der Brauereien und Saalbesitzer", Gastwirlh Hubertus Jacobi, führte den Vorsitz. Unter den Versammlungstheilnehmern be- fanden sich die in bürgerlicher Beleuchtung maßgebendsten Saal- besitzer von Berlin , Charlottenburg , Spandau , Rirdorf, Tempel- Hof, Schöneberg , Plötzensee, Pichelsbergs, Treptow , Stralau, Rummelsburg , Weißensee , Wilmersdorf . Tegel , Franz-Buchholz . Herr Hubertus Jacobi erinnerte in seiner ein- leitenden Ansprache an den Beschluß, welchen die Saalbesitzer vor 19 Tagen in demselben Lokal gefaßt und bezeichnete es als eine eiserne Nothwendigkeit der Selbsterhaltung, diesen Beschluß nunmehr auch strikte zur Durchführung zu bringen, sonst wäre schließlich kein Saalbesitzer mehr Herr im eigenen Hause. Es seien der Kommission der Saalbesitzer aus allen Kreisen der Industrie die zahlreichsten Zuschriften zugegangen, diesen Angriff der Sozialdemokratie energisch zurückzuweisen und von allen Seiten Unter st ützungen zugesichert. Diejenigen G a stsiv irthe. welche jetzt noch zweifelhaft sind, mögen sich die Folgen selb st zuschreiben. Genug Geld sei vorhanden, um jeden Gastwirth, der durch den Boykott Schaden erleiden sollte, zu unterstützen. (Zuruf des Gastwirths Kliem: Welche Summe?) Herr Jacobi: Groß genug, um Alle zu unterstützen. Das Andere unterliegt der Ehrenhaftigkeit der Kommission. Gast- wirth Kliem(Hafenhaide-Volksgarten) fordert zu wissen, wie- viel wirkliche Saalbesitzer anwesend sind. Der Vorsitzende Herr Jacobi bemerkt hierauf, daß eine scharfe Kontrolle statt- gefunden und außer den Mitgliedern der Kommission nur Saal- besitzern auf grund der persönlichen Einladung Einlaß erhallen haben. Es seien über 399 Saalbesitzer anwesend. Ueber diesen Ein- spruch des Gastwirths Kliem erhob sich eine längere Debatte. die ihren Abschluß in der Aufforderung an Herrn Kliem fand, ob er für oder gegen den die vereinigten Saalbesitzer sei. Herr Kliem gab hierauf die Erklärung ab, daß, wenn er voll entschädigt würde, er mit denvereinigten Saalbesitzern gehen würde.(Pfuirufe.) Auf die Darunter ein Arbeiter, der 19 Jahre und einer der 16 Jahre in der Brauerei thätig war. weitere Anfrage deZ Herrn Honsel(Invaliden- und Brunnen- straßen-Ecke), ob auch genügende Gelder vorhanden wären und die Gastwirthe nicht nachträglich Schaden erleiden könnten, gab Herr Jacobi die Erklärung ab. daß die Abmachungen mit den Brauereien so rechtlich bindender Natur seien, daß sie von zu- gezogenen Notaren als unantastbar bezeichnet worden sind. (Ei. ei! Warum sind sie denn nicht notariell beglaubigt worden?) Weitere Miltheilungen darüber als die. daß die Gastwirthe da- durch die Herren der Situation geworden, könne er vor- läusig nicht machen. Andere Einsprüche fanden nicht statt. Von einigen Rednern sollen noch die Uebergriffe der Sozialdemo- traten gegenüber den Gastwiethenin oft sarkastischer Weife" hervorgehoben sein. Nachdem fand oie formelle Proklamation der Saalsperre durch einstimmige Annahme folgender Resolution statt:Die heute hier erklärte Saalsperre über die sozialistische und anarchistische Partei soll so lange dauern, bis dieselbe von der gewählten Kommission der Saalbesitzer für aufgehoben erklärt wird." Der Vorsitzende fügte nach der Annahme der Resolution hinzu: Es gelte jetzt das Sprüchwort zu beherzigen:Landgraf werde hart!" Wer nicht mit den vereinigten Saab besitzern sei, sei gegen dieselben. Die Folgen dürften nicht ausbleiben. Wer heute glaube, mit den Sozialdema traten Geschäfte machen zu können, dürfe sich nicht wundern, wenn es mit ihm in kurzer Zeit vorbei s e i. Auf der einen Seite ständen die Brauereien, Industriellen, Gastwirthe und Behörden, auf der anderen die Sozial demokrateu und manche Unannehmlichkeiten. Noch sei es Zeit zu wählen. Er glaube, daß in 14 Tagen Herr Kliem und noch einige Gastwirthe sich der Vereinigung werden an- schließen wolle», es frage sich nur, ob man dieselben dann noch haben wolle. Die Versammlung schloß mit einem Hoch aus den Kaiser. Kühl bis an Herz hinan steht die sozialdemokratische Arbeiter schast der Bornirtheit einiger Wirthe gegenüber, die bisher von Arbeitergroschen über Wasser gehalten sind und die jetzt starr und mit offenem Munde zu dem angeblich mit Zwanzigmark- stücken gefüllten Beutel emporblicken, der von den Schlau- bergern im Brauereiring in unnahbarer Chimborassohöhe auf- gepflanzt worden ist. Die guten Kerle wollen sich im Interesse einiger Brauereibesitzer und zum Spaß diverser Wirthe, auf deren Lokale die Arbeiterschaft seil je gepfiffen hat, zu Grunde richten sei es drum. Die Arbeiterschaft, die an der Lokal- sperre auch keinen Pfennig zu verlieren hat, hat keinen Anlaß, die Herren an ihrem Vorhaben zu hindern. Unsere liebewerthen Freunde von denAnti's", die in der Katzbachstraße sogar das Gras wachsen hören, legen sich jetzt für die armen Brauermillionäre mächtig ins Zeug undsaufen was daS Zeug hält", um das seinen Beruf verfehleude Bier wenigstens vor demin die Spree laufen lassen" zu bewahren. Uns kommt dieses löbliche Vorhaben aller Nationalgesinnten, nebenbei gesagt, so vor, als ob der Esel eine Pfütze ailssaufen wollte. Na, uns kann's recht sein! Trinkt nur iinmer noch Eins! Wie kommt es aber, daß mit einem Male der fürchterlichste Anti so eifrig die Boykottenden bekämpft? Wie kommt es, daß national- gesinnte Männer so brüderlich mit denkrummnasigen" Aktien- inhabern undBörsenjobbern" Hand in Hand gehen? Wie kommt es,- daß die Arbeiter durch den Boykott den National- Wohlstand jetzt untergraben, während es nach den früheren Be- hauptungen derAnti's" doch das jüdische Kapital ist? Wie kommt es, daß dieAnti's" so sorgsam die Kurszettel inspiziren? Sie werden doch nicht auch etwa unter demGistbaum", wenn auch in nationalgesinnter Weise, in Brauereipapierchensmachen?" O Freund! Kennst Du die Menschen schlecht!" Also doch! Die artigen Kinder der Herren Rösicke und Genossen hielten in der verflossenen Woche in Berlin einen Delegirtentag des Bundes deutscher Brauergesellen" ab. Dieser Delegirtentag vollzog redlich die Aufgabe, leeres Stroh zu dreschen und befaßte sich im übrigen wiederholt mit Ergebenheits- erklärungen an die Herren vom Braubottich und der Kühl- psannc. Wir haben schon mehrfach darauf hingewiesen, daß dieser sogenannteBrauergesellenbund" weiter nichts ist, als eine zum Theil mit den Hilfeleistungen der Brauereidirektoren geschaffene und erhaltene Organisation derjenigen Aucharbeiter, die be rechnend genug sind, ihr Klassenintereffe augenblicklichen, ihnen etwa durch bessere Stellen dargebotenen Vortheilen zum Opfer zu bringen. Wo sich eine Gelegenheit bietet, sind derartige Ver- einigungen bereit, den Unternehmern dadurch Dienste zu leisten, daß sie chen klassenbewußten Arbeitern im Kampf in den Rücken fallen. Wie sollte für solche vortreffliche Hilfe in der Roth auch die Belohnung ausbleiben? Wer noch an dem guten Willen der Brauereibesitzer, solchen Leuten förderlich und dienst- lich zu sein, gezweifelt hat, der hätte sich auf dem Delegirtentag die nöthige Aufklärung holen können. Alldort erklärte der Vor- sitzende, Herr Will, frank und frei, seinem blauen Ver- eineine Unterstützung von maßgebender Seite versprechen zu können"! Bekanntlich haben die Brauereidirektoren schon des öfteren mit sittlicher Entrüstnng erklärt, daß Verdächtigungen dieser Art ebensoaus der Luft gegriffen" seien, wie etwa unsere Mit- theilungen über die Wirkung des Bier-Boykotts. Gerade in diesem Punkt arbeitet das Prcßburean des Herrn Rösicke, das den bürgerlichen Blättern Enirüstungsstürme zubläst, aber nicht gern genannt sein will, mit besonderem Fleiß. Aber trotz alledem dringen derartige Harmonieklänge an die Oeffentlrchkeit und sei es auch nur durch die Plauderlust der Herren Will und Seinesgleichen. Der Boykott durch Arbeiter ist in den Augen der Wirthe ein Verbrechen, sie selber üben ihn aber nach Noten. So bringt das hiesige Organ der Gastwirthsvereine in jeder Nummer an der Spitze eine Liste der Brauereien, welche kein Flaschenbier direkt verkaufen und erklärt es als Ehrensache der Wirthe, kein Bier von den Brauereien zu nehmen, welche Flaschenbierhandel treiben. Also ein Boykott in aller Form. Nun aber wird uns auch aus Lüddeutschland berichtet: In der letzten Numiner des Gastwirth/organs für Süddeutschland macht der Verband elsaß-lolhringischer Gastwirthe bekannt, daß der Boykott über dasStraßburger Tageblatt" aufgehoben sei, dagegen werde der Verband jetzt gegen dieStraßburger Partei" Stellung nehme». Die beiden Blätter hatten den Zorn der Wirthe dadurch erregt, daß sie sich darüber beklagten,.weil die Wirthe sich überall in die Gemeindevertretungen wählen ließen, ohne die nöthige Befähigung zu besitzen. Die Lügenhaftigkeit derDentschen Arbeiter-Zeitung", jenes famosen Ablegers der ehrenwerthenNational- Zeitung", über dessen Verwendung in Arbeiterkreisen wir kürzlich berichteten, tritt in der am 16. d. M. ausgegebenen neuesten Nummer wieder einmal recht drastisch zu Tage. In einem Artikel über den Bier- b o y k o t t wird in anschaulicher Meise geschildert, wie sich aus denPlänkeleien und Scharmützeln ein wirthschaftlicher Kampf auf Lehen und Tod" entwickelt habe, wodurch nun die Gefahr entstehe, daßin dem wilden Getümmel, welches jetzt herrscht, die Erinnerung an den Anfang des Kampfes verblassen und daß Ursachen und Wirkungen sich in der Beurtheilung der Zuschauer verschieben" könnten. Um einer solchen Begriffsverwirrung vorzubeugen, unternimmt es die im Fabrikanten- und Unternehmerintereffe ge- schriebeneDeutsche Arbeiter- Zeitung", ihre Leser über die Ur- fache des Kampfes nochmalsaufzuklären". Danach hätte ein Theil der Böttchergesellen in sieben Brauereien erklärt, daß er am 1. Mai nicht arbeiten werde, worauf die Direktoren antworteten, daß, wer am 1. Mai ohne krmik zu sein sein fehle, vor dem 7. Mai nicht wieder anzufangen brauche.Die Böttchergesellen", so sährt das edle Blatt wörtlich fort,welche am 1. Mai nicht antraten, wurden deinnach während der betreffenden Woche nicht beschäftigt. Ihre Antwort darauf war eine Forderung nicht nur der Zahlung des Lohnes für diese Woche, sondern sie verbanden damit gleich die Forde- rung einer Lohnerhöhung. Beide Forderungen wurden abgelehnt. Darauf erklärten die Böttchergesellen diese sieben Brauereien in Verruf, proklamirten den Boykott derselben und in unsagbarer Verblendung hieß die Parteileitung diesen Schritt gut. statt an den Grundsatz fest- zuhalten, dag vom Zaune gebrochene Streiks und Streitigkeiten nicht unterstützt werden sollten." Das ist also der Beginn des Boykotts in nationalliberaler Beleuchtung. Mit einer Geschivindig- keit, die keine Hexerei ist, wird die Maßregelung der 29 pCt. hinwegeskamotirl, die Thatsachen verdreht und entstellt, daß selbst dem waschechtesten Nalionalliberalen die Augen übergehen müssen, um dann im Tone des ehrlichen Biedermannes von d'sr unsagbaren Verblendung" der Parteileitung, die solchevom Zaune gebrochenen" Streitigkeiten unterstützt, faseln zu können. Das sind die Köche, welche in der natioualliberalen Küche die geistige Speise für den Arbeiter Herrichten sollen! TaS antisemitische Banausenthnm tritt in seiner be- schämendsten Abgeschmacktheit wohl unter den Kommentbrüdern der Universität zu tage. Eine reaktionäre Studentenvereinigung, deren öffentliches Handeln vornehmlich darauf gerichtet ist, in Teutschthum und ähnlicher wohlfeiler Waare zu machen, hat die Art, in welcher sie den Geist der Zeit begreift, kürzlich in einem Antrag folgenden Inhalts dokumentirt:Zeitungen und Zeit- schristen sozialpolitischen Inhalts, die eine gewisse politische Tendenz verfolgen, werden für die akademische Lesehalle nicht mehr angeschafft." Damit auch der fromme Augen- aufschlag zeitgemäßester Observanz zu seinem widerlichen Rechte komme, haben die Herren ferner den Math gehabt, zu beantragen. daß die Preisermäßigung an den Theatern,deren Stücke man als unsittlich bezeichnen kann", aufhöre. Bei einem derartigen Treiben darf es nicht Wunder nehmen, wenn auch die Söhne der Bourgeoisie sich zu einem beträchtlichen Theil gegen die Führung, die die Reaktionäre bisher inne hatten, auflehnen, und sich mit Eifer bemühen, die offizielle Vertretung der Studentenschaft etwas passabler einzukleiden. Eine neue Art der Anreißerei, der man das Zeugniß nicht versagen kann, daß sie ebenso originell wie geschmackvoll ist, macht sich, wie uns ein Leser schreibt, seit kurzem in der Wallstraße bemerkbar. Vor der geöffneten Ladenthür eines Fleisch- und Wurstwaaren-Geschäfts in dieser Straße sieht man jetzt in den Abendstunden ein etwa achtzehnjähriges Fräulein stehen, welches das am Laden vorbeigehende Publikuni in liebens- würdigster Weise einladet, doch etwas von den am Eingang links in Mulden liegenden Eis- und Spitzbeinen zu kaufen. Man kann sich den frappirenden Eindruck vorstellen, den ein junger Mann empfangen muß, wenn es ihm aus zartem Munde mit schmelzendem Wohllaut entgegentönt:Bitte schön. mein Herr, hier diese Schweinsohren, diese große Schnauze jst noch mitzunehmen. Treten Sie ein, wenn ich bitten darf!" In unserer Zeit des Realismus ist es nur zu begreiflich, wenn es fortan Sitte wird, statt der Rose im Knopfloch, ein Eisbein als Beutestück der Galanterie heimzutragen. Womit sich ein Gastwirths-Tag beschäftigt. Auf dem vor einigen Tagen in Hannover abgehaltenen deutschen Gastwirths- Tage ist festgesetzt worden, daß die Kellner in Rcstaurations- räuinlichkeiten fortan einen blauen Jacketanzug und die in Gartenlokalen beschäftigten Kellner dagegen einen solchen in grüner Farbe tragen sollen. Der Kellnerfrack soll abgeschafft werden. Wundern soll uns, ob die Kellner ruhig einen solchen Affenaufputz mit sich vornehmen lassen werden. Volksbildung und Militarismus. Nicht weniger als 19 Gemeindeschullehrer Charlottenburgs sind jetzt zu militärischen Hebungen eingezogen. Da an einer Schule nicht weniger als 4, an einer anderen 3 die Einberufungsordre erhalten haben, so kann man sich.denken, welche Störungen für den Unterricht hier- aus folgen. Macht aber nichts, wenn nur der Militarismus zu seinem Recht kommt. Tie Vorort-Gemeiude Britz will um die Errichtung eines eigenen Amtsgerichts petitioniren. Der bekannte Kiesgruben- besitzer F. W. Körner hat sich bereit erklärt, zu diesem Zwecke ein geeignetes Grundstück zu schenken. Bek der schnellen Ent- wickelung des Ortes, der jetzt schon über 6999 Einwohner zählt, sowie der benachbarten Gemeinden von zusammen fast ebenso großer Einwohnerzahl, erscheint die Errichtung eines Amtsgerichts für Britz und Umgegend allerdings dringend erwünscht, zumal das Rixdorfer Amtsgericht stark überlastet ist. Wege» fortgesetzter roher Mißhandlungen seiner Stief- linder im Alter von 13 und ll Jahren ist der in der Berliner - straße zu Rixdors wohnhafte Maurer R. zur Anzeige gebracht worden. Beide Kinder liegen infolge der Mißhandlungen schwer krank darnieder. Durch ein Bubenstück wurde an einem der letzten Abende die Familie des Hobrechtstraße 3 in Rixdorf wohnhaften Ziseleurs Johannes R. nicht wenig erschreckt. Ein Schuß zer- trümmerte eine Fensterscheibe der Wohnung; die Kugel prallte im Zimmer an der Wand ab, ohne glücklicherweise jemand zu treffen. Es gelang bisher nicht, den Urheber dieses Bubenstückes zu ermitteln. Ei» gefährlicher HauSabbruch findet in der Neuen Friedrichstraße statt. Die zum großen Theil fortgerissene Mauer des Hauses Nr. 98 stieß an eine Fachwerkwand des Nachbar- gebäudes Nr. 99. Bei den, Abbruch sind nun am Freitag einzelne Mauersteine in die Räume der eine und zw« Treppen hoch wohnenden Leute des Grundstücks Neue Friedrichstr. 99 hinein- gestoßen werden. Die Oeffnungen waren zum Theil am Sonn- abend noch nicht wieder geschlossen. Die rechte Giebelwand des letzteren Hauses ist überhaupt in ihrer ganzen Ausdehnung in einem Zustande, der zu wünschen übrig läßt. Polizeibericht. Am 15. d. M. Mittags fiel vor dem Hause Belle- Alliancestr. 191 ein Schlächter beim Abspringen vom Vorderraum eines in der Fahrt befindlichen Pferdebahnwagens und erlitt einen Bruch des Unterschenkels. In der Nacht zum 16. d. M. stürzte sich ein Arbeiter ans dem Fenster seiner im fünften Stock eines Hauses der Nüdersdorferstraße belegenen Wohnung hinaus und zog sich schwere innere Verletzungen zu. WitterungSübersicht vom 16. Juni. Stationen. Swinemünde tamburg. erlin.. Wiesbaden . München . Wien .. Haparanda Petersburg Cork... Aberdeen . Paris .. 759 762 762 765 767 761 761 756 768 765 767 NW EW NW Still W WNW NO NO O S SW »-Ä Ii 6 e i| V 5 2 4 6 4 2 1 1 2 2 Wetter W 1» g=55 c || ""c Ö wolkig heiler wollig bedeckt heiter halb bedeckt bedeckt Dunst heiter halb bedeckt bedeckt 14 14 12 11 13 12 17 19 13 12 14 Wetter-Prognose für Sonntag, den 17. Juni 1864. Zeilweise heiteres, vielfach wolkiges, zunächst etwas war- meres Wetter mit leichten Regensällen und mäßigen westliche» Winden. Berliner Wetterbureau.