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Nr. 330. 34. Jahrg.

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Telegramm- Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblatt.

10 Pfennig

Der Anzeigenpreis Beträgt f. Die siebengespaltene Solonel. geile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", bas fettgedrudte Bort 20 fg.( u lässig 2 fettgedruckte Worte), jedes weitere Borf 10 Bfg. Stellengefuche und Schlafstellenanzeigen das erste Bort 10 Bfg., jebes weitere Boris Big. Worte über 15 Buchstaben zählent fir zwei Borte. Teuerungszuschlag 20%. Familien Anzeigen 50 fs., politische u. gewertschaftliche Vereins­Sinzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Rummer müffen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft, Berlin 2.68, Lindenstraße 3, cb= gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutfchlands.

Redaktion: SW. 68, Lindenstraße 3. Fernivrecher: Amt Moritplas, Nr. 151 90-151 97.

Sonntag, den 2. Dezember 1917.

Expedition: SW. 68, Lindenstraße 3. Ferniprecher: Amt Moritplas, Str. 151 90-151 97.

Rußland zum Sonderfrieden bereit.

Wiederum heftige Schlacht bei Cambrai

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Die Engländer in Gegenangriffen zurückgeworfen Beiderseits Banteng die ersten feindlichen Linien durchstoßen, Dorf Gonnelien genommen und gehalten 4000 Gefangene Italienische An­griffe gegen Monte Pertica. Amtlich. Großes Hauptquartier, 1. Dezember 1917.(.. B.)

Weftlicher Kriegsschauplah.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht. In Flandern blieb die Artillerietätigkeit in mäßigen Grenzen.

Südöstlich von Arras hielt das verstärkte Feuer an.

Die Schlacht bei Cambrai ist gestern erneut mit großer Heftigkeit entbrannt! Eigene Gegenangriffe zur Verbesserung unserer Stellungen hatten vollen Erfolg. Stärkste Feuerwirkung von Artillerie und Minenwerfern bahnte unserer Infanteric den Weg in die feindlichen Linien. Zwischen Moeuvres und Bourlon und von Fontaine und 2a Folie heraus warfen wir den Feind auf die Dörfer Graincourt, Anneng und Cautaing zurüd.

Beiderseits von Bauteng erstürmten unsere Truppen von der Schelde herauf die Höhen auf dem Weftufer des Flusses, burchstießen die ersten seindlichen Linien und nahmen die Dörfer Gounelieu und Billers Guislain. Der zähe sich wehrende Feind erlitt schwere Berlufic. 4000 Engländer wurden gefangen, mehrere Batterien wurden erbeutet.

Gegenangriffe, die der Feind am Abend gegen Gonne. Lieu auch unter Einsatz von Panzerwagen und Kavallerie führte, brachen verlustreich zusammen.

Scharfer Feuerkampf hielt auf dem Schlachtfelde die Nacht hindurch an.

Vervollständigter Text

des russischen Aufrufs.

Heeresgruppe Deutscher Kronpring.

Auf dem o ftlichen Maasufer war die Kampftätigkeit der Artillerien zeitweilig start.

Rittmeister Freiherr v. Richthofen errang feinen 63., Leat­nant Klein seinen 22. Luftficg. Destlicher Kriegsschauplak und Mazedonische Front feine größeren Kampfhandlungen.

Italienische Front.

Angriffe der Jtaliener gegen den Monte Bertica scheiterten. Der Erste Generalquartiermeister.

2ubendorff.

Abendbericht.

Berlin , 1. Dezember 1917, abends. Au tlich. Auf dem Schlachtfelde bei Cambrai find starke englische Gegenangriffe gegen die von nns gestern genommenen Stellungen ge­scheitert.

Von den anderen Fronten nichts Neues.

Der österreichische Bericht. 2ien, 1. Dezember 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlaufbart:

Italienischer Kriegsschauplak. Auf dem Monte Pertica wurden italienische Vorstöße abgeschlagen, Deftlicher Kriegsschauplah

Unverändert.

Albanien .

Westlich von Korca vereitelten albanische Freischaren durch ungefäumt einschende Gegenstöße einen französischen Angriff.

Der Chef des Generalstabes.

lungen. Wenn die Alliierten keine Bevollmächtigten senden, werden wir uns in Berhandlungen mit den Deutschen allein einlaffen, Wir erstreben den allgemeinen Frieden; aber wenn die Bour­goisten in den alliierten Ländern uns zwingen, einen Separat­frieden zu schließen, so wird die Verantwortung dafür auf sie

Friedensverhandlungen am 1. Dezember Sonder fallen. frieden mit Deutschland .

Der Tert des russischen Friedensvorschlages, den die österreichische Regierung veröffentlicht hat, ist nicht voll ständig. Es fehlt eine Reihe wichtiger Säße, die wir nach einem Telegramm der Petersburger Telegraphenagentur vom 29. November, wiedergegeben im Kopenhagener Socialdemo­traten", nachtragen:

An die kriegführenden Wölfer!

Arbeitskammern.

Von Robert Schmidt.

Zu den sozialpolitischen Aufgaben, die gegenwärtig in den Vordergrund des Interesses gerückt sind, gehört u. a. die Errichtung von Arbeitskammern. Es handelt sich dabei unt eine alte Forderung der Arbeiter. Sie ist von den Vertretern der sozialdemokratischen Fraktion wiederholt im Reichstage erhoben worden und erhielt ihre erste Formulierung in dem Arbeiterschutzgesez- Entwurf der sozialdemokratischen Partei vom Jahre 1885. Die Regierung hat ihre anfänglich ableh­nende Haltung in der Frage aufgegeben; sie hat auch zweimal einen Gejezentwurf auf Schaffung einer gefeglich anerkann ten Arbeitervertretung dem Reichstag vorgelegt. Der lette Entwurf scheiterte an dem Widerstande der Negierung der die Beschlüsse des Reichstags zu weit gingen. Im wesentlichen handelte es sich um die höchst kleinlichen Streitfragen, ob Ar­beitersekretäre in die Arbeitskammer gewählt werden dürften und ob die Arbeitskammer sich auch auf die Angestellten in staatlichen Betrieben erstrecken sollte.

Da nunmehr die Frage der Schaffung einer Interessen­vertretung der Arbeiter wieder aktuell geworden ist und die Regierung ihren Widerspruch in den oben erwähnten Fragen aufgegeben hat, erschien es angebracht, daß die interessierten Kreise ihre Wünsche in präziser Form zum Ausdruck bringen. Dasistinzwischengeschehen. Es sind die sämtlichen Gewerkschaftsgruppen und Angestelltenverbände zusammen­getreten, um unter Anlehnung an den ehemaligen Regie­rungsentwurf eine Neuformulierung des Gesetzes durchzit­arbeiten. Diese Neugestaltung des Gesezentwurfs soll dem Reichstag unterbreitet werden und bei der Einstimmigkeit, mit der in diefer Frage die Wünsche in Arbeiter- und Ange­stelltenfreisen erhoben werden, ist anzunehmen, daß diesen Wünschen nunmehr Rechnung getragen werden wird.

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Aus dem Inhalt des ansgearbeiteten Entwurfs mögen folgende, von dem alten Arbeitskammer- Geschentwurf grund­säßlich abweichende Forderungen hier hervorgehoben werden: Der neue Entwurf hebt die Bildung der Arbeitskammern nach Berufen auf und fordert die Bildung nach Bezirken. Dabei soll der Berufseigentümlichkeit dadurch Rechnung getragen werden, daß die Kammern für die einzelnen Gewerbezweige, für Land- und Forstwirtschaft, für technische und kaufmännische Angestellte, besondere Abteilungen bilden. Der Organisation ist durch diese Aenderung eine breitere Grundlage gegeben und ein umfassendes Gebiet zu praktischer Wirksamkeit er­betrieben beschäftigten Arbeiter und Angestellten den Arbeits. fammern angeschlossen werden. Es bleibt also keine Berufs­gruppe außerhalb des Tätigkeitsgebietes der Arbeitskammern. Ueber die Aufgaben der Arbeitskammern sagt der§ 2 des Gesezentwurfs folgendes:

Soldaten, Arbeiter, Bauern in Frankreich , Italien , den Beröffnet. Natürlich sollen auch die in Gemeinde- und Staats­einigten Staaten, Belgien und Serbien ! Am 1. Dezember findet die Eröffnung der Friedensverhandlungen statt. Wir erwarten Gure Bevollmächtigten. Handelt! Verliert nicht eine Stunde! Nieder mit dem Winterfeldzug! Nieder mit dem Krieg! Es lebe der Frieden und die Mündigkeit der Völker!

Mittlerweile hat, wie bekannt, die gegenwärtige deutsche Regierung ihre Bereitwilligkeit erklärt, auf das russische Friedensangebot einzugehen und die deutsche Volks­Als Antwort auf unseren Vorschlag, augenblicklich an allen vertretung hat zu dieser Haltung der Regierung ihre Zustim Fronten Waffenstillstand zu schließen mit dem Ziel des so forti mung ausgesprochen. Es besteht daher für die deutschen Ar­gen Friedens ohne Annegionen und ohne Kriegsentschädi beiter in diesem Augenblick fein Grund, auf den Sturz der gungen mit dem Recht für alle Nationen, frei über ihre Schicksale Regierung hinzuarbeiten. Desto mehr besteht aber für sie zu verfügen, schlägt der Oberstkommandierende Eekondeleutnant und ihre Vertreter die Pflicht, in wachsamer Bereitschaft da­Krylenko vor, den Beginn der Verhandlungen zu verschieben auf für zu sorgen, daß die Verhandlungen in wahrhaft de. Den 19. November( alten Stils, 1. Dezember neuer Zeitrechnung), mokratischem Geiste geführt werden, damit das er bamit man aufs neue den Regierungen der Altierten por strebte iẞel auch wirklich erreicht wird. schlagen kann, ihre Stellung zu den Friedensverhandlungen fest­zulegen. Die militärischen Operationen sind durch gegenseitige Vereinbarung eingestellt und es haben keinerlei Truppenverschiebungen in den Ietten fünf Tagen stattfinden dürfen. Wir er streben eine augenblickliche Antwort von den Arbeiterklassen in den alliierten Ländern: Wünschen Sie, daß am 1. Dezember Friedens­verhandlungen eingeleitet werden sollen? Die Frage ist klar und deutlich gestellt.

Vertagung des Reichstags.

Der Reichstag hat sich gestern gegen den entschiedenen Widerspruch der sozialdemokratischen Fraktion und der Unab­hängigen vertagt.

Die Gründe dieses Widerspruchs sind aus dem Bericht er­fenntlich und überdies außerordentlich einleuchtend. Wäh rend über den Frieden im Osten entschieden wird, muß der Reichstag beisammen bleiben! Erreicht wurde aber nur, daß der Präsident erklärte, eine lange Bertagung sei nicht beabsichtigt und die Einladung zur nächsten Sigung werde eventuell telegraphisch erfolgen.

Soldaten, Proletarier, Arbeiter und Bauern! Wollt Ihr zu­sammen mit uns entscheidende Schritte zum Bölferfrieden tun? Mir. der Rat der Volkskommissäre, wenden uns an die Arbeiter­massen in Deutschland , Oesterreich, Türkei und Bul­ garien . Der Friede, den wir vorschlagen, muß auf loyalem Berständnis beruhen, der jedem Volk freie Entwicklung seines öko­nomischen und fulturellen Lebens sichert. Ein solcher Friede kann nur geschlossen werden, mit Hilfe eines direkten und mutigen Verschärft wurde der Widerstand der Sozialdemokraten Kampjes der rebolutionären Massen gegen die imperialistischen durch gewisse Vorgänge in der Haushaltskommission, die Bläne und Eroberungsbestrebungen. Litauen betreffen, und einstweilen vertraulich behandelt Die fiegreiche Revolutionsregierung legt fein Gewicht darauf, I werden. Es handelte sich um einen Tatbestand, der von Cohn von den professionellen Ausübern der kapitalistischen Diplomatie( Unabh. Soz.) vorgetragen, von Erzberger bestätigt anerkannt zu werden.

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Die Antwort auf diese Frage( ob die Diplomatic Ausdrud der Völkerwünsche ist Red. d. Borwärts") muß gegeben werden, aber feine Antwort in Worten, sondern eine Antwort, die ihren Ausschlag durch Zaten gibt.

wurde, und der Scheidemann zu der Bemerkung veran­laßte, die Politik müffe in der Wilhelmstraße und nicht im Hauptquartier gemacht werden. Inzwischen werden ja boffent­lich die Friedensunterhaltungen mit Rußland beginnen, und da wird sich bald herausstellen, daß man mit der bolschemiſti­Das russische Heer und das russische Volf will und kann nicht ichen Regierung nicht nach Methoden der Geheim. länger warten. Am 1. Dezember beginnen wir Friedensverhand- diplomatie verhandeln kann,

Insonderheit gehört zu den Aufgaben der Arbeitskammern und der Abteilungen(§ 16):

1. ein gedeihliches Verhältnis zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu fördern;

2. die Staats- und Gemeindebehörden in der Förderung der im§ 1 bezeichneten Interessen durch tatsächliche Mitteilungen und Erstattung von Gutachten zu unterstützen. Auf Ansuchen der Staats- und Gemeindebehörden haben sie bei Erhebungen über die gewerblichen und wirtschaftlichen Verhältnisse in ihrem Be­zirke mitzuwirken sowie Gutachten zu erstatten insbesondere über a) den Erlaß von Vorschriften auf Grund von§§ 105b Abs. 2 und 3, 105d, 105e Abs. 1,§§ 120, 120e, 128, 189a, 139c bis m, 154 Abs. 4 der Gewerbeordnung;§ 62 des Handels­gesetzbuches und von Bergpolizeivorschriften, die den Schuß des Lebens oder der Gesundheit der Arbeiter und die Auf­rechterhaltung der guten Sitten und des Anstandes durch die Einrichtung des Betriebes begiveden, sowie von ent= sprechenden Polizei- und anderen Vorschriften auf Grund der Reichs- und La desgesetzgebung;

b) die in ihrem Bezirte für die Auslegung von Verträgen und für die Erfüllung von Verbindlichkeiten zwischen Ar­beitgebern und Arbeitnehmern bestehende Verkehrssitte; 3. Wünsche und Anträge, die ihre Angelegenheiten(§ 1) be= rühren, zu beraten;

4. Veranstaltungen und Maßnahmen, welche die Hebung der wirtschaftlichen Lage und der allgemeinen Wohlfahrt der Mr­beitnehmer zum Zwecke haben, anzuregen und auf Antrag der Vertreter der hierfür getroffenen Einrichtungen an deren Ver­waltung mitzuwirken;

5. Mitwirkung bei der Regelung des gewerblichen und taufmännischen Lehrlings- und Schulwesens, sowie Anteilnahme an der Schulverwaltung;

6. Förderung der Bestrebungen zum Abschluß von Tarif­berträgen, insbesondere durch Sammlung von Material, sowie auf Anrufen der Beteiligten beim Abschluß von Tarifverträgen mitzuwirken;

7. die Errichtung von Fachausschüssen für die Hausindustrie und deren Tätigkeit, insbesondere durch Vereinbarung und Rege­lung der Rohn- und Arbeitsbedingungen zu fördern;