Nr. 336. 34. Jahrg.

Bezugspreis:

Vierteljährt. 4,50 Met. , monafl, 1,80 VEL frei ins Haus, borauszahlbar.Einzelne Nummern 10 Big. Bostbezug: Monat li 1,50 Mt. Unter Kreuzband für Deutschland und Desterreich- Ungarn 8- M., für das übrige Ausland 4,50 Mt. monatlich. Bersand ins Feld bei diretter Bestellung monatl. 1,50 RL. Bostbestellungen nehmen an Däne mart, Holland , Luxemburg , Schweden und die Schweiz . Eingetragen in die toft Zeitungs- Brelsiifta Erscheint täglich.

Telegramm Adresse:

Sozialdemokrat Berlin ".

Vorwärts

Berliner Volksblaff.

10 Pfennig

Der Anzeigenpreis Beträgt f. die fiebengespaltene Kolonel geile 60 Bfg. Kleine Anzeigen", Bas fettgebrudte Wort 20 Big.( 3 läffig 2 fettgebrudte Worte), jedes weitere Bort 10 Bfg. Stellengesuche und Schlafstellenanzeigen das erste Wort 10 Bfg., jedes weitere Wort 5 Pfg. Borte über 15 Buchstaben zählen für gwet Worte. Teuerungszuschlag 20% Familien Anzeigen 50 fs., politische u. gewertschaftliche Berine­Anzeigen 40 Bfg die Zeile. Anzeigen für die nächste Nummer müssen bis 5 Uhr nachmitt. im Hauptgeschäft. Berlin. 68, Lindenstraße 3, ab= gegeben werden. Geöffnet von 8 Uhr früh bis 7 Uhr abends.

SW Zentralorgan der fozialdemokratifchen Partei Deutschlands .

Redaktion: Sw. 68, Lindenstraße 3.

Fernivrecher: Amt Morisvlas, Nr. 151 90-151 97.

Sonnabend, den 8. Dezember 1917.

Expedition: Sw. 68, Lindenstraße 3. Ferufbrecher: Amt Morisvlat, Nr. 151 90-151 97.

Trotzki über die Friedensbedingungen.

Ergänzungsgewinne bei Cambrai

Marcoing feindfrei- Erbitterte Kämpfe

nördlich La Bacquerie

-

Monte Sifemol erstürmt

In Italien Bisher

-

15.000 Gefangene.

Amtlich. Großes Hauptquartier, 7. Desember 1917.( 2. Z. B.)

Weftlicher Kriegsschauplag.

Heeresgruppe Kronprinz Rupprecht.

Das im pern Bogen zeitweilig stärfere Feuer dehnte fich nach Süden bis zur 2y8 aus.

Auf dem Südufer der Scarpe war der Artilleriekampf am Abend gesteigert.

Zwischen Graincourt und Marcoing führten Heinere Unternehmungen zur Verbesserung unserer Stellungen. Das Gehöft La Justice wurde erstürmt. Marcoing vom Feinde gefäubert.

Nördlich von 2a Bacquerie behaupteten wir unsere Stellungen in erbitterten Kämpfen gegen englische Handgranaten angriffe. Vorübergehend eindringender Feind wurde im Gegen stoß zurückgeworfen.

Heeresgruppe Deutscher Kronprins Auf beiden Maasufern war die Feuertätigkeit am Nach. mittage lebhaft.

Seeresgruppe Herzog Albrecht. Rheinische Landwehr brachte von fühnem Borstoß in die französischen Gräben im Walde von Apremont 20 Ge fangene ein.

Leutnant Müller errang feinen 36. Luftfieg.

Deftlicher Kriegsschauplan.

Nights Besonderes.

Mazedonische Front.

Geringe Gefechtstätigkeit.

Italienische Front.

Jn Ausnutung ihrer Erfolge haben die Truppen des Feld­marschalls Conrad den Monte Sifemol erstürmt. Die Zahl der in den Sieben Gemeinden gemachten Gefangenen hat fich auf 15 000 erhöht.

Der Erfte Generalquartiermeister.

Ludendorff.

Abendbericht.

Berlin , 7. Dezember 1917, abends. Amtlich. Im Westen waren örtliche Kämpfe beiderseits von Graincourt für uns erfolgreich.

Von den anderen Fronten nichts Neues.

Der österreichische Bericht. Bien, 7. Desember 1917.( W. T. B.) Amtlich wird verlautbart: Deftlicher Kriegsschauplatz.

Waffenruhe.

Italienischer Kriegsschauplatz.

Die Truppen des Feldmarschalls Conrad haben im Angriffe weitere Erfolge errungen. Desterreichische Schüßenregimenter brachen in mehrstündigen erbitterten Nahkämpfen den feindlichen Widerstand auf dem Monte Sisemol. Mit dem Fall dieses durch Wochen zähe verteidigten Bollwerts verfor der Italiener über tausend Gefangene und große Mengen von Kampfmitteln aller Art. Die Gesamtzahl der seit dem 4. Dezember östlich von Afiago eingebrachten Gefangenen ist auf 15.000 gea ftiegen. Auch die Geschützbeute hat sich erhöht.

Der Chef des Generalstabes.

schen 2andgebiete felber die Frage über ihren Anschluß an ihrer freien Wahl richten muß.

Die Waffenstillstands- Verhand- ein anderes Land entscheiden sollen und daß Deutschland sich nach

lungen.

Abschluß der Vorarbeiten.

Amtlich: ,, Vertreter der vier verbündeten Mächte und die zurückgebliebenen Mitglieder der russischen Delegationen hielten geitern Vormittag und Nachmittag Kommissionssisungen ab, in denen die Redaktion der Situngsprotokolle und die Vor­arbeiten für die kommenden Bollsisungen

abgeschlossen wurden."

Lettische Erklärung gegen deutsche Annexionsabsichten.

Der provisorische Rat für Sturland, das lettische Zentral­fomitee für Flüchtlingshilfe, die lettisch- nationale Militärunion sowie die Gesellschaft lettischer Künstler und Schriftsteller ver­öffentlichen, wie wir der" Humanité" entnehmen, folgenden Aufruf:

Bor Europa und den Verbündeten legen wir mit Entrüstung unferen allerschärfsten Protest ein gegen die Anncgion Rurlands durch Deutschland und gegen die Teilung Litauens .

Not und Freiheit.

Zum preußischen Wahlrechtskampf.

Die erste Lesung der Wahlrechtsvorlage nähert sich dem Ende. Dann gehen die Gefeßentwürfe in die Kom­mission. An die Stelle der großen Debatte über Grundsäge treten die zähen Stämpfe um einzelne Posi­tionen, treten Winkelzüge und Gegenzüge, um sie zu durch freuzen, Verschleppungsmanöver und Versuche, sie zu ver­hindern. Die deutsche Oeffentlichkeit, die mit Erregungsstoff reich geladen ist, wird diese Verhandlungen mit größter Auf­merksamkeit verfolgen, so daß schon jetzt der Rat angebracht ist, nicht allzu unbekümmert mit dem Licht in der Pulver­tammer spazieren zu gehen.

Die Debatte in der Vollversammlung hat sich bisher, wie zu erwarten war, zum großen Teil um die Frage gedreht, wie hoch die Bedeutung des föniglichen Wahl­rechtsversprechens zu bewerten sei, wobei auf ertrem­monarchistischer Seite die offenkundige Neigung zutage trat, fie so gering wie möglich einzuschäßen. Die konservativen Redner machten keinen Sehl aus ihrer Ueberzeugung, daß dieses Versprechen der Krone unter dem Zwang einer Not­Iage abgepreẞt worden sei. Antwort von der Linken her: Welche Rolle spielt dabei die Krone?

In der Tat! Welche Rolle spielt dabei die Krone? Ist die konservative Auffassung richtig und hat der Krone was die Minister entschieden bestreiten bei der Abgabe ihres Versprechens die volle Freiheit der Entschließung gefehlt, dann war die Erwirkung der Wahlrechtsbotschaft e in revolutionärer Aft, und dann ist die Krone auc heute noch Kampfobjekt zwischen einer revolutionären und einer fonterrevolutionären Bewegung. Das ist, wie von tonservativer Seite nicht bestritten werden kann, die selbst­verständliche Schlußfolgerung aus der konservativen Auffassung.

Die Konservativen denken aber nicht nur folgerichtig, sondern sie handeln auch danach Als fonterrevolutionäre Bartei wollen sie sich des Monarchen wieder bemächtigen und diesen zwingen, entweder den bestehenden Zustand weiter zu dulden oder aber eine Reform zu sanktionieren, die den von ihm proklamierten Absichten widerspricht. Im Kampf gegen das Bolk wollen fie den König auf ihre Seite bringen und ihn mitverantwortlich machen für das, wofür das deutsche Volk, mindestens zu neun Zehnteln, sie verdammen und ver­fluchen wird.

Dieser Frontwechsel der preußischen Monarchie könnte na türlich erst erfolgen, wenn die Not I age, unter deren Druck die Botschaft vom 11. Juli erfolgt ist, nicht mehr besteht. Den Mantel braucht man nur, solange es regnet, und wenn wieder Schönwetter ist, hängt man ihn in den Schrank. In einer Notlage befand sich Friedrich Wilhelm III., als er dem preußi­schen Volk die Verfassung versprach, aber als die Notlage vor­bei war, kam die Verfassung nicht, so daß erst 1848 eine neue Notlage geschaffen werden mußte, aus der sie dann ent­stand. Als aber auch diese Notlage vorüber war, wurde das Kernstüd herausgebrochen und durch das Dreiklassenwahlrecht

Wie Reuter berichtet. will eine Meldung der„ Daily Mail" aus Petersburg vom Dienstag wissen, daß Abordnungen für den Abschluß des Waffenstillstandes beschlossen haben, nur die Wir erheben noch einmal uniere Stimme, um unsere Frei­Frage des Waffenstillstandes zu besprechen und die Friedens heit gegenüber dem Germanentum zu fordern. Wir appellieren berhandlungen einer europäischen Stonferenz zu überlassen. an die Verbündeten, auf daß sie im Namen der fleinen Bälter und Es ist ganz felbstverständlich, daß die Abordnungen, die jetzt als Berteidiger der Menschlichfett ibre Berwahrung dagegen einlegen. beraten, lediglich über die Frage der Waffenruhe zu befinden Wir sind davon überzeugt, daß uns das großmütige Frant erfept. haben. Schwerlich aber werden sie sich für befugt halten. reich der Vorfämpfer der Freiheit, vor dem Germanentum nicht einen Beschluß zu fassen, der, in der Fassung des Londoner im Stich laffen wird, gegen das wir seit sieben Jahrhunderten Blattes, über diese Befugnis hinausgreifen würde. Die Daily unabhängig gefämpft haben, daß das mächtige England die An­Mail" möchte wohl nur für gewisse Gemüter ausdrücklich fichten einer deutschen Hegemonie an der baltischen Küste nicht betonen, daß Waffenruhe noch weitab vom Frieden sein fann. bulben wird, und daß das demokratische merita der deutschen Der russische Mitarbeiter des Bund" berichtet: Peters- Autofratie nicht gestatten wird, auf freie Länder ihre Hand zu burger Blätter melden über große Kundgebungen, die aus legen. Anlaß der Ankündigung von Waffenstillstandsverhandlungen Wir bedauern an diesem Aufruf, daß er sich nur an die in Petersburg veranstaltet wurden. Dem Betersburger.Dien " Gegner Deutschlands , nicht aber an das deutiche Bolt zufolge soll der Newsfipro peft in Petersburg in Friedens selbst richtet, dessen Vertretung in ihrem Beschluß vom prospeft" umgenannt werden. 19. Juli jede politische und wirtschaftliche Vergewaltigung abgelehnt hat. Das deutsche Volt gönnt den Letten jede Freiheit, die sie für sich in Anspruch nehmen, und trägt fein Verlangen nach ihrem Land.

Trotkis Friedensbedingungen. Tropki hat in einer Rede über die Unterhandlungen um Waffen. stillstand, wie der Kopenhagener" Socialdemokraten" aus Petersburg vom Mittwoch erfährt, erklärt:

Unsere Delegationen werden eine offene und ehrliche Sprache führen. Sie werden die Deutschen fragen: Sind Sie damit ein verstanden. augenblidlich leinen Waffenstillstand auf allen Fronten zu schließen? Wenn die Frage bejaht wird, werden wir sie bitten, ihre Verbündeten davon zu unterrichten, damit diese ihre Vertreter senden

fönnen.

Ein Volksrat der Bolschewiki. Petersburg, 6. Dezember. ( Reuter.) Bewaffnete Magimaliften befesten den Marienpalast und vertrieben den Auruistichen Ausschuß tür die Wahlen zu der Verraffunggebenden Berfammlung.

Man kann sich des Gedankens nicht erwehren, man muß ihn offen aussprechen: Die Herren Junker wären vielleicht etwas weniger fed gewesen, wenn sie nicht glaubten, daß die Notlage des Dezember weniger drückend fei als die des Juli. Das Volk hat mit seinem Blut, seiner Arbeit, seinen Entbeh rungen die Notlage des Juli wesentlich erleichtert, und es wird sie in seinem eigenen Interesse hoffentlich ganz beheben. Die Junker ziehen aber aus folchen Leistungen des Boltes, 1917 wie 1817, genau diefelbe Folgerung: Da die Not vorbei sei, brauche man gegebene Versprechungen nicht mehr zu halten.

-

-

Was ergibt sich aber aus diesem Verhalten des Junker­tums für die demokratischen Gegenspieler? Werden sie da­durch nicht gerade dazu herausgefordert, das Eisen zu schmieden, solange es heiß ist? Lange Fristen sind doch nur möglich, wo Vertrauen ist, wo es fehlt, muß auf Bar­zahlung gedrungen werden. In den letten drei Ta gen ist aber der lebte Rest von Vertrauen zum Dreitlassenparlament in die Binsen ge­gangen, und was zur Erschütterung des Vertrauens in die Krone geschehen konnte, das ist von den Konservativen besorgt worden.

P

Bern, 6. Dezember. Temps" meldet aus Petersburg . Die Magimaliften baben folgende Neugrupppierung gebildet: Erstens, die sozialistischen Revolutionäre der Gruppen Kampow, Im Kriege gibt es aber Intereffen, die wir alle gemein­Unsere zweite Frage wird sein: Beabsichtigen Sie, einen bemo- Natanion und der Kiridowna, die internationalistischen Sozialisten der fam zu vertreten haben, und das berechtigt uns zu einer War­fratifchen Frieden zu schließen? Gruppe Martow , drittens, das Zentralfomitee der Eisenbahner. nung auch an unfere Gegner. Sie geben sich zum Teil den Wenn wir allein den Waffenftillstand eingehen müssen, werben vierten, das Zentralfomitee der Telegraphen und Boitangest ten, leichtfinnigften Borstellungen hin, wenn sie wir den Deutschen erflären baß wir es für unzulässig ansehen, daß fünftens, die internationalistische Preffe. Die Gruppen werden glauben, es sei möglich, die Wahlreform entweder ganz zu vera Iruppen von der russischen Front an die andere einen Boltsrat von 370 Mitgliedern bilden. In Erwartung eiteln oder aus ihr zu machen, was ihnen beliebt und was Front geworfen werden, weil wir einen lohalen Waffen- der Berfaffunggebenden Versammlung werde man eine vor ihren eigenen Klasseninteressen entspricht. Es ist ein ver­ftillstand vorschlagen und nicht wünschen, daß Frankreich und Eng- biefem Nate verantwortlice Regierung zu bilden hängnisvoller Irrtum zu glauben, weil das Volk über und land vermittels des Waffenstillstandes getroffen werden. berfuchen. Tider now und die Minimalisten weigern sich, fich über in Ernährungsforgen verstridt fei, fönne man Wir werden erflären, daß die Lettischen und turländi- der Neuorganisation anzuschließen. in einem Dreiflassenkammerausschuß ungestört ein nedisches